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Die weltgeschichtliche Bedeutung des deutschen Geistes

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Wir waren dabei nicht bloß tapfere Krieger, wir waren groß auch in den Werken des Friedens. Denken wir an die deutschen Städte, die Städte des Mittelalters, denken wir an den deutschen Landbau, dessen treuer Fleiß und zähe Tüchtigkeit von der ganzen Welt anerkannt wird. Wir haben unsere Arbeit in alle einzelnen Gebiete hinein erstreckt, wir haben uns dabei überall in die besondere Natur des Gegenstandes eingelebt. Denken wir nur an das Forstwesen – wenn die Engländer oder die Amerikaner ihre Forsten in die Höhe bringen wollen, so rufen sie Deutsche herbei –, oder an das Bergwesen; hier wie dort ist die sorgsame Durchbildung des Gebietes ein Werk der deutschen Art.

Wir hatten Freude an dieser Arbeit, an dem Ringen mit Widerständen, und wir verfolgten dabei nicht bloß betretene Wege, wir vermochten auch neue zu schaffen. Wir waren das Volk der Erfinder. Wir erfanden die Buchdruckerkunst – jedenfalls für Europa –, wir standen frühe voran im modernen Geschützwesen, das jetzt mit seiner großartigen Ausbildung ein Grund nationaler Hoffnung wird. Zu Beginn der Neuzeit konnte es heißen:

 
„Nürnberger Witz,
Ulmer Geschütz,
Augsburger Geld
Regiert die Welt.“
 

Auf uns kommt auch die Erfindung des modernen Spinnrades, der Taschenuhr usw. Noch im Anfang des 17. Jahrhunderts rühmte der Franzose Bayle, der große Kritiker, uns Deutsche wegen unserer zahlreichen Erfindungen; erst im 18. Jahrhundert ist die Führung hier auf die Engländer übergegangen. Ferner fehlte es uns nicht am Vermögen der Organisation. Denken wir nur an den Deutschen Ritterorden, an jenes Land, das er der deutschen Kultur gewann, und das heute für die deutsche Sache so schwer gelitten hat! Denken wir auch an die Hanse und ihre Beherrschung der Meere! „Der Adler von Lübeck“, so hieß das größte Kriegsschiff des 16. Jahrhunderts. So waren wir lange Zeit hindurch stark und erfolgreich in der sichtbaren Welt. Wenn wir uns daher jetzt nach dieser Richtung neu entfalten, so ist das nur eine Wiederaufnahme alter Art, wir haben uns zu uns selbst zurückgefunden, sind nicht von uns abgefallen.

Nun werden vielleicht die anderen wiederum einwenden: Nun wohl, dann war jene Goethe-Zeit, jene Zeit der Dichter und Denker, eine bloße Episode, ein Heraustreten des Deutschen aus seiner natürlichen Bahn; dem aber widersprechen wir auf das entschiedenste. Das eben ist das Große des deutschen Wesens, daß, indem wir kräftig in die Welt eingriffen, wir uns zugleich als ein Volk des Seelenlebens, ein Volk tiefer Innerlichkeit erwiesen. Im Mittelalter zeigt sich das vornehmlich in der Religion, namentlich in der noch immer nicht voll gewürdigten deutschen Mystik. Sie hat seit dem Ende des 13. Jahrhunderts das Streben, die Religion dem Seelenleben jedes einzelnen nahezubringen, zu einer wunderbaren Innerlichkeit und auch zu einer kindlichen Einfalt der Sprache entwickelt. Die Mystiker der anderen Völker haben überwiegend in lateinischer Sprache geschrieben, unsere dagegen deutsch, weil sie das, was sie wollten, den Seelen aller Volksgenossen nahebringen wollten.

Meister Eckhart, der Führer der deutschen Mystik (†1327), war ein großer Gelehrter, er wurde vom Papste selbst zum Doktor ernannt, er hätte in Paris eine glänzende Lehrtätigkeit finden können, aber er kam nach Deutschland zurück, um hier zu wirken und zu fördern. An den verschiedensten Orten hat er gepredigt, stets aus tiefster Seele heraus. Er sagt einmal am Schluß einer Predigt – seine Predigten sind oft mehr philosophische Betrachtungen –: „Wer diese Predigt verstanden hat, dem gönne ich es wohl; wenn sie aber auch niemand verstanden hätte, dann würde ich sie dem Opferstock gehalten haben.“ Es ist eine innere Notwendigkeit, die aus einem solchen Manne hervorquillt, und das eben ist das Große der deutschen Art, ein Schaffen aus innerer Notwendigkeit heraus; nur so findet sich ein volles Wirken von Seele zu Seele. Eckhart ist auch der erste, der dem Wort Gemüt, das sonst nichts anderes als Geist bedeutete, den unterscheidenden und auszeichnenden Sinn gegeben hat, es bedeutet ihm das „Fünklein der Seele“, wo sie ganz bei sich selber ist.

Diese Innerlichkeit der Religion ist dann in die Neuzeit geführt und hier kräftig weiterentwickelt worden. Wie wir uns zum dogmatischen Gehalt der Reformation stellen, das ist eine Frage für sich, hier mögen die Ansichten auseinandergehen. Aber wir alle werden einig sein in der Anerkennung der menschlichen Größe der Reformation, entsprang sie doch dem Verlangen, die Seele des Menschen zu retten durch die stärkere Entfaltung eines unmittelbaren Verhältnisses zu Gott und dabei den Menschen auf sein eigenes Gewissen, auf seine Persönlichkeit zu stellen. Von da aus ergab sich bei tiefer Demut des Herzens eine trotzige Selbstgewißheit der Überzeugung. Einem Luther wurde eingewandt, er ärgere die Menschen durch sein Auftreten, er errege Anstoß mit seiner Erschütterung der altgeheiligten Ordnung. Seine Antwort war: „Ärgernis hin, Ärgernis her, Not bricht Eisen und kennt kein Ärgernis. Ich soll der schwachen Gewissen schonen, sofern es ohne Gefahr meiner Seele geschehen kann. Wo nicht, so soll ich meiner Seele raten, es ärgere sich dann die ganze oder halbe Welt.“ Dies Sichstellen auf sein Gewissen und seine Persönlichkeit, wenn es sein muß, gegen die ganze Welt, das ist echt deutsch. Diese Gesinnung aber, dieser moralische Ernst, diese ganze Denkweise beschränkt sich nicht auf die protestantischen Kirchen, auch der deutsche Katholizismus hat eine weit größere Innerlichkeit als der Katholizismus der romanischen Völker. Mir hat einmal ein angesehener dänischer Theologe den Unterschied zwischen einem Gottesdienst in Notre-Dame in Paris und im Dom zu Köln mit lebhaften Farben geschildert. Dort viel Schaugepränge ohne Teilnahme des Herzens, hier eine tiefe Ergriffenheit der Gläubigen. Auch das sei hinzugefügt, daß diese deutsche Innerlichkeit sich auch im Judentum zeigt. Denn es ist der deutsche Denker Mendelssohn, der diese Religion mit der neueren Kultur in enge Beziehung gebracht und sie dadurch wesentlich gefördert hat. Dies Verlangen, die Religion von innen heraus zu begründen, hat uns auch zum Volk der Religionsphilosophie gemacht. Wir ertragen es nicht, die Religion so hinzunehmen, wie sie uns von außen zugeführt wird, wir müssen sie vor unserem Bewußtsein, unserem Gewissen rechtfertigen, wir wollen sie auch wissenschaftlich begründet haben. So unternahmen es Männer wie Kant, Schleiermacher, Hegel, sie alle Größen ersten Ranges.