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Fabeln und Erzählungen

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Die Nuß und die Katze
Eine Fabel

 
"Gewiß, Herr Wirt, dies Obst ist nicht für meinen Magen.
Denn wenn ich mir, es frei zu sagen,
Ja eine Baumfrucht loben muß,
So lob ich mir die welsche Nuß.
Die schmeckt doch noch!—Bei meiner Treu!
Der zartste Apfel kömmt der Nuß, der Nuß nicht bei."
Ein Kätzchen, das der Wirtin Liebe
Nie mit Gewalt zum Mausen triebe,
Und itzt in ihrem Schoße saß,
War schlau, vernahm und merkte das.
"Was?" dacht es, "eine Nuß soll so vortrefflich schmecken?
Halt! diese Wahrheit soll mein Maul gleich selbst entdecken."
Es sprang vom Schoße weg, und lief dem Garten zu.
Nu, Katze, nu, wie dumm bist du!
Der schönen Chloris Schoß um eine Nuß zu lassen?
Wärst du ein junger Herr, wie würde sie dich hassen!
Nein, Schönen, räumet mir nur diesen Ort erst ein;
So wahr er mich ergetzt, ich will kein Kätzchen sein.
Doch dieses sag ich nur so im Vorübergehen.
Horcht! ich erzähle fort. Beim Garten blieb ich stehen?
Nicht? Ja. Wohl gut. Hier fand der Katze Lüsternheit
Beim nächsten Nußbaum nun, worauf sie sich gefreut.
Wollt ihr etwan ein Bild zu meiner Fabel malen:
So malt die Nüsse ja noch in den grünen Schalen,
Die unsre Katze fand. Darauf kömmt alles an.
Denn als sie kaum darein den ersten Biß getan,
So schnaubt und sprudelt sie, als wenn sie Glas gefressen.
"Dich", spricht sie, "lobt der Mensch: so mag er dich auch essen.
Oh! pfui, was muß er nicht für eine Zunge haben!
An solcher Säure sich zu laben!"
 
*
 
O schweig nur dummes Tier!
Du schmähst zur Ungebühr,
Du hättest auf den Kern nur erstlich kommen sollen,
Denn den, die Schale nicht, hat Lydas loben wollen!
 
L.

Die Sonne

 
Der Stern, durch den es bei uns tagt—
"Ach! Dichter, lern, wie unsereiner sprechen!
Muß man, wenn du erzählst,
Und uns mit albern Fabeln quälst,
Sich denkend noch den Kopf zerbrechen?"
Nun gut! die Sonne ward gefragt:
Ob sie es nicht verdrösse,
Daß ihre unermeßne Größe
Die durch den Schein betrogne Welt
Im Durchschnitt größer kaum, als eine Spanne, hält?
"Mich", spricht sie, "sollte dieses kränken?
Wer ist die Welt? wer sind sie, die so denken?
Ein blind Gewürm! Genug, wenn jene Geister nur,
Die auf der Wahrheit dunkeln Spur,
Das Wesen von dem Scheine trennen,
Wenn diese mich nur besser kennen!"
 
*
 
Ihr Dichter, welche Feur und Geist
Des Pöbels blödem Blick entreißt,
Lernt, will euch mißgeschätzt des Lesers Kaltsinn kränken,
Zufrieden mit euch selbst, stolz wie die Sonne denken!
 

Die Teilung

 
An seiner Braut, Fräulein Christinchens, Seite
Saß Junker Bogislav Dietrich Karl Ferdinand
Von—sein Geschlecht bleibt ungenannt—
Und tat, wie alle seine Landesleute,
Die Pommern, ganz abscheulich witzig und galant.
Was schwatzte nicht für zuckersüße Schmeicheleien
Der Junker seinem Fräulein vor!
Was raunte nicht für kühne Schelmereien
Er ihr vertraut ins Ohr?
Mund, Aug und Nas und Brust und Hände,
Ein jedes Glied macht ihn entzückt,
Bis er, entzückt auch über Hüft und Lende,
Den plumpen Arm um Hüft und Lende drückt,
Das Fräulein war geschnürt (vielleicht zum ersten Male)
"Ha!" schrie der Junker; "wie geschlank!
Ha, welch ein Leib! verdammt, daß ich nicht male!
Als käm er von der Drechselbank!
So dünn!—Was braucht es viel zu sprechen?
Ich wette gleich—was wetten wir? wie viel?
Ich will ihn voneinander brechen!
Mit den zwei Fingern will ich ihn zerbrechen,
Wie einen Pfeifenstiel!"
 
 
"Wie?" rief das Fräulein; "wie? zerbrechen?
Zerbrechen" (rief sie nochmals) "mich?
Sie könnten sich an meinem Latze stechen.
Ich bitte, Sie verschonen sich."
 
 
"Beim Element! so will ichs wagen,"
Schrie Junker Bogislav, "wohlan!"
Und hatte schon die Hände kreuzweis angeschlagen,
Und packte schon heroisch an;
Als schnell ein: "Bruder! Bruder, halt!"
Vom Ofen her aus einem Winkel schallt.
 
 
In diesem Winkel saß, vergessen, nicht verloren,
Des Bräutgams jüngster Bruder, Fritz.
Fritz saß mit offnen Aug und Ohren,
Ein Kind voll Mutterwitz.
 
 
"Halt!" schrie er, "Bruder! Auf ein Wort!"
Und zog den Bruder mit sich fort.
"Zerbrichst du sie, die schöne Docke,
So nimm die Oberhälfte dir!
Die Hälfte mit dem Unterrocke,
Die, lieber Bruder, schenke mir!"
 

Faustin

 
Faustin, der ganze funfzehn Jahr
Entfernt von Haus und Hof und Weib und Kindern war,
Ward, von dem Wucher reich gemacht,
Auf seinem Schiffe heimgebracht.
"Gott", seufzt der redliche Faustin,
Als ihm die Vaterstadt in dunkler Fern erschien,
"Gott, strafe mich nicht meiner Sünden,
Und gib mir nicht verdienten Lohn!
Laß, weil du gnädig bist, mich Tochter, Weib und Sohn
Gesund und fröhlich wieder finden."
So seufzt Faustin, und Gott erhört den Sünder.
Er kam, und fand sein Haus in Überfluß und Ruh.
Er fand sein Weib und seine beiden Kinder,
Und—Segen Gottes!—zwei dazu.
 

Morydan

 
Das Schiff, wo Morydan mit Weib und Kindern war
Kam plötzlich in Gefahr.
"Ach Götter, lasset euch bewegen!
Befehlt", schrie Morydan, "daß See und Sturm sich legen.
Nur diesmal lasset mich der nassen Gruft entfliehn;
Nie, nie, gelob ich euch, mehr übers Meer zu ziehn!
Neptun, erhöre mich!
Sechs schwarze Rinder schenk ich dir
Zum Opfer dankbar froh dafür!"
"Sechs schwarze Rinder?" rief Mondar,
Sein Nachbar der zugegen war.
"Sechs schwarze Rinder? Bist du toll?
Mir ist es ja, mir ist es schon bekannt,
Daß solchen Reichtum dir das Glück nicht zugewandt,
Und glaubst doch, daß es Gott Neptun nicht wissen soll?"
 
*
 
Wie oft, o Sterblicher, wie ofte trauest du
Der Gottheit weniger als deinem Nachbar zu!