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FEBRUAR

6

Medien

Angeblich machen die Medien kluge Menschen klüger und dumme Menschen dümmer. Die knifflige Frage lautet: Zu welcher Gruppe gehören Sie? Entschuldigung, das ist hier ein Buch für am Leben Interessierte, das lesen nur kluge Köpfe. Aber um welche Form von Klugheit geht es eigentlich? Um einen hohen IQ, um Fachwissen, Einfühlungsvermögen, Erfahrung, Weisheit oder um die so gepriesene emotionale Intelligenz, die angeblich viel wichtiger ist als alle Bildung zusammen? Wahrscheinlich geht es um die brisante Fähigkeit, in den Medien das Unnütze vom Sinnvollen unterscheiden zu können.

Denn die Medien haben gigantische Macht. Machen wir uns doch nichts vor. Die sorgen etwa dafür, dass ein Dieter Bohlen alle ernsthaften Literaten auf der Frankfurter Buchmesse wie Randfiguren aussehen lässt. Oder: Ein sensationsgieriger Journalist beschließt, dass der verbale Ausrutscher eines Ministers zum internationalen Skandal hochstilisiert werden sollte. Mich ärgert so etwas.

Übrigens auch die Berichterstattung über die Kirchen. Ändern die sich nicht, dann heißt es: »Ach Gott, wie altbacken.« Ändern sie etwas, kommt sofort: »Die Kirchen laufen dem Zeitgeist hinterher.« Ja, was denn nun?

Dem israelitischen König Salomo passierte vor 3 000 Jahren etwas Traumhaftes. Gott kam zu ihm und sagte ganz schlicht: »Du hast einen Wunsch frei!« Na, das sollte mir mal passieren! Salomo antwortete: »Gib mir ein gehorsames Herz und zeige mir, wie ich das Böse vom Guten unterscheiden kann.« Daraufhin sagte Gott: »Diese Antwort ist so weise, dass du Reichtum, Ehre und all die üblichen Kleinkrämerwünsche auch noch erfüllt bekommst.« Wer das Gute vom Schlechten unterscheiden kann, der ist wirklich lebensfähig. Manchmal helfen die Medien dabei, manchmal muss man sie selbst prüfen. Seien Sie klug!

FEBRUAR

7

Karneval

Helau! Alaaf! Die Narren feiern demnächst wieder den Höhepunkt der närrischen Zeit. Dabei war die Fastnacht früher ja nur die eine Nacht vor dem Beginn der österlichen Fastenzeit – Fast-Nacht! Hat sich dann halt ein bisschen nach vorne ausgedehnt. Warum auch nicht?

Spannend finde ich aber, was da eigentlich dahintersteckt: Die Fastenzeit vor Ostern ist die Zeit, in der sich viele Menschen seit Jahrhunderten intensiv mit dem Leiden und Sterben Jesu und mit dem Thema Tod auseinandersetzen. Und bevor man das tut, lacht man dem Tod in der Fastnacht eben noch mal so richtig ins Angesicht. Weil das, worüber man lachen kann, keine Macht über einen hat.

Darum ertragen ja auch Diktaturen das Lachen nicht. Die verbieten immer als Erstes die Witze – weil Lachen die Angst nimmt. Diktatoren sind ohne Angst machtlos. Und der Tod ist nun mal der schlimmste aller Diktatoren. Das heißt: Fastnacht ist eigentlich ein urreligiöser, fröhlicher Aufschrei gegen den Tod. »Wir lachen dich aus, alter Knochenmann! Du kannst uns vielleicht holen, aber besiegen kannst du uns nicht, weil Gott auf unserer Seite ist.«

Und darum war es früher auch üblich, dass Pfarrer am Ostersonntag die Gemeinde zum Lachen bringen mussten, das hieß dann: »Osterlachen«. Über den Tod können Christen nach der Auferstehung Jesu nur noch lachen.

Wir Deutschen nehmen Religion oft so ernst, dass wir denken, man dürfe da nicht lachen. Das ist wirklich närrisch. Das Lachen gehört von Anbeginn zum Wesen des Christentums. Glauben und Lachen haben nämlich eines gemeinsam: Sie befreien. Und wer das kann, wer dem Tod in diesen närrischen Tagen ins Angesicht lachen kann, der ist viel religiöser, als er denkt.

FEBRUAR

8

James Dean

Heute hätte er Geburtstag gefeiert. Der Mann, der immer noch als Kultfigur gilt, der mit nur drei Filmen zum Weltstar wurde und der mit 24 Jahren bei einem Verkehrsunfall ums Leben kam: James Dean. Keiner hat wie er die Rolle des verletzlichen Außenseiters verkörpert, den ungezähmten, rebellischen Jugendlichen, der sich von der Erwachsenenwelt unverstanden fühlt. Was glauben Sie: Wäre er immer noch ein Star, wenn er am Leben geblieben wäre?

Ich meine: Spätestens mit 30 hätte er die romantisch-verklärte Welt der Jugendträume ja doch verlassen müssen, keiner kann ewig den Revoluzzer spielen. Oder doch? Wie er in Rollen als braver Familienvater gewirkt hätte, das wissen wir nicht. James Dean in einer Komödie, einem Science-Fiction-Thriller oder in einem Melodram? Er hätte sich auf jeden Fall verändern müssen – auch wenn er dabei vielleicht die Erwartungen mancher Fans enttäuscht hätte.

Natürlich ist das nur ein Gedankenspiel, aber eines, das ich deswegen sehr geistreich finde, weil es deutlich macht, dass jeder Mensch klar voneinander abgetrennte Lebensphasen hat. Und jeder, der es aus Angst versäumt, eine Phase abzuschließen und eine neue zu wagen, der wird es richtig schwer haben. Vielleicht ist der Mut zur Veränderung eine der größten Herausforderungen des Lebens überhaupt – gerade dann, wenn eine unserer Rollen so erfolgreich war.

Die Bibel begleitet ganz viele Personen über große Zeiträume und entwickelt dazu ein Gottesbild, das mir sehr gefällt. Gott weiß, dass wir auf einem Weg sind, und legt uns nicht auf bestimmte Rollen fest. Veränderung gehört dazu. Gott macht deutlich, dass er derjenige ist, der Mut macht, immer wieder neu anzufangen.

Noch einmal: Ich habe keine Ahnung, ob James Dean heute noch berühmt wäre, aber wenn, dann nur, weil er den Mut gehabt hätte, seine Rollen mit seinem Alter reifen zu lassen.

FEBRUAR

9

Welttag der Kranken

Merkwürdig. »Welttag der Kranken«. Der ist übermorgen, am 11. Februar. Nur: Wer braucht so was? Na gut, auf jeden Fall die Kranken! Denn die werden doch allzu gerne in Krankenhäuser, Kliniken oder Pflegeheime abgeschoben, damit sie im Alltag nicht so penetrant präsent sind. Schließlich freuen wir halbwegs Gesunden uns sehr, wenn wir nicht andauernd mit irgendwelchen Krankheiten konfrontiert werden. Uns reichen schon die nervigen Frühjahrsgrippen.

Mir jedenfalls geht es so. Ich hasse es, krank zu sein. Eingeschränkt. Gehandicapt. Ans Bett gefesselt. Und wenn ich gesund bin, habe ich erst recht keine Lust, mich andauernd mit Krankheiten zu beschäftigen. Trotzdem hat Papst Johannes Paul II. 1993 diesen kranken Welttag eingeführt. Warum wohl?

Vielleicht, weil Krankheit zum Leben einfach dazugehört. Weil man sich etwas vormacht, wenn man ernsthaft glaubt, man sei ewig gesund und leistungsfähig. Und weil wir weder den Kranken noch uns einen Gefallen tun, wenn wir das Thema »Krankheit« tabuisieren.

Ach ja – und da gibt es noch einen Grund. Weil es einer der wichtigsten Werte des christlichen Glaubens ist, sich um diejenigen zu kümmern, denen es schlechter geht als uns. Das sind doch immer noch wundervolle Menschen. Auch wenn ihr Körper seine Leistung gerade mal nicht bringt.

Mmh. Vielleicht brauchen den Welttag der Kranken nicht nur die Kranken, sondern vor allem die Gesunden. Damit wir Krankheiten nicht als Feinde, sondern als unausweichliche Wegbegleiter annehmen.

FEBRUAR

10

Freiheit

Tja, würde er zustimmen oder nicht? Das war die große Frage während der Wendezeit. Würde Michail Gorbatschow die Deutsche Einheit genehmigen oder würde er sich querstellen? Denn rechtlich war die Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten nur möglich, wenn alle vier Siegermächte sich damit einverstanden erklärten. Und die Einwilligung der Sowjetunion stand noch aus.

Also machten sich Helmut Kohl und Hans-Dietrich Genscher auf den Weg, um diese entscheidende letzte Frage zu klären. Sicher mit Herzklopfen. Und? Am 10. Februar 1990 gewährte Michail Gorbatschow dem deutschen Volk das Recht, selbstständig seine weitere Zukunft zu gestalten. Und das, obwohl ihm klar war, dass sich das wiedervereinte Deutschland vor allem an westlichen Werten orientieren würde.

In diesem Moment schmeckten Millionen von Menschen zum ersten Mal so richtig, was Freiheit bedeutet. Frei sein, entscheiden können, Verantwortung übernehmen dürfen – aber natürlich auch müssen. Sein Schicksal selbst in die Hand nehmen. Freiheit ist und bleibt eines der höchsten Güter und zugleich eine der größten Herausforderungen.

Interessant, dass die Bibel den Glauben auch ganz oft mit Freiheit in Verbindung bringt. Der Apostel Paulus schreibt sogar: »Zur Freiheit hat uns Christus befreit.« Weil der Glaube an Gott vielen menschlichen Zwängen und Ängsten die Macht nimmt. Wer bei Gorbatschows Zustimmung zur Wiedervereinigung mitgejubelt hat, der ahnt etwas von der Kraft dieser Freiheit.

FEBRUAR

11

Tag des Notrufs 112

Wenn man das heutige Datum auf einen Zettel schreibt, dann weiß man sofort, worum es geht: 11. Februar. 1 – 1 – 2. Ja, und 112 ist die EU-weite, kostenlose Rufnummer für alle Notfälle. 112. Wer irgendwo in Europa in Not gerät und diese drei Ziffern auf seinem Telefon oder Handy wählt, der erreicht direkt eine mehrsprachige Leitstelle. Und diese Leitstelle entscheidet dann ihrerseits, ob die örtliche Polizei, der Rettungsdienst oder die Feuerwehr alarmiert wird.

 

Das weiß doch jedes Kind. Sollte man denken. Ist aber nicht so. Darum will der seit Kurzem am 11.2. gefeierte »Europäische Tag des Notrufs 112« den Bekanntheitsgrad dieser lebensrettenden Zahlen noch ein bisschen steigern. Egal, was los ist: Wähl die 112 – und dir wird geholfen. Sogar in Island, in Liechtenstein und in der Schweiz. Eigentlich eine tolle Sache: eine Grenzen überschreitende Anlaufstelle bei Gefahren. Zumindest, wenn es um körperliche Bedrohungen geht.

Wenn einer dagegen Hilfe für seine Seele braucht, ist es manchmal gar nicht so leicht, den richtigen Ansprechpartner zu finden. Obwohl … Christen sind ja der festen Überzeugung, dass Gott da die richtige Adresse ist. Und die Bibel schreibt schon lange vor der Erfindung des Telefons: »Als ich Angst hatte, rief ich den Herrn an.« Oder »Gott hört, wenn ich ihn anrufe.« Oder: »Gott ist allen nah, die ihn ernsthaft anrufen.« Tja, manchmal sind Notrufe und Stoßgebete gar nicht so weit voneinander entfernt.

FEBRUAR

12

Abraham Lincoln

Amerika feiert heute. Jawohl. Den Geburtstag von … na? Genau: Abraham Lincoln. Dem 16. Präsidenten der damals eben noch nicht vereinigten Staaten, die sich über der Frage entzweiten, ob man Sklaven haben darf oder nicht.

1809 wurde Abraham Lincoln in Hodgeville, Kentucky, geboren, und schon sein frommer Vater machte ihm klar, dass es nicht Gottes Wille sein kann, dass Menschen von anderen als Sklaven gehalten werden.

Darum träumte »Honest Abe«, der ehrenwerte Abraham, wie er sogar von seinen Gegnern anerkennend genannt wurde, von einem wirklich vereinten Amerika. Aber an der Sklaverei schieden sich eben die Geister der Staaten.

Lincolns berühmter Leitspruch hieß: »Wer anderen die Freiheit verweigert, der verdient sie selbst nicht.« Starke Worte. Mit denen wurde er 1860 Präsident – und kurz darauf Anführer der Truppen aus dem Norden. Denn es kam zum amerikanischen Bürgerkrieg. Einem grausamen Krieg, an dessen Ende die Nordstaaten siegten und die Sklaverei abgeschafft wurde. Nun endlich gab es sie wirklich, die »Vereinigten Staaten von Amerika«.

Abraham Lincoln ist in den USA ein Nationalheld. Von den Schwarzen wird »Honest Abe« bis heute als Befreier verehrt. Ein Mann, dem die Würde des Menschen über alles ging. Irgendwie hat er recht: »Wer anderen die Freiheit verweigert, der verdient sie selbst nicht.«

FEBRUAR

13

Red Hand Day

Gestern war »Red Hand Day«. Haben Sie’s gemerkt? Red Hand Day? Was ist denn das schon wieder? Ganz einfach: eine Aktion gegen den Missbrauch von Kindern als Soldaten. Ja: Obwohl die Vereinten Nationen den Einsatz von Minderjährigen in Kriegen 2002 offiziell verboten haben, gibt es weiterhin schätzungsweise 250 000 Kinder auf der Welt, die statt in die Schule zum Töten geschickt werden.

»Uns reicht’s!«, sagen viele Hilfsorganisationen. Man kann nicht erst etwas verbieten und sich dann so wenig um die Einhaltung des Verbotes kümmern. Darum haben sie den auch am 12. Februar stattfindenden Kindersoldaten-Gedenktag zum Red Hand Day ernannt. Und so sieht die Aktion dazu aus: Schreiben Sie Ihre Botschaft an die UN-Politiker auf ein Blatt Papier und setzen Sie als Zeichen des Protestes mit roter Fingerfarbe einen Handabdruck darunter. Damit bei den Vereinten Nationen nicht nur verboten, sondern auch gehandelt wird.

Bringt das was? So eine rote Hand? Keine Ahnung. Wird das die UN beeindrucken? Weiß ich nicht! Aber eines weiß ich: Man kann für die Welt Verantwortung übernehmen – oder nicht. Man kann sich für den Frieden einsetzen – oder nicht. Jesus hat mal gesagt: »Glaube kann Berge versetzen.« Vielleicht tun das 1 Million roter Hände ja auch. Die wären jedenfalls ein deutliches Hoffnungszeichen.

FEBRUAR

14

Valentinstag

Manche Männer haben ja eine ganz eigene Form der Romantik. Die sagen: »Schatz, dass ich dich liebe, habe ich dir bei der Hochzeit gesagt. Wenn es sich ändert, werde ich dir das schon mitteilen.« Das ist männlich konsequent. Alles andere wäre bloße Wiederholung. Na: Zum Glück gibt es den Valentinstag, der selbst den nüchternsten Kopfmenschen daran erinnert, dass Liebe ab und an Bestätigung braucht – und das gilt nicht nur zwischen Verliebten.

Als der kleine Sohn eines guten Freundes von mir schwer krank wurde, sagte der: »Falls mein Kind nicht überlebt, will ich, dass es wenigstens eines mitnimmt: dass es aus ganzem Herzen geliebt wird. Ich feiere jetzt jeden Tag Valentinstag.«

Nun ist das aber mit kleinen Kindern gar nicht so einfach. Immer wenn mein Freund sagte: »Junge, ich hab dich lieb«, erwiderte der nur: »Papa, geh mal bitte aus dem Bild.« Kranke Kinder gucken halt viel Fernsehen. Da überlegte sich mein Freund: »Nachts, wenn der Junge schläft, dann ist er mir ja hilflos ausgeliefert.« Und er schlich sich jede Nacht mehrmals an das Bett seines Sohnes, um ihm zuzuflüstern: »Ich habe dich unendlich lieb.«

Heute ist der Junge wieder gesund, und mein Freund sagt ganz bewegt: »Natürlich kann ich es nicht beweisen, aber ich bin der festen Überzeugung, dass die Liebe, die wir ihm gezeigt haben, zu seiner Heilung beigetragen hat. Außerdem habe ich selbst neu entdeckt, dass die Liebe wichtiger ist als alles andere. Das hatte ich vorher leider allzu oft verdrängt.«

Und ich dachte als Pfarrer: Eigentlich ist der christliche Glaube nichts anderes als 365 Tage Valentinstag. Das Wissen, es gibt einen Gott, der mir täglich zuflüstert: »Ich habe dich unendlich lieb.«

FEBRUAR

15

Galileo Galilei

Am 22. Juni 1633 wird ihm in der Basilika »Santa Maria sopra Minerva« der Prozess gemacht: diesem Wissenschaftler, der mit seinen kühnen Thesen das ganze damalige Weltbild aus den Angeln zu heben droht.

Galileo Galilei heißt der aufmüpfige Mathematiker, Physiker und Philosoph. Und er hat etwas ganz Banales getan: Er hat als einer der ersten Menschen mit dem gerade erfundenen Fernrohr den Himmel betrachtet. Und dabei festgestellt: Irgendetwas stimmt hier nicht. Angeblich dreht sich doch die Sonne um die Erde. Aber das passt überhaupt nicht zu den konkreten Beobachtungen. Es ist eher andersherum: Es scheint, als ob sich die Erde um die Sonne drehen würde.

Der Kirche schmeckt das überhaupt nicht, wird doch da das von ihr vertretene Weltbild in Frage gestellt. Dieses Weltbild ist zwar weder biblisch noch wissenschaftlich – aber es geht ja auch um Macht. Die Kirche kann doch nicht irren. Und die Erde ist der Mittelpunkt, um den sich alles dreht.

Heute wissen wir: Die Kirche hat sich geirrt. Galileo Galilei aber hat damals im Jahr 1633 seinen umstürzlerischen Thesen trotzdem abgeschworen. Aus Angst. Allerdings soll er noch im Hinausgehen gemurmelt haben: »Und sie bewegt sich doch!«

Richtig. Heute feiern die Freunde von Galileo seinen Geburtstag. Zum Glück auch viele Christen, die sich über die falsch verstandene »Rechtgläubigkeit« der damaligen Kirchenoberen nur wundern können.

FEBRUAR

16

Grease

Rock ’n’ Roll und Cadillacs, Pferdeschwänze und Partys, Pomade und Petticoats: »Grease« ist eines der erfolgreichsten Musicals der Welt und wahrscheinlich die leidenschaftlichste Liebeserklärung an die 50er-Jahre, die je auf die Bühne kam. Geballte Lebenslust, die bis heute ansteckt.

Vielleicht liegt das ja auch an der Entstehungsgeschichte des Stücks. In einer bierseligen Runde haben ein paar Freunde die verrückte Idee: »Hey, lasst uns mal ein Musical schreiben.« Einer setzt sich mit seiner Gitarre hin. Und dann wird das Machwerk aufgeführt. In einem alten Geräteschuppen in Chicago. Mit einem Budget von 171 Dollar, 18 Laiendarstellern und 120 Zuschauern. Das Ganze passierte Mitte Februar, dauerte fünf Stunden und sollte eigentlich nur ein kleiner Spaß sein. Es wird aber ein ganz großer, der schon ein Jahr später am Broadway Premiere hat.

Klar, das ist eher die Ausnahme. Aber es passiert: Unbekannte Künstler landen plötzlich einen Welthit.

Warum interessiert mich das als Pfarrer? Ganz einfach: weil die Bibel eigentlich andauernd solche Geschichten erzählt. Kleine, bislang nicht besonders prominente Leute verändern die Welt. Plötzlich sind sie große Künstler, Volkshelden, Propheten, Apostel oder Lebensretter. Die Botschaft dahinter ist ganz einfach: In jedem Menschen wohnt die Kraft, die Welt zu verändern – wenn er sich von Gott dazu berufen lässt. Das finde ich unglaublich motivierend. Vielleicht sollte ich mal wieder ein Musical schreiben …

FEBRUAR

17

Konjunktur 2

Das sieht ja nicht gerade gut aus mit der Konjunktur. Gruselige Wirtschaftsprognosen, furchterregende Insolvenzen und schreckliche Arbeitslosenzahlen. Wer auf Horrorliteratur steht, braucht nur eine Börsenzeitung aufzuschlagen. Und wenn ich mit meinen Freunden spreche, dann entdecke ich eines jedenfalls nicht: blühenden Optimismus. Ziemlich flaue Zeiten. Wobei ich mich seit Langem frage: Was ist wohl zuerst da – die miesen Zahlen oder die miese Stimmung? Was meinen Sie?

Wer deprimiert oder wütend auf die Konjunkturdaten guckt, der hat zurzeit natürlich gut schimpfen. Aber: Es ist auch ganz nützlich, sich mithilfe der nervenaufreibenden Entwicklungen vor einer viel dringenderen Frage zu drücken: Wie sieht es eigentlich mit der »privaten Konjunktur« aus?

Haben Sie schon mal daran gedacht, für Ihr Leben Konjunkturdaten aufzustellen? Zufriedenheitsindex, Corporate Identity oder Entwicklungspotenzial? Wäre vielleicht eine Unternehmensberatung dran? Sind Sie gerade im Aufwärts- oder im Abwärtstrend? Ich bin überzeugt: Einige Leute könnten ein Stück Himmel auf Erden erleben, wenn sie die gleiche Energie, die sie in die Wirtschaftsentwicklung stecken, in ihre eigene Entwicklung investieren würden.

Komischerweise sieht Gottes Vorschlag noch mal ganz anders aus! Er sagt: Glück, Geborgenheit, Erfüllung und Sinn sollten völlig unabhängig von allen Konjunkturdaten sein. Wenn das Gelingen eines Lebens von der Konjunktur abhängt, dann stimmt etwas nicht. Wirklich zufrieden ist nur der, dessen Dasein nicht von Äußerlichkeiten bestimmt wird. Die mittelalterlichen Mystiker nannten das »Gelassenheit«. Atmen Sie mal durch!