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Die verzauberte Insel

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Das Leitseil

Um diese Arbeit an einem einzigen Tage fertig zu bringen, hatten sie sich tüchtig daran halten müssen und keineRuhepause machen dürfen. Ermüdet sanken sie daher am Abend auf ihre Betten und sofort dem Schlafe in die Arme.

Als Paul bei Morgengrauen erwachte, hörte er seine beiden Kameraden schon über die heute vorzunehmende Arbeit sprechen. Gähnend reckte er sich auf dem Heulager.

„Das war endlich einmal eine durch nichts gestörte Nacht,“ sagte er zufrieden, „nun haben wir hoffentlich für immer Ruhe vor den Ratten.“

Sie standen gemächlich auf, um erst Toilette zu machen, doch da stießen sie plötzlich Rufe des Zornes und auch des Staunens aus.

Die vermauerte Felsspalte war wieder aufgebrochen, und zwar in einer Weise, daß man nicht daran glauben konnte, es sei das Werk von Ratten gewesen. Aber auch ein Mensch wäre anders verfahren, hätte er die Mauer wieder einreißen wollen. Die Eigentümlichkeit der Arbeitsweise war es eben, die unsere Freunde bei näherer Untersuchung in solche Bestürzung oder vielmehr geheime Furcht versetzte, daß sie sich scheu umblickten.

Da, wo die Spalte am Ende der Höhle begann, war sie etwa zwei Hände hoch, und die jungen Maurer hatten die Steine kunstgerecht übereinander gesetzt, und wenn es sein mußte, sie vorher mit dem Steinhammer behauen, sodaß möglichst wenig Zwischenräume entstanden, die mit Mörtel verschmiert werden mußten.

Aber ebenso kunstgerecht waren die Steine auch wieder abgetragen worden, einer nach dem anderen, sowohl der größte mit den regelrechten Kanten als auch das kleinste Steinchen, das in eine Fuge gepaßt worden war. Und alle diese Steine waren flach nebeneinander auf den Boden gelegt worden, genau so, wie sie vorher vertikal gestanden hatten, und daneben war der trockene, abgekochte Mörtel als feines Pulver ausgestreut, daß es gerade wieder so aussah, als wäre darüber geharkt worden.

„Das geht nicht mit rechten Dingen zu,“ flüsterte Richardzuerst. „Wir sind auf einer einsamen Insel, das müssen wir bedenken. Wißt Ihr, wie das fast aussieht? Als hätten Kinderhände im Spiel die Mauer fein säuberlich wieder abgetragen.“

„Am Ende hausen hier gar Heinzelmännchen,“ meinte Paul zaghaft, ohne jedoch ausgelacht zu werden.

„Es kann auch eine Art von unbekannten Tieren sein, die zu solch einer Arbeit befähigte Pfoten haben,“ sagte Oskar nachdenkend. „Dann aber wieder das Pflaumenbäumchen! Wie hängt das mit diesen Höhlentieren zusammen? Da möchte man wirklich, wie Paul sagt, an Heinzelmännchen glauben. Aber was ist denn das?“

Oskar war dem Ausgange der Höhle zugeschritten. Bei den letzten Worten bückte er sich, und was er aufhob, war allerdings nichts weiter als ein Schuh Pauls, an den eine Schnur gebunden war. Aber für die Robinsons bedeutete dies trotzdem ein geheimnisvolles und selbst unheimliches Rätsel. Schon bei der Schnur standen sie vor einem unlösbaren Geheimnis. Denn, wenn diese Schnur auch einige Aehnlichkeit mit Bindfaden hatte, so erklärte Oskar doch, daß sie weder aus Hanf noch aus Flachs bestände. Von ihrer Hand also war die Schnur überhaupt nicht entstanden. Wer hatte sie hierher gebracht? Wer hatte den Schuh daran gebunden, und zwar mit einem ganz eigentümlichen, höchst kunstvollen Knoten? Und wozu alles dies?

Und noch eins! Die Schnur ging am Boden aus der Höhle hinaus und verschwand um die Ecke. Dort aber hatte sie auch noch kein Ende, sondern lief die Terrasse hinab, verlor sich dann zwischen den Büschen, und wie man sie auch verfolgte, man konnte ihr Ende nicht entdecken.

„Halt,“ sagte da mit einem Male Richard, als sie sich etwa hundert Schritte von der Terrasse entfernt hatten, „das ist kein Zufall. Diese Schnur ist von einem vernünftig denkenden Wesen gelegt worden, demselben, das dies Pflaumenbäumchen pflanzte und jetzt noch pflegt, das die Mauer wieder aufbrach und das – wie wir annehmen müssen – auchunsere Lederkleider entführte. Warum that es das? Jedenfalls hat es nur deshalb den Schuh an die Schnur gebunden, damit wir das Leitseil bemerken sollen. Wohin will es uns führen? Oder aber – will es uns nur aus der Höhle fortlocken? Das scheint mir eher so zu sein, denn ich kann mir nicht erklären, warum es die Lederkleider forttrug. Ich schlage vor, wir gehen erst wieder zurück nach der Höhle. Dann bleibt einer dort, und die beiden anderen rüsten sich ordentlich aus wie zu einer Expedition.“

Sie thaten so, und Paul erbot sich, in der Höhle einstweilen Wache zu halten. Nun frühstückten sie erst, und darauf nahmen Richard und Oskar ihre Waffen und verfolgten wiederum die Schnur.

Es zeigte sich bald, wie recht Richard gehabt hatte, denn die Schnur wollte kein Ende nehmen, und obwohl sie ihr schon eine halbe Stunde nachgegangen waren, führte sie noch immer zwischen den Hügeln über felsige Terrassen und durch Dickicht dahin, und wären sie ihr, über dem Geheimnis alles andere vergessend, gleich vorhin, so, wie sie aufgestanden waren, barfuß und ohne Frühstück gefolgt, so wäre es ihnen schlimm ergangen, denn das war in der That eine richtige Expedition durch die Wildnis, und oft genug mußten sie sich erst mit dem Steinbeil Bahn brechen.

Wer aber in aller Welt konnte diese endlose Schnur gelegt haben? Was war das für ein geheimnisvolles Wesen, das durch das dichteste Gestrüpp dringen konnte, ohne die geringste Spur zu hinterlassen? Sie kamen auf ein Terrain, das mit feinem Flugsand bedeckt war, und dennoch konnten sie keinen Abdruck in ihm entdecken. Und, vor allen Dingen, zu welchem Zwecke war das Leitseil gelegt worden und wohin führte es sie?

Die Gegend wurde immer wilder und felsiger, und jetzt bog die Schnur um eine Ecke und verschwand in einer etwa einen Meter breiten und zwei Meter hohen Spalte, die fast wie eine Thür aussah. Vorsichtig, die Waffen für alle Fällebereit, drangen die beiden Freunde ein und – standen starr vor Staunen!

Die Spalte nämlich, die nicht etwa dunkel, sondern ziemlich hell war, als empfinge sie das Licht von hinten, hatte etwa vier Meter tief in den felsigen Hügel geführt und erweiterte sich hier plötzlich zu einer geräumigen Grotte, die durch oben angebrachte Löcher Licht erhielt, und von der wieder andere Gänge abzweigten, die in kleinen Kammern endeten.

Diese Grotte war richtig zum Wohnen eingerichtet. An den Wänden liefen unten Sitze und oben Simse hin. Alles schien einen natürlichen Ursprung zu haben, sie mußten vom Wasser ausgewaschen sein, und wer schon Grottenhöhlen besucht hatte, konnte an diesen Galeriebildungen mit den abzweigenden Gängen und Kammern nichts Außergewöhnliches finden.

Was aber das Ueberraschende war, das waren drei sorgfältig hergerichtete Betten aus Heu und Moos, gerade so, wie die drei Robinsons in ihrer bisherigen Höhle besaßen, und doch auch wieder anders – und dann – sie begriffen es im ersten Augenblicke nicht – lagen in der Mitte der großen Grotte, wo die Schnur endigte, die vermißten Stücke ihrer Lederkleidungen, aber schon fix und fertig zusammengenäht!

Richard und Oskar sahen sich sprachlos an.

„Nun bleibt mir der Verstand stehen,“ brachte Oskar endlich hervor. „Bin ich denn behext? Träume ich? Oder ist diese Insel verzaubert und treiben darauf Geister ihr Wesen, die uns ihre Dienste anbieten?“

„Sie bieten sie nicht nur an, sie sind uns schon behülflich,“ entgegnete Richard, „aber sie lassen sich nicht sehen und können nicht sprechen, oder sie wollen überhaupt nicht mit uns verkehren.“

Sie gingen nun an eine nähere Untersuchung der Wunder und entdeckten dabei noch mancherlei Ueberraschendes. Die Stücke aus Pflanzenfasern, mit denen sie genäht hatten, waren zum Beispiel wieder herausgezogen und von jenerSchnur ersetzt worden, mit der die unsichtbare Hand auch die oben erst angefangene Arbeit vollendet hatte. Es waren auch noch längst nicht alle Löcher gebohrt gewesen, und man konnte die alten von den neuen sofort unterscheiden, denn letztere waren viel kleiner und von einem scharfen Instrument, nicht nur von einem spitzen Steine gebohrt worden. Aber vorgebohrt waren die Stahllöcher doch, also konnte das unsichtbare Wesen kaum eine Nähnadel besitzen. Vielleicht hatte es sich auch der Fischgräten bedient. Das dabei verwendete Garn bestand also zwar aus demselben Stoff wie die Schnur, war aber viel dünner und dabei ungemein fest. Und je länger man es betrachtete, desto mehr mußte man es bewundern. Vielleicht wäre diese Verwunderung bei einem wirklichen Sachverständigen, bei einem Garnfabrikanten sogar in Staunen übergegangen, denn es war eine überaus feine Arbeit, die aus lauter Seidenfäden, nein aus Spinnenfäden zusammengedreht zu sein schien. Auffallend war es auch, daß neben den Kleidern die alten, herausgezogenen Stricke und die verschwundenen Vorräte, sogar auch die abgebrochenen Fischnadeln, lagen. Sah das nicht gerade so aus, als wolle das geheimnisvolle Wesen jeden Verdacht eines Diebstahles zurückweisen? –

Bereitet man sich ein Lager aus Heu, so wirft man dieses eben an den Boden, lockert es auf, und säubert die Umgebung von Halmen. Ebnet man dann noch das Heubett, so kann man wohl nicht mehr tun.

Hier aber waren die Heuhalme wie einzeln übereinander geschichtet, alle in der gleichen Lage, alle mit einer peinlichen Genauigkeit.

Man brauchte nur zu bedenken, daß hier wohl einige Millionen Halme vorhanden waren, man brauchte nur zu sehen, wie sie alle gleichmäßig neben- und übereinander gelegt waren, um zu wissen, daß diese Arbeit keine menschlichen Hände hatten fertig bringen können. –

Die beiden Freunde gingen endlich wieder der Schnur nach die Stunde Weges zurück, und teilten Paul, dem inzwischennichts begegnet war, das Geschehene mit. Dieser wußte nichts zu sagen und war nur der gleichen Ansicht mit seinen Kameraden, daß diese Höhle, die ihnen bisher zum Aufenthalt gedient hatte, von einem rätselhaften Etwas bewohnt wurde, dem daran gelegen war, keine Nachbarn zu haben. Deshalb hatte es ihnen durch die Leitschnur eine andere, weit bessere Höhle gezeigt, bereitete es ihnen dort Betten, hatte es sich auch zuvor ihrer angefangenen Arbeit bemächtigt, sie in dreißig Stunden beendet, während die Robinsons drei Wochen dazu gebraucht hätten, und dieselbe dort niedergelegt.

 

Alle diese Winke waren zu deutlich, um mißverstanden zu werden.

Von einer geheimen Scheu befangen, packten die Knaben nun ihr Hausgerät zusammen und siedelten nach der Grotte über, einem wahren Palaste im Vergleich zu dieser Höhle, nur daß sie den Nachteil besaß, kein Wasser in der Nähe zu haben. Dieses mußte erst von einem entfernt fließenden Bache herbeigeholt werden.