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Die verzauberte Insel

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Zuletzt aber mußte man doch immer wieder an Heinzelmännchen, Erdgnomen, Kobolde oder an ähnliche Wesen denken, und es gab trotzdem noch vielerlei Seltsames dabei, zum Beispiel die von ihnen so sorgsam gehütete Höhle und die Pflaumenbäumchen.

Zum Schluß sei noch erwähnt, daß jene Wesen nicht an ihre nächtliche Arbeit gingen, wenn es draußen regnete, daß sie also auch den Regen scheuten.

Gefangen

Bisher hatten die drei Knaben nur versucht, die geheimnisvollen Mitarbeiter einmal zu sehen, aber nichts unternommen, eines derselben habhaft zu werden. Schon die Dankbarkeit mußte sie davon abhalten, Mittel wie Vogelleim anzuwenden, da sie allein Grund hatten, sie nicht zu erzürnen, denn sie führten jetzt das bequemste Leben, und häufig genug hatten die Heinzelmännchen bei den bisherigen Experimenten sogar ganz unnütze Arbeiten verrichten müssen, die allerdings nur harmloser Art gewesen waren und sich stets in gemäßigten Grenzen gehalten hatten.

Dies sollte nun anders werden. Man mußte der Sache auf den Grund kommen, selbst auf die Gefahr hin, die Gunst der Heinzelmännchen zu verscherzen. Besonders war es Oskar, der mit Feuer darauf drang, nichts unversucht zu lassen, um die unsichtbaren Geschöpfe näher kennen zu lernen.

„Das sind wir der Wissenschaft schuldig,“ erklärte der Junge mit feierlichem Ernst, „unsere Bequemlichkeit darf dabei nicht in Betracht kommen, ja, wir müssen auch bereit sein, unser Leben dafür aufs Spiel zu setzen.“

Was er bei letzterem dachte, wußten die beiden anderen nicht, und er selbst wohl am allerwenigsten. Denn anzuthun vermochten die Heinzelmännchen ihnen wohl nicht viel, und vorSchaden, den diese ihnen etwa bei Nacht zufügen konnten, wollten sie sich schon zu schützen wissen.

Aber es sollte ganz planmäßig vorgegangen werden, um die Fähigkeiten der unsichtbaren Nachbarn und ihren Charakter kennen zu lernen.

Zunächst wurde von letzteren verlangt, daß ein Dutzend Löcher gegraben würden, jedes drei Meter im Durchmesser und zehn Meter tief. Die Riesenarbeit wurde auch in Angriff genommen und schritt jede Nacht rüstig vorwärts, nach menschlichen Begriffen sogar mit zauberhafter Schnelligkeit. Dann sollte durch einen Felsen ein Tunnel gelegt werden, und auch hier höhlte sich der Stein jede Nacht tiefer. Nach dem Zwecke fragten die Erdgnomen ja niemals. Aber welcher wunderbaren Werkzeuge bedienten sie sich nur? Man fällte ferner ein junges Bäumchen, hieb einen alten mächtigen Baumstamm an und legte die Steinaxt daneben. Am anderen Tage war der Brotbaum richtig gefällt, aber sicher nicht mit der Steinaxt, denn diese war ganz unbenutzt, und die Schneidestelle sah auch ganz eigentümlich aus.

„Gerade, als hätten die Biber den Baum mit den Zähnen durchnagt“, erklärte Oskar.

Man formte darauf aus Thon viele Töpfe, brannte einige und ließ die anderen stehen. Und auch diese kamen, nachdem sie erst einige Tage verschwunden waren, wieder gebrannt und glasiert zum Vorschein. Also mußten die Heinzelmännchen auch Feuer besitzen. Aber wo nur? Etwa unter der Erde? –

So konnte man von ihnen fordern, was man wollte, die unsichtbaren Wesen führten es aus. Aber das Verlangen hatte doch eine Grenze, und es zeigte sich, daß die Heinzelmännchen zwar fleißige und geschickte Arbeiter, weiter aber auch nichts waren, oder absichtlich nichts weiter sein wollten. Denn obwohl sie Steine durchbohrten, wozu sie doch stählerne oder wenigstens eiserne Werkzeuge haben mußten, was man sogar deutlich an der Arbeit selbst erkennen konnte, so forderteman sie doch vergebens durch eine ihnen sicherlich ganz verständliche Zeichensprache auf, auch solche stählerne oder eiserne Werkzeuge zu liefern. Das wollten sie einfach nicht verstehen.

Nachdem die an sich ganz nutzlosen großen Erdlöcher gegraben und auf Verlangen auch noch ausgemauert worden waren, ließ man nun ein zweites Erdloch von engerem Durchmesser herstellen, und dann sprangen die drei, als sie bestimmt wußten, daß darin gemauert wurde und man sogar das Geräusch des Steinklopfens hörte, hinzu und hielten am Rande Wache, indem sie schnell ein Feuer anzündeten und hineinleuchteten. Anders wäre es nämlich gar nicht möglich gewesen, den Unsichtbaren beizukommen. Denn sobald die Freunde auch nur noch einen glimmenden Funken in der Höhle hatten, verließen die geheimnisvollen Wesen ja nicht ihr Versteck, und ebensowenig hätten sie auch in der Grube gearbeitet, wenn der Mond hineingeschienen hätte.

Aber sie blieben auch jetzt unsichtbar, und herauskommen hatten sie doch aus der zwei Meter tiefen Grube nicht können, denn nirgends war ein Loch zu sehen, durch welches sie sich seitwärts in die Erde einen Weg zu bahnen vermocht hätten.

Die Sache wurde immer rätselhafter. Man griff nun zu anderen Listen, baute Fallen, beschmierte den Boden dort, wo die Heinzelmännchen arbeiteten, mit einem Leim, den der Hauptkern der Brotfrucht lieferte, einer ungemein klebrigen Flüssigkeit. Man hielt auch Feuer verborgen, um sie mit Fackeln zu überraschen. – Aber alles war vergeblich. Die Fallen blieben unversehrt, der Vogelleim wurde mit Erde beworfen, und das Licht witterten sie. Auch alles andere mißlang.

So blieb nur noch eine einzige Falle zu stellen übrig, und zwar die allerplumpeste und zugleich doch ganz raffinierte, da man bei dieser lediglich auf die Vertrauensseligkeit der Heinzelmännchen spekulierte.

Man verlangte nämlich, daß neben der Höhle senkrecht in den massiven Stein ein Loch gebohrt würde. Hier wollte man,nachdem in der ersten Nacht ein viertel Meter herausgearbeitet war, in der zweiten die nächtlichen Gesellen überraschen.

Schlaflos, aber dennoch sich schlafend stellend, verbrachten die drei Freunde die Nacht. Ihnen zur Hand lag ein großer Stein, der, wie sie am Tage schon probiert hatten, den Rand des Loches dicht abschloß. Solche Untersuchungen konnten sie ja vorher stets anstellen, die Heinzelmännchen wurden dadurch nie scheu gemacht.

So hörten sie auch jetzt das Arbeiten in dem Loche, dicht neben dem Eingange der Höhle, und es klang ganz genau so, als wenn Stahl auf Stein schlüge.

Mitternacht war schon vergangen, als die still Daliegenden plötzlich auf ein verabredetes Zeichen aufsprangen, die Steinplatte ergriffen und hinauseilten. Da ertönte ein einem Quieken ähnliches Pfeifen, wie sie es schon mehrmals gehört hatten. Es war sicherlich das Warnungssignal für die Arbeitenden. Aber, obwohl schon der Stein über dem Loch lag, hüpfte, sprang und klapperte es drinnen noch immer.

Einer war wenigstens gefangen! Was war es für ein Wesen? Die Freunde wagten nicht, den Stein aufzuheben, denn in der Dunkelheit hätte der Gefangene leicht wieder entwischen können.

So hielten sie, auf dem Steine sitzend und mit fieberhafter Ungeduld den Anbruch des Tages erwartend, die letzten Stunden der Nacht Wache. Und drinnen ward es nicht ruhig, unaufhörlich wurde gepocht und gemeißelt, und wenn sie das Ohr auf den Stein legten, hörten sie auch manchmal ein leises, quiekendes Pfeifen. Jetzt versuchte der Gefangene sich einen Weg seitwärts zu bohren, gerade so, als wenn man einen Maulwurf in eine Erdgrube gesetzt hätte.

Endlich rötete sich der östliche Horizont, und mit der Schnelligkeit jener Gegend, in der es keine Dämmerung giebt, wich mit einem Male die Nacht dem hellen Tage. Das Arbeiten und Quieken war verstummt, und so wie sonst lag um den Lochrand die herausgeholte Steinmasse als feinesPulver aufgeschichtet, und auf diesem Damme die Steinplatte. Nun galt es, letztere zu lüften. Die Knaben befanden sich in der gleichen Lage, als wenn sie unter dem Hute einen Schmetterling hätten, der bei Aufheben des Hutes davonflattern könnte.

Sie legten sich auf den Boden, die Hände zum Zugreifen bereit haltend. Fliegen konnte das Geschöpf ja nicht.

Oskar hob endlich die Platte auf seiner Seite ein wenig und blinzelte hinein.

„Ich sehe etwas, einer ist darin,“ sagte er mit vor Aufregung zitternder Stimme.

„Wirf die Platte zurück, er kann uns nicht entkommen,“ entgegnete Richard, „und ich denke mir auch, das ungewohnte Tageslicht wird ihn so blenden, daß er gar keinen Fluchtversuch macht.“

Die Platte wurde nun zurückgeschoben, drei Augenpaare spähten in das Steinloch, und .....

Die Knaben hatten es erwartet, und doch waren sie jetzt außer sich vor Staunen.

Sie sahen jetzt zwei menschengleiche, nicht höher als ein großer Finger gewachsene, mit einem schwarzen, glänzenden Felle bekleidete Geschöpfe. Eng zusammengedrängt lagen sie unten in der Ecke! Ob aber die Felle ein Anzug oder ein natürlicher Pelz waren, ob sie wirklich ganz einem Menschen glichen, das konnte man jetzt nicht sagen. Man sah nur die schwarzen, glänzenden Leiber. Hier ragte ein Beinchen hervor, dort ein Arm, die Händchen aber waren so zierlich wie die Füßchen, und auch Nägel befanden sich daran. Ja, es waren winzige Menschen, die sogar Werkzeuge besaßen! In der Grube lagen, kleiner, als die kleinsten Kinderspielzeuge, zwei Aexte, Meißel und andere Instrumente, deren schneidende Teile wie Gold funkelten!

Der vorsichtige Oskar kitzelte die beiden regungslos daliegenden Gestalten mit einem Stock, wie man einen Käfer zum Laufen zu bringen sucht.

Jetzt richtete sich die eine auf. Wahrhaftig, es war ein normal gebauter Mensch, aber mit einem alten, faltigen Gesicht und ohne Augen! Diese wurden nur durch Schlitze angedeutet, oder sie waren fest zugekniffen. Er hob die Aermchen flehend empor, und man hörte wiederum ein Quieken, das aus dem zahnlosen Mündchen kam.

Richard konnte sich nicht halten, er mußte dieses Geschöpf näher betrachten, und da von hier oben aus in der etwas dunklen Grube nichts deutlich zu unterscheiden war, streckte er die Hand aus, um das scheinbar blinde Männlein zu ergreifen. Er ergriff es auch – da aber empfand er einen fürchterlich brennenden Schmerz in der Hand, als hätte er glühendes Eisen berührt. Mit einem gellenden Schmerzensschrei sprang er auf. – – –

 

Richard hörte noch den Schrei, den er wirklich ausgestoßen haben mußte, als er erwachte, und er glaubte auch noch den Schmerz in der verbrannten Hand zu fühlen; vielleicht hatte er auf ihr gelegen.

„Diese Robinsonade hat einen ganz anderen Verlauf genommen, als ich beabsichtigte,“ sagte er sich. „Der Phantasie kann man eben keine Grenzen ziehen. Uebrigens bin ich nun gerade so klug wie zuvor, was es mit diesen Wichtelmännchen, die auf der Insel hausten, für eine Bewandtnis hat. Dieser Traum ist jedenfalls noch nicht zu Ende. Nun, es steht ja in meiner Macht, ihn später einmal fortzusetzen.“