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Die verzauberte Insel

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Die rätselhafte Höhle

Richard hatte sich natürlich als Gesellschafter solche Freunde ausgesucht, von denen er wußte, daß sie Lust an einem Robinsonleben fänden.

Nun hatten sie ja, was sie oft in ihren Jugendphantasien gewünscht, und die Wirklichkeit raubte ihnen nichts von ihrer Abenteuerlust; ja, dieselbe war so groß, daß sie es ganz vergaßen, beim Verlassen des Berggipfels ein sichtbares Signal zu errichten.

Zunächst mußten sie an eine Unterkunft für die Nacht denken, die sich womöglich gleich dort befand, wohin sie ihr engeres Arbeitsfeld verlegen wollten. So viel sie von hier oben übersehen konnten, schien auf der anderen Seite der Insel ein besseres Gebiet zu sein, als der schier undurchdringliche Urwald, der sie hier umgab. Baumgegenden wechselten dort mit freien Stellen ab, ein Bach schlängelte sich dem Meere zu, ein niedriger Höhenzug erstreckte sich bis an die Küste. Nach dorthin stiegen sie also wieder hinab. Vielleicht daß sie dort auch eine Höhle fanden, ohne welche ja ein Robinson nun einmal nicht denkbar war.

Aber es gelang ihnen nicht, die gewünschte Höhle zuentdecken. Die Gebirgsstruktur sah auch gar nicht danach aus, als ob sie die Bildung einer solchen in der Entstehungsperiode zugelassen habe.

So beschlossen sie denn zuletzt, die überhängenden Zweige eines Brotbaumes in der Nähe des Baches und der Küste vorläufig als Dach ihrer Wohnung zu betrachten. Der Rest des Tages verging mit Herstellung von Lagerbetten, wozu trockenes Laub gesammelt werden mußte, und mit Besprechung der nächsten Arbeiten. Die Sonne sank. Ohne Dämmerung brach die Nacht herein, und schon gegen sieben Uhr lagen die drei Freunde nebeneinander in festem Schlafe.

Mit dem nächsten Morgen begann erst das eigentliche Robinsonleben. Die Tage verstrichen, und jeder brachte eine Verbesserung ihrer Lage mit sich, denn sie teilten sich in die Arbeit, und jeder verwertete seine Anlagen.

Der kräftige Paul war der Mann der Praxis. Er mußte aus eigenem Antrieb immer schaffen und arbeiten. So machte er die Laubhütte wohnlicher, so ging aus seiner Hand der erste Strick aus Schlingpflanzen, das erste Steinmesser, Pfeil und Bogen hervor, und jetzt beschäftigte er sich sogar damit, aus dem Felle der ersten erlegten Antilope ein Paar Schuhe herzustellen. Der erfindungsreiche Richard wiederum ersann Verbesserungen an den Gegenständen, die Paul fertigte. Er benutzte zum Beispiel den ersten Bogen nicht zur Jagd, sondern zur Handhabung eines Feuerbohrers, bis er imstande war, jeder Zeit Feuer anzumachen, an dem er dann Versuche mit Thonbrennen vornahm. Der die Natur beobachtende Oskar endlich hatte bereits am zweiten Tage herausgefunden, daß die kleine Frucht des Artocarpus, in Scheiben zerschnitten und zwischen heißen Steinen gebacken, ein vortreffliches Brot lieferte, er entdeckte auch Kartoffeln, ferner wilden Reis und hatte große Pläne mit Reisfeldern vor, die von dem Bach aus unter Wasser gesetzt und nach Belieben wieder trocken gelegt werden sollten.

Robinson hatte waren unsere drei Freunde besser daran, wie er. Auf seine Erfahrungen fußend, ging ihnen alles viel schneller von der Hand, und außerdem wurden sie auch niemals von Heimweh und anderen traurigen Gedanken gequält.

Aber eines fehlte ihnen. Das war eine ordentliche Wohnung. Das natürliche Laubzelt schützte sie zwar vor Tau und Regen, aber seine Bewohner wurden doch zu oft daran erinnert, daß es auch noch andere Geschöpfe als ihr Haus betrachteten. Tag und Nacht schnatterten und quiekten in den Zweigen die Affen, und einmal wäre Richard bald von einer herabfallenden Frucht erschlagen worden, vollends zu schweigen davon, daß beim letzten Regenguß der ausgetrocknete Bach die ganze Häuslichkeit unter Wasser gesetzt hatte.

Da kam eines Tages der botanisierende Oskar ganz aufgeregt angestürmt.

„Ich habe eine prächtige Höhle entdeckt,“ rief er schon von weitem, „Robinson hat sie nicht besser haben können – aber – ja, ich kann es nicht sagen – es ist etwas ganz Seltsames dabei – kommt nur mit, Ihr werdet es selbst sehen.“

Neugierig folgten die beiden anderen sofort Oskar, der sich gut orientiert und seine Höhle bald wiedergefunden hatte.

Sie lag auf einer Art von Terrasse, zu der Felsenabsätze wie Stufen hinaufführten, und ging tief in die Felswand hinein. Bäume und Büsche fehlten hier auf dem steinigen Grunde ganz, nur einiges Gras gedieh in den Spalten; dagegen stand vor der Höhle, etwa einen Meter vor dem Eingang entfernt, ein kleines Bäumchen, das heißt, nur ein Zwerg von einem Bäumchen. Es war vielleicht zwanzig Centimeter hoch, aber doch mit großen pflaumenähnlichen Früchten behangen und konnte nur der Zweig eines Pflaumenbaumes sein, der zugestutzt und in den Boden gesteckt worden war.

„Hast Du den Zweig so in den Boden gesteckt, Oskar?“ fragte Paul.

Dieser schüttelte den Kopf und sah sich ängstlich um.

„Nein, ich nicht, ich habe auf der Insel noch gar keinenPflaumenbaum bemerkt,“ flüsterte er, „und beseht Euch nur das Gewächs, das ist nicht etwa ein Zweig, das ist ein richtiger Baum mit Wurzel, Stamm und Krone, bloß, daß er nur eine Spanne groß ist und dennoch richtige Pflaumen in natürlicher Größe trägt. Und dann schaue einmal hierher. Ist um das Stämmchen herum nicht die Erde etwas angehäuft? Wer hat das gethan? Ich nicht, aber ein Mensch muß es doch gethan haben. Und nun beseht Euch auch die Höhle. Merkt Ihr nichts?“

Die Freunde blickten aufmerksam in die geräumige Höhle, aber anfangs fiel ihnen nichts darin auf. Sie war einfach ein nacktes Loch, dessen Boden mit feinem weißen Sand bedeckt war, dann kam es ihnen plötzlich vor, als sei trotzdem etwas Außergewöhnliches darin – für eine natürliche Höhle war hier alles doch zu sauber!

„Das sieht ja fast aus, als würde die Höhle rein gehalten und mit weißem Sand bestreut,“ meinte Richard. „Ja, ist der Sand nicht sogar geharkt?“

„Allerdings,“ nickte Oskar, „so kam es mir auch gleich von vornherein vor, obgleich man hier nicht gerade die Spur einer Harke erkennen kann. Normal sieht es in der Höhle jedenfalls nicht aus. Und das Bäumchen – das Bäumchen dort! Das hat sicher ein Mensch gepflanzt, ja, hier haust ein Mensch!“

Paul faßte das Gewächs kurzer Hand an und hob es mit einem Ruck aus dem Boden. Wirklich, das Stämmchen hatte Wurzeln, es war ein vollkommener Pflaumenbaum en miniature, aber mit richtigen Früchten!

„Ich habe es,“ rief Richard plötzlich, „es ist eine künstliche Verkrüppelung, wie sie die chinesischen Kunstgärtner herzustellen verstehen. Die sind imstande, solche winzige Obstbäumchen mit richtigen Früchten zu ziehen. Sie pflanzen zu diesem Zwecke irgend einen Obstkern in einen Topf, ziehen ein Bäumchen daraus, lassen dann die Früchte reifen, nehmen von diesen wieder den gesündesten Kern, pflanzen ihn in einen noch kleineren Topf, und so geht das fort und fort, bis sieaus einem Fingerhut ein zwerghaftes Bäumchen wachsen lassen können, das aber dennoch ziemlich große und gesunde Früchte trägt. Mit diesen Bäumchen bepflanzen sie kleine Gärten, mit Bächen, Seen und Bergen darin, und so ein ganzer, meist aus Pappe mit Erde bedeckt bestehender Garten mit seinen natürlichen Bäumchen kann auf einem Tische stehen! Aber das geht nicht so schnell. An solch einer Anlage von Bäumchen arbeiten viele Geschlechter, und es dauert hundert Jahre und länger, bis sie fertig wird. Außerdem kostet solch ein Garten natürlich auch viele Tausender, und nur ganz reiche Chinesen können sich solch eine Spielerei anschaffen.“ (Thatsache)

Damit aber hatte der belesene Richard das Geheimnis noch nicht gelöst, wie solch ein Pflaumenbäumchen gerade hierher kam. Oder hauste hier etwa ein Chinese, der auf einsamer Insel seine Kunst ausübte? Von der Anwesenheit eines solchen war nichts zu merken, überhaupt nichts von der Spur einer Menschenhand. Daß der weiße Sand in der Höhle geharkt sein sollte, war ja auch nur eine Annahme, es sah nur so aus. Auch eindringendes Regenwasser konnte die Furchen und Erhöhungen hervorgebracht haben. Was schließlich das Bäumchen selbst anbetraf, so konnte es eben ein dieser Insel eigentümliches Gewächs sein, und die Anhäufung um die Wurzel war auch nur eine Zufälligkeit.

Endlich schlugen die Freunde sich alle Grübeleien über dieses Rätsel aus dem Kopfe, pflanzten das Bäumchen an der alten Stelle wieder ein, da sie es als eine Seltenheit weiter pflegen wollten, und gingen an eine nähere Untersuchung der Höhle.

Ja, das war eine richtige Robinsonhöhle! Sie war über zwei Meter hoch, drei Meter breit, ging etwa fünf Meter tief in die Felswand hinein, dann senkte sich das Gewölbe und ließ über der Erde nur noch eine niedrige Spalte frei, die man natürlich nicht weiter verfolgen konnte. Der ganze Boden bis tief in die Spalte hinein war mit einem feinem, weißen Sand bedeckt. Der Ausfluß einer periodischen Quelle, die den Sand herausgespült hatte, konnte die Spalte jedochschwerlich sein, denn der Boden der Höhle senkte sich stark nach hinten zu.

Um die Lage noch angenehmer zu machen, stürzte seitwärts von der Höhe ein kleiner Wasserfall herab. Wenn man an einen Besuch von unfriedlichen Eingeborenen dachte, konnte man die Höhle leicht in eine uneinnehmbare Festung verwandeln.