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Reise in Südamerika. Erster Band.

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V.
Valparaiso (Chile)

Natürlich ist vor Allem die Frage: wie wird das Wort ausgesprochen? Man schreibt Valparaiso, aber spricht man auch Valparaiso? oder spricht man Valparaïso? oder vielleicht gar Valpareso? Die großartige Wichtigkeit dieser Frage hat mir erst eingeleuchtet, als ich, nach Deutschland zurückgekehrt, von fast allen meinen Freunden mit solchen Fragen bestürmt worden bin. Leider habe ich an Ort und Stelle mein deutsches Blut so weit verleugnet, keine Nachforschungen anzustellen, welches die richtige, von dortigen Gelehrten anerkannte Aussprache ist. Ich kann also nicht verbürgen, ob Valparaiso oder Valpareso recht oder fehlerhaft, aber ich kann sagen, daß die Chilenen beide Aussprachen gebrauchen, bald so, bald so sprechen, und daß mir an Ort und Stelle die ganze Sache höchst gleichgültig gewesen ist. Woher die Stadt den Namen bekommen, werde ich später berichten.

Nachdem, leider indessen höchst mangelhaft, dieser unzweifelhaft interessanteste Punkt abgehandelt, muß ich mit wenig Worten vorausschicken, wie und in welcher Form ich berichten werde, was ich in Chile gesehen. Ich werde einige der größten Städte, welche ich besuchte, beschreiben und das Leben und Treiben daselbst, die Sitten und Gebräuche schildern, so viel mir davon bekannt geworden. Dann werde ich deren Umgebung gedenken, weiterer Excursionen, und der Reisen durch das Land. Indem mir so Gelegenheit werden wird, der Thier- und Pflanzenwelt zu erwähnen, der Berge und Thäler, der Flüsse und Seen, so wie klimatischer Verhältnisse, mag es vielleicht gelingen eine Skizze zu geben von Chile, ohne durch tägliche Berichte den Leser zu ermüden.

In den ersten Tagen aber mag es mir vergönnt sein, mehr von mir selbst zu sprechen als es später geschehen soll.

Kaum an's Land gestiegen, wo sich die Passagiere nach allen Richtungen zerstreuten, eilte ich zu dem Kaufmanne, auf welchen ich Wechsel zu beziehen hatte, um solche zu präsentiren, wie man es, wenn ich nicht irre, nennt, und zugleich zu bitten, den Betrag noch zu verwahren, da ich in fremdem Lande mich nicht mit unnöthigem Gelde beschweren wollte. Alle Geldgeschäfte haben von jeher für mich etwas so unendlich Widerwärtiges gehabt, daß ich sie so rasch als möglich beendete, und eben dessen froh, das Store verlassen wollte, als ich mit Gerstäcker bekannt gemacht wurde, der bereits seit drei Wochen in Valparaiso, sich ebenfalls im Store eingefunden hatte, um Landsleute zu begrüßen und Neues aus Europa zu hören.

Gerstäcker war der erste Landsmann, ja der erste Mensch, der in der neuen Welt mir mit der liebenswürdigsten Freundlichkeit und Offenheit entgegengekommen ist, und mir sogleich am ersten Tage unserer Bekanntschaft die wesentlichsten Dienste erzeigte, indem er mit Aufopferung seiner eigenen Zeit mir eine Wohnung suchen half.

Ich hatte an einen deutschen Kaufmann, dessen Namen ich vergessen habe, einen Empfehlungsbrief von Haus mitgebracht, und wurde empfangen, wie ich bereits in Brasilien frostige Vorläufer erhalten. Ich erhielt den Rath, so bald als möglich in's Innere zu reisen, da in Valparaiso nichts für einen Naturforscher zu machen, und wurde zugleich wiederholt gefragt, was denn eigentlich mein Geschäft sei, auf das Naturforschen allein reise man ja doch nicht. Natürlich ließ ich mich nicht in weitläufige Erklärungen ein, wie ich denn doch nur allein in »diesem Artikel mache,« sondern bat, wie ich ausdrücklich sagte, als erste und letzte Freundlichkeit, mir auf eine halbe Stunde einen jungen Mann mitzugeben, welcher mir, der noch keines Wortes der spanischen Sprache mächtig, eine Privatwohnung möge suchen helfen, aber ich wurde abgewiesen; man sei zu sehr beschäftigt und Aehnliches, kaum aber Spuren entschuldigender Formen.

Ich ließ den Menschen in seinem Musterlager sitzen und erzählte gleich darauf Gerstäcker die Geschichte, der ob er gleich, wie ich später erfuhr, dringende Arbeiten für Europa hatte, dennoch jenen Tag noch mehrere Stunden mit mir umherlief, mit seinem wie er sagte sechswöchentlichen Spanisch wacker dolmetschte, und mir wirklich eine für Valparaiso ganz erträgliche Wohnung verschaffte.

Ich habe manche heitere Stunde mit Gerstäcker in und um Valparaiso verlebt, wir versprachen uns, auf weiterer Reise nicht die Hälse zu brechen, gesund nach Hause zurückzukehren und uns in Europa wieder zu treffen. Wir haben uns getreulich Wort gehalten und ein freundliches Wiedersehen in Nürnberg gefeiert. Wer aber wissen will, wie Gerstäcker nach Chile gekommen und Weiteres, mag seine Reisebeschreibung kaufen, die ohne Zweifel bereits erschienen ist, während ich Gegenwärtiges schreibe.

Bald hatte ich das nordamerikanische Hotel, in welchem ich zuerst eingekehrt, verlassen, und war in meiner neuen Wohnung eingerichtet. Vier kahle Wände, ein mit gebrannten Steinen gepflasterter Boden, eine aus Holzstückchen zusammengesetzte Decke und freies Wasser, was man sonst in den meisten Häusern kaufen muß, war die Herrlichkeit, welche monatlich eine halbe Unze6 kostete, d. h. etwa ein und zwanzig Gulden. Ich miethete einen alten Tisch für einen Peso per Monat, warf meine Matrazze auf den Boden und indem ich meine drei Koffer als Sopha und Stuhl benutzte, war meine erste Einrichtung beendet. Ich hatte meine Hausfrau nur einmal gesehen, den Hausherrn in den ersten 8 Tagen gar nicht, ich hatte Haus- und Zimmerschlüssel, obgleich ersterer kaum nöthig, da das Haus bis nach Mitternacht stets offen. So war ich wieder, nach langer Zeit einmal Herr in meinen vier Pfählen und lief in's Freie, mir die Stadt zu besehen. Valparaiso mag eine schöne Stadt genannt werden, wenn vielleicht nicht ganz im alteuropäischen Sinne, wo manchfache Prachtgebäude gefordert werden. Aber der unverkennbare Ausdruck des raschen und rüstigen Vorwärtsschreitens, des fortwährenden Wachsens wirkt wohlthätig und erfreulich auf den Fremden, der sich zum erstenmale die Stadt besieht. Wohl eine Stunde und weiter, zieht sich dieselbe dicht am Ufer des Hafens hinweg, schmal, an vielen Stellen öfters nur einige Straßen breit, an einer Stelle nur zusammenhängend durch wenige Häuser, an andern Orten aber sich wieder weit ausbreitend, wie es eben die Berge erlauben, an welchen die Stadt liegt, und welche an manchen Stellen fast an die See vorgeschoben sind. Der ausgebreitetste Theil der Stadt ist der, wo früher das Dorf Almendral lag. Jetzt ist dort die Calle des Almendral, eine breite, jeder Hauptstadt würdige Straße, und von dem Kothe, von welchem frühere Reisende mißfällig berichten, ist dort nichts mehr zu sehen. Auf den Hügeln nächst der Mitte der Stadt und unweit des Hafens, liegen zierliche Häuser in südeuropäischem Geschmacke meist mit kleinen Gärten versehen, umrankt und beschattet von Schlingpflanzen und mit kostbarer Aussicht auf Hafen, See und Stadt. Meist werden diese lieblichen kleinen Villen von den reicheren Kaufleuten und häufig von Deutschen bewohnt, und sind gastfrei dem geöffnet, der einmal Zutritt gefunden. Ich werde seiner Zeit Freundliches hievon zu berichten haben, denn ich bin artig aufgenommen worden von allen Deutschen, die ich kennen lernte; zuvorkommend aber und herzlich von mehreren Männern, denen ich stets ein dankbares Andenken bewahren werde.

In den Thälern zwischen jenen Hügeln und den nicht selten steil abfallenden Schluchten, werden wohl auch noch hie und da hübsche Häuser getroffen, doch wohnen dort meist ärmere Leute, und oft weit sich an jenen Abhängen verzweigend, enden Häuser und Hütten, immer mehr sich vereinzelnd endlich die Stadt.

Recht deutlich können diese Ausläufe der eigentlichen Stadt ohnweit der Almendral bemerkt werden, und ich möchte solches als charakteristisch bezeichnen für die meisten größeren Städte Südamerikas. Die ansehnlicheren Gebäude werden in solchen Theilen der Stadt allmälig seltener und wechseln mit kleineren bescheidenen Wohnungen, welche endlich in Hütten übergehen. Gleichzeitig verschwinden die Trottoirs, bald auch das Pflaster, man findet sich nicht selten im tiefsten Kothe, ohne recht zu wissen, wie man dorthin gekommen.

 

Die Hütten aber, anfänglich dicht an einander gebaut, stehen bald vereinzelter und könnten endlich isolirte Gehöfte genannt werden, wären sie bedeutender. In Rio de Janeiro sind es freundliche Landhäuser, welche, so allmälig von der Stadt sich entfernend, den Thälern einen malerischen Reiz verleihen, hier aber in Valparaiso sind jene Vorposten der Stadt von den Lazaroni Chiles bewohnt. Die europäische Tracht, die im civilisirten Theile der Stadt allgemein ist, macht hier dem halb indianischen Kostüme Platz und tief braun gefärbte Frauen mit wildem verworrenen Rabenhaar und glühenden Augen sitzen an der Erde, kaum halb bekleidet, und umzingelt von ihren nackten unbändigen Sprößlingen.

Das ist wohl noch Ursitte des Landes. In der Stadt selbst möchte ich die Bauart als eine dreifache bezeichnen. Es sind die meisten Häuser zweistöckig erbaut, und man hat, Rücksicht nehmend auf die häufigen Erdbeben, alle Mühe darauf verwendet, sie gleichsam elastisch zu construiren. So bildet korbartiges Flechtwerk die Mauer, ausgefüllt mit Lehm und Sand, und ein leichtes Dach deckt das Ganze. Beim Einlegen alter Häuser habe ich diese Bauart beobachtet, welche jetzt aber, wie es scheint, mehr und mehr verschwindet und sich auf die Wohnungen ärmerer Leute beschränkt.

Die bessere Methode, welche Eingang gefunden hat, ist die Construction hölzerner Häuser, nur leicht mit Fachwerk bekleidet, und gefügt nach Art der Schiffszimmerung, leichten Stößen widerstehend, und selbst stärkeren Erschütterungen ausweichend, nachgebend, ohne bedeutend zu leiden.

Endlich findet man aber auch große, selbst massiv von Stein erbaute Häuser in Valparaiso, dreistöckig und würdig der größten Stadt des alten Europa. Aber die meisten sind neu erbaut und es steht zu befürchten, daß das nächste größere Erdbeben arge Verwüstungen anrichten wird in jenen Prachtbauten, während die Häuser der älteren Bauart sicher eher widerstehen dürften.

Bei allen älteren Häusern findet man den Boden mit gebrannten Steinen gepflastert und dann wohl mit einem Teppiche oder einer Strohmatte belegt. In neueren und namentlich größeren Bauten trifft man hölzerne Dielen. In ganz Südamerika aber findet sich keine Zimmerdecke mit Mörtel beworfen, sondern sie bestehen aus leichtem Fachwerke mit dünnen Brettern von etwa 2 bis 3 Fuß Länge und 2 bis 5 Zoll Breite, welche mittelst Nägeln an die Balken der Decke befestigt sind. Es würde ein Mörtelbewurf an der Decke in Valparaiso z. B. keine vier Wochen halten, ohne, allmälig erschüttert und gelöst durch leichte Erdstöße, endlich durch einen etwas intensiveren auf die Geräthschaften des Zimmers oder wohl auch auf die Köpfe der Bewohner geworfen zu werden.

Die öffentlichen Bauten, meist von der Regierung in früherer Zeit gebaut, sind fast durchgängig bescheiden, wenn auch ihrem Zwecke entsprechend.

Von den Kirchen, die eigentlich den Baustyl repräsentiren sollten, vermag ich leider wenig Tröstliches zu berichten. Reminiscenzen an altspanische, mitunter fast maurische Zeit, aber jämmerlich, ja barock verflochten mit Zopf und Perücke, und mit einer hie und da so sonderbaren Ornamentik versehen, daß ich keinen Vergleich mit unserem Lande dafür zu finden weiß, das ist der Eindruck, welchen ich von den Kirchen in Valparaiso bewahrt habe. Ein einfaches, blos aus dem Erdgeschosse bestehendes Gebäude ist das Hospital, welches vielleicht recht die ältere Bauart vertritt, wie sie noch zu Zeiten der spanischen Herrschaft geübt wurde. Es ist ziemlich weitläufig und besteht aus mehreren Vierecken, deren innere Höfe den Genesenden zum Spazierengehen dienen. Luftige Arkaden im Innern fehlen natürlich nicht und das Ganze scheint seinem Zwecke zu entsprechen. Die Krankensäle sind luftig, frei und reinlich gehalten. Da in jenem glücklichen Lande fast stets Thüren und Fenster geöffnet erhalten werden können, so ist das erstere nicht mit besonderen Schwierigkeiten verknüpft. Es befinden sich 180 Betten für männliche Kranke und 154 für weibliche dort, welche natürlich getrennt sind. Eine medicinische und chirurgische Abtheilung besteht indessen nicht, und die Kranken liegen unter einander, so viel ich weiß, in der Ordnung, wie sie eben in die Anstalt kommen. Ein Oberarzt leitet das Ganze und ihm sind zwei Assistenten beigegeben, von welchen jeder 20 Peso den Monat Besoldung bezieht. Im Hospitale befindet sich ein Sectionszimmer und eine Apotheke mit Laboratorium. Beide gut und zweckmäßig eingerichtet. Ich habe bei dieser Gelegenheit den Preis eines Blutegels erfahren, der 6 Realen ist. Zu meiner Schande aber muß ich gestehen, daß ich nicht weiß, ob man im Lande selbst diese Thiere fängt, oder ob sie alle aus Europa dorthin gebracht werden. Daß dies mit größeren Sendungen der Fall ist, habe ich erst später erfahren.

Es mag im Allgemeinen bemerkt werden, daß die häufigsten Krankheitsformen Icterus, Syphilis in ihren verschiedenen Formen, und eben so Phthisis und Tuberculose sind.

Die wenigen Notizen über den Krankheits-Genius von Chile, welche ich gesammelt habe, muß ich indessen für einen andern Ort versparen, da ich eigentlich hier nur von den Gebäuden der Stadt zu sprechen beabsichtigte.

Ein anderes Hospital, erbaut auf einem der Hügel, welche die Stadt umgeben, ist für kranke Seeleute bestimmt, doch werden, wie mir schien, auch vermögende Kranke aus anderen Ständen angenommen, welche ihre Verpflegung bezahlen. Es ist dort eine wirklich lurxuriöse Einrichtung und das Haus liegt versteckt in einem wohl gepflegten Garten mit kostbarer Aussicht auf Hafen und See.

Ich sollte jetzt noch vom Theatergebäude berichten und etwa von dem Justizpalaste oder wie man eben die Anstalt benennt, in welcher die öffentliche Rechtspflege ausgeübt wird. Abermals aber muß ich ein, wenn nicht reuevolles doch offenes Bekenntniß ablegen, wie oben in Betreff der Blutegel. Ich habe mich um das Wesen der Justiz, um die öffentlichen Sitzungen und um die wirklichen theatralischen Vorstellungen im Opernhause so wenig gekümmert, als ich es auch stets in Deutschland gethan habe und so vermag ich, da das Innere mich wenig interessirt hat, auch nur anzugeben, daß das Aeußere der Gebäude einfach und zweckmäßig erscheint und nicht störend einwirkt auf den guten Geschmack.

Vom Hauptsitze des Gouvernements, von Santjago aus, werde ich später über Regierung und staatliche Einrichtungen zu sprechen haben, da ich dort zuverlässige Nachrichten erhalten. –

Um aber die flüchtige Skizze der Stadt und ihres Weichbildes zu beenden, sei es mir erlaubt der nächsten Umgebung von Valparaiso zu gedenken, so weit ein guter Fußgänger dieselbe zu durchstreifen vermag.

Ich habe schon der Hügel gedacht, zwischen und theils auf welchen sich die Stadt längs der Meeresbucht hinzieht. Diese Hügel gewähren an und für sich ein kahles und trostloses Ansehen. Sie bestehen aus Granit, aber die Oberfläche desselben ist verwittert und so hat sich ein eintöniges Braun erzeugt, bedeckt mit spärlichem und wenig zierlichem Pflanzenwuchse, und das nur an einigen Stellen.

Der vier bis fünf Fuß hohe Cactus Chilenis, der sich am meisten auszeichnet und an den steilsten und abschüssigsten Gehägen vortrefflich gedeiht, giebt derselben allerdings ein »südliches« Ansehen, aber die verwünschte Stachelbewaffnung desselben macht oft das Erklimmen jener Gehäge höchst beschwerlich. Neben ihm trifft sich am häufigsten eine Nesselart (Losa acerifolia), Ortiga in der Landessprache, und diese macht, wo sie zahlreicher vorkömmt, jedes Durchdringen unmöglich. Sie erreicht ebenfalls eine Höhe von drei bis vier Fuß und blüht gelb im August und September, aber die geringste Berührung ihrer Blätter bringt heftigen brennenden Schmerz hervor, und die abgebrochenen feinen Stacheln erzeugen auf der Haut Pusteln, welche hart werden und vierzehn Tage bis drei Wochen lang schmerzen.

Weiter entfernt von der Stadt und außerhalb des Bereiches der dichteren Ansiedelung trifft sich in den Schluchten, welche jene Hügel trennen, oft eine prachtvolle Vegetation. Die Sohle jener schmalen Thäler ist fast immer bewässert und nährt so den Pflanzenwuchs, der weiter gegen oben durch Wassermangel und glühende Sonne auf ein Minimum reducirt ist. Schlinggewächse und zierliche Farren, die Quile, ein Rohr von oft beträchtlicher Höhe, vereinzelte Palmen und hundert andere Pflanzen von den verschiedensten Blattformen, bilden dort einen oft phantastischen Baumschlag, und wahrscheinlich war es eines jener Thäler, welches die Spanier bei ihrer Landung an jener Küste zuerst betraten und Val paradiso, Paradiesthal nannten, da ihnen der Gegensatz mit der übrigen großenteils sterilen Küste aufgefallen war.

Erklimmt man die Spitze jener größern Hügel7, so nimmt allmählig die Landschaft einen andern Charakter an. Es beginnt der Pflanzenwuchs auch gegen die Höhen hin mehrfachere Ausbreitung zu gewinnen und anfänglich kleine, bald aber ausgedehntere Gehölze oder Buschwerke bedecken die Höhen. Die Mimosa cavenia, mit ihrem gleichsam besenförmigen Wuchse und der strahligen Ausbreitung ihrer zahlreichen Aeste, über und über mit Stacheln bedeckt, und dabei mit dem zierlichsten feinen Laube, bildet einen angenehmen Contrast mit den dunklen dickbuschigen Massen des Laurus caustica und zwischen ihnen erhebt sich die Puretia corocata, deren 6 Fuß hoher und mit tausenden von Blüthen bedeckter Blumenstengel würzige Düfte aushaucht, während eine Unzahl drei bis vier Fuß langer Blätter mit spitzen, hakenförmig gebogenen Stacheln den Fuß jener Blumenkrone bewahren8. Dort bieten sich reizende Fernsichten dem Auge gegen das Innere des Landes zu, über waldige Schluchten und fruchtbare Ebenen, und wendet man den Blick – auf das unermeßliche Meer, wie sich denn dort wirklich Land und See gegenseitig zur hebenden Folie werden.

Gegen Norden zu und dort, wo die oben beschriebenen »Ausläufe« der Stadt unweit der Almendral sich allmählig verlieren, beginnen pittoreske Felsenparthieen die Ufer der See zu bilden. Fischerhütten und einzelne kleine Landhäuser liegen malerisch zerstreut zwischen jenen steilen Felsenabhängen. Bisweilen ist der Weg an und um dieselben so schmal, daß man kletternd und halb über dem Wasser hängend, sich um irgend eine Ecke winden muß.

In den ersten 10 bis 12 Tagen meines Aufenthaltes hatte ich bereits einige der nöthigsten Worte und Fragen gelernt, um mich im Spanischen verständlich machen zu können. So war ich in jenen Klippen streifend auf ein kleines fast von der See bespültes Plateau gekommen, wo einige Chilenen sich mit Einsammeln von Muscheln beschäftigten, und frug, da mit Ausnahme der Seite an welcher ich gekommen, allenthalben steile Wände waren, wo der »Weg« sei. Die Leute zeigten alle mit der größten Bereitwilligkeit auf eine senkrecht stehende Felsenwand, und blos ihre freundlichen und unbefangenen Mienen bewiesen mir, daß sie mich nicht zum Besten hatten, indem sie mir eine scheinbar unübersteigliche Mauer als »Weg« bezeichneten.

 

Näher getreten aber und bei genauerer Beobachtung fand ich bald einzelne Vorsprünge und Einbiegungen, so wie Spuren von Fußtritten und indem ich jenesmal zuerst wie auf einer Leiter aufwärts kletterte, überstieg ich auf späteren Excursionen häufig jene Stelle ohne mehr der Hände zum Klimmen zu bedürfen.

Von jenen Felsengruppen aus giebt es einzelne wundervolle Blicke auf die Stadt und den Hafen, welcher mit seinen Schiffen und der Unzahl von Barken, die ihn beleben, den Vordergrund bildet. Ich habe dort, fast allzu schwärmerisch, manche halbe Stunde verträumt, statt pflichtschuldigst Exemplare zu formen von den Graniten, und diverses Gewürme in den Klüften und Spalten des von der See bespülten Gesteins zu fangen.

Folgt man in dieser Richtung hin noch weiter der Küste, so wird das Ufer wieder flacher und blos einzelne Felsgebilde stehen aus dem sandigen mit Muschelfragmenten bedeckten Boden hervor.

Blos ungewöhnlich hohe Springfluthen dringen weiter vor und man kann zu Pferde bequem allenthalben weiter kommen, wenn man die oben auf den Bergen hinziehende Straße, die in's Innere führt, verläßt.

Jene bewaldeten Schluchten, von welchen ich oben gesprochen, münden dort häufig gegen die See hin aus, und es bilden sich nicht selten einzelne Parthieen so zierlichen Baumschlages, eingeschlossen in Felsgruppen, daß man unwillkürlich an künstliche Gartenanlagen denkt.

Mit Ausnahme von Seethieren, die häufig erworben werden können am Fuße jener vorher geschilderten, dicht an See abfallenden Felsen, hat man bisher nur eine geringe Fauna getroffen, und nur hie und da schwimmt dort eine Möve oder es sitzt auf einem Felsenvorsprunge ein gravitätischer Seerabe. Aber hier belebt sich die Gegend. Gegen das Meer hin sitzen oft hunderte der verschiedensten Seevögel auf dem sandigen Ufer, ausgeworfene Muscheln und anderes Gethier suchend und verspeisend.

Am grünen Saume der Berge aber und in den Schluchten schwärmt der Trochilus gigas und sepharoides um Blüthen und Blumen und es werden diese beiden einzigen Colibri des Flachlandes von Chile dort nicht selten getroffen in Gesellschaft größerer, wenn gleich nicht so bunt befiederter Genossen ihres Geschlechts.

Besteigt man die Hügel, zwischen welchen sich jene Schluchten hinziehen, so findet man die Höhe meist bewaldet, doch fehlen auch angebaute Felder nicht, indem sich in günstiger Lage einzelne Ansiedler niedergelassen haben.

Aber es ist Zeit, daß wir zur Stadt zurückkehren und versuchen, deren Leben und Treiben näher kennen zu lernen.

Ich hatte meine Zeit etwa in der Art eingetheilt, daß ich des einen Tages die Umgegend durchstreifte, Mineralien, Gebirgsarten und Pflanzen sammelte und geognostische Durchschnitte zeichnete, oder mit der Flinte auf dem Rücken in den Schluchten kletternd, Vögel schoß, wohl auch am Ufer der See Conchylien und andere Seethiere fing. Des folgenden Tages wurde das Erworbene geordnet. Die erlegten Vögel abgebalgt, die Pflanzen eingelegt und Notizen in's Tagebuch eingezeichnet. Was ich von Thieren lebend erhalten konnte, suchte ich zu beobachten, so lange als möglich, und man mag sich wohl denken, daß es bunt genug in meiner Stube ausgesehen und ich genug Arbeit hatte.

Bald hatte sich ein kleiner Kreis von jungen Deutschen um mich gebildet, welche, meist Kaufleute, dort eine Stelle zu finden hofften, aber vorläufig noch ohne Beschäftigung waren. Sie haben mir getreulich beigestanden und mich vielfach unterstützt in allen meinen Geschäften, indem sie mich theils auf die Jagd begleiteten und thätigen Antheil nahmen an derselben, theils freundlich genug waren, die mineralogischen Hämmer, den Barometer und die Botanisirkapsel zu tragen, wohl auch bei größeren Excursionen den Mundvorrath zu schleppen. Da auch bei der sichtenden Arbeit des folgenden Tages ich häufig mich solcher Beihülfe zu erfreuen hatte, so vermochte ich in kurzer Zeit mannichfache Schätze zu sammeln und wurde bald als der »deutsche Naturforscher« in Valparaiso bekannt, dem noch überdies manche freundliche Gabe geboten wurde von selbst gesammelten Naturalien und allerlei Eigenthümlichem, welches man eben durch Zufall erworben.

Auch von den Passagieren der Reform erhielt ich Besuche, so lange noch das Schiff im Hafen lag, und Beweise von freundlicher Gesinnung gegen mich. Ich hatte in Bremen einen größeren Vorrath von Rauchtabak gekauft, konnte aber der Douane halber denselben nicht gänzlich an's Land schaffen, obgleich ich einen Theil desselben, so wie Cigarren, wohl theils durch Nachsicht der Mauth-Bediensteten eingeschmuggelt hatte.

Arbeitend in meinem Zimmer wurde ich kurz vor der Abreise der Reform überrascht durch den Besuch von zwölf der Passagiere, welche, meine Klause fast gänzlich ausfüllend, von mir knurrend und brummend empfangen wurden, mit ärgerlichen Redensarten von Störungen in der Arbeit, welche selbst in Südamerika eben so fortdauerten wie in Deutschland, und anderen halb scherzhaften halb verdießlichen Worten. Aber ich wurde überrascht und beschämt, als jeder der Besuchenden mir ein Pfund jenes zurückgelassenen Tabaks überreichte. Sie hatten, wohl wissend, wie ungern ich denselben vermißte, ihn einzeln an's Land geschmuggelt und so den letzten Beweis ihrer Freundschaft gegeben.

Lange verbrannt sind jene Blätter, aber noch heute freue ich mich aufrichtig jenes mir bewiesenen Wohlwollens.

Einige Tage darauf segelte die Reform aus dem Hafen ihrem eigentlichen Bestimmungsorte St. Francisko zu, und ich sah mit theilnehmendem Herzen die Männer einem ungewissen Schicksale entgegen gehen, die mir freundlich gesinnt waren und mit welchen ich manche Fährlichkeit bestanden, manches Ungemach ertragen.

Ich habe durch Gerstäcker, der mit ihnen nach Kalifornien reiste, über Einzelne erst in der Neuzeit Nachricht erhalten, das Schicksal der Meisten aber ist mir unbekannt geblieben. Gleich mir blieben in Valparaiso zurück ein junger Kaufmann, Münchmeier, und ein Musiker aus Bremen mit seiner Familie. Ich blieb während meines Aufenthaltes in Chile mit dem Ersteren im freundlichsten Verhältnisse und wir wechseln noch heute Briefe. –

Wie ich dann nach der Abreise der Reform mit den in Valparaiso lebenden Europäern und Deutschen zuerst in nähere Beziehung getreten, will ich ihrer auch zuerst erwähnen, da ich von den Bewohnern der Stadt und von Chile's Bevölkerung im Allgemeinen spreche.

Namentlich für Valparaiso erscheint dies nicht unbillig, da, wenn auch nicht der größere, doch jedenfalls ein bedeutender Theil der Einwohner dort aus Fremden, d. h. aus Europäern besteht.

Ich glaube man kann sagen, daß die Hälfte der dortigen Kaufleute Deutsche sind, während der Rest aus Engländern und Franzosen besteht. Der Deutsche genießt in ganz Südamerika, besonders aber in Chile, die allgemeinste Achtung und dieser Ruf ist wohl begründet und erworben durch Fleiß, Thätigkeit und ein reelles Benehmen, so wie er durch eine gewisse Gentilität erhalten wird. Die dortigen Deutschen unterstützen Aermere und nicht ganz unwürdige Landsleute und suchen allenthalben das Ansehen der Nation aufrecht zu erhalten. Wie sehr die chilenische Regierung die Deutschen bevorzugt, geht schon allein daraus hervor, daß sie keine anderen als deutsche Einwanderer haben will, und solchen die günstigsten Bedingungen stellt.

Eine Partei in Deutschland, die der Mißvergnügten und Superklugen, erschöpft sich in unaufhörlichen Lamentationen über die wenige Achtung, welche der Deutsche im Ausland besitze. Der Grund solcher Wehklagen braucht kaum entwickelt zu werden, es soll vor allem das Mißvergnügen gesteigert werden. Was indessen Nordamerika betrifft, haben diese Leute leider Recht. Aber ich glaube, sie selbst sind so gut wie ich im Innern überzeugt, daß weder unsere Regierungen, noch der Mangel einer Flotte schuld an dieser Mißachtung ist, sondern das arbeitsscheue Gesindel selbst, oder jene Menschen, welche die abenteuerlichsten Ideen dort zu realisiren suchen, und welche zusammen die überwiegende Masse der Einwandernden bilden.

Man würde sich einer groben Unwahrheit schuldig machen, wollte man Aehnliches von Südamerika behaupten, sowohl hinsichtlich des Charakters der Einwanderer, als auch der Achtung, in welcher sie stehen.

Es versteht sich von selbst, daß in Chile ansässige Deutsche nicht jedem Landsmann sogleich den Zutritt in ihre Familie gestatten, ohne denselben vorher genauer zu kennen. Ich war aber dennoch bald herzlich aufgenommen und wurde wie ein alter langjähriger Freund behandelt. So namentlich in Valparaiso von Alto Uhde, in dessen Hause ich fröhliche Stunden verbrachte, und dessen Benehmen gegen mich während meines ganzen Aufenthaltes eine Reihe von Freundschaftsbezeigungen gewesen ist, von J. Freundt, dessen Empfehlungsbrief nach Santjago mir mehr geholfen als sämmtliche von Europa mitgebrachten Briefe, und von andern dortigen Deutschen. Auch mit einem deutschen Arzte, Dr. Ried, bin ich bekannt geworden und in freundschaftliche Berührung gekommen. Neben der herzlichsten Aufnahme in seinem Hause verdanke ich ihm manche schätzbare Notiz über Chile und die interessantesten Mittheilungen aus seinem vielbewegten Leben.

Die Engländer sind nach den Deutschen die beliebtesten; dann kommen die Franzosen. Ich bin in Chile mit den stolzen Söhnen Albions wenig in Berührung gekommen, da ich mich nicht berufen fühlte, alle die Ceremonien zu überstehen, welche verlangt werden, um Zutritt zu erhalten; aber mit den leichtsinnigen Franzosen habe ich mich gut vertragen, und sie dort so liebenswürdig gefunden, wie allenthalben auf der Erde.

Die Eingeborenen von Chile, d. h. die Abkömmlinge der Spanier mögen keck als ein gutes, ja liebenswürdiges Volk bezeichnet werden. Es fehlen nicht die Sünden und Mängel des südlichen Blutes, aber sie werden aufgewogen durch die Tugenden, die es bedingt.

Beide fehlen nicht bei den höheren Ständen, aber, theils abgeschliffen, theils verdeckt durch die Kultur, treten sie hier weniger hervor als beim Volke. Ich habe manchfach den Vorwurf aussprechen hören, als seien die Chilenen eigennützig, aber ich glaube, daß sie dieser Vorwurf nicht mehr und weniger trifft als jeden andern Menschen, wenigstens habe ich nie Gelegenheit gehabt, das Gegentheil zu erfahren. Aber ich habe sie bescheiden gefunden, und, so viel Untugenden stets verknüpft sind mit habsüchtiger unverschämter Zudringlichkeit, so kann auf der andern Seite der bescheidene Mann schon von vorne herein mit günstigem Auge betrachtet werden. Durch kleine, scheinbar unbedeutende Züge aber gibt sich oft Solches zu erkennen.

Oft bin ich, allein in den Bergen umherschweifend, Jägern begegnet, welche mich um Pulver oder Schrote ansprachen. Aber nie hat einer derselben, war mein Vorrath nur noch klein, die Gabe angenommen. Da ich neben dem größeren, in der Tasche befindlichen Pulverhorne ein kleines führte, und meist aus diesem das Gewünschte geben wollte, habe ich oft und mit Vergnügen dies beobachtet. Derselbe Fall war mit Tabak zu den dort vorzugsweise im Gebrauche stehenden kleinen Papier-Cigarren.

Ich bin einmal in jenen oben geschilderten Felsen an der See unweit Valparaiso umhergeklettert, und traf auf mehrere Fischer, welche zwar mit Tabak versehen waren, aber kein Papier zur Fertigung der Cigarren hatten. Sie sprachen mich an, und ich wollte ihnen ein weißes Blatt aus meiner Schreibtafel geben. Da drängte sich der ganze Haufe mit fast mich anfangs überraschender Heftigkeit um mich, um das zu verhindern: es sei schade um das schöne Buch, sie würden eher den Tabak in die See werfen. Und das waren sonnenverbrannte, wilde, halb nackte Menschen, die diesen Takt entwickelten, den ihnen kein Hofmeister und keine Gouvernante andressirt hatte. Dort sprang ich zurück, riß rasch eine Handvoll weißer Blätter aus dem Buche und warf sie in die Luft. Nun freilich wurden sie aufgehascht und selbst die in See gefallenen geholt. So war ich denn nach mancher Verständigen Urtheil ein eben so großer Narr als jene, die eine gebotene Gabe aus Bescheidenheit ausschlugen, während ich sie ihnen aufdrang.

6Um für die Folge nicht stets überrechnen zu müssen, und einen Anhaltspunkt für die Preise zu haben, hier folgende Bezeichnungen der vorzüglichsten Münzen und Geldsorten. Eine Unze Gold, Onza, gleich 17¼ Thaler spanisch, etwa 25 Thaler preußisch oder 43 Gulden. Dann die halbe Onza, die viertel oder der Escudo, und der Escudito oder die achtel Unze. Diese in Gold geprägt, viertel und achtel aber nicht häufig. In Silber ist ein Thaler, Peso, etwa 2 Gulden 30 Kreuzer am häufigsten. Die halben und viertel Thaler, medio Peso und Pesata, habe ich selten getroffen. Die gewöhnlichste kleinere Silbermünze ist der Real und der doppelte Real, 18 und 36 Kreuzer, dann der halbe Real 9 Kreuzer. Der Quartillo, der viertels Real und Kupfergeld, kommt ebenfalls im Verkehr der größeren Städte weniger vor. In Kupfer hat man übrigens Zwei-Centaro-Stücke gleich ein Quartillo, und 1 Centaro. Es mag beigefügt werden, was von Seite der Wechsler häufig Gelegenheit gibt den Unkundigen zu prellen, daß die Unze Gold 17¼ Thaler in Realen gilt, in harten Thalern aber nur 17 Thaler, und daß der harte Thaler ebenfalls gewechselt wird mit 8½ Realen, während unter einem Peso, Thaler, gewohnlich 8 Realen verstanden werden, d. h. man nennt 8 Realen einen Peso. Von Realen sind aber zwei Gepräge da, als altspanische, unförmlich von Barren gehauene Silberstücke, mit dem Stempel und der Zahl I oder II versehen, und neue nett geprägte. Bei jenen ersten, welche meist gewaltig abgeschliffen sind, entscheidet die Zahl, welche eben noch sichtbar, ob sie einen oder zwei Realen galten, so daß oft ein kleines Stück auf dem die II noch zu erkennen auch für so viel genommen wird, während das größere, offenbar als Doppelreal geprägt, nur einen gilt.
7Ich habe den scheinbar höchsten desselben barometrisch gemessen und 1309 Fuß hoch gefunden.
8Ich habe an den dicken knolligen Wurzeln dieser Puretia eine eigenthümliche Erscheinung beobachtet. Der holzige Blüthenstengel und die scharfstachlichen Blätter werden von den Chilenen zu verschiedenem Zwecke häufig nach Hause gefahren. Die starken und durch das Abhauen der Blätter blosgelegten Wurzeln färben sich dann, wenn sie längere Zeit der Sonne ausgesetzt waren, so intensiv schwarz und werden so kohlenähnlich, daß man eine ausgebrannte Feuerstelle an solchen Orten vor sich zu sehen glaubt. Diese schwarze Schicht dringt zolltief und noch weiter in die Wurzel ein, und Schwächere dünnere Partien sind ganz durchaus in die schwarze Substanz verwandelt, sie ist zerreiblich und hat alle äußeren Eigenschaften wirklicher Kohle. Eine Partie solcher schwarzen Fragmente, welche ich nach Deutschland zur chemischen Untersuchung mitnehmen wollte, ist mir leider abhanden gekommen. Ich habe bei keiner andern Pflanze ein ähnliches Verhalten getroffen. An eine wirkliche freiwillige Verkohlung, an eine Zersetzung und ein Entweichen der anderen Bestandtheile und ein Restiren des Kohlenstoffes darf, wie ich glaube, kaum gedacht werden, es müßte also das Auftreten irgend eines Farbstoffes angenommen werden. Vielleicht gelingt es mir noch, die dort so häufige Substanz zur Untersuchung zu erhalten.