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Die verzauberte Insel

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Unheimliche Nachbarschaft

Sofort siedelten die Robinsons mit ihrem ganzen Hausgerät nach der neuen Wohnung über und richteten sich in der Höhle häuslich ein. Am Abend streckten sie sich mit dem Bewußtsein, nun ein sicheres Dach über dem Kopfe zu haben, und daß bald am Eingange auch eine Thür nicht fehlen sollte, auf das weiche Heulager nieder.

Der grauende Morgen weckte sie.

„Habt Ihr in der Nacht nichts gemerkt?“ waren Pauls erste Worte.

Die beiden anderen verneinten.

„Wir haben Mäuse oder Ratten in der Höhle,“ fuhr Paul fort. „Mir lief ein paarmal etwas über den Leib, ich hörte auch ein Pfeifen, gerade wie es die Ratten thun. Aber ich fürchte mich nicht vor Ratten und hielt es deshalb nicht für nötig zu wecken.“

Richard wie Oskar wollten nicht recht daran glauben. Wenn die niedrige Spalte im Hintergrunde der Höhle für Mäuse und Ratten auch ein recht gutes Versteck abgab, so wußte man doch nicht, warum diese Nagetiere sich gerade hier oben auf der steinigen Terrasse aufhalten sollten, wo nichts zu holen war. Unten wäre für sie doch ein besseres Gebiet gewesen.

„Und ich habe doch recht,“ sagte Paul, als er dieFrühstückskammer untersuchte, „gestern abend habe ich hier auf den Stein drei gebackene Brotschnitte gelegt – seht her, jetzt liegen nur zwei da. Die eine haben die Ratten geholt.“

„Die Ratte war ich,“ erklärte aber Richard lachend, „ich habe sie mir noch gestern abend, als Ihr schon im Bette lagt, geholt und gegessen.“

Ein Ruf Oskars, der schon hinausgegangen war, rief die beiden Freunde an seine Seite. Er deutete mit sichtlicher Bestürzung auf das kleine Bäumchen.

„Dieses Bäumchen ist heute nacht noch einmal gepflanzt worden,“ sagte er mit Bestimmtheit. „Ich habe es gestern nachmittag, als es Paul herausgerissen hatte, wieder in die Erde eingesetzt und Wasser daraufgegossen, dadurch entstand rund um den Stamm eine kleine Vertiefung. So habe ich es gelassen, so war es auch noch gestern abend, ich weiß es genau – jetzt dagegen ist der Boden ringsherum aufgelockert und an dem Stämmchen aufgehäuft worden, ganz genau so, wie wir das Bäumchen zuerst gefunden haben. Wer hat das gemacht?“

„Ich nicht – ich nicht,“ sagten Paul und Richard.

„Ich auch nicht, und wer hat es sonst gethan? Seht nur, wie fein die Erde zerkleinert worden ist! Das kleinste Steinchen ist daraus noch entfernt worden, und überhaupt, es sieht alles so zierlich aus!“

„Das haben die Ratten gethan,“ meinte Paul nachdenkend.

Er wurde ausgelacht. Dieses Lachen gab freilich noch keine Erklärung. Schließlich fand Oskar selbst eine Lösung. Er erinnerte seine Freunde an jene Pflanzen, die sich den Boden, in dem sie wurzeln, selbst bereiten, ihn sich gewissermaßen zuträglicher machen. Eigentlich thut dies jede Pflanze, wenn sie nicht in dem Boden steht, der ihren Bedürfnissen genau zusagt, man merkt nur nicht die geringe Thätigkeit ihrer Wurzeln. In Südamerika wächst zum Beispiel ein Kaktus, der einen trockenen, zerrissenen Boden braucht. Pflanzt man ihn nun in einen festgedrückten Boden, so bohren seine Wurzeln schnell überall nach oben Luftlöcher, bis sein Standort ganzso zerklüftet ist, wie er ihn braucht. Dies konnte auch bei dem Pflänzchen der Fall sein, es brauchte einen lockeren, aufgehäuften Boden, und eine Nacht hatte genügt, daß die Wurzeln dies zu stande brachten.

Mit dieser Erklärung mußte man sich zufrieden geben, und die Robinsons arbeiteten rüstig weiter. Im Laufe der nächsten Tage entstanden gebrannte und glasierte Thontöpfe, drei Paar Lederschuhe wurden fertig, und endlich ging man an die Anfertigung eines ganzen Anzuges aus gegerbtem Antilopenfell.

Unterdessen behauptete Paul fort und fort, daß er jede Nacht von Ratten belästigt würde, die aus der Spalte kämen.

„So fange doch einmal eine,“ meinte Oskar.

„Ich habe danach gegriffen, aber bekommen kann ich keine. Ich fühle nur immer, wie sie mir über den Körper laufen, und höre sie zischen und rascheln.“

Aber es wurde keine Spur von Tieren gefunden, auch auf dem weißen Sande drückte sich keine Spur von ihnen ab. Ebenso blieben die Lockspeisen unberührt, als man aus Steinen Fallen mit gebratenem Fleisch aufgestellt hatte, und nichts wurde von den Vorräten genascht.

Dieses ‚Rattenfühlen‘ mußte bei Paul geradezu krankhaft sein, obgleich er doch sonst ganz gesund war.

Da geschah etwas, was auch die beiden anderen wieder sehr nachdenklich machte.

Das Bäumchen hatte nämlich ein Dutzend Früchte gehabt, und als man die reifen gegessen und Oskar die Kerne gesammelt und wieder eingesteckt hatte, waren noch fünf Früchte daran gewesen – eines Morgens aber waren diese alle von dem Baume verschwunden, und zwar sah es nicht aus, als wenn sie ein Tier abgerissen, sondern als wenn eine menschliche Hand sie mit Vorsicht abgepflückt hätte.

Keiner der drei wollte es gethan haben. –

Eines Abends saßen sie in der Höhle und arbeiteten im Scheine der Lampe an ihren zukünftigen Lederkleidern. Die Lampe bestand aus einem irdenen Gefäße, als Brennmaterialdiente ausgelassenes Fett, und aus feinen Pflanzenfasern hatten sie sich einen Docht gemacht. Das Leder war schon zugeschnitten, Richard bohrte in regelmäßigen Abständen Löcher hinein, Oskar drehte aus feinen Pflanzenfasern eine Art von Bindfaden, und Paul endlich nähte, indem er als Nadel eine lange Fischgräte benutzte, die am starken Ende durchbohrt war.

Es war ein unendlich mühseliges Geschäft, besonders weil die Nadel fortwährend abbrach und stets durch eine neu gefertigte ersetzt werden mußte, sodaß sie vermutlich wohl noch eine ganze Woche in den Lumpen herumlaufen konnten, die ihnen bereits vom Körper zu fallen drohten.

Endlich, als es Zeit zum Schlafen war, packten sie ihr Nähzeug zusammen, legten es auf die zusammengerollten Lederstücke und suchten ihre Lagerstätten auf.

„Heute nacht habe ich die Tiere auch gemerkt,“ war Richards erstes Wort am nächsten Morgen, „es huschte mir etwas über den Körper, dann war es gerade, als ob etwas Schweres durch die Höhle gezogen würde.“

Und heute bestätigte auch Oskar diese Aussage. Schnell, ehe sie den Boden zertraten, besichtigten sie jetzt denselben. Aber im dem weißen Sande war kein Abdruck irgend eines Tierfußes zu bemerken. Nur daß der Sand so glatt und von kleinen Rillen durchfurcht war, daß war auch heute merkwürdig. Es sah fast gerade so aus, als ob der Boden der Höhle jede Nacht geharkt würde, allerdings nur mit einer ganz kleinen Harke, deren Zinken dicht beieinander standen.

„Wo sind denn die Lederstücke hin?“ rief da Richard plötzlich.

Die angefangenen Kleider, die gedrehten Bindfäden, die Fischgräten, überhaupt alles, was zu der Näherei gehörte, war weg.

Bestürzt sahen sich die Freunde an und untersuchten nachmals die Höhle; allein nichts fehlte, als nur gerade das, was zu den Anzügen und zur Herstellung derselben gehörte.

War einer von ihnen mondsüchtig? That er etwas in schlafwachem Zustande, wovon er dann später nichts mehr wußte?

Aber dann dachten sie wieder an das Rascheln der Rattenoder sonstigen Tiere. Diese hatten wahrscheinlich das Leder fortgeholt. Ganz seltsam nur, daß sie auch gleich das Nähzeug weggeschleppt hatten und sonst nichts weiter!

Richard legte sich jetzt auf den Bauch und tastete mit der Hand, so weit wie sein Arm reichte, in die Spalte, auch mit einer langen Stange stocherten sie darin herum, die allerdings das Ende der Spalte noch nicht einmal erreichte, konnten aber nichts zu Tage fördern.

Das war ein betrübender Verlust. Wenn sie von da an rechneten, als sie mit dem Gerben der Felle begonnen hatten, so hatten sie zwei Wochen lang ganz umsonst gearbeitet, und das Einreiben der Felle mit Fett, bis es einigermaßen geschmeidig wurde, war eine gar mühselige und nun vergebliche Beschäftigung gewesen!

Nun aber war auch kein Zweifel mehr, daß die Höhle Tiere irgend welcher Art beherbergte, die ihr nächtliches Wesen trieben. Offenbar hatten es diese nicht auf die Nahrungsmittel und noch weniger auf die menschlichen Mitbewohner selbst abgesehen, sondern die gegerbten Felle allein schienen ihnen eine Leckerei zu sein, wenngleich immerhin merkwürdig war, daß sie bisher die schon fertigen Schuhe verschont hatten.

Kurzum, wollten die Freunde ähnliche Verluste vermeiden, so mußte zwischen ihnen und der Spalte eine Scheidewand errichtet werden, und frisch machten sich die drei Knaben nun ans Werk, die Spalte zuzumauern. Zu diesem Zwecke formten sie Steine aus ihrer Lehmgrube, brannten dieselben, bereiteten eine Art von Mörtel, und als der Abend hereinbrach, war die Spalte mit Steinen verschlossen und auch die kleinste Fuge mit Mörtel verschmiert.