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»Torheit, alter Krieger,« lachte fröhlich der Kapitän, »schweres Blut, nichts weiter. Ich muß Euch einmal dreißig Meilen marschieren lassen, da wird‘s Euch leichter ums Herz werden. Morgen gehen wir, so Gott will, aus diesen verwünschten Wällen hinaus, und wenn mich wieder einer hineinbekommt, darf er mich den größten Narren nennen, der je in der Union herumgelaufen ist. Munter, Wood, zu Mittag essen wir, wenn die Najaden dieses Sees uns hold sind, Merle; unterrichten Sie Mistreß Wood von diesem ungewöhnlichen Ereignis, damit sie alle Vorbereitungen trifft.«

Der Sergeant ging und versah wie bisher seinen Dienst.

Der Tag schritt langsam vor, für Kapitän Davis um so langsamer, als er die Stunde nicht erwarten konnte, die ihn aus dieser Garnison befreite.

Von Zeit zu Zeit begab er sich auf den Wall und schaute durch sein Glas nach den Kanoes aus. Einige waren immer in Sicht, deren Insassen sich eifrig mit dem Fischfang beschäftigten.

Die Sonne hatte die Mittagshöhe überschritten, als die Schildwache bemerkte, daß die Fahrzeuge der Indianer wieder inmitten des Sees zusammengekommen waren und sich langsam auf das Fort zu bewegten.

Um diese Zeit kehrte auch Sergeant Harrison mit seinen Leuten aus dem Walde zurück, von denen jeder eine Tracht Birkenholz trug. Der Sergeant meldete sich bei Davis als vom Holzmachen wieder eingetroffen. Da er auf den Wink des Kapitäns nicht gleich zurücktrat, fragte dieser: »Haben Sie noch etwas für mich, Sergeant?«

»Zu Befehl, Herr Kapitän. Sind da im Walde auf fünf Indianer gestoßen.«

Davis horchte auf. »Möchten ins Fort?«

»Soviel ich aus dem englischen Kauderwelsch des einen entnommen habe, sind sie von ihrem Häuptling geschickt, um Abbitte zu tun für die entwendeten Kühe. Auch führten sie Felle mit sich, um Ersatz für das Gestohlene zu leisten. So viel habe ich von ihnen herausbekommen.«

»Da hätten mir also die Herren Kuhdiebe. Warum haben Sie die Bursche nicht mitgebracht, Harrison?«

»Ja,« lachte dieser, »der eine, der etwas Englisch sprach, fragte, ob sie gepeitscht werden würden, wenn sie ins Fort kämen. Ich entgegnete ihm, daß das in dem Willen des Herrn Kapitäns läge. Darauf sagte der Mann wieder, wenn sie nicht die Versicherung erhielten, daß sie nicht gepeitscht werden sollten, würden sie nicht kommen, sondern in die Wälder laufen.«

»Was meinen Sie, Sergeant Wood?« wandte er sich zu diesem, der herangekommen war und die Meldung mit angehört hatte. »Sie haben am meisten Erfahrung in diesen Indianerangelegenheiten, was beginnen wir mit den Kuhdieben?«

»Waren die Leute bewaffnet?« fragte dieser seinen Kameraden.

»Büchsen hatten sie nicht, doch haben sie die sicher versteckt, denn ohne solche gehen sie nicht in die Wälder.«

»Der Kitate, oder wie der Mann hieß, hat also doch Wort gehalten, als er versprach, die Spitzbuben hierherzuschicken, um Abbitte zu leisten und Ersatz für das Gestohlene anzubieten. Das ist mir sehr lieb dem Obersten gegenüber, er wird daraus schließen, daß ich trotz meiner derben Behandlung des Peschewa kein übler Diplomat bin, wenn ich auch bei diesem Ausgang der unangenehmen Sache nicht das mindeste Verdienst habe. Wir wollen die Burschen kommen lassen, Wood, ich werde ihnen eine Strafpredigt halten, sie können die Kühe bezahlen und dann wieder laufen Gehen Sie, Harrison, und holen Sie die Leute herbei.«

Der Sergeant ging.

»Und daß sie nicht mit Waffen ins Fort kommen!« rief ihm Wood noch nach.

»Unbesorgt, ich kenne die Instruktion.«

»Das ist mir ungeheuer angenehm,« sagte Davis vergnügt, »einen Konflikt mit den Roten meinem Nachfolger zu hinterlassen, wäre mir sehr peinlich gewesen. Das ist ein glücklicher Tag heute. Die Kühe ersetzt, ein Gericht Merle in Aussicht und dazu der fröhliche Abschied morgen von dieser grauenvollen Einsamkeit — solche Tage lobe ich mir.«

Es wurde ihm gemeldet, daß die Boote der Indianer aufs Fort zu kämen.

Der Kapitän begab sich auf den Wall. Die kleine Flottille der Indianer nahte langsam. Er beobachtete sie einen Augenblick durch sein Glas, die Insassen, deutlich erkennbar, ruderten ruhig und sorglos auf das Fort zu.

»Lassen Sie ein Fäßchen Rum und etwas Tabak für die Leute holen, Wood, wir wollen nicht knausern, wenn sie anständige Beute bringen, und das scheint so, die Boote müssen schwer beladen sein. Was geb‘ ich denn dem Kerl für sein Bärenfell?«

»Ich glaube, für ein Fäßchen Rum bringt ein Indianer drei der schönsten Bärenfelle.«

»Das soll er haben und noch ein paar wollene Decken und Pulver dazu, mir wollen bezahlen, was es hier wert ist.«

»Ich würde die Boote nicht alle landen lassen, Herr Kapitän, es ist genug, wenn die beiden an Land kommen, welche heute morgen da waren.«

»Ich will seinem Rate folgen, Wood.«

Der Sergeant ging, um die erhaltenen Befehle auszuführen. Davis blieb auf dem Walle, um das Herannahen der Kanoes zu beobachten, auch ein Teil der Mannschaft hatte sich hier eingefunden und blickte den Indianern neugierig entgegen.

Die Boote kamen näher, in dem ersten derselben saßen die Männer, welche die Erlaubnis zum Fischen eingeholt hatten.

Der Landungsplatz war in einer kleinen Ausbuchtung gebildet, welche rechts und links von Pallisaden eingefaßt war, um ihn gelegentlich verteidigen zu können.

Als das erste Boot auf etwa hundert Schritt herangekommen war, nickte Etepate, welcher im Stern saß, dem Kapitän freundlich zu und rief: »Merle, viel Merle!«

Der Kapitän begab sich hiernach hinab auf die Plattform, wo die Boote anlegten, hinter ihm blieb die dort befindliche Tür offen, in welcher einige Soldaten standen.

Im selben Augenblick zog der Sergeant Harrison mit den fünf Indianern durch das Tor ein, welches sich nach dem Walde zu öffnete. Er schloß es hinter sich und befahl den Leuten, welche Felle auf den Armen trugen, zu warten. Scheu um sich blickend, blieben diese am Tor stehen. Der Sergeant suchte seinen Kommandeur auf.

Kapitän Davis rief den im ersten Boot befindlichen Indianern zu: »Ihr könnt landen, Bursche, die andern mögen in respektvoller Entfernung bleiben,« worauf Etepate den folgenden Kähnen etwas im Pottawatomiedialekte zurief. Diese verlangsamten ihren Lauf und hielten, während Etepate und sein junger Gefährte nach dem Landungsplatz zusteuerten. Die Wilden hatten sich sämtlich in ihren Kanoes erhoben. Quer über dem Bug des ersten Bootes war ein prachtvolles Bärenfell ausgebreitet und dahinter lagen die ersehnten Fische. Sergeant Harrison erschien in der Tür und meldete: »Die Indianer sind da, Herr.«

Der Kapitän überhörte es, denn er beugte sich im selben Augenblick über das landende Boot, um das Bärenfell zu betrachten. Kaum berührte es seine Hand, als es blitzschnell zurückgeworfen wurde, ein Indianer in voller Kriegsbemalung aufsprang und mit einem gellenden, weithin hörbaren Schrei seinen Tomahawk in dem Schädel des Kapitäns begrub. Lautlos sank dieser tot danieder. Unter den Streichen der beiden andern Indianer, welche mit gleicher Schnelligkeit ihre Streitäxte schwangen, fielen Sergeant Harrison und ein Soldat. Dem Schrei des Indianers auf der Plattform antwortete ein einzelner Ruf im Fort, welchem ein furchtbares Geheul der Wilden in den Booten folgte, die mit Sturmeseile heranruderten.

Dies alles geschah so schnell, die Ueberraschung war so furchtbar, daß die Soldaten auf dem Wall und an der Wasserpforte wie versteinert standen.

In den Kanoes hatten sich Indianer erhoben, welche bisher auf dem Boden verborgen lagen, jedes Fahrzeug zeigte jetzt vier bis fünf Insassen. Der bemalte Indianer, es war Peschewa, schrecklich anzuschauen für solche, die nie die Kriegsbemalung gesehen hatten, raste, ununterbrochen seinen Mark und Bein erschütternden Schlachtschrei hören lassend, in der Rechten den blutigen Tomahawk schwingend, in der Linken die Büchse haltend, weiter, die nächsten fielen unter seinen und seiner Begleiter Streichen. Das Wasser rauschte schäumend auf unter den Bugen der mit Dampfergeschwindigkeit heranschießenden Kanoes und im Nu wimmelte die Plattform von dreißig heulenden Wilden. Peschewa voran stürmten sie in das Innere des Forts, Dort war die Überraschung, der Schreck noch größer fast, als auf der Plattform. Die fünf eingelassenen Indianer, wirklich die, welche sich bei der großen Ratsversammlung als die Diebe zu erkennen gegeben hatten, standen scheu und ruhig am Tore, bis der Schlachtschrei Peschewas vom Wasser her in ihre Ohren klang. Da warfen sie die Felle von sich, unter welchen sie geschickt ihre Büchsen verborgen gehalten, rissen die Aexte aus den Gürteln und stürzten sich mit hellem Ruf auf die Nächststehenden, sie mit Beilen und Messern niederstreckend.

Auch hier herrschte unter den Soldaten einen Moment die Starrheit, welche eine solch grausenhafte Ueberraschung hervorruft.

Eine Scene furchtbarer Verwirrung folgte dann. In Todesangst flüchteten die wehrlosen Soldaten nach den Blockhäusern, hinter ihnen gleich Wölfen die erbarmungslosen heulenden Wilden, jeden würgend, den sie erreichen konnten.

Der einzige von allen, der den Kopf nicht verloren hatte, war Sergeant Wood. Als er aus dem Magazin zurückkehrte, wohin ihn der Befehl seines Kapitäns geführt hatte, zwei Soldaten neben sich, von welchen der eine ein Fäßchen mit Rum, der andre ein Fäßchen Pulver und einige wollene Decken trug, hörte er den Schlachtschrei Peschewas, das ihm wohlbekannte Angriffsgeheul der Wilden, sah, wie die im Fort befindlichen fünf Männer sich auf ihre überraschten wehrlosen Opfer stürzten. Aber nicht einen Augenblick verlor der kampferprobte Soldat die Besinnung. Mit Donnerstimme schrie er: »An die Gewehre!« sprang, das Faß von sich werfend, in sein Häuschen, wo seine Frau schreckensbleich stand, rief der zu: »Unters Bett, unters Bett, Lizzie!« faßte seine schwere Muskete und sprang wieder hinaus. Sterbende, flüchtende, einzelne mit einem der Wilden ringende Kameraden traf sein Auge. In dem zur Kaserne dienenden Gebäude verrammelten die Soldaten Tür und Fenster. Der ganze Raum wimmelte von Wilden. Aus dem Walde waren beim Beginn des Kampfes noch eine ganze Anzahl Indianer herbeigeeilt, welche jetzt durch das von innen geöffnete Tor eindrangen.

 

Zwei Soldaten hatten sich noch zu Wood gesellt und hielten die Gewehre mit den aufgepflanzten Bajonetts vor sich. Da erklangen zum erstenmal Schüsse und alle drei, der Sergeant und seine Begleiter, stürzten getroffen nieder. Peschewa hatte bei der Schwierigkeit, welche das Laden machte, befohlen, nur im Notfall zu schießen und vorerst nur Axt und Messer zu brauchen, ein Befehl, welcher bei der durch die so schreckliche Ueberraschung hervorgerufenen Betäubung der friedlichen Garnison wirksam genug ausgeführt werden konnte. Zu allem Unglück hatten die Soldaten mit Ausnahme der Wachtposten keine Patronen. Die in die Kaserne gelangten Leute rissen die Gewehre von den Wänden, pflanzten die Bajonette auf und stellten sich zum Kampfe. Die beiden Schildwachen, anfänglich wie alle starr vor Schreck, bedienten sich jetzt als tapfere Soldaten ihrer Gewehre und feuerten sie in den Haufen der heulenden Wilden ab, nicht ohne Erfolg, wie ein und der andre Schmerzensschrei bewies. Doch alsbald fielen sie unter den Kugeln der Indianer.

Als Wood getroffen niedersank, öffnete sich die Tür seines Häuschens und seine unerschrockene Frau trat heraus, faßte den starken Mann unter den Armen und zog ihn, während Kugeln sie umpfiffen, welche in die Balken eindrangen, hinein, warf die schwere Tür hinter ihm zu und verrammelte diese, wie die kleinen Fenster eilig mit Möbelstücken.

Der innere Raum des Forts zeigte nur Tote und Sterbende, und die vor Mord- und Siegeslust trunkenen Wilden.

Ein geringer Widerstand fand noch an der Kaserne statt, an deren Fenstern blitzte dann und wann ein Bajonett auf, welches von kräftigen Händen geführt ward, aber den gewandten Wilden gegenüber nur wenig Schaden anrichtete.

Peschewa, welcher wie ein Tiger unter den Wehrlosen gerast hatte, befahl jetzt, da es augenscheinlich war, daß die Eingeschlossenen kein Pulver für ihre Gewehre hatten, die Türen des Gebäudes einzuschlagen. Aexte standen in der Nähe und gleich darauf donnerten die Hiebe gegen die schweren Planken, während ununterbrochen durch die Fenster, wo sich nur eine Oeffnung zeigte, hineingefeuert wurde. Nach wenigen Minuten brachen die Türen ein, mordgierig stürzten die Indianer hinein, und fielen gleich einige unter den Bajonettstichen der zur Verzweiflung getriebenen Soldaten, eine Minute nachher war der Kampf beendet, die Besatzung des Forts Jackson war vernichtet, nichts atmete mehr, was von diesem Tage des Schreckens erzählen konnte.

Ein Ruf Peschewas versammelte die blutige Mörderschar, an deren Gürteln die Skalpe der unglückseligen Opfer indianischer Rachsucht hingen.

Als sie schweigend um ihn standen, trat er auf den Pfosten zu, an welchem er vor wenig Wochen gebunden gestanden hatte, und hieb tief seine Axt hinein: »Seht alle, ihr Krieger des stammlosen Häuptlings, hier stand Peschewa, das Haupt der Ottawas, und empfing die Streiche des weißen Häuptlings. Nie schlägt man einen roten Mann ungestraft — Peschewa ist gerächt,« er zeigte mit wilder Gebärde auf die Toten ringsum, »das Blut der Weißen wäscht das Blut ab, das unter der Peitsche von seinem Rücken floß. Es ist gut, ich danke meinen Freunden.«

Die Indianer zerstreuten sich nun, um mit wilder Gier die Zimmer und Magazine zu plündern, einige holten brennende Scheite und Holz aus der Küche, um inmitten des Platzes ein großes Feuer zu entzünden.

Doch selbst in seiner wilden Siegeslust vergaß Peschewa nicht der Vorsicht, und sandte zwei junge Leute auf die Wälle als Späher. Dann ließ er sich an dem Tisch nieder, den unlängst Davis verlassen, und schaute mit einem Ausdruck wilden Triumphes und befriedigter Rache in das wirre Treiben seiner Leute. In der kleinen Behausung der Sergeanten war es ganz still. Einer der Bewohner war mit Sounders ausmarschiert, die andern lagen draußen tot. Wood ruhte besinnungslos auf seinem Bett, wohin die mutige Frau den schweren Mann mit großer Anstrengung gebracht hatte. Sie hatte ihm die Wunden verbunden, eine am Kopf, eine an der Seite. Der Sergeant atmete schwer, aber da kein Blut über seine Lippen kam, wußte die erfahrene Frau, daß die Lunge nicht getroffen war. Sie saß blaß, aber gefaßt vor ihrem Gatten und lauschte auf seine Atemzüge. Mistreß Wood war die einzige Frau im ganzen Fort, keiner der andern Sergeanten oder der Offiziere war verheiratet. Der wilde Lärm draußen rauschte, während sie vor dem todwunden Gatten saß, an ihren Ohren vorbei, sie saß still ergeben, die Hände gefaltet, da.

Draußen entwickelte sich ein wildes Bacchanale. Gewehre, Montierungsstücke, Fäßchen mit Pulver oder Rum gefüllt, Weinflaschen, die Kleider und das Mobiliar der Offiziere, Betten wurden herausgeschleppt oder zu den Fenstern hinausgeworfen und jeder wählte sich nach Belieben Beutestücke aus. Die Speisekammer ward gleichzeitig geleert und bald saß die ganze Bande um lodernde Feuer, stürzte Rum und Wein hinunter und verschlang mit Gier den vorgefundenen Vorrat an Fleisch und Brot. Nur Peschewa hielt sich schweigend und genoß wenig. Die Indianer hatten nur fünf Tote und sechs leicht Verwundete. Die letzteren waren bereits verbunden, während man die Toten in der Nähe des Tores in sitzender Stellung an den Wall gelehnt hatte.

Wild schmatzten und schrieen die Wilden durcheinander, von denen sich einige in grotesker Weise mit Uniformstücken oder den Zivilkleidern der Offiziere, mit Tisch- und Bettdecke geziert oder bunte Taschentücher um die Köpfe gewickelt hatten.

Fast schien es, als ob man des Sergeanten und seiner Frau vergessen habe, doch nein, an einem der Feuer erhob sich ein Indianer, winkte noch zwei andern, alle drei ergriffen Aexte und begaben sich nach dem Häuschen, in welchem die Sergeanten wohnten.

»Oeffne!« rief einer in englischer Sprache, »Squaw kann herauskommen, roter Mann nichts tun.«

Die Sergeantin horte das wohl, verstand es auch, aber sie saß wie bisher still mit gefalteten Händen, in tiefem Schmerze, doch auch mit gottergebener Ruhe neben ihrem Gatten und achtete es nicht.

Dann donnerten Aexte an die Tür, aber diese war sehr stark, war mit Eisen beschlagen und widerstand den Hieben. Plötzlich wurden diese eingestellt und es ward still.

Draußen war alles aufgesprungen und lauschte, von fernher ließ sich Gewehrfeuer hören.

Die indianischen Späher, welche vom frühesten Morgen an das Fort umlagerten, hatten wohl gesehen, wie Leutnant Sounders mit seiner Mannschaft auszog. Ehe dies aber dem auf dem See befindlichen Peschewa mitgeteilt, seine Befehle eingeholt, wieder ans Land getragen und dann ausgeführt werden konnten, verging um so mehr Zeit, als die Indianer die größte Vorsicht beobachten mußten, denn die Wirkung des Fernrohrs war Peschewa sehr wohl bekannt und er nahm als sicher an, daß sie durch ein solches beobachtet würden. Er hatte dann an Amata den Befehl gelangen lassen, den Ausgezogenen mit zwanzig Kriegern zu folgen, sie zu überfallen und niederzumachen, doch jedenfalls in solcher Entfernung vom Fort, daß der Büchsenknall dort nicht mehr zu hören sei.

Amata hatte sich auch alsbald auf die Verfolgung begeben, mußte aber einen weiten Umweg ums Fort nehmen.

Leutnant Sounders war ruhig seinen Weg gezogen, hatte nach einigen Stunden Rast gemacht und war auf seinem Weitermarsche in die Nähe des Sees gelangt. Mit Erstaunen hatte er auf diesem Boote mit Indianern bemerkt. Er kannte als fleißiger Jäger die Gestaltung des Sees recht gut und gewahrte, daß die Kanoes da, wo sie, wie er wußte, vom Fort aus gesehen werden konnten, nur zwei Männer aufwiesen, von denen der eine ruderte und der andre fischte, daß sie aber von Zeit zu Zeit hinter die Landzungen steuerten, wo sie dann nicht vom Fort aus erblickt werden konnten, und hier sich dann noch zwei andre vom Boden erhoben, welche die Plätze mit Fischer und Ruderer tauschten, während sich diese sorgfältig im Boote verbargen und erst dann wieder in dem vom Fort aus sichtbaren Teile des Sees erschienen.

Er wandte sein Glas an und ein gleicher Vorgang wurde von ihm an dem gegenüberliegenden Ufer beobachtet.

Dies rief sein Mißtrauen in einem Grade hervor, daß er sich unverweilt zu seiner umherlagernden Mannschaft begab, und ohne seine Wahrnehmungen mitzuteilen, den Rückmarsch zum Fort befahl. Er hatte den auserlesensten Teil der Besatzung unter sich. Die zwei erfahrensten Waldleute aus deren Zahl ließ er vorangehen, die andern einzeln hintereinander herschleichend, nach Indianerart folgen. Vor dem Abmarsch hatte er das Rauchen verboten, die tiefste Stille eingeschärft und den Soldaten gesagt: »Es schwebt Gefahr in der Luft, es ist eine indianische Teufelei im Werke, vorsichtig, Leute.«

Die ganze Garnison fürchtete oder besser erwartete nach der Abstrafung Peschewas von den Indianern angegriffen zu werden, und diese Worte ihres besonnenen Offiziers ließen sie ahnen, daß die Wilden am Werke seien.

Rasch, aber vorsichtig gingen sie zurück. Mittag war vorüber und schon näherten sie sich dem Fort, als fernher Schüsse und Geschrei über den See herüber sich hören ließen.

Die Leute standen still und lauschten. Leise sagte Sounders zu seinem Sergeanten, bleich und mit bebender Stimme: »Die Hunde überfallen das Fort. Gott sei Davis, er sei den Soldaten gnädig, das ist Peschewa.« Aber entschlossen setzte er dann hinzu: »Vorwärts, Kameraden, dort wird gekämpft, wir wollen dabei sein.«

Und die tapferen Männer folgten, gleich entschlossen, dem tapfern Führer.

»Aufgepaßt, ihr da vorn. Die Hunde haben sicher unsern Abmarsch bemerkt und legen uns einen Hinterhalt.«

Nach kurzer Frist hoben auch schon die vorn Gehenden die Hände und bückten sich nieder, alle folgten, sich in Anschlag legend, diesem Beispiel. Eine Reihe von Indianern wollte an ihnen vorüberziehen, doch zögerte Sounders noch, im unklaren über die Vorgänge im Fort, und bei der Möglichkeit, einen Irrtum zu begehen, den Befehl zum Angriff zu geben, als plötzlich einer der Indianer die Büchse an die Wange riß und nach ihnen herüber schoß. Der Ruf des Leutnants »Feuer« ertönte gleichzeitig mit dem Krachen der Gewehre. Ein Teil der Indianer fiel im Feuer, die andern stürzten heulend in jäher Bestürzung zurück, wie sich denn des überraschten roten Kriegers leicht eine Panik bemächtigt. »Laden!« befahl Sounders kaltblütig. Als dies geschehen, ging er auf die Stelle zu, wo die Indianer liegen mußten, die gespannte Büchse in der Hand, und fand sieben Tote und vier, wie es schien, Schwerverwundete, welche sich am Boden krümmten. Einen dieser Verwundeten riß er empor. Es war Amata, und fragte: »Was greift ihr uns an? Sind die Ottawas auf dem Kriegspfade gegen die Langmesser?«

Mit einem Blicke wilden Hasses entgegnete der sterbende Mann: »Peschewa holt Skalpe im Fort.«

»Ich fürchtete es,« sagte der junge Offizier, »arme Kameraden.«

»Schießt den Verwundeten eine Kugel durch den Kopf,« kommandierte er, »wir können keine Gefangene machen,« legte selbst kaltblütig seine Büchse an Amatas Schläfe und bereitete ihm so ein schnelles Ende. Dann versammelte er die Soldaten um sich.

»Leute, das Fort ist augenscheinlich heimtückisch von den roten Hunden überfallen worden. Ist einer unter euch, der zögert, den Kameraden, die vielleicht, was Gott verhüten möge, in großer Gefahr sind, beizustehen, der sage es.«

»Keiner, keiner!« riefen die Soldaten.

»Dann vorwärts, aber vorsichtig, wir haben es mit wilden Tieren zu tun.«

Und schweigend zogen sie weiter.

Das waren die Schüsse, welche im Fort gehört worden waren. Als Peschewa den Wall erstiegen hatte und nach dem Walde schaute, sah er auch schon die vor Sounders flüchtigen Indianer, welche die Zahl der Soldaten wohl weit höher geschätzt hatten, als sie in Wirklichkeit war, in wilder Hast aus dem Walde stürzen.

Alsbald gab Peschewa Befehl, das Fort zu verlassen, und der ganze Haufe, wohl an sechzig Leute, die Verwundeten führten sie mit sich, verließ das Fort und verschwand im Walde, wo sich die Flüchtigen bald mit ihnen vereinten und dem Häuptling Bericht erstatteten.

Peschewa war durch von Norden kommende Händler etwas von einem Garnisonswechsel zu Ohren gekommen, dies und die übertriebene Beschreibung von der Zahl der Angreifer dort im Walde, welche ihm die eingeschüchterten Ausreißer machten, veranlaßte ihn, mit großer Vorsicht gegen den Feind vorzugehen.

 

Am wenigsten wollte er sich, für den Fall wirklich eine stärkere Truppenzahl heranzog, im Fort überraschen lassen, sondern das günstigere Terrain des Waldes zum Kampfplatz nehmen, welches auch nach allen Seiten für einen Rückzug offen war.

Im Fort Jackson blieben nur die stillen Toten zurück und der immer noch bewußtlose Sergeant mit seiner Frau, welche an seinem Lager inbrünstig betete.