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Deutsche Freiheit

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Dies alles kann nicht ein Werk eines einzelnen Volkes sein, die ganze Menschheit hat dazu gewirkt. Aber wir dürfen ohne Selbstüberhebung sagen, daß das deutsche Volk auf der Höhe seines Vermögens diese wesenhafte und schaffende Art des Menschen besonders kräftig und rein herausgearbeitet hat, es hat mit besonderer Energie eine Befreiung des Lebens nicht nach einzelnen Richtungen hin, sondern in seinem tiefsten Grunde vollzogen, es hat den Menschen von sich selbst befreit, ihm ein neues Grundverhältnis zum All eröffnet, es hat etwas Wertvolleres aus ihm gemacht.

Hier erst kann eine volle geistige Freiheit entstehen, sie ist untrennbar von einer Welt der Freiheit. Insofern enthält alles echte deutsche Leben ein entschiedenes Bekenntnis von den letzten Gründen und von unserer Stellung in der Welt. So verstanden aber hat das deutsche Volk eine große Aufgabe innerhalb des Ganzen der Menschheit; andere Völker mögen uns in anderen Richtungen übertreffen: im Reich reiner Innerlichkeit und innerer Freiheit stehen wir einzigartig da; so würde die Verkümmerung und Vernichtung dieses Volkes für die Menschheit einen schweren Verlust bedeuten.

Die Größe der vom deutschen Wesen vollzogenen geistigen Befreiung kann demnach keinem Zweifel unterliegen. Aber gerade wer jene Größe vollauf würdigt, muß die Schwäche der deutschen Art im Bereich des gesellschaftlichen Lebens schmerzlich empfinden; ein starkes Mißverhältnis der beiden Hauptentwicklungen ist unverkennbar. Ist es nicht bezeichnend für uns, daß die Höhepunkte des deutschen geistigen Schaffens in trübe oder doch gespannte Zeiten fielen. Bald nach Luthers Tod erfolgte der jähe Zusammenbruch des Schmalkaldischen Bundes im Kampf gegen die spanische Macht, Kant verlebte mehrere Jahre unter der russischen Militärgewalt, Goethe aber war bei aller liebenswürdigen persönlichen Behandlung zeitweise den Franzosen politisch unterworfen. Mochte das geistige Vermögen der Deutschen durch derartige Schicksale nicht gebrochen werden, es war doch ein schwerer Mangel, daß unser staatliches Leben nicht fest auf sich selber stand, daß die geistige Größe einer entsprechenden politischen Grundlage entbehrte; so drohte das Leben uns schroff auseinander zu fallen: einerseits war eine überlegene Größe der reinen Innerlichkeit, das freie Schalten und Walten über unsichtbare Welten vorhanden, andererseits aber eine abhängige und gedrückte Lage im sichtbaren Dasein. Wir hatten daher bis zur Gegenwart kein großes gemeinsames Leben und keine ihm entsprechende Freiheit. Unser Leben hat zunächst nicht die Ursprünglichkeit und die Festigkeit der Gesinnung, welche den nationalen Zusammenhang als etwas Selbstverständliches behandelt. Ferner neigen wir in politischen Fragen fortwährend zu einer höchst bedauerlichen Uneinigkeit, sie schädigt aufs schwerste unsere Leistung gegenüber der Welt. Dazu kommen besondere Schwächen unserer Art: wir leiden an Schwerfälligkeit und Umständlichkeit, wir neigen dazu, Prinzipienfragen weit auszuspinnen, wir sind ungeschickt, den Augenblick frisch zu ergreifen und voll zu nutzen. Unsere vielgepriesene Gründlichkeit hat den Nachteil, uns mit viel Ballast zu belasten; wir müssen ferner zugestehen, daß nicht nur die einzelnen Bevölkerungsklassen, sondern auch die verschiedenen Kulturschichten bei uns einen größeren Abstand voneinander zeigen als bei anderen Völkern; so kann sich uns auch das nationale und politische Leben leicht als etwas Fremdartiges, künstlich Bereitetes darstellen. In unserem Inneren haben wir viel Kraft gesammelt, wir verstehen es aber schwer, sie nach außen hin zu wenden. Auch in den politischen Lehren ergeben wir uns leicht dem überwiegenden Einfluß fremder Völker, und verkennen wir oft, was uns eigentümlich und groß ist, was uns selbst weiterbringen kann.

Nehmen wir zu allem diesem die jüngsten traurigen Erfahrungen unseres Volkes, so kann das Urteil über uns nur ungünstig lauten. Trotzdem sollten wir nicht schlechthin von einer politischen Unfähigkeit des deutschen Volkes reden. Es ist doch merkwürdig, daß sowohl die Holländer als die Schweizer nach ihrer Absplitterung vom alten Reiche ausgezeichnete politische Leistungen hervorgebracht haben; ferner aber sind unsere einzelnen Stämme durchweg kräftig und tüchtig; es fehlt nur eine feste Verbindung zu einem Ganzen, und das ist allerdings für die politische Aufgabe die Hauptsache. Aber wir dürfen billigerweise auch erwägen, daß wir mit recht vielen Hemmnissen zu kämpfen hatten, wir besaßen eine zersplitterte und vielfach unglückliche Geschichte; wie viel davon auf die eigene Schuld oder auf die Ungunst des Schicksals kam, das ist schwer zu ermessen. Unsere Natur war mit manchen Mängeln behaftet; wer aber ein Volk nicht als eine von bloßer Natur gegebene Rasse ansieht, sondern als einen lebendigen Strom des geschichtlichen Lebens würdigt, der braucht die Hoffnung auf die Möglichkeit eines Aufstiegs nicht aufzugeben. Ein Volk, namentlich ein durch manche Erfahrungen und Leiden gereiftes und geläutertes Volk, ist an erster Stelle eine ethische Macht; es wird sich jetzt zu zeigen haben, ob wir genügende Kraft und genügenden Mut aufbringen oder ob unser Schicksal sich an uns durch unsere eigene Schuld erfüllt. Verbleiben wir in der kläglichen Unentschlossenheit, die uns jetzt befallen hat, und unterliegen wir der elenden Selbstsucht, die nur darauf denkt und sinnt, ob die Einzelnen oder die Parteien aus dem erschütternden Schiffbruch möglichst viele Vorteile für sich selbst ziehen, so ist uns nicht zu helfen. Erwachen wir aber endlich aus der jetzigen Trägheit und der überwiegenden Selbstsucht, kommen wir endlich durch das überwältigende Unglück zum Bewußtsein unserer Tiefe und unserer Kraft, so dürfen wir hoffen, trotz aller Hemmungen uns und unser Volk zu retten. Diese Rettung ist für uns die alles überwiegende Sorge; nur wenn sie gelingt, wird es möglich sein, die reichen Schätze, welche das deutsche Volk im Laufe der Jahrhunderte, ja der Jahrtausende gesammelt hat, in vollen Eigenbesitz zu nehmen, nur so wird es möglich sein, daß geistige und politische Freiheit bei uns sich zusammenfinden, und das, was jene gewirkt hat, auch dieser zugute kommt. Vor allem aber ist es notwendig, daß die ethischen Mächte, welche in unserem Volke schlummern, vollauf erwachen und ihre Selbständigkeit erweisen. Dann – und nur dann – behält Luther Recht mit dem Wort: „Wo Mut bleibt, da folgt auch die Tat gewißlich“, dann mögen wir auch seines Wortes gedenken: „Obrigkeit ändern und Obrigkeit bessern sind zwei Dinge“. Viel Großes und Schönes war in uns angelegt, und wir hatten auch viele Arbeit darauf verwandt; wir durften hoffen, daß sich unsere geistige Freiheit kräftiger in unserem gemeinsamen Leben verkörpere, die politische Freiheit aber sich über die bloße Tagespolitik vertiefe, beides aber miteinander die Freiheit des ganzen Menschen fördere. Wir durften hoffen, daß das Ganze unseres Volkes zu einer lebendigen Persönlichkeit, nicht einem bloßen Zweckverband, wachse; wir durften hoffen, daß wir durch ein Zusammenarbeiten geistigen Schaffens und politischer Tätigkeit einen eigentümlichen, auch den anderen Völkern wertvollen Typus des Lebens erzeugen würden, nicht bloß für die Gegenwart, sondern für die Kette der Jahrhunderte; nun aber ist alles Große und Erhöhende, wenn auch nicht verloren, so doch aufs ärgste gefährdet. Was ist nun an erster Stelle zu tun, um dieser unerträglichen Lage zu entgehen?

Wir flüchteten uns an erster Stelle zu dem Gedanken der Freiheit, der von Anfang an unser Leitstern war; er hat durch die Erfahrungen und die Nöte der Zeit eine besondere Färbung gewonnen. Um unsere Freiheit zu entwickeln und von hier aus die rechten Wege zu finden, bedarf es zunächst einer Befreiung von der Enge und von dem Druck, wodurch das übliche Parteiwesen uns hemmt und unsere Kräfte schwächt. Parteien sind unentbehrlich, um das staatliche Leben in Fluß zu halten und seinen Bewegungen Macht über die Menschen zu verleihen; sie sollen uns willkommene Mittel und Hilfen sein. Zu einer Gefahr aber werden sie, wenn sie den ganzen Menschen unter sich ziehen, wenn sie seine Überzeugungen und, was noch schlimmer ist, seine Interessen sich unterwerfen. Parteien muß es geben, Parteimenschen aber sind ein Unglück. Ein solcher Parteimensch betrachtet alles nur von seinem Standpunkt aus, er dünkt sich nicht nur klüger, sondern auch besser als seine Gegner. Die Enge seines Gesichtskreises nimmt ihm alle Möglichkeit eines gegenseitigen Verstehens; er vermengt ewige Werte und bloße Augenblicksfragen; er behandelt das am meisten Problematische als etwas Selbstverständliches und umgekehrt das Selbstverständliche als etwas völlig Problematisches; er legt selbst in die Namen seine Affekte hinein, indem er die eigene Sache möglichst emporhebt, die andere möglichst herabsetzt. Die Vieldeutigkeit der Begriffe wird ihm ein willkommener Anlaß, die eigene Fassung den anderen als unentbehrlich und schlechthin vernünftig aufzudrängen. Wie schwankend und vieldeutig ist heute z. B. der Begriff der Demokratie, und wie viel wird jetzt in den des Sozialismus hineingelegt? So kann jeder Parteimann getrost seine Netze ausbreiten, die Menschen, die sich darin fangen, sind stets in großer Mehrzahl.

Dies alles war von altersher eine große Gefahr, heute aber droht es uns ganz und gar in einen Stand der Unfreiheit zu versetzen. Es hat aber die Unfreiheit sehr verschiedene Grade, sie ist um so größer und selbstbewußter, je mächtiger sich eine Parteibewegung fühlt, sie wird gemäßigter und bescheidener, wo sie in überwiegender Verteidigung kämpft.

Bei den Aufregungen und Leidenschaften der Gegenwart erreicht das Problem seinen höchsten Gipfel, wir werden sehen, wie sehr verschiedene Grade der Unfreiheit daraus hervorgehen. Zunächst gilt es verschiedene Arten der Unfreiheit zu unterscheiden; sie unterscheiden sich aber gemäß den beiden Mächten, welche unser politisches, ja gesamtes Leben beherrschen und zusammenhalten, das sind aber Ordnung und Freiheit. Beide erzeugen entgegengesetzte Wirkungen, die Ordnung wird mehr Hemmungen, die Freiheit mehr Beschleunigungen unserer Tätigkeit bringen; wir wissen, wie auch unser körperliches Leben für sein Wohlergehen eines richtigen Verhältnisses von Hemmungen und Beschleunigungen bedarf.