Czytaj książkę: «Legion»
Eldar Elrador
Legion
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
Titel
Legion
Dramatis Personae
Kapitel I
Kapitel II
Kapitel III
Kapitel IV
Kapitel V
Kapitel VI
Kapitel VII
Kapitel VIII
Kapitel IX
Kapitel X
Kapitel XI
Kapitel XII
Kapitel XIII
Kapitel XIV
Impressum neobooks
Legion
Inhalt: ©EldarElrador
Umschlaggestaltung: ©Vanessa Streng (BuchGestalt)
Cover – Bildmaterial: ©Shutterstock
Eldar Elrador
Legion
„Der Krieg ist der Vater aller Dinge und der König aller. Die einen macht er zu Göttern, die andern zu Menschen, die einen zu Sklaven, die andern zu Freien.“
- Heraklit, midgardischer Philosoph, ca. 1600 M.W.
„Es wären so unendlich viele Worte vonnöten, um das zu beschreiben, was die Legionen für unser Sternenreich bedeuten. Und doch wären es niemals genug, um diese Bedeutung in selbige zu fassen."
- Isa Callari, Journalistin und Reporterin des Loan Ara
„Arthian Withlion, Casar Belliador, Varius Oriton. Namen, die von einem Hauch Geschichte umgeben sind. Ich weiß nicht warum, aber ich habe das Gefühl, das sind die Namen jener Helden, die aus unserem Zeitalter noch für Millennien nachhallen werden. Jeder von uns kann es spüren.“
- Wika Gwendhert, Reporterin aus dem Hause Gwendhert und Chronistin des Stiarvalorers Aghillion Alas
Seit Anbeginn der Zeit träumten die Völker der Menschen davon, eines Tages die geheimnisvollen Sterne zu erkunden, die sich in jeder Nacht über ihrem Himmelszelt auftaten. Ein Griff in die Unendlichkeit. Ein Griff nach der Unsterblichkeit selbst.
Unserem Volk ist dies gelungen. Und wir haben es geschafft, unser Reich über die Galaxis auszubreiten. Unsere Kultur, unser Wissen, unsere Art hat sich über hunderte von Welten zerstreut und sich unter einem Banner, einem Glauben, zusammengeschlossen: Dem Glauben daran, dass wir, die Kinder der Götter, als einzige in der Lage sind, die Dunkelheit vom Licht fernzuhalten. Dem Glauben daran, dass unser Sternenreich die einzige Bastion gegen die Mächte der Finsternis ist, die dort zwischen den Sternen lauern. Denn wir haben nicht geahnt, was dort im dunklen Raum auf uns warten würde.
Es hat lange gedauert, bis wir zum Gegenschlag gegen das Duyari-Imperium des Verräters Turesk ausholen konnten. Doch nun hat der Sturm unserer Legionen begonnen. Die mächtigsten Krieger unseres Reiches sind die Stiarvalorer – Elitesoldaten, deren Einheiten das Sternenreich bereits seit über viertausend Jahren vor der Tyrannei und der Grausamkeit fremdartiger Spezies schützen. Und ihre Aufgabe ist nach all den Millennien dieselbe geblieben. Sie sind das Schwert Erias und der Schild unserer Welten.
Dramatis Personae
Die Silberengel (Silvirengla Legion)
Laer Tarius Lechent der 304ten Kompanie
Aglair Erster Tesari Lechent Laers
Casar Belliador Kommandant der Silberengel
Embirion Tesari in der 304ten Kompanie
Tal Tesari in der 304ten Kompanie
Thurian Kommandant der Panzereinheiten
Artalydari Anduis Offizier der Silberengel
Die Tweilithar Legion
Aghillion Alas Vigolos der 3ten Brigade
Saith Tesari in der 3ten Brigade
Rictar Tesari in der 3ten Brigade
Marghos Hevelios General der Tweilithar Legion
Die Rowsa Legion
Eskalian Dorn Comantor des 27ten Regiments
Ramoth Senturior im 27ten Regiment
Erwion Lechent der Panzereinheiten
Varius Oriton General der Rowsa Legion
Die Marines
Comantor Askon Kommandant der
Marines der Tweilithar Legion
Lusius Soldat der Marines der Rowsa-
Legion
Die Flottenoffiziere
Comodoros Arthon Silvirwylf Comodoros der
Flotte der Silberengel
Captain Yulius Captain der
Angre Gythesas
Captain Alesdai Captain der Rimos
Diastin Drivianiak Admiral der
Tweilithar Legion
Petos Admiral der Rowsa-
Legion
Ragin Admiral der Silvirengla
Legion
Die Reporterinnen
Isa Callari Reporterin des Loan Ara
Wika Gwendhert Reporterin des
Ya Wardiari
Die Asteri
Arthian Withlion Feldherr des Kaisers
Mareth Roghamoun Magathi des Ordens
Argis Silvirwylf Lehrling des Ordens
Yvona Fairosfex Lehrling des Ordens
Die RSO-ler
Aigir Scarlydari des RSO
Weitere Generäle
General Ferion General der Moun Legion
Lordprotektor General der Lambdio Legion
Martius Sellias
General Eryndir General der Ara Legion
Teil Eins
Helden
Kapitel I
Die Wüste war gelb, grell und konturlos. Ohne ein einziges Gewässer in hunderten von Kilometern in Sicht, brannte die Sonne von Okada erbarmungslos auf die trockene Landschaft dieser Welt.
Es war ein äußerst trostloser Planet im Norden des Imperiums der Duyari und nur selten verirrten sich Sternenschiffe in diesen Teil der Galaxis.
Die zahllosen Dünen auf seiner Oberfläche waren gelegentlich unterbrochen von mehr- oder minder großen Dörfern und Siedlungen. Die einzig größere Stadt, die es auf dieser Welt gab, war Zaiashad, was in der Sprache der Duyari soviel wie Der letzte Ort bedeutete. Und ungefähr so, wie der Name diese Stadt beschrieb, schien sie auch auf den ersten Anblick. Es war eine, auf einem breiten Sandsteinhügel errichtete Festung, in dessen Mitte ein großer Tempel mit einer hoch aufwölbenden Kuppel errichtet war. Am Fuße dieses Sandsteinhügels, in einem Ring um die Stadt herum, wirkten mehrere unscheinbare Barackensiedlungen wie Zeugnisse von dem, wie Duyari ihre Sklaven, einstig freie Völker, die sie in blutigen Kreuzzügen schon vor hunderten von Jahren unterworfen hatten, ansahen.
Am Horizont jenseits von Zaiashad, die flackernde aufgeheizte Luft durchbrechend, wirkte das Geschwader wie ein Hornissenschwarm, der sich aus der Trostlosigkeit der brennenden Wüste schälte. Sie waren wie ein Schwarm von Vögeln, ein Schwarm von Raubvögeln, der sich aus seinem Nest heraus auf die Jagd gemacht hatte.
Die Staffel an drei Dutzend Naichasgali – Planetartruppentransportern raste wie ein vorbeiziehender Wind über die deprimierende Endlosigkeit der Wüste hinweg und sie flogen so nah über dem Boden, dass ihre blau leuchtenden Triebwerke am Heck den Sand unter ihnen wie ein herannahender Sturmwind zum Aufwirbeln brachten.
Die Staffel der Naichasgalis formierte sich in einer Keilformation und das Rot und Weiß ihrer Lackierung funkelten im glitzernden Sonnenlicht. Auf ihren Hecks prangte eine weiße Rose, das Zeichen ihrer Legion, und auf ihren Seiten glänzte das blaue Kreuz der Weltenwehr des Sternenreiches.
Sie rasten so schnell über die Wüste hinweg, dass die Verteidiger der Stadt sie wahrscheinlich eh erst sehen würden, wenn es bereits zu spät war.
Comantor Eskalian Dorn hielt sich betont gelassen mit einer Hand an den Halterungen im Bauch des führenden Nachaisgalis fest und beobachtete, wie die monotonen Dünen unter ihnen entlangzogen. Die Türen an den Seiten des Transporters öffneten sich und sofort strömte heiße Wüstenluft ins Innere. Die Soldaten hatten nun einen freien Blick auf die gesamte Landschaft, oder wie auch immer man diesen Sandhaufen nennen wollte.
»Helme aufsetzen, Jungs«, schrie Eskalian, wobei er so gut er konnte, versuchte, den brausenden Wind mit seiner harten und kommandoerfahrenen Stimme zu übertönen »Könnte gleich ziemlich heiß hier werden. Und damit meine ich nicht die Sonne, die uns den Arsch verbrennt.«
Der Comantor setzte selbst den Helm seiner Rüstung auf und die zahlreichen Anzeigen erschienen vor dem Glas des Visiers. Die Soldaten seines Trupps um ihn herum luden ihre eleganten VG 71 Gewehre und entsicherten die Magazine.
Das Rot – Weiß der Stiarvalorerrüstungen machte Eskalian bei jedem Anblick stolz, ein Offizier dieser zähen Legion zu sein. Das siebenundzwanzigste Regiment der Rowsa Legion war seine Familie, sein Kopf, seine Waffe, sein Herz. Und sie hatten schon eine Menge Schlachten in den vergangenen sechs Monaten geschlagen. Bei diesem Kampf heute würden sie genauso wenig versagen, wie damals auch.
»Kann ja wieder ein Spaß werden«, sagte Senturior Ramoth, der sich jetzt ebenfalls den Helm über den gezogen hatte und seine Stimme nun aus den Außenlautsprechern kam. Er lud sein VG71 noch einmal durch, stellte sich an die gegenüberliegende Tür und richtete den Lauf des Sturmgewehrs nach draußen.
»Unterschätzt die Grauhäute nicht«, sagte Eskalian. »Vielleicht waren die ersten Kämpfe des Feldzuges solche Spaziergänge, weil sie nicht drauf vorbereitet waren. Wahrscheinlich werden sie sich aber bei der Verteidigung ihrer verfluchten Städte ein bisschen mehr Mühe geben.«
»Dann tun wir das halt eben auch«, meinte einer der anderen Stiarvalorer und er konnte es nicht sehen, doch Eskalian war sich vollkommen sicher, dass er hinter dem Visier breit grinste.
»Gut, Jungs«, sagte der Comantor »Aber nicht übermütig werden«
»Wir doch nicht!«, rief Ramoth, der immer noch vor der linken Tür kniete und es augenscheinlich gar nicht abwarten konnte, endlich ein Ziel vor den Lauf zu bekommen.
Der Dorfring um die Stadt herum kam jetzt immer näher. Eskalian schaltete durch einen Tastendruck an seinem Helm auf einen Gesamtfunkkanal für das Regiment um.
»Gut, Ziel bald in Reichweite. Auflockerungsangriff und Bodeneinsatz bereit machen. Ich wiederhole – an alle Einheiten: Auflockerungsangriff und Bodeneinsatz bereit machen.«
Es dauerte einige Sekunden, bis er von jedem Zug die Empfangsbestätigung bekommen hatte. Wenigstens störten die Duyari den Funk nicht. Das war zumindest eine gute Nachricht. Vielleicht verlief ja doch alles so reibungslos, wie sie es gestern Abend bei der Besprechung mit General Varius geplant hatten.
»Wie sieht's mit der Verteidigung der Stadt aus?«, fragte Ramoth.
»Keine Nennenswerte. Aber unsere Aufklärer waren, glaube ich, auch nicht besonders gründlich. Kann sein, dass wir 'ne miese Überraschung erleben.«
»Ich steh auf Überraschungen, Comantor«
»Das ist mir sehr wohl bewusst, Senturior«
Eskalian warf noch einen Blick aus der offenen Tür heraus. Die Stadt war jetzt weniger als einen Kilometer entfernt.
»Alles klar«, gab er den Befehl in den Funkkanal »Feuer«
Ramoth lachte und ließ sein Gewehr klicken »Feuerwerk, Leute«
Der Angriff der drei Dutzend Naichasgalis begann wie ein buntes Feuerwerk am Himmel. Ihre Plasmakanonen und Lasermaschinengewehre sprühten grüne und rote Salven aus feuriger Energie und begannen die Baracken um die Stadt herum zu zerfetzen. Explosionen waren zu sehen, wo die Energiegeschosse einschlugen und ganze Stadtviertel gingen bereits während der ersten Salve in Flammen auf.
Eskalian konnte die Sklaven und ihre Duyariherren sehen, wie sie panisch aus den Häusern stoben und begannen, durch die verdreckten Straßen der Dörfer um ihr Leben zu rennen, als sich die Raubvögel auf sie stürzten. Aus den Naichasgalis heraus eröffneten die Stiarvalorer das Feuer und die Duyari – Soldaten, die von hier aus nur wie kleine Ansammlungen von Ameisen wirkten, fielen unter dem prasselnden Hagel der Projektilgeschosse.
»Treibt die Ratten aus den Löchern, wohoo!«, klang Senturior Ramoths Stimme jubelnd durch den Funkkanal ihres Regiments, während sie das Dorf in Flammen aufgehen sahen.
»Ramoth, raus aus dem Befehlskanal«, ermahnte ihn Eskalian.
»Tut mir leid, Comantor. Ist nur gerade zu viel Spaß hier« Er hielt sein Gewehr hinaus und feuerte wahllos in die Reihen des Feindes hinein.
Ihre Naichasgali ließ eine Rakete los, die, einen brennenden Schweif hinter sich herziehend, ein dickes Loch aus der Mauer der Oberstadt riss.
Aus der Stadt und den Dörfern unter ihnen blitzte nun das Mündungsfeuer von Plasmamaschinengewehren.
»Weg von der Tür!«, rief Eskalian, während die grünen Strahlen an den Naichasgalis vorbeizischten. Einer von ihnen, der Transporter direkt zu ihrer rechten, wurde schwer von einigen Energiegeschossen getroffen, die dicke Teile der Coraith Panzerung und Hülle hinfortrissen, bevor Flammen aus dem Inneren des Transporters brachen und er in schwellendem Rauch gen Boden stürzte.
»Scheiße nochmal!«, brüllte Eskalian in den Funkkanal »Weicht aus, verdammt! Wir brauchen jeden einzelnen, um die Stadt einzunehmen!«
Die Formation der Naichasgalis löste sich auf und die Staffel schloss sich langsam wie eine Schere um die Stadt.
»Feuert auf ihre Geschütze!«
Die drehbaren Strahlenlaserkanonen unter dem Rumpf der Schnelltransporter drehten bei und begannen das Feuer auf die feindlichen Stellungen in der Stadt zu eröffnen. Explosionen stießen in glühenden Feuerbällen aus ihr heraus, als sie es schafften, einige der feindlichen Maschinengewehre zu zerstören.
Raketen schossen weitere Löcher in die Mauer der Stadt. Wenn sie Glück hatten, würde vom Flaggschiff bald die Panzerunterstützung kommen, bevor sie sich alle im Häuserkampf verloren.
»Bringt uns da runter«, rief Eskalian zu seinem Piloten und zeigte mit dem Finger auf eine breite Hauptstraße in der Mitte der Stadt.
»Jawohl, Sir!«
Ihr Schnelltransporter senkte sich gen Boden, während er immer weitere Salven auf feindliche Flakbatterien auf den flachen Häuserdächern abgab.
Eskalian stellte die Sicht seines Helms auf Wärmebild um, um die feindlichen Soldaten in den sie umgebenden Häusern besser erkennen zu können. Er schoss einige Male mit seinem Gewehr auf ein Fenster, welches daraufhin zerbarst und Schmerzensschreie klangen dumpf an sein Ohr.
Die Naichasgali setzte auf, wobei ihre Düsen den trockenen Sand der breiten Straße aufwirbelten. Sofort sprangen die fünfunddreißig Stiarvalorer heraus und feuerten Warnsignale in alle Richtungen.
Die Naichasgali hob hinter ihnen sogleich wieder ab und sie hatten keine Möglichkeit, sich zu sammeln. Sofort fuhren Schüsse auf sie nieder. Manche Projektilgeschosse, manche Plasmawaffen. Einer der Stiarvalorer stürzte mit einem dampfenden Loch in der Brust zu Boden.
»Comantor!«, rief Ramoth und beugte sich zu dem Soldaten herunter.
»Lebt er noch?!«, wollte Eskalian wissen. Die Wärmebildansicht zeigte mindestens zwanzig feindliche Scharfschützen in den Häusern um sie herum.
»Nein, Sir!«
»Dann können wir nichts mehr für ihn tun!«, sagte Eskalian. Er nahm eines der Fenster ins Visier, zielte auf den Scharfschützen, dessen Kopf er nur halb erkennen konnte, und feuerte. Blut spritzte im Inneren des Hauses gegen die Wand.
Überall um sie herum erschallte der berauschende Klang des Gefechts. Hunderte Sturm und Maschinengewehre wurden gleichzeitig abgefeuert und es war kaum möglich all die Befehle, die über den Funkkanal hin- und hergeschmissen wurden, auseinanderzuhalten.
Über ihnen kreisten jetzt die Naichasgalis mit ihrer raubvogelähnlichen Form und gaben tödliche Salve auf feindliche Geschützstellungen ab. Mit ihren zwei nach unten gebogenen Flügeln sahen sie fast aus wie ein Schwarm Raben über der Stadt.
»Eskalian an Zug, wir müssen zu ihrem Tempel vorrücken! Die Duyari werden sich erst ergeben, wenn ihre Priester tot sind«, sprach Eskalian in den Funkkanal. Neben ihm schlug ein Plasmablitz ein und er sprang zur Seite. Zum Glück waren ihre Rüstungen temperiert und hielten die brühende Hitze der Sonne von ihm fern. Sonst wäre das ganze hier ein ziemlich anstrengendes Unterfangen gewesen.
Die Stiarvalorer hatten sich jetzt in einem Kreis auf der Straße verteilt und feuerten auf alles, was sich in den Häusern bewegte.
»Wir brauchen Deckung«, stellte Ramoth fest, während er, auf ein Knie gebeugt, gerade den Innenraum eines Hauses mit Explosivgeschossen neu dekorierte. Eskalian konnte ihn an seinen drei bronzenen Streifen am Helm erkennen, die ihn als Senturior auswiesen.
»Dann bitte ich um Vorschläge!«, meinte Eskalian, derweil er im Schnellfeuermodus weiter in die Gegend feuerte.
»Wir sind noch etwa einen halben Kilometer vom Tempel entfernt. Sobald die Fahrzeugunterstützung hier eintrifft, können wir vollständig vorrücken«
»Danke, dass Sie noch einmal meinen Plan wiederholen, Senturior!«, sagte Eskalian mit einer gehörigen Portion Sarkasmus.
»Dafür bin ich da, Sir!«
Ramoth hatte diese Angewohnheit, ihn immer an die Dinge zu erinnern, die er ursprünglich geplant hatte. Er war manchmal so etwas wie sein persönlicher Notizzettel. Und genau deshalb hatte er ihn auch zum ersten Senturior seines Regiments ernannt.
Eskalian ließ den Kreis der Stiarvalorer weiter ausfächern, damit sie nicht mehr so nah aneinander gedrängte Ziele abgaben »Auf offenem Feld überleben wir das nicht lange«
»Wir sind Elitesoldaten des Sternenreiches, Sir. Das sind nur irgendwelche duyarischen Heckenpenner«, kommentierte Ramoth.
»Trotzdem, folgt mir!«, rief Eskalian und bedeutete seinem Trupp mit einer Geste, ihm zu folgen, während sie ihren Kameraden Feuerschutz gaben.
Einer der Stiarvalorer zog im Vorbeirennen eine Plasmagranate vom Gürtel. Er aktivierte den schwarzen Ball mit einem Knopfdruck und ein rotes Licht leuchtete auf, bevor er sie über einen Balkon hinweg in das Fenster eines Hauses warf. Die Explosion riss die halbe Wand aus dem Gebäude und der gelbe Sandstein regneten in hunderten von Stücken über die Straße.
»Da hat jemand das Prinzip von Ausräuchern verstanden. Gut gemacht«, sagte Eskalian zu dem Soldaten.
»Danke, Sir!«
Sie rückten weiter unter dem Beschuss der Scharfschützen vor. Ihre Rüstungen waren in der Lage, einige Projektile aufzuhalten und ertrugen auch die ein oder andere Ladung an Plasmaenergie, aber trotzdem waren sie gegen einen gut angesetzten Schuss nicht immer gefeit.
Sie rannten die Straße entlang, schossen immer wieder in die Fenster der Häuser und warfen Granaten hinein.
Aus anderen Teilen der Stadt stachen Feuerfontänen über die Dächer der Gebäude in den Himmel.
Sie fanden schließlich Deckung bei den Ständen eines weitläufigen Marktplatzes, der kurz vor den Eingängen der Tore des Palasthofes lag.
»Los, Jungs, hinter die Steine da!«, befahl Eskalian seinen Männern, hinter einigen der aus gefestigtem Sand bestehenden Warenhäusern Schutz zu suchen.
Über den Dächern und den Zinnen des hoch aufragenden Palastes wehten die rot – schwarzen Fahnen des Duyari – Imperiums mit dem Kreuz Zarch Adrushs in ihrer Mitte.
Eskalian und Ramoth sprangen hinter einen der Steine, als das Geschoss eines Raketenwerfers einen Teil des Marktplatzes in Schutt und Asche legte.
Eskalian beugte sich kurz hinter dem Sandstein vor und gab einige Schüsse in die Richtung ab, aus der die Rakete gekommen. Doch der Schütze hatte seine Stellung bereits wieder abgebaut und war von dem Dach verschwunden.
Sein Trupp hatte heute erst einen einzigen Mann verloren. Was mit den anderen Zügen war, die noch überall in der Stadt verteilt kämpften, konnte er aus den wirren Funksprüchen nur schwer heraushören. Eskalian verstand jedoch so viel, dass ihre eigenen Verluste nicht allzu hoch waren. Obwohl noch keine Panzerunterstützung kam, um ihnen den Rücken zu decken.
»Solange die sich in ihren Häusern verstecken, wird’s schwer alle von denen zu töten«, sagte Ramoth, drückte auf einen Knopf, woraufhin das Magazin vom Gewehr fiel, er ein neues vom Gürtel nahm, und es einsetzte.
»Der Tempel ist unser Ziel. Ich hab das schon damals erlebt. Wenn ihre Priester hängen, werden sie sich ergeben. Außerdem brauchen wir hier noch die Läuferunterstützung«, sagte Eskalian.
Er wechselte den Funkkanal zu Lechent Erwion, der für die Kampfläufereinheiten des Regiments zuständig war.
»Was ist jetzt, Erwi? Kriegen wir hier langsam mal ein bisschen Hilfe, oder was? Uns geht der Arsch auf Grundeis.«
Zunächst folgte nur ein wirres Knistern im Funkkanal, aus welchem gelegentlich Stimmfetzen drangen. Dann, nach etwas einer halben Minute, antwortete Erwion: »Wir sind auf dem Weg. Die T4 Transporter haben heute ein paar Probleme gemacht. Wir mussten erst mal den Sand von der Hülle kratzen. Aber hey, wir sind gleich da. Gebt uns zehn Minuten. Ist der Luftraum frei?«
Eskalian schaute in den blauen Himmel und riskierte einen Blick hinter der Steinmauer hervor auf die Häuserdächer. Die Naichasgalis hatten so ziemlich alles an Maschinengewehrstellungen auf den Dächern in Schutt und Asche geballert, was sie nur so zerstören konnten. Sie flogen jetzt von einem Teil zum anderen der Stadt, brachten Verwundete aus dem Kampfgebiet und versetzen die Truppen.
»Ja, ja, denke schon. Seid aber trotzdem vorsichtig. Keine Ahnung, was die Grauhäute noch so in der Hinterhand haben«, sagte er in den Kanal. Er war froh, jetzt endlich wieder nicht schreien zu müssen.
»Gut, gut. Dann kommen wir gleich zur Party. Lasst uns was übrig!«
Die Verbindung brach ab.
Es war bei solchen Gesprächen, die vielleicht von großer strategischer Bedeutung für die Schlacht waren, dass Duyari schon einmal gerne ihre Kanäle abhörten. Da musste der Austausch zwischen den Offizieren effizient und vor allem schnell vonstattengehen.
»Und?«, fragte Ramoth und schoss noch einmal in das Fenster eines Hauses hinein.
»Sind auf dem Weg«, sagte Eskalian.
»Ja wunderbar! Dann überleben wir das heute ja sogar vielleicht! Ist ja unser Glückstag«
Ferne Explosionen in der Stadt, die wie Pilze über die Häuserdächer stiegen, zeigten, dass ihre Männer recht problemlos vorankamen. Trotzdem, ohne die Unterstützung der Läufer und Panzer wäre eine Eroberung des Tempels viel zu verlustreich. Eskalian hatte es schon mehrmals miterlebt, mit welchem Einsatz und Hingabe die Duyari ihre heiligen Orte verteidigten. Sie würden bis zum letzten Mann, bis zum letzten Blutstropfen, kämpfen.
Es dauerte nur knapp fünf Minuten, bis am Himmel die silbernen Fahrzeugtransporter zu sehen waren.
T4 Heerestransporter waren die größten Versorgungsschiffe der Weltenwehr, die noch in einen Sternenschiffshangar passten. Ihre Flügel besaßen eine weite, nach hinten ausgerichtete Form mit einer Spannweite von fünfundzwanzig Metern. In ihrem schlanken, aber doch geräumigen Bauch konnten sie eine ganze Kompanie an Soldaten, oder auch mehrere Panzer, transportieren. Fünf dieser mächtigen Vögel stürzten sich jetzt aus dem Orbit herab und hielten mit schwindelerregender Geschwindigkeit auf die Stadt zu.
»Na, wer sagt's denn? Kein Problem«, kommentierte Ramoth, als er die fünf T4s erblickte.
Sie landeten in verschiedensten Teilen von Zaiashad. Einer von ihnen ging direkt vor ihrem Trupp auf dem Marktplatz nieder. Es wirkte ja schon etwas befremdlich, wie diese schwerfälligen Kleinschiffe mehrere Meter senkrecht über dem Boden wankten, bevor sie schließlich aufsetzten.
Die breite Luke am Heck des T4 öffnete sich und heraustraten in mehreren Reihen zunächst IDL 8 Kampfläufer in rot – weißer Bemalung. Diese Art von Kampfläufern war für den engen Häuserkampf oder für das Gefecht auf unebenem Terrain konzipiert. Seine langen Beine waren über ein leicht ausladendes Heck mit dem Kopf verbunden, dessen Transparentstahlkanzel einen Rundumblick über das gesamte Schlachtfeld ermöglichte. Sie waren etwas mehr als drei Meter hoch, also Winzlinge im Vergleich zu den Schlachttitanen, die die Duyari manchmal ins Feld führten. Doch sie erfüllten ihren Zweck.
Den etwa zehn Läufern folgten zwei HCW414 Panzer. Diese etwa zehn Meter langen Kampfwagen, waren die größten, die ihre Legion besaß. Sie hatten wie alle Fahrzeuge der Weltenwehr ohne Tarnfarbe eine silbrig glänzende Hülle und ihr langes Plasmageschütz war in der Lage, ganze Häuser mit einem einzigen Schuss ins Vergessen zu befördern.
Die Soldaten um Eskalian herum jubelten, als die Fahrzeuge aus dem Transporter fuhren und das laute Dröhnen der Ketten der HCW414s über den Marktplatz hallte.
Die Läufer gaben sogleich Schüsse ihrer Laserkanonen auf die Stellungen der Scharfschützen in den Häusern ab und verwandelten den Marktplatz einmal mehr in eine Müllhalde aus geborstenem Stein und zerschmetterten Verkaufsständen.
»Alles klar!« Eskalian winkte seinen Männern zu, ihm zu folgen. Das Tor zum Hof des Tempels lag nur einen halben Kilometer von ihnen entfernt. Sie ließen die Läufer vorrücken, damit diese ihnen den Weg freimachten. Hunderte Scharfschützen wurden auf der Stelle erfasst und ihre Stellungen durch Laserbeschuss und Raketen der IDL8er aus dem Weg geräumt.
Eskalian und sein Trupp rückten in ihrem Schatten vor, bildeten einen Kreis und gaben sich gegenseitig Feuerschutz.
Aus dem Funkkanal erhielten sie die Bestätigung, dass die T4s in allen Teilen der Stadt gelandet waren und die Stiarvalorer jetzt mit der Unterstützung der Panzer und Läufer eine Art Schlinge um den Tempel herum zogen.
Es läuft alles nach Plan, dachte Eskalian. Und es lief tatsächlich alles genauso, wie General Varius es gestern mit ihm und den anderen hohen Offizieren der Rowsa Legion durchgegangen war. Ihre Verluste waren gering – so gering, wie sie selten in Schlachten dieser Art gewesen waren.
Sie erreichten bald die Tore des Palstes. Einer der Läufer schoss den Weg mit einer Granate frei.
Die Panzer blieben hinten zurück, als die Stiarvalorer nun den Läufern voraus in den Hof stürmten. Vor ihnen erstreckte sich ein weiter Palmengarten, der bewachsen war mit einheimischen Blumen und mehreren Teichen, sowie kleinen Bächen, die sich durch den Vorhof zogen.
»War ja typisch«, sagte Ramoth, verlangsamte seinen Schritt und ließ das Gewehr gen Boden sinken »Die Bevölkerung verhungert und schlägt sich gegenseitig den Schädel für ein paar Tropfen Wasser ein und die Priester völlern hier rum.«
»Duyarische Kultur eben«, erwiderte Eskalian und grinste dreckig hinter dem Visier seines Helms.
Ihre Rüstungen waren jetzt ganz mit Sand und Dreck bedeckt. Das Rot und Weiß und ihre Embleme waren an manchen Stellen kaum noch zu erkennen. Vielleicht war es doch bald Zeit, dass sie in Tarnfarben wechselten.
Die Läufer stapften durch den Garten um den Tempel herum. Die Stiarvalorer schwärmten aus, um die Umgebung zu sichern. Es war kaum zu erwarten, dass sie hier noch auf großen Widerstand stießen. Doch Eskalian wollte der erste sein, der den Tempel betrat und ihre Priester gefangen nahm. Dieses Privileg ließ er sich nicht nehmen.
Er winkte Ramoth und zehn seiner Männer zu, die gerade damit beschäftigt waren, die zahlreichen Gewächse und hohen Palmen des Gartens zu bewundern. Sie nickten ihm zu und schlossen sich ihrem Kommandanten in einem Halbkreis herum an.
Sie erreichten das Tor, welches hinter einer kleinen Brücke lag, die über einen Wassergraben führte. Das Tor selbst war aus mit purem Gold überzogenem Stahl. Schriftzeichen und filigrane Ornamente überzogen das helle Metall wie die Flüsse einer Landkarte.
»Protzig, protzig, muss man schon sagen«, meinte Ramoth und stellte sich neben Eskalian.
Die beiden traten zurück und bedeuteten einem anderen Stiarvalorer, nach vorne zu kommen. Der Soldat klemmte sich das Gewehr an die Halterung am Rücken seiner Rüstung und zog einen Sprengsatz vom Gürtel. Er befestigte die kleine Bombe am Spalt, der die beiden Torhälften voneinander trennte und ging einige Schritte zurück.
»Bereit, Sir«
Eskalian nickte »Okay« und hob drei Finger in die Luft »Drei, Zwei …« Mit einer kleinen, aber doch wuchtigen Explosion sprang das Tor auf und krachte nach Innen hinein.
»Schwerter raus, Jungs«, befahl der Comantor und klemmte sich das VG 71 auf den Rücken. Der Trupp zog seine silber – blauen Klingen von der anderen Halterung am Rücken. Ein Klirren ging umher, als sich die Schwerter des Trupps wie schimmernde Blitze erhoben.
Die Halle, die sich jetzt vor ihnen erstreckte war lang und dicke Steinsäulen stützten die auswölbende Decke. Der Boden war aus weiß – grünem Marmor, der durch das Sonnenlicht der hoch gebauten Fenster glitzerte. Auf dem Boden, überall in der Halle verteilt, lagen rote Teppiche, vor denen niedrige Tische aus dunklem Holz standen. Die Tische waren gedeckt mit allerlei Speisen und exotischen Früchten.