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Die Ansiedlung auf dem Meeresgrunde

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„Ich gebe mein Ehrenwort ab, nichts zu verraten.“

„Das genügt uns nicht. Du bist zu jung, und das Leben ist zu lang.“

„Ich habe gehört, daß hier die Freiheit des Willens als Heiligtum respektiert wird.“

„Dies gilt nur, wenn man uns beitritt, was sehr selten vorkommt. Bei Dir muß eine Ausnahme gemacht werden. Vor einigen Wochen beobachtete ich ein Segelschiff. Ein Schiffsjunge bekam jämmerliche Schläge, er sprang in seiner Verzweiflung über Bord. Mich dauerte der Aermste, ich brachte ihn unterWasser schnell in die mit Luft gefüllte Rettungskugel und unterzog ihn einem Verhör. Er war eine Waise und mit Freuden bereit, bei uns zu bleiben. Da legte er den Schwur ab, uns nicht wieder zu verlassen. Hätte er ihn nicht freiwillig geleistet, so würden wir ihn wieder an die Oberfläche haben schießen lassen. Dann wäre es uns gleichgültig gewesen, was aus ihm geworden. Wäre er dann auch gerettet worden, so hätte man ja seine Erzählung für eine Ausgeburt seiner Phantasie in der Todesangst gehalten. Bei Dir ist das etwas anderes, Du hast uns beobachtet, Du darfst uns nicht wieder verlassen.“

Dann fuhr der Meister, der Herrscher des Meeres, der keinen Widerspruch duldete, fort:

„Versprichst Du mir bei Deinem Ehrenwort, nicht zu entfliehen?“

„Nein, dieses Wort gebe ich nicht.“

„Ueberlege es Dir und lerne unser Leben erst kennen – es wird Dir bei Deinem Geiste und Charakter hier gefallen. Jetzt geh’.“

Der Meister deutete bei diesen Worten auf das in der Ecke markierte Viereck, und als Richard sich darauf stellte, senkte sich der Fahrstuhl, und der Knabe befand sich in den Wohnräumen zwischen den anderen Kolonisten auf dem Meeresgrunde, denen er als unfreiwilliger Kamerad beigesellt worden war.

Die Flucht

Richard war ein Gefangener, obgleich er das nicht im geringsten zu fühlen bekam.

Frei wie jeder andere konnte er sich bewegen, alle Räume standen ihm zur Verfügung, er konnte treiben, was ihm beliebte, niemand hielt ihn zu irgend etwas an.

Da er nun einmal hier war, benutzte er die Gelegenheit, sich umzusehen. Der ganze Felsenberg, die Seeburg genannt, war inwendig ausgehöhlt worden, über und unter Wasser und selbst noch unter dem Meeresboden. Das war die Wohnung und die Werkstätte der Kolonisten, angefüllt mit den Schätzen von gesunkenen Schiffen und mit Erzeugnissen des menschlichen Geistes und Fleißes.

Mit einer Beschreibung der wunderbaren Maschinen und Vorrichtungen wollen wir lieber gar nicht erst anfangen und erwähnen nur, daß zur Erzeugung der Elektricität die Kraft der Meeresströmungen benutzt wurde.

Einige Tage vergingen so dem immer von neuem staunenden Richard wie im Fluge, und wirklich, er bekam Lust, hier thätlich mitzuwirken. Gern beschäftigte man ihn in den Werkstätten, und so verstrichen rasch die Wochen.

Dann tauchte doch wieder der Gedanke in Richard auf, daß er nicht sein ganzes Leben hier bleiben könne. Dazu fühlte er sich nicht geschaffen.

Als er eines Tages bat, auch einmal auf dem Meeresboden spazieren gehen zu dürfen, führte ihn jener alte, freundliche Mann, der ihm als Lehrer und Erklärer beigegeben worden war, in die Rüstkammer, wo Richard sein eigenes Taucherkostüm sah und anzog.

Geheimnisvolle Thüren öffneten sich, dann umfloß ihn Wasser, und er wanderte mit seinem Mentor auf dem Meeresgrunde. Das war so belehrend, daß er beschloß, nicht eher an einen Fluchtversuch zu denken, als bis er hier unten alles kennen gelernt hatte.

Ja, wie wollte man ihn denn eigentlich an einer Flucht hindern? Diesem alten Manne konnte er doch bald entkommen! Das Luftreservoir war wieder für 100 Stunden gefüllt, damit vermochte er schon weit zu kommen. Ab und zu konnte er ja auch in die Höhe steigen und nach einem Schiffe ausspähen – er wollte es doch gleich einmal probieren.

Aber es ging nicht mehr. Die Vorrichtung, sich zu heben und wieder schwerer zu machen, die Schwimmblase war von dem Kostüm entfernt worden. Keiner der Taucher besaß sie. War das nicht eine Vorsichtsmaßregel des Meisters? Es schien so. Nun, dann mußte Richard also so lange auf dem Meeresgrunde wandern, bis er eine Küste erreichte. Aber wo befand er sich denn überhaupt?

Richard hatte keine Ahnung. Von jenem Felsenberge im atlantischen Ocean, den alle Schiffer kennen sollten, war ihm gar nichts bekannt. Er fand nichts davon auf einer Seekarte, niemand wußte oder wollte wissen, wo er sei, und jeder behauptete, das wäre ja ganz gleichgültig.

Da erkannte Richard, wie schlau es vom Meister gewesen war, die Schwimmblase zu entfernen. Denn um die geographische Lage zu bestimmen oder sich doch einigermaßen orientieren zu können, dazu muß man die Sonne und andere Gestirne beobachten, und diese Möglichkeit war Richard jetzt genommen. Auf dem Meeresgrunde aber einfach aufs Geratewohl fortzumarschieren, das wäre der sichere Tod gewesen.

Trotzdem ließ Richard die Hoffnung nicht sinken, dereinst doch fortzukommen. Vorläufig gab er sich allerdings gar nicht mit Fluchtgedanken ab, er wartete aber auf Fingerzeige und Gelegenheiten und nahm unterdessen an den Arbeiten der Seekolonisten auf dem Meeresgrunde teil, um alles kennen zu lernen. Er arbeitete mit in den unterirdischen Bergwerken, beförderte Kohle, Eisen und andere Rohstoffe herauf, er stieg bis auf zweitausend Meter hinab in Regionen, in denen jegliches Leben erloschen war, er bestand zahllose interessante Abenteuer und machte Jagden mit. So verstrichen Monate, und Richard, der sich jetzt fortzusehnen begann, sah noch immer keine Möglichkeit, die Sonne je wiederzuschauen.

Dennoch verweigerte er standhaft sein Ehrenwort, nicht an eine Flucht zu denken, wodurch er vielleicht die Wachsamkeit seiner Wächter hätte einschläfern können. Denn bewacht oder doch begleitet wurde er stets; hauptsächlich schien man ihn von denjenigen Tauchern fernhalten zu wollen, die manchmal ebenfalls Sehnsucht nach der Sonne, das heißt, nach der Außenwelt hatten.

Eines Tages machte er wieder mit einigen Tauchern einen Ausflug auf dem Meeresgrunde, um Beeren zu sammeln. Vorher wurde stets sein Kostüm untersucht; dann hielt man es nicht mehr für nötig, ihm einen beständigen Aufpasser beizugesellen, da ein Aufstieg unmöglich war und eine Flucht seinen Tod bedeutet hätte.

Die Suchenden zerstreuten sich. Bald sah sich Richard in dem kleinen Lichtkreis, den sein Leuchtgürtel um ihn verbreitete, allein. In der Ferne schimmerte eine intensive Glühkugel als Signal, das sich die Taucher nicht verirren konnten.

Plötzlich bemerkte Richard im Bereiche seines Leuchtkreises eine ungeheure Schlange, die kerzengerade aus dem Boden in die Höhe stieg. Das heißt, daß es eine Schlange sein könne, war nur eine phantastische Annahme von ihm. Nur der Gedanke spukte noch immer in seinem Kopfe, daß er einmal einer riesenhaften Seeschlange begegnen könne.

Eine Schlange also war es nicht, was da so kerzengerade vor ihm aufstieg! Doch noch ehe er es näher erkannt hatte, blitzte ihm ein hoffnungsfreudiger Gedanke durch den Kopf. Er warf rasch einen Blick auf seinen Tiefenmesser – ja, nur achtzig Meter war er noch unter dem Wasserspiegel – und als er sich jetzt bückte, richtig, da sah er einen mächtigen Anker vor sich, der sich im Grunde festgewühlt hatte und eine straff gespannte Ankerkette, und dort oben lag ein Schiff!

Richard sah sich bereits gerettet! Er löschte den Leuchtgürtel aus, ergriff die Kette und zog sich daran empor. Das war eine sehr leichte Mühe, selbst wenn er kein muskelstarker Turner gewesen wäre, jeder Ruck beförderte ihn einige Meter hinauf.

Jetzt fiel ein heller Schein in seinen Taucherhelm, er jauchzte laut auf, es war die Sonne! Wie er den schweren Kopf etwas hob, mit den Schultern natürlich noch im Wasser, sah er die Eisenplatten eines sehr hohen Dampfers. Weiter zu klettern vermochte er aber nicht. Schon der Helm war sehr schwer, und die Bleisohlen hätte er vollends nicht nachziehen können. Er schrie. Man konnte ihn aber schwerlich hören.

Kurz entschlossen klammerte er sich mit den Beinen an der Kette fest, schraubte den Taucherhelm ab und ließ ihn fallen.

„Mann über Bord! Mann über Bord!“ schrie er dann jauchzend.

Da aber verwandelte sich sein Jauchzen in einen Angstruf.

„Zu Hilfe, schnell, zu Hilfe!“

Seine Füße waren nämlich gepackt worden, und wie er auch strampelte, sie wurden festgehalten, und eine gewaltige Kraft zog daran, der er nicht lange widerstehen konnte.

„Zu Hilfe! Mann über Bord!“

Schritte rannten über Deck, Köpfe erschienen über der Bordwand, man warf ein Tau hinab.

Zu spät, Richards Kräfte waren schon erschöpft, der Zug nach unten war stärker als seine Hände; sie verloren den Halt; mit einem verzweiflungsvollen Schrei versank Richard in der Tiefe, das Wasser schlug über seinem von keinem Taucherhelm mehr geschützten Kopfe zusammen.

Ein Röcheln und Gurgeln, ein kurzer Todeskampf – und Richard, der Träumer, erwachte zu neuem Leben in seinem Bette!