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Der Sinn und Wert des Lebens

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Was so vom Ganzen des Lebens gilt, das gilt auch von seinen einzelnen Trägern: auch die Kulturepochen, die Völker, die Individuen erlangen eine Festigkeit der Überzeugung und eine Sicherheit des Weges nicht durch angestrengtes Grübeln, hinter das immer wieder ein neues Grübeln treten kann, sondern nur durch einen inneren Zusammenschluß ihres Lebens und seine Lagerung um einen beherrschenden Mittelpunkt; nur das verscheucht den Zweifel und gibt dem Handeln eine freudige Zuversicht, nur von hier aus wird uns das Leben aus halber zu voller Wirklichkeit.

Geistiges Leben und menschliche Lage

Daß ein neues Leben in der Menschheit und auch beim einzelnen Menschen erwacht, sie über den nächsten Stand hinaustreibt und dafür eine große Wendung fordert, das spricht zu uns mit zu viel Tatsächlichkeit, um sich bestreiten zu lassen. Aber zugleich ist nicht zu verkennen, daß nicht das gesamte Leben in diese Bewegung aufgeht, daß das Dasein mit seinen eigentümlichen Lebensformen ihr gegenüber beharrt, daß damit das Ganze des Lebens unter einen Widerspruch gerät. Selbständiges Leben fordert eine Überlegenheit gegen Raum und Zeit, der Mensch des Daseins bleibt streng an diese gebunden; jenes entwickelt ein Ganzes der Gedankenwelt, das menschliche Leben verläuft in der Fläche des Bewußtseins mit seiner begrenzten Fassungskraft und seiner unablässigen Veränderung; inmitten alles geistigen Aufschwungs beharren die Bedürfnisse der natürlichen Selbsterhaltung mit starkem Zwange; eine Losreißung vom gesellschaftlichen Durchschnitt, ja ein Kampf gegen ihn erwies sich als unentbehrlich, und doch bleibt der Mensch ein Stück von jenem und muß hier seine Stellung wahren. So behauptet sich das Dasein, das von der Tatwelt aus als eine niedere Stufe erschien, mit zäher Kraft ihr gegenüber und macht eigentümliche Rechte geltend. Ein solcher Stand der Dinge muß den Menschen in starke Unruhe versetzen, er hat ihn auf weit abweichende Bahnen getrieben.

Als einfachster Weg zur Lösung der Verwicklung konnte aufstrebenden Seelen und Zeiten das Unternehmen erscheinen, die niedere Welt völlig abzustoßen und den ganzen Umfang des Lebens von der in kühnem Sturm gewonnenen Höhe aus zu entwickeln. So ward es in der Religion, so in der Moral, so auch in der Philosophie gewagt. Aber überall hat sich gezeigt, daß solche Ablösung von der Erfahrungswelt, solcher Versuch, alle Wirklichkeit von innen her zu erzeugen, unüberwindliche Widerstände fand und das Geistesleben selbst mit Verarmung bedrohte. So geschah es der Mystik, wenn sie sich nicht damit begnügte, eine allumfassende Einheit zu verkünden und ihre Gegenwart an jeder Stelle zu fordern, sondern wenn sie alle Mannigfaltigkeit zu bloßem Scheine herabsetzen wollte; denn unrettbar verfiel sie dabei in ein Gefühlsleben völlig gestaltloser Art, und sah sie sich vom höchsten Aufschwung oft in einen Stand gänzlicher Verlassenheit zurückgeschleudert. Ähnliches erfuhr die Moral, wenn sie die notwendige Begründung des Handelns auf das alle Mannigfaltigkeit tragende Gesamtleben so verstand, daß nun alle Befassung mit menschlichen Angelegenheiten als ein Raub am Höchsten erschien; denn so kamen Gottesliebe und Menschenliebe in einen schroffen Widerspruch, und jene Gottesliebe selbst drohte erzwungen und innerlich leer zu werden. Auch die Philosophie hat die notwendige Überlegenheit des Denkens wohl dahin überspannt, aus seiner Bewegung die ganze Wirklichkeit entspringen zu lassen, sie hat diese aber damit in ein Gewebe formaler Größen verwandelt; sie hätte das noch mehr getan, wäre ihrer Arbeit nicht immerfort aus der Erfahrungswelt eine versteckte Ergänzung zugeflossen. Demnach muß überall die geistige Bewegung allerdings volle Selbständigkeit erreichen und ihre Überlegenheit wahren, aber unmittelbar aus eigenem Vermögen kommt sie über Entwürfe und Umrisse nicht hinaus, auch gewinnt sie damit nicht die erforderliche Kraft, um die harten Widerstände zu brechen. Das Dasein ist keineswegs bloß etwas Niederes, über das sich ohne Verlust hinweggehen ließe, sondern in ihm stecken Tatsachen, deren Ergreifung der geistigen Bewegung erst eine genauere Richtung gibt, in ihm stecken Kräfte, die gewonnen sein wollen, damit das geistige Leben die notwendige Stärke erhalte. Freilich wird sich dabei nicht einfach aufnehmen lassen, die Aneignung muß zugleich eine Umwandlung sein, aber es bleibt die Forderung einer Ergänzung des Lebens von dorther. Das bildet eine entschiedene Wendung und einen erheblichen Fortschritt der Neuzeit, daß sie das Dasein keineswegs bloß als ein niederes, für das geistige Leben gleichgültiges, ja gefährliches Gebiet behandelt, daß sie vielmehr auf die Notwendigkeit dringt, sich unbefangen auch in jenes zu versetzen und es für das Hauptziel zu verwerten. Vorher hatte das Bestehen auf einen aller individuellen Willkür überlegenen Gesamtstand die einzelnen Menschen und auch die einzelnen Lebensgebiete von vornherein als Glieder eines Ganzen behandelt und jede Selbständigkeit ihm gegenüber zu einem Unrecht gestempelt, jetzt haben wir uns überzeugt, daß das Gelingen des Ganzen selbst einer freieren Entwicklung der Elemente bedarf; früher ging das Streben auf eine zeitüberlegene Ordnung, die alle Veränderung zu etwas Niederem, ja Verwerflichem herabsetzte und damit der Geschichte nur eine untergeordnete Stellung zuwies, die Neuzeit brachte zur Geltung, daß sich uns Menschen viel Wertvolles, ja Unentbehrliches nur mit Hilfe der Bewegung zu eröffnen vermag, obschon es selbst der Bewegung überlegen ist, sie erhob damit die Geschichte zu einer wesentlichen Seite des Lebens; die sinnliche Welt schien vorher durchaus untergeordnet und das Streben nach sinnlichen Gütern als ein Ausdruck niedriger Gesinnung, der Neuzeit hat sich herausgestellt, daß das Leben der Erfahrungen der sinnlichen Welt zur eigenen Weiterbildung bedarf, und daß die sinnlichen Güter auch die seelische Kraft zu steigern vermögen. So wird durchgängig dem Dasein ein höherer Wert zuerkannt und der Tatwelt seine Aneignung geboten.

Solches Angewiesensein der Tatwelt auf das Dasein bringt aber manche Fragen mit sich und legt Wendungen nahe, die das menschliche Leben auf eine falsche Bahn verleiten. Vornehmlich diese Wendung, daß, was das Dasein in der Beleuchtung und der Behandlung von der Tatwelt aus leistet, als sein eigenes Werk erachtet, der Tatwelt aber damit alle Selbständigkeit abgesprochen wird. So geschieht es, wenn man glaubt, aus bloßer Erfahrung ein Ganzes der Erkenntnis gewinnen zu können, da die Bildung einer Erfahrung selbst das Wirken des Denkens fordert und damit die Tatwelt voraussetzt; so geschieht es weiter, wenn der Naturalismus ein wissenschaftliches Bild der Natur, eine Umsetzung der sinnlichen Eindrücke in Gedankengrößen, aus sich zu gewinnen hofft, da jenes Bild von der Tatwelt aus entworfen wird; hierher gehört es auch, wenn eine flachere Fassung der Sozialethik das bloßmenschliche Zusammensein Moral erzeugen läßt, da ohne eine Ursprünglichkeit der Moral jenes Zusammensein nun und nimmer eine Wendung zur Moral vollziehen könnte. Es kann aber solche Verkehrung nicht die zweite Stelle zur ersten machen, ohne daß der Bestand des Lebens in ein jähes Sinken gerät; so erklärt sich vollauf der Ernst, ja die Leidenschaft des um diese Fragen geführten Kampfes.

Minder stark ist die Irrung, aber es bleibt eben bei der Verfeinerung eine gefährliche Irrung, den Bestand des Lebens aus Tatwelt und Dasein zusammenzusetzen, etwa das Erkennen aus Denken und Sinnlichkeit. Denn einmal erzeugt eine solche Zusammensetzung unvermeidlich einen Streit darüber, welche der beiden Seiten die wichtigere sei und das Maß zu geben habe, wie das zum Beispiel der Streit des Idealismus und des Realismus um das Verständnis Kants mit voller Deutlichkeit zeigt; dann aber erreicht eine bloße Zusammensetzung nie eine innere Einheit und daher auch kein volles Leben. Von altersher bis in die Neuzeit hinein ward versucht, das Leben aus einem Zusammenwirken von Stoff und Form zu erklären, aber das genügt nicht einmal für die Kunst, die jener Versuch zunächst im Auge hatte. Denn Form und Stoff ergeben miteinander keineswegs schon ein lebensvolles Kunstwerk; sonst würde ja die »akademische« Kunst den Gipfel aller Kunst bedeuten. Noch weniger ergibt die peinlichste Anwendung von Denkgesetzen auf den Stoff der Erfahrung eine lebendige Wissenschaft, am wenigsten aber die gewissenhafteste Anwendung moralischer Regeln auf die Fülle der Lebenslagen die lebendige Selbstentfaltung einer Persönlichkeit. Freilich muß dem Dasein eine gewisse Selbständigkeit zuerkannt werden, aber es ist auf den Boden des Höheren zu versetzen und hier umzugestalten, um das Ganze des Lebens weiterzuführen. So ist, wenn die Kunst eines Goethe Inneres und Äußeres untrennbar miteinander verbindet, das keine Zusammensetzung aus gleichwertigen Faktoren, auch kein bloßer Parallelismus, sondern das Innere bleibt überlegen, es zieht das Äußere an sich und teilt ihm seine Seele mit, es selbst aber findet erst in der Darstellung nach außen seine Durchbildung und Vollendung. Demnach ist die Lebensbewegung anders zu verstehen als eine Zusammensetzung von Form und Stoff oder auch von Kraft und Gegenstand. Eine Erhebung über den Gegensatz muß schon in der Tatwelt durch ein volltätiges Schaffen erfolgen; dieses bleibt nur insofern begrenzt, als es unmittelbar aus sich selbst nur die Grundlinien festzustellen, nur den Umriß zu entwerfen vermag; eben darin enthält es auch einen Antrieb zur Weitergestaltung. Dieser ist aber nur zu befriedigen, indem das Dasein auf den Boden der Tatwelt gezogen wird und Anhaltspunkte für die erstrebte Weiterbildung gewährt, aber so gewiß damit die Tatwelt eine gewisse Bindung erfährt, sie ist es, in deren Bereich der Aufstieg erfolgt. Zur ersten Aufgabe wird damit, die Wirklichkeitslinien und Umrisse feststellen, welche die Tatwelt aus sich hervorbringt, erst das ruft eine Bewegung hervor und stellt Fragen an das Dasein, deren Beantwortung das Leben weiterzubilden vermag.

 

Immerhin behält auch bei solcher Unterordnung das Dasein eine gewisse Selbständigkeit, das Leben aber bekommt zwei Ausgangspunkte, die sich nicht miteinander vermengen dürfen. Nur wenn das Dasein eine unbefangene Betrachtung und Würdigung findet, kann es seinen vollen Beitrag zum Gelingen des Lebens liefern. So wenig damit unser Leben im Grunde zwiespältig wird, es behält eine Abstufung in sich selbst, und es kann auf gewisse Fragen keine schlechthin einfache Antwort geben. Nehmen wir zum Beispiel die Frage des Glücks. Gewiß können wir den Kern unseres Glückes nur in dem Gewinn eines selbständigen Lebens suchen, aber auch als Teilhaber einer Geisteswelt bleiben wir Menschen zugleich Wesen von Fleisch und Blut sowie Bürger eines gesellschaftlichen Zusammenseins; auch hier steht ein Gelingen oder Mißlingen in Frage, wir können, wir dürfen, was hier geschieht, nicht als gleichgültig von uns weisen, wir können das nicht, weil es tatsächlich in den Gesamtstand des Lebens eingreift, wir dürfen es nicht, weil durch eine Mißachtung dessen, was hier geschieht, auch der innere Bestand des Lebens Schaden leidet. Mit einem solchen Auseinanderhalten der Ausgangspunkte braucht aber das Leben selbst nicht auseinanderzufallen, es wird das nicht tun, solange die Überlegenheit der Tatwelt voll gewahrt wird. Freilich liegt hier die Möglichkeit schwerer Verwicklungen nahe, und daß es nicht bei der bloßen Möglichkeit bleibt, das wird uns bald zu beschäftigen haben.

Zum Abschluß dieser Betrachtung sei nur noch dieses bemerkt, daß eben das Auseinanderhalten von Tatwelt und Dasein es möglich macht, den verschiedenen Lebensordnungen, die heute sich gegeneinander stellen, ein gewisses Recht zuzuerkennen, ohne sie durch einen flachen Ausgleich nur aneinanderzukleben, es möglich macht, die Gegensätze vollauf anzuerkennen und ihnen dabei überlegen zu bleiben. Die Lebensordnungen der unsichtbaren Welt verfechten das höhere Recht der Tatwelt und sind darin unangreifbar; sie können aber ins Unrecht geraten und vermögen ihren Idealismus nicht vollauf durchzubilden, wenn sie das Dasein mißachten und damit auf die Hilfen verzichten, die sie für ihre eigenen Zwecke aus ihm gewinnen könnten. Die Lebensordnungen der sichtbaren Welt sind demgegenüber im Recht mit dem Ausweis, daß sie nicht bloß einzelne Daten, sondern ganze Seiten des menschlichen Lebens vertreten, die als Charakterzüge auch in sein Gesamtbild stärker einfließen müssen, als es in früheren Zeiten geschah. Wir haben innerhalb des Idealismus realistischer zu denken, ohne damit dem Widersinn eines »Realidealismus« zu verfallen.

Auch die Verzweigung innerhalb der beiden Hauptrichtungen ist aus dem Zusammenhange unserer Betrachtung ganz wohl zu verstehen und zu würdigen. Er macht begreiflich, daß das geistige Leben einerseits alle Ausbreitung zurückstellen und sich in sich selbst befestigen muß, um eine sichere Weltüberlegenheit und ein volles Beisichselbstsein zu finden, daß andererseits aber zu seiner Durchbildung die Entfaltung zu einer Welt schlechterdings unentbehrlich ist. Ganze Lebensgebiete folgen mehr der einen oder der anderen Richtung und bekennen damit eine Überzeugung vom Ganzen; die einen beherrscht der Kontrast, die anderen der Zusammenhang der Wirklichkeit. Jenes geschieht bei der Religion und auch bei der Moral, wo sie in strengem Sinne genommen wird, mit ihrer Schärfung des Gegensatzes rütteln sie auf und treiben sie das Leben weiter; dieses geschieht bei der Kunst und der Wissenschaft, sie wirken damit zur Verbindung und zugleich zur Befestigung des Lebens. Ein Überwiegen jener droht das Leben zu sehr im bloßen Umriß zu halten und die durchbildende Kraft der Arbeit zu unterschätzen, ein Überwiegen dieser hemmt leicht die volle Anerkennung der Tiefen und auch der Abgründe des Lebens. Wie die menschliche Lage einmal ist, müssen die beiden Ströme eine gewisse Selbständigkeit gegeneinander bewahren, um ihre Eigentümlichkeit und ihre Kraft voll erweisen zu können. Wenn demnach alles Ineinanderfließen fernzuhalten ist, so darf auch die Erhebung über die Welt nicht so verstanden werden, daß sie nur vorgenommen wird, um der Welt mehr Gehalt bei sich selbst zu geben. Die Überlegenheit darf kein bloßer Durchgangspunkt sein, sie ist auch bei kräftiger Erfassung der Welt festzuhalten, damit nicht ein Pantheismus entstehe, der zugleich verneint und bejaht und daher nur eine Übergangserscheinung sein kann. Auch die Lebensordnungen der sichtbaren Welt werden gegenseitig ihre Grenze zu wahren haben; die Natur mit ihrer reinen Tatsächlichkeit und ihrer durchgehenden Verkettung, und das Menschenleben mit seinem unablässigen Weiterstreben und seinen schroffen Gegensätzen dürfen nicht ineinander verfließen. Das ist es, was den Positivismus eines Comte zu einem durchgehenden Widerspruch macht, daß er einmal in naturwissenschaftlicher Denkart eine bloße Schilderung, eine Beschreibung des Tatbestandes sein will, andererseits aber mit höchstem Eifer eingreifende Wandlungen des gesellschaftlichen Zusammenseins fordert. An solchem Widerspruch leidet auch die Soziologie, indem sie das Leben der Gesellschaft unter Naturgesetze stellt, aber es zugleich wesentlich umbilden will.

So ist es als eine Eigentümlichkeit der menschlichen Lage anzuerkennen, daß das Leben sich vollauf zu entfalten nur vermag, indem es verschiedenen Strömen eine gewisse Selbständigkeit gewährt. Zugleich freilich ist mit größtem Nachdruck zu fordern, daß ein Ganzes des Lebens den einzelnen Strömen überlegen bleibe und ihre besonderen Erfahrungen in eine Gesamterfahrung verbinde, die aus ihnen erwachsenden Lebensbilder an einem Gesamtbilde prüfe und daraus berichtige. Das kann nur geschehen, wenn ein der Verzweigung überlegener Standort gewonnen und zugleich das Lebensproblem weiter zurückverlegt wird. Das wird aber möglich, wenn die Bildung eines selbständigen schaffenden Lebens im Bereich des Menschen zum Problem der Probleme wird, wenn die Frage des Lebens überhaupt vor alle Fragen der besonderen Gestaltung tritt. Zur Aufgabe wird damit, jeden einzelnen Strom auf den Punkt zurückzuführen, wo er aus dem Ganzen hervorbricht, und seine Bedeutung danach zu messen, was er für das Ganze des Lebens leistet. Auch das stellt Aufgaben über Aufgaben, und es erscheint auch von hier aus unser menschliches Leben als mitten im Werden begriffen und daher als höchst unfertiger Art. Aber warum sollte uns das erschrecken und niederdrücken, wenn nur feststeht, daß Bedeutendes bei uns vorgeht, und daß die Sache hoch über aller menschlichen Willkür liegt. Und darüber kann nicht wohl ein Zweifel sein.

Auseinandersetzung mit der Welt und der Lage des Menschen

Bisher hatten wir ein Gesamtbild des Lebens entworfen, ohne die Frage zu stellen, wie weit unser menschlicher Bereich es zur Ausführung bringt, was er an Hemmungen, aber auch an Überwindungen enthält. Nun aber gilt es sich auch damit zu befassen; wir werden dabei nicht nur einen eigentümlichen Tatbestand finden, wir werden im Bilde des Lebens selbst weitere Züge entdecken. Es erwachsen aber Hemmungen vornehmlich in dreifacher Richtung: aus der Übermacht der Natur, aus der Unsicherheit des Geisteslebens, aus der Unlauterkeit und dem inneren Widerspruch des menschlichen Standes. Diese Punkte wollen gesondert behandelt sein.

Die Übermacht der Natur

Verhält sich Geistesleben und Natur, wie unser Lebensbild behauptet, wie eine höhere und niedere Stufe, so wäre zu erwarten, daß die Natur durchgängig sich unterordnete und einen Zusammenhang mit dem Geistesleben zeigte. Dem aber widerspricht zunächst die Unermeßlichkeit der Natur, der gegenüber, was in der Menschheit an geistiger Art erscheint, zu winziger Kleinheit herabsinkt. Es klingt vermessen, ein so Verschwindendes für den Kern der Wirklichkeit auszugeben. Weiter aber scheint der Natur alle Verknüpfung mit dem Geistesleben zu fehlen. Frühere Zeiten haben wohl gewagt, eine solche aufzuweisen, so glaubte das Mittelalter in der Pflanzen- und Tierwelt durchgängig Hinweise auf das Leben, Leiden und Auferstehen Jesu zu entdecken, eine sinnbildliche Deutung wob ein Band zwischen der Außen- und der Innenwelt. Wie fern ist uns heute, schon durch die unermeßliche Erweiterung der Natur ins Große wie ins Kleine hinein, diese Denkart gerückt! Nach dem jetzigen Bilde scheint die Natur ganz und gar in sich selbst zu ruhen und bei sich selbst zu verlaufen, scheint auch das Gebiet organischer Bildung nicht über sich selbst hinauszuweisen. Welche Beziehung könnte zum Beispiel die wunderbare Lebensfülle und der erstaunliche Formenreichtum der Tiefseewelt zur Entwicklung des Geisteslebens haben? Wohl führt in der Natur ein Strang zu der Höhe, wo sich solches Leben entfaltet, aber dieser Strang ist nur einer neben vielen anderen, die sich an mannigfachen Stellen abzweigen und ohne irgendwelchen Zusammenhang mit jenem Leben verlaufen. Wie ein dunkles Rätsel steht vor uns das Ganze der Natur. Ein Aufstieg der Bildung und des Lebens ist unverkennbar, aber er erfolgt unter harten Widerständen und so, daß das Höhere streng an die niederen Stufen gebunden bleibt. Schwerlich wird die Natur sich letzthin mechanisch erklären lassen, die Anerkennung bildender Kräfte aber macht es zu einem rätselhaften Widerspruch, daß vielfach die Natur die Wesen gegen einander hetzt und sie auf gegenseitige Zerstörung anweist; indem sie die Angriffswaffen des einen, die Schutzwehr des anderen verstärkt, scheint sie sich selbst entgegenzuwirken. Zweckmäßigkeit an den einzelnen Stellen, aber kein erkennbarer Zweck im Ganzen. So bleibt zunächst völlig unklar, wie das Geistesleben eine innere Verbindung mit diesem Reiche haben könnte; hat es sie aber nicht, so scheint es vereinsamt in dem unermeßlichen All, dessen Seele zu sein es behauptet.

Dazu zeigt sich der Lauf der großen Welt, dem auch wir aufs engste verflochten sind, völlig gleichgültig gegen unser Ergehen; von altersher hat den Menschen die Wahrnehmung beschäftigt, aufgeregt und wohl gar zur Verzweiflung getrieben, daß das, was ihm von innen her als das Höchste gilt und woran er sein Hauptstreben setzt, im Ganzen der Welt aller Schätzung und Bedeutung zu entbehren scheint; wie im Spiel zerstört die Natur, sei es in langsamer Verzehrung, sei es in gewaltigen Umwälzungen, was geistig von höchstem Werte ist, sie kennt kein gut oder böse, ihr gilt kein Unterschied. Es hat nicht an Bemühung gefehlt, den Widerspruch wegzudeuten und nachzuweisen, daß mit jenem Befunde ein Reich der Gerechtigkeit und sittlichen Ordnung, ja der Liebe und gütigen Vorsehung, wohl vereinbar sei, aber mochten weite Kreise und lange Epochen in solchen Gedankengängen eine Befriedigung finden, die Menschheit ist aus einer solchen immer wieder aufgescheucht und von dem Zweifel befallen, ob jene Ausgleichung nicht eine bloße Ausrede sei, ein Erzeugnis bloßer Wünsche und Träume.

Dazu unterliegt der Mensch nicht nur nach außen hin, sondern auch im eigenen Bereich der Herrschaft der Natur. Alle Entfaltung seelischen Lebens bei ihm zeigt eine solche Abhängigkeit von körperlichen Zuständen und Vorgängen, daß versucht werden konnte, sie ganz und gar darauf zurückzuführen. Auch in das Handeln reicht solche Bindung hinein. Denn das Sinnliche nimmt in ihm eine überragende Stellung ein; statt geistigen Zwecken zu dienen, bemächtigt es sich der seelischen Kräfte, das aber über den eigenen Entschluß der Menschen hinaus, aus bitterem Zwange der Notwendigkeit. Wie die Menschheit sich im Durchschnitt der Erfahrung ausnimmt, wird die natürliche Selbsterhaltung des Individuums wie der Gesellschaft der beherrschende Haupttrieb des Lebens. Unablässig haben wir um die Behauptung unseres Daseins zu kämpfen, und zwar so hart, daß diese Aufgabe oft das ganze Streben einnimmt, das nicht nur bei den Individuen, sondern auch bei den Völkern und der gesamten Menschheit. Nicht die Ideen, sondern die Interessen, und zwar die materiellen Interessen, beherrschen den Durchschnitt des menschlichen Daseins. Wie sehr sie auch bei großen geschichtlichen Wendungen, zum Beispiel bei religiösen Umwälzungen, im Spiele sind, das hat eben die neueste Zeit mit ihrer Hervorkehrung der ökonomischen Betrachtungsweise anzuerkennen gezwungen. Dabei müssen wir zugestehen, daß der Kampf mit seiner harten Not und seiner Aufrüttelung der Kräfte für den Menschen, wie er nun einmal ist, sich nicht entbehren läßt; bloßgeistige Ziele bewegen ihn viel zu wenig, ein sorgenfreies Leben würde für die meisten ein träges und schlaffes werden. Dazu kommt die Selbsterhaltung der Gattung mit ihrer Voranstellung der geschlechtlichen Seite des Lebens. Mit Unrecht hat eine ältere Denkart unter dem Einfluß theologischer Dogmen der Menschheit den Geschlechtstrieb als eine sittliche Schuld aufgebürdet, da vielmehr der Zwang der Natur ihn ihr eingepflanzt hat und er für ihr Fortbestehen durchaus unentbehrlich ist. Demnach erscheint durchgängig die sinnliche Lebenserhaltung als die stärkste Macht im menschlichen Dasein, und es behält Schiller Recht mit dem Wort, daß Hunger und Liebe die Welt regieren. Von hier aus mag alles geistige Leben eine bloße Nebensache scheinen, die anderen Zwecken zu dienen hat.

 

Solchem Übergewicht des Sinnlichen entspricht die Tatsache, daß die Formen des natürlichen Daseins in Raum und Zeit, die das schaffende Leben überwinden wollte, in Wahrheit beharren und unser Streben beherrschen. Das bloße Nebeneinander des sinnlichen Daseins umfängt uns mit starrer Tatsächlichkeit und isoliert den einen gegen den anderen, während alle Entfaltung geistigen Lebens ein Wirken aus dem Ganzen verlangt; nicht minder befinden wir uns in dem Nacheinander der Zeit, wo keine Leistung und kein Zustand beharrt, vielmehr alles fließt und der Wandel der Dinge leicht das heutige Recht morgen in Unrecht verkehrt. Einen wie raschen Wechsel der Ziele, der Überzeugungen und des Geschmackes zeigt das menschliche Dasein, während das geistige Schaffen seinen Gehalt als zeitüberlegen gibt und auf solcher Forderung bestehen muß, um seine Kraft voll einzusetzen.

Das alles läßt sich nicht leugnen, noch auch beiseite schieben, es bleibt bei der Tatsache, daß geistiges Leben bei uns Menschen in starker Abhängigkeit steht und sich oft recht kümmerlich ausnimmt. Das anerkennen heißt aber keineswegs einem endgültigen Nein unterliegen. Dem widersteht schon die Tatsache, daß inmitten unseres Daseins weit über die bewußte Absicht des Menschen hinaus eine Weiterbewegung gegen die bloße Natur und ihre Maße im Gange ist. Denn vielfache Erfahrung zeigt, daß, was der Mensch unter dem Zwange der Not und seiner Selbsterhaltung wegen ergriff, sich ihm durch den eigenen Verlauf des Lebens verwandelt und veredelt: was zunächst nur äußerlich war, das wird ins Innere gewandt; was als bloßes Mittel diente, das gewinnt einen Wert bei sich selbst; auf solchem Wege erfolgt durch die ganze Weite und Breite des Lebens ein Aufstieg zu geistiger Höhe.

Betrachten wir die persönlichen Verhältnisse von Mensch zu Mensch in Liebe und Freundschaft. Was Liebe genannt wird, ist zunächst dem Naturtrieb verwachsen und oft recht flacher Art, es trägt geistige Züge nur nebenbei, der andere Mensch erscheint vornehmlich als ein Mittel zur Erhöhung des eigenen Wohlseins. Aber im Zusammensein vollzieht sich nach und nach eine Wendung dahin, daß jener auch bei sich selbst einen Wert erhält, und daß der Förderung seines Wohles das Ich sich unterordnen, ja aufopfern kann, daß unter Durchbrechung der anfänglichen Enge eine innere Erweiterung des Lebens erfolgt. Nicht anders steht es mit der Freundschaft. Äußere Gründe der Nützlichkeit und der Annehmlichkeit pflegen die Menschen zusammenzuführen, es ist meist eine Gemeinschaft der Zwecke, welche sie zusammenhält. Aber bei einiger Dauer pflegt das gegenseitige Verhältnis sich ins Innere zu wenden, und jedes Glied eine innere Teilnahme, ja Freude am anderen auszubilden. Schon Aristoteles hat geschildert, wie der Verlauf des Lebens aus dem zunächst bloß Nützlichen und Angenehmen etwas an sich Wertvolles, etwas Gutes bereitet, und wie damit der Mensch seinen eigenen Beweggründen entwächst, wie hier nach dem Ausspruch des Denkers auch in dem Menschen niederer Art etwas Göttliches wirkt, das stärker ist als er selbst.

Auch unser Verhältnis zu den Gegenständen, mit denen unsere Arbeit zu tun hat, nimmt teil an solcher Erhöhung. Wir pflegen die Arbeit um der Selbsterhaltung willen aufzunehmen, in der Not des Kampfes ums Dasein müssen wir notgedrungen einen Lohn für sie verlangen; die Sache mag uns dabei zunächst völlig gleichgültig sein. Aber nach und nach wird uns die Arbeit durch ihren eigenen Gehalt lieb und wert, ihr Fortgang wird zur Herzenssache, die Sorge um ihr Gelingen läßt uns willig große Mühen und Opfer ertragen. Das namentlich, wenn sich die Arbeit über einzelne Leistungen hinaus zur Lebensarbeit steigert, einen eigentümlichen Beruf erzeugt und damit allem Handeln eine beharrende Richtung gibt. Das widersteht mit besonderer Stärke einem Beharren bei kleinlicher Selbstsucht und wirkt zur inneren Erhöhung des Lebens.

Wie so im Verhältnis zu Menschen und Gegenständen das Leben vom Äußeren ins Innere, vom Natürlichen ins Geistige übergeleitet wird, so trägt der Einzelne auch in seiner eigenen Seele eine Macht, die ihn vorwärts treibt. Das ist die Besonderheit seiner Art, seine Individualität. Sie ist zunächst eine Gabe der Natur, in der Niederes und Höheres zusammenfließt; diesen Befund zu wahren und durchzusetzen entspricht dem Naturtrieb der Selbsterhaltung und gewinnt daher leicht die Neigung des Menschen. Aber die Bewegung, die damit in Fluß kommt, führt immer mehr und mehr über den Anfang hinaus, es drängt den Menschen dahin, jenen Kreis enger zusammenzuschließen, einen beherrschenden Mittelpunkt auszubilden, Haupt- und Nebensachen zu scheiden; je mehr das gelingt, desto deutlicher wird eine Hauptrichtung ersichtlich und wird die Wendung von einem niederen Selbst der Natur zu einem höheren des Geistes gefördert. Die individuelle Art erscheint damit als ein Pfeiler, an dem sich das Leben in die Höhe rankt.

Auch das menschliche Zusammenleben zeigt einen ähnlichen Aufstieg vom Niederen zum Höheren, ein Hinauswachsen des Menschen über seine eigenen Triebe. So in der Verbindung der einzelnen Kräfte. Zunächst ist es das äußere Nebeneinander und der Zwang der Lebenserhaltung, welche die Menschen zusammenführen und zu kleineren oder größeren Gruppen verbinden. Aber nun ergibt die Verbindung gemeinsame Erfahrungen und Kämpfe, gemeinsame Erfolge und Leiden; sowenig daraus unmittelbar eine innere Gemeinschaft hervorgeht, eine solche wird durch den gemeinsamen Besitz doch vorbereitet, es werden Anhaltspunkte gewonnen, die einem Leben aus dem Ganzen entgegenkommen. So wird, was Volk und Vaterland auf der Stufe des geistigen Lebens dem Menschen bedeuten können, auch durch die natürliche Entwicklung angebahnt.

Ähnliches erfahren wir gegenüber der Zeit mit ihrem Nacheinander. Denn gegenüber dem bloßen Nacheinander bildet das gesellschaftliche Leben beharrende Züge und Lagen aus, die sich von der geistigen Arbeit aneignen und einer neuen Stufe zuführen lassen. Es erscheint damit eine gewisse Vermittlung zwischen der bloßen Zeit, die das nächste Dasein beherrscht, und der Ewigkeit, die das geistige Schaffen fordert.

Demnach erweist schon im Bereich des Daseins das Leben selbst ein erziehendes Wirken. Wir verstehen von hier aus, wie Plato von einer dem Niederen innewohnenden Sehnsucht nach Ewigkeit reden und eine Stufenleiter des Strebens im Weltall aufsuchen konnte; nur sei das nicht als ein bloßes Hervorgehen aus der Natur verstanden, sondern als eine Emporhebung durch die Kraft des Geisteslebens. Die Natur könnte unmöglich in jenen Aufstieg gelangen, wirkte nicht ein tieferer Grund in ihr und gäbe ihr den Trieb zur Weiterbewegung.

Uns aber erschöpft sich die Wirkung des geistigen Lebens nicht in eine solche Emporbildung der Natur, sondern, wie wir sahen, erzeugt dieses Leben ein selbständiges Reich, das wesentlich anderer Art ist als das der Natur. Nicht nur in besonderen Richtungen vollziehen sich erhebliche Wandlungen, nicht nur weichen hier die Güter des Nützlichen und Angenehmen denen des Guten, Wahren und Schönen, sondern es verwandelt sich der Grundbegriff der Wirklichkeit, indem diese nicht mehr ein bloßes Nebeneinander in Raum und Zeit, nicht ein bloßes Gewebe von Einzelpunkten bildet, sondern alle Mannigfaltigkeit mit einem Ganzen des Lebens umfaßt und sie sich innerhalb dieses entfalten läßt. Wie das eine Erhebung über Raum und Zeit vollzieht, so erweist hier ein Geschehen seine Tatsächlichkeit nicht durch ein Vorhandensein im zeiträumlichen Nebeneinander, sondern durch die Zugehörigkeit zum Leben des Ganzen. Hier bildet nicht die Beziehung von Einzelnem zu Einzelnem, sondern das Verhältnis des Einzelnen zum Ganzen das Grundverhältnis des Lebens, im Gesamtleben hat jedes seine Stelle und sein Recht aufzuweisen, was als wahr gelten will. Jenes ist nach unseren Darlegungen nicht eine Welt neben einer anderen, sondern es ist die Welt, in der allererst das Leben ein Beisichselbstsein erreicht; es muß daher als die Grund- und Hauptwelt, als der Kern alles Geschehens anerkannt werden. Erst von hier aus sahen wir auch ein wissenschaftliches Bild der Natur entstehen, dies Bild aber läßt eine überschauende Erwägung manche Züge gewahren, welche bei aller Rätselhaftigkeit eine größere Tiefe des Ganzen verraten, als der Mechanismus des bloßen Nebeneinander zu erklären vermag; so die Wechselwirkung der Elemente, so das Durchgehen einfacher Grundgesetze, so die Macht der Formbildung in der Natur, so auch der Aufstieg zu höheren Stufen in ihr. Ja selbst die enge Verkettung unseres geistigen Vermögens mit der Natur wird einer naturalistischen Deutung entzogen, sobald anerkannt wird, daß im Beisichselbstsein des Lebens etwas der Natur wesentlich Überlegenes eintritt. Denn dann wird der Gedanke unabweisbar, daß die Natur zu einer derartigen Erhöhung nicht führen könnte, besäße nicht sie selbst einen tieferen Grund, und stellte sie sich damit nicht als eine bloße Stufe eines weiteren Geschehens dar. Freilich müssen uns zugleich die Grenzen unseres Erkennens und die Überlegenheit der Natur über alle menschlichen Maße gegenwärtig bleiben; daß aber ein innerer Zusammenhang von Natur und Geist besteht und auch uns sich eröffnet, das erweist die Kunst mit ihrem das Leben durchwaltenden Wirken. Denn sie läßt das Sinnliche zum Ausdruck des Geistigen werden und seiner Fortbildung dienen, ihr vermögen Worte, Töne, Farben innerlichste Seelenlagen zu verkörpern, nicht minder aber bringt sie zur Anerkennung, daß beim Menschen das Geistesleben solcher Verkörperung bedarf, um ihm volle Wirklichkeit zu werden. So erweist die Kunst den Zusammenhang beider Welten und gibt, um mit Goethe zu reden, »von des Daseins ewiger Harmonie die seligste Versicherung«.