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Und in der Tat war ihm der Sattelgurt geplatzt, denn die Verfolger sahen, wie er den Sattel unter sich hervorriß und diesen in der Hand haltend, auf dem nackten Rücken des Pferdes seinen Ritt eilig fortsetzte.



»Huppih! Boys! Werden ihn gleich haben.«



Die Jünglinge, welche gänzlich verwirrt waren, beschleunigten den Gang ihrer Pferde. Der Verfolgte, dem sie auf etwa fünfhundert Schritt nahegekommen waren, hatte eben den Wald erreicht, in den die Straße hineinlief, als er von dem sattellosen Pferde sank, gleich aber wieder aufsprang, das Tier am Zügel nahm und mit ihm fortlief.



»Huppih! Wir haben ihn.«



Krach, entlud sich im Walde eine Büchse und eine wohlgezielte Kugel sauste dicht an des Konstabels Kopfe vorbei, den älteren der beiden Wilsons an der Schulter streifend.



»Herunter von den Pferden!« Und mit staunenswerter Schnelligkeit sprangen alle drei aus dem Sattel. Da sauste auch schon eine zweite Kugel über sie weg.



»Zurück! Hinter jene Bäume!«



Die Pferde zwischen ihren Körpern und dem Walde haltend, gingen sie zurück, bis sie den Schutz der nahen Bäume erreichten.



Die beiden Jünglinge sahen bleichen Antlitzes den Konstabel an: »Was bedeutet das, Herr?«



»Das bedeutet,« sagte Weller ernst, »daß wir dort im Walde die drei größten Schurken in den Staaten vor uns haben, und daß der, den mir verfolgen, nicht euer Vater, sondern der Dieb und Mörder Burton ist.«



»Großer Gott, das ist ja unmöglich, Herr!«



»Die Ähnlichkeit ist eine geradezu wunderbare. Oder glaubt ihr, daß euer Vater vor euch davonlaufen und euch dann mit Kugeln begrüßen lassen würde?«



»Und unser Vater? Unser alter Vater?«



»Wenn euer Vater nicht mehr am Leben ist, was ich fast fürchte — Indianer erschlugen ihn nicht, das weiß ich — diese da vor uns taten es, die kommen vom Fort Jackson, ich bin von dort aus hinter ihnen her.«



Der tiefste Schrecken drückte sich in den Mienen der beiden Jünglinge aus.



Dann aber schrie der ältere mit wilder Gebärde: »Zu Pferd, Henry, nach, wollen ein Wörtchen mit ihnen rede».«



Ehe nur Weller zu Worte kommen konnte, saßen sie im Sattel und sprengten davon.



»Seid wahnsinnig, Menschen, wahnsinnig. Rennt blind ins Feuer.« Dabei bestieg er aber doch sein Pferd und jagte nach.



Leicht war für diese jungen Waldleute die Stelle zu erkennen, wo Burton sein Pferd in die Büsche geführt hatte, und ohne Zögern spornten sie ihre Tiere in den Wald hinein. Weller ihnen nach. »Wahnsinnig! Tollköpfe! Muß nur mit, sonst geschieht ein Unglück.«



Alle drei verschwanden unter den Bäumen. Es war zwei Tage nach den eben geschilderten Begebenheiten. Nach ohne Störung zurückgelegter Reise nahte sich Graf Edgar mit seinen Begleitern dem See auf ihrem Zuge nach Grand Traverse City, von wo aus er seinen Weg hinüber zur nördlichen Halbinsel zu nehmen gedachte, um die dort wohnenden Salteux aufzusuchen. Sie waren aus dem Walde getreten und ruhten an dessen Rande von anstrengendem Marsche aus.



Vor sich hatten sie eine leicht gewellte Prairie, welche sich bis an die Buchten des Michigan ausdehnte, dessen Spiegel sie vor sich sahen.



An dem Ufer zeigten sich einzelne Blockhütten, wie auch weiterhin einige Wohnhäuser zu bemerken waren.



Graf Edgar war seit der Stunde, in welcher ihm gleich einem durch dunkle Nacht brechenden Lichtstrahle endlich, endlich Nachricht von der Vermißten zu teil geworden war, in gehobener Stimmung; was auch der noch ungelüftete Schleier bergen mochte, es war doch ein greifbares Ziel vor ihm aufgesteckt, das er bald zu erreichen hoffte.



Der Indianer war die Reise über finster und wortkarg gewesen, und der Graf besorgte, daß er sich von ihm trennen werde, was er um so mehr bedauert haben würde, als er die vorzüglichen Eigenschaften des Mannes vollauf zu würdigen Gelegenheit gehabt hatte und drüben vielleicht seiner Dienste dringender als je bedurfte.



Michael war in der heitersten Laune, seitdem sie aus dem Machtbereich der Ottawas sich entfernt hatten. Er meinte, die Leute seien gar nicht so übel, und dem Konstabel, der ihm solche Schreckbilder vorgegaukelt habe, wolle er es schon eintränken.



An Athoree hatte er sich aus gleichem Grunde wiederholt zu reiben versucht, war aber von diesem kurz und finster abgewiesen worden.



Daß er »Seine Gnaden« jetzt nicht verlassen würde, stand fest. Alle Furcht vor Skalpiermesser und Marterpfählen war verschwunden, und Michael bereit, sich von neuem in die finsteren Urwälder und den dichtesten Haufen der Wilden zu stürzen.



Während sie schweigend am Waldesrande lagerten und ihr frugales Mahl verzehrten, richtete sich plötzlich Athoree auf und horchte angestrengt nach rechts hin.



Alle sahen ihn an.



Der Indianer erhob sich ganz und blickte in die Prairie hinaus. Dann deutete er mit dem Arme vor sich hin, durch einen Blick die andern auffordernd, in dieser Richtung auszuschauen.



Alle erhoben sich und erblickten in weiter Entfernung drei Reiter, welche in vollem Jagen auf die Bucht zueilten.



Abwechselnd je nach der Bodengestaltung waren die Reiter sichtbar oder verschwanden für Minuten hinter einer Erdanschwellung, um dem See naher wieder aufzutauchen, immer in derselben eiligen Bewegung. Während sie noch erstaunt diesem tollen Ritt zusahen, machte des Indianers Gebärde sie auf einen zweiten, stärkeren Reitertrupp aufmerksam, der in gleich rasender Eile dem ersten nachsetzte.



Der Graf nahm sein Glas und richtete es auf die zweite Gruppe, welche wohl mehr als eine Meile hinter der ersten einherritt.



»Das ist der Konstabel,« sagte er staunend, »wen mag er jagen?«



Er suchte dann mit dem Glase die drei Voranjagenden, als sie eben wieder im Gesichtskreise auftauchten, und »Ha!« fuhr er mit einem jähen Ausruf fort, »das ist Morris, das sind die Banditen.«



Athoree erbat sich das Glas und schaute hindurch.



»Das rote Hand und Iltis,« sagte er, das Glas zurückgebend, »Konstabel ihn jagen,« und sprang mit großer Schnelligkeit davon.



Mit größter Spannung verfolgten die Zurückgebliebenen die wilde Jagd.



Es war augenscheinlich, die Verfolgten strebten dem Wasser in der Richtung, wo die wenigen Hütten lagen, zu, und der Indianer lief deshalb ebenfalls dorthin.



»Vorwärts, Männer, Athoree nach, wir wollen versuchen, ihnen den Weg abzuschneiden.«



Und so rasch als tunlich eilten sie dem See zu, nur die alte Sumach blieb zurück.



Eine Zeitlang verschwanden ihnen die Gejagten wie die Verfolger aus den Blicken, als sie aber wieder hoher liegenden Boden erreichten, gewahrten sie, wie Morris und seine Begleiter eben ein Boot bestiegen, das Segel entfalteten und vor einem frischen Winde nach Norden zu segelten, zu der sich nach dieser Himmelsrichtung öffnenden Bucht hinaus.



Eilig liefen sie weiter.



Jetzt langte auch der Konstabel mit seinen vier Begleitern dort an und schon hörte man seine dröhnende Stimme.



Aus den Häusern waren Leute herbeigelaufen und sahen erstaunt auf die ihnen unbegreiflichen Vorgänge.



»Ein Boot! Ein Boot!« schrie der Konstabel und sprang vom Pferde.



Athoree war bereits dicht am Ufer und feuerte hinter den Verfolgten her, aber die Entfernung war für eine Büchsenkugel zu groß.



»Ein Boot, im Namen des Gesetzes!«



Auch Wellers Begleiter, die beiden Wilsons und zwei junge Farmer, welche sich ihnen auf der wilden Jagd angeschlossen hatten, sprangen von den Pferden. Die Leute, denen eben unerwartet ein Kahn entführt war, schienen mißtrauisch zu zögern.



Edgar und die übrigen liefen immer noch nach dem Ufer zu, als von neuem des Konstabels zornige Stimme sich vernehmen ließ: »Ein Boot im Namen des Gesetzes! Wollt ihr die größten Schurken im alten Mich, wollt ihr den Mörder vom Kalamazoo entkommen lassen?«



Auf dies lösten behende zwei Männer eines der Boote. Weller und seine Begleiter sprangen, die Pferde achtlos stehen lassend, hinein, das große Segel entfaltete sich, und Edgar langte eben am Ufer an, als das Boot in See ging.



»Hallo, Weller!«



»Seid gegrüßt, Fremder. Kann Euch die Hand nicht schütteln, seht, habe zu tun.«



»Glück zur Jagd, Konstabel.«



»Wollen die Wölfe fangen, Fremder, haben Bluthunde hinter sich.«



Schaum aufwerfend vor der scharfen Südwestbrise schoß das Fahrzeug davon.



Aber das erste Boot, leichter gebaut als das der Verfolger, hatte schon einen weiten Vorsprung.



Schweigend verfolgten sie einige Minuten die bellen Segel.



Als der Graf sich wandte, bemerkte er erst, daß Johnson zurückgeblieben war und auf seine Büchse gelehnt, mit gesenktem Haupt einer Bildsäule gleich dort stand.



Edgar ging auf ihn zu und legte ihm die Hand auf die Schulter.



Johnson hob langsam das Haupt und der Graf blickte in ein gramverstörtes Gesicht.



»Der Mörder vom Kalamazoo?« sagte er leise.



Jetzt erst fiel dem Grafen ein, daß Johnson diese Aeußerung des Konstabels gehört haben mußte.



»Faßt Euch, Mann, faßt Euch!«



»Der Mörder meiner — —? Welcher war‘s?«



»Der voranritt, Morris nennt man ihn.«



Johnson richtete das Auge zum Himmel — seine Rechte umklammerte den Büchsenlauf gleich einem Schraubstock — und sagte in einem Tone, der den Grafen erbeben ließ: »Gib ihn in meine Hand, Herr, und entkommt er — so entrinn er auch der Hölle!«



Aufmerksam schauten alle wieder nach den Booten, welche schon weit entfernt waren. Die Bewohner der Häuser verfolgten die Jagd gleich unsern Freunden. Man hatte ihnen Mitteilungen gemacht, die geeignet waren, sie über die Vorfälle aufzuklären. Bald verschwanden beide Segel hinter einem Ufervorsprung.



Edgar und seine Begleiter gingen zurück, die Pferde Wellers und der Farmer der Aufmerksamkeit der Leute empfehlend, holten Sumach ab und setzten ihren Weg nach Traverse City, über welchen ihnen die Uferbewohner noch Auskunft gegeben hatten, fort.

 



Als sie nach einigen Stunden, während die Farmen dichter wurden, die Hafenstadt in der Entfernung sahen, berührte Athoree, welcher schweigend neben seiner Mutter hinter den übrigen hergegangen war, des Grafen Arm und forderte ihn durch eine Gebärde auf, mit ihm zur Seite zu treten.



Der Graf willfahrte.



»Athoree will nicht in die Stadt der Weißen gehen mit seiner Mutter, er will hier bleiben.«



»Bedeutet dies, mein Freund, daß du dich von mir trennen willst?«



Der Indianer sah zu Boden, richtete dann das dunkle Auge wieder auf das des Grafen und sagte: »Athoree hat mit Sumach geredet, er hat im Wald Manitou gefragt, und er will mit dir gehen über den See zu den Saulteux, ob der Enkel Meschepesches dort lebe oder sterbe.«



So sehr Graf Edgar auch von der tiefernsten Weise des schweigsamen Mannes, welche deutlich verriet, daß ihm der Entschluß nicht leicht wurde, gerührt war, konnte er auch ein Gefühl der Freude nicht unterdrücken und faßte lebhaft seine Hände und drückte sie.



»Ich freue mich herzlich deines ferneren Beistandes, Häuptling. Und wie du sagst, Gott sendet Sturm hernieder und laue Frühlingslüfte, und hoffentlich fällt drüben warmer Sonnenschein in dein Herz.«



»Athoree will gehen, Gutherz, ob Sturm ihn dort erwartet, ob Sonnenschein, der Häuptling der Wyandots geht.«



Nach kurzer Beratung wurde für Athoree und seine Mutter eine Unterkunft gesucht, welche der Graf für einige Dollar leicht erlangte, und während die Indianer auf einer kleinen Farm zurückblieben, schritten die andern rüstig nach der Stadt, welche sie nach kurzer Zeit erreichten.





Neunzehntes Kapitel. Ni-hi-tha



Die Küsten der nördlichen, zum Staate Michigan gehörigen Halbinsel bieten dem Auge ein wesentlich andres Bild als die der südlichen. Während die bewaldeten Ufer der letzteren sanft ansteigen und das Land sich hie und da nur in anmutigen Hügeln erhebt, herrscht im Norden die Felsformation vor, und sowohl der obere See als der Michigan bespülen oftmals sehr steil sich erhebende Steinwände.



Die eigenartige Bildung der Bluffs ist das besondere Kennzeichen dieser nördlichen Ufer.



Es sind dies in fast regelmäßiger Stufenform ansteigende Felsmassen, häufig unterbrochen durch kühn geformte Klippen.



Im Innern erhebt sich das Land weit höher als im Süden des Staates, bis zu wirklichen Gebirgszügen, vorwiegend aus wilden Steingebilden bestehend.



Auch daß Klima ist der Bodengestaltung angemessen bei weitem rauher und das Land weniger fruchtbar als in der andern Hälfte des Staates, Weizen kommt hier nur an einigen Stellen noch zur Reife.



Dünn sind die Küstenränder besiedelt, während das Innere, reich an Fels, Wald, Seen und Wasserläufen, noch ganz Wildnis ist, nur verlockend für den kühnen und ausdauernden Jäger.



Wenige kleinere Ortschaften an der Küste ausgenommen, in deren Nähe Kupferbergwerke ausgebeutet werden, weist diese Hälfte Michigans kein städtisches Gemeinwesen auf.



An einigen Stellen sind Befestigungen in Gestalt kleiner Forts angelegt, in welchen eine spärliche Garnison weilt.



Bergbau wird besonders im östlichen Teil getrieben, jedoch können bei den schwierigen Verbindungswegen diese Schätze des Bodens nicht genügend ausgenützt werden. Das Innere des Landes ist öde Wildnis, welches nur der flüchtige Fuß der Indianer durchstreift.



In dichten Wäldern, welche die felsigen Berge krönen, wohnt hier das Jägervolk der Saulteux, eines Zweiges des einst sehr zahlreichen Chippeway-Stammes, von uralters her.



Der Teil des Huronenvolkes, welcher sich, von Kanada kommend, einst im südlichen Michigan am Grand-River und Saginaw niedergelassen hatte, ist schon seit Jahrzehnten von der Regierung hier angesiedelt und wird von derselben, wie auch die Saulteux, ähnlich wie die andern aus Reservationen verwiesenen Indianerstämme, unterstützt.



Schön war der Tag, die leichten Wellen des Michigan glitzerten im Sonnenstrahl, der auch die felsigen Ufer, welche sich in grotesken Formen steil erhoben, beleuchtete, und ein leichter Wind füllte das Segel des Bootes, welches einsam dicht an der Küste hinfuhr.



Athoree saß am Steuer und lenkte das Fahrzeug mit fester Hand. Im Bug weilte Johnson und blickte still und traurig bald auf die Wasserfläche, bald zu den kahlen Felsen mit ihren Höhlen, seltsam geformten Vorsprüngen, steil, sich gleich gotischen Türmen erhebenden Spitzen.



Neben ihm kauerte Sumach so schweigsam wie er, in der Mitte des Bootes saßen auf niedrigen Bänken der Graf, Heinrich und Michael.



Langsam glitt das Boot mit leichter, steter Bewegung die rauhe Küste entlang, an welcher sich die Wellen des Michigan brachen.



In Grand Traverse City hatte Graf Edgar die nötigen Vorbereitungen zu seinem Zug nach der nördlichen Halbinsel getroffen und unter anderm dies Boot angekauft, zu dessen Führung sich sowohl Athoree, als auch der Mann aus Leitrim sehr geschickt erwiesen.



Ehe er sich ins Innere wagte, um mit sehnsuchtsvoller Hoffnungsfreudigkeit die Saulteux aufzusuchen, hatte er das am Michigan gelegene Fort Mulder berührt, um von dessen Kommandanten die Unterstützung zu erbitten, welche dieser gewähren konnte.



Er war mit viel Freundlichkeit dort aufgenommen worden, welche sich zur Herzlichkeit steigerte, als er als Zeuge und Mitkämpfer in den blutigen Vorgängen in Fort Jackson sich zu erkennen gab.



Die Kunde davon war bereits bis zu diesem einsamen Posten gedrungen, denn kurz vor des Grafen Ankunft war Weller dort gewesen, der vergeblich die Verbrecher zu erreichen versucht hatte.



Der Konstabel hatte sich, begleitet von den Wilsons, kühn in die Wälder gestürzt, da das aufgefundene Boot Zeugnis davon ablegte, daß die Verfolgten unweit des Forts gelandet sein mußten. Die beiden Farmer, welche sich an der Jagd beteiligt hatten, waren in diesem Boot zur Heimat zurückgekehrt.



Der Kommandant von Fort Mulder, ein älterer, erfahrener Offizier, der mit inniger Teilnahme von der Absicht Kenntnis nahm, welche den Grafen hierhergeführt hatte, gab ihm ein Bild der Schwierigkeiten, welche ihm im Innern des Landes entgegentreten würden.



Auch ihm war die Fortführung Mistreß Walthers durch die Ottawas bekannt geworden, wie sie denn seiner Zeit in weiteren Kreisen Aufsehen und Teilnahme erregt hatte.



Zur freudigen Ueberraschung des Grafen teilte er diesem mit, daß im verflossenen Jahre das dunkle Gerücht zu ihm gedrungen sei, bei den Saulteux halte sich eine weiße Frau auf. Er hatte hierauf Nachforschungen anstellen lassen, die aber zu keinem Resultate führten, die Saulteux hatten geleugnet, daß eine weiße Frau in ihrer Mitte lebe.



»Diese Saulteux,« hatte der Kommandant sich geäußert, »sind die rohesten und verwegensten Bursche hier im ganzen Norden, noch rechte Wilde, und von der Kultur nur so weit beleckt, daß sie Schießwaffen führen.



»Ich komme ungern mit diesen Gesellen in Berührung, vermeide, soweit es angeht, jeden Konflikt mit ihnen und bin froh, wenn sie bei ihren gelegentlichen Besuchen hier sich bald wieder entfernen. Sie wohnen in schwer zugänglichen Felsschluchten, und Gewaltmaßregeln gegen sie würden nur unter schweren Opfern auszuführen sein.



»Als gelegentliches Gegengewicht gegen diese wilden Banden kann ich nur die hier angesiedelten Huronen benützen, deren Stamm den intelligentesten Teil der nördlichen Indianervölker darstellt. Mit diesen Leuten komme ich gut aus.



»Ich glaube zwar nicht, daß Sie etwas von den Saulteux zu besorgen haben, denn sie haben gehörigen Respekt vor einer Entziehung ihrer Rationen, jedenfalls aber finden Sie, sobald Gefahr Sie bedroht, Zuflucht bei den Huronen.



»Diese und die Saulteux stehen durchaus nicht gut miteinander und ich habe öfters zwischen ihnen entstandene Konflikte wieder auszugleichen, bald handelt es sich um Fischerei, bald um Jagdgerechtsame. Noch kürzlich beschuldigten die Saulteux die Huronen, einen der ihrigen erschlagen zu haben, und ich sah mich genötigt, einen Offizier in die Wälder zu senden, um den Fall zu untersuchen.«



Auf die Frage, ob er denn einen Führer habe, der ihn durch die Wildnisse führen könne, hatte Graf Edgar ihm von Athoree gesprochen.



»Nun,« meinte der Kommandant, »da Sie den Mann erprobt haben, kann man Sie seiner Führung anvertrauen und um so mehr, wenn er ein Hurone ist.«



Vom Landwege hatte er der großen Schwierigkeiten wegen abgeraten und empfohlen, an der Küste bis zum Eskonaba hinzusegeln und von da aus die Marblebeds, in deren Nähe die Saulteux hauptsächlich hausten, zu erreichen zu suchen.



»Zwei Dinge gibt es nur,« hatte zum Schluß der wackere Offizier noch hinzugefügt, »halten die Saulteux aus irgend welchen Gründen eine weiße Frau verborgen, so können Sie sie nur mit List oder Gewalt befreien. Geschenke dürfen Sie natürlich nicht sparen, aber diese werden kaum wirken. Erlangen Sie aber auch nur die Gewißheit, daß eine weiße Frau von ihnen gewaltsam zurückgehalten wird, so will ich, wenn es Ihnen nicht gelingt, sie zu befreien, die ganze Regierungsmaschinerie spielen lassen, um den notwendigen Druck auf die Saulteux auszuüben.« Mit seinen herzlichsten Wünschen für das Gelingen hatte ihn dann der Kommandant entlassen.



Leicht glitt das Boot durch die Wellen und kein Wort unterbrach die feierliche Stille, nur das eintönige Rauschen der schwachen Brandung ließ sich hören.



In Traverse City hatte der Graf noch die große Freude gehabt, Frances Schuyler begrüßen zu können, welche die wackere Frau Wilson nach der Küste befördert hatte. Noch einmal hatte er Abschied von dem Mädchen genommen, die seinen Lebenskreis unter solch seltsamen Umständen berührt hatte.



Während er in dem schaukelnden Boote sah und sinnend vor sich hinblickte, weilten seine Gedanken abwechselnd in den fernen Wäldern, die das Geheimnis bargen, welches seine Schwester umgab, und bei der so anmutigen und doch so hoheitsvollen Tochter des tapferen Obersten, die so tieftraurig den Weg nach Süden genommen hatte, um fortan fast einsam durch, das Leben zu gehen.



Von Zeit zu Zeit richtete er die Blicke auf die felsigen Ufer, die öfter durch kleinere Wasserläufe oder Buchten unterbrochen wurden.



»Wann glaubst du, daß mir die Mündung des Eskonaba erreichen, Athoree?« richtete er dann die Frage an den ernsten Indianer.



»Nicht Eskonaba gehen, ander Fluß,« entgegnete ihm dieser.



»Nicht zum Eskonaba? Und warum nicht?«



»Häuser dort, Menschen dort. Fragen wohin gehen. Besser niemand wissen, daß zu Saulteux gehen. Athoree weiß andern Fluß, ganz einsam.«



»Gut, mein Freund, du hast jetzt das Kommando. Ein Wyandothäuptling führt uns und wir vertrauen ihm.«



Der Wind wurde frischer.



Sie segelten an Kap Detour vorüber, zwischen den Summer-Inseln hindurch, ließen die große und die kleine Noquet-Bai, in deren letztere der Eskonaba mündete, mit ihren wenig zahlreichen Ansiedlungen, welche Edgar durch sein Glas deutlich liegen sah, rechts liegen und näherten sich dann wieder der Küste, welche jetzt nach Süden lief.



Athoree maß mit aufmerksamen Blicken die eigentümlich gestalteten Felsspitzen und hielt, seiner Mutter etwas zurufend, direkt auf die Küste zu.



Der Graf gewahrte das nicht ohne Erstaunen und befragte ihn deswegen.



»Gleich sehen, nicht stören.«



Die im Bug sitzende Alte winkte leicht mit der rechten Hand und Athoree änderte hiernach etwas die Richtung des Bootes.



Edgar untersuchte das Ufer mit dem Glase, gewahrte aber nur die nackte Felswand, auf welche das Fahrzeug rasch zulief.



Sie waren schon der Küste ganz nahe. Wieder winkte die Alte und von neuem änderte Athoree den Kurs.



Jetzt gewahrte der Graf eine Stelle in der leichten Brandung, welche ruhiges Wasser zeigte, auf diese hielt das Boot zu.



Leicht segelte es hinein in eine anscheinend geschlossene Bucht, als der Graf zu seiner großen Ueberraschung zur Linken sich einen schmalen Wasserarm öffnen sah, der von außen der vorstehenden Felsen wegen nicht bemerkt werden konnte.



In diesen bog das Boot ein und segelte eine Strecke zwischen Felswänden hindurch, bis nach einer Wendung rechts sich ihren staunenden Augen eine im Sonnenstrahle glänzende Wasserfläche zeigte, welche sich seeartig ausdehnte.



»Das Tuenta-Fluß,« sagte Athoree, »hier sicher, niemand sehen. Nicht viele kennen Einfahrt, nur Wyandotjäger.«



Der breite, sich weithin ins Land erstreckende majestätisch ruhige Strom, der, umsäumt von starren Felsgebilden, in einsamer Schönheit vor ihnen lag, machte nach der so überraschenden Einfahrt durch den engen, windungsreichen, düsteren Kanal einen großen Eindruck auf die Insassen des Bootes.

 



Alle genossen den selten schönen Anblick dieses geheimnisvollen Wasserbeckens in schweigender Bewunderung.



Der Wind war hier weniger fühlbar als draußen, doch war der Luftzug stark genug, um das Boot leicht über die klare, grünliche Flut hinwegzutreiben. Einige Meilen legten sie so in tiefem Schweigen zurück. Die Felsen wurden allgemach niedriger. Wiederum, als das Auge schon glaubte, Fels schließe den Ausgang, ließ Athoree das Boot eine Schwenkung nach links ausführen, und sie bogen in einen ruhigen Fluß ein, dessen Ufer dichter Wald säumte.



Langsam segelten sie ihn hinauf.



Es herrschte eine solch feierliche Stille auf dem Wasser zwischen den dunklen Waldufern, innerhalb deren der Kahn leicht und geräuschlos hinglitt, daß das Herz sich zur Andacht gestimmt fühlte.



Unwillkürlich leise sprechend, um das Schweigen ringsum nicht zu stören, fragte der Graf nach einiger Zeit: »Führt der Fluß weit ins Land hinein, Häuptling?«



»Er in Eskonaba führen, aber weit oben, nicht Ansiedlungen, nicht Menschen mehr.«



Nach einigen Stunden wurde der Fluß enger und die Strömung stärker, doch war der Wind stark genug, um sie zu überwinden. Endlich drängte sich das Boot unter überhängende Aeste und zwischen Schilf. Die Männer mußten helfen, es hindurchzubringen, und dann lief es, aus dichtem Rohr hervortretend, in einen breiten Strom ein, der seinen Lauf mehr östlich nahm.



»Dies Eskonaba,« sagte Athoree.



Auch hier begegnete das Auge schweigenden Waldufern.



Der Wind wehte hier frischer, und da er zur Fahrt günstig war, trieb er das gut gebaute Boot kräftig stromauf.



In mannigfachen Windungen kam der Eskonaba von Nordwesten her und bot dem Auge fortwährend neue überraschende Ansichten, Oftmals zeigten sich kleine, bewaldete Inseln inmitten des Flusses.



Nach längerer Fahrt traten sie wieder zwischen Felsen ein, welche die Ufer einfaßten, doch zeigten sich auf der Höhe Büsche und Bäume.



Die Bewegung des Wassers wurde stärker und ein dumpfes Brausen ließ sich, dem Waldesrauschen gleich, wenn der Wind die Blätter leise bewegt, fernher hören.



Es war Abend geworden und schon nahte sich die Nacht.



Am linken Ufer öffnete sich in den Felsen eine halbkreisförmige Bucht, in diese ließ Athoree das Boot einlaufen und zog das Segel ein.



Im Dämmerlicht zeigte sich hinter einem Felsvorsprung eine geräumige Höhle. Vor dieser befestigte der Indianer das Boot an einem Felsblock und stieg aus.



»Hier die Nacht bleiben, hier gut.«



Alle stiegen aus und hießen den stillen, trockenen Raum als Lagerstätte für die Nacht willkommen.



Man gewahrte, daß die Höhle öfters zu gleichem Zwecke aufgesucht wurde, denn Feuerstätten waren sichtbar und in einzelnen Ecken lag dürres Laub aufgehäuft.



Von dem trockenen Holze, welches man im Boote mitführte, wurde rasch ein Feuer angezündet und die Männer schickten sich zur Abendmahlzeit an, welche schweigend eingenommen wurde.



Die Nacht war bereits herabgesunken und die Flamme bestrahlte hell das Innere der Höhle und über den Eingang hinausdringend die stille Wasserfläche und die gegenüberliegende Felswand.



Graf Edgar richtete jetzt das Wort an Athoree: »Der Wyandothäuptling hat in den letzten Tagen nicht viel Worte verloren, will er mir nicht sagen, was er nun zu tun gedenkt, mein Ohr ist offen.«



»Wir morgen gehen in die Wälder, Gutherz, Boot muß hier bleiben, oben Stromschnelle, nicht hinüberbringen. Boot niemand hier nehmen. Gehen langsam nach den Marblebeds, wie die Weißen sagen, da wohnen Saulteux. Hier,« er deutete nach Osten, »haben Wyandots ihre Wigwams und wir gehen nach Nordwesten. Athoree wird die Dörfer der Saulteux umkreisen, dann sehen.«



»Den Fluß können wir der nahen Stromschnellen wegen nicht weiter benützen?«



»Nicht Boot hinauffahren; oben Wasser wieder ruhig.«



»Aber wird uns Athoree nicht zu seinen Brüdern, den Wyandots, führen?«



Ruhig entgegnete der Indianer: »Nicht gut, wenn zu Saulteux von Wyandots kommen, er Wyandots nicht lieben, darum reisen in Boot Tuenta hinauf, sagen, Wyandots nicht gesehen.«



»Gut.«



Da der Indianer keine Neigung zu haben schien, sich weiter über seine Absichten auszulassen, der Graf seiner Führung völlig ve