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Karl der Große im Norden

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4.3.2. Von Fru Märta zu Fru Elin?

Der Inhalt dieser Handschrift ist bis auf die vier letzten Texte Schacktavelslek, die Legenden von der Heiligen Anna sowie die Texte über die Wunder der Jungfrau Maria, identisch mit dem des Cod. Holm. D4Cod. Holm. D4aCod. Holm. D4a. Dies zeigt, dass die Texte zur Zeit ihrer Abschrift zum Kanon im höfischen Rezeptionsmilieu gehörten, sowohl individuell als auch im Textverbund. Auf ihre detaillierte Beschreibung wird an dieser Stelle daher verzichtet. Im Hinblick auf die schwedische Überlieferung der Karlsdichtug nimmt die Handschrift Cod. Holm. D3Cod. Holm. D3 jedoch insofern eine Sonderstellung ein, als sie die einzige abweichende Lesart von Karl Magnus enthält: Während die Texte der anderen drei Handschriften überlieferungshistorisch eine Einheit bilden, repräsentiert Karl Magnus eine eigene Redaktion. Diese sei der altwestnordischen Vorlage am nächsten und beinhalte einige Norwagismen. Allerdings stellt auch diese Redaktion nicht die direkte Übersetzung der Karlamagnús sagaKarlamagnús saga ok kappa hans dar. Wie Agnieszka Backman in ihrer aktuellen Studie zur Materialität der Handschrift anmerkt, kann man von einem nun verlorenen Zwischenglied ausgehen.1

Die Tatsache, dass alle Texte des Cod. Holm. D4Cod. Holm. D4aCod. Holm. D4a, mit einer Ausnahme, nämlich Julens och fastans träta, auch hier enthalten sind, wirft die Frage auf, ob D3 als eine Kopie von D4a betrachtet werden kann. Wenn die Handschriften tatsächlich Märta Ulfsdotter sowie ihrer Tochter Elin Gustavsdotter gehörten, wäre diese Annahme naheliegend. Dagegen spräche allerdings die veränderte Reihenfolge sowie die Existenz von drei weiteren Texten in D3, nämlich Schacktavelslek sowie drei kürzeren Texten. Wie Åström nach seiner Untersuchung der Handschriften feststellt, sind Namnlös och ValentinNamnlös och Valentin, Hertig Fredrik af NormandieHertig Fredrik af Normandie, Tungulus und Prosaiska KrönikanProsaiska Krönikan direkte Abschriften aus der Handschrift D4a.2 Die Beziehungen der anderen Texte beider Handschriften untereinander sind aber nicht näher identifizierbar. Dass Schacktavelslek nicht in Cod. Holm. D4a enthalten ist, erklärt Jonsson mit dem jüngeren Alter der Bearbeitung des lateinischen Textes Liber de moribus hominum et officiis nobilium ac popularium super ludo scaccorum des Dominikaners Jacobus de Cessolis.3 Zusammen mit einem mittelniederdeutschen Zwischenglied, nämlich dem Meister Stephans Schachbuch, diente Cessolis’ Text dem schwedischen Übersetzer um 1460 als Vorlage. In Cod. Holm. D3Cod. Holm. D3 folgt also Schacktavelslek der Klerikersatire Herr abbotenHerr abboten anstelle des bereits zuvor beschriebenen Fastnachtspiels Julens och fastans träta, obwohl man den beiden letzteren Texten für einen recht langen Zeitraum eine gemeinsame Tradierung bescheinigt hat.4 Wie schon Julens och fastans träta, ist auch Schacktavelslek von einem didaktisch-moralischen Moment geprägt: Schachfiguren repräsentieren dort allegorisch verschiedene soziale Stände, um die Pflichten einzelner sozialer Schichten zu demonstrieren. Die politische Ausrichtung des Textes wie auch die deutliche Kritik an den Herrschern sind infolge Blomqvist an den schwedischen König Karl KnutssonKarl Knutsson Bonde adressiertSju vise mästareHugo von KonstantinopelCod. Holm. D3AM 191 fol.5 – dies ist auch der mögliche Grund für die Aufnahme des Textes in die Handschrift.

4.3.3. Vergleich mit Cod. Holm. D4a

Cod. Holm. D4Cod. Holm. D4aDie abweichende Reihenfolge der Texte bzw. deren Substitution durch andere, womöglich passendere oder aktuellere im Vergleich zu D4a, kann auf das Phänomen der Dynamik eines mittelalterlichen Codex zurückgeführt werden: Bereits durch den Akt dieser Modifikation offenbart der Kopist seine eigene Interpretation der Geschichten, eine seiner Ansicht nach sinnvollere Platzierung. Doch wie lassen sich die Texte der Handschrift durch ihre veränderte Positionierung charakterisieren? Die ersten drei aufeinanderfolgenden Texte sind Ivan Lejonriddaren, Karl Magnus sowie die ErikskrönikanErikskrönikan, welche gleichermaßen durch das Interesse an heroischen Taten gekennzeichnet sind. Im Prolog des Ivan Lejonriddaren werden der König Artus sowie Karl der Große als die größten Helden ihrer Zeit beschrieben. Wie Patrik Åström anmerkt, „placing the three texts together as in D3 gives them a chronological and thematic order. All three texts are about great heroes, even if Hertig Erik fares worse than the other two“.1 Nach diesen im weitesten Sinne historisch orientierten Inhalten folgt eine Gruppe von höfisch geprägten Romanen, Flores och BlanzeflorFlores och Blanzeflor, Namnlös och ValentinNamnlös och Valentin sowie Hertig Fredrik af NormandieHertig Fredrik af Normandie, wohingegen die Handschrift mit Texten endet, welche als unterhaltende Lektüre klerikaler und religiöser Prägung klassifiziert werden können.2

4.3.4. Fazit

Anhand der hier vorgestellten Texte lassen sich die Handschriften Cod. Holm. D4Cod. Holm. D4aCod. Holm. D4a wie auch Cod. Holm. D3Cod. Holm. D3 im Vergleich zum Cod. Holm. D4 als deutlich homogener bezeichnen. Die Inhalte sind durch höfische, religiöse bzw. didaktisch-moralische Tendenzen gekennzeichnet. Der Rezeptionsrahmen ist durch die Eigentümerinnen Fru Märta bzw. deren Tochter Fru Elin als aristokratisch-höfisch definiert, was sich ebenfalls in den Inhalten widerspiegelt. Im Vergleich zu Cod. Holm. D4a, welcher vermutlich dem Kopisten als eine der Vorlagen zur Verfügung stand, zeigt die Variation in der Reihenfolge der gemeinsamen Texte ein editorisches Bewusstsein für die Interpretation der Inhalte und deren Neugruppierung entsprechend den generischen Merkmalen.

4.4. AM 191 fol. (Codex Askabyensis)

AM 191 fol.Nach dem vermutlichen Entstehungsort der Handschrift benannt, dem Zisterzienserinnen-Kloster Askeby in Östergötland, ist AM 191 fol.AM 191 fol. oder Codex Askabyensis, die jüngste der vier Sammelhandschriften: Der Codex selbst enthält die Datierung auf das Jahr 1492. Inhaltlich ist diese Handschrift deutlich heterogener als Cod. Holm. D4Cod. Holm. D4aCod. Holm. D4a und Cod. Holm. D3Cod. Holm. D3. Auf insgesamt 137 Seiten finden sich 14 verschiedene Wasserzeichen.1 Dies führte in der Forschung zur Annahme, die Handschrift bestünde aus verschiedenen Teilen, die ursprünglich getrennt waren.2 Eine Anmerkung gibt Auskunft über den Besitzer der Handschrift, den Kaplan in Askeby Johannes Gerardi, der laut Kornhall auch der Schreiber der Handschrift ist.3

4.4.1. Inhalt


Blatt Inhalt Sprache Anmerkungen
1r–35r 35r: 28–41 Schacktavelslek Nachwort Swe Lat
35v–36r Leer
36v Carolus filius Philippi Lat Hand III
37r–49r Karl Magnus Swe Hand IV: 37r–93r
49r–58r Swe Rubrik „De alexandro rege“ bildet mit dem Schluss von Karl Magnus eine Einheit Schreiber 4
58v–66v Amicus och Amelius Swe Findet sich auch in Siælinna thrøst
67r–89r Swe Dritte Eufemiavisa
89r–93r De vno peccatore qui promeruit gratiam – En syndares omvändelse Swe
93v Vier annalistische Notizen aus dem Jahr 1487 Swe und Lat Anm. 3+4 von einem sonst unbekannten Schreiber, später hinzugefügt
94r–107r Swe Hand V
107r–112r Lilla Rimkrönikan Swe Hand II
112v–113r Eine visa „I mitt hjärthä der yppäs änh sorgh …“ Swe Hand VI 112v–113v
113v „Till minnes …“ Swe Später hinzugefügt
114r Leer
114v Mariengebet Lat Hand VI, später hinzugefügt
115r–123v Margareta Clausdotters Birgittakrönikan Swe
124r–125v Leer
126r–137v Swe Fragment, Hand I

Tab. 4:

 

Inhalt der Handschrift AM 191 fol.AM 191 fol.

4.4.2. Karl Magnus im Codex AM 191 fol.

Die Heterogenität der Handschrift, die sowohl profane als auch religiöse Textgattungen vereint, wird verdeutlicht durch die Tatsache, dass insgesamt sieben Schreiberhände sowie zwei nicht identifizierte Hände an der Erstellung beteiligt waren. Wie Kornhall anmerkt, bildeten Karl Magnus, Konung AlexanderKonung Alexander und Amicus och Amelius eine Einheit, da sie von einer Hand fortwährend auf dem gleichen Papier geschrieben sind.1 Durch die inhaltliche Varianz wird eine eindeutige Zuordnung des Rezeptionsmilieus erschwert, wobei Wiktorsson den Auftraggeber der Handschrift im adligen Milieu von Östergötland2 lokalisiert und Massimiliano Bampi zumindest für einen Teil der Texte, nämlich Flores och BlanzeflorFlores och Blanzeflor, Karl Magnus, Schacktavelslek und Sju vise mästareSju vise mästare das Publikum als aristokratisch bestimmen kann, mit dem relevanten Hinweis, die Mehrheit der Nonnen im Kloster Askeby entstammten sehr wahrscheinlich aristokratischen Familien.3

Zweifellos ist es nicht immer eindeutig, eine Art intertextuellen Dialog zwischen den einzelnen Texten ausfindig zu machen. Im Falle von AM 191 fol.AM 191 fol. lässt sich jedoch konstatieren, dass Schacktavelslek sowie Konung AlexanderKonung Alexander und Sju vise mästareSju vise mästare eine thematisch ähnlich ausgerichtete Gruppe bilden: Sie stellen „exemplariska berättelser som har til syfte att fostra publiken“ dar.4

Ein weiterer Text dieser Handschrift ist in Bezug auf Karl Magnus von Bedeutung, nämlich die Geschichte von Amicus och Amelius, eine von der Freundschaft zweier einander zum Verwechseln ähnlicher Helden berichtende Geschichte. Die Klassifizierung des Amicus-Amelius-Textkorpus wird in der Forschung unter zwei Aspekten vorgenommen: Einige Texte sind innerhalb einer adlig-feudalen Ordnung angesiedelt, während andere das religiöse Modell verkörpern.5 Texte mit christlich-religiösem Deutungsschema fanden Eingang in die mittelniederdeutsche Exempelsammlung Seelentrost des 14. Jahrhunderts: Hier dient das Amicus und Amelius-Exemplum zur Veranschaulichung des achten Gebotes. Auch in der altschwedischen Übertragung ist Amicus och Amelius Teil des Siælinna thrøst. Es ist also nicht verwunderlich, dass dieser Text in einer Handschrift enthalten ist, die dem Kaplan von Askeby gehörte und deren Rezeptionsmilieu als klerikal einzuordnen ist. Eine mögliche Verbindung zu Karl Magnus besteht hier zum einen im historischen Setting: Beide Narrationen sind am Hof Karls des Großen situiert und wie auch die bekannten Helden der Karlsdichtung RolandRoland und Oliver kämpfen Amicus und Amelius an der Seite Karls des Großen und fallen in der Schlacht im Dienste des Kaisers. Eine weitere gemeinsame Ebene verbindet diese Texte hinsichtlich der Konstruktion der sogenannten „Kriegerfreundschaft“.6 Sowohl Amelius und Amicus als auch Roland und Oliver sind durchgehend als Waffengefährten, im Altschwedischen stalbrødherne, charakterisiert. Der Tod der Helden beider Erzählungen zieht Wunder und Engelerscheinungen nach sich, es werden Kirchen gebaut und Klöster gestiftet. Auch auf der narrativen Ebene christlich-religiöser Deutungsmuster lassen sich auf diese Weise Parallelen zwischen Karl Magnus und Amicus och Amelius feststellen.

Deutlich ist vor diesem Hintergrund die Verbindung zu den dezidiert religiösen Inhalten des Codex AM 191 fol.AM 191 fol.: Sowohl De vno peccatore qui promeruit gratiam (En syndares omvändelse) als auch das Mariengebet wie die sog. Birgittakrönikan fügen sich in den christlich-erbaulichen Teil der Handschrift.

4.5. Fazit: Schwedische Sammelhandschriften

Die vier SammelhandschriftenSammelhandschrift, welche die altschwedischen Zeugnisse der Karldichtung enthalten, sind wichtige Zeugnisse für die Transmission und Adaptation einzelner Werke kontinentaleuropäischer Literaturtradition im nordischen Mittelalter. Sie umfassen volkssprachige und lateinische Überlieferungen, Übersetzungen und Übertragungen von Texten, deren Traditionen von der Antike bis in die geographische und historische Gegenwart der Überlieferung reichen, so z.B. oneiromantische Schriften. Aufgrund der Tatsache, dass drei der vier Handschriften einer adligen Familie zugeordnet werden können,1 kann das Rezipientenmilieu als aristokratisch bestimmt werden. Während Cod. Holm. D4Cod. Holm. D4 wohl für den schwedischen „riddare, riksråd och häradshövding“2 Gustav Algotsson angefertigt wurde, gehörte Cod. Holm. D4, auch als Fru Märtas bokCod. Holm. D4a bekannt, seiner Frau Märta Ulfsdotter. Ihrer Tochter Elin ist die dritte Handschrift Cod. Holm. D3Cod. Holm. D3, Fru Elins bok, zugeeignet. Auch wenn die in diesen Handschriften enthaltenen Texte schon viel früher ihren Weg vom Kontinent in den Norden gefunden haben, so zeigen sie dennoch, dass ihre Aktualität im 15. Jahrhundert, als diese Handschriften kompiliert wurden, nicht verloren gegangen ist. Die Gründe hierfür sind sowohl unterhaltender als auch politischer Natur – hier erfüllten die Texte während der instabilen Zeiten der Kalmarer UnionKalmarer Union kritische und satirische Funktionen gegenüber den verschiedenen Herrschaftsmodellen. Auch lässt sich das Rezeptionsmilieu anhand dieser genealogischen Verbindungen als aristokratisch charakterisieren. Selbst wenn die einzelnen Texte nicht immer deutliche Spuren höfischer Ethik enthalten und keine Genre-Transformationen bis hin zu einem höfischen Roman durchleben, wie es auch im Fall von Karl Magnus zutrifft, so lassen sich doch bestimmte sinnstiftende, didaktisch-moralisierende Tendenzen sowohl in den einzelnen Texten als auch in deren kodikologischen Zusammensetzungen erkennen. Bei den innerhalb der schwedischen Aristokratie situierten Rezipienten trugen diese sicherlich zur Unterhaltung, aber auch zur Belehrung bei.

4.6. Altdänische Karlsdichtung: Cod. Holm. Vu 82

Als einzige erhaltene spätmittelalterliche Handschrift überliefert Cod. Holm. Vu 82Cod. Holm. Vu 82 die altdänische Karl Magnus Krønike. Auch sie zählt zu den SammelhandschriftenSammelhandschrift im Hinblick auf die erwähnten Kriterien von Carlquist, nämlich das Nebeneinander mehrerer Genres und Sprachen. Die Chronik ist neben dieser spätmittelalterlichen Handschrift noch in zwei frühen nachmittelalterlichen Drucken überliefert. Der Text der BørglumBørglum-Handschrift enthält eine Datierung auf das Jahr 1480; als Fragment ist die Chronik darüberhinaus in einem Druck von Gotfred von Ghemen von 1509 und einem von Christiern Pedersen von 1534 überliefert – letzterer als eine revidierte Version des Ghemen-Textes.

Cod. Holm. Vu 82Cod. Holm. Vu 82, vormals Nr. 12b, wird in der Königlichen Bibliothek in Stockholm aufbewahrt. Es handelt sich um eine 162 Blatt umfassende Papierhandschrift, im Format 21x15 cm. Ihre älteren Partien sind 1480 in BørglumBørglum – zwar nicht notwendigerweise, aber doch wahrscheinlich – im Kloster entstanden.1 Eine weitere Datierung weist das Jahr 1541 auf. Die Handschrift ist paginiert von Seite 1 bis 324, Schriftraum und Zeilenzahl sind dabei wechselnd. Geschrieben von mehreren, mindestens zwei Händen, ist die Schriftart eine Bastarda. Von Hand I sind Seiten 1 bis 64 und 139 bis 318 (von 1480) verfasst. Bis zur Seite 30 wurde rubriziert, bis zur Seite 64 finden sich vergrößerte Anfangsmajuskeln mit Drolerien am Seitenbeginn.

Als Schriftsprachen sind Niederdeutsch und Dänisch auszumachen. Neben der Chronik finden sich vor allem niederdeutsche Texte, deren Reihenfolge dem Reisebericht Conrad Borchlings2 zu entnehmen ist. So schreibt Borchling auch, die BørglumBørglum-HandschriftCod. Holm. Vu 82 sei nach dem Handschriften-Katalog von 1734 wohl 1693 aus dem Antikvitets-Arkiv in die Königliche Bibliothek in Stockholm gelangt, wo sie als En Rymbok på gamall tyska om åtskilligt, et Caroli Magni Historia, MS, på papper in 4°3 verzeichnet ist. Die jüngeren Partien sind auf den Seiten 67 und 76 auf das Jahr 1541 datiert.

4.6.1. Inhalt


Seiten (paginiert) Inhalt Anmerkungen
1–7 Des Kranichhalses neun Grade Hand I bis S. 65
8–48 Farbentracht beginnt ohne Überschrift, Farbenlehre in ndt. Versen
48, Zeile 7– S. 64 Liebesgespräch III Liebesgespräch in siebenzeiligen Strophen
65–67 Niederdeutsche Sprüche Hand II bis S. 138, kann dem Jahr 1541 zugeordnet werden dank Notiz „Søndag for medfaste aar 1541“
69–76 Lehren für eine gute Jungfrau „Schreffwert onstdag eptther exaudi anno domini 1541“
77–96 Rat der Vögel Eine ndt. Vogelsprache
97–105 De vos unde hane Die ndt. Fabel von dem Fuchs und dem Hahn
106–116 Der Trinker
117–130 Chronikalische Aufzeichnungen über dänische, schleswig-holsteinische und hansische Ereignisse 251–1520 n. Chr. Schließen mit dem Satz: „In deme Jaer godes bort M.D.xx do wort de grotmechtiighe könik Cristiern ingefoert tho stockholm mitt myt groter tryomphe und ere“, d.h. 1520
130–138 Gottfried von Franken Pelzbuch (in Auszügen) Die letzten vier Anweisungen sind in dänischer Sprache verfasst, aber von derselben Hand
139–317 Karl Magnus Krønike wieder Hand I, Jahresangabe 1480
318–321 Alphabet in gothischen Zierbuchstaben
322–324 Leer

Tab. 5:

 

Inhalt der Handschrift Cod. Holm. Vu 82Cod. Holm. Vu 82

Die aufgelisteten Texte können zwei Gruppen zugeordnet werden: einer spätmittelalterlichen und einer nachmittelalterlichen. Zur spätmittelalterlichen Gruppe gehören die Texte der Seiten 1 bis 64 und 139 bis 317. Die Karl Magnus Krønike schließt mit einer Orts- und Jahresangabe: „Ar æfter gudz byrd M cd lxxx sancte marie magadalene afften i børlum“ (KMK, S. 342, 17–18), i. e. 21. Juli 1480. Die nachmittelalterliche Gruppe kann auf das Jahr 1541 datiert werden, einer Jahresangabe, die zweifach in der Handschrift vorkommt (S. 67 sowie S. 76). Hier wird von zwei Schreibern ausgegangen.1

Signifikant ist die Tatsache, dass sowohl die niederdeutschen als auch die dänischen Texte der spätmittelalterlichen Gruppe von einem Schreiber stammen. Laut Poul Lindegård Hjorth zeigen Untersuchungen der Buchstabenformen, der Stiftführung und des Schreibduktus einheitliche paläographische Prägungen, so dass es sich um denselben Schreiber handeln muss, obgleich auch sporadisch Buchstabenvarianten auftauchen, die in der anderen Gruppe nicht belegt sind.2 Ein weiteres Indiz für die Zusammengehörigkeit der spätmittelalterlichen Texte sind die heraldischen Initialkompositionen auf den Seiten 1 und 139, welche dasselbe Wappen zeigen, dessen charakteristisches Schachbrettmuster außerdem die Innenseite des Vorblattes schmückt und mehrfach im spätmittelalterlichen Teil der Handschrift erscheint.

Abb. 1:

Cod. Holm Vu 82Cod. Holm. Vu 82, S. 1 (Kungliga Biblioteket Stockholm)

Abb. 2:

Cod. Holm. Vu 82Cod. Holm. Vu 82, S. 139 (Kungliga Biblioteket Stockholm)