Das Buch von Ela

Tekst
0
Recenzje
Przeczytaj fragment
Oznacz jako przeczytane
Czcionka:Mniejsze АаWiększe Aa

11. Februar 2000

Frauchen lässt eine knisternde, damit für Ela automatisch hochinteressante Kekstüte auf dem Tisch liegen. Ela sieht die »Beute«, kommt auf den Tisch gesprungen und umkreist das Objekt der Begierde lauernd.

Nachdem sie die Tüte nach Katzenart ausgiebig beobachtet hat, steckt sie ihre Nase, dann den ganzen Kopf in die Packung, die so eng ist, dass sie beinahe stecken bleibt. Trotzdem schiebt Ela dann auch noch den Hals in den Zellophanschlauch, kann die Kekse aber immer noch nicht erreichen, da nur noch ein paar auf dem Boden der Packung liegen.

Plötzlich erfasst klaustrophobische Panik die Katze – und sie zieht mit einem Ruck Kopf und Hals aus der »Falle« heraus. Uff, das war wohl nichts!

13. Februar 2000

Ela hat einen Zipfel Plastikgartenschnur entdeckt, der unter meiner Speisekammertür hervorschaut – ein spannendes Beute–Spielzeug! Sie beobachtet die grüne Schnur, »fängt« sie, führt sie mit den Tatzen zum Mund, kaut auf ihr herum und zieht immer mehr Strippe durch den Schlitz zu sich heran.

Süß, wie sich das Tier selber unterhält! Sie belauert das Bändchen, stellt sich tot, wartet auf eine Unachtsamkeit oder Bewegung der Beute, philosophiert über den Sinn der Jagd – und springt dann urplötzlich mit beiden Vordertatzen auf das Opfer. Dann schaut sie mit fröhlichen Augen zu mir auf. »Sieh mal, Herrchen, ich hab’s gefangen!«


17. Februar 2000

Ich komme ins Wohnzimmer: Ela liegt auf ihrer Lieblingsdecke, die zu einem kleinen Turm gefaltet ist, und schläft. Ihre Vorder– und Hinterpfoten sind geradezu ostentativ akkurat gekreuzt, jeweils die rechte Pfote unten, die linke Tatze oben. Ich streichele das Tier, und es winkt mit den Pfoten, als wolle es Lebewohl sagen, und wälzt sich wollüstig auf die Seite.

18. Februar 2000

Heute habe ich etwas mehr Zeit, und ich möchte mich, wieder einmal, dieses Mal aber ausführlicher, über die Sprachbegabung unserer Katze auslassen. Und ich möchte einen Laut beschreiben, mit dem uns die Katze seit fast fünf Jahren belustigt, erfreut und verblüfft.

Es ist das »A!!!«, ein offenes, gehauchtes, wegwerfendes, meist stimmloses A, das Ela mit Verve vorträgt – ja, beinahe ein wenig ausspeit. Das gehauchte »A!!!« ist ein Identitäts–, Füll– und Vielzwecklaut, ein Monopolwort, das ihr – soweit Herrchen und Frauchen wissen – keine Katze auf dem Globus nachmacht.

Ela sagt »A!!!«, wenn man sie weckt (hier bedeutet es so etwas wie »Huch!«). Sie sagt es, wenn sie zu einem kommt, etwa, um Streicheleinheiten zu tanken (dann heißt es wohl »Hallo! Wie wär’s mit etwas Liebe?«) und als sanfter Protestlaut, etwa, wenn man sie von ihrer Lieblingsdecke hochhebt, obwohl sie gerade soo bequem lag (dann heißt es »Na! Was soll das?«) Und sie sagt es, quasi als Kommentar, wenn man am wenigsten damit rechnet.

Das, »A!!!« hat zahlreiche Varianten, darunter eine allerliebste, stimmhaft–zärtliche, sanfte und piepsig–helle Version, ein Stück Katzenbabysprache, die eine willkommen heißende Bedeutung hat und nur in Momenten großer Zuneigung und heißen Katzenglücks benutzt wird.

»A!!!« kann staunend, abwehrend, interessiert, verächtlich, erfreut, ja sogar neutral klingen. Da sage einer, Katzen–Phonetik sei unkompliziert!

Obwohl sich der Chronist seit Anbeginn seiner Aufzeichnungen das Gehirn zermartert, wie er einige von Elas »Wörtern« in Buchstaben umsetzen soll, sind wir alle heilfroh, dass Ela eine kleine Plaudertasche ist. Es ist ein Glück, dass ihr die halbwilde Widerspenstigkeit und Eigenbrötelei, die Furchtsamkeit und geduckte Menschenscheu anderer Miniatur–Tiger fehlt und sie uns hochkommunikativ und selbstbewusst als ihre »Halter« gegenübertritt. Hunde haben Herrchen, Katzen Bedienstete.

Ob Ela so viel spricht, weil Elke sie durch »Dialoge«, Nachahmungen, Ansprache und Belohnung mit Futter beständig dazu animiert, oder ob ihre Zunge von Geburt an so locker sitzt, sie also ein kleines griechisches Maunze–Mäulchen ist, werden wir nie ergründen. Auf jeden Fall hat Ela gelernt, dass ihr mehr Aufmerksamkeit (Zärtlichkeit und Futter) zuteil wird, wenn sie ihr dreieckiges rosa Mundwerk öffnet und spricht.

Wie sie das macht, ist urkomisch und herzerwärmend zugleich: Nehmen wir an, Elke nähert sich der Katze, die bei Gerd auf ihrer Lieblingsdecke liegt und aufmerksam in die Welt schaut, und redet sie in ihrer Art von Katzensprache an, fragt sie etwa »Will die Katze Wässerchen?«

Prompt steht Ela auf, die unverwandt auf das Frauchen gerichteten Augen werden groß und gierig, alle Schurrhaare richten sich nach vorn, und dann öffnet sich das Maul und produziert eine Reihe filigraner Töne, klappt dabei für derart »kleine« Laute unproportional weit, bis ganz zu den Ohren, auf, zeigt sein rosa Innenleben. Und die Antwort? Bei der zitierten Beispielsfrage ein entschiedenes »Ja!!!«

Im Scherz haben Elke und ich einmal durchgespielt, wie es wäre, wenn Ela deutsch reden könnte – verstehen kann sie es ja schon. Elke hält das für einen Albtraum. Sie meint, die Katze werde unaufhörlich meckern (»Keiner kümmert sich um mich! Niemand spielt mit mir! Ich bin in diesem Haus ja sooo überflüssig!«), schimpfen (»Jetzt ist schon 15.00 Uhr, Frauchen schläft immer noch, und ich verhungere! Es ist nur vertrocknetes Futter von gestern da und null Brekkies! Unerhört! Tierquälerei!!! Ich benachrichtige den Tierschutzbund!!!«), jammern (»Keiiiner spielt mit mir! Ich bin ja sooo allein! Niiiemand hat mich lieb!«) oder betteln (»Gib mir Brekkies! Brekkies, Brekkies, Brekkies, bittebittebitte. Brekkies her, Brekkies her, Brekkies her. Ich will Brekkies! Sofort will ich meine Brekkies haben!«).

Das alles womöglich in einer durchdringenden kleinen Fistelstimme.

Da ist natürlich was dran. Ela würde bestimmt ab und zu ganz schön schimpfen. Ich bin jedoch nicht sicher, ob man als Halter einer sprechenden Katze nicht auch viel Schönes zu hören bekäme. »Oh Herrchen, Du streichelst ja sooo toll!« oder »Das Bürsten geht mir ja durch und durch. Danach fühlt man sich wie nach einem Bad im Jungbrunnen!« bzw. »Auf diesem Balkon ist es ja wie im siebten Himmel!« oder »Dieses Futter ist ja köstlich! Davon kannst Du mehr kaufen!«

Der Kollaps der kommunikativen Mauer, die Mensch und Tier trennt, wäre auf jeden Fall wunderbar: Ela könnte uns endlich erzählen, was ihr fehlt, ob ihre Zahnhälse wieder schmerzen, welche Futtermarke am besten mundet, ob sie lieber abgestandenes oder frisches Wasser im Schüsselchen hat, was sie geträumt hat, wenn sie im Schlaf mit den Pfoten und Schnurrhaaren gezuckt hat, warum sie auf Balkonen nicht hochgehoben werden will, warum ihr der Anblick der duschenden Elke Angst einflößt und vieles mehr.

Man könnte auch endlich erfahren, wie es war, als das blöde Athener Hausmädchen während der Abwesenheit von W. und ihrem Mann, Ela damaligen Haltern, den falschen Sack erwischte und statt Trockenfutter nur Streu (!!!) in den Futternapf kippte und Ela zum Skelett abmagern ließ. Und man könnte Ela mit logischen Argumenten erklären, warum zuviel fressen fett macht und fette Katzen früher sterben.

Laut einem zoologischen Standardwerk über Katzen stehen den Haustigern alles in allem insgesamt »16 verschiedene Laute« zur Verfügung. Elke hält das für einen wirklichkeitsfernen Wert und einem Beweis für die Abgehobenheit, die Arroganz und die mangelnden empirischen Kenntnisse des Gelehrten, der es verfasste. »Ela hat viel mehr Laute!«, sagt sie.

Wenn man die Katze mit Elke »reden« hört, hat man den Eindruck, dass dies stimmt. Ela variiert ihre »Wörter« durch Aussprache, Wortform, Tonhöhe und Körpersprache so stark, dass ihr Wortschatz sicher größer ist als 16.

Ich werde mich redlich bemühen, ein Vokabularium zu erstellen. Aber, wie erwähnt, ist das schwierig. Das liegt daran, dass wir Menschen für die filigrane, subtile und oft außerdem sehr leise Katzenphonetik weder ein genügend feines Ohr noch ein hinreichendes Erinnerungsvermögen haben. Ich habe Elke gerade gefragt, was Ela gestern Abend gesagt hat, als sie auf dem Tisch saß und beobachtete, wie Frauchen Gänseeier für Ostern bemalte. Es fiel ihr nicht mehr ein ...

Ela ist auch fernmündlich versiert, denn sogar am Telefon spielt sie ihren Wortreichtum aus. Schon oft habe ich mit Elke geredet, wenn ich dienstlich auf der anderen Seite des Globus unterwegs war. Sehr häufig kam Ela dazu, und fast immer gab sie, von Elke gebeten: »Sag mal Gerd!« einen Laut von sich, der sich wie »Erd!!!« anhörte, wenn nicht gar wie »Gerd!«

Oder sie antwortete auf die Frage, ob sie sich auf die bevorstehende Rückkehr von mir freue, mit einem lauten »Tja!!!«

Es scheint, dass Ela versteht, dass es meine Stimme ist, die aus dem Hörer klingt, und dass sie weiß oder ahnt, warum sie »Gerd!« oder »Ja!« sagen soll. Was wir nicht wissen, ist, ob sie meint, ich verberge mich in dem (nicht nach mir riechenden!) Telefonteil – oder ob sie nur ein symbolisches Liebes–Ritual zelebriert, wenn sie dem Gerät Köpfchen gibt, dass es – für mich in Hongkong, Auckland oder Los Angeles gut hörbar! – rummst, und die Telekom–Hardware sogar freudig putzt.

Oder kann sie tatsächlich so weit abstrahieren, dass sie versteht, dass nur meine Stimme aus dem Gerät klingt, ich aber gleichzeitig an einem ganz anderen Ort präsent bin und trotzdem mit ihr spreche?

Dass Ela versteht, was man ihr sagen will oder von ihr möchte, halte ich bei aller Vorsicht und allem Engagement für Wissenschaftlichkeit für erwiesen.

 

Es gibt einfach zu viele Beispiel, die sich nicht anders erklären lassen – die gleich zu Anfang angesprochenen Sache mit dem Lipom und dem Operationspflaster (siehe 20. März 2002) beispielsweise. Die anderen Hinweise auf Elas Fähigkeit, Gesprochenes nicht nur am Tonfall und mittels Körpersprache zu verstehen, sind nicht ganz so schlagend; doch vermute ich, dass im Laufe meiner Aufzeichnungen noch einige gleichermaßen Frappierende dazukommen.

Wir sollten auch nicht vergessen, wie oft die Katze schon abrupt zu fressen aufgehört hat, wenn jemand sagte, davon werde sie noch dicker, und wie oft sie schon vom Arm gesprungen ist, wenn sich der Katzen–Kuschler (nicht etwa bei ihr, sondern bei einer dritten Person, etwa dem anderen »Elternteil«) beschwerte, Elas dicker Hintern habe wichtige Adern abgedrückt und den Arm völlig blutleer werden lassen. Oder wie sie nicht mehr auf meinen Schoß wollte, weil ich gesagt hatte, ich habe mir noch nichts zum Trinken aus der Küche geholt.

Ob Ela wirklich »jedes Wort versteht«, wie wir Katzeneltern manchmal erklären, ist natürlich ungewiss. Auf jeden Fall aber weiß die Katze sehr genau, was vor sich geht, was wir bezwecken und was wir von ihr wollen. Ob sie es dann auch tut, steht auf einem ganz anderen Blatt.


22. Februar 2000

Ich wache auf. Es ist stockdunkel, irgendetwas, das auf dem Federbett über meinen Beinen ruht, ruckt und zuckt rhythmisch, bewegt sich heftig, aber kontrolliert, sodass das ganze Bett wackelt. Aus einem verworrenen Traum hochfahrend, sehe ich Elas Kopf – um exakt zu sein: Nur ihre Ohren und einen Teil ihres Schädels – aus einer Kuhle im Federbett auftauchen, sich weiter aufrichten, Schwung holen und erneut niederfahren. Deutlich höre ich es schmatzen.

Ela tut ihr Morgenwerk (auf Englisch trifft es die Sache eher: her morning work–out): Den ganzen Körper spannen, Kopf hoch erheben, Zunge ausfahren und dann mit soweit als irgend möglich vorgekipptem Kopf den eigenen Hals feucht wischen, wieder und wieder, mit verbissener Energie und mit einer Jahrtausende alten Bewegung.

Oft hat es den Anschein, als sei Ela bemüht, noch mehr Dynamik in die Bewegung zu legen – als wolle sie noch höher hinaus mit ihrem Kopf und gleichzeitig noch weiter nach hinten ausholen, das Genick noch mehr überdehnen, den Kopf noch weiter nach vorn und unten kippen, um mit der putzenden Zunge noch weiter nach unten am Hals zu kommen. Katzen–Stretching!

Ich muss für einen Work–out ins Fitness–Studio gehen und das teuer bezahlen. Ela hat ihr eigenes Studio, und das hat sie immer dabei.

25. Februar 2000

Zu Elas Lieblingsleckereien gehören daumengroße Leberwürstchen, die im Kaufhauskühlregal wie Süßigkeiten in einer Zellophantüte feilgeboten werden. Trotz Elkes Protestgeschrei – Frauchen, das sie ebenso gerne mag, macht sich Sorgen um seine schlanke Linie – bringe ich sie wegen der kleinen Katze ab und zu mit.

Wird die Tüte mit den Winz–Würsten aus dem Kühlschrank geholt, erwacht in Ela das Jagdfieber. Aufgeregt wirft sie Stilaugen auf die Beute – besonders, wenn sie vorher an dem Beutel schnuppern durfte.

Dann muss alles ganz schnell gehen: Würstchen aus der Tüte befreien, halbieren, Inhalt einer Hälfte aufs Elkes Brot ausdrücken und den in der Hülle verbliebenen Rest für Ela an die Schnittkante drücken. Die Katze leckt so begeistert, dass Wurstkrümel durch die ganze Küche katapultiert werden.

Will es der Zufall, dass der Inhalt der Wursthülle quasi nahtlos aufs Menschenbrot plumpst und die Plastikhaut keine katzenverwertbaren Reste enthält, ist Ela beleidigt und rennt schimpfend davon.

28. Februar 2000

Ela sieht die Milch auf dem weißen Porzellanunterteller nicht, auf dem wir gedankenlosen Halter sie servieren – da spielen ihr die auf Weitsicht getrimmten Jägeraugen einen Streich. Wenn die Milch zu kalt aus dem Kühlschrank kommt, versagt offenbar auch das andere Futterortungsinstrument, die Nase.

Mehrfach auf die Milch hingewiesen, findet sie der Katzen Lieblingsgetränk dann doch, senkt den Kopf und beginnt zu schlabbern. Vor Konzentration ist der ganze Körper in dem Moment der ersten Zungenberührung mit der Milch mitten in der Bewegung erstarrt und wie eine Sehne gespannt. Der Schwanz steht erstarrt halbhoch mit einer Linkskurve des letzten Drittels. Ela ist von Kopf bis Fuß eine trinkende Bronzestatue.

Da macht das Grauchen eine Pause. Es setzt nur ein oder zwei Schlabberschlucke lang aus, aber schon ist die »Bremse« gelockert, die Schwanz und Körper hydraulisch arretiert hat. Der Schweif sinkt ab, die Linkskurve öffnet sich langsam – doch da geht das Schlabbern weiter. Wieder setzen Statuen–Starre und Stock–Steife ein. Zwei Zentimeter über dem Boden kommt der Schwanz (den Ela zu Elkes Verdruss übrigens immer wieder durch ihre Milchquellen zieht) zum Stillstand.

Als der Durst der Katze gestillt ist, schüttelt, nein, wirbelt sie ihren Kopf herum, dass ihre Konturen verschwimmen und die Milchtröpfchen durch die Zentrifugalkraft davongeschleudert werden, leckt sich über das Mäulchen – eine Putzorgie ist programmiert! – und trottet zufrieden davon.


2. März 2000

Auch wenn Ela alleine kuschelt, weiß sie stets, wo es den maximalen Genuss zu holen gibt. So ist sich das raffinierte Tier offenbar ziemlich genau darüber klar, wann das wunderbar warme, aber leider immerfort wandernde Sonnenlicht nachmittags so durch Frauchens Schlafzimmerfenster scheint, dass es auf ihr Bett knallt – und geht schon eine halbe Stunde vorher an den Schauplatz des warmen Wohlbehagens.

Warum? Um den Platz zu besetzen, denn Ela weiß, dass auch das Frauchen sich gern in der Sonne aalt.

Kommt Elke dann an die heimische Sonnenliege, räkelt sich Ela genau im Zentrum ihres Bettes.

4. März 2000

Ela sitzt in Gedanken versunken vor ihrem Klo, als Elke in die Küche kommt. Die Katze dreht sich um und maunzt ihr Frauchen fragend an. Es klingt beinahe wie: »Machst du das hier für mich? Ich habe keine Lust, es selber zu erledigen!«

Elke antwortet: »Nein, Ela, das musst Du schon persönlich tun!«

Prompt ist die Katze eingeschnappt. Sie straft Frauchen für diesen Beweis mangelnder Kooperationsbereitschaft und Liebe mit Missachtung, stakst hochbeinig in ihren Toilettentrog, beginnt die übliche Kratzorgie, hockt sich hin, starrt geradeaus – und strullert los.

Es folgt wie üblich noch längeres Kratzen und Scharren, das Umschichten ganzer Streuberge, erfreut–erstauntes Verharren bei jedem »Fund«, dann der zeremonielle Ausstieg aus der felinen Bedürfnisanstalt.

Kaum ist sie aus dem Klo heraus, fällt Ela über eine von Weihnachten übrig gebliebene Walnuss her, die sie vorhin vom Tisch auf den Boden geworfen hat, und fetzt und knallt sie durch die Küche – nach dem Motto: Wenn Du schon nicht für mich aufs Klo gehst, Frauchen, dann guck wenigstens, was ich kann!

7. März 2000

Gibt es etwas Schöneres als ein schlafendes Kätzchen?

Ela ruht auf ihrer Lieblingsdecke, alle vier Pfoten zu einer ordentlichen Kollage zusammengelegt. Der Ballen der rechten Vorderpfote ruht teilweise auf der blütenweißen Oberseite der linken Hintertatze, die wiederum auf der rechten Hinterpfote liegt. Es sieht aus, als seien alle drei Tatzen sorgfältig aufgeschichtet. Das linke Vorderpfötchen ist, die rosa Bällchen nach oben gedreht, mit seiner Oberseite an die beiden Hintertatzen gedrückt und berührt auch die andere Vorderpfote.

8. März 2000

Wenn Ela Hunger hat – oder meint, einen entsprechenden Eindruck erwecken zu müssen –, klingt ihr Maunzen beinahe wie Jaulen. Das »Mau–au–au–au!« hört sich so kläglich an, als werde sie gefoltert.

Wenn Elke – die im Gegensatz zu dem diensteifrigen Herrchen erst duscht, bevor sie der Katze das Frühstück serviert – das Wasser der Dusche abdreht, bekommt dieser Ein–Katzen–Chor vor der geschlossenen Badezimmertür besondere Dringlichkeit.

Und wenn Elke dann ihre Katze fragt, warum sie das Telefon, das während des Duschens geklingelt hat, nicht abnehme, statt ein Jammerkonzert zu veranstalten, wird das Klagen noch dringlicher: »Mauuuu–auuuu!«

27. März 2000

Von einer etwas mehr als zweiwöchigen Reportagereise komme ich zurück, die mich auf die andere Seite des Globus geführt hat, nach Bangkok, Brisbane, Melbourne, Townsville, Cairns, Ayers Rock, Alice Springs, Darwin und Singapur. Erst eine Stunde im Flieger, dann zwölf, dann noch mal neun und als Sahnehäubchen zweimal zwei Stunden obendrauf. Zwei endlose Nächte in einem engen Sitz.

Aber ich bin auf der »Starship«, die in tausend Tagen um die Welt dampft, im berühmten Great Barrier Reef herumgeschippert und habe mich mit den vermaledeiten, von einem Volltrottel als Schädlingspolizei für Zuckerrohrfelder importierten Aga–Kröten herumgeschlagen, die die Artenvielfalt des ohnehin unter Hunderten von Import–Tieren stöhnenden Landes ruinieren.

Die giftigen Viecher sind überall – nur nicht in den Zuckerrohrplantagen, denn während die dortigen Schädlinge tagaktiv und in zwei bis drei Metern Höhe knabbern, sind die Kröten nachtaktiv, hopsen auf dem Boden herum – und fressen alles außer Zuckerrohrbohrern.

Ein paar Mal hat Ela mit mir am Telefon geredet. Trotzdem war es schön, das seidenweiche Tier und sein Frauchen wieder in die Arme zu nehmen.

In der ersten Nacht stehe ich auf, weil ich wegen der Zeitverschiebung nicht schlafen kann, und schaue nach Ela. Die Prinzessin liegt auf ihrer handbedruckten Lieblingsdecke aus Rajasthan und schläft.

Als ich mich über sie beuge, reckt sie sich und schleckt sich die trockenen Lippen. Wahrscheinlich hat sie Durst, ist aber zu bequem, um aufzustehen und zu ihrem Schüsselchen zu wandern. Die Prinzessin wartet auf den Katzenkammerdiener und Miezenmundschenk!

Und was macht der diensteifrige Dosenöffner, obwohl ihm nach den langen Flügen alle Knochen schmerzen? Er geht in die Küche, füllt Wasser in eins der kleinen indischen Stahlschälchen, trägt es an Elas Bettstatt und setzt es der ruhenden Majestät vor.

Die zeigt Interesse, taucht ihr Schnäuzchen in das Nass, schlabbert drei– bis viermal, zieht den Kopf dann aber wieder zurück. Was ist los? Offensichtlich ist die Katze enttäuscht, dass man ihr nur Wasser serviert hat, keine Vollmilch mit ein paar würzenden Tropfen süßer Kondensmilch. Nichts als schnödes Wasser? Da bleibt man lieber durstig!