Za darmo

Die Piccolomini

Tekst
0
Recenzje
iOSAndroidWindows Phone
Gdzie wysłać link do aplikacji?
Nie zamykaj tego okna, dopóki nie wprowadzisz kodu na urządzeniu mobilnym
Ponów próbęLink został wysłany

Na prośbę właściciela praw autorskich ta książka nie jest dostępna do pobrania jako plik.

Można ją jednak przeczytać w naszych aplikacjach mobilnych (nawet bez połączenia z internetem) oraz online w witrynie LitRes.

Oznacz jako przeczytane
Czcionka:Mniejsze АаWiększe Aa

Fünfter Auftritt

Thekla und Max Piccolomini.

Thekla. (sobald die Gräfin sich entfernt hat, schnell und heimlich zu Piccolomini)
 
     Trau ihnen nicht. Sie meinen's falsch.
 
Max
 
     Sie könnten —
 
Thekla
 
     Trau niemand hier als mir. Ich sah es gleich,
     Sie haben einen Zweck.
 
Max
 
     Zweck! Aber welchen?
     Was hätten sie davon, uns Hoffnungen —
 
Thekla
 
     Das weiß ich nicht. Doch glaub mir, es ist nicht
     Ihr Ernst, uns zu beglücken, zu verbinden.
 
Max
 
     Wozu auch diese Terzkys? Haben wir
     Nicht deine Mutter? Ja, die Gütige
     Verdient's, daß wir uns kindlich ihr vertrauen.
 
Thekla
 
     Sie liebt dich, schätzt dich hoch vor allen andern,
     Doch nimmer hätte sie den Mut, ein solch
     Geheimnis vor dem Vater zu bewahren.
     Um ihrer Ruhe willen muß es ihr
     Verschwiegen bleiben.
 
Max
 
     Warum überall
     Auch das Geheimnis? Weißt du, was ich tun will?
     Ich werfe mich zu deines Vaters Füßen,
     Er soll mein Glück entscheiden, er ist wahrhaft,
     Ist unverstellt und haßt die krummen Wege,
     Er ist so gut, so edel —
 
Thekla
 
     Das bist du!
 
Max
 
     Du kennst ihn erst seit heut. Ich aber lebe
     Schon zehen Jahre unter seinen Augen.
     Ist's denn das erste Mal, daß er das Seltne,
     Das Ungehoffte tut? Es sieht ihm gleich,
     Zu überraschen wie ein Gott, er muß
     Entzücken stets und in Erstaunen setzen.
     Wer weiß, ob er in diesem Augenblick
     Nicht mein Geständnis, deines bloß erwartet,
     Uns zu vereinigen – Du schweigst? Du siehst
     Mich zweifelnd an? Was hast du gegen deinen Vater?
 
Thekla
 
     Ich? Nichts – Nur zu beschäftigt find ich ihn,
     Als daß er Zeit und Muße könnte haben,
     An unser Glück zu denken.
 

(Ihn zärtlich bei der Hand fassend.)

 
     Folge mir!
     Laß nicht zu viel uns an die Menschen glauben.
     Wir wollen diesen Terzkys dankbar sein
     Für jede Gunst, doch ihnen auch nicht mehr
     Vertrauen, als sie würdig sind, und uns
     Im übrigen – auf unser Herz verlassen.
 
Max
 
     Oh! werden wir auch jemals glücklich werden!
 
Thekla
 
     Sind wir's denn nicht? Bist du nicht mein? Bin ich
     Nicht dein? – In meiner Seele lebt
     Ein hoher Mut, die Liebe gibt ihn mir —
     Ich sollte minder offen sein, mein Herz
     Dir mehr verbergen, also will's die Sitte.
     Wo aber wäre Wahrheit hier für dich,
     Wenn du sie nicht auf meinem Munde findest?
     Wir haben uns gefunden, halten uns
     Umschlungen, fest und ewig. Glaube mir!
     Das ist um vieles mehr, als sie gewollt.
     Drum laß es uns wie einen heil'gen Raub
     In unsers Herzens Innerstem bewahren.
     Aus Himmels Höhen fiel es uns herab,
     Und nur dem Himmel wollen wir's verdanken.
     Es kann ein Wunder für uns tun.
 

Sechster Auftritt

Gräfin Terzky zu den Vorigen.

Gräfin. (pressiert)
 
     Mein Mann schickt her. Es sei die höchste Zeit.
     Er soll zur Tafel —
 

(Da jene nicht darauf achten, tritt sie zwischen sie.)

 
     Trennt euch!
 
Thekla
 
     Oh! nicht doch!
     Es ist ja kaum ein Augenblick.
 
Gräfin
 
     Die Zeit vergeht Euch schnell, Prinzessin Nichte.
 
Max
 
     Es eilt nicht, Base.
 
Gräfin
 
     Fort! Fort! Man vermißt Sie.
     Der Vater hat sich zweimal schon erkundigt.
 
Thekla
 
     Ei nun! der Vater!
 
Gräfin
 
     Das versteht Ihr, Nichte.
 
Thekla
 
     Was soll er überall bei der Gesellschaft?
     Es ist sein Umgang nicht, es mögen würd'ge,
     Verdiente Männer sein, er aber ist
     Für sie zu jung, taugt nicht in die Gesellschaft.
 
Gräfin
 
     Ihr möchtet ihn wohl lieber ganz behalten?
 
Thekla. (lebhaft)
 
     Ihr habt's getroffen. Das ist meine Meinung.
     Ja, laßt ihn ganz hier, laßt den Herren sagen —
 
Gräfin
 
     Habt Ihr den Kopf verloren, Nichte? – Graf!
     Sie wissen die Bedingungen.
 
Max
 
     Ich muß gehorchen, Fräulein. Leben Sie wohl.
 

(Da Thekla sich schnell von ihm wendet.)

 
Was sagen Sie?
 
Thekla. (ohne ihn anzusehen)
 
     Nichts. Gehen Sie.
 
Max
 
     Kann ich's,
     Wenn Sie mir zürnen —
 

(Er nähert sich ihr, ihre Augen begegnen sich, sie steht einen Augenblick schweigend, dann wirft sie sich ihm an die Brust, er drückt sie fest an sich.)

Gräfin
 
     Weg! Wenn jemand käme!
     Ich höre Lärmen – Fremde Stimmen nahen.
 

(Max reißt sich aus ihren Armen und geht, die Gräfin begleitet ihn. Thekla folgt ihm anfangs mit den Augen, geht unruhig durch das Zimmer und bleibt dann in Gedanken versenkt stehen. Eine Gitarre liegt auf dem Tisch, sie ergreift sie, und nachdem sie eine Weile schwermütig präludiert hat, fällt sie in den Gesang.)

Siebenter Auftritt

Thekla. (spielt und singt)

 
     Der Eichwald brauset, die Wolken ziehn,
     Das Mägdlein wandelt an Ufers Grün,
     Es bricht sich die Welt mit Macht, mit Macht,
     Und sie singt hinaus in die finstre Nacht.
     Das Auge von Weinen getrübet.
     Das Herz ist gestorben, die Welt ist leer,
     Und weiter gibt sie dem Wunsche nichts mehr.
     Du Heilige, rufe dein Kind zurück,
     Ich habe genossen das irdische Glück,
     Ich habe gelebt und geliebet.
 

Achter Auftritt

Gräfin kommt zurück. Thekla.

Gräfin
 
     Was war das, Fräulein Nichte? Fy! Ihr werft Euch
     Ihm an den Kopf. Ihr solltet Euch doch, dächt' ich,
     Mit Eurer Person ein wenig teurer machen.
 
Thekla. (indem sie aufsteht)
 
     Was meint Ihr, Tante?
 
Gräfin
 
     Ihr sollt nicht vergessen,
     Wer Ihr seid, und wer er ist. Ja, das ist Euch
     Noch gar nicht eingefallen, glaub ich.
 
Thekla
 
     Was denn?
 
Gräfin
 
     Daß Ihr des Fürsten Friedland Tochter seid.
 
Thekla
 
     Nun? und was mehr?
 
Gräfin
 
     Was? Eine schöne Frage!
 
Thekla
 
     Was wir geworden sind, ist er geboren.
     Er ist von alt lombardischem Geschlecht,
     Ist einer Fürstin Sohn!
 
Gräfin
 
     Sprecht Ihr im Traum?
     Fürwahr! Man wird ihn höflich noch drum bitten,
     Die reichste Erbin in Europa zu beglücken
     Mit seiner Hand.
 
Thekla
 
     Das wird nicht nötig sein.
 
Gräfin
 
     Ja, man wird wohl tun, sich nicht auszusetzen.
 
Thekla
 
     Sein Vater liebt ihn, Graf Octavio
     Wird nichts dagegen haben —
 
Gräfin
 
     Sein Vater! Seiner! Und der Eure, Nichte?
 
Thekla
 
     Nun ja! Ich denk, Ihr fürchtet seinen Vater,
     Weil Ihr's vor dem, vor seinem Vater, mein ich,
     So sehr verheimlicht.
 
Gräfin. (sieht sie forschend an)
 
     Nichte, Ihr seid falsch.
 
Thekla
 
     Seid Ihr empfindlich, Tante? Oh! seid gut!
 
Gräfin
 
     Ihr haltet Euer Spiel schon für gewonnen —
     Jauchzt nicht zu frühe!
 
Thekla
 
     Seid nur gut!
 
Gräfin
 
     Es ist noch nicht so weit.
 
Thekla
 
     Ich glaub es wohl.
 
Gräfin
 
     Denkt Ihr, er habe sein bedeutend Leben
     In kriegerischer Arbeit aufgewendet,
     Jedwedem stillen Erdenglück entsagt,
     Den Schlaf von seinem Lager weggebannt,
     Sein edles Haupt der Sorge hingegeben,
     Nur um ein glücklich Paar aus euch zu machen?
     Um dich zuletzt aus deinem Stift zu ziehn,
     Den Mann dir im Triumphe zuzuführen,
     Der deinen Augen wohlgefällt? – Das hätt' er
     Wohlfeiler habe können! Diese Saat
     Ward nicht gepflanzt, daß du mit kind'scher Hand
     Die Blume brächest und zu leichten Zier
     An deinen Busen stecktest!
 
Thekla
 
     Was er mir nicht gepflanzt, das könnte doch
     Freiwillig mir die schönen Früchte tragen.
     Und wenn mein gütig freundliches Geschick
     Aus seinem furchtbar ungeheuren Dasein
     Des Lebens Freude mir bereiten will —
 
Gräfin
 
     Du siehst's wie ein verliebtes Mädchen an.
     Blick um dich her. Besinn dich, wo du bist —
     Nicht in ein Freudenhaus bist du getreten,
     Zu keiner Hochzeit findest du die Wände
     Geschmückt, der Gäste Haupt bekränzt. Hier ist
     Kein Glanz als der von Waffen. Oder denkst du,
     Man führte diese Tausende zusammen,
     Beim Brautfest dir den Reihen aufzuführen?
     Du siehst des Vaters Stirn gedankenvoll,
     Der Mutter Aug' in Tränen, auf der Waage liegt
     Das große Schicksal unsers Hauses!
     Laß jetzt des Mädchens kindische Gefühle,
     Die kleinen Wünsche hinter dir! Beweise,
     Daß du des Außerordentlichen Tochter bist!
     Das Weib soll sich nicht selber angehören,
     An fremdes Schicksal ist sie fest gebunden;
     Die aber ist die Beste, die sich Fremdes
     Aneignen kann mit Wahl, an ihrem Herzen
     Es trägt und pflegt mit Innigkeit und Liebe.
 
Thekla
 
     So wurde mir's im Kloster vorgesagt.
     Ich hatte keine Wünsche, kannte mich
     Als seine Tochter nur, des Mächtigen,
     Und seines Lebens Schall, der auch zu mir drang,
     Gab mir kein anderes Gefühl als dies:
     Ich sei bestimmt, mich leidend ihm zu opfern.
 
Gräfin
 
     Das ist dein Schicksal. Füge dich ihm willig.
     Ich und die Mutter geben dir das Beispiel.
 
Thekla
 
     Das Schicksal hat mir den gezeigt, dem ich
     Mich opfern soll; ich will ihm freudig folgen.
 
Gräfin
 
     Dein Herz, mein liebes Kind, und nicht das Schicksal.
 
Thekla
 
     Der Zug des Herzens ist des Schicksals Stimme.
     Ich bin die Seine. Sein Geschenk allein
     Ist dieses neue Leben, das ich lebe.
     Er hat ein Recht an sein Geschöpf. Was war ich,
     Eh' seine schöne Liebe mich beseelte?
     Ich will auch von mir selbst nicht kleiner denken
     Als der Geliebte. Der kann nicht gering sein,
     Der das Unschätzbare besitzt. Ich fühle
     Die Kraft mit meinem Glücke mir verliehn.
     Ernst liegt das Leben vor der ernsten Seele.
     Daß ich mir selbst gehöre, weiß ich nun.
     Den festen Willen hab ich kennen lernen,
     Den unbezwinglichen, in meiner Brust,
     Und an das Höchste kann ich alles setzen.
 
Gräfin
 
     Du wolltest dich dem Vater widersetzen,
     Wenn er es anders nun mit dir beschlossen?
     – Ihm denkst du's abzuzwingen? Wisse, Kind!
     Sein Nam' ist Friedland.
 
Thekla
 
     Auch der meinige.
     Er soll in mir die echte Tochter finden.
 
Gräfin
 
     Wie? Sein Monarch, sein Kaiser zwingt ihn nicht,
     Und du, sein Mädchen, wolltest mit ihm kämpfen?
 
Thekla
 
     Was niemand wagt, kann seine Tochter wagen.
 
Gräfin
 
     Nun wahrlich! Darauf ist er nicht bereitet.
     Er hätte jedes Hindernis besiegt,
     Und in dem eignen Willen seiner Tochter
     Sollt' ihm der neue Streit entstehn? Kind! Kind!
     Noch hast du nur das Lächeln deines Vaters,
     Hast seines Zornes Auge nicht gesehen.
     Wird sich die Stimme deines Widerspruchs,
     Die zitternde, in seine Nähe wagen?
     Wohl magst du dir, wenn du allein bist, große Dinge
     Vorsetzen, schöne Rednerblumen flechten,
     Mit Löwenmut den Taubensinn bewaffnen.
     Jedoch versuch's! Tritt vor sein Auge hin,
     Das fest auf dich gespannt ist, und sag nein!
     Vergehen wirst du vor ihm, wie das zarte Blatt
     Der Blume vor dem Feuerblick der Sonne.
     – Ich will dich nicht erschrecken, liebes Kind!
     Zum Äußersten soll's ja nicht kommen, hoff ich —
     Auch weiß ich seinen Willen nicht. Kann sein,
     Daß seine Zwecke deinem Wunsch begegnen.
     Doch das kann nimmermehr sein Wille sein,
     Daß du, die stolze Tochter seines Glücks,
     Wie ein verliebtes Mädchen dich gebärdest,
     Wegwerfest an den Mann, der , wenn ihm je
     Der hohe Lohn bestimmt ist, mit dem höchsten Opfer,
     Das Liebe bringt, dafür bezahlen soll!
 

(Sie geht ab.)

 

Neunter Auftritt

Thekla. (allein)
 
     Dank dir für deinen Wink! Er macht
     Mir meine böse Ahnung zur Gewißheit.
     So ist's denn wahr? Wir haben keinen Freund
     Und keine treue Seele hier – wir haben
     Nichts als uns selbst. Uns drohen harte Kämpfe.
     Du, Liebe, gib uns Kraft, du göttliche!
     Oh! sie sagt wahr! Nicht frohe Zeichen sind's,
     Die diesem Bündnis unsrer Herzen leuchten.
     Das ist kein Schauplatz, wo die Hoffnung wohnt.
     Nur dumpfes Kriegsgetöse rasselt hier,
     Und selbst die Liebe, wie in Stahl gerüstet,
     Zum Todeskampf gegürtet, tritt sie auf.
     Es geht ein finstrer Geist durch unser Haus,
     Und schleunig will das Schicksal mit uns enden.
     Aus stiller Freistatt treibt es mich heraus,
     Ein holder Zauber muß die Seele blenden.
     Es lockt mich durch die himmlische Gestalt,
     Ich seh sie nah und seh sie näher schweben,
     Es zieht mich fort mit göttlicher Gewalt,
     Dem Abgrund zu, ich kann nicht widerstreben.
 

(Man hört von ferne die Tafelmusik.)

 
     Oh! wenn ein Haus im Feuer soll vergehn,
     Dann treibt der Himmel sein Gewölk zusammen,
     Es schießt der Blitz herab aus heitern Höhn,
     Aus unterird'schen Schlünden fahren Flammen,
     Blindwütend schleudert selbst der Gott der Freude
     Den Pechkranz in das brennende Gebäude!
 

(Sie geht ab.)

Vierter Aufzug

Szene: Ein großer, festlich erleuchteter Saal, in der Mitte desselben und nach der Tiefe des Theaters eine reich ausgeschmückte Tafel, an welcher acht Generale, worunter Octavio Piccolomini, Terzky und Maradas, sitzen. Rechts und links davon, mehr nach hinten zu, noch zwei andere Tafeln, welche jede mit sechs Gästen besetzt sind. Vorwärts steht der Kredenztisch, die ganze vordere Bühne bleibt für die aufwartenden Pagen und Bedienten frei. Alles ist in Bewegung, Spielleute von Terzkys Regiment ziehen über den Schauplatz um die Tafel herum. Noch ehe sie sich ganz entfernt haben, erscheint Max Piccolomini; ihm kommt Terzky mit einer Schrift, Isolani mit einem Pokal entgegen.

Erster Auftritt

Terzky. Isolani. Max Piccolomini.

Isolani
 
     Herr Bruder, was wir lieben! Nun, wo steckt Er?
     Geschwind an Seinen Platz! Der Terzky hat
     Der Mutter Ehrenweine preisgegeben,
     Es geht hier zu, wie auf dem Heidelberger Schloß.
     Das Beste hat Er schon versäumt. Sie teilen
     Dort an der Tafel Fürstenhüte aus,
     Des Eggenberg, Slawata, Lichtenstein,
     Des Sternbergs Güter werden ausgeboten
     Samt allen großen böhm'schen Lehen; wenn
     Er hurtig macht, fällt auch für Ihn was ab.
     Marsch! Setz' Er sich!
 

Colalto und Götz. (rufen an der zweiten Tafel)

 
     Graf Piccolomini!
 
Terzky
 
     Ihr sollt ihn haben! Gleich! – Lies diese Eidesformel,
     Ob dir's gefällt, so wie wir's aufgesetzt.
     Es haben's alle nach der Reih' gelesen,
     Und jeder wird den Namen drunter setzen.
 
Max. (liest)
 
     "Ingratis servire nefas."
 
Isolani
 
     Das klingt wie ein latein'scher Spruch – Herr Bruder,
     Wie heißt's auf deutsch?
 
Terzky
 
     Dem Undankbaren dient kein rechter Mann!
 
Max
 
     "Nachdem unser hochgebietender Feldherr, der
     Durchlauchtige Fürst von Friedland, wegen vielfältig
     empfangener Kränkungen, des Kaisers Dienst zu
     Verlassen gemeint gewesen, auf unser einstimmiges
     Bitten aber sich bewegen lassen, noch länger bei der
     Armee zu verbleiben, und ohne unser Genehmhalten sich
     Nicht von uns zu trennen; als verpflichten wir uns wieder
     ingesamt, und jeder für sich insbesondere, anstatt eines
     körperlichen Eides – auch bei ihm ehrlich und getreu zu
     halten, uns auf keinerlei Weise von ihm zu trennen, und
     für denselben alles das Unsrige, bis auf den letzten
     Blutstropfen, aufzusetzen, so weit nämlich unser dem
     Kaiser geleisteter Eid es erlauben wird.
 

(Die letzten Worte werden von Isolani nachgesprochen.)

 
     Wie wir denn auch, wenn einer oder der andre, von uns, diesem
     Verbündnis zuwider, sich von der gemeinen Sache
     Absondern sollte, denselben als einen bundesflüchtigen
     Verräter erklären, und an seinem Hab und Gut, Leib und
     Leben Rache dafür zu nehmen verbunden sein wollen.
     Solches bezeugen wir mit Unterschrift unsers Namens."
 
Terzky
 
     Bist du gewillt, dies Blatt zu unterschreiben?
 
Isolani
 
     Was sollt' er nicht! Jedweder Offizier
     Von Ehre kann das – muß das – Dint' und Feder!
 
Terzky
 
     Laß gut sein, bis nach der Tafel.
 
Isolani. (Max fortziehend)
 
     Komm' Er, komm' Er!
 

(Beide gehen an die Tafel.)

 

Zweiter Auftritt

Terzky. Neumann.

Terzky. (winkt dem Neumann , der am Kredenztisch gewartet,
 
     und tritt mit ihm vorwärts)
     Bringst du die Abschrift, Neumann? Gib! Sie ist
     Doch so verfaßt, daß man sie leicht verwechselt?
 
Neumann
 
     Ich hab sie Zeil' um Zeile nachgemalt,
     Nichts als die Stelle von dem Eid blieb weg,
     Wie deine Exzellenz es mir geheißen.
 
Terzky
 
     Gut! Leg sie dorthin, und mit dieser gleich
     Ins Feuer! Was sie soll, hat sie geleistet.
 

(Neumann legt die Kopie auf den Tisch und tritt wieder zum Schenktisch.)

Dritter Auftritt

 
Illo kommt aus dem zweiten Zimmer. Terzky.
 
Illo
 
     Wie ist es mit dem Piccolomini?
 
Terzky
 
     Ich denke, gut. Er hat nichts eingewendet.
 
Illo
 
     Er ist der einz'ge, dem ich nicht recht traue,
     Er und der Vater – Habt ein Aug' auf beide!
 
Terzky
 
     Wie sieht's an Eurer Tafel aus? Ich hoffe,
     Ihr haltet Eure Gäste warm?
 
Illo
 
     Sie sind
     Ganz kordial. Ich denk, wir haben sie.
     Und wie ich's Euch vorausgesagt – Schon ist
     Die Red' nicht mehr davon, den Herzog bloß
     Bei Ehren zu erhalten. Da man einmal
     Beisammen sei, meint Montecuculi,
     So müsse man in seinem eignen Wien
     Dem Kaiser die Bedingung machen. Glaubt mir,
     Wär's nicht um diese Piccolomini,
     Wir hätten den Betrug uns können sparen.
 
Terzky
 
     Was will der Buttler? Still!
 

Vierter Auftritt

Buttler zu den Vorigen.

Buttler. (von der zweiten Tafel kommend)
 
     Laßt Euch nicht stören.
     Ich hab Euch wohl verstanden, Feldmarschall.
     Glück zum Geschäfte – und was mich betrifft,
 

(geheimnisvoll)

 
     So könnt Ihr auf mich rechnen.
 
Illo. (lebhaft)
 
     Können wir's?
 
Buttler
 
     Mit oder ohne Klausel! gilt mir gleich!
     Versteht Ihr mich? Der Fürst kann meine Treu'
     Auf jede Probe setzen, sagt ihm das.
     Ich bin des Kaisers Offizier, solang ihm
     Beliebt, des Kaisers General zu bleiben,
     Und bin des Friedlands Knecht, sobald es ihm
     Gefallen wird, sein eigner Herr zu sein.
 
Terzky
 
     Ihr treffet einen guten Tausch. Kein Karger,
     Kein Ferdinand ist's, dem Ihr Euch verpflichtet.
 
Buttler. (ernst)
 
     Ich biete meine Treu' nicht feil, Graf Terzky,
     Und wollt' Euch nicht geraten haben, mir
     Vor einem halben Jahr noch abzudingen,
     Wozu ich jetzt freiwillig mich erbiete.
     Ja, mich samt meinem Regiment bring ich
     Dem Herzog, und nicht ohne Folgen soll
     Das Beispiel bleiben, denk ich, das ich gebe.
 
Illo
 
     Wem ist es nicht bekannt, daß Oberst Buttler
Dem ganzen Heer voran als Muster leuchtet!
 
Buttler
 
     Meint Ihr, Feldmarschall? Nun, so reut mich nicht
     Die Treue, vierzig Jahre lang bewahrt,
     Wenn mir der wohlgesparte gute Name
     So volle Rache kauft im sechzigsten! —
     Stoßt euch an meine Rede nicht, ihr Herrn.
     Euch mag es gleichviel sein, wie ihr mich habt,
     Und werdet, hoff ich, selber nicht erwarten,
     Daß euer Spiel mein grades Urteil krümmt —
     Daß Wankelsinn und schnell bewegtes Blut
     Noch leichte Ursach' sonst den alten Mann
     Vom langgewohnten Ehrenpfade treibt.
     Kommt! Ich bin darum minder nicht entschlossen,
     Weil ich es deutlich weiß, wovon ich scheide.
 
Illo
 
     Sagt's rund heraus, wofür wir Euch zu halten —
 
Buttler
 
     Für einen Freund! Nehmt meine Hand darauf,
     Mit allem, was ich hab, bin ich der Eure.
     Nicht Männer bloß, auch Geld bedarf der Fürst.
     Ich hab in seinem Dienst mir was erworben,
     Ich leih es ihm, und überlebt er mich,
     Ist's ihm vermacht schon längst, er ist mein Erbe.
     Ich steh allein da in der Welt und kenne
     Nicht das Gefühl, das an ein teures Weib
     Den Mann und an geliebte Kinder bindet;
     Mein Name stirbt mit mir, mein Dasein endet.
 
Illo
 
     Nicht Eures Gelds bedarf's – ein Herz, wie Euers,
     Wiegt Tonnen Goldes auf und Millionen.
 
Buttler
 
     Ich kam, ein schlechter Reitersbursch, aus Irland
     Nach Prag mit einem Herrn, den ich begrub.
     Vom niedern Dienst im Stalle stieg ich auf,
     Durch Kriegsgeschick, zu dieser Würd' und Höhe,
     Das Spielzeug eines grillenhaften Glücks.
     Auch Wallenstein ist der Fortuna Kind,
     Ich liebe einen Weg, der meinem gleicht.
 
Illo
 
     Verwandte sind sich alle starken Seelen.
 
Buttler
 
     Es ist ein großer Augenblick der Zeit,
     Dem Tapfern, dem Entschloßnen ist sie günstig.
     Wie Scheidemünze geht von Hand zu Hand,
     Tauscht Stadt und Schloß den eilenden Besitzer.
     Uralter Häuser Enkel wandern aus,
     Ganz neue Wappen kommen auf und Namen;
     Auf deutscher Erde unwillkommen wagt's
     Ein nördlich Volk sich bleibend einzubürgern.
     Der Prinz von Weimar rüstet sich mit Kraft,
     Am Main ein mächtig Fürstentum zu gründen;
     Dem Mansfeld fehlte nur, dem Halberstädter
     Ein längres Leben, mit dem Ritterschwert
     Landeigentum sich tapfer zu erfechten.
     Wer unter diesen reicht an unsern Friedland?
     Nichts ist so hoch, wornach der Starke nicht
     Befugnis hat die Leiter anzusetzen.
 
Terzky
 
     Das ist gesprochen wie ein Mann!
 
Buttler
 
     Versichert euch der Spanier und Welschen,
     Den Schotten Leßly will ich auf mich nehmen.
     Kommt zur Gesellschaft! Kommt!
 
Terzky
 
     Wo ist der Kellermeister?
     Laß aufgehn, was du hast! die besten Weine!
     Heut gilt es. Unsre Sachen stehe gut.
 

(Gehen, jeder an seine Tafel.)