Das Lebende Universum

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Danksagungen

Ich bin den vielen Menschen, deren einzigartige Beiträge dieses Buch mit auf den Weg gebracht haben, für ihre Unterstützung dankbar. Als Erstes möchte ich denen danken, die es mir durch ihre finanzielle Unterstützung erlaubt haben, dieses Lebensprojekt zu vollenden. Insbesondere bin ich Ted Mallon und John Levy zu Dank verpflichtet, die mich von Anfang an unterstützt haben. Danke für euer Vertrauen in mich und in dieses Werk. Drei Stiftungen kamen mir mit wichtigen Stipendien zu Hilfe: die Kalliopeia Foundation in Kalifornien (ich danke euch, Barbara Sargent und Barbara Cushing), das Fetzer Institute in Michigan (vielen Dank, Frances Vaughan) und die Foundation for Global Community in Kalifornien (herzlichen Dank, Richard Rathburn). Mein Dank geht außerdem an andere Menschen, die mir bei der Umsetzung dieses Projekts geholfen haben: Kimberly und Foster Gamble, John Steiner und Margo King sowie Charles Silverstein. Der Präsident der RSF Social Finance Organization, Mark Finser, war ein wichtiger Verbündeter für mich, der dem Projekt des lebendigen Universums ein finanzielles Zuhause gewährt hat.

Zweitens möchte ich mich bei all denen bedanken, die durch ihr Feedback geholfen haben, dieses Werk zu formen. Deepak Chopra, ich bin Ihnen für Ihr Vorwort zu tiefstem Dank verpflichtet. Mein Dank gilt auch der Gemeinschaft von Freunden und Akademikern, die frühere Versionen des vorliegenden Buches rezensiert haben: Chris Bache, Bill Barnard, Coleen LeDrew Elgin, Dave Ellis, Scott Elrod, Kimberly und Foster Gamble, Roger Housden, Jean Houston, John Levy, Joel Levey, Nipun Mehta, Carter Phipps, Frank Poletti, Richard Rathburn, Charles Silverstein, Bill Veltrop und Roger Walsh. Durch euer Feedback konnte diese Arbeit ihr höchstes Potenzial erreichen. Auch möchte ich Colleen Mauro für ihr professionelles Lektorat des Manuskriptentwurfs danken.

Drittens möchte ich mich ganz herzlich bei dem tollen Verlagsteam von Berrett-Koehler bedanken. Die Mitarbeiter waren während des gesamten Publikationsprozesses äußerst hilfsbereit, ehrlich und engagiert. Ganz besonders weiß ich die fruchtbare Zusammenarbeit mit Steve Piersanti als meinem Lektor und seine kreative Leitung als Herausgeber des Berrett-Koehler Verlags zu schätzen. Steves Feedback war zurückhaltend, doch beharrlich, scharfsinnig und immer hilfreich. Ich bin Judy Johnstone für ihr professionelles Lektorat des endgültigen Manuskripts dankbar. Vielen Dank auch Detta Penna für das elegante Buchdesign und die Begleitung dieses Projekts durch die gesamte Produktionsphase hindurch. Camilla Coates möchte ich für ihre behutsamen Illustrationen/Grafiken danken. Auch weiß ich das professionelle Feedback der Verlagsautoren Alan Briskin, Dee Hock, David Korten und Libba Pinchot sowie die Arbeit der Verlagskorrektoren Douglas Dupler, Elainne Obadia, John Renesch und Don Schatz zu schätzen.

Abschließend möchte ich meiner Frau Coleen LeDrew Elgin für ihr Feedback zum Manuskript danken – und auch dafür, dass sie mir eine so liebevolle und unterstützende Partnerin ist, während wir gemeinsam lernen, im lebendigen Universum zu leben.

Duane Elgin

Einleitung
Das große Erwachen

Das Universum ist eine Gemeinschaft und eine Gemeinde.

Wir sind diese Gemeinschaft, die sich ihrer selbst bewusst wird.

Thomas Berry1

Ist das Universum in seiner Grundsubstanz leblose Materie? Wenn diese tot und ohne Bewusstsein ist, dann ist es sich unserer Existenz nicht bewusst – und ihr gegenüber gleichgültig. Was glauben Sie? Sind wir Fremde in einem fremden Land? Sind wir unwillkommene Außenseiter?

Doch was ist, wenn das Universum stattdessen in seinem tiefsten Kern lebt? Wenn es einen Bereich der Lebendigkeit und eine Ökologie des Bewusstseins gibt, die alles im Universum durchdringen – was bedeutet das dann für unser Leben und unsere Lebensaufgabe?

In Anbetracht des Klimawandels, der Energieengpässe, der Kriege über Ressourcen, der bitteren Armut und anderer Herausforderungen fragen Sie sich vielleicht, warum Sie sich Gedanken um das Universum und unsere Verbundenheit zu diesem Universum machen sollen. Meine Antwort darauf lautet: Wir Menschen müssen einen Schritt zurückgehen und wieder zur Vernunft kommen.

Der Traum von materiellem Wohlstand wird immer mehr zu einem kollektiven Albtraum, während wir die Erde mit Menschenmassen überfluten und mit unserer Konsumgier überwältigen. Wir werden mit ständig wachsender Dringlichkeit gezwungen, uns neue Wege vorzustellen, wie wir auf diesem Planeten in Harmonie und Umweltverträglichkeit zusammenleben können. Und dennoch fehlt uns ein klares Gefühl der Richtung. Es ist, als würden wir in die Geschichte wandern – entfremdet von der Erde, voneinander und vom Universum. Wir haben uns verlaufen. Wo finden wir einen Weg in die Zukunft, der der menschlichen Familie eine gemeinsame Reise aufweist?

Ich glaube, es reicht nicht, Lösungen für die Energiekrise oder Klimakrise zu entwickeln, auch wenn das wichtig ist. Wir müssen darüber hinausschauen. Die grundlegendste Herausforderung für die Menschheit ist möglicherweise, über die Not hinauszusehen und Zukunftsperspektiven mit großartigen Chancen zu visualisieren. In einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung setzen wir das um, für was wir uns halten. Die Archetypen und Geschichten, die wir uns selbst vorhalten, verhalten sich wie Lichtstrahlen, die uns in die Zukunft lenken. Um mögliche richtungsweisende Bilder zu untersuchen, sollten wir einen Schritt zurücktreten, die tiefsten Weisheiten der Menschheit anwenden und uns drei fundamentale Fragen stellen:

1. Wo stehen wir? Wir neigen dazu, bei uns selbst anzufangen, dennoch ist es wichtig, mit der Frage zu beginnen, wo wir stehen, statt wer wir sind. Wenn wir bei uns ansetzen, neigen wir zu glauben, unser physischer Körper würde definieren, wer wir sind. Daraus ergibt sich eine Fülle von Konsequenzen – sie bescheren uns die Welt, die wir jetzt haben. Fangen wir stattdessen damit an, wo wir uns befinden, und wenn wir uns ohne Vorbehalte für das Universum öffnen und fragen, was für ein Ort es ist, werden wir vielleicht zu einem größeren Verständnis gelangen: Dann können wir erkennen, dass wir mehr als nur biologische Wesen sind – dass wir auch einen kosmischen Bezug haben.

Lassen Sie uns das Universum, in dem wir leben, betrachten und diese Kernfrage stellen: Leben wir in einem lebendigen oder einem leblosen Universum? Einstein sagte, wenn er Gott eine einzige Frage stellen könnte, dann würde sie lauten: »Ist das Universum uns freundlich gesonnen oder nicht?« Dieses Buch wirft eine noch tiefere Frage auf: Ist das Universum lebendig oder nicht? Die Art und Weise, wie wir diese einfache Frage beantworten, birgt tiefgründige Hinweise darauf, ob wir das Leben mit einem Gefühl der Befremdung oder des Dazugehörens erleben, ob wir es als sinnlos oder als sinnvoll ansehen, und ob wir es voller Gleichgültigkeit oder voller Bewunderung betrachten.

2. Wer sind wir? Nachdem wir uns das Universum, in dem wir leben, näher angesehen haben, können wir nun fragen: Sind wir Wesen, die auf ihre physische Biologie beschränkt sind, oder nehmen wir auf irgendeine Weise aktiv an dem größeren Universum teil? Unser kollektives Selbstbild als eine Spezies muss noch Gestalt annehmen, doch es wird in den nächsten paar Jahrzehnten geschehen, wenn die Kommunikationsrevolution mit dem drohenden Unwetter einer unnachgiebigen Krise von Gesamtsystemen auf der Erde zusammentrifft. Diese Krise, die sich anbahnt, wird uns zwingen, uns kritisch im Spiegel unserer kollektiven Medien zu betrachten und zu fragen: »Wer sind wir als eine Spezies?« Sind wir nicht mehr als biophysische Wesen im Kampf ums materielle Überleben – oder haben wir eine kosmische Verbundenheit und eine Aufgabe, die uns aufruft, in ein weitaus größeres Potenzial hinein aufzuwachen?

3. Wohin gehen wir? Gibt es im Leben und in der Evolution eine erkennbare Richtung? Ohne eine dramatische Richtungsänderung steuert die Menschheit auf eine Katastrophe zu. Die Veränderungen, die erforderlich sind, damit die Menschen auf Erden leben und Leben erhalten können, sind so breit, so tief und so weitreichend, dass es für die Vermeidung eines globalen Desasters unabdingbar ist, die »großen Geschichten« zu entdecken, die unserer Reise in die Zukunft die nötige Anpassung und Orientierung geben können. Gibt es eine Geschichte unseres Erwachens als Spezies, die einen so viel versprechenden Inhalt hat, dass sie unsere Ängste und historische Untätigkeit überwindet?

Eine persönliche Perspektive

Um diesen Fragen eine persönlichere Perspektive zu verleihen, möchte ich ein paar Erfahrungen mit Ihnen teilen, die sich wie goldene Fäden durch den Wandteppich ziehen, aus dem mein Leben gewebt ist. Seit ich in den 1940er und 1950er Jahren auf einer Farm in Idaho aufwuchs, interessiere ich mich leidenschaftlich für den Bezug zum Wunder des Lebens. Ich war eine Frühgeburt. Meine Mutter war Krankenschwester, mein Vater Farmer. Wir lebten mit meinem Bruder, zwei Hunden, einem halben Dutzend Katzen und verschiedenen Farmtieren auf dem Land – genauer gesagt, ein paar Meilen außerhalb eines kleinen Dorfs mit ungefähr fünfhundert Einwohnern. Ich wuchs in Idaho, dem Land mit dem großen Himmel, auf und empfand mich als ein kleines Wesen in einer riesigen Landschaft. Da ich auf dem Hof arbeitete, bis ich Anfang Zwanzig war, bin ich mit dem Land fest verwurzelt und empfinde meine Identität als Farmer genauso stark wie die als Akademiker, Dozent oder Aktivist.

Zu meinen frühesten Erinnerungen zählen die Momente, in denen ich auf dem Boden des Wohnzimmers lag und zusah, wie das Sonnenlicht durchs Fenster schien und über den Teppich wanderte, während die goldenen Strahlen den Raum mit einer lebenden Präsenz und wohltuenden Lebendigkeit erfüllten. Als junger Mann bescherte mir das Farmleben das Geschenk tiefer Stille in einer Umgebung voller subtiler Pracht, die sich regelmäßig zeigte: der Duft frischen Heus, der Geruch trockener Erde nach einem kurzen Sommerregen, der Sonnenuntergang hinter den Bergen in der Ferne. Wenn ich allein war, legte ich mich manchmal in eine Bodenfurche, um die Erde und das Meer aus blühenden Erntefrüchten zu erleben. Ich erinnere mich daran, wie ich mich in ein Salatfeld gelegt habe und von seinen üppigen Blättern fast völlig zugedeckt wurde, und wie ich die summende Lebendigkeit der Erde, der Wiesen und des Himmels über mir aufsog. Felder zu bewässern, Apfelbäume zu beschneiden, Farmtiere zu versorgen – all das waren regelmäßige Einladungen, das Naturwunder strahlender Lebendigkeit zu feiern. Wie Wasser, das in einen trockenen Schwamm einzieht, wurde ich über viele Jahreszeiten hinweg von einer namenlosen und doch greifbaren Präsenz durchdrungen.

 

Mit Anfang Zwanzig zog ich in die Großstadt, wo ich ein starkes Trennungsgefühl von der vertrauten Lebendigkeit meiner Jahre auf der Farm spürte. 1971 arbeitete ich als leitendes Mitglied des Stabs einer Präsidentschafts- und Kongresskommission, die sich mit der Zukunft Amerikas beschäftigte. Gedanken über die Lebendigkeit der Natur wurden nebensächlich, als wir uns auf die nächsten dreißig Jahre und Probleme wie Bevölkerungswachstum, Urbanisierung und Mangel an lebensnotwendigen Ressourcen wie zum Beispiel Wasser konzentrierten. Auch wenn ich in meinem Inneren immer noch ein lebendiges Universum spürte, schienen diese Intuitionen in der intensiven Welt der Politik eine weichliche Sensibilität zu sein, die ich zu ignorieren hatte. Dennoch befand ich mich in einem Konflikt. Hatte ich mir die lebendige Präsenz nur eingebildet, die ich auf der Farm in Idaho erlebt hatte? Oder durchdrang diese unsichtbare Lebendigkeit sogar die harsche Welt der Politik in Washington? Wie wichtig konnte etwas sein, das kaum greifbar und zugleich so reich an gefühlter Erfahrung war?

Nach zwei Jahren in Washington war ich von der Machtpolitik desillusioniert und wollte etwas ganz Neues machen. Ich zog mit meiner Familie in die Bucht von San Francisco und fing an, mit einem kleinen Team aus erfahrenen Forschern in der »Futures Group« von SRI International, einer der größten Denkfabriken der Welt, zusammenzuarbeiten. Für die nächsten fünf Jahre untersuchten wir die langfristige Zukunft von Regierungsbehörden und Unternehmen. In dieser Zeit schrieb ich zusammen mit einem kleinen Team, zu dem auch der berühmte wissenschaftliche Forscher Joseph Campbell gehörte, das Buch Changing Images of Man (Die Kraft der Mythen: Bilder der Seele im Leben des Menschen, Artemis, 1994). Wir erforschten archetypische Bilder, die die Familie der Menschheit wie Lichtstrahlen in die Zukunft weisen. Ein zweites Projekt umfasste eine einjährige Studie zu den globalen Zukunftsproblemen des wissenschaftlichen Präsidentschaftsrats. In einem weiteren Projekt für die amerikanische Umweltschutzbehörde (Environmental Protection Agency) blickten wir fünfundzwanzig Jahre weiter und projizierten eine Reihe alternativer Szenarien und ihrer jeweiligen Bedeutungen für die Umweltschutzpolitik der USA. All diese Forschungen machten mir deutlich bewusst, dass unsere Welt auf ein Zeitalter profunder Veränderungen unserer irdischen Lebensweise und wie wir das Universum, uns selbst und die Reise der Menschheit sehen, zusteuert.

Während ich an der Erforschung der langfristigen Zukunft arbeitete, beschäftigte ich mich gleichzeitig mit einer intensiven Meditationspraktik, die im tibetanischen Buddhismus verwurzelt ist. Dann wollte es das Schicksal, dass ich als Forschungsobjekt für die früheste Seelenforschung am SRI ausgewählt wurde, die im Auftrag der National Aeronautics and Space Administration (Raumfahrtbehörde) durchgeführt wurde. Diese wissenschaftlichen Experimente ermöglichten es mir, über einen Zeitraum von fast drei Jahren die Grundsatzfrage zu untersuchen, die hier erhoben wird: Ist das Universum ein lebendes System? Die Kombination von intensiver Meditation und gleichermaßen intensiven Laborexperimenten gab mir eine ungewöhnliche Lernchance. Dieses Buch basiert auf der Sicherheit, die ich in diesen Jahren der inneren und äußeren Forschungen gewonnen habe.

Die Untersuchungen des SRI zur globalen Zukunft ergaben eindeutig, dass die Welt schon bald unerbittliche Grenzen der jetzigen Wachstumsstufen und -muster erleben wird. Da ich das sah, wollte ich mehr tun, als nur auf der Wartebank der Geschichte zu sitzen und zuzusehen. So verließ ich SRI, um mich für kreative Veränderungen einzusetzen und zu meditieren.

Mein Meditieren erfolgte in Form eines halben Jahres der nach innen gerichteten Reflexion und des Nachdenkens in meiner Hütte. Der Höhepunkt war eine transformierende Erfahrung, die seitdem mein ganzes Leben beeinflusst hat (wie in meinem Buch Awakening Earth, Anhang II beschrieben). Die Einsichten, die ich in dem halben Jahr des Meditierens gewonnen habe, fließen in das vorliegende Buch ein.

Mein Ruf nach Veränderungen schließt das Verfassen von drei Ausgaben des Buchs Voluntary Simplicity ein und Reden, die ich weltweit über Themen gehalten habe, wie sich eine Zukunft aufbauen lässt, die das Leben unseres Planeten erhält. Außerdem bin ich Mitgründer dreier gemeinnütziger Organisationen, die sich überparteilich mit Medienverantwortung und der Stärkung der Macht der Bürger befasst.

Im Rückblick haben diese vielfältigen Lebenserfahrungen mir verschiedene Sichtweisen der Welt vermittelt. Bisher habe ich in mindestens drei verschiedenen Wahrnehmungsparadigmen gelebt. Ich wuchs mit der Denkweise des Agrarzeitalters auf – auf einer Farm, auf der das Leben von den Jahreszeiten und den Naturzyklen geprägt ist. Dann wechselte ich zur Denkweise des industriellen Zeitalters über, während ich zusah, wie unser Familienbetrieb sich zu einem kleinen Agrarunternehmen entwickelte und wir von der Farm in ein Städtchen in der Nachbarschaft zogen. Später wechselte ich zur Denkweise des Kommunikationszeitalters über, als ich langfristige Zukunftsformen recherchierte und eine bewusstere Demokratie befürwortete. Ich habe erlebt, wie sich jedes Denkschema ganz logisch aus dem vorherigen entwickelt, und dass jedes von ihnen seine einzigartige Sicht der Welt und seiner selbst hat.

Ich glaube, dass viele Leute wie ich mit einem Fuß in mindestens zwei Welten leben: Sie bewegen sich zwischen zwei oder mehr verschiedenen Wahrnehmungsperspektiven hin und her und bemühen sich krampfhaft, das Universum zu begreifen. Vielleicht fühlen Sie sich – wie ich – hin und her gezogen zwischen der Verwundbarkeit, sich der subtilen Lebendigkeit der natürlichen Welt zu öffnen, und dem Versuch, Ihr Erleben der Lebendigkeit vor der Leblosigkeit einer materiell besessenen Kultur zu schützen.

Bevor wir die Vorstellung eines lebendigen Universums näher untersuchen, ist es wichtig, seine Antithese ernst zu nehmen – eine extreme Sichtweise, die das Universum in seinem Fundament als leblos oder tot betrachtet. Ich glaube, das Universum als eine Materie, die zum größten Teil tot ist, als leeren Raum ohne Lebensformen anzusehen, stellt eine wichtige Phase in der menschlichen Individuation und Stärkung der Selbstbestimmung dar. Auch bin ich überzeugt, dass das noch nicht die ganze Wahrheit ist, sondern nur ein Kapitel in einer viel größeren Geschichte unseres Erwachens – und irgendwann auch unserer Wiederkehr – in ein lebendiges Universum.

Das Leben in einem toten Universum

Als eine Perspektive ist es wichtig, die Vorstellung von einem toten Universum sorgfältig zu untersuchen. Vor allem in der Welt der Wissenschaft trifft man auf die Sichtweise, dass wir in einem Universum leben, dessen Grundlagen Emotion, Bewusstsein und Lebendigkeit fehlen. Diese Ansicht ist nicht ungewöhnlich und kommt zum Beispiel bei der Autorin Susan Blackmore, die über das menschliche Bewusstsein schreibt, deutlich zum Ausdruck, wenn sie sagt: »Wir leben in einem sinnlosen Universum. Es gibt keinen Grund für unser Dasein. Es gibt keine Seele. Es gibt keinen Geist. Wir werden nicht ewig in irgendeiner Art von Himmel leben … es gibt keine übernatürlichen Phänomene, auch wenn ich das nicht mit Sicherheit sagen kann.«2

Blackmore liefert die ernüchternde Beschreibung eines leblosen oder toten Universums – und steht damit nicht allein da.3 Es ist seit dreihundert Jahren die etablierte Überzeugung vieler Wissenschaftler. Seit dem betrachtet die Wissenschaft das physische Universum als »alles, was es gibt«: Alles, was existiert, sind unterschiedliche Verbindungen lebloser Materie, und wer etwas anderes suggeriert, verfällt zurück in den Aberglauben. Es wird davon ausgegangen, dass Materie auf der Ebene der Atome von sich aus kein Leben enthält. Im Gegensatz dazu sind Leben, Gedanken und Gefühle Phänomene, die auf mysteriöse Weise auftauchen, wenn Materie sich in ihrer physischen Struktur zu höheren Stufen der Komplexität entwickelt und Wesen wie uns hervorbringt. Die ganze Existenz wird allein auf materieller Ebene erklärt (außer dem Teil, bei dem sich Leben spontan organisiert und sich seiner selbst bewusst wird). Anscheinend besteht keine Notwendigkeit eines unsichtbaren Bewusstseins, da sich die Prozesse des gesamten Universums durch die Prozesse von Materie erklären lassen. Da davon ausgegangen wird, dass Leben, Gedanken und Gefühle der Menschen aus chemischen Reaktionen zwischen leblosen Arten von Materie hervorgebracht werden, wird der Tod des physischen Körpers als das Ende des Bewusstseins angesehen. Verständlicherweise enthalten »primitivere« Formen von Materie (Atome und Moleküle) nach dieser Vorstellung vom Universum offensichtlich weder Leben noch irgendeine Art von Bewusstsein.

Wenn die Grundlagen des Universums als leblos angesehen werden, dann scheint »Leben« erst vor relativ kurzer Zeit entstanden zu sein, das sich irgendwie aus Materie zu immer höheren Stufen der Komplexität entfalten konnte – das sich aus Atomen zu Molekülen zu Zellen zu Organismen entwickelt hat. Das Bewusstsein – oder eine wissende Fähigkeit – wird als ein biologisches Phänomen angesehen, das im physischen Gehirn angesiedelt ist.

Wenn wir davon ausgehen, dass das Universum in seinen Fundamenten leblos und ohne Wissen ist, nehmen wir automatisch an, dass das Leben keinen höheren Sinn und auch keine Bedeutung hat. Liebe und Glücksgefühle sind dann reine chemische Reaktionen im Körper, die weder von Bedeutung noch von Wichtigkeit sind. Dann gibt es auch keine Aussicht auf eine Zukunft, die über unsere körperliche Existenz hinausgeht. Da das Universum sich zerstreuen und die Sterne erlöschen werden, wird alles Leben irgendwann absterben und in Vergessenheit geraten. Es wird keine Bedeutung mehr haben. Materielle Besitztümer und Leistungen sind der wichtigste Ausdruck der Identität des Einzelnen und daher eine wichtige Glücksquelle.

Aus dieser rein materiellen Vorstellung vom Universum wird es völlig logisch zu schlussfolgern, die, die am intensivsten leben (wir Menschen) hätten das Recht, das, was tot ist (Materie und der Rest der Natur), für unsere eigenen Zwecke auszubeuten. Die Natur ist unser Warenhaus, angefüllt mit Ressourcen für unseren täglichen Bedarf. Welchen Bezug sollen wir zur Welt haben? Den der Ausbeutung dessen, was tot (Natur) ist, zugunsten der Lebenden (wir selbst). Die Tendenz zum Materialismus, Hedonismus und der Ausbeutung der Natur sind die vorhersehbaren Folgen einer Vorstellung, das Universum sei tot.

Trotz dieser trüben Aussichten bedeutet die Vorstellung vom toten Universum eine wichtige und notwendige Phase auf der langen Reise der Menschheit hin zum Erwachen. Indem wir uns von der Natur und voneinander zurückziehen, sind wir gleichzeitig als Individuen viel stärker und differenzierter geworden. Nach meinem Gefühl haben wir Menschen uns von der Einheit mit der Natur so weit entfernt, wie wir es je tun werden. Nun haben wir keine große Wahl: Wenn wir uns weiterhin entwickeln und unsere Potenziale als Spezies verwirklichen, müssen wir uns unserer Partnerschaft mit der Natur und untereinander bewusst werden.

Obwohl der Wechsel zur industriellen Gesellschaft und zum Hyperrationalismus eine starke Trennung zur Natur mit sich gebracht hat, glaube ich, dass wir für eine neue Stufe der Naturverbundenheit offen werden – vor allem in der Wissenschaft. Vom elektronischen Mikroskop über das Hubble-Teleskop bis hin zum menschlichen Genom sind wir dabei, die Art und Weise zu verändern, wie wir das Universum und uns selber sehen und verstehen. Je näher wir hinsehen, umso deutlicher erkennen wir das Universum als einen Ort von atemberaubend enormem Umfang, erstaunlicher Subtilität und undurchschaubarer Mystik.