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Die verzauberte Insel

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Gleich am ersten Tage fühlten sie diesen Uebelstand empfindlich, doch schon im Laufe der nächsten Tage sannen Richard und Oskar über eine Erfindung nach, wie sie das Wasser hier heraufleiten könnten. Schon schnitt Paut lange Bambusstiele und durchstach die Wände an den Knotenpunkten, und noch waren keine fünf Tage seit dem neuen Umzuge vergangen, als sie schon das Bachwasser durch eine sinnreiche Vorrichtung den ersten künstlich angelegten Absatz hinauf ‚gedämmt‘ hatten. Allerdings waren noch viele solche Stufen zu überwinden, noch viele Wochen, Monate konnten vergehen, ehe sie das Wasser in ihrer handlichen Nähe hatten, und die kleinste Störung würde diese Wasserleitung unterbrechen!

Die Rätsel mehren sich

Paul war der erste, der offen murrte und das aussprach, was die anderen beiden dachten.

„Mag diese Grotte auch wohnlicher sein, als jene Höhle,“ sagte er, „so hatten wir dort doch die Hauptsache, Wasser, und hier verschwenden wir unsere Zeit, die wir zu etwas anderem gebrauchen könnten. Wir hätten doch nicht gleich ausziehen sollen, weil es dem Herrn Unsichtbaren beliebte, uns eine andere Wohnung anzuweisen! In drei Monaten, die wir zu der Wasserleitung brauchten, würden wir aus der Höhle auch etwas machen können.“

Keiner der drei hatte seit den fünf Tagen, seitdem sie das Wunder mit der Leitschnur und den Kleidern erlebt, wieder über den Vorfall gesprochen. Jeder wurde von einer geheimen Scheu abgehalten, seine Meinung über jenes Wesen zu äußern.

Nun war der Bann gebrochen. Zum ersten Male begaben sie sich wieder nach der Höhle.

Neue Ueberraschungen erwarteten sie hier.

Statt des einen Pflaumenbäumchens waren jetzt mehrere Reihen derselben vor der Höhle gepflanzt, und vor dieser selbst war kaum einen Fuß hoch über dem Boden eine Schnur gespannt worden, deren Enden allerdings nur über zwei Steine gelegt und wieder mit solchen beschwert waren, die aber deutlich genug sagte: ‚Hier ist der Zutritt verboten.‘

Erstaunt sahen sich die Freunde an.

„Nun sage mir einer in aller Welt, was sind das für Geschöpfe, die hier hausen!“ rief Oskar. „An Geister glaube ich nicht!“

Paul wollte über die Schnur steigen, Richard hielt ihn jedoch davon zurück.

„Wer es auch sein mag, wir wollen sein Verbot respektieren,“ sagte er, „denn es ist ja doch mehr eine Bitte,und das geheimnisvolle Wesen hat sich nur freundlich gegen uns gezeigt.“

„Ei, so soll es uns doch auch Wasser schaffen,“ rief Paul. „Hörst Du, unsichtbarer Geist?“ setzte er noch lauter hinzu. „Wasser sollst Du uns verschaffen, ein Quell soll neben unserer Grotte hervorspringen!“

Noch einmal sah sich Richard prüfend um.

„Wißt Ihr, wie es mir hier vorkommt?“ sagte er. „Als wäre diese Höhle ein Heiligtum, das gehegt und gepflegt würde, und nehmen wir an, es gäbe Gnomen oder Heinzelmännchen, so wäre das ihre Kirche.“

Sie begaben sich zurück, so klug wie zuvor, und jenes Gefühl, das den Menschen befällt, wenn er einer geheimnisvollen Macht gegenübersteht, nämlich das ehrfürchtige Staunen, ließ die Unterhaltung verstummen.

Aber welche Ueberraschung erwartete sie, als sie, um den Felsvorsprung biegend, vor dem Eingange zu ihrer Grotte standen! Aus einem Loche des felsigen Hügels, nicht weit von dem Eingange entfernt, sprang eine Quelle! Das Wasser hatte bereits ein Bett gewühlt und sich geklärt.

„Das ist wirklich Zauberei!“ flüsterte Oskar.

„Es sind Geister, sie haben meinen Wunsch erhört und eine Quelle neben unserer Höhle aus dem Felsen springen lassen,“ setzte Paul ebenso furchtsam wie jener hinzu.

Nur Richard sagte nichts, sondern trat an das runde Loch, aus dem die Quelle in Manneshöhe hervorsprang, untersuchte es und fuhr auch mit einer langen Stange hinein.

„Dieses Loch war vorhin, ehe wir gingen, noch nicht vorhanden,“ entschied er endlich, „die Felswand war ganz glatt, ohne jeden Riß und man sieht es dem Loche auch an, daß es ganz frisch ausgemeißelt oder ausgebohrt worden ist.“

Paul wollte davon nichts wissen, er schien lieber an ein Wunder zu glauben – und ein solches war es schließlich doch auch.

Somit war die übrige Arbeit an der Wasserleitung alsounnötig geworden. Wenn aber das geheimnisvolle Wesen nun Pauls Wunsch erhörte und die Macht hatte, eine Quelle aus dem Felsen sprudeln zu lassen, warum hatte es dies nicht gleich gethan, und die drei, die es hierher versetzt, sich erst so lange an der Wasserleitung abmühen lassen? Denn deren Zweck mußte es doch erkennen, gesetzt auch den Fall, es hätte die Sprache, in der sich die Freunde doch oft genug über ihren Plan, sich mit Wasser zu versehen, unterhielten, nicht verstanden.

Einfach darum nicht, erklärte Richard, weil auch dieses geheimnisvolle Wesen fünf Tage gebraucht hatte, um den Felsen zu durchbohren, und weil es aus seiner schweigsamen Unsichtbarkeit eben nicht heraustreten wollte.

Von nun an mischte sich die rätselhafte Hand täglich oder vielmehr nächtlich in die Arbeiten der Robinsons, und dabei erkannte man immer mehr, daß man es mit einem oder mehreren irdischen Geschöpfen, nicht aber mit geisterhaften Wesen zu thun hatte, die auch ihre Schwächen besaßen und eigentlich gar nicht mehr konnten, als die drei Freunde, nur daß sie ziemlich geschickt und sehr fleißig waren.

Der Name ‚Heinzelmännchen‘, den sie ihnen gaben, war daher ganz angebracht.

Oskar hatte ein Reisfeld bestellt, und da die Saat aufging, mußte das Unkraut ausgejätet werden. Nachdem Oskar dies nun einige Tage gethan hatte, fand er eines Morgens das ganze Feld, eine Arbeit von vielen Wochen, sauber ausgejätet und das Unkraut genau in solchen Haufen zusammengeworfen, wie es die Knaben zu thun pflegten.

Dann wurden Abzugskanäle angelegt, und als die ersten fertig waren, entstanden diejenigen von selbst, die bereits durch Furchen deutlich markiert waren. Man brauchte nur diese Furchen zu ziehen, also den Lauf der Gräben anzugeben, um sicher zu sein, daß letztere am anderen Morgen fertig sein würden.

So war es stets und überall. Die Heinzelmännchenbegannen nichts von selbst, sie mußten immer erst angestellt werden, und man mußte es ihnen stets zuvor einige Male vormachen, ehe sie im stande waren, es nachzuthun, und dann noch konnten sie irren.

Paul begann zum Beispiel aus Palmenblättern einen Sonnenschirm herzustellen. Schon mit den unsichtbaren Händen rechnend, ließ er die Arbeit am Abend in der Erwartung liegen, sie am anderen Morgen vollendet zu sehen. Aber damit war es nichts, er mußte den Sonnenschirm allein fertig machen. Der zweite Sonnenschirm jedoch, den er in Angriff nahm, vollendete sich von allein. Jetzt brauchte er nur genügend Palmenblätter hinzulegen, und so viel Stöcke, als er hinzu that, so viel tadellose Sonnenschirme entstanden über Nacht.

Oder er flocht ein Fischnetz, und als dies fertig war, fing er ein neues Flechtwerk für eine Jagdtasche an. Am anderen Morgen aber war ein zweites Fischnetz daraus geworden, und das geschah auch ein drittes Mal. Ein lautes Erklären nützte gar nichts, die Arbeitenden wurden nur beobachtet, und so kam man oft in die Lage, seine Arbeit vor den unsichtbaren Händen sogar schützen zu müssen.

Zuerst legte man deswegen einige schwere Steine darauf, ein Mittel, welches man durch Zufall entdeckt hatte. Oder man konnte dem Gegenstand, an dem man arbeitete, und welcher nicht berührt werden sollte, auch hoch hängen. Dann fand man, daß es genügte, nur einen einzigen Stein darauf zu legen. Schließlich war nur nötig, die Arbeit an einen bestimmten Ort zu legen.

Kurz, im Laufe der Zeit entwickelte sich zwischen den Robinsons und dem geheimnisvollen, unsichtbaren Wesen eine Art Zeichensprache, die sich immer mehr vervollkommnete.

Schon hatte man zum Beispiel nicht mehr nötig, wenn man etwa draußen im Freien ein tiefes Loch graben wollte, erst ein anderes zu machen. Man brauchte nur einen bestimmten roten Stein an die betreffende Stelle zu legen, auf diesengeschickt zu zeigen, und zwar steigerte sich stets ihre Geschicklichkeit.

Aus dieser Schilderung kann man ersehen, daß die drei Knaben jetzt weniger die Rolle von Robinsons spielten. Sie legten sich mehr und mehr auf das Beobachten der Wirkungsweise der unsichtbaren Wesen, und es wurde schon angedeutet, daß sie von ihnen sogar Arbeiten verlangten, die sie gar nicht brauchten und die auch keinen Zweck hatten.

Daß sie die nächtlichen Arbeiter selbst sehen wollten, war natürlich ihr erstes Begehren, aber alle darauf bezüglichen Versuche scheiterten.

Wenn sie bei Nacht draußen auf der Lauer lagen, oder nur einer, so wurde in dieser Nacht eben nicht gearbeitet, und dies war ja leicht erklärlich, denn da die Grotte Löcher und Felsspalten genug besaß, konnten von diesen aus die drei Knaben wohl beobachtet werden. Ebenso blieb die Arbeit liegen, draußen und drinnen, wenn sie des Nachts Licht in der Höhle hatten. Die unsichtbaren Hände schafften eben nur, wenn sich alle drei Bewohner in der finsteren Höhle befanden und sich still verhielten.

Wie oft war einer oder der andere plötzlich in diemondhelle Nacht hinausgestürmt. Aber da war nichts mehr zu sehen gewesen, und die kleinen Gestalten, die dann davonhuschten, mußten nur auf Einbildung beruhen, denn jeder beschrieb sie anders.

Ebenso scheiterte die List, einen Fußabdruck von ihnen zu bekommen. Eine Spur hinterließen sie allerdings, nämlich die, daß sie dort, wo ein Abdruck sie verraten konnte, den Boden stets glätteten und es immer aussah, als ob sie dabei eine feine Harke benutzten.

So wußten die Knaben von dem Aussehen der ihnen helfenden Geschöpfe überhaupt gar nichts, und die Annahme, daß es winzige Menschlein seien, Heinzelmännchen, war nur eine Phantasie. Ihr Wesen konnten sie nur nach ihrer Arbeitsleistung beurteilen. Danach waren es allerdings intelligente Geschöpfe, aber, wenn man alles nüchtern betrachtete, durchaus keine hochbegabten. Sie verstanden zum Beispiel die Sprache der Knaben nicht, schienen sie auch nicht erlernen zu können, und die einzige selbstständige Arbeit, die man von ihnen gesehen hatte, waren eigentlich nur die Pflaumenbäumchen gewesen, die sie vor jener Höhle pflegten. Denn auch die Fäden, mit denen sie damals genäht hatten, und dann die große Schnur, mit der sie die Knaben hierher geführt, brauchten nur Nachahmungen von den Stricken zu sein, welche die drei Freunde damals schon gefertigt hatten. Die geheimnisvollen Wesen konnten sie bei dieser Arbeit beobachtet haben.

 

Wenn man annahm, daß es intelligente Maulwürfe waren, die, statt mit plumpen Schaufelpfoten, mit Händchen ausgestattet und zu jeder Arbeit geschickt waren, die die Verrichtungen der Menschen nachahmten, und sich von diesen freiwillig dressieren ließen, so kam man mit der Erklärung für alle Erscheinungen schließlich ebenso weit. Oder es konnten auch kleine, gescheite Affen sein. Die Annahme von Maulwürfen war nur richtiger, weil sie das Licht scheuten und so bewandert in Erdarbeiten waren.