Za darmo

Reise eines Erdbewohners in den Mars

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Doch zur Sache zurücke. Des andern Morgens kam ein Bedienter, der uns im Namen des Hochgewaltigen zur Mittagstafel lud. Wir erschienen, und trafen daselbst eine große Gesellschaft von Adel, die theils von Neugierde aus der Gegend herbei geführt, theils von dem Hochgewaltigen gebeten worden waren. Die Tafel war niedlich und mit Geschmack, aber nicht üppig, noch überflüßig bestellt. Das Sonderbarste dabei schien uns, daß die Gerichte nicht aufgetragen wurden, sondern, daß die Tafel – nach dasiger Gewohnheit – mit allen Gerichten zumal durch Federkraft sich aus dem Boden hob, und eben so wieder versank, indem die zweite Tracht empor stieg, u. s. w. Man war dadurch von der oft lästigen Gegenwart der Bedienten befreit, die selten ab- und zu giengen. Die schönste Zierde der Tafel war eine gesegnete, liebenswürdige Familie – zehn Kinder, Söhne und Töchter, alle blühend und schön und eine eben so schöne, vortrefliche Mutter!

Die ganze Gesellschaft behandelte uns wie ihres Gleichen, und als ob wir schon lange unter ihnen wären, und ihnen angehörten. Jene frostige Steifigkeit, die an europäischen Höfen herrscht, schien hier gar nicht bekannt zu sein. Selbst die Bedienten wurden nicht, nach europäischer Sitte, wie die abgerichteten Hunde exerzirt. Man sprach zu ihnen mit Güte und Sanftmuth; sie sprachen selbst mit in die Gespräche der Gesellschaft, und was man von ihnen verlangte, geschah mehr im bittenden Tone, als im barschen befehlenden Tone der Europäer. Ich mußte viel von unseren Sitten und unsern Gewohnheiten erzählen, und sie belustigten sich nicht wenig über unsere sogenannte Hofetiquette und die steife Feierlichkeit unserer Höfe.

Als wir von der Tafel aufgestanden waren, und sich die Gäste bereits entfernt hatten, bezeugten wir dem Fürsten unsern Dank für seine Gastfreiheit, und sagten, daß wir es für Misbrauch seiner Gnade hielten, länger zu bleiben, und daß wir uns etwas weiter auf dem Planeten umsehen wollten. „Daraus wird so geschwinde noch nichts,“ fiel er ein: „Ich hoffe doch – fuhr er lächelnd fort – daß meine Pfaffen Ihnen nicht werden so bange gemacht haben, daß Sie nicht länger in meinem Lande bleiben wollen? Vergessen Sie das Vergangene. Ich selbst muß mir von dieser Race von Menschen in meinem Lande sehr vieles gefallen lassen. Sein Sie versichert, daß ich außerdem die grausame Gewalt, die man an Ihnen verübt hat, gewiß scharf würde bestraft haben. Ich bin Fürst, aber diese Menschen haben mehr Gewalt über meine Unterthanen, als ich. Sie schleichen überall in den Häusern umher, wissen die Herzen durch den Schein von Religion und Frömmigkeit, Demuth und Sanftmuth zu gewinnen, und niemand hat weniger Religion und Frömmigkeit, weniger Demuth und Sanftmuth, als sie. Sie lehren das Volk die Verachtung der Güter hienieden; machen es glauben, daß das Gebet allein Segen und Fülle bringe, und eignen sich besondere Kraft im Beten zu. Gott stellen sie als einen eigensinnigen Tyrannen dar, der mit ewigen grausamen Martern für zeitliche Vergehen strafe, und den sie allein zu zähmen Macht haben; geben vor, daß sie die Gewalt besitzen, dem Menschen seine Sünden zu erlassen, und versprechen ihm den Himmel, oder drohen ihm mit der Hölle, wies ihr Vortheil fodert. Sie lehren das Volk allerlei Aberglauben, und schreiben sich die Macht zu, allerlei Uebel durch übernatürliche Gewalt zu vertreiben. Für all ihre Betrügereien wissen sie Stellen aus einem Buche anzuführen, das sie für ein göttliches, untrügliches Buch ausgeben, und das sie alleine auszulegen, sich die Macht von Gott anmaßen. Das arme, getäuschte Volk setzt daher sein ganzes Zutrauen in sie; streitet mit Blut und Leben für ihr Ansehen und ihre Lehren; glaubt, alles durch die Gebete der Pfaffen zu erhalten, und giebt ihnen gerne den letzten Heller, damit sie dafür beten, und diesem oder jenem Uebel durch ihre übernatürliche Gewalt abhelfen mögen; denn Sie müssen wissen, meine Herren! daß diese Leute sich für ihr Gebet reichlich bezahlen lassen, und um Geld ihren Gott am Altare opfern und essen. So geschiehts dann, daß das Volk äußerst dumm und arm ist, während diese Betrüger von ehrwürdigem Ansehen, in Reichthum und Ueppigkeit schwelgen, sich wie Ungeziefer vermehren, und die Güter meines Landes im Müßiggange verzehren. Und wehe dem Manne, der ihre Betrügereien aufdecken wollte! Sie nennen ihn einen Ketzer, einen Unglaubigen, einen Gottesläugner; denn sie verweben ihr Ansehn stets mit dem Ansehn Gottes und der Religion, und wissen ihn durch ihren ausgebreiteten Einfluß beim Volke überall so anzuschwärzen, daß er bald der Gegenstand des allgemeinen Hasses und der Verfolgung wird, und nicht selten auf dem Eschaffote, oder im Kerker sein Leben endigt. Vom letztern hätten sie bald selbst eine leidige Probe abgegeben.“

Kalter Schauer überlief mich, während dieser Schilderung, am ganzen Leibe, und mein Vorhaben ward dadurch nur befestigt, dies Land bald zu verlassen. Ich erklärte meinen Vorsatz dem Hochgewaltigen unter dem Vorwande: daß wir nicht lange von Hause sein könnten. Wenn Eure Hochgewalt – setzt’ ich hinzu – uns noch eine Gnade erzeigen wollen, so bitten wir, daß Sie uns an andere Höfe Empfehlungsschreiben mitgeben möge. „Nun!“ – sagte der Fürst, mit einem Blick und einem Tone, der die ganze Güte seines Herzens ausdrückte – „wenn Sie mich dann durchaus schon verlassen wollen; so rathe ich Ihnen nach Momoly zu reisen; es ist der merkwürdigste Theil unserer Welt – und Sie werden auf dieser Reise noch ein Paar Königreiche, Plumplatsko und Biribi sehen, durch die Sie Ihr Weg führt, und wohin ich Ihnen Empfehlungen mitgeben werde. Aber,“ fuhr er fort, „wie denken Sie Ihre Reise zu machen? Wenn Sie in Ihrem Luftschiffe fahren, könnten Sie leicht die Orte verfehlen, wo Sie sich niederlassen sollen.“

Nun hatte man, ausser der oben beschriebenen Art zu reisen, noch eine andere, die darinn bestand, daß man in einer Gattung von besonders dazu gebauten Kästen, worinn ihrer mehrere sitzen konnten, von einem Paare der oben gemeldten Thiere getragen ward. Wir beschlossen daher mit unserem Luftschiffe so weit zu fahren, als es uns beliebig sein würde, das Schiff, unter der gewöhnlichen Aufsicht unserer Ruderknechte, dort zurück zu lassen, und unsere Reise auf obige Art zu Lande fortzusetzen. „Den morgenden Tag aber,“ sagte der liebenswürdige Fürst, „müssen Sie mir noch schenken,“ und wir bewilligten es mit Vergnügen.

Unter diesen und dergleichen Gesprächen, die alle von dem sanften, edlen Herzen und dem hellen Kopfe dieses vortreflichen Fürsten zeugten, verging uns der Tag und der Abend so angenehm, als ich mich nicht erinnern kann, einen in meinem Leben zugebracht zu haben. O! es ist so was Großes, Herzerhebendes, eine fürstliche Sele sich öfnen zu sehen, die die wahre Würde und den wahren Adel eines Fürsten in sich trägt!

Des folgenden Tages gieng der Fürst und seine Familie selbst mit uns an unser Schiff, um es in Augenschein zu nehmen, und erstaunten nicht wenig über die sonderbare Maschine und ihre Einrichtung. Sie freuten sich gar sehr darauf, es den künftigen Tag bei unserer Abreise aufsteigen zu sehen. Der Fürst und seine Söhne bezeugten sogar Lust, selbst mit aufzufahren, das aber die Fürstin dringend und beängstigt verbat.

Denselbigen Mittag speißten wir wieder an der Tafel des Fürsten. Als wir kaum abgegessen hatten, beklagte sich der Fürst über ausserordentliche Ueblichkeit und schneidende Schmerzen im Unterleibe. Es dauerte nicht lange, als ich und meine drei Reisegefährten – die Ruderknechte waren bei den Bedienten versorgt worden – das nemliche, obschon minder empfanden. Die Schmerzen des Fürsten nahmen so plötzlich überhand, daß er aufs Bette gebracht werden mußte. Kaum lag er auf demselben, als er schon in starke Konvulsionen verfiel, die immer mehr und mehr zunahmen, und uns äußerst bange für sein Leben machten. Wir vergasen beinahe unserer eigenen Schmerzen über die Seinigen und über den erschütternden Anblick, wie Mutter und Kinder um das Bette standen, und weinten und jammerten! —

Der Arzt wurde indeß herbei geholt, und erklärte, daß wir – Gift hätten! Die Fürstin fiel bei diesen Worten sinnlos in einen Armstuhl – die Kinder rangen die Hände, und heulten! —

Es war ein Anblick, der Steine hätte bewegen können. Nur der Fürst war gelassen. Er befahl vor allem, seiner Gemahlin zu Hülfe zu eilen, und sprach seinen Kindern Muth und Trost zu. „Ich weiß, woher der Streich kömmt:“ sagte er. Diese Worte und das, was er uns gestern von der Bosheit der Pfaffen gesagt hatte, waren für uns Blitze durch die Nacht, und der Gedanke, daß wir die wiewol unschuldige Ursache von dem Unglück des Fürsten seien, quälte uns mehr, als alle Schmerzen.

Die Fürstin kam bald wieder zu sich, und der Arzt gab dem Fürsten Gegengift, wie ers nannte, wir aber nahmen von den Mitteln, die wir unter unserem einfachen Arzneivorrathe bei uns hatten, tranken brav warm Wasser nebenbei, und begaben uns, weil uns sehr übel war, zur Ruhe. Bald darauf mußten wir uns schröcklich erbrechen. Dies dauerte ohngefehr eine Stunde in einem fort, worauf wir uns ziemlich erleichtert, aber zugleich sehr entkräftet fühlten, weswegen wir einige Magenstärkungen nahmen, die uns bald wieder neue Kräfte gaben. Wir erkundigten uns nach dem Fürsten. Aber zu unserem größten Schrecken erfuhren wir, daß es mit ihm beständig schlimmer werde, und alle Rettung wahrscheinlich verlohren sei. Die Ursache der verschiedenen Wirkungen, die das Gift auf den Körper des Fürsten und den unsrigen machte, war, nebst der Quaksalberei des Arztes, vielleicht auch das verschiedene Verhältniß, worinn unsere Natur mit der Natur dieses Planeten stand.

Da wir uns außer Gefahr und wieder stark genug fanden, giengen wir selbst, den Fürsten zu besuchen. Er erkannte uns kaum noch, dann reichte er uns die Hand: „Ich bestätige durch mein Ende,“ sagte er, „die Wahrheit dessen, was ich Ihnen gestern von unsern Pfaffen sagte – ich bin nicht der Einzige, der von ihnen hingerichtet worden ist. Gottlob nur! daß Sie der Gefahr entgangen sind. Lassen Sie sich das Beispiel zur Warnung dienen, und sein Sie vorsichtig gegen diese heiligen Bösewichte.“

 

Wir waren allein: als er dies sprach. Die Fürstin und die Kinder hatten sich in ihre Gemächer zurückgezogen, um ihrem unbändigen Schmerzen freien Lauf zu lassen. Der älteste Prinz allein war zugegen. „Versprich mir,“ sprach der Fürst zu ihm: „meinen Tod an niemanden zu rächen, noch zuzugeben, daß man ihn räche, und gieb mir deine Hand darauf.“ Der Sohn stürzte sprachlos zu den Füßen seines Vaters, ergriff dessen Hände und vergoß Ströme von Thränen. „Meine Briefe,“ fuhr er zu uns fort, „liegen für Sie an meine Freunde fertig in meinem Kabinette. Bringen Sie ihnen zugleich das letzte Lebewohl ihres sterbenden Freundes. Leben Sie wohl, und erinnern Sie sich auch noch auf Ihrem Planeten eines unglücklichen Fürsten hieroben, der ein besseres Schicksal verdient hätte.“

Wir konnten vor Schmerzen nicht sprechen, küßten ihm die Hände und weinten. Ich versuchte einige Worte von Dank und Verehrung zu stammeln, aber sie erstickten mir in der Kehle. Der Fürst sah unsere Liebe zu ihm, und unsern innigen wahren Schmerz; er drückte uns die Hände – „Gottlob!“ sagte er, „daß ich noch vor meinem Ende Freunde fand. Die Fürsten unserer Welt haben keine Freunde!“ —

Er hatte es kaum ausgesagt, als sein Mundschenk wild hereinstürzte, und sich vor ihm auf die Knie warf. „Verzeihung! Verzeihung! Fürst! Vater! Verzeihung dem Mörder – und dann Strafe – die grausamste Strafe – aber Verzeihung!“ So rief er schluchzend, und streckte bittend seine Hände empor. „Wem dann?“ fragte der Fürst. „Mir! mir! ich bin der Verruchte, der Bösewicht, der Giftmischer! Wehe mir! die Pfaffen haben mich betrogen, haben mir gesagt, daß ich eine gute That thue, haben mir Nachlassung all meiner Sünden3 und die ewige Seligkeit dafür versprochen, haben mir mit der Hölle gedroht, wenn ichs nicht thäte – Weh mir! ich fühle, daß ich Böses gethan habe – die Hölle brennt mich schon in meinem Busen!“ —

Der ohnehin schon äusserst schwache Fürst ward dadurch heftig angegriffen. „Unglücklicher!“ sprach er matt, „geh, lauf aus meinem Lande, sonst wird man dich ergreifen, und dich ums Leben bringen; und was würde es mich helfen, wenn nebst mir noch ein Mensch umkommen sollte.“ Er nahm hierauf Geld, und gabs ihm mit den Worten: „Mach, daß du fortkömmst.“

Der unglückliche raufte sich die Haare aus; „Nein,“ rief er: „sterben, sterben will ich den grausamsten Tod, ich Bösewicht! O! ich habe den besten Fürsten gemordet! unsern Freund! unsern Vater! und er – verzeiht mir, beschenkt mich!“ Ein Schluchzen erstickte seine Sprache; er krümte sich an der Erde, wie ein Wurm, und raufte Hände voll Haare aus seinem Kopfe. Man mußte ihn wegbringen. Die schröckliche Scene wirkte zu heftig auf das gute Herz des ganz entkräfteten Fürsten.

Er verlohr itzt alle Sprache; die Konvulsionen wurden stärker; die Augen brachen ihm; er streckte nochmal seine Hand aus, als wollte er noch den letzten Abschied nehmen, und – verschied!

Ich vermag es nicht, den Jammer der Fürstin und der Kinder zu schildern. Das Herz blutete uns. Wir konnten itzt nicht genug eilen, aus diesem Lande weg zu kommen, wo wir unser Leben und unsere Freiheit keinen Augenblick mehr sicher glaubten.

3Wem dies übertrieben scheint, der darf nur die Geschichte der Königsmörder auf unserm eignen Planeten sich erzählen lassen, die man sogar auch auf dieser abscheulichen That in der Kirche einsegnete, und ihnen das h. Abendmal zur Stärkung ihrer Sele reichte. A. d. Verl.