Raus aus der Krise

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Am nächsten Morgen sucht er den Strand nach Essbarem ab, die Ausbeute ist gering. Er ist zu ungeduldig, er will los. Insgeheim hofft er, dass bereits nach der nächsten Biegung ein schmuckes Dorf liegt. Diese Hoffnung hat er bei jeder Klippe, welche er hinter sich bringt. Gegen Mittag nimmt die Erschöpfung wieder zu und er kommt kaum noch vorwärts.

Dann endlich, er späht um den Felsen und da, er glaubt es kaum. Ein kleines Dorf, vermutlich nur vier, maximal zehn Hütten. Sind sie bewohnt? Nehmen ihn die Leute freundlich auf und helfen sie ihm weiter? Er erlebte die Begrüssung nicht mehr, etwas ausserhalb des Dorfes bricht er zusammen und wird ohnmächtig.

Das Interview

Gespannt sitzt Max im Gartenrestaurant, wer wird ihn ansprechen? Er hasst Begegnungen mit Unbekannten. Man kommt sich vor, wie jemand, der auf ein Heiratsinserat geantwortet hat und nun dem Rendezvous entgegenfiebert. Sein Treffen mit der unbekannten Person hat anscheinend ganz andere Gründe, aber er weiss nicht einmal welche.

Zum Glück muss er nicht lange warten, eine gutgekleidete Dame tritt an seinen Tisch: «Sie sind sicher Max Meier?»

«Ja, und Sie?»

Max ärgert sich, dass er nicht mehr herausbringt, aber er ist es noch nicht gewohnt, sich mit hübschen Frauen zu unterhalten.

«Ich bin eine selbständig arbeitende Journalistin und habe von ihrem Abenteuer in Ägypten erfahren. Wenn sie nichts dagegen haben, möchte ich gerne einen Bericht darüber schreiben», klärt ihn die hübsche Dame auf, «ich heisse übrigens Susanne Walter. Hier ist mein Presseausweis.»

«Und wenn ich etwas dagegen habe?», fragt Max, er hatte mit etwas ganz anderem gerechnet, als auf der Strasse ihm jemand einen Zettel zusteckte, auf welchem stand:

Können wir uns im Erstklass-Restaurant im Bahnhof Olten treffen? Es wird sich für Sie lohnen. Ein gutes Nachtessen liegt auf jeden Fall für Sie drin. Zeit heute 19 Uhr.

So eine Einladung macht einem neugierig und bei seinem Budget, ist ein Gratisnachtessen nicht zu verachten. In einem Erstklass Restaurant hat er schon lange nicht mehr gegessen.

«Warum sollten Sie etwas dagegen haben?», fragt die Reporterin.

«Nun, Erstens habe ich keine Zeit, denn ich muss unbedingt ein Zimmer finden, ich will nicht mehr draussen übernachten und zweitens bin ich an Publizität nicht interessiert, solange ich keine Arbeit habe», entgegnet Max und will mit drittens und viertens weiterfahren.

«Bestellen wir doch zuerst unser Nachtessen», schlägt Frau Walter vor, «dann gehen wir in aller Ruhe die Punkte durch», schliesslich fügt sie noch hinzu, als sie das Gesicht von Max bemerkt, «es geht auf meine Rechnung, auch wenn wir uns nicht einig werden.»

Das ist genau das was Max hören will und er ist zusätzlich erleichtert, dass auch der Kellner wenigstens diesen Satz mitbekommen hat. Also macht er sich daran, die Speisekarte zu studieren. Als er die Preise sieht, hätte er sie am liebsten gefragt, ob sie nicht zusammen zu Mac Donalds umziehen könnten, um sich dann die Differenz auszahlen zu lassen. Er muss sich weit zurück erinnern, wann er das letzte Mal in einer solchen Speisekarte geblättert hatte.

Früher war er nie ein Feinschmecker und hatte nie das Gefühl, dass er das vornehme Getue vermissen würde. Also wählt er ein ganz normales Steak aus, noch längstens nicht das Teuerste, welches auf der Karte zur Auswahl stand.

«Mit Salat? Und was nehmen sie als Vorspeise?»

Max muss unbedingt noch eine Vorspeise aussuchen und als er zum Trinken eine Kola bestellt, schaut ihn die Reporterin einen Moment sprachlos an, bestellt sich dann auch nur ein Mineralwasser. Der Kellner verschwindet und ihr Gespräch von vorhin kann fortgesetzt werden.

«Also, bei der Zimmersuche, da könnte ich ihnen vielleicht helfen. Mit der Arbeitsstelle ist es etwas schwieriger, die sind im Moment leider sehr dünn gesät. Aber vielleicht könnte ein Honorar für die Story, die finanziellen Probleme etwas mildern. Aber es gibt da anscheinend noch andere Punkte?»

«Ja, das ist nicht so einfach. Ich möchte vor allem meine Freunde in Ägypten nicht in Gefahr bringen, wenn jemand erfahren würde, wer und wie ihm geholfen wurde, bringt er sie in Gefahr. Solche Regime sind manchmal recht brutal, wenn sie das Gefühl haben, einen Verräter entlarven zu können. Ich hoffe, das verstehen Sie?»

Max setzt dazu noch ein ernstes Gesicht auf.

«Es freut mich, dass es Ihnen nicht unbedingt darum geht, den Preis in die Höhe zu treiben», antwortet Frau Walter, «aber Sie haben natürlich Recht, ihre Freunde könnten tatsächlich in Gefahr geraten, das müssen wir verhindern. Also, ich verspreche Ihnen, keine Fotos, keine Namen und keine Details, welche den genauen Aufenthaltsort in Ägypten verraten würden.»

Die Reporterin geht sehr behutsam mit Max um, und er ist seinerseits sehr bemüht, sich die Informationen nicht aus der Nase ziehen zu lassen. Sie macht ihm schliesslich ein faires Angebot. Das Honorar, welches sie von den verschiedenen Zeitungen kassieren kann, würde aufgeteilt.

Im weiteren Verlauf des Abends reden sie überraschenderweise mehr über sie. Susanne Walter hatte vor zwei Jahren ihr Studium als Journalistin abgeschlossen. Sie ist gerade 27 Jahre alt geworden und arbeitet freiberuflich für verschiedene Lokalblätter. Susanne ist eine sportliche Erscheinung, etwa einen Meter siebzig gross, hat blaue Augen und mittellange, offene dunkelblonde Haare. Sie träumt wie viele junge Journalisten davon, die grosse Story zu schreiben, mit der sie endlich den Durchbruch schafft.

Max fühlt sich in Susannes Gesellschaft immer wohler, er hat seit Ägypten, keinen so unterhaltsamen Abend mehr gehabt. So langsam gefällt ihm die Art der Reporterin, wie sie ihm aus ihrem Leben erzählt, welches nicht ganz so dramatisch verlief, wie sein Leben in letzter Zeit. Doch auch sie hatte es nicht immer leicht, als freie Journalistin arbeiten heisst, um jede Zeile kämpfen, die man platzieren kann und das heisst in vielen Fällen, dass man unglaublich schnell sein muss. Zum Glück braucht sie nicht viel zum Leben, dank guten Beziehungen, fand sie eine günstige Altbauwohnung und ihr kleiner Fiesta ist eigentlich ihr einziger Luxus, sie braucht ihn unbedingt zur Ausübung ihres Berufs.

Inzwischen wird bereits das Dessert serviert und Frau Walter bemüht sich immer noch, nicht auf das eigentliche Thema zurückzukommen, sie will zuerst das Vertrauen von Max gewinnen. Susanne beginnt sich langsam, nicht nur aus beruflichen Gründen, für Max zu interessieren. Sie muss jedoch feststellen, dass Max ein Mensch ist, der sich nach innen abkapselt und nur sehr schwer zugänglich ist. Ein Mensch auch, der sehr interessante Ansichten hat, die sie immer mehr interessieren, auch wenn sie nicht mehr so sicher ist, dass die Story zustande kommt, die sie sich erwartet hat.

Langsam taut auch Max auf und erzählt, von seiner früheren beruflichen Karriere, welche so schnell zu Ende ging. Dann ging es langsam aufwärts, er fand eine neue Stelle, bis das Corona-Virus ihn erneut arbeitslos machte. Erstmals seit langer Zeit redet er auch mit jemandem über seine Ehe, seine beiden Buben und die Scheidung. Das sind Erlebnisse, welche Max erzählen kann, ohne jemand zu gefährden. Es tut ihm gut darüber zu reden, es ist das erste Mal, dass er ohne Hass an seine Exfrau denkt.

«Nenn mich bitte Max, ich bin den Herr Meier nicht mehr gewöhnt», bittet Max plötzlich und prostet ihr mit der Kaffeetasse zu.

«Danke, es soll gelten, meine Freunde nennen mich Susi», auch sie hebt kurz ihre Kaffeetasse, stellt sie jedoch sofort wieder hin, beugt sich vor und gibt Max zwei Küsse auf die Wangen. Max wird etwas verlegen und sein Gesicht rötet sich. Früher hatte ihm so etwas nichts ausgemacht, da war er den Umgang mit Frauen noch gewohnt, aber seit der Scheidung, war es die erste Berührung mit einer Frau.

«Du hast mir immer noch nicht erzählt, wie du von meiner Ägyptengeschichte gehört hast», fragt Max, «ich habe niemandem davon erzählt.»

«Ich habe da so meine Tricks», entgegnet Susi und lächelt dazu geheimnisvoll, «wo gedenkst du eigentlich die heutige Nacht zu verbringen?»

«Das ist eine ganz andere Geschichte, es ist eine warme Nacht, also werde ich mich irgendwo an der Aare in meinen Schlafsack verkriechen. Ich habe da schon schlimmeres erlebt.»

«Wenn du versprichst, schön brav zu sein, dann könntest du bei mir schlafen», macht Susi den überraschenden Vorschlag, «dann kann ich dir auch mein Geheimnis zeigen.»

«Das kann ich doch nicht annehmen, du hast schon genug Ausgaben gehabt und das mit dem Interview möchte ich mir noch gründlich überlegen, ohne dass ich unter Druck stehe», Max ist verlegen, obwohl er eigentlich gerne von diesem verlockenden Angebot Gebrauch gemacht hätte.

«Das hat doch mit dem Interview nichts zu tun, es war ein schöner und interessanter Abend für mich und ich könnte nicht schlafen, wenn ich wüsste, dass du draussen schlafen musst. Das ist reine Nächstenliebe!»

«Also, dein Angebot ist zu verlockend, aber du sagst es, wenn ich dir auf die Nerven gehe, du kannst mich mitten in der Nacht vor die Türe setzen. In Ägypten war die Gastfreundschaft irgendwie normal, in der Schweiz habe ich damit noch Probleme. Aber versuchen wir es. Danke für die Einladung!»

«Nichts zu danken», antwortet Susi und sucht nach dem Kellner, um die Rechnung zu verlangen.

«Es kostet mich ja nichts.»

Eine Viertelstunde später sitzen sie zusammen in ihrem Fiesta und fahren Richtung Aarburg. Max wird ganz still, denn er ist schnelles Autofahren nicht mehr gewohnt. Susi lässt sich in ihrem Fahrstil nicht beeindrucken und steuert ihren Kleinen, mit viel Gottvertrauen durch den spärlichen Verkehr. Für Max hat es immer noch zu viele Autos. Aber die rasende Fahrt geht gut und mit einem Ruck steht das Auto vor einem älteren Mehrfamilienhaus.

 

«So da wären wir», Susi löst ihren Sicherheitsgurt, «nicht gerade ein Schloss, aber für mich reicht’s. Komm steige aus, ich fresse dich nicht.»

Max steigt aus und folgt ihr zur Tür. Sie wohnt im zweiten Stock in einer Dreizimmerwohnung, als sie öffnet, wird sie von ihrer Katze freudig begrüsst, welche ihr aufgeregt um die Beine streicht. Ohne einen Unterschied zu machen streicht Schnurrli, wie die Katze heisst, auch um die Beine von Max.

«Ich hab's gewusst, dass sie dich mag», stellt Susi begeistert fest, «das macht sie sonst nur bei Leuten, die sie kennt! - Hier wohne ich also, das ist das Gästezimmer, da kannst du deinen Rucksack verstauen.»

Danach gibt es eine kurze Wohnungsbesichtigung, Küche, Bad, ihr Schlafzimmer und das Wohnzimmer mit einer einfachen Polstergruppe. Neben der Wohnwand steht eine grosse Stereoanlage mit Kopfhörer.

«Das ist mein Geheimnis», Susi weist stolz auf ihre Anlage, «neben der normalen Stereoanlage, ist dieses Gerät auch ein Kurzwellenempfänger von sehr guter Qualität. Damit habe ich vor zwei Wochen einen Funkspruch von einer Rotkreuzequipe aus Eritrea empfangen und die berichteten von einem Schweizer, welcher ihnen in einem Stranddorf übergeben wurde und fragten in der Zentrale nach, was sie mit ihm machen sollen.»

«Da bin ich ja einer richtigen Agentin ins Netz gegangen. Ich wusste gar nicht, dass man da mithören kann.»

«Das ist natürlich eine reine Glückssache, da kommen so viele belanglose Meldungen durch, dass es sehr schwer ist, eine wichtige Meldung herauszufinden. Aber nach dem Putsch in Kairo, habe ich mich auf diese Region spezialisiert und nach der ersten Meldung belauschte ich diese Frequenz dauernd. Aber das erzähle ich dir dann morgen.»

Susi macht noch einen Kaffee, sie zieht sich noch schnell um und trägt jetzt einen Bademantel. Max findet sie sehr verführerisch, aber er getraut sich nicht, irgendwelche Anspielungen in diese Richtung zu machen. Vielleicht hat er auch Angst zu versagen, denn es ist schon lange her, seit er das letzte Mal mit einer Frau geschlafen hatte und ausserdem braucht er zuerst ein Bad, was in einer Mietwohnung nachts um elf Uhr nicht möglich ist.

Sie hören noch etwas Musik und haben sich viel zu erzählen. Susi will alles wissen, nur über sein Ägyptenabenteuer stellt sie keine Fragen. Sie sitzen sich in den Polsterstühlen gegenüber und unterhalten sich wie langjährige Freunde. Schliesslich merkt Susi plötzlich, dass Max müde ist.

«Komm, ich mache dir das Bett, sonst schläfst du mir noch auf der Polstergruppe ein, du hast sicher einen anstrengenden Tag hinter dir», sie begibt sich ins Gästezimmer und kramt aus einem Schrank eine Decke und ein Kissen hervor.

«Geht es so?», fragt sie.

«Sicher, das ist das komfortabelste Bett, das ich seit langem gesehen habe. Du entschuldigst, aber ich kann die Augen nicht mehr offenhalten. Nochmals vielen Dank für alles, dieser Abend ist für mich wie ein Wunder.»

«Ist schon gut», sie steht ganz nahe vor ihm, schaut zu ihm auf und gibt ihm einen Kuss. «du interessierst mich, also bis morgen, - Schlaf gut.»

Schnell dreht sie sich um und verlässt das Zimmer.

Susi kann noch nicht schlafen. Sie stülpt sich den Kopfhörer über und sucht auf den Kurzwellen nach etwas Interessantem. Sie hat heute kein Glück. Gut, sie ist auch nicht richtig bei der Sache, immer wieder geht ihr Max durch den Kopf, er gefällt ihr, sein sehr schlanker braungebrannter Körper und seine interessanten Erzählungen, machen sie neugierig. Gut, - ein Mann mit dieser Vorgeschichte ist auch ein grosses Risiko, auch als Liebhaber ist er nicht das, was sie erwartet hat, sie will aber einen unverbindlichen Versuch wagen. Sie träumt davon, dass er ihr neuer Freund wird. Schliesslich gibt sie den Versuch auf, eine neue Story zu finden, sie hat noch genug mit der Alten zu tun und geht ebenfalls ins Bett, schläft jedoch sehr schlecht.

Als Max erwacht, schläft Susi noch, er geht leise in die Küche, schaut sich ein wenig um und findet was er sucht. Zehn Minuten später hat er den Kaffee fertig, auch ein paar Toastbrote, Käse und Marmelade findet er im Kühlschrank. Möglichst leise deckt er den Tisch in der Essnische und ist nun für das Frühstück bereit. Soll er Susi einfach wecken? Er wartet noch ein paar Minuten, dann geht er zu ihrem Zimmer und klopft sanft an die Tür.

«Frühstück ist fertig», flüstert er leise und öffnet die Tür einen Spalt breit. Sie liegt tief in ihre Decke und Kissen vergraben im Bett und schaut ihn aus grossen Augen an und weiss im ersten Moment gar nicht was los ist.

«Guten morgen Max, das ist aber schön, wenn man so geweckt wird», flüstert sie verschlafen und wühlt sich langsam aus ihren Kissen, «ich komme gleich, in ein paar Sekunden bin ich ansprechbar.»

Max setzt sich an den Tisch, giesst bereits den Kaffee ein und wartet, bis sie aus ihrem Zimmer kommt. Sie flitzt schnell vorbei auf die Toilette.

«Ich muss mich noch etwas frisch machen», ruft sie im Vorbeigehen. Zwei Minuten später kommt Susi frisch frisiert aus dem Badezimmer zurück. Für Max etwas überraschend, trägt sie immer noch das sehr dünne Nachthemd und setzt sich zu ihm an den Tisch, wobei sie ihm im Vorbeigehen noch einen kurzen Kuss auf die Wange drückt.

«Das ist aber eine nette Überraschung. Danke!»

Sie streicht sich ein Toastbrot. Wenn sie sich vorbeugt, muss Max einfach ihre kleinen, aber schönen Brüste mit den dunkeln Brustwarzen bewundern, denn durch den Ausschnitt, hat man freie Sicht bis zum zarten Slip, den sie noch darunter trägt. Sie tut so, als ob sie nicht bemerken würde, dass Max durch den Anblick etwas irritiert wird.

«Hast du gut geschlafen?», fragt sie so beiläufig.

«Ja, es war herrlich, wieder in einem richtigen Bett zu liegen. Ich war gestern von der langen Reise total fertig. Aber jetzt geht es mir blendend.»

Der Rest des Frühstücks verläuft wieder etwas ruhiger, weder Max noch Susi wissen so recht, wie es weitergehen soll. Max langt beim Frühstück tüchtig zu, er hat immer noch einen grossen Nachholbedarf. Wie schwer er vor der Ägyptenreise war, weiss er nicht, aber er hat sicher nochmals fünf Kilo abgenommen und dabei war er vorher schon sehr stark abgemagert.

«Besten Dank, es war ausgezeichnet», Max wischt sich über den Mund, «hast du was dagegen, wenn ich ein Bad nehme, eine Badewanne habe ich schon lange nicht mehr benutzen dürfen.»

«Aber sicher darfst du ein Bad nehmen.»

Für Max ist es ein herrliches Gefühl, wieder einmal zu baden. Er erinnert sich gar nicht mehr daran, wann es das letzte Mal der Fall war, dass er in einer Badewanne gesessen hatte. Nach etwa einer Viertelstunde schaut Susi durch die Tür.

«Ich wollte nur schauen, ob du noch am Leben bist», erklärt sie verlegen, «gefällt dir anscheinend gut. Du kannst ruhig noch länger bleiben, aber ich will mich auch etwas zu recht machen, ich hoffe es stört dich nicht.»

«Nicht im geringsten, ich kann nur keine Garantie abgeben, dass ich genügend cool bleiben kann», erklärt Max und muss immer ihre schöne Figur bewundern, welche sich durch das dünne Hemd im Gegenlicht deutlich abzeichnet, was Max in gewisse Schwierigkeiten bringt, so dass er überall Schaum zusammensuchen muss.

«Soll ich dir den Rücken waschen», fragt Susi und Max wird rot. Ohne seine Antwort abzuwarten, setzt sie sich auf den Rand der Wanne und taucht mit der Hand ins Wasser, um die Seife zu suchen, welche ihr aus der Hand gefallen ist.

«Oh, was ist denn das», fragt sie ganz unschuldig und bleibt mit der Hand zwischen seinen Beinen, «gefällt dir das?»

«Und wie», haucht Max, «von mir aus kannst du weiter machen.»

Das lässt sich Susi nicht zweimal sagen, sie hat auch schon einige Zeit mit keinem Mann mehr gespielt. Für einen festen Freund hat sie einen zu unregelmässigen Lebenswandel und der Redaktor der Tageszeitung hat sehr selten Zeit, zu einem Seitensprung, da seine Frau gut auf ihn aufpasst. Sie befiehlt Max aufzustehen und seift ihn von oben bis unten ein. Sie umarmt ihn und gibt ihm einen langen Zungenkuss, was dazu führt, dass ihr Nachthemd durchsichtig an ihrem Körper klebt. Die Wanne schwappt über, als sie sich eng umschlungen küssen.

«Komm, wir machen im Bett weiter», flüstert sie ihm ins Ohr, «ich glaube, da ist noch viel Leben drin.»

Im Bett geht das Spiel munter weiter.

«Musst du eigentlich nicht arbeiten?»

«Ach weisst du, das ist das Schöne an meinem Job, wenn ich etwas Besseres zu tun habe, kann ich auch mal einen Tag auslassen und am nächsten das Doppelte arbeiten, oder dann verdiene ich halt ein bisschen weniger, aber das ist nicht so schlimm.»

Am Nachmittag sind die Zwei doch noch aus ihrem Liebesrausch erwacht und Susi erklärt Max, wie sie arbeitet. Es fängt meistens damit an, dass sie den Polizeifunk abhört. Wenn irgendwo ein Unfall gemeldet wird, fährt sie mit ihrem Fiesta los und hofft, dass daraus ein brauchbarer Bericht wird. Wenn sie einen solchen hat, so muss der bis um neun Uhr nachts in der Redaktion sein. Je nachdem, wie viele Zeilen in der morgigen Zeitung zu lesen sind, gibt es mehr oder weniger Geld. So einfach ist das, doch mit diesem Job hält sich Susi nur über Wasser. Insgeheim hofft sie immer noch auf ihre grosse Story und die sucht sie eben im Ausland, durch Abhören der Kurzwelle.

Sie legt eine Tonbandkassette ein und spurt sie zurück. Jetzt hört Max die Meldung, über einen Max Meier, der in Eritrea halb verhungert, dem Roten Kreuz übergeben wurde. Sie fragen in der Zentrale nach, was sie mit ihm machen sollen und bitten darum, seine Angehörigen zu informieren, er sei im Moment noch nicht ansprechbar und ausser seinem Namen, ist nur der Wohnort Olten, aber ohne genaue Adresse, bekannt. Vielleicht ist er arbeitslos, wird noch vermutet.

«Das war nun etwas für mich, ich machte mich auf den Weg zum Arbeitsamt, aber da waren alle in den Ferien. Also klapperte ich die Gammlerplätze in Olten ab und horchte mich ein wenig um, aber auch da warst du unbekannt. Doch ich gab nicht so schnell auf und endlich fand ich jemand, welcher sich an dich erinnerte.»

«Aa, der Max, das ist der, welcher einmal auf dem Arbeitsamt randaliert hat. Stock besoffen war er und hatte herumgebrüllt. Er fluchte über seine Exfrau und über seinen Exchef. Ich nahm ihn mit zum Gleisspitz, dort hat es ihm aber nicht gefallen und er ist sofort abgehauen. Ich glaube, er lebt immer an der Aare. Keiner hat je gesehen, wo er schläft, aber am Tag konnte man ihn immer mit einer Flasche Wein an der Aare beobachten. Vor ein paar Wochen hat er sich plötzlich verändert und trinkt nicht mehr, hat aber immer noch keinen festen Wohnsitz.»

«Das ist schon alles, was ich über dich herausgefunden habe. Na gut, es war noch nicht Alles. Ich erkundigte mich auch über deine Scheidung, deine Frau scheint dir nicht besonders nachzutrauern und deine zwei Buben haben schon wieder einen neuen Papa. Stimmt dich das nicht etwas traurig?»

«Wenn ich ehrlich bin, so muss ich sagen, dass ich sie praktisch aus meinem Gedächtnis gestrichen habe, wobei das reiner Selbstschutz ist, es machte mir am Anfang sehr zu schaffen, meine Buben nicht mehr zu sehen. Nun habe ich mich daran gewöhnt, es hätte auch keinen Zweck gehabt, mit ihnen Kontakt aufzunehmen, ich war froh, dass sie mich als Alkoholiker nicht sahen.»

«Das verstehe ich, aber wie bist du den plötzlich vom Alkohol losgekommen?»

«Das ist eine ganz andere Geschichte, aber darüber möchte ich nun wirklich nicht reden, das ist Privatsache.»

«Ich weiss immer noch nicht, wie du in dieses Dorf am Strand gekommen bist, aber das ist vermutlich auch Privatsache? Durch tägliches Abhören der Funker Meldungen hielt ich mich auf dem Laufenden. So erfuhr ich, in welchem Flugzeug du in die Schweiz zurückreisen wirst. Ich wunderte mich selber, dass keine Zeitung etwas über den gestrandeten Schweizer berichtete. In Kloten habe ich dich leider verpasst, da du nicht durch den normalen Zoll gekommen bist. Also musste ich dich in Olten am Bahnhof abfangen lassen, wobei die Aufgabe nicht sehr einfach war, aber mein Komplize, hat es dann doch geschafft, dich zu finden und dir den Zettel zuzustecken.»

«Du bist anscheinend ganz professionell eingerichtet», stellt Max fest.

«Das ist noch nicht alles, ich habe noch einen PC und ein Handy mit unbegrenzter Datenmenge.»

 

In den folgenden Wochen haben die zwei Spass miteinander. Max stempelt wieder und hat durch die lange Ferienzeit, für die das Taggeld angerechnet wurde, einen schönen Zahltag nach Hause gebracht. Susi vernachlässigt ihren Job anfangs ziemlich stark und ihre Einnahmen sinken beträchtlich.

Nach ein paar Wochen beginnt Max, Susi zu helfen. Er lauscht für sie am Funkgerät, oder er begleitet sie als Fotograf mit seinem neuen Handy mit einer besonders guten Kamera, bei Anlässen und Unfällen, was ihm allerdings gegen das Prinzip geht. Doch solche Bilder werden gut bezahlt und bei ihrer Finanzlage, können sie nicht wählerisch sein. Zudem, wenn sie die Bilder nicht schiessen, dann sieht er sie anderntags, trotzdem in der Zeitung. Also fahren sie bei Unfällen, bei denen sie die Möglichkeit haben, als Erste vor Ort zu sein, hin.

Seine Reportertätigkeit spricht sich schnell bis zum Arbeitsamt um, so dass er nicht mehr als arbeitslos gilt.