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Die indischen Eskimos

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Die erste Polarexpedition

In Gedanken versunken, aber schon von einem festen Entschlusse beseelt, begab er sich in die Grotte zurück.

Die Eingeborenen waren durch Hunger aus ihrer Lethargie geschüttelt worden, sie aßen das gekochte Fleisch, das notwendigerweise verspeist werden mußte, da es sonst durch die feuchte Hitze verdorben wäre, die Malayen aber hatten sich auch schon über Richards Konserven gemacht.

Auch Richard fühlte tüchtigen Hunger, essen muß ja der Mensch, will er am Leben bleiben, und er wollte leben!

Bei Besinnung waren die Eingeborenen allerdings noch nicht, nur der natürliche Trieb ließ sie die Speisen hinunterschlingen. Eine Unterhaltung mit ihnen anzuknüpfen, das gelang Richard nicht, sie schwatzten höchstens noch immer von ihrer Kulpa, von Göttern und Geistern, und ihnen eine wissenschaftliche Erklärung der großen vor sich gegangenen Veränderung da draußen zu geben, darauf verzichtete Richard von vornherein. Sie schienen sich vor dem Weltuntergange nur noch einmal den Magen tüchtig vollschlagen zu wollen, und Richard ließ sie gewähren. Später sollte das schon anders werden.

Dann legten sie sich, den Tod in irgend einer Gestalt erwartend, wieder schlafen. Richard jedoch ging nochmals hinaus, indem er einen Thermometer mitnahm, den er an eine Schnur band.

Er warf nun das Instrument weit hinaus auf den Schnee und zog es nach einigen Minuten schnell wieder ein. 32 Grad Celsius! blieben ziemlich konstant. Sich dieser Temperatur in seinem dünnen Tropenanzuge auszusetzen, das durfte er freilich nicht wagen. Da hieß es also, sich erst ein Polarkostüm verschaffen, und dazu sollte Rat werden.

Richard weckte seine schlafenden Diener und forderte sie einfach auf, ihm behilflich zu sein, aus den wollenen Decken einen Anzug zu fertigen, in dem er in die Kälte hinausgehen könne.

„Wozu noch hinausgehen?“ lautete die Frage aller. „Wir müssen doch sterben, die Kulpa ist gekommen.“

„Weil wir hier verhungern müssen.“

„Gut, so werden wir verhungern.“

„Warum eßt Ihr da jetzt noch?“

„Weil wir noch etwas haben.“

„Gut“, dachte Richard, „eßt solange Ihr noch etwas habt, später wird sich das schon ändern.“

Die vier anderen Malayen konnte er nicht dazu bewegen, eine Hand zu rühren, nur Soliman erklärte sich zuletzt bereit dazu, als er sah, wie Richard allein mit der Arbeit begann.

„Glaubst Du, daß wir auch am Ende der Kulpa leben bleiben können?“ fragte letzterer.

„Ich glaube es nicht“, entgegnete Soliman, „aber ich weiß auch, daß Ihr Faringis viel klüger seid als wir armen Malayen, und Du bist noch dazu ein Gelehrter unter den Faringis, und dann hast Du mich auch in Deine Dienste genommen, und so lange ich noch lebe, will ich Dir daher gehorsam sein, denn dem Treuen öffnet sich das Paradies.“

Das war brav gesprochen. Das Kostüm übrigens, welches sich Richard mit Hilfe Solimans herstellte, war das denkbar einfachste. Nur zur Herstellung der Schuhe mußte eine Decke zerschnitten und mit Bindfaden und einer Segeltuchnadel, die der Jäger immer bei sich führte, etwas genäht werden; ebenso war es bei der Anfertigung einer Kapuze; sonst ließ sich Richard nur jedes Bein mit einer Decke umwickeln und letztere mit Schnüren daran befestigen. Auch der Oberkörper wurde gepanzert und dabei für möglichst dichten Abschluß gesorgt; den Hals aber umwickelte man mit einem Streifen, und nachdem dann noch ein Muff für die Hände zusammengerollt worden war, hatte man das erste Polarkostüm fertiggestellt. Richard sah darin wie ein Mehlsack aus. So unbehilflich wie ein solcher konnte er sich auch nur bewegen und immer nur langsam ein Bein vor das andere setzen, denn die Deckenbündel an den Füßen hinderten ihn am Gehen ungemein.

Er gab nun dem geschickten Soliman noch Anweisungen, wie er während seiner Abwesenheit gleich noch ein paar dicke Handschuhe nähen sollte, steckte dann eine Axt, ein Messer und für alle Fälle einen Revolver mit Munition in den Gürtel und trat seine erste Expedition an.

Mühselig bewegte er sich über den hartgefrorenen Schnee, bis er entdeckte, daß er schneller vorwärts kam, wenn er mit den Füßen mehr gleitende Bewegungen machte.

Vorsichtig folgte er dem heißen Bache, der sich aber schnell abkühlte und mit einer immer stärker werdenden Eiskruste überzog, bis diese ihn trug. Auf ihr dahinschreitend, konnte er sich nicht verirren.

Schon hier zeigten sich ihm die seltsamsten Wunder, die die plötzliche Kälte erzeugt hatte.

Mau braucht sich nur eine tropische Vegetation, die mit einer tropischen Tierwelt bevölkert ist, in eine Winterlandschaft verwandelt denken, und man hat schon den merkwürdigen Eindruck, den Richard empfinden mußte.

Hatten schon in der Nähe der Wärme ausstrahlenden Grotte, Vögel, ein Elefant und andere Tiere erfroren am Boden gelegen, so stand hier aufrecht ein Rhinoceros, dem aus dem Maule noch ein Baumzweig hing, den es abgerissen hatte, weideten dort ein Büffel und eine Antilope. Alles war noch so wie im Leben; auf den Bäumen saßen auch noch die bunten, exotischen Vögel, die nur mit einer Schneeschicht bedeckt waren, und um einen Baum ringelte sich noch mit aufgesperrtem Rachen eine Riesenschlange, um ein Kaninchen zu verschlingen, das, geduckt und das Todesentsetzen noch im Auge, vor dem Ungeheuer kauerte. Mitten im Leben und mitten in der Bewegung mußte die plötzliche Kältewelle alle diese Tiere überrascht und sie in einem Nu in Statuen verwandelt haben. Nur die Vögel, die in der Luft geschwebt hatten, waren erstarrt zu Boden gefallen, und daraus konnte man auch schließen, daß die furchtbare Kälte erst ganz plötzlich am Morgen eingetreten war, als die Vögel und die übrigen Tiere, die kein nächtliches Leben führten, bereits erwacht waren.

Der die ganze Nacht währende Orkan, der auch so manchen Baum gestürzt, hatte die Erdkatastrophe nur eingeleitet.

So erreichte Richard die Mündung des Baches in den größeren Fluß, wo auch wohlbehalten sein Boot mit dem übrigen Inhalt eingefroren im Eise lag. Er kümmerte sich jetzt nicht darum. Die neuen Wunder, die sich ihm hier zeigten, nahmen ihn ganz in Anspruch.

Das Eis des Flusses war nämlich ganz klar, es reichte bis auf den Grund und zeigte ihm auch hier die eingefrorene Tierwelt: Insekten, Fische, Frösche, Salamander, Krokodile und andere Geschöpfe, welche die indischen Gewässer beleben.

Der Fluß war durch den heftigen Regen ausgetreten gewesen, hatte in der Nacht die Ufer etwas überschwemmt, war plötzlich gefroren, und dadurch war das wunderbare Phänomen zustande gekommen, das sich hier den erstaunten und zugleich entzückten Augen Richards zeigte.

Die Flora war natürlich unter der furchtbaren Kälte völlig zu Grunde gegangen, denn diese konserviert die Pflanzen nicht so wie die Tiere. Schon fielen die erfrorenen Blätter bei dem geringsten Windhauche von den Bäumen; Gras und Blumen lagen abgestorben am Boden, und außer Bäumen und Büschen hielt sich nur noch das Dschungelrohr aufrecht und würde wohl auch so stehen bleiben, wenn es die Kälte nicht auseinandersprengte. Schon krachte es ab und zu wie ein Flintenschuß. Mit der exotischen Farbenpracht der Vegetation war es auch vorbei.

Nur dort, wo das Wasser die Vegetation überschwemmt und sie mit Eis umgeben hatte, sah Richard in dem wasserklaren Eise die herrlichsten Blumen in vollen Farben. Nicht das zarteste Staubfädchen war an ihnen verletzt; ebenso waren auch die bunten Schmetterlinge und andere Insekten wohl erhalten, und wenn die Kälte nicht nachließ, was Richard allerdings für unwahrscheinlich hielt, so würden diese in Eis eingeschlossenen Tiere und Pflanzen ewige Zeugen von der Fauna und Flora bleiben, die hier einst geherrscht hatte, wenn es hier bereits – so weit ging Richards kühner Gedankengang – Eisbären, Eisfüchse und – Eskimos gab!

Ja, an solche Verwandlungen dachte er, als er seinen Weg auf dem Flusse noch etwas fortsetzte und dann umkehrte!

Wir aber wollen seinen folgerichtigen Gedanken nicht weiter nachgehen, sondern gleich bemerken, daß er recht behielt, denn alles, was er vermutete, ging, wie wir später sehen werden, in Erfüllung. Dieses Indien sollte sich bald wirklich mit Polarvögeln, Eisbären und Eskimos mit ihren Hunden beleben!