Za darmo

Die Weltallschiffer

Tekst
0
Recenzje
iOSAndroidWindows Phone
Gdzie wysłać link do aplikacji?
Nie zamykaj tego okna, dopóki nie wprowadzisz kodu na urządzeniu mobilnym
Ponów próbęLink został wysłany

Na prośbę właściciela praw autorskich ta książka nie jest dostępna do pobrania jako plik.

Można ją jednak przeczytać w naszych aplikacjach mobilnych (nawet bez połączenia z internetem) oraz online w witrynie LitRes.

Oznacz jako przeczytane
Czcionka:Mniejsze АаWiększe Aa

Der Abflug

Eine ungeheure Menschenmenge umstand den freien Platz, in dessen Mitte eine silbergraue Kugel von etwa dreißig Meter Durchmesser lag, also ein ganz gewaltiger Ball, denn, um einen Vergleich zu geben, sei erwähnt, daß ein Ozeandampfer von 3000 Tonnen, schon ein ganz ansehnliches Schiff, dem Inhalte nach acht Mal in diese Kugel hineingegangen wäre.

Dementsprechend bestand die Mannschaft des Weltallschiffes aus hundert Arbeitern, meistenteils geschickten Mechanikern, die sich freiwillig zu der abenteuerlichen Fahrt ins geheimnisvolle Unbekannte gemeldet hatten, aber es waren auch wirkliche Seeleute darunter, dazu kamen dann noch die Offiziere, nur talentvolle Ingenieure, und schließlich einige Gelehrte.

Zum Umschauen im Inneren haben wir später noch Zeit. Aber von außen hatten die versammelten Neugierigen auch nicht viel zu sehen, sie konnten höchstens die ungeheure Größe der Billardkugel anstaunen. Nichts war an ihr bemerkenswert als die nackte, gebogene, silbergraue Wand. Nur unten befand sich eine Thür, im Verhältnis zu der Riesenkugel ein winziges Loch, durch welches Menschen ein- und ausgingen und noch einige Gegenstände hineintrugen.

Jetzt ging ein Murmeln und eine Bewegung durch die Reihen der Zunächststehenden, dann wurden sie zurückgedrängt, und man sah, wie ein vornehmer, alter Herr, der zuletzt an der Kugel stehen blieb, dem jungen Kapitän die Hand schüttelte, endlich verschwand auch dieser im Inneren, und nun wurde die Thür geschlossen.

„Aufgepaßt!“

Eine angstvolle Todesstille lagerte über der ganzen Menge. Ein Kanonenschuß sollte das Zeichen zum Aufstieg geben, dann erwartete man, das Weltallschiff so schnell oder etwas schneller als einen freigelassenen Luftballon sich erheben zu sehen.

Doch als der Kanonenschuß erkrachte – war die Kugel fort, einfach verschwunden. Und als man daran dachte, die Augen zu erheben, war der Ball auch nicht einmal mehr im Aether zu erblicken.

Das Weltallschiff war eben nicht aufgestiegen, sondern mit einer Geschwindigkeit von ziemlich fünf Meilen in der Sekunde von der Erde abgeschleudert worden, und da gab es denn natürlich kein Nachsehen!

Im Inneren

Fünf Meilen in der Sekunde, das ist eine gewaltige, überhaupt ganz unbegreifliche Geschwindigkeit, da mußte es den Weltallschiffern wohl schwindlig werden! Aber verspüren wir denn etwas davon, daß wir auf der Erde mit einer nur wenig geringeren Schnelligkeit durch das Weltall sausen? Oder merken wir es etwa, daß wir manchmal mit den Füßen am Erdball kleben und mit dem Kopfe nach unten in den Weltenraum hineinbaumeln? Im Weltenraume giebt es eben kein unten und oben, diese Begriffe machen wir uns nur in unserer Einbildung.

So wußte der gewöhnliche Arbeiter in dem Schiffe auch nicht mehr, was unten und was oben war, er stand eben aufrecht, wie er sonst auf der Erde zu stehen meinte, denn für dieses stabile Gleichgewicht sorgte die ganze Anziehungskraft der Almitwände, und ebensowenig war etwas von der enormen Geschwindigkeit zu bemerken.

Ueberall waren, den Bollaugen eines Schiffes entsprechend, Gucklöcher angebracht, jedoch bestanden diese nicht aus Glas, sondern aus einer anderen durchsichtigen Masse, die jedem Drucke widerstand, außerdem konnten noch Almitplatten über wirkliche, große Fenster zurückgeschoben werden.

Von diesen Fenstern aus hätten die Wunder des Weltalls betrachtet werden können – wenn es nämlich solche für den zu sehen gegeben hätten, der Wunder erwartete.

Hier stand die Sonne als feuriger Ball, dort sah man den Mond als matte Scheibe, alles genau wie von der Erde aus. Von einer Bewegung war ja nichts zu bemerken, und so wäre nur das Verschwinden der Erde interessant gewesen, wenn das nicht auch so ungemein langsam vor sich gegangen wäre.

In dem Augenblicke, als die Luftschiffer sich bewußt wurden, mit ungefähr 36000 Meter Geschwindigkeit in der Sekunde zu fliegen, waren sie an die Fenster gesprungen. Da aber doch schon eine Minute vergangen war, sahen sie bereits die Erde seitwärts unter sich als einen ungeheuren Ball schweben. Durch ein gutes Fernrohr konnte man noch Wasser von Erde unterscheiden, mehr aber auch nicht, und von nun an ging die Verkleinerung durch die Zunahme der Entfernung so langsam vor sich, daß man beim bloßen Hinsehen sie nicht mehr wahrnehmen konnte, ebensowenig wie man dem Fortrücken des kleinen Zeigers auf der Taschenuhr zu folgen vermag. Nur in längeren Pausen vermochte man die Abnahme der Erdgröße zu beurteilen.

Durch den Weltenraum schwirren, oft in endlosen Schwärmen vereint, Myriaden von Meteoren, Reste von zertrümmerten Himmelskörpern, die man dann Kometen nennt. Wie nun, wenn das Schiff mit solch einem Schwarm oder nur mit einem einzigen Meteor, vielleicht hundertmal so groß als das Schiff, zusammenstieß? Mochten die Almitplatten auch nicht zerbrechen, aber bei dem Zusammenprall, der nicht rechtzeitig abgeschwächt werden konnte, mußten die Insassen doch an den inneren Wänden zu Brei zerquetscht werden.

So dachte auch der weniger Aengstliche.

Nun, auf den Oceanen der Erde treiben auch hier und da mastenlose Wracks, die dort etwa die Rolle von Meteoren spielen, und denkt etwa ein Kapitän oder ein Passagier daran, zufällig gerade mit solch einem Wrack zusammenzustoßen? Und doch wäre dies noch kein so kolossaler Zufall, als wenn das Luftschiff einem Meteor direkt in der Flugbahn begegnet wäre. Man befand sich eben im Weltall.

Schließlich dachte auch der Besorgteste nicht mehr an solch eine Möglichkeit.

Tage vergingen, die aber von keiner Nacht mehr unterbrochen wurden. Denn die Sonne hatte ja keinen Körper mehr, hinter den sie sich verstecken konnte. Die Erde sah jetzt aus wie ein großer Luftballon, gerade so groß war der Mond geworden, man beobachtete ihre Flugbahnen wie die der Sonne, die bald größer, bald kleiner wurde. Der Kapitän, die Offiziere und die Gelehrten mochten sich über nichts im unklaren sein, die gewöhnlichen Schiffer aber nahmen alles, wie sie es sahen, ohne sich den Kopf darüber zu zerbrechen, ohne mehr neugierige Fragen zu stellen. So war ihnen alles schon nach wenigen Tagen zur Gewohnheit geworden. Wir anderen Menschen leben doch auch unter den Wundern des Sternenzeltes, und nur sehr, sehr wenige werden von ihrer Wißbegierde zur Erforschung derselben angetrieben, wissen doch die meisten nicht einmal, wie denn eigentlich der Wechsel der Jahreszeiten zustande kommt.

Ja, diese Fahrt durch den Weltenraum wurde geradezu langweilig, denn sie war gar so eintönig. Wohl war für jede Bequemlichkeit und Zerstreuung gesorgt worden, es gab in dem Schiff eine Bibliothek, ein Spielzimmer, in dem sogar ein Billard nicht fehlte. Auch wer Belehrung suchte, konnte sie finden, denn die Maschinerien und Instrumente konnten beobachtet werden; ferner aß und trank man gut zu regelmäßigen Zeiten, und die Betten waren weich, es wurde auch für Arbeit gesorgt – aber es fehlte eben das, was den Aengstlichen von einer Seereise abhält, und was letztere doch gerade so anziehend macht: die Gefahr, deren angenehmen Nervenkitzel man allerdings erst richtig zu schätzen weiß, wenn man sie überstanden hat.

Hier war zunächst keine Seekrankheit durchzumachen, hier gab es keinen Sturm, der den Aether aufrüttelte, daß das Schiff darin tanzte und alles zusammenschüttelte, hier ergoß sich keine Woge über Deck, gab es kein Ueberbordwaschen, brauchte kein Rettungsboot ausgesetzt zu werden.

Gleichmäßig und in tiefstem Frieden verliefen die Tage, einer wie der andere, und diese Weltallfahrten selbst also versprachen für die einstige Generation von Aetherseeleuten wenig romantische Abenteuer, die einen Knaben derart verlocken konnten, daß er bei Nacht und Nebel von Hause fortlief, um Weltallschiffsjunge zu werden.

Man mußte auf das Landen an fremden Himmelskörpern warten und sehen, was sich dort dem unternehmenden Geiste bot.