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Reise in Südamerika. Zweiter Band.

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XII.
Die Algodon-Bai (Bolivien)

Kaum mag es eine angenehmere Art zu reisen geben als eine Küstenfahrt auf dem Meere. Für den Naturforscher zwar hinterläßt der kurze Aufenthalt theilweise das Gefühl des Unbefriedigtseins, entschädigend aber tritt hiefür auf die Menge des Neuen, was auf der andern Seite sich bietet. So wurde hier auf der Fahrt längs der bolivianischen Küste das geognostische Bild von Cobija theilweise ergänzt, vervollständigt aber durch den Besuch der Algodonbai. Ein von einer riesigen Walze abgerolltes Bild der Küste, erklärende Haltpunkte: Cobija, die Algodonbai!

Es mag eine landschaftliche Schilderung wohl zuerst am Orte sein, und hier, wo Berge und Felsen das Vorherrschende, ja fast Einzige, darf auch wohl von ihnen zuerst gesprochen werden.

Der landschaftliche Charakter der Algodonbai ist durchschnittlich jener der Küste überhaupt, die schon mehrfach geschildert wurde. Aber er tritt großartiger hervor, wenn man sich am Lande befindet18. Dort erscheint das Gebirge höher und steiler, und die schwarzen, mehrfach erwähnten vulkanischen Kegel bilden malerische Felsgruppen am Ufer, und wild pittoreske, oft weit in die See ragende Klippen. Man landet in der Bai bei Tocopilla, einem in chilenischem Geschmacke erbauten, meist aus Holz gefügten Gebäude, welches ein Nord-Amerikaner bewohnt, der die Oberaufsicht über einen Theil der Minen hat. Etwa tausend Schritte weiter von hier gegen Süd liegt Bella Vista, von einem Minenbesitzer, Thomas Helsby, einem Engländer, bewohnt. Eine Stunde entfernt von diesen beiden Ansiedelungen hat sich ein Franzose, Maximien Latrille, angebaut und seine Besitzung Minecal de Duendas genannt. Wie Bella Vista und Tocopilla besteht auch sie, natürlich mit Ausnahme der Erzgruben, blos aus einem Wohnhause und einigen Schuppen, in welchen die Arbeiter, und wohl auch die Maulthiere und Pferde schlafen. Tocopilla und Bella Vista liegen ähnlich wie Cobija, auf einer flachen Stelle des Ufers, welche sich vom Wasser bis zu den Bergen etwa hundert Schritte weit erstreckt. Dann hebt sich rasch ansteigend das Gebirge, und an vielen Stellen so steil, daß das Aufklimmen unmöglich. So ist gegen das Land hin die Aussicht scharf abgegrenzt durch die allerorten sich erhebenden Felsenwände, und es scheint hier kaum die Sterilität sich zu einem pittoresken Momente erheben zu können. Nimmt man aber den Standpunkt am Fuße des Gebirges, oder klimmt wohl auch eine kleine Strecke aufwärts, und blickt dann gegen die See hin, so entfaltet sich ein wild-schönes, wenn gleich eigenthümliches Bild.

Schwarze, steile Felsgruppen, gerade in Nähe der Bai besonders mächtig ausgesprochen, und nicht selten mauerartig aufgethürmt, reichen hinaus in die See, die sich schäumend und tobend an ihnen bricht. Mächtige zwanzig ja dreißig Fuß hohe Springfluthen steigen aus dem ruhigen Meere auf, man sieht kaum wie sie sich thürmen, wie sie aus fast spiegelglatter Fläche der See entstanden sind. Aber sie wälzen sich mit reißender Schnelle dem Lande zu, brechen sich donnernd an jenen dunkeln Gebilden, die auf einen Augenblick überfluthet und bedeckt, ja verschwunden erscheinen. In der nächsten Sekunde aber stehen sie glänzend und schwarz wie Ebenholz, ruhig und unverändert da, bis sich jenes riesige Spiel erneut.

Hat man einen Standpunkt gewählt, der längs der Küste einen weiteren Blick erlaubt, so sieht man in der Ferne sich das gleiche Schauspiel wiederholen. Scharf abgegrenzt an dem dort dunkelgrünen Spiegel der See, ragt aus derselben in glänzendem Schwarz eine solche Felsenmasse, plötzlich aber ist sie scheinbar höher geworden und blitzt auf im blendenden Weiß.

So läßt sich beobachten, daß wechselnd die anstürzende Brandung, in Springfluthen von etwa 400 bis 500 Schritten Länge und ziemlich regelmäßigen Intervallen, die Küste bestürmt und es muß das gewaltige Meer hier belebend die Staffage bilden für die Steinwüste der Küste, indem auf der andern Seite seine eigene Größe wieder gehoben wird durch jene selbst.

Es gewährt einen eigenen Reiz, des Nachts beim Mondlicht dieses Panorama zu beschauen und namentlich zur Zeit, wo der Mond noch nicht über das Küstengebirge emporgestiegen ist, und man sich mithin noch selbst in tiefem Schatten befindet, während auf der unendlichen Fläche der See theils schon die volle Klarheit des Mondlichts herrscht, oder in den Höhen und am Ufer noch zweifelhafte Streiflichter mit den Nebelschichten kämpfen. Wandert man weiter der Küste entlang, so tritt allenthalben derselbe Typus auf. Mächtig und steil ansteigend das Gebirge, und an den in's Meer ragenden Felsen tobende Brandung. Bisweilen aber muß man, um weiter zu gelangen, über diese seebespülten Felsen klettern, da dort das Hauptgebirge so weit vorgeschoben ist, daß es fast in die See abfällt. An andern Orten sind wieder weitere Strecken zu finden und solche sind dann meist mit Muschelgrus bedeckt und häufig werden die Knochen von Robben, Wallen und Delphinen dort gefunden.

Seevögel beleben an manchen Stellen in etwas die Landschaft, und während Möven die Felsen umkreisen, schreitet der schwarze Aasgeier (Cathartes atratus) bedächtig am Strande oder sitzt auf vereinzelten Vorsprüngen, eine Nahrung erwartend, welche aus ausgeworfenen Seethieren besteht.

Auch einige Arten Landvögel habe ich getroffen, doch nur wenige und ich glaube nicht, daß eine Art in der Bai oder deren Umgebung zu jener Zeit lebte, welcher ich mit Ausnahme eines ziemlich scheuen Strandläufers nicht habhaft geworden wäre19. Aber auch diese Thiere leben in nächster Nähe des Strandes, und fünfzig Schritte von demselben wird kaum mehr ein lebendes Thier getroffen.

Schluchten durchsetzen allenthalben das Gebirge, theils steil und fast unzugänglich durch Felsstücke, welche von oben in sie hinabgestürzt sind, häufig auch bald wieder gänzlich geschlossen, und wohl nur als mächtige Risse zu betrachten, theils aber auch sich als mehr oder weniger enge Thäler fortsetzend in's Innere. Ist man in diese Thäler so weit eingedrungen, daß die Fernsicht auf die See oder etwa auf eine der oben erwähnten menschlichen Wohnungen verschwunden ist, so tritt vollständig der Charakter der Wüste auf. Man fühlt sich, nicht wie z. B. auf der hohen Cordillera, in einer Einsamkeit, sondern in einer Oede. Kein Thier, kein Strauch, kein Baum, keine Quelle. Nichts was Leben repräsentirt, wird dort gefunden. Steil anstehende Wände, röthliche Felsen, mit hie und da grünlicher Färbung und dann Kupfer verrathend, ragen empor zu beiden Seiten. Oben ein tief blauer Himmel und eine glühende Sonne, unter unseren Füßen manchmal das dunkle Gestein so erhitzt, daß man hellere Stellen suchen muß, um fortzukommen. Dazu eine Stille, endlos und ununterbrochen, nicht die des Friedens, sondern die des Todes, einer Natur die gestorben, oder vielleicht besser, welche noch nicht zum Leben erwacht ist.

Wandernd in diesen Thälern und ihre Krümmungen verfolgend, welche die einzige Abwechslung sind, die sie bieten, habe ich mir oft Peter Schlemihls wunderbare Stiefel gewünscht, um die Wüste mit einigen Schritten zu durchmessen. Und einiges Anrecht hatte ich wohl auf sie, denn ich schritt ohne Schlagschatten, da die Sonne fast im Zenith stand.

Diese Züge mögen genügen, ein allgemeines Bild zu geben von dem Typus jener Gegend, während speciellere Schilderungen sich von selbst ergeben, wenn ich es unten versuchen werde, dem freundlichen Leser einige Excursionen vorzuführen.

Auch hier, so wie in Cobija, drängt sich wohl die Frage auf, warum sich Menschen angesiedelt in jenen wüsten Regionen der Erde, und wie dort, ist auch in der Algodonbai Industrie und Gewinnsucht die alleinige Ursache.

Die reichen Kupferminen der Bai sind es, welche Menschen aus den verschiedensten Ländern der Erde versammelt haben, dort Arbeit und Vortheil suchend.

Der geognostischen Verhältnisse oder der mineralogischen Zusammensetzung jener kegelförmigen doleritischen Küstengebilde will ich nicht weiter erwähnen, aber ich muß der Formen mit einigen Worten gedenken, in welchen jene reichen Kupfergänge getroffen werden, und auch von diesen selbst sprechen.

Wo nicht Muschelgrus am Ufer der See den Boden bedeckt, ist es ein grau-grüner oder röthlicher Sand, welcher besonders gegen das Gebirge hin auftritt. Er ist offenbar durch Einstürzen der Felswände und theilweise Verwitterung entstanden, denn seine feinen und selbst mikroskopischen Theile sind scharfkantig und kaum gerundet. Erbsen und faustgroße Stücke der verschiedenen Gesteine des Gebirgs bilden den Uebergang zu den größeren Trümmern und Felshaufen, welche oft größere Strecken längs des Gebirges bedecken. Es findet sich Magneteisen zwischen den Quarz- und Feldspaththeilchen dieser Trümmer und des Sandes, theils in unkenntlichen Formen, theils aber auch in wohlausgesprochenen Oktaedern und Dodekaedern.

 

Es kann vielleicht angenommen werden, daß von unten an gegen aufwärts gedacht, zwei Dritttheile des Gebirgs aus Formen bestehen, welche der Reihe der Grünsteine, Felsitporphyre, Dolerite und ähnlichen Bildungen angehören, während das obere Drittel mehr syenitischem Gesteine angehört. Kaum aber darf hier eine speciellere Bezeichnung versucht werden, denn jene, den unteren Theil des Gebirges bildenden Formen treten so verworren auf, daß nur selten ein klares Bild zu gewinnen ist.

Einige flüchtige Angaben, welche ich zu verantworten, und durch mitgebrachte Handstücke theilweise zu belegen vermag, sind indessen folgende:

Unten am Fuße des Berges gegen Süd von Tocopilla, und ebenso an mehreren Stellen in nördlicher Richtung, tritt häufig ein röthlicher Felsitporphyr auf. Bei dem ersteren herrscht Feldspath, bei dem andern Quarz vor. Beide Einmengungen, welche wohl mit freiem Auge zu unterscheiden sind, bedingen das porphyrartige Ansehen. In diesem Porphyr findet sich kohlensaurer Kalk, doch nur in geringer Menge, indessen ist derselbe sowohl durch das Aufbrausen bei der Behandlung mit Säuren zu erkennen, als auch in der Auflösung nachzuweisen. Auch Eisenglanz wird häufig als Einsprengung gefunden. Wie die meisten der dort auftretenden Gesteine hatten auch die beiden besprochenen starke Neigung zu verwittern. Schlägt man mit dem Hammer auf größere Stücke, so zerspringen sie leicht in kleinere Fragmente, und auf den Bruchflächen zeigt sich meist ein kaolinähnlicher Ueberzug, bereits ein Produkt der Zersetzung.

Dieses Gestein ist ziemlich weit hin in der Bai nachzuweisen, und das zwar mit Sicherheit etwa 150 Fuß über dem Spiegel der See, da unten am Fuße des Gebirgs Schutt, größere und kleinere Gesteinstrümmer ein weiteres Eindringen verhindern. Es variirt nicht selten streckenweise, indem die Mengung der Grundmasse deutlicher wird, Quarz und Feldspath in kristallinischen Körnern klar ausgesprochen auftreten und häufiger, beigemengter Eisenglanz das specifische Gewicht desselben bedeutend vermehren, ja es ertheilt diese Beimengung, die bisweilen in fein vertheilten mikroskopischen Blättchen auftritt, dem Gesteine an manchen Stellen ein grau-schwarzes Ansehen.

Bisweilen treten in diesem Felsenporphyre gangartige Bildungen auf, welche mit Eisenglanz und hie und da mit Magneteisen ausgefüllt sind. Auch Quarz füllt bisweilen solche Spalten, und in Mitte des Quarzes findet sich dann meist wieder eine Ausscheidung von Eisenglanz. Ich glaube indessen nicht, daß diese Eisenglanz- und Quarzmassen als eine Spaltenerfüllung von unten, als eine eigentliche aus der Tiefe kommende Gangbildung zu betrachten sind, sondern vermuthe eher, daß sie Ausscheidungen sind, nesterweise Absonderungen, denn es finden sich auch vollkommen drusige Absonderungen derselben im Felsitporphyr. Ein anderer Felsitporphyr, braun-roth und mit schönen, glänzenden Kristallen von Orthoklas, wird ebenfalls dort gefunden, und oft treten diese beiden Gesteine, so wie noch andere porphyrartige Massen, dicht neben einander auf, so daß bisweilen an den Berührungsflächen Uebergänge stattfinden. Ich erwähne noch eines hell-gelben, fast weißen Felsitporphyrs, und eines roth-braunen Gesteins, was fast den Uebergang von Felsitporphyr zu Felsit macht. Es ist indessen unmöglich, die Menge von Variationen verwandter Gesteine zu beschreiben, und es mag genügen, daß ich heute noch in meiner Sammlung über hundert verschiedene Exemplare besitze, welche ich von dort mitgebracht habe, und die kaum noch ein vollständiges Bild der Vielfältigkeit zu geben vermögen, welche dort auftritt.

Die meisten dieser Formen sind, so viel sich entwickeln läßt, neben einander aus der Tiefe emporgeschoben, etwa wie eine Menge großer Mauern, oder colossaler aneinander gelehnter Lamellen. Es entstehen hierdurch eine Menge Terrassen, da die eine dieser Lamellen am Abhange des Gebirges meist die andere überragt, und dieß giebt, von einiger Entfernung aus gesehen, dem Gebirge häufig das Ansehen der Schichtung, doch komme ich hierauf später zurück.

Dieß mag als der Grundcharakter des Gebirgs angenommen werden. Aber es treten auch kegelförmig und gangartig hervorgehobene Massen auf, und das oft so verworren, und noch dazu durch Verwitterung und Einstürzungen so unkenntlich gemacht, daß es an vielen Orten unmöglich erscheint, ein klares Bild der Lagerungs-Verhältnisse zu gewinnen, und speziell die Bestimmung, welche Form die ältere, und welche als jünger, als durchbrechend schon abgelagerte Massen, höchst schwierig.

Ich übergehe die einzelnen Mineralien, welche ich theils als Findlinge erworben, theils eingesprengt oder nesterweise vertheilt in den verschiedenen Felsarten der Bai gefunden habe und gehe zu den Kupfergängen der Bai über, welche deren eigentliche Bedeutung und ihre commercielle Wichtigkeit bedingen.

Allenthalben fast an der Westküste und schon in Chile, selbst im südlichsten Theile desselben, in Valdivia, habe ich Spuren von Kupfer gefunden, so daß es scheint, als sei dieses Metall dort reichlich verbreitet. Schon im nördlichen Theile Chiles werden bekanntlich reiche und ergiebige Kupferwerke wirklich betrieben, und ich glaube, daß die Minen der Algodonbai jenen kaum etwas nachgeben.

Man hat den Abbau der Gänge dort fast durchgängig nur da begonnen, wo das Erz zu Tage ging und sich nicht viel mit unterirdischer Schürfarbeit abgegeben. An vielen Orten mögen daher noch reiche Schätze, vielleicht wenige Lachter tief unter der Erde liegen. In Chile sowohl, als in der Algodon-Bai verläuft die allgemeine Streichungslinie der Gänge von Nord nach Süd, in Centralamerika hingegen streichen dieselben von Ost nach West. Die meisten Gänge scheinen parallel zu streichen und ich konnte kein gegenseitiges Durchsetzen derselben bemerken. Ein Zertrümmern der Gänge kommt vor, aber so bald sich einige dieser Trümmer auskeilen, verfolgt man dieselben meist nicht weiter, sondern beginnt einen frischen Gang zu verfolgen. Die Mächtigkeit der im Betriebe stehenden Gänge ist eine verschiedene, sie mag durchschnittlich mit ein bis zwei Metres bezeichnet werden. Das Fallen der Gänge findet, insoferne eine Beobachtung durch hinlängliches Aufschließen derselben zulässig war, meist in mehr oder weniger senkrechter Richtung statt, selten in einem Winkel von 60° bis 70°. Aber meist findet dann in diesem letzten Falle auch ein Abfallen des Gebirges von West nach Ost statt, so daß die Absonderungsflächen des Gebirges im rechten Winkel von den Gängen geschnitten werden.

Auf den oben bezeichneten Porphyrformen des Gebirgs ist an vielen Stellen, wo ein Aufschließen nähere Untersuchungen erlaubt hat, ein syenitisches Gestein ausgelagert. So habe ich eben bei den Gängen in geringer Tiefe als Nebengestein denn auch einen deutlich ausgesprochenen Syenit gefunden, der meist sehr quarzreich war, bei welchem aber bisweilen auch die Hornblende fehlte, so daß das Gestein dann blos aus einem Gemenge von Quarz und Albit besteht, und letzterer ist häufig stark mit Kupfer durchsetzt.

Die Mineralien, welche vorzugsweise die Gänge construiren, sind Kupferglanz, Kupferkies, Rothkupfererz, Kupferindig und Atakamit.

Der Kupferglanz wird derb und in mächtig großen Stücken gefunden, indessen sind mir keine Kristalle vorgekommen. Er kömmt schwärzlich bleigrau und in's Eisenschwarze spielend vor, aber auch bunt angelaufen, hat eine geringe Härte und muschlichen Bruch.

Ebenfalls derb und ohne deutliche Kristalle findet sich der Kupferkies. Er kömmt meist gemengt mit Schwefelkies vor und dieser letztere ist bisweilen sehr schön kristallisirt. In den größeren Stücken dieses Kupferkieses, welche zu Tage gefördert werden, ist nicht selten Feldspath und Quarz eingesprengt und es scheint bisweilen ein Uebergang in Kupferindig statt zu finden. Auch Gyps ist ihm beigemengt und Ziegelerz nicht selten von vollkommen karminrother Farbe.

Der eben besprochene Kupferindig scheint vorzugsweise meist an den mit dem Nebengestein in Berührung stehenden Gangflächen vorzukommen. Ich habe indessen die schönsten der erworbenen Exemplare in den Erzvorräthen der Minenbesitzer gefunden. Seine Farbe ist tief indigblau, mit starkem Fettglanze, und wohl ausgesprochene Kristalle von Schwefelkies heben das prachtvolle Blau noch besser. Indessen kömmt auch eine eigenthümliche Modification mit erdigem Bruche vor, welche fast verwittert erscheint.

Der Atakamit endlich, dieses seltene Mineral, kömmt mit schön smaragdgrüner Farbe vor, derb kristallinisch, in rhombischen, dem System des Orthotypes angehörenden Prismen, und ist, man kann sagen fast allen Mineralien der Bai beigemengt, denn beinahe auf jedem Erze findet man größere oder kleinere Adern, Nester oder angeflogene Stellen von grüner Farbe, und jedes Kupfererz, welches grün ist, ist in der Algodonbai Atakamit. Allein nicht blos als Beimengung oder in kleinen Parthieen wird dort Atakamit getroffen, sondern er füllt mit wenig beigemengtem Rothkupfererz für sich allein einen Gang aus.

Man hat jene Grube Atakamita genannt. Ein Schacht, der 1600 Fuß über dem Spiegel der See ausmündet und etwa 200 Fuß niedergeht, und von welchem mehrere Stollen ausgehen, ist fast in reinem Atakamit getrieben. Von Ort sowohl als auch am Tiefsten des Schachtes, steht der Atakamit in mächtigen Massen an, und die zu Tage gebrachten und auf die Halde geförderten Erze bestehen aus demselben Mineral.

Ich glaube kaum, daß es bezweifelt werden kann, daß der Atakamit durch Zersetzung anderer Kupfererze entstanden ist, und dies zwar hier wohl vorzugsweise durch die Einwirkung des Seewassers.

Ich besitze ein Exemplar, welches fast gänzlich aus einem Aggregate von pseudomorphen Octaedern des Rothkupfererzes besteht, indem die einzelnen, drei bis vier Linien großen Individuen aus den rhombischen Prismen des Atakamits zusammengesetzt sind.

Während nun bei diesem und ähnlichem Vorkommen des Kupferchlorides eine direkte Zersetzung der Masse des Kupferoxyduls angenommen werden kann, ist bei andern Exemplaren kaum eine Sublimation zu verkennen. Es findet sich dort der Atakamit in großen büschelförmigen, strahligblätterigen Massen auf einem etwas kupferhaltigen Eisenoxyde aufgewachsen, oder erfüllt in kleineren Individuen dessen Zwischenräume, oder es überzieht und bekleidet die Drusenräume anderer Mineralien. So kömmt dort ein Eisenocker vor, der bisweilen mit einem dünnen Ueberzuge von Quarzkristallen bedeckt ist. Zwischen diesen und auf denselben befindet sich der Atakamit in einem höchst dünnen lauchgrünen kristallinischen Anfluge, so daß die ganze Fläche ein glänzendes und wirklich prachtvolles Ansehen gewinnt. Abgesehen von anderen chemischen Reactionen, die bei dem Aufzeigen der Kupfererze und bei der Anfüllung der Gangspalten vor sich gegangen sein mögen, reicht vielleicht schon das Seewasser allein zur Erklärung dieser häufigen Atakamitbildung hin. Wahrscheinlich ist das Heraufdringen der Kupfererze noch vor der Hebung jenes Küstentheiles über den Spiegel der See vor sich gegangen. Submarine vulkanische Thätigkeit erhitzte und spaltete gleichzeitig den syenitischen Meeresgrund und die tiefer liegenden, wohl auch schon gebildeten Felsitformen. Die Kupfererze drangen durch die gebildeten Spalten nach, während das von oben eindringende Seewasser die Zersetzung bewerkstelligte. Vielleicht hat auch noch mit jener Spaltenerfüllung gleichzeitig eine Hebung stattgefunden.

Die bei dem damaligen höhern Atmosphärendrucke ebenfalls höhere Temperatur des Siedepunktes, und jene der Wasserdämpfe erklärt leicht die Umsetzung einiger Kupfererze, besonders des Oxyduls in Chlorür, während eine Sublimation des neugebildeten Minerals ganz natürlich erscheint, wenn man erwägt, welche Temperatur stattgefunden haben muß, und selbst wie lange solche angehalten hat.

Viel zu lange habe ich mich bei diesem Atakamit und seinem Vorkommen aufgehalten, allein die Seltenheit dieses Körpers in Europa und sein so häufiges Vorkommen in der Algodonbai macht vielleicht hier auch dem Nichtmineralogen das Vorgehende nicht ganz uninteressant.

Von Mineralien, welche die Kupfererze begleiten, und von seltener vorkommenden Kupfererzen selbst will ich nur folgende angeben.

 

Gediegen Kupfer, plattenförmig, manchfach gewunden, aber ohne Kristalle und überhaupt selten. Ich habe Stücke von dort, die sechs Zoll lang und vier breit sind. Sie tragen auf beiden Seiten die Eindrücke des Gesteins, welches sie umschloß und auf ihrer Oberfläche sind Anflüge von Atakamit, Pistazit und Gypsspath.

Fahlerz, selten. Ich habe eine kugelförmige Absonderung gefunden, welche aus Fahlerz, Kupferkies und Quarz bestand.

Eisenglanz in kleinen schuppigen Kristallen und Eisenoxyde.

Coquimbit, dieses seltene Mineral wird häufig angetroffen, in derben Stücken sowohl als auch gemengt mit Atakamit.

Allophan, oder wenigstens ein allophanähnliches Mineral, aber durch Chlorkupfer grün gefärbt in verschiedenen Modificationen, undurchsichtig bis vollkommen transparent.

Dann endlich Gyps in schönen oft sechs bis acht Zoll großen Kristallen, und mit dem Atakamit so manchfach gruppirt, daß prachtvolle Stufen gebildet werden.

Was den Bau der erzführenden Gänge betrifft, so habe ich schon vorher gesagt, daß man sich meist damit begnügt, an Stellen, wo Kupfererze zu Tage gehen, einen Schacht oder Stollen einzutreiben, und abzubauen so lange der Gang ergiebig ist.

Ich habe weder Grubenzimmerung noch Mauerung gesehen, denn es steht das Gestein gut, und bei Stollen gewähren bogenförmige Firste hinreichende Sicherheit. Die Form der Schachte ist die kreisrunde, aber die Fahrten sind verzweifelt unbequem, ja wohl fast bedenklich für den Ungeübten. Sie bestehen aus viereckig behauenen hölzernen Stämmen von etwa 8 bis 10 Zoll Durchmesser, in welche von 10 zu 10 Zoll Entfernung etwa 2 Zoll tiefe Einschnitte eingehauen sind. In die Wandungen der Schachte hat man Vertiefungen gehauen, in welchen die Stämme mit ihrem unteren Theile aufstehen, während der nächste, weiter in die Tiefe führende Stamm ebenfalls an dieselben angelehnt ist. So reicht also jeder einzelne Stamm quer über die Breite des Schachts und die Fahrt führt im Zickzack abwärts. Bei jeder Bühne also, oder beim Ende des einen und beim Anfang des andern Stammes, muß man sich, halb in der Luft hängend, um die eben verlassene Fahrt herum schwingen, und abwärts fahrend, den neuen Weg mit den Füßen erkunden, während man bei der Auffahrt sich mit den Armen aufwärts zu ziehen genöthigt ist.

In der Teufe der Grube Atakamita schlug ich die herrlichsten Stufen kristallinischen Atakamits, und meine lederne Gesteintasche enthielt sicher zwanzig Pfunde des prachtvollen Minerals. Aber aufwärts fahrend auf jenen verwünschten Stämmen, verzweifelte ich fast das Tageslicht wieder zu sehen, so beschwerte mich mein Reichthum, und schien mich abwärts ziehen zu wollen.

Daß ich glücklich das Ende des Schachtes erreicht, weiß der freundliche Leser bereits, aber ich muß berichten, daß auch kein Atom jener mich belastenden Atakamite in der Grube geblieben und daß sie alle sich gegenwärtig an den Orten befinden, die ich ihnen schon dort hängend und schwebend, ringend und kletternd, zugedacht.

Aber während ich mich abquälte um 20 Pfunde zu Tage zu fördern, wird von den Arbeitern der Gruben eine Last von 130 Pfunden auf dem Rücken gefördert, und ich sah dort einen Knaben von 12 Jahren, der 100 Pfund aufwärts schaffte. Im Uebrigen war dieses Kind als eine Ausnahme zu betrachten, denn obgleich man als Mineros, so nennt man die Arbeiter in den Gruben, meist junge Leute von 18 bis 25 Jahren am liebsten hat, werden doch Kinder sonst nicht verwendet.

Ich habe mich von Europa aus wieder nach dem weiteren Schicksale des Knaben erkundigt, welcher wirklich als eine Abnormität anzusehen war. Arme und Beine waren bei diesem Kinde so ausgebildet, daß man die Extremitäten eines erwachsenen kräftigen Mannes vor sich zu sehen glaubte, und die ganze Erscheinung hatte fast ganz das Widerliche eines europäischen Wunderkindes an sich, welches Klavier oder Violine spielt, rechnet oder andere Kunststücke ausführt, vielleicht sich auch nur einfach durch starke Nasenweisheit auszeichnet. Es hätte mich indessen die weitere körperliche Ausbildung dieses Individuums interessirt.

Die Gewinnung der Erze wird mit Schlegel und Eisen, aber nicht durch Sprengarbeit betrieben. Die oberste Leitung des Baues führen die Grubenbesitzer selbst, doch haben sie meist einige europäische Bergleute an der Hand, welche die Aufsicht führen, während die Häuerarbeit und Förderung durch Eingeborne, wie es scheint der ganzen Westküste, betrieben wird. Das Fäustel, welches diese Leute führen, wiegt sicher 16 bis 18 Pfd., und ihr Fimmel entspricht demselben. Während der Minero dieses Rieseninstrument schwingt, stößt er ein eigenthümliches Geschrei, oder eigentlich ein Heulen oder Winseln aus, welches mit tiefen Tönen beginnt und mit den höchsten endigt.

Die mit dem Fördern beschäftigten Arbeiter thun ein Gleiches, und man kann sich daher denken, daß in einer solchen im Betrieb stehenden Grube ein wahrhafter Höllenlärm sein muß. Ich bin in der That staunend zum erstenmale in die Grube Rosario eingefahren, da ich den Grund dieses grauenhaften Geschreies mir auf keinerlei Weise erklären konnte, und zugleich dennoch aus den unbekümmerten Mienen der aus dem Schachte Kommenden schließen mußte, daß Alles in regelrechtem Gange und nicht etwa ein Unfall vorgekommen sei.

Eine Wassergewältigung ist in den Gruben nicht nöthig, da fast alle wasserfrei sind und nur auf der Sohle der Mine Atakamita habe ich etwas Wasser getroffen. Ich habe in den Gruben folgende Temperaturen gefunden:

Grube Rosario, außerhalb der Einfahrt, im künstlichen Schatten und bei schwachem Winde + 18.7° R., bei etwa 20 Fuß Tiefe + 17.0° R., bei 150 Fuß Tiefe + 19.0° R. bei 300 Fuß Tiefe + 20.5° R.

In anderen Gruben habe ich höhere Temparaturen gefunden, aber es ist hierauf kein Werth zu legen, weil die Menge der Arbeiter dieselbe jedenfalls gesteigert hat.

Es ist zu bedauern, daß bei dem Reichthum der dortigen Gruben die Erze nicht auch an Ort und Stelle verschmolzen werden können. Aber Mangel an Brennmaterial macht dieß unmöglich, und es werden alle gewonnenen Erze nach Europa verfahren. Trotz ihrer Reichhaltigkeit wirft natürlich auf solche Weise der Bau der Grube verhältnißmäßig nur wenig Gewinn ab, und erhaltenen Privatnachrichten zu Folge, wird gegenwärtig selbst nach Europa nur noch wenig Erz gebracht. Bei regelmäßiger Schifffahrt zwischen der Algodonbai und Valdivia würde der Erzreichthum des einen Platzes mit dem Ueberflusse an Brennholz des andern, sich zur vortheilhaftesten Combination gestalten lassen.

Die Lebensverhältnisse der Menschen in der Bai gehen zum Theil bereits aus dem hervor, was über die Lage des Ortes gesagt worden ist. Es müssen eben, so wie nach Cobija, alle Nahrungsmittel zu Schiffe dorthin gebracht werden.

Die Minenbesitzer unterhalten kleine Läden und Vorrathshäuser, in welchen die Arbeiter ziemlich billig das Nöthige erhalten können. Es ist der durchschnittliche Lohn eines Arbeiters etwa 20 Peso für den Monat, aber ich glaube, es werden auch noch einige Victualien hiezu verabreicht, doch weiß ich das nicht vollkommen sicher.

Einer der größten Uebelstände ist der Wassermangel in der Bai. Eine spärliche Quelle ist unweit dem Werke Minecal de Duendus, welche der französische Besitzer benutzt, aber der ganze Reichthum derselben reicht kaum aus für Menschen und Thiere. Der Engländer in Bella Vista läßt täglich seinen Wasserbedarf aus einer kleinen Quelle von Mamilla holen, von welcher ich später noch sprechen werde. Der Besitzer von Tocopilla aber, in der Bai selbst, gewinnt das für seinen Bedarf nöthige Wasser durch Destillation von Seewasser, und es werden durch einen höchst einfachen Apparat täglich etwa 500 Gallonen Wasser erzeugt. Die Retorten sind von Eisen und die Vorlage ist ein Faß mit Schlangenrohr. Man hat die vier Retorten mit Backsteinen ummauert und das Ganze dicht am Ufer der See aufgestellt, aus welcher eine Pumpe das Wasser in die Retorten bringt und auch den Kühlapparat speist. Die Pumpe wird zu gewissen Zeiten des Tags durch den Wind in Bewegung gesetzt, zu andern, wo regelmäßig Windstille herrscht, durch eine kleine Dampfmaschiene. Es sind vier Arbeiter Tag und Nacht bei dem Apparate beschäftigt und das gewonnene Wasser ist ganz erträglich, wenigstens bedeutend besser als das auf Schiffen in hölzernen Fässern längere Zeit hindurch aufbewahrte. Da die Destillation etwas stürmisch vor sich geht, so wird ohne Zweifel der fade Geschmack des destillirten Wassers, der durch den Mangel an Kohlensäure entsteht, hier etwas verdeckt durch übergerissenes Salz. Unbedingt wird aber durch jene Anstalt das ziemlich verbreitete Vorurtheil widerlegt, als sei destillirtes Seewasser wegen der im Meere enthaltenen organischen Substanz ungenießbar. Denn gerade dort in der Bai wimmelt das Wasser von einer Unzahl kleiner Thiere und Algen. Auf der ganzen Strecke aber zwischen Tocopilla und Cobija wird nicht eine einzige Quelle mehr getroffen und ich muß bei diesem Wassermangel der Küste etwas länger verweilen, denn sicher hat es selbst für den, welcher sich nicht mit geologischen Studien oder mit Meteorologie beschäftigt, Interesse, etwas näheres zu vernehmen über ein Land, in welchem es nicht geregnet hat seit Menschengedenken, wie jeder dort Lebende und die Sage selbst bezeugt, von welchem ich aber auch nachgewiesen zu haben glaube, daß es nie dort geregnet hat so lange das Land überhaupt besteht, trotzdem, daß mächtige Flußbette durch dasselbe ziehen, und scheinbar Ueberfluß an Wasser gewesen sein mußte.

18Nach genauen, von Engländern vorgenommenen Messungen, liegt die Bai unter 22° 6' südliche Breite und 70° 6' 20" westlicher Länge (Greenwich). Die Variation der Nadel ist 11° 45' westlich.
19Diese von mir mit nach Europa gebrachten Arten sind: Achetorhynchus ruficans, Meyen. (Cinclodes? ruficandus. Gray genera of Birds.) Opetiorhynchus canceolatus Gould. (Die Species wurde von Gray mit Cinclodis vereint.) Muscicapa: Subgenus Onychopentus gilviceps. Reichenbach. Bildet die zweite der von Reichenbach aufgestellten Gattung. Synallaxis melanopus. Gray. (Escapullaris chorreada Dorwin, Synallaxis dorsomaculata D'Orbigny.) Von Seevögeln brachte ich mit: Larus glaucodes, Meyen. Phalacrocorax Gaimardii, Garnet. Phalacoran graulis, Meyen, diese Art aber nur selten. Dann Dyomedea fuliginosa. Gmel. Es hat die geringe Menge dieser ornithologischen Fauna erlaubt sie hier aufzuzählen, was bei der reichlichen Fauna in Chile nicht geschehen konnte und ich glaubte, dieß um so eher thun zu müssen, da die Algodonbai meines Wissens noch nicht naturhistorisch geschildert wurde.