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Reise über Indien und China nach Japan.

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Fahrt von Hongkong nach Singapore

Am 10. Mai, zeitlich Früh, fuhren wir von Hongkong ab, gegen Singapore. Im Osten der Fahrtlinie befanden sich die Philippinen-Inseln Luzon, Mindsop, Negros u. s. w., welche noch immer im Kriege stehen, um nun »ihre Befreier vom spanischen Joche« abzuwehren. Viele dort einheimische Familien sind schon ausgewandert und viele wandern noch aus; die Landwirthschaft, sowie der Handel liegen brach, und so ist nun das von der Natur so reich gesegnete Land ganz verarmt. Das sind die Resultate der sogenannten Volksbeglücker und die Folgen von Staatsumwälzungen.

Am 11. Mai hatten wir schon zeitlich Früh eine sehr drückende Hitze zu ertragen. Es war dies der Vortag der in unserem Heimatlande gefürchteten Eistage. Wieder haben sich bei unserem Schiffe ein Paar Vögel eingefunden, welche von China zu uns kamen und nun der Entfernung halber nicht mehr zum Festlande zurückfliegen konnten. Es sind Singvögel mittlerer Grösse mit grauem Kopfe, dunklen Flügeln, schwarzweissem, langem Stoss und gelber Brust.

Auch muss ich eine neue Frucht anführen, welche uns bei dem Diner auf dem Lloydschiffe vorgesetzt wurde. Sie heisst Laitshi, ist eine braune Baumfrucht in der Grösse der Kastanie, umschliesst im Innern einen kleinen, festen Kern und hat innerhalb der leichtbrüchigen Rinde eine lichte, fleischige Masse, welche einen angenehmen, etwas süsslichen Geschmack hat.

Am 12. Mai. Unsere Fahrt geht langsam vorwärts. Wir machen kaum 10 Seemeilen = 18·5 km in der Stunde. Dies ist für mich recht verdriesslich, weil ich dadurch später nach Colombo gelangen werde und mich somit auf der herrlichen Insel Ceylon nicht lange werde aufhalten können. Ich habe nämlich, wie schon erwähnt, den Plan gefasst, von Colombo mit dem am 1. Juni von dort nach Port Said u. s. w. gehenden Dampfschiffe der Messagerie maritime nach diesem Ort zu fahren, weil ich dadurch dem zwischen 10. und 15. Juni im Indischen Ocean beginnenden Monsum entgehe. Die Stürme und der hohe Seegang während des Monsums sind wohl nicht so schwerwiegend, aber entsetzlich ist es, dass während der Monsumzeit der unaufhörlich dicht fallende Regen und die dadurch erzeugte nasse Luft bis in die Cabinen des Schiffes eindringt, dort die Kleider, die Wäsche, das Bettzeug u. s. w. durchfeuchtet, und dass man während dieser Zeit nicht ein Stück trocken erhalten kann. Abgesehen von dieser Unannehmlichkeit, entsteht dadurch auch das Verderben der in den Koffern verpackten Stoffe, ein Umstand, welcher mir vornehmlich wegen der gekauften Seidenwaaren sehr peinlich sein würde.

13. Mai. Seit zwei Tagen haben wir auf dem Schiffe eine Temperatur von mehr als 25° R. Wohl wurde diese Hitze durch zeitweilig eintretende Gewitter momentan etwas vermindert, doch leider nur für kurze Zeit, und bald darauf herrschte wieder die frühere Hitze. Das italienische Ehepaar ist wenig seetüchtig und erkrankte, wenn auch nur leicht, in Folge des Gewittersturmes, respective der dadurch erzeugten Schiffschwankungen.

Am 14. Mai (Sonntag) war das Wetter ruhig, leicht bewölkt und die Temperatur auf 23° R. herabgesunken. Ich befand mich demnach während des Tages sehr wohl, aber die Nacht in der Cabine war dennoch schwül, und so geht es in den Nächten ohne Schwitzbad nicht ab. Man gewöhnt sich aber daran und schlaft dennoch sehr gut.

Am 15. Mai machte ich an mir die Erfahrung, dass die Erhaltung der Gesundheit es erfordert, während des Tages unter der Wäsche ein Wolleibchen und eine Wollbinde zu tragen, denn als ich vor zwei Tagen der grossen Hitze halber diese weggegeben hatte und nur ein einfaches Wollhemd trug, fühlte ich an dem darauffolgenden Tage Schmerzen in der Kreuzgegend. Ein über die Nacht genommener Priessnitz-Umschlag und dann das Wiederanlegen der besagten Wollunterkleider behob sofort das Unwohlsein.

Aufenthalt in Singapore

Den 16. Mai trafen wir in Singapore ein, also mit einem Tage Verspätung im Vergleiche zu dem officiell angegebenen Ankunftstage. Nach dem Anlangen des Schiffes in den Hafen kam der Hafenarzt auf den Dampfer zur Inspicirung des Gesundheitszustandes auf demselben und zur Feststellung, ob auf dem Schiffe keine ansteckenden Krankheiten vorgekommen sind. Diese Massregel muss in dem Hafen von Singapore mit um so grösserer Genauigkeit durchgeführt werden, als dort alle von Bombay und von Hongkong, also von den beiden pestinfiscirten Städten kommenden Schiffe anhalten, mithin Singapore der Ansteckungsgefahr sehr ausgesetzt ist.

Der von der Lloydgesellschaft auf dem Dampfer Marquis Bacquehem angestellte Arzt, ein vor kurzer Zeit promovirter Doctor, hatte die Pflicht, dem inspicirenden Arzt von Singapore die Aufklärung über den Gesundheitszustand auf dem Schiffe zu geben.

Während der Fahrt des Dampfers von Hongkong nach Singapore waren von den ganz kleinen Kindern, welche die Chinesen mit sich genommen hatten, zwei Kinder gestorben, da sie die Seereise und ganz geänderte Lebensweise nicht überstehen konnten. Ausserdem befand sich auf dem Schiffe ein Matrose, welcher seit vier oder fünf Tagen an geschwollenen Drüsen erkrankt war und ein Fieber mit 38 Grad Körperwärme hatte. Nun befürchtete der Lloydarzt darin gleich einen Pestfall. Ich machte ihn wohl darauf aufmerksam, dass nach meiner Erfahrung aus Bombay dort die Pestkranken binnen 24 Stunden dem Tode erlagen oder, und zwar in den allerseltensten Fällen, nach dieser Zeit der Genesung entgegen gingen. Der Lloydarzt hielt dessenungeachtet seine Befürchtung aufrecht und gab trotz meiner ihm dringlich gemachten Gegenvorstellung dem inspicirenden Arzt aus Singapore Kenntniss davon. Dieser Inspicirungsarzt war nicht Doctor, sondern Apotheker, hatte also selbst kein Urtheil in diesem Falle. Er nahm mithin die ihm vom Doctor gegebene Befürchtung in sich auf, weil er die Verpflichtung in sich fühlte, die Stadt Singapore vor der Gefahr einer Ansteckung zu beschützen. Obgleich bei der nachfolgenden Einzeluntersuchung aller Chinesen, der übrigen Passagiere und der ganzen Schiffsbemannung kein Pestkranker gefunden wurde, so erklärte der inspicirende Arzt dennoch den Dampfer Marquis Bacquehem bis auf Weiteres in Contumaz und ordnete an, dass sämmtliche Chinesen auf die zum Quarantaineplatz bestimmte Insel zu überführen seien. Da aber dieser Arzt doch einsah, dass diese Massregel nicht ganz gerechtfertigt war, so erlaubte er, dass die europäischen Passagiere nach Singapore fahren können.

Ich benützte diese Erlaubniss und fuhr gleich mit dem Arzte nach Singapore, besuchte dort den Honorar-Generalconsul v. Brandt und seinen Stellvertreter v. Pustau, später dann auch den Dr. Rasch, welcher auf dem Dampfschiffe Marie Valerie mit mir nach Singapore gefahren war und sich dort zur Uebernahme einer ärztlichen Praxis niedergelassen hatte. Daselbst empfand ich eine grosse Freude darüber, bei Dr. Rasch wahrzunehmen und es auch von ihm bestätigt zu hören, dass es ihm vorzüglich gut ergehe und er ausserordentlich viel zu thun habe. Da hat sich wieder die Initiative glänzend belohnt.

Den folgenden Tag, 17. Mai, kam der inspicirende Arzt Vormittag wieder auf unseren Dampfer und fand den erkrankten Matrosen, welcher nach der Meinung des Lloydarztes einen »leichten Pestanfall« haben sollte, schon ziemlich wohl. Da mag es dem Apotheker eingeleuchtet haben, dass die Diagnose des Doctors unrichtig war, aber er fand es dennoch angezeigt, die Contumaz nicht aufzuheben, sondern verfügte noch eine Untersuchung des Blutes von dem erkrankten Matrosen und nahm zu diesem Zwecke einige Tropfen Blut desselben mit sich. Die Contumaz unseres Schiffes hatte demnach noch wenigstens 24 Stunden zu währen.

Der vom Lloyd angestellte Schiffsarzt hat durch seine ausgesprochene Befürchtung nicht nur dem Lloyddampfer viele Unannehmlichkeiten, sondern auch namhafte Auslagen bereitet, weil derselbe bedeutende Expensen für den längeren Aufenthalt im Hafennetz zu entrichten hat. Mich aber traf diese Verzögerung sehr unangenehm, weil meine Ankunft in Colombo hierdurch noch weiter hinausgeschoben und somit mein Reiseplan sehr gestört wurde.

An diesem Tage war ich vom Festlande ganz abgesperrt, weil der inspicirende Arzt mich aus dem Grunde nicht auf seiner Dampfbarkasse mitnehmen konnte, weil er noch zu anderen Schiffen fahren musste, und weil kein Boot vom Lande sich dem in Contumaz befindlichen Dampfer zu nähern wagte. Ja, nicht einmal der Lloydagent kam an den Dampfer heran.

Bei alledem fühlte ich mich auf dem Deck des Schiffes sehr wohl, denn Vormittags war es geradezu herrlich, es wehte hier eine so liebliche, angenehme Luft über das Deck, wie wir eine solche in unserem Lande nur in den schönsten Tagen des Mai oder Juni erleben können.

Abends erschien der inspicirende Arzt neuerdings und theilte mit, dass von den vom Dampfer Marquis Bacquehem auf die Quarantaine-Insel transportirten Chinesen ein Mann an der Pest erkrankt und auch gestorben sei, und behauptete, dass dieser Chinese schon auf dem Schiffe erkrankt gewesen sei, sich aber der Untersuchung entzogen haben müsse. Tags vorher wurde aber constatirt, dass alle auf dem Schiffe befindlichen Leute untersucht und pestfrei befunden wurden. Es hatte demnach diese nachträgliche Angabe keine rechtmässige Basis, wohl bot sie aber der Behörde in Singapore das Mittel, nach Gutdünken mit dem Dampfer zu verfahren. Die Ansteckung des Chinesen konnte ja auf der von Pest durchseuchten Quarantaine-Insel vorgekommen sein. Diese Einwendung fruchtete nichts. Der inspicirende Arzt theilte nun mit, er werde den Todesfall dem Gouverneur melden, und dieser werde die weitere Contumaz des Dampfschiffes verfügen.

Dies war ein schlimmer Fall für mich, denn der Aufenthalt in Singapore konnte sich nun so weit hinausziehen, dass ich mit Einschluss des Aufenthaltes in Penang, welcher auch unvorhergesehene Verzögerungen bringen konnte, erst nach dem 1. Juni nach Colombo gelangen würde, dass ich daher dort den Dampfer der Messagerie nicht mehr angetroffen haben würde, folglich auf ein später abgehendes Schiff hätte warten müssen. Dann aber stand mir bevor, in den für meine Garderobe und für das gekaufte Seidenzeug gefürchteten Monsum zu kommen. Dies wollte ich, wie schon erwähnt, vermeiden, und so erwog ich es, den Dampfer Marquis Bacquehem zu verlassen und mit dem Dampfer einer andern Dampfschifffahrts-Gesellschaft von Singapore nach Colombo zu fahren. Wohl hatte ich die Fahrkarte von Kobe bis Colombo genommen, aber ich hoffte, dass die Lloyddirection in Triest den Betrag von Singapore nach Colombo mir zurückerstatten werde. (Dies ist später auch erfolgt.) Andererseits sah ich es voraus, dass durch diesen Wechsel sich meine Fahrt sehr vertheuern werde, aber dies war schon dadurch herbeigeführt, dass unser Dampfer zur Einhaltung der Contumaz bestimmt worden war, und dass ein Erlass besteht, nach welchem jeder Passagier im Falle der Contumaz für jeden solchen Tag 15 Francs zu zahlen hat.

 

Ich entschloss mich demnach, den nächsten Tag nach Singapore zu fahren, dort alle Eventualitäten zu erforschen und dann auf Grund der darauf gestützten Erwägungen das mir am zweckdienlichsten Erscheinende zu unternehmen. Als nun am nächsten Tag, den 18. Mai, der inspicirende Arzt Vormittags wieder auf das Schiff kam und mittheilte, dass die Dauer der Contumaz des Dampfers Marquis Bacquehem noch nicht festgestellt wurde, machte ich von meiner Freiheit, auf das Land zu fahren, Gebrauch und schiffte mich mit dem Inspicirenden nach Singapore über. Während dieser Fahrt erhielt ich von demselben die Zusage, dass seinerseits kein Bedenken erhoben werden soll, wenn ich gleich auf einem andern Dampfer weiterfahren werde.

In Singapore verfügte ich mich gleich zum österreichisch-ungarischen Consulat und brachte dort in Erfahrung, dass der Dampfer Marquis Bacquehem im Hinblick auf die vom inspicirenden Arzt abgegebene Darlegung der Verhältnisse voraussichtlich noch längere Zeit in Contumaz gehalten sein werde, dass dann derselbe erst die Verladungsarbeiten vornehmen könne und demnach die Abfahrt des Dampfers von Singapore sich weit hinausziehen dürfte. Weiters wurde dort gesprochen, dass der Dampfer auch von Singapore nach Penang eine grosse Zahl von Chinesen transportiren müsse, dabei wieder ein Pestfall vorkommen oder vermuthet werden, und dass dann in Penang ein gleiches Zeitversäumniss wie in Singapore eintreten könnte. Darauf hin entschloss ich mich, auf einem andern Dampfer weiter zu reisen.

Von Singapore gingen zu dieser Zeit nach Colombo ab: am 19. Mai der Dampfer Coromandel der englischen P and O- (Peninsula and Oriental-) Gesellschaft, und am 25. Mai ein Dampfer der französischen Gesellschaft Messagerie maritime. Im Hinblicke darauf, dass ich bald von Singapore wegkommen und in Colombo eintreffen wollte, wählte ich zur Weiterfahrt das Dampfschiff Coromandel, war aber dadurch zur Eile gedrängt, weil dieser Dampfer den nächsten Tag schon um 8 Uhr Früh abfuhr. Vorerst traf ich die Vorkehrung, dass am Abend mein Gepäck von dem Dampfer Marquis Bacquehem abgeholt und auf den Dampfer Coromandel geführt werde. Dann liess ich mir von unserem Consulate ein Certificat für die mitgenommene Cycas revoluta ausstellen, weil ohne solche Belege keine Pflanzen oder Blumen nach Oesterreich-Ungarn eingeführt werden dürfen. Hierauf nahm ich eine Fahrkarte erster Classe für den Dampfer Coromandel von Singapore nach Colombo auf der Insel Ceylon. Diese Karte kostete 140 Dollars = 168 fl. ö. W. Der Betrag erscheint für eine fünf und einen halben Tag währende Fahrt sammt Unterkunft und Verpflegung, also für den Tag etwa 30 fl. 50 kr. ö. W., ziemlich theuer. Nachdem dies besorgt war, fuhr ich auf den Dampfer Marquis Bacquehem zurück, um dort mein Gepäck in Ordnung zu bringen. Hierzu theilte ich meine Effecten, die einstweilen auf 22 Colli angewachsen waren, derart, dass ich 9 Stück auf dem Lloyddampfer zur Ueberführung nach Triest beliess und 13 Stück mit mir nahm.

Vor dem Scheiden von dem Dampfer Marquis Bacquehem dankte ich noch dem Schiffscapitän und den Schiffsofficieren für die mir bezeigte Zuvorkommenheit und wünschte ihnen, bald von der Contumaz loszukommen.

Die Nacht schlief ich vortrefflich im Adelphi-Hôtel in Singapore. Des andern Tags zeitlich Früh besichtigte ich die vom Hôtelier Hassner, einem Oesterreicher, aus seiner Sammlung alter Waffen und sonstiger Gegenstände von wilden Völkern für mich gewählten Curiositäten, und zwar: einen Buka Bogen mit Sehne, circa 2 m lang, zehn Buka Rohrpfeile mit Widerhaken, circa 1½ m lang, sechs Rohrspeere, circa 1½ m lang, und zwei Speere, circa 2½ m lang, von den Neu-Irland-Inseln (Neu-Mecklenburg); einen Bogen mit Sehne, circa 1½ m lang, und sechs Speere mit sägeartigen Spitzen, circa 1¾ m lang, von den Salomons-Inseln; eine Arbeitshacke, eine mit Muscheln besetzte Tasche und ein Olivenheft von der Admiralitäts-Insel; zwei aus Bast erzeugte Taschen und eine Holzmaske aus Neu-Guinea; ein Beil mit einem Ruthenbündel und Klappern zum Vertreiben der Weiber bei dem Essen von Neu-Pommern; zwei Speere von den Marschall-Inseln und ein Tempel-Aufsatz von der Bougainville-Insel.

Da der Hôtelier Hassner für diese interessanten Antiquitäten, welche ich für das kärntnerische Landesmuseum bestimmt habe, keine Bezahlung annehmen wollte, so werde ich demselben nach meiner Rückkunft eine grössere Zahl von Flaschen mit rothem und mit weissem Chateau Palugyay-Wein zusenden lassen.

Das Hôtel Adelphi in Singapore ist sehr gut und schön gelegen, besteht aus einem prächtigen und grossen Hause mit vielen geräumigen, luftigen Gesellschaftsräumen und mit schönen, sehr gut eingerichteten Passagierzimmern, und ist von einem sehr gut gehaltenen Garten umgeben. Die Verpflegung ist dort sehr gut, die Bedienung vortrefflich und dabei sind die Pensionspreise ausserordentlich billig. Der Hôtelier Hassner, wie gesagt, ein Oesterreicher aus Nordböhmen, ist schon seit einer langen Reihe von Jahren im Hôteldienste thätig, in der Stadt Singapore allgemein hochgeachtet und beliebt, für seine Gäste sehr aufmerksam und sorgsam, und so kann das Hôtel Adelphi mit gutem Gewissen jedem nach Singapore Reisenden bestens anempfohlen werden.

Fahrt von Singapore nach Colombo

Am 19. Mai, um 7¼ Uhr Früh, nach erfolgter rascher Verpackung und Abfertigung der mir übergebenen Antiquitäten, fuhr ich zum Dampfer Coromandel, wo ich mein sämmtliches Gepäck, und zwar sechs Stück in meiner Cabine und acht Stück auf dem Schiffsdeck vorfand. Der mich begleitende Hôtelier überwachte speciell, dass das Stück mit den Antiquitäten zu den Effecten auf das Deck gelegt worden war. Der mit der Ueberwachung des Gepäckes betraute Schiffsofficier hat die auf dem Deck befindlichen Colli gesehen und in dem Gepäcksraum unterbringen lassen. Ich hebe diese Angelegenheit hervor, weil es bei dem Ausschiffen einen sehr unliebsamen Anstand wegen meines Gepäckes gab.

Das englische Schiff Coromandel ist weit grösser und in mancher Richtung besser eingerichtet, als das Lloydschiff Marquis Bacquehem. So z. B. geniesst der Reisende auf dem Deck des Coromandel viel mehr Bewegungsfreiheit und hat nicht die Unannehmlichkeit, an dem heissen Dampfkessel vorbeigehen zu müssen, wie auf Marquis Bacquehem. In den Cabinen befinden sich grössere Fenster und demnach sind dieselben kühler, als bei Marquis Bacquehem. Im Uebrigen sind aber die Verhältnisse auf dem Coromandel, ungeachtet des vierfach höheren Fahrpreises als auf dem Lloydschiff, nicht besser als auf diesem. Die Mahlzeiten sind wohl ein wenig reicher, aber nicht besser, dagegen gibt es zum Tiffin nur kalte Speisen und der Wein ist sehr theuer. Eine Flasche des billigsten Weines kostet 2 Dollars = 2 fl. 40 kr. ö. W.

Auch auf dem englischen Dampfer wurde mir eine für drei Personen eingerichtete Cabine zur Verfügung gestellt, eine Zuvorkommenheit, für welche ich dem Schiffscapitän meinen Dank aussprach.

Ich befand mich auf dem Schiffe inmitten von Engländern, auch einige Frauen mit ihren Männern und selbst Kinder fehlten dort nicht. Im Ganzen befanden sich in der ersten Classe etwa 30 Engländer und ich war der einzige Nichtengländer. Das Leben unter den Engländern ist insofern recht angenehm, als dieselben ein durchaus sehr anständiges und ruhiges Betragen haben und Niemanden in seiner Lebensweise stören.

Die englischen Herren sind meist gross, schlank, haben durchschnittlich blonde oder braune Haare, und viele haben lichtblaue Augen. Sie tragen entweder gar keinen Bart oder nur einen Schnurrbart, diesen aber nach abwärts, und sind sonst stets sorgfältig rasirt. Die englischen Damen sind auch sehr schlank, jene auf dem Schiffe waren aber nicht besonders hübsch.

In der äusseren Erscheinung sind die Engländer sich beinahe ganz gleich. Während des Tages tragen sie leichte, lichte, einfarbige oder leicht gerippte kurze Röcke und Beinkleider von gleichem Stoffe, und zwar entweder von Wolle oder von roher Seide, unter demselben ein Wollhemd mit umgelegtem Kragen und auf dem Kopfe die bekannte Reisemütze. Morgens tragen die Engländer bis zum Breakfast um 9 Uhr weite Leibchen und Beinkleider aus grobem, lichtem Wollstoff (Pangshyana) und Abends zum Diner sind sie in schwarzem Frack oder Smoking, schwarzen Pantalons, tief und breit ausgeschnittenen Gilets, Hemden mit glattgestärkter Brust, in welcher sich meist nur ein Knopfloch befindet, das mit einem ziemlich grossen Gold- oder Perlenknopf geschlossen wird, und mit schwarzer Cravatte gekleidet. Nach dem Diner wechseln manche Engländer bei grosser Hitze den Frack oder Smoking mit einem weissen, gestärkten Piquetleibchen, welches in der Form dem Smoking ähnlich ist, aber nur bis zur Taille reicht und dort gerade endet. Die auf dem Schiffe befindlichen Damen machten zum Diner auch Toilette, aber nicht mit ausgeschnittenen Kleidern. Sie wussten wohl warum.

Alle Reisenden brachten auf das Schiff Rohrfauteuils oder Rohrsofas mit, die mit ihrem Namen versehen waren, und welche sie dann stets an jene Stelle auf dem Deck schoben, welche ihnen zur Ruhe am besten dünkte. Die englischen Ehepaare sassen dort während des ganzen Tages ohne geringste Unterbrechung stets nebeneinander. Nun that es mir recht leid, dass ich, der Gepäcksverminderung halber, meine Rohrmöbel nicht mitgenommen hatte. Auch in der Art und Weise des Essens und Trinkens gleichen sich die Engländer. So z. B. nehmen sie beim Essen der Suppe stets den breiten Theil des Löffels an den Mund, die Trinkgefässe stellen sie rechts seitwärts der Teller, und als Getränke nehmen sie Whisky mit Soda. Die Begrüssungsform der Engländer besteht nur in einem leichten Nicken des Kopfes, höchstens in dem Erheben der Hand wie zum Salutiren, und nur bei grösserer Intimität in der Phrase: How do you do?

Ich nahm von keinem Menschen Notiz und beschäftigte mich mit Lesen und Schreiben. Es scheint den Engländern mein Wesen nicht fremdartig gewesen zu sein, weil sie sich allmälig zuvorkommend gegen mich benahmen, mich begrüssten und die bei den Mahlzeiten neben mir Sitzenden mit mir conversirten. Freilich sah ich mich genöthigt, denselben gleich mitzutheilen, dass es mir noch schwer wird, die Engländer beim Sprechen zu verstehen. Darauf bemühten sie sich, recht langsam und deutlich zu reden, und hierin hat der links neben mir sitzende Engländer sein Möglichstes geleistet. Bei dieser Gelegenheit will ich zur Charakterisirung der Engländer eine kleine Episode aus unserer Conversation erzählen. Als ich nämlich dem Nebensitzenden auf seine Frage, ob ich in Nikko gewesen sei, antwortete, dass ich hierzu leider nicht die Zeit finden konnte, weil ich in Tokio bei Gesandten und anderen hohen Personen eingeladen war, und weil ich bei dem Kaiser und der Kaiserin Audienz genommen hatte, so erwiderte er nach einer Weile: »Der Thee ist im Preise erheblich gestiegen«, und als wir bei einer andern Gelegenheit über Oesterreich-Ungarn sprachen, fragte er unvermittelt: »Welche Gattung Kaffee wird in Oesterreich-Ungarn hauptsächlich getrunken?« Man erkennt daraus, dass des Engländers Geist bei Allem und Jedem vom Geschäft erfüllt ist.

Am 20. Mai, gegen 3 Uhr Nachmittags, kamen wir in Penang an und blieben dort bis nach 6 Uhr Abends. Ich benützte diese Zeit, mich nach dem Festlande übersetzen zu lassen und dort eine Rikschafahrt nach dem Rennplatz, dem Garten und dem Wasserfalle von Penang zu machen, weil ich diese herrliche Gegend wieder sehen und einen dort befindlichen Händler antreffen wollte, welchen ich bei der Herreise entdeckt hatte und von dem ich wusste, dass er solche ausgestopfte Thiere besitze, die ich für das Landesmuseum in Klagenfurt mitbringen wollte. Diese Fahrt zwischen den weit ausgedehnten Cocosnusswäldern und zwischen den in denselben eingestreuten schönen Villen und eigenthümlich gebauten Bauernhäusern hat mich wieder sehr entzückt. Bei dem Händler kaufte ich die Bälge von drei buntfärbigen, grossen Vögeln, und ich hätte auch gerne einen dort befindlichen ausgestopften Pelzflatterer, einen sogenannten geflügelten Affen, gekauft, war aber daran verhindert, weil der Händler keine Kiste zum Verpacken dieses grossen Thieres beistellen konnte und ich dasselbe unverpackt nicht mitnehmen wollte.

 

Während meiner Abwesenheit vom Schiffe waren mehrere neue Passagiere erster Classe, darunter auch eine schwarze Indierin mit ihrem kleinen schwarzen Bebé und mit ihren halbwüchsigen schwarzen Dienern, einem Burschen und einer Magd, eingestiegen. Wenn nun wohl auch kein Passagier in meiner Cabine untergebracht worden war, so erwuchs mir doch die Unannehmlichkeit, dass die Indierin mit Kind und Dienern in die Nebencabine einquartiert wurde und dass ich Tags über, ja sogar auch Nachts das Raunzen, Weinen und Schreien des kleinen, schwarzen Unholdes hören musste.

Am 21. Mai (Pfingstsonntag) befand ich mich auf hoher See, bei leichtgetrübtem Wetter und bei ziemlich heftigem Winde. Das Schiff schwankte recht kräftig auf und ab. Dies gereichte mir aber zum Vergnügen und so fühlte ich mich dabei sehr wohl.

Meine Gedanken überflogen den weiten, weiten Raum, der mich von meinen Lieben trennte, und dieselben liessen mich in meinem schönen, trauten Heimatlande das Pfingstfest recht heiter und freudevoll begehen, und sie trugen meinen Lieben die Empfindungen hin, welche meinem, von inniger Liebe für sie erfüllten Herzen entstammten und die allerbesten Wünsche für ihr Wohlergehen enthielten. Ich war davon überzeugt, dass auch meine Lieben in ähnlicher Weise meiner gedachten.

Während der weiteren Fahrt bewegten wir uns einerseits längs der Nordküste der gebirgigen Insel Sumatra und andererseits südlich der Nikobar-Inseln. Ein sehr heftiger Sturm hatte sich nach und nach entwickelt. Die Wogen rollten in mächtiger Höhe heran und der Dampfer hob sich, diese Wogen passirend, gewaltig empor und senkte sich wieder tief hinab. Die Fenster der Cabinen wurden mit starken Eisenplatten geschlossen. Alle Damen und manche Herren zogen sich zurück, um dem Meergott Neptun ihren Tribut zu zahlen. Ich zahlte dem Neptun in dieser Hinsicht keinen Tribut und doch ging ich nicht frei aus. Bei der fortwährenden Transpiration, welche die grosse Hitze in den Tropen verursacht, sind nur die in diesem Klima lebenden Menschen gegen die ewige Zugluft, welche überall erzeugt wird, immun, ich aber, der in dieser Richtung verwöhnte Festländer, konnte diese Combination nicht ertragen, und so habe ich mir ein kleines Rheuma in der linken Hüfte (Ischias) zugezogen. Meinem Grundsätze getreu, mir nichts gefallen zu lassen, sondern gleich alle Unannehmlichkeiten zu bekämpfen, machte ich mir vor dem Schlafengehen einen Priessnitz-Umschlag mit Kautschukpapier-Umhüllung, dann massirte ich mich am nächsten Morgen kräftig, nahm darauf ein Meerwasser-Wannenbad und machte endlich noch entsprechende Gelenksübungen. Gebessert wurde mein Leiden wohl, aber nicht vollkommen behoben, und so nahm ich mir vor, diese Procedur am nächsten Abend und Morgen zu wiederholen.

Am 22. Mai (Pfingstmontag) war das Wetter klarer geworden und es hatte der Sturm ein wenig nachgelassen, dennoch erhob und verbeugte sich unser Dampfer noch so bedeutend, dass die Damen sich noch nicht aus ihren Verstecken herauswagten.

Nirgends mehr war Land zu sehen. Wir durchquerten das Meer von Osten nach Westen; im Norden war das Bengalische Meer und im Süden der Indische Ocean.

Diesen Tag benützte ich emsig zur Fortsetzung meines Tagebuches. Mein Ischias war wohl besser geworden, aber noch nicht behoben.

Auch das am 23. Mai vorgenommene Heilverfahren, bestehend in Massiren, Gelenksübungen, Bädern, Einreiben mit Gichtfluid und Nachts über in Priessnitz-Umschlägen, behob wohl zeitweilig, aber nicht für immer den Schmerz in der linken Hüfte, und so muss ich mit dieser Procedur so lange täglich fortfahren, bis ich das Leiden vollständig bewältigt haben werde.

Die Reise auf dem Dampfschiffe bietet ungeachtet des durch die Hitze entstehenden Ungemaches sehr viel Schönes. Die tiefblaue Farbe des Meeres, die rollenden Wellen und Wogen mit den auf ihren Scheiteln thronenden Schaumperlen, das Kräuseln der ganzen Oberfläche, der lichtblaue Himmelsbogen mit seinen eingestreuten weissen und grauen Wölkchen, welcher sich am Horizont in's Meer zu tauchen scheint, das Rauschen und Brausen des vom Schiffe durchfurchten Meeres, alles dies gibt dem Gesicht, dem Gehör und der Phantasie reichliche Anregung.

Eben auf diesem Schiffe, umgeben von Engländern, welche in ihrer ruhigen, schön gesitteten Lebensweise die sich erhebenden Stimmungen nicht beeinträchtigen, sondern durch ihr durchaus anständiges Wesen eher fördern, eben hier empfand ich das Gefühl der Freude und Lust über die Meerfahrt am allermeisten.

Bei alledem darf man sich das Leben der Engländer nicht so wie ihre Aussenseite als hölzern und steif vorstellen. Sie spielen hier auf dem Schiffe theils Schieb-, theils Wurfspiele, theils Karten, und zwar Whist, theils »langen Puff«, Schach, Domino u. s. w., oder sie lesen, oder führen Conversation. Dabei bleibt aber Alles in voller Ruhe, und sie sind stets recht heiter. Bei Whistpartien kommt es absolut nicht vor, dass ein Partner gegen den andern eine Kritik übt.

Das englische Schiff Coromandel hält ein weit besseres Tempo ein, als es die gewöhnlichen Schiffe des Oesterreichischen Lloyd gethan haben, denn die letzteren hinterlegten in der Stunde etwa 10 Seemeilen = etwa 18 km, während Coromandel in der Stunde 13-13½ Seemeilen = 24-25 km zurücklegt. Daraus folgt, dass zur Fahrt der Strecke von Hongkong über Penang nach Colombo auf dem Lloydschiffe acht Tage und auf dem Coromandel nur sechs Tage erforderlich sind. Wir werden demnach am 25. Mai Früh in Colombo eintreffen.

Am 24. Mai war der Himmel ganz bewölkt, der Sturm hob die Wellen und diese hoben und senkten das Schiff, und die Luft war schwül.

Im Laufe des Tages sprach ich den Schiffscapitän wegen des Zeitpunktes meiner Ausschiffung in Colombo, und erhielt von demselben die Aufforderung, es ganz nach meinem Belieben einzurichten, jedenfalls aber noch vorher, am 25. Mai um 9 Uhr, das Breakfast auf dem Schiffe einzunehmen.

Als ich am 25. Mai Morgens auf das Deck des Schiffes Coromandel kam, befanden wir uns in dem von den Engländern bei Colombo kunstvoll hergerichteten Hafen, und ich sah dort das grossartig schöne Schauspiel, wie sich die heranstürmenden Meereswogen an den gewaltig fest erbauten Steinmauern des Hafens brachen, dann in Millionen Wasserperlen zerstoben, und dabei viele Meter hoch in die Luft stiegen, um von dort als dichter, weisser Schaum wieder in das Meer zurückzufallen. Diese Erscheinung wiederholte sich fort und fort, bald hier, bald dort.

Nach dem Breakfast liess ich durch einen auf das Dampfschiff gelangten Diener des Grand Oriental-Hôtel aus meiner Cabine die dort befindlichen sechs Gepäckstücke auf das Deck schaffen und sah mich dann um meine im Gepäcksraume des Schiffes untergebrachten acht Colli um. Es waren aber zu dieser Zeit von denselben nur zwei Stück auf das Deck geschafft worden. Als ich mich nun an dem bei dem Gepäcke befindlichen Beamten des Coromandel mit der Bitte wandte, gefälligst dahin zu wirken, dass alle meine Colli bald aus dem Gepäcksraume geschafft werden, erwiderte mir derselbe in durchaus nicht höflicher Weise, es kümmere ihn dies nichts und ich möge mich an den Gepäcksofficier wenden. Erst nach vielfachem Fragen konnte ich bei dem nicht artigen Benehmen der Schiffsofficiere endlich den Gepäcksofficier ausfindig machen. Ich theilte ihm nun mit, dass mir noch sechs Gepäckstücke fehlen, von welchen fünf Stück mit meiner Adresse versehen sind, während ich auf das lange Paket mit Speeren, Bogen, Pfeilen u. s. w. bis jetzt noch keine Adresse habe anbringen können. Der Gepäcksofficier erwiderte darauf, dass er sich speciell an das lange Paket, aus welchem beiderseits die Enden der beinahe 3 m langen Speere herausstanden, gut erinnere, und dass ich in mein Hôtel fahren und von dort einen Bediensteten zur Uebernahme und Ueberführung der fehlenden sechs Colli auf das Schiff senden soll. Ich könne beruhigt sein, ich werde bis am Abend Alles bei mir haben.