Der beste Job der Welt

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Z serii: Edition IGW #8
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Starke Liebe zur Gemeinde





Die Geschichten sind auch eine Art Liebeserklärung an die lokale Kirche. Ich meine zu sehen, dass jeder Autor, jede Autorin darüber schreibt, wie gerne er oder sie seinen oder ihren Dienst in der lokalen Kirche tut. Diese Männer und Frauen lieben ihre Kirche. Sie sind gerne mit ihren Gemeindeleitungen, ihren Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen unterwegs. Sie stellen sich gerne den Herausforderungen ihres Dienstes und ihren Aufgaben.



Die Liebe zur Gemeinde Jesu hat zutiefst mit den Berufungen zu tun. Die Berufung, im Reich Gottes zu dienen, manifestiert sich lokal und global, aber immer in Gemeinschaft. Denn die Gemeinde – auch die lokale, eigene Kirche, ist Leib Christi. Er ist der Herr der Kirche, er ist der Eckstein, der die Kirche zusammenhält.







Engagierter Dienst in der Gemeinde





Ihre Berufung und ihre Sendung verstehen die Autoren und Autorinnen als Dienst. Dienst als Leitwort für die Arbeit im Reich Gottes – oder mit den Worten des Buchtitels – für den Job. Sie stehen damit in der Tradition Jesu, der gekommen ist, um zu dienen (Mk 10,41ff). Paulus greift dieses Dienstverständnis auf, wenn er sich als Diener des neuen Bundes versteht (2Kor 3,7ff) und damit als Diener Christi (1Kor 4,1). Man darf – in Umwandlung der bekannten Formulierung „dienende Leiterschaft“ – denn auch von einer „leitenden Dienerschaft“ sprechen.



Das ist auch darum hervorzuheben, weil zu oft auf Leiterschaft im Sinne von „Management“ gehofft wird und von dort Wunder erwartet werden. Die Geschichten reduzieren das Selbstverständnis auf das Wesentliche: Dienst. Er mag der Dienst der Verkündigung, der Lehre, der Leitung, der Seelsorge sein. Es ist und bleibt ein Dienst. Ein Dienst im Auftrag des Herrn der Kirche und seiner Mission, an dem Ort, wo eben der Weg des Herrn hinführte. Darum kann engagierterer Dienst gelingen, weil sich die Autoren und Autorinnen ihrem Dienstherrn verpflichtet wissen.







Gewinnende Lektüre





Die Lektüre der einzelnen Geschichte inspiriert den Pastor, die Theologin, ebenfalls über die eigene Geschichte nachzusinnen. Wie war das mit meiner Berufung? Welche wichtigen Stationen begleiteten meinen Weg bis heute? Welche prägenden Persönlichkeiten wiesen mir den Weg? Warum tue ich meinen Dienst so, wie ich ihn heute tue? Welche Bestätigungen auf dem Weg bestärkten meine Berufung und meinen Dienst?



Die Geschichten motivieren wiederum zum Dienst in der Gemeinde, im Reich Gottes. Es sind Geschichten, die der eigenen Geschichte gleichen. Sie weiten den Blick über den eigenen Lebensweg hinaus auf den großen gemeinsamen Dienst im Reich Gottes. Dieser Dienst ist vielfältig und bunt. Und die einzelne Person hat Anteil an der umfassenden Mission Gottes in dieser Welt. Männer und Frauen an verschiedensten Orten sind eben darum nicht alleine, sondern gemeinsam unterwegs, durch Leben und Dienst die Mission Gottes zu leben.



Die einzelnen Geschichten regen Gemeindeleitungen, Vorstände (und wie die Gremien auch heißen mögen) an, Dienst und Leben ihres Pastors bewusster wahrzunehmen. Warum nicht den Vollzeiter einladen, seine Geschichte, seine Berufung in der nächsten Sitzung zu erzählen? Die Geschichten führen dazu, der Gemeindeleiterin, dem Pastor, dem Theologen, der Theologin zu danken. Sie laden aber auch dazu ein, sich aktiv um die Berufung von jungen Männern und Frauen zu kümmern. Das Wort Jesu liegt immer wieder im Ohr: „Die Ernte ist groß, Arbeiter aber sind wenige. Darum bittet den Herrn der Ernte, dass er Arbeiter in seine Ernte sende“ (Mt 9,37f).



Diese Geschichten motivieren junge Männer und Frauen, über ihre Berufung nachzudenken und die Frage nach dem Weg mit Jesus aktiv anzugehen. Was will Gott in und durch mein Leben bewirken? Wo will er mich persönlich haben? Wie wird sein Weg mit mir aussehen? Der dreieinige Gott wird den Weg weisen, wie auch immer dieser Weg aussehen wird.



Die Geschichten sind so geschrieben, dass Christen und Christinnen eine leichte Lektüre haben. Sie eröffnen ein gutes Verständnis für den vielfältigen, herausfordernden geistlichen Dienst von Männern und Frauen und fördern das Verständnis für den eigenen Gemeindeleiter und dessen Dienst, für die eigene Pfarrerin und deren Dienst.





BIOGRAFISCHES










Fritz Peyer-Müller, Dr. theol., Jg. 1952, verheiratet, ein Sohn. Rektor von IGW. Berufslehre, Studium der Theologie am TSC, Kirchliche Matur, Theologiestudium in Basel, Zürich, Bern und Debrecen/Ungarn. Doktorarbeit über die ungarischsprachige Reformierte Kirche in der Ukraine. Pastor beim EGW in Luzern, seit 1993 bei IGW, zunächst als Studienleiter in Bern, seit 2003 als Rektor.









peyer@igw.edu













Bitte mich, so will ich dir Völker zum Erbe geben (Ps 2,8)







Florian Bärtsch









Meine Story





Gottesbegegnung





Als 15½-jähriger Teenager hatte ich beim Lesen des dritten Buches Mose eine zentrale und kaum beschreibbare, doppelte Gotteserfahrung. Zuerst begegnete ich der Heiligkeit Gottes in einer „Feuererfahrung“. Diese Erfahrung bewirkte eine tiefe Erkenntnis meiner Sündhaftigkeit und Verlorenheit; aber auch der unbestechlichen Heiligkeit Gottes und last but not least eine tiefe und unauslöschliche Erkenntnis der Realität eines letzten Gerichtes und der Existenz von Himmel und Hölle. Dann, nach dem Lesen der Kernbotschaft des Evangeliums, hatte ich eine direkte Christusbegegnung. Diese übernatürliche Begegnung „veränderte alles“! Ich durfte IHN sehen und persönlich kennen lernen, meine Schuld wurde vergeben, ich wurde von neuem geboren. Direkt nach dieser intensiven Bekehrungserfahrung wurde ich mit einer nie gekannten, übernatürlichen Freude erfüllt, dass ich gleichzeitig weinte und laut lachte.







Berufung





Später dann, als ich mich von meinen Knien erhob, hörte ich eine innere Stimme, die ganz deutlich zu mir sprach: „Das, was du eben erfahren hast, ist nicht nur für dich, sondern das ist eine Botschaft für alle Menschen der Welt und es ist deine Bestimmung, diese Botschaft in alle Welt hinaus zu tragen!“ Kurze Zeit später, als ich dann beim Lesen der Bibel auf Ps. 2,8: „Bitte mich so will ich dir Völker zum Erbe geben und die Enden der Erde zum Eigentum“ stieß, erlebte ich eine starke Bestätigung der Berufung eines „Botschafter Jesu Christi zu den Nationen“.







Theologiestudium





Das solide, fünfjährige, bibeltreue Studium, inklusive der „alten Sprachen“ (Latein, Griechisch, Hebräisch), war für mich ein wirklich großer Segen. Dort wurde mein Vertrauen in die Inspiration der Bibel fest verankert und beim Hören einer Vorlesung über den Reformator Martin Luther hatte ich eine herrliche Offenbarung der Gnade unseres Vaters im Himmel.



Während meines ersten Praktikums in einer reformierten Landeskirche in Graubünden hatte ich ein „pastorales“ Schlüsselerlebnis. Als ich so in diesem mächtigen Pfarrhaus mit seinen riesigen Räumen und dicken Mauern stand, „wusste“ ich plötzlich ganz klar, dass ich nie ein „normaler“ Pfarrer bzw. Pastor in einer Gemeinde sein würde. Ganz im Gegenteil, ich wusste in dem Moment glasklar: Ich muss hier weg, ich bin hier „gefangen“, ich MUSS einfach hinaus in die Welt.



In der zweiten Hälfte des Studiums heiratete ich dann meine Traumfrau Anni und mitten in den Abschlussprüfungen wurde unsere erste Tochter geboren. Das war schon auch verrückt: Mitten im Gebärsaal, beim Warten auf das Baby hatte ich einige theologische „Schinken“ dabei und versuchte noch, mich irgendwie auf die Abschlussprüfungen vorzubereiten. Nun ja, wie gesagt, ich versuchte es … und bei dem Versuch blieb es dann auch, denn dann wurde sie, unsere Wunschtochter Sarah, geboren und das war für mich, als ob eine Bombe eingeschlagen hätte und überschattete bei weitem den Abschluss meines Studiums! BEI WEITEM!







Afrika und Langenthal





Nach dem Studium war ich dann vier Jahre theologischer Lehrer an der Bibelschule New Life in Walzenhausen und machte anschließend ein einjähriges Praktikum in der großen FEG in Langenthal. In Walzenhausen wurde unsere zweite Tochter Judith geboren, die dann aber unerwartet mit 40 Tagen an plötzlichem Kindstod starb. Zwei Jahre später wurde unser Sohn Silas geboren. Da ich gerade im Militärdienst war, kam ich leider zu spät zu seiner Geburt, aber als ich dann endlich dort war, hörte er augenblicklich auf zu schreien und wir waren einfach nur glücklich. Silas und seine Frau Graziella machten uns inzwischen zum ersten Mal zu glücklichen Großeltern.



Mit einigen der dortigen Bibelschülern machte ich einen ersten mehrwöchigen und prägenden Evangelisationseinsatz in Afrika. In der ersten Nacht in Afrika wurde unsere Missionsstation von etwa 30 mit Macheten bewaffneten Männern überfallen. Da auf der Station gerade eine Evangelistenausbildung stattfand, waren dort auch junge Männer aus den ehemaligen Kriegerstämmen der Samburu und Massai, bei denen jetzt auch das Kriegsblut erwachte, sodass sie Pfeil und Bogen hervorholten und es einen furchtbaren Kriegslärm und „eine richtige Schlacht“ gab. Schließlich gewannen die Evangelisten, die Eindringlinge konnten erfolgreich und endgültig vertrieben werden. Die anschließende, mehrwöchige Missions- bzw. Evangelisationsreise hat dann in mir das Feuer für die Mission lichterloh und endgültig zum Brennen gebracht. Unser lokaler Missionsleiter wurde für mich zu einem der fünf großen Lebensvorbilder. Er hatte als seine persönliche Lebensvision, dass alle Stämme im Land das Evangelium gehört haben, bevor er sterben würde. Und das ist dann auch so geschehen und dafür hat er sein Leben gegeben. Wow – PTL!

 



In Langenthal lernte ich darauf die ganze Welt der Gemeindegründung kennen. Die dortige Gemeinde hatte während dem Jahr, in dem ich dort war, gerade mehrere Gemeindeneugründungen „am Laufen“. Da ich dort ganz praktisch involviert war, wurde das zu einer mein Leben und meinen Dienst prägenden Erfahrung. In Langenthal wurde unsere Tochter Simona geboren. Sie ist zwar unser jüngstes Kind, aber wie es scheint, hat sie am Meisten von mir und meiner eher wilden, evangelistisch–missionarischen Art geerbt.







Bitte mich so will ich dir Völker zum Erbe geben und die Enden der Erde zum Eigentum





Nach der Zeit an der Bibelschule und dem Lehrjahr in Langenthal wurde ich von der FEG in Steffisburg, unserer „Favoriten-Gemeinde“, als Pastor für Evangelisation und Mission angestellt. So begannen die Jahre, in denen ich als reisender Evangelist arbeitete. Vorher hatte ich zweimal eine klare Berufung für die Mission in mir verspürt und zweimal hatten wir uns ganz konkret auf die Mission in Afrika (Kongo, Kenia) vorbereitet. Und beide Male hatte der Herr, relativ kurz vor der geplanten Ausreise, NEIN gesagt. Ich verstand wirklich nicht, was ER meinte. Sollen wir nun in die Mission gehen (was ich viiieeel lieber getan hätte) oder sollen wir in der Schweiz bleiben? Dann zeigte uns der Herr, dass wir eine neue Form der Mission (die sog. NMR, „Non Residential Mission“) entwickeln und leben sollen. Diese Form der Mission gestaltet sich so, dass man mit einem Bein (Standbein) hier in der Schweiz bleibt und mit dem anderen Bein (Spielbein) in ganz verschiedene Missionsfelder geht und dort bei der Gründung von neuen Gemeinden mithilft.



In der Zeit in Steffisburg erlebte ich entscheidende Begegnungen und Erfüllungen mit dem Heiligen Geist. Danach begann auch der evangelistische Dienst viel mehr Frucht zu bringen. Im Sommer 1993 sprach der Herr sehr deutlich und klar, dass nun die Zeit gekommen sei, in der sich die Verheißung aus Ps. 2,8, für die ich 18 Jahre gebetet hatte, erfüllen bzw. verwirklichen würde. Und tatsächlich folgten ein paar Monate später der Ruf und die erste Reise nach Russland. Der erste evangelistische Einsatz zusammen mit meiner Frau und einem Team führte zu drei Gemeindegründungen. Beim nächsten Einsatz, sechs Monate später, gründeten wir dann zwei weitere Gemeinden unter dem islamischen Volk der Baschkiren. Das war der Auftakt zu mehr als 20 Jahren abenteuerlichem und atemberaubend spannendem Gemeindegründungsdienst unter den verschiedensten Ethnien und Völkern in Russland, im Kaukasus, in Bulgarien, in Ägypten, in Indien, in Nepal, in Äthiopien usw. Ps 2,8: „Bitte mich, so will ich dir Völker zum Erbe geben und die Enden der Erde zum Eigentum.“



In diesem begeisternden Dienst haben wir bisher in fünf religiös-kulturellen Großgebieten gearbeitet: Im ehemaligen kommunistischen Ostblock, im hinduistischen Gürtel in Mittel- und Nordindien, im hinduistisch-buddhistischen Himalaja, unter islamischen Völkern und im säkularisierten Europa. Um diesem internationalen Dienst der Gemeindegründung ein organisatorisches und administratives Gefäss zu geben, gründeten wir als kleines Team das Missionswerk Kingdom Ministries (KM).







Die Begegnung mit einem ganz neuen und absolut faszinierenden Dienst





Bei den Diensteinsätzen in verschiedenen Ländern (Russland, Kasachstan, Bulgarien, Ägypten, Indien usw.) fiel mir auf, dass es eine spezielle Gruppe von „Pastoren“ gab, die alle die gleichen (Dienst-)Eigenschaften hatten. Ich machte mir dann eine Liste. Folgende sieben Kriterien fand ich bei allen:



Eine große Liebe zu Jesus, zu seinem Wort und zum Gebet. Im Durchschnitt verbringen diese Leute 2,5 Stunden am Tag im Wort und Gebet.



Sie haben eine Leidenschaft für Pionierarbeit und ein ausgesprochenes Reich-Gottes-Denken.



Weiter zeigen diese Personen eine Passion für die Gemeinde bzw. die Braut Christi und lieben das (multiplikative) Gründen von Gemeinden.



Immer wieder berufen sie Leute, trainieren sie und senden sie aus.



In ihrem Dienst wird oft ein starkes Element der Strategie in Bezug auf Gemeindegründung, Multiplikation, flächendeckende Gemeindegründung, Gemeindegründungs- und Jüngerschaftsbewegungen sichtbar.



Das Übernatürliche (Zeichen und Wunder) ist Teil ihres Dienstes.



Alle haben starke Erfahrungen des Leidens.



Langsam wurde mir klar, dass das nicht „typische Pastoren“ sind, sondern eben „Gesandte“ (gr. „apostolos“, von „apostello“, senden) sind. Dieser Dienst eines „Gesandten in die Welt“ hat mich dann mehr und mehr fasziniert und Anklang in mir gefunden. Und schließlich wurde die „Begegnung mit dem Apostolischen“ zu einer großen Wende in meinem Dienst. Heute versuchen wir ebenfalls, in diesen Werten und Prinzipien eines „Gesandten“ zu leben und auch auszubilden.







Meine Faszination





„So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigen Sohn gab, damit alle, die an Ihn glauben nicht verloren gehen, sondern das ewige Leben haben“ (Joh 3,16). – Gott liebt die WELT. Das Endziel der Liebe Gottes sind die Verlorenen. Und diese Liebe Gottes wird nicht ruhen, bis das Evangelium vom Reich Gottes dort an den tiefsten und dunkelsten Orten und Herzen angekommen ist. „Dieses Evangelium vom Reich Gottes wird verkündigt werden auf der ganzen Welt zum Zeugnis für alle Völker und dann erst wird das Ende dieser Welt und der Anfang von Gottes neuer Welt kommen.“ Und diese Liebe treibt mich innerlich so stark an, dass ich nicht anders kann, als eben in die Welt zu den unerreichten Völkern und Regionen zu gehen, um mitzuhelfen, dass dieses kostbare Evangelium verkündigt wird. Paulus schreibt: Denn die Liebe Christi drängt uns, zumal wir überzeugt sind, dass, wenn einer für alle gestorben ist … Gerade in diesem Moment, in dem ich diese Zeilen schreibe, bin ich hier mitten in Oromia dem Land der Oromos. Die Oromos in Ost-Äthiopien sind 4,5 Millionen Menschen (Muslime), die noch nie das Evangelium gehört haben und völlig unerreicht sind. Und jetzt trainieren wir hier 45 Männer und Frauen, die jeden Tag hinausgehen in die Dörfer und Hütten und das Evangelium verkündigen und dann am Abend zurückkommen und berichten, was geschehen ist, als das Evangelium die Herzen der Menschen erreicht hat. Es gibt nichts Schöneres! Dann bin ich zutiefst erfüllt und glücklich; ja wie Demos Shakarian schreibt: „die glücklichsten Menschen auf Erden.“







Motivation





„Wir können’s ja nicht lassen, von dem zu reden was wir (selber) gesehen und gehört haben“ (Apg 4,20). Hier kommt diese Passion, Leidenschaft und das Feuer eines, der Jesus direkt und persönlich erlebt hat und immer wieder erlebt, zum Ausdruck. Das scheint mir das Wichtigste überhaupt zu sein, dass wir in dieser direkten, lebendigen und leidenschaftlichen Liebesbeziehung zu Jesus bleiben. Diese ungebrochene Freude am Herrn ist unsere wahre Kraft. „Lieber“ jede andere Sünde, in die wir fallen mögen, aber nicht in die Sünde der Lauheit! Ach, dass du doch kalt oder warm wärst! Die Hauptsache ist, dass die Hauptsache immer die Hauptsache bleibt … und die „Hauptsache“ ist, diese wunderbare erste Liebe zu Jesus, unserem Retter, Herrn und König zu leben und zu bewahren in all unserem Studieren, Dienen und Leben.





BIOGRAFISCHES










Florian Bärtsch, Jg. 1959, verheiratet mit Anni, drei erwachsene Kinder und zwei Enkelkinder. Leiter von Kingdom Ministries. Studium der Theologie an der STH in Basel, Abschluss MTh.









fbaertsch@gmx.ch













Kirche neu erleben







Steffen Beck









Meine Story





Um es gleich vorweg zu sagen: Ich hatte nicht vor, „Pastor“ zu werden, weil es in meiner vom württembergischen Pietismus geprägten Welt nur „Pfarrer“ gab. Und Pfarrer zu werden in der evangelischen Landeskirche war nicht auf meinem Radar.



Ich bin in einem christlichen Elternhaus aufgewachsen. Mein Vater leitete den örtlichen Posaunenchor und die ganze Familie war im CVJM und der dazu gehörenden evangelischen Kirche engagiert.



Nach dem Abschluss der Realschule machte ich erstmal eine Ausbildung zum Mechaniker. Am Ende meiner Ausbildung sagte ein älterer Kollege zu mir: „Beck, dich sehen wir nach dem Zivildienst auch nicht wieder.“ Das war meinen Kollegen zu dieser Zeit wesentlich klarer als mir. Nicht, dass ein falscher Eindruck entsteht: Ich habe nicht „zwei linke Hände“, sondern bin ein handwerklich sehr begabter Mensch. Auch mein Abschluss war gut. Aber sie ahnten wohl schon etwas von meiner Berufung, die eher im Dienst an den Menschen als am Material lag.



So machte ich also erst malmeinen Zivildienst im CVJM Tübingen. Ich lernte dabei neben der sozialen Arbeit unter jungen Ausländern auch das „akademische Leben“ einer Unistadt kennen. Ich hatte ja keine Ahnung, wie viele wichtige Bücher es gab, die andere – im Gegensatz zu mir – schon gelesen hatten.



Nach dem Zivildienst entschloss ich mich, eine vierjährige Ausbildung an der „Evangelistenschule Johanneum“ in Wuppertal zu machen. Ich habe das bewusst etwas nüchtern formuliert, weil ich kein außerordentliches Berufungserlebnis „mit glühenden Kohlen auf meiner Zunge“ verspürte. Ich fühlte mich auch nicht wie die Menschen aus meiner Heimatgemeinde, die als Missionare ausgesandt wurden, und hatte auch nicht den Eindruck, dass man für mich mehr beten muss, als für alle anderen jungen Menschen, die in eine fremde Stadt zogen, um zu studieren oder einen Beruf zu erlernen. Ich machte eine Ausbildung, Punkt! Und doch war es auch mehr. Aber viel von diesem „Mehr“ habe ich erst im Rückblick erkannt und verstanden.



Die Entscheidung, „auf’s Johanneum“ zu gehen, gehört zu den besten Entscheidungen, die ich im meinem Leben getroffen habe. Denn in dieser Schule habe ich eine solide theologische Grundausbildung bekommen und – was vielleicht noch wichtiger ist – den nötigen Schliff durch die Menschen, die in mich investiert haben. Allen voran möchte ich hier den damaligen Direktor Fritz Gaiser nennen. Er hat mich herausgefordert, als ich unreif und verwöhnt in den Tag hinein gelebt habe. Er hat mich ausgehalten, als ich auf Ab- und Umwegen war. Er hat mich ertragen, als ich für manch andere ziemlich unerträglich war. Und er hat sich mir manchmal wie ein Baum in den Weg gestellt, wenn ich auf meinem Irrweg nicht zu stoppen war. Das war nicht immer schmerzfrei, aber ich bin ihm heute noch dankbar dafür.



Dann kam natürlich die Frage, wie und wo es jetzt weitergeht. Ich halte die sogenannte „erste Stelle“ für eine besonders wichtige Stelle, denn in diesen Jahren entscheidet sich viel. Ich habe eine Stelle gefunden, die zu mir gepasst hat, die aber auch eine ganz schön große Nummer für den Anfang war. Im September 1991 begann ich meine Arbeit als Jugend- und Musikreferent im CVJM Landesverband Baden. Ich war zu 50 % für die Begleitung der TEN-SING-Arbeit in Baden zuständig (und für viele andere Dinge im Landesverband). Für die anderen 50 % war ich in einem örtlichen CVJM in Baden als Jugendsekretär angestellt. Ich wollte es so, aber es war ganz schön schwierig, alles unter einen Hut zu bekommen. Oft kam ich an meine Grenzen.

 



„Warum eigentlich im CVJM Baden?“, könnte man jetzt fragen. „Weil ich im Gebet von Gott gehört habe, dass ich …“, könnte jetzt die Antwort sein. Und ich habe auch gebetet, klar, wie jeder. Aber es gab auch viele ganz menschliche Gründe. Diese Stelle passte zu mir und meinen Gaben. Die haben gerade jemanden wie mich gesucht und gebraucht. Und meine Frau Sibylle, damals noch an der Pädagogischen Hochschule, studierte in Heidelberg und von daher war klar, es wird wohl auch in diese Region gehen. Die Entscheidung, wo ich „meinen“ ersten Dienst beginne, war ja nicht nur meine Entscheidung, sondern auch die eines frisch verheirateten Paares.



Das klingt so einfach, ist aber mitunter das Spannendste am Thema Berufung und Dienst, wenn man wie ich zu denen gehört, die verheiratet sind. Meine Frau und ich gehören zu den Ehepaaren, die sehr ähnlich begabt sind, das gleiche Leiterpotenzial haben und doch, wer hätte es gedacht, verschieden sind. Uns war von Anfang an klar, dass wir so viel wie möglich gemeinsam machen wollen. Meine Frau arbeitete als Lehrerin, war aber ehrenamtlich leitend in der Jugendarbeit vor Ort und auch landesweit in der TEN-SING-Arbeit tätig.



Für manche Ehepaare wäre so viel Gemeinsamkeit im beruflichen Bereich sicher das Letzte, was sie sich vorstellen könnten. Für uns war es das Einzige, was wir uns vorstellen konnten. Es hat einfach mit dem zu tun, wozu Gott uns beide berufen hat, auch als Paar. Und natürlich damit, dass wir beide ähnliche Begabungen und keine Kinder haben. Letzteres hat uns ermöglicht, sehr viel parallel und nicht getrennt zu tun und zu erleben.



Zwar haben wir gelernt, dass es nicht alle so machen müssen wie wir, aber wir sind bis heute davon überzeug, dass die Berufung eines Ehepartners für den geistlichen Dienst (oder wie sagt man eigentlich dazu?) immer auch den anderen Partner betrifft. Zumindest mehr betrifft, als in anderen Berufen. Es geht einfach um mehr als nur um einen Beruf. Es geht um das ganze Leben im Blick auf diese Berufung. Und darüber, glaube ich, muss man sich im Vorfeld Gedanken machen.



Vielleicht gehöre ich mit dieser Ansicht auch zur alten Schule. Das kann sein. Und ich lasse mich gerne von einer neuen Generation überzeugen, dass es auch anders geht. Aber die meisten Gespräche, die junge Leiter mit meiner Frau und mir führen, zeigen, dass da etwas dran ist.



So, nun geht es ja hier um die Frage, wie es zu meiner Berufung als Pastor kam. Denn bis 2011 arbeitete ich als Jugendreferent/Sekretär beim CVJM Baden. Und jetzt kommt das Geheimnis: Streng genommen bin ich gar kein Pastor! Ich leite zwar mit meiner Frau eine Gemeinde, die am Wochenende von mehr als 1200 Menschen besucht wird. Die Menschen sehen in uns auch die leitenden Pastoren dieser Gemeinde. Und das steht auch auf unseren Visitenkarten. Aber streng genommen sind wir beide nie als Pastoren ordiniert worden. Das geht übrigens jedem so, der wie wir eine unabhängige Freikirche gründet. Dafür ordiniert dich aus verständlichen Gründen einfach niemand.



Dass ich kein ordinierter Pastor bin, wurde mir klar, als sich eines Tages ein Staatsanwalt bei mir und anderen Pastoren in Karlsruhe per E-Mail meldete. Er machte uns ziemlich eindrücklich deutlich, dass es sich bei der Bezeichnung „Pfarrer“ oder „Pastor“ um eine geschützte Berufsbezeichnung handelt, die man nur durch eine Verbindung von Ausbildung und Ordination erlangen kann. Dies hat mich veranlasst, mich mit dem Thema näher zu befassen und einen langwierigen Weg durch kirchliche Institutionen zu gehen, um hier zumindest für die Generation nach mir eine Klärung herbeizuführen.



Wie kam es, dass ich heute „Pastor im ICF Karlsruhe“ (in Anlehnung an obigen Absatz sei die Anmerkung erlaubt, dass ich nicht sagte: „Pastor all over the World“) bin?



1999 besuchte ich mit meiner Frau und 6000 weiteren Menschen den Willow-Creek-Leitungskongress in Karlsruhe. Dort malte Bill Hybels ein Bild von einer Kirche, die in ihren Gottesdiensten am Sonntag in erster Linie die Menschen im Blick hatte, die Gottesdienste sonst eher selten besuchten. Das hat unser Herz unglaublich bewegt und uns gleichzeitig ein Bild von Gemeinde oder Kirche gegeben, wie wir es bislang noch nicht mal erträumt hatten. Wir dachten: Wenn Kirche so ist, dann würden wir nicht nur selber gerne hingehen, sondern auch unsere Freunde einladen. Und von da an konnten wir uns Kirche nicht mehr anders vorstellen.



Ich war damals noch angestellt beim CVJM Baden. Darum haben wir erst mal das Gespräch mit dem CVJM und der evangelischen Kirche im Raum Karlsruhe gesucht. Um eine lange Geschichte kurz zu machen: Wir wollten zu viel, zu früh und zu schnell innerhalb der evangelischen Kirche verändern. Eigentlich wollten wir, getrieben von der Motivation, unsere kirchendistanzierten Freunde zu gewinnen, eine Kirche in der Kirche gründen und das noch, ohne dass einer von uns beiden ordinierter „Pfarrer“ (da ist das Zauberwort wieder) war. Gut, wir waren jung und mit 33 darf man, wenn die Motivation stimmt, ja auch mal naiv sein. So haben wir (gemeint ist die evangelische Landeskirche im Dekanat Karlsruher Land und der eingetragene Verein, den wir initiativ, wie wir sind, schon mal gegründet hatten) uns am Ende darauf geeinigt, dass es wohl besser ist, wenn wir unseren Weg selbstständig gehen.



Da stand ich nun, wohl ahnend, dass ein landeskirchlich geprägter CVJMer, wenn er eine evangelische Freikirche gründet, wohl bald schon zu den ehemaligen „Landeskirchlern“ gehört. Konsequenterweise habe ich daraufhin auch meine Anstellung beim CVJM Baden gekündigt. Wir haben von dem Teilzeitgehalt meiner Frau und einigen Nebenjobs gelebt und das ging eigentlich auch gut, weil wir ja, wie schon erwähnt, keine Kinder haben und darum beide arbeiten konnten. An dieser Stelle möchte ich mit großem Respekt diejenigen erwähnen, die so eine Phase in ihrem Leben mit Familie und Kindern durchlaufen. Liebe Leserinnen und Leser: Wenn ihr von so einer Familie einen Freundesbrief mit detaillierter Bankverbindung bekommt, dann wisst ihr, was zu tun ist, denn es sind mutige Helden, die euch schreiben. Also war ich nun auf einmal … ja was war ich denn jetzt? Denn „Pastor“ wollte ich mich noch nicht nennen, denn ein Pastor sollte ja eine Gemeinde haben. Doch wir hatten damals weder eine Gemeinde noch eine Location. Was wir hatten, war eine große Vision, 25 Menschen im Wohnzimmer und 200 Kinositze, die wir in einer Nacht- und Nebelaktion aus einem Kino im Karlsruhe ausgebaut hatten.



Also, Pastor war ich noch nicht. Aber ich war auch nicht mehr CVJM-Sekretär und nicht mehr Jugend- oder Musikreferent des CVJM Baden. Ich war ein Mann, der zusammen mit seiner Frau wusste, wo er her kam und wo er hin wollte und sollte. Aber meine berufliche Identität konnte ich nicht mehr auf eine Visitenkarte drucken. Und ich wünsche jedem Menschen eine solche Phase in seinem Leben. Denn unsere Identität darf sich nicht allein aus dem ergeben, was wir tun. Unsere Berufsbezeichnung ist weit weniger wichtig als unsere Berufung und unsere ganz eigene von Gott geschaffene Persönlichkeit. Aber, um ganz ehrlich zu sein, ein bisschen hilfreich ist es dann schon, wenn man nach dieser Phase wieder etwas auf die Visitenkarte schreiben kann.



Also haben wir einfach angefangen. Schritt für Schritt sind wir in die Richtung gegangen, in der unser Ziel lag. Und unser Ziel war zu der Zeit wohl das einzige, was ganz klar war: Wir wollten eine Gemeinde gründen, in die wir unsere kirchendistanzierten Freunde einladen konnten. Eine Gemeinde, in der unsere Freunde „Kirche neu erleben“ können. Eine Gemeinde, die ihnen hilft, eine persönliche Beziehung mit Jesus Christus aufzubauen. Und dieses Ziel hat sich bis heute nicht verändert.



Und was dann passierte, stimmt uns bis heute dankbar. Unsere Gemeinde wuchs nach vier mühsamen Jahren mit kleinen Besucher- und Budgetzahlen von 80 auf 200, von 200 auf 400 und dann mit mehreren Gottesdiensten auf inzwischen über 1200 Menschen an drei Standorten an.



Wir empfinden es jede Woche neu als ein Privileg, ICF Karlsruhe leiten zu dürfen. Wie soll man das Gefühl beschreiben, wenn etwas „funktioniert“ hat, was man einerseits nie ganz in der Hand hat und wofür man auf der anderen Seite schon etwas kann. Es ist eine Mischung aus dem Gefühl, dass wir wohl nicht alles verkehrt gemacht haben, und GNADE. Gott hat meiner Frau und mir ein starkes Leite