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Reise in Südamerika. Erster Band.

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Es liegt im chilenischen Volke ein Zug von poetischer Auffassung wirklicher Naturschönheiten, der schon an und für sich auf ein feines Gefühl hinweist. Als ich mich später einige Wochen auf der Cordillera aufhielt und zwei chilenische Knechte mit dorthin genommen hatte, wurde mir manche Gelegenheit, dies zu beobachten. Beide waren so wenig als ich jemals in der Cordillera, und ich staunte, welchen Eindruck eine glänzende Fernsicht auf sie hervorbrachte, oder eine wilde und großartig durch einander geworfene Felsenmasse, die uns plötzlich vor Augen kam. Sie sprangen in solchen Fällen jauchzend in die Höhe, oder tummelten verwegen ihre Pferde auf den Klippen, indem sie riefen: Nicht wahr, unsere Cordillera ist schön! Oder haben andere Länder auch eine solche Cordillera!

Ich bin vor Jahren einmal in Begleitung eines deutschen Knechtes fußreisend in eine der schönsten Felsenpartien der fränkischen Schweiz getreten. Nun, Claus, rief ich, was sagst Du dazu? »Ich bin froh, daß alle diese Steine nicht zu Hausse bei uns sind, da könnte der Teufel Frucht bauen.« war Clausen's prosaische Antwort.

Ein Nordamerikaner hätte ohne Zweifel überlegt, ob jene Steine etwa zu einer großartigen Kalkbrennerei tauglich, und ein Schweizer hätte das Heimweh bekommen – nach einer rentablen Gebirgs-Herberge der Heimat. Ländlich, sittlich!

Doch noch einen chilenischen Zug. In einem jener wilden grotesken Thäler der Cordillera, die plötzlich durch einen schwarzen, in die Wolken reichenden Kegelberg mauerartig geschlossen erscheinen, hielt ich einst mit Carlos, dem jüngeren der Knechte, an. Eingedenk der deutschen Volksromantik der Teufelsmauern, Teufelsbrücken u. s. w., rief ich aus. »Das ist das Haus des Teufels!« Aber Carlos erwiederte. »Nein, Herr! Das ist das Haus Gottes«!

Liegt hierin nicht eine tiefere, eine kindlichere und feinere Poesie als in zehn Druckbogen rosenfarbener Verse?

Trotzdem giebt Euch der chilenische Wechsler in den Städten fast immer einen oder den andern nicht gültigen Realen, und der Handwerksmann, der Euch den Fremden ansieht, verlangt unmäßige Preise, tout comme chez nous; aber dafür beginnt dort in den Städten die Industrie zu blühen, Bildung und Intelligenz entwickeln sich kräftig, und jene Prellereien werden als »Geschäft« behandelt.

Es mag durch Lebensweise und Gebräuche, so wie durch das Aeußere übrigens vielleicht am besten der Charakter des Menschen entwickelt werden.

Die Chilenen beiderlei Geschlechts sind eher unter als über der Mittelgröße, mit auffallend kleiner Hand und zierlichem Fuße. Die Augen kohlenähnlich, die Haare von so glänzender Schwärze, daß sich kaum in Deutschland ein gleiches finden wird. Anlage zur Dickleibigkeit fehlt nicht gänzlich, schien mir indessen bei Frauen seltener als bei uns. Auch Kahlköpfigkeit habe ich selten getroffen. Das Ergrauen der Haare aber kommt häufiger vor und scheint wohl wie allenthalben individuell zu sein. Rasch erblühend und reifend, altert das Weib auch verhältnißmäßig schneller; eine gewisse Regelmäßigkeit der Züge aber, bei vielen Individuen, bewahrt auch dann noch die Spur jugendlicher Schönheit. Vielleicht ist dies bei der rein erhaltenen spanischen Race mehr der Fall als bei Familien, welche früher mit dem indianischen Blute sich vermischt haben. Doch ist dies blos Vermuthung und etwas Gewisses läßt sich jetzt kaum mehr hierüber entwickeln. Die Bewegungen der Frauen sind graciös und zierlich. Gleich in den ersten Tagen unserer Ankunft wurden unsere Passagiere der Reform und ich in das Haus eines Kaufmanns geladen und gebeten, auch für die Folge an den wöchentlich einmal stattfindenden Abendunterhaltungen Theil zu nehmen. Kaum noch eines Worts Spanisch mächtig, war ich dort in bedeutender Bedrängniß, aber ich war erstaunt über sie Artigkeit, mit der man mir zu Hülfe zu kommen sich bemühte, und zugleich über die Schnelligkeit, mit welcher man eine fremde Sprache auf solche Weise erlernt. Dort habe ich die Lieblichkeit bewundert, mit welcher die Frauen alle europäischen Tänze ausführten, und vorzüglich die Leichtigkeit, mit welcher sie sich im deutschen Walzer bewegten. Im Schweiße meines Angesichts habe ich manche halbe Nacht dort auf den Fußspitzen zugebracht, rastlos tanzend mit allen Damen, und – kreuzlahm des andern Morgens.

Ein solcher Salon ist meist mit einigen Nipptischen geziert, welche Seltenheiten enthalten und Luxusgegenstände aus Europa, aber selten fehlen auch die reichen silbernen Geräthe, die noch von dem Silberüberflusse früherer Zeit ein Zeugniß geben. Ist der Hausherr zufällig Minenbesitzer, sind meist auch pracht- und werthvolle Stufen aus den Bergwerken zur Schau gestellt, nach welchen ich oft begehrliche Blicke geworfen.

Wachslichter auf großen silbernen Leuchtern brennend, erhellen das Gemach, dessen Thüren und Fenster geöffnet sind und meist den Blick in den Garten gestatten, der selbst zu jener ersten Zeit meines Dortseins, zur Winterzeit, reichlich mit Blumen geschmückt ist. Trotzdem hat die Hausfrau auf dem Sopha im Kreise der geachtetsten älteren Damen meist den Brasero, das Kohlenbecken, vor sich, an dessen Gluth sich bisweilen die Damen die Finger wärmen, obgleich im Salon dieß wohl kaum nöthig. Der Hausherr sitzt in einer Ecke sich auf einem Lehnstuhl wiegend, und auf Bänken rings an den Wänden haben die übrigen Gäste Platz genommen. Nie fehlt der Flügel, und nach kurzer Zeit der Unterhaltung musicirt oder tanzt man. In den Pausen wird chinesischer Thee gereicht, aber stets auch Paraguay-Thee nach der Sitte des Landes, dann Eis, feine Liköre und Backwerk. Die Cigarre ist dem Cavalleros unvermeidlich. Vor dem Ende einer solchen Abendunterhaltung, mehr eigentlich einer nächtlichen, denn man versammelt sich gegen 9 Uhr und geht um eins oder zwei des Nachts auseinander, werden stets alle Heimkehrenden mit Blumen beschenkt, wie denn auch schon während des Abends bisweilen die Damen irgend einem der Männer Blumen oder Zuckerwerk senden, oder selbst bringen.

Aber diese süße duftende Sitte mag den Eitlen nicht glauben lassen, daß er besonders bevorzugt sei. Sie ist blos durch Artigkeit bedingt und spricht keine specielle Auszeichnung aus. Männern, mit denen die Damen nur halbweg bekannt sind, werden Blumen in's Haus geschickt, und es wird sehr freundlich angenommen, macht man ein analoges Gegengeschenk. Ich war kaum drei Wochen in Valparaiso, so war ich stets mit so vielen Blumen versehen, daß ich füglich eine Ziege hätte ernähren können. Jenen prosaischen Gebrauch habe ich nun freilich nicht von den zarten Kindern der Flora gemacht, aber ich habe Galanterie und Oekonomie vereinend, jene Blumensträuße umgebunden, so unkenntlich gemacht und mit beschnittenen Stielen zu Gegengeschenken verwendet.

Nun ich des heiteren Lebens der höheren Stände gedacht, will ich der Freuden des Volks erwähnen. Handel und Wandel, Handwerk und Arbeit mag später seine Licht- und Schattenseiten zeigen.

Das Befreiungsfest in Chile giebt hiezu eine passende Gelegenheit. Es beginnt am 18. September und ist der Jahrestag, an welchem sich Chile für unabhängig von der spanischen Herrschaft erklärt hat.

Mit dem frühesten Morgen erweckte der Donner sämmtlicher Kanonen von allen Forts des Hafens die Bevölkerung der Stadt. Die im Hafen liegenden fremden Schiffe, zu jener Zeit sicher 70 bis 80 größere Fahrzeuge, hatten alle Flaggen aufgezogen, wobei natürlich die chilenische9 nicht fehlte und meist an der Spitze prunkte. Eben so waren alle Häuser der Stadt mit Fahnen geschmückt, wohl auch am meisten die chilenische vorherrschend, doch flatterten die Farben aller Nationen dazwischen, denn jedes Banner darf entfaltet werden, mit Ausnahme des spanischen. Dann Glockengeläute, festlicher Gottesdienst und Parade.

Das eigentliche Fest des Volks begann aber erst jetzt und wurde mit einem Wettrennen der Boote im Hafen begonnen. Eine ziemlich weite Strecke wird mit fabelhafter Schnelle durchrudert, und die Rudernden sollen oft so angegriffen sein, daß sie ärztliche Behandlung bedürfen. Den Weltkampf dürfen auch die Matrosen fremder Schiffe mitmachen, ich glaube aber an jenem Tage bestanden die Kämpfenden bloß aus Chilenen; der erste Preis besteht aus zwei Unzen Gold.

Des Abends und die Nacht hindurch wurde beleuchtet, indessen ohne Zwang. Ich sah Laternen und farbige Gläser in welchen Lampen brannten, meist wieder die Landesfarben und hie und da ein Transparent. Sehr glanzreich war das Ganze eben nicht. Am Theater waren zwischen Transparenten zwei Inschriften angebracht:

10 La independencia nos hara fuertes y la libertad grandes,

und

Valparais recuerda con gratituda a los Patriotos de 1810.

Später war gegen Entrée von einem Peso großer Maskenball im Theatergebäude, welcher indessen von sämmtlichen Damen besucht wurde, die der Gattung Phalaena nocturna angehörten. Ich kann nicht sagen, ob er glänzend gewesen, denn ich habe ihn nicht besucht, aber die Masken, welche ich auf der Straße gesehen habe, schienen mir in's Chilenische übersetzte Tyrolerinnen, Gärtnermädchen, Türken und Ritter unsers Faschings zu sein. Das Fest dauerte 8 Tage, und erst an diesen sprang die Eigenthümlichkeit des Volks und seiner Belustigungen in die Augen, während am ersten und Haupttage europäische Formen vorherrschten.

 

Auf einem der großen Plateaus, unweit des Leuchtthurms, waren Zelte und Buden aufschlagen und dort trinkt, ißt und tanzt man. Aber man sitzt nicht friedlich Stunden lang an einem und demselben Orte, mit Andacht genießend, was der liebe Gott bescheert hat, sondern man ras't und tobt von einer Bude zur andern, ein Glas hinunter stürzend, und wieder weiter eilend, und das häufig zu Pferde; Mann, Weib und Kind wie toll unter einander umher jagend, über Gräben setzend, und wo es halbweg der Raum erlaubt, nicht das Terrain, denn das ist gleichgültig, wettrennend.

Der fast einzige Tanz, den ich dort habe tanzen sehen, ist die Zambacueca, welche man den chilenischen Fandango nennen kann. Sie gehört dem Volke an, und ich habe gefunden, oder glaube gefunden zu haben, daß man in den höheren Ständen sie vor Fremden nicht gerne tanzt, da man sie nicht für europäisch mithin für »gebildet« genug hält. Ein einziges Paar führt den Tanz aus, welcher aus einer Menge zierlicher und mehr oder weniger leidenschaftlicher Bewegungen besteht. Lockend beginnt der Mann. Das Weib zieht sich fliehend zurück, der Mann folgt, scheint endlich zu verzichten und wendet sich; nun nähert sich die Spröde halb entschuldigend, halb aufmunternd, um später wieder das frühere Spiel zu beginnen. Die Bewegungen sind graciös, nicht heftig, und beide Theile haben ein Taschentuch, auf dessen zierliche Handhabung bald Lockung und Einladung, bald Schutz und Abwehr bedeutend, viel ankömmt. Selten begleitet mehr als eine Guitarre den Tanz, aber die im Kreise sitzenden Frauen begleiten ihn mit Gesang, der unerläßlich ist. Eine einfache, fast klagende Liebesweise mit unzähligen Versen, die wohl häufig aus dem Stegreife gesungen werden, z. B.

 
Himmel! wo ist meine Geliebte?
Himmel! wo ist mein Stern?
Ach er entschwand meinem Blicke,
Doch nimmer aus meinem Herzen.
 
Oder:
 
Grausame Du hast mich geblendet!
Für immer der Augen beraubt,
Denn Dunkel ist wo Du fehlest,
Wo Du bist, zu glänzendes Licht.
 

Dieß sind wörtliche und absichtlich nicht in Reim gezwängte Uebersetzungen. Meist habe ich ältere Frauen die Zambacueca mit Gesang begleiten hören, und bitter-süße Erinnerungen mögen manche Strophen begleitet haben. Fast immer sind die Tänzer gewandt und es ist ein Genuß dem Tanze zuzusehen, doch habe ich ihn auch von Eingebornen so plump und täppisch ausgeführt gesehen, daß mir graute, während Europäer, die Pas einflechten wollten, in affenartige Sprünge verfielen.

Die wilde tolle Lustigkeit auf solchen Plätzen, durch Tanz und Wein auf's höchste angeregt, macht sich bei der Heimkehr durch das verwegenste Reiten Luft. Es ist in Valparaiso verboten im Galopp durch die Straßen zu reiten oder zu fahren, und nur die berittenen Polizeidiener und die Aerzte dürfen dieß thun. Streng wird hierin die Ordnung gehandhabt und häufig sah ich Uebertreter von den Vigilanten eingeholt und zur Strafe (ein Peso!) gebracht. In jenen Tagen aber ras't alles in wüthender Carrière durch die Stadt. Männer und Frauen, oft 6- oder 7jährige Kinder hinter sich, und in Haufen zu zwanzig bis dreißig Personen, sprengen so durch die Straßen, da von dem Feste heimkehrend, alles durch die Stadt passiren muß.

Häufig umschlingen Liebende, wer weiß vielleicht auch Eheleute, sich mit den Armen während des rasendsten Laufes der Pferde, und es werden Kunststücke ausgeführt, welche jedem Kunstreiter zur Ehre gereichen würden. Es ist ein beliebtes Spiel der Chilenen, sich reitend dicht an einander zu drängen und zu versuchen, ob einer den andern vom Pferde zu bringen vermag. Die Thiere, meist hieran gewöhnt, unterstützen ihren Reiter, indem sie sich, im Sinne seiner Bewegung, gegen das andere Pferd neigen, so daß beide Reiter einen spitzen Winkel bilden. An einer stark abschüssigen Stelle des vom Feste abführenden Weges, habe ich dort gesehen, wie galoppirend zwei Männer dieses Spiel übten, und der eine bereits hart bedrängt, fast zu unterliegen schien, als ein schönes junges Weib, seine Freundin oder Frau, ihm zu Hilfe eilte, mit einem gewaltigen Satze ihres Pferdes an seine Seite kam, und stets nebenher sprengend durch ihr Gewicht den Freund in's Gleichgewicht brachte, so daß bald der Gegner abstehen mußte.

So macht sich Lust und Jubel im übermüthigsten Reiten Luft, aber die Gewandtheit der Reitenden und die Güte und Sicherheit der Pferde macht die Sache weniger gefährlich, als sie dem unkundigen Zuschauer erscheint. –

Was die Gesammt-Lebensweise betrifft, so spreche ich absichtlich erst hievon, nachdem ich solche einzelne Bilder gegeben. Mir schien, als haben die in Valparaiso wohnenden Fremden einen Theil der Sitten des Landes angenommen. Man steht ziemlich spät auf, hingegen wird mehr als die halbe Nacht wachend zugebracht. Man macht Besuche des Nachts um zehn, um eilf Uhr. Da der Gang des ganzen öffentlichen und gesellschaftlichen Lebens hienach eingerichtet ist, muß sich jeder nach demselben richten, selbst wenn es ihm anfänglich unbequem fallen sollte. Des Morgens um 9 Uhr wird ein Frühstück nach englischer Weise genommen, Thee, Kaffee, Eier, Schinken, Fische u. s. w. Des Abends um 5 oder 6 Uhr die Mittagsmahlzeit. In den Häusern der Fremden ist natürlich mehr oder weniger die Kochkunst ihres Landes repräsentirt, der Norddeutsche genießt mit Anstand seine süße Fruchtsuppe, von welcher sich der Süddeutsche und Franzose schaudernd abwendet. Wie in den meisten wärmern Ländern spielt der Pfeffer11 in der chilenischen Küche eine bedeutende Rolle und ist beliebt bei arm und reich. Man gewöhnt sich rasch an denselben, obgleich im Anfange die den Speisen zugesetzte Menge dieses Gewürzes fast bedrohlich erscheint.

Die vorzüglichste Nahrung des Volkes, das heißt wie es scheint die beliebteste, sind die Erbsen, Garbanzos genannt. Sie werden mit wenig Fett in größerer Menge geschmort, anfänglich warm, und dann später meist kalt, hie und da aber auch einige Mal wieder aufgewärmt gegessen.

Man hat mancherlei Ideen von der besonderen Nahrhaftigkeit dieser Erbsen gehabt und ich bin mehrfach nach meiner Zurückkunft aufgefordert worden, Aufschlüsse über dieselben zu geben. Sie unterscheiden sich indessen in Nichts von den unsrigen. Ich habe solche Erbsen nicht selten an Ort und Stelle selbst gegessen und habe auch eine Quantität derselben mit nach Europa gebracht und sie untersucht. Aber in wärmern Ländern ist die Masse der Fleischnahrung nicht nöthig, welche in kälteren Gegenden unter höheren Breitegraden zum Bedürfniß wird. Liebig's hierüber aufgestellte Sätze sind allgemein bekannt, ich brauche sie nicht zu wiederholen. Sie haben sich auch hier bestätigt, wie vieles, was dieser Gelehrte ausgesprochen, und was man angegriffen hat.

Ein Engländer, Besitzer eines Landguts unweit Valparaiso, erklärte seinen chilenischen Arbeitern, sie vermöchten unmöglich bei jener schlechten Kost die gewünschten Dienste zu leisten, und ließ ihnen kräftige Fleischnahrung reichen, aber sämmtliche Chilenen erklärten nach einigen Tagen, daß die Fleischkost ihnen nicht behage, und daß, sollten sie arbeiten, ihnen wieder die Erbsen gereicht werden müßten.

Instinktartig greift hier der Mensch nach dem Tauglichsten. Die Macht der Gewohnheit läßt freilich den Fremden in jedem Lande längere oder kürzere Zeit seine alte Lebensweise beibehalten, nicht selten wohl zu seinem Nachtheile; übergesiedelt aber, befolgt die zweite Generation die Gesetze der Natur.

Es ist indessen in Chile Fleischnahrung nicht ausgeschlossen, man führt auf Reisen den Charque, das getrocknete Ochsenfleisch mit sich, und auch der Ausländer gewöhnt sich leicht an dasselbe, obgleich dessen Genuß anfänglich einigermaßen an Talglichter erinnert.

Das frische Rindfleisch ist sehr schmackhaft, und es hat die Eigenthümlichkeit sogleich von frisch getödteten Thieren genossen werden zu können. Ich habe Ochsen mit dem Lasso fangen, tödten und zerstücken sehen. Aber während die noch von thierischer Wärme rauchenden Stücke an den Wänden der Hütten hingen, siedete schon eine andere Portion desselben Fleisches im Topfe und wurde nach kaum anderthalb Stunden von uns als vollkommen wohlschmeckend befunden. Trefflich ist die Hühnersuppe, die Casuela, welche ungewöhnlich rasch bereitet, dem im Lande Reisenden häufig eine sehr willkommene Speise abgibt.

Unweit der See wird fast alles gegessen, was man fangen kann, oder was durch die Fluth an's Land geworfen wird. Krabben, Seespinnen, Krebse aller Art, Echiniten und fast alles was das Aussehen einer Muschel hat. Vielerlei hievon wird in der Stadt zum Verkaufe ausgeboten, und ich habe dort einen neuen Schmarozerkrebs aufgefunden und mit nach Deutschland gebracht, welcher fast in jedem Exemplare der Seeigel getroffen wird, die dort verkauft und sammt jenem Eindringling gespeist werden.

Arme Leute, welche nicht weit entfernt vom Ufer des Meeres wohnen, gehen zur Zeit der Ebbe dorthin, lesen die von der See ausgeworfenen Thiere auf und essen sie roh oder auch gekocht, wenn eben ihre Bequemlichkeit erlaubte, einen Topf und Feuerung mitzunehmen. Da ich bisweilen in Gesellschaft solcher Leute die Küste besuchte und Mahlzeit mit ihnen hielt, wohl auch ein paar Vögel, die ich geschossen, zum Besten gab, so habe ich ohne Zweifel mehrere zoologische Seltenheiten verzehrt, ohne sie im Drange der Zeit gehörig zu würdigen.

Diese meine Gastfreunde führen im Uebrigen ein sehr freies, sehr faules und, wenn man will, ein sehr glückliches Leben, und unterscheiden sich wesentlich von dem Chilenen der Stadt, welcher Handel treibt und ein Gewerbe ausübt, oder vom eigentlichen Landmanne.

Eine kleine, fast nothdürftig zusammengebaute Hütte, die allernothwendigsten Kleidungsstücke und analoger Hausrath ist ihr Besitz! Um zur Ergänzung des mit der Zeit Fehlenden einige Realen zu gewinnen, bringen sie einmal einige Fische oder Krebse zur Stadt, oder arbeiten auch, etwa im Hafen Last tragend, einen Tag. So wird das Nöthigste erworben, Tabak und Erbsen gekauft, und im Schatten der Hütte liegend geraucht, geschmaußt oder geschlafen, bis entweder die See neue Speise an's Land bringt, oder nach einiger Zeit der Erwerb im Hafen wieder hervorgesucht wird.

Die für die Fremden bestimmten Gasthöfe sind in Valparaiso gut, wenn gleich nach unseren Begriffen eben nicht sehr billig. Es ist dort ein amerikanisches Hotel und ein französisches, deren Namen ich vergessen habe, und außerdem mehre andere Gasthäuser, fast alle aber von Ausländern gehalten. Man zahlt für den Mittagstisch einen Peso, eine Flasche Wein, Bordeaux (weißer Wein mit Ausnahme von Champagner wird kaum getroffen), Bier12 ebenso einen Peso, chilenisches Bier 2 bis 3 Realen. Champagner 2 Peso. Eine Portion Kaffee 2 Realen, derselbe mit Brod 3 Realen, Beefsteaks 2, 3, mit Ei auch 4 Realen. Für die ganze Verpflegung mit Einschluß der Wohnung, aber ohne geistiges Getränke, nur 2 Peso des Tages. Man ist hierbei gut gehalten und für den, welcher des Abends nach der um 5 Uhr gehaltenen Mahlzeit noch etwas zu genießen wünscht, stehen im Gastzimmer die Reste des Bratens oder ähnliche Speisen zu beliebiger Disposition. Trinkgelder werden nicht gegeben, und auch nicht auf Rechnung gesetzt. Außer diesen Gasthöfen existiren noch eine ziemliche Menge kleiner Schenken verschiedenen Ranges, in welchen man speisen kann und Fremde, welche sich nur kurze Zeit dort aufhalten, oder nicht Zutritt in Familien haben, bringen manchen Abend in einer der beiden Conditoreien zu, wo zugleich Kaffee, Bier, Wein und alle verschiedenen andern Getränke geschenkt werden.

 

Das Volk in ganz Chile ist mäßig in Speise und Trank, und geistige Getränke werden nicht, wie fast allgemein bei uns, täglich genossen, sondern blos bei besonderen Gelegenheiten und selbst dann nicht mit jener Virtuosität wie in gewissen andern Ländern. Es ist vorzugsweise der einjährige rothe Wein, welcher vom Volke getrunken wird und den man Choqali nennt. Er wird am häufigsten in Conception gebaut, indessen auch weiter gegen Süden zu. Man keltert, läßt über den Hülsen gähren und füllt ihn dann in große, oft mannshohe Töpfe oder in Schläuche. Die Chincha, ein gegohrner Apfelwein wird, wie mir scheint, mehr im Süden, in der Provinz Valdivia bereitet und auch genossen, doch wurde mir auch in Valparaiso ein gutes derartiges Getränke vorgesetzt.

Der Markt ist, namentlich was Gemüse und Früchte betrifft, sowohl in Valparaiso und Santjago, als auch in Valdivia und näher dem Süden zu, gut bestellt. Man findet dort alle Gemüse, welche im südlichen Deutschland gezogen werden, und alle gut. Derselbe Fall ist es mit Früchten, bei welchen ich aber die Pfirsiche ausnehme, denn diese wohlschmeckendste der Früchte, welche die Ananas und Orange an Aroma übertrifft, ist dort schlecht, und wird von der in deutschen Gärten gezogenen weit übertroffen. Dafür treten die Erdbeeren, Frutillos, in einer so enormen Größe auf, daß ich die ersten, welche ich sah, für eine fremde, unbekannte Frucht hielt. Die Sandilla, die Wassermelone, ist eine häufige beliebte Speise der ärmeren Chilenen, man erhält vier Stücke derselben von einem Schuh Länge für einen Medio und ihr Genuß ist unschädlich, wird er nicht übertrieben; man hält ihn für ein gutes Mittel gegen Syphilis, und vielleicht nicht ganz mit Unrecht. Es ist die Bemerkung vielleicht nicht uninteressant, daß diese Melonen sich auf der See sehr lange Zeit halten. Ich habe deren am Bord verwahrt von Chile bis nach Peru und von da, um Kap Horn bis fast an den Aequator, mithin fast fünf Monate lang. Alle haben sich nicht gehalten, und auch diese hatten natürlich nicht mehr das frühere Aroma, allein es war doch immer eine frische, dem Seefahrer willkommene Frucht.

Außerdem besitzt man Granaten, Citronen, Mandeln, Kastanien, Oliven, Orangen, die Cheremoya und andere Früchte, aber an Wildpret, mit Ausnahme der Wildenten, ist der Markt schlecht bestellt, und an vierfüßigem Wilde ist vollkommener Mangel, wenigstens in Valparaiso. Der Waizen ist die Körnerfrucht, welche am häufigsten gebaut und selbst nicht unbedeutend ausgeführt wird, dann Mais und Gerste. Hafer und Roggen wurde blos in Valdivia bis jetzt vorzugsweise von Deutschen gebaut.

Da ich später auf die Verhältnisse der Agrikultur zurückkomme, will ich jetzt nicht weiter von derselben sprechen, aber noch kurz des Maaßes erwähnen, nach welchem diese Früchte, bedarf man größere Mengen, verkauft werden. Man kauft dann nach der Fanega, so daß man von Allem was gewogen wird zu sagen pflegt, die Fanega kostet drei, sechs, zehn Peso, oder eben einen bestimmten Preis; aber man würde sich sehr irren, wenn man glauben würde, nach gleichem Gewichte gekauft zu haben. Die Fanega fast jeder Frucht hat verschiedenes Gewicht. Ich lasse hier des Beispiels halber einige Proben folgen:


Wie namentlich in den höheren Ständen europäische Sitte durchweg in Chile tiefere Wurzel schlägt, so ist dies auch mit der Kleidung der Fall. Man trägt sich, in den Städten wenigstens, allgemein nach europäischer Mode und sucht ängstlich das Neueste zu erhalten.

Meist werden bereits fertige Kleidungsstücke von Europa aus importirt, welche indessen wo möglich alle aus Paris sein müssen. Wie manches ehrliche deutsche Beinkleid als pariser Fabrikat mit unterläuft, will ich nicht entscheiden. Ich war in diesem Bezuge übel daran. Gut ausgerüstet mit Reise-, Reit- und Jagdkostüm, war ich nur spärlich versehen mit dem, was die Mode erheischte, und indem dort, wenigstens sicher nicht minder als anderwärts, Kleider Leute machen, war ich gezwungen, zu theuren Preisen mir jene Dinge zu kaufen. Liebig sagt: Der jährliche Verbrauch der Seife sei der Maßstab für den Kulturzustand eines Volks. Ich möchte aussprechen, daß die Grenzsteine dieser Kultur durch den schwarzen Hut repräsentirt sind. Wo der ist, folgt der Frack bald nach, und das Bischen andere Bildung kommt dann schon später.

Ich war alsbald in Valparaiso gezwungen, mir einen solchen Repräsentanten für eine halbe Unze Gold zu kaufen, und zu analogen Preisen ähnliche Dinge, die ich in Europa, theuer gerechnet, für den vierten Theil des Preises bekommen haben würde.

Es versteht sich von selbst, daß die Damen noch erpichter auf die neuesten europäischen Moden versessen sind als die Männer, indessen finden sich doch in Valparaiso, wie in ganz Chile, noch zwei Luxus-Gegenstände, welche, wenn auch nicht chilenisch, doch wenigstens nicht aus Europa gebracht werden.

Es ist das schwere und reich mit Handstickerei versehene große Umschlagtuch aus China für die Damen, der Strohhut aus Panama für die Männer.

Ich habe den chinesischen Shawl in Santjago häufiger getroffen als in Valparaiso, woselbst er durch die sogenannte französische Mode auch schon theilweise verdrängt erscheint. Der Panama-Hut aber ist mit Ausnahme der Wintermonate noch allgemeiner im Gebrauch und für die feineren Sorten wird ein Preis bezahlt, der uns in Deutschland fabelhaft erscheint. Es kostet die geringste Sorte etwa vier Thaler, ein halbweg anständiger Hut aber zwölf, zwanzig, dreißig und vierzig Thaler und es giebt welche, die mit zwölf Unzen, also fast mit 500 Gulden bezahlt werden. Diese sind freilich selten, allein jene für zwanzig bis dreißig Thaler sind häufig im Gebrauche. Der Hut ist ganz ähnlich unseren Strohhüten, niedrig und mit breiter, doch nicht allzugroßer Krempe, das Gewebe natürlich dem Preise nach stets feiner und bei den besseren Sorten feiner Leinwand ähnlich. Da sie ohne allen Schaden gewaschen werden können, und die Form derselben durch die Mode nie verändert wird, kann derselbe Hut viele Jahre getragen werden und es wird hiedurch der hohe Preis etwas modificirt.

Mit Vergnügen berichte ich, daß eine unserer Modethorheiten, Handschuhe im Sommer zu tragen, in Chile kaum bis jetzt Eingang gefunden hat.

Eine beim Volke noch ganz allgemeine Tracht ist der Poncho, eine eigends hiezu gewebte Decke, mit einer Oeffnung in der Mitte, durch welche der Kopf gesteckt wird, während die beiden Seiten des Poncho über Brust und Rücken fallen und zugleich die Arme theilweise bedecken. Die reichen Hacienda- (Landgut) Besitzer und alle Städter, welche Reisen oder Partien im Lande machen, tragen dieses Kleidungsstück, welches von einigen Peso an ebenfalls bis auf mehrere Unzen je nach Feinheit des Gewebes im Preise steht.

Ich glaube, daß der Poncho von den Indianern auf die spanische Bevölkerung der Westküste übergegangen ist, denn bei den jetzt in Chile lebenden freien Indianern, den Araukanern, ist er ganz allgemein in Gebrauch und eben so wird er auf mehreren der Südseeinseln13 getragen. Daß spanische Maulthiertreiber in Spanien selbst ebenfalls wollene Decken auf ähnliche Weise tragen, beweist wenig, auch unsere Fuhrleute bedienen sich bisweilen einer solchen Tracht.

Der größte Luxus wird in Chile mit dem Reitzeuge getrieben, und obgleich in Städten der englische Sattel ebenfalls, doch meist aber nur bei den Fremden in Gebrauch ist, bedient man sich bei größeren Touren doch fast allgemein des chilenischen Sattels, welcher, ist man gezwungen, im Freien oder in irgend einer Hütte zu übernachten, zugleich als Bett dient. Es besteht derselbe aus fünf oder sechs übereinander auf das Pferd gelegten Schaffellen, welche festgegürtet werden. Hierauf folgt ein hölzernes Gerüste als eigentlicher Sattel, und dem ungarischen Bocke ähnlich, dann kömmt manchmal die gleiche Anzahl der unten liegenden Decken, und über das ganze thurmartige Gebäude liegt zuletzt der sogenannte Pellon, ein gefärbtes feineres Schaffell. Man sitzt nicht so warm als man glauben sollte auf allen diesen Fellen, aber jedenfalls unendlich fest und bequem, und es haben alle Nationen, welche vorzüglich gut reiten, z. B. die Ungarn, Türken, ähnliche Sättel, statt auf einem kaum gekrümmten und spiegelglatten Stück Leder zu sitzen, welches den englischen Sattel vorstellt.

Die Sporen der Chilenen sind mächtig groß, die Räder derselben haben zwei bis drei Zoll im Durchmesser und ich habe in Santjago ein Paar gekauft und mitgebracht, bei welchen die Räder sieben Zoll im Durchmesser haben und welche sechs bayerische Pfunde wiegen.

Entsprechend sind die Steigbügel, meist schwer aus Holz geschnitzt, während das Riemen- und Zaumzeug aus geflochtenem Leder, beim Zaume von der Dicke eines Fingers besteht. Bei den reichen Chilenen finden sich alle diese Gegenstände entweder, so wie die Sporen, ganz von Silber oder so schwer beschlagen und überkleidet, daß ein vollständiges Reitzeug auf tausend Peso wohl auch höher zu stehen kömmt. Die Alforia, die Reisetasche, hängt bei längeren Reisen fast immer am Sattel, unentbehrlich aber ist der Lasso, den man bekanntlich in ganz Südamerika trefflich zu handhaben weiß.

Man weiß anfänglich nicht, soll man die Kunstfertigkeit des chilenischen Reiters, oder die Ausdauer des Pferdes mehr bewundern, indessen gehören beide zusammen um so vollkommen zu sein, wie sie wirklich sind. Ich habe in der ersten Zeit meines Dortseins öfter geglaubt zufällig einem Kunstreiter vom Fach zu begegnen, welcher Privat-Uebungen anstellte. So ging ich noch während der ersten Tage meines Aufenthaltes in Valparaiso auf einem schmalen, sehr abschüssigen Pfade, der rechts von einer scharfen Felswand, links von einem mehrere hundert Fuß tiefen Abgrunde begrenzt und kaum mehr als drei Fuß breit war. Indem ich nun über mir, an der Felswand, den Granit mit einer jener Quarzadern durchzogen sah, für welche ich mich sehr interessirte, suchte ich eine passende Stelle, um aufwärts zu klettern und den Quarzgang in der Nähe betrachten zu können. Da höre ich, eben halb hängend, halb stehend auf einem kleinen Vorsprunge, plötzlich Hufschlag und sehe zugleich einen Chilenen im wüthenden Galopp den schmalen Weg dergestalt abwärts jagen, daß ich der festen Ueberzeugung war, das Pferd sei im wildesten Durchgehen begriffen, und jeden Augenblick einen furchtbaren Sturz in die Tiefe erwartete. Da hält, keine zehn Schritte von mir, der Reiter plötzlich sein Pferd an, und das mit einem so gewaltigen Rucke, daß es sich vollständig auf die Hinterbacken setzt, und schneller als ich das Folgende niederschreiben kann, hat er sich eine Papier-Cigarre gewickelt, angebrannt, sprengt sein Pferd vom Platze aus wieder zum Galopp an und ist eher um eine schroffe Biegung des Weges verschwunden als ich mich besinnen kann. Warum ist jener Mensch so unsinnig geritten? Einfach zum Vergnügen! Und ich selbst bin vier Wochen später, soll ich es gestehen, nicht ganz zum Vergnügen, doch aber, nun – eben um nicht zurückzubleiben, eben so toll einen ähnlichen Weg hinab gejagt, indem ich einem deutschen Landsmann folgte.

9Die chilenische Flagge besteht aus drei Feldern, aus zwei oberen, das eine blau mit weißem Sterne, das zweite ganz weiß, das dritte, untere, roth.
10Die Unabhängigkeit macht uns stark und die Freiheit groß, Einwohner von Valparaiso erinnert Euch mit Dankbarkeit an die Patrioten von 1810.
11Ich glaube Caspicum annuum. Er ist roth, und wird in kleinen ausgehöhlten Kürbissen zum Verkauf gebracht.
12Deutscher, speziell bayerischer Landsmann! Drei Gläser Bier fünf Gulden! Welch ein Land! Aber die Chilenen trinken kaum dieses edle Getränke, und obgleich sogar das oben bezeichnete immer halbweg erträgliche Bier im Lande gebraut wird, wird es doch meist von Fremden consumirt. Es ist kein Scherz, wenn ich Folgendes erzähle. Ich habe an einem Abende der Heimath gedenkend einmal eine zweite Flasche Ale verlangt, aber man getraute sich nicht zu verstehen, so ungeheuerlich erschien dem Kellner dies Begehren. Er zeigte mir endlich die beigebrachte Flasche in der Entfernung, ob er auch recht verstanden, und später versammelten sich Neugierige unter der Thür, um den Mann zu betrachten, der zwei Flaschen solch bittern Zeugs ohne Schaden zu verschlingen vermöge. Kaum half es, daß ich mich als Deutscher zu erkennen gab.
13So besitze ich einen zierlichen, aus Baumbast gefertigten Poncho, der während meiner Anwesenheit in Valparaiso von einem von jenen Inseln kommenden Schiffer gebracht wurde, und welcher Spuren längeren Gebrauchs trägt.