EINSICHT in UNerhörtes

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Das soziale System und die Bindung

Der ventrale Vaguszweig ist wie die Liebe der Eltern eine wesentliche Grundlage für das dyadische Erleben und dieses wieder für die kraftvolle Entwicklung dieses Nerven. Das Bindungsverlangen und die Bindungsfähigkeit sind uns damit sozusagen angeboren und der ventrale Vaguszweig muss im Weiteren stabil weiterentwickelt werden, damit wir den ganzen Nutzen in unserer sozialen Interaktion immer zur Verfügung haben.

Der ventrale Vaguszweig ist schon vor der Geburt tätig, kennt insbesondere die Stimme der Mutter und empfindet ebenso ihre Stimmung, ggf. ihren Stress. Nach der Geburt findet, wie bereits beschrieben, die dyadische Kommunikation von Mutter und Kind im permanenten Erleben statt. Dadurch entwickelt das Kind immer weiter Sicherheit und Bindung.

Der zentrale Vaguszweig hat dabei eine herausragende Bedeutung und durch die sichere Bindung, die das Kind erlebt, erfährt ebenfalls dieser Teil des ANS beim Kind einen kräftigen Tonus. Damit ist er in der Lage, den Sympathikus in seinen Stressantworten zu begrenzen, was lebenslang eine Ressource für das Kind darstellt im Sinne einer erworbenen Resilienz.

Aber auch dieses System muss wie gesagt trainiert werden, und wir trainieren, indem wir im weiteren Leben gute Bindungen eingehen mit Freunden, Partnern, unseren Kindern, aber auch Arbeitskollegen und Geschäftspartnern, generell also kommunikative Herausforderungen suchen.

Die Entwicklung eines kräftigen Tonus im ventralen Vaguszweig gehört also gleichermaßen zur gesunden Hirnentwicklung eines Kindes.

Für die Frage der körperlichen Unversehrtheit auch bei Kindern müssen wir uns jetzt insbesondere noch die Thematik der sogenannten Telomere anschauen.

1.4 Telomere und ihre Bedeutung

Telomere sind die Endstücke der Chromosomen (die Chromosomen befinden sich im Zellkern und tragen die Gene, unser Arsenal an Erbinformationen). Die Telomere werden häufig mit den Plastikenden von Schnürsenkeln verglichen, die auf die Enden der Schnürsenkel aufgesetzt werden, damit diese nicht ausfasern.

Entsprechend schützen auch die Telomere die Chromosomen-Enden. Nun können die Telomere kurz oder lang sein. Vereinfacht gesagt sind lange Telomere gut für die Gesundheit und ein gesundes, langes Leben und kurze Telomere sind für beides eher ungünstig.

Wichtig in diesem Zusammenhang ist, dass krankheitsfördernde Lebensweise und Dauerstress sich auf die Länge der Telomere auswirkt und zwar verkürzend. Umgekehrt kann eine längere gesundheitsförderliche Lebensweise die Telomere wieder verlängern.

Es ist jetzt in einigen Untersuchungen nachgewiesen worden, dass die Länge der Telomere sich vererbt, also die Telomere schon beim Embryo und nach der Geburt so sind wie bei den Eltern. Daher schauen wir später noch genau auf die Situation bei der Empfängnis.

Dieser Zusammenhang ist in der Grafik 3 dargestellt, indem Vererbung der Telomere und Lebensweise ins Verhältnis gesetzt wurden. D. h., dass sich kurze Telomere und eine krankheitsfördernde Lebensweise ungünstig potenzieren und lange Telomere und gesundheitsförderliche Lebensweise günstig potenzieren. Der gute Effekt bei der letzteren Kombination ist insbesondere, dass man im Alter wenige Krankheiten hat und eher gesund erst im hohen Alter stirbt.


Abb. 3: (Grafik weiterentwickelt nach einer Vorlage aus „Die Entschlüsselung des Alters“ von Elizabeth Blackburn und Elissa Epel (Mosaik-Verlag 2017))

Aber kürzere Telomere sind nun auch kein gänzlich unabwendbares Schicksal, weil sich dieser Zustand deutlich verbessern kann bei neuer gesundheitsförderlicher Lebensweise.

Telomerase

Der Vorgang der Verlängerung und Verkürzung der Telomere wird gesteuert von einem Enzym, der sogenannten Telomerase. Deren Menge und Aktivität kann größer und kleiner sein. Das wiederum wird von vielen Einflüssen aus dem Innenleben, aber auch aus Einflüssen der Umgebung wie z. B. gute Stimmung oder schlechte Luft oder eben Stress gesteuert. Dabei wirken diese Einflüsse, z. B. anhaltender Stress so, dass die Produktion der Telomerase am zuständigen Gen in den Zellkernen gedrosselt oder angetrieben wird. Diesen Vorgang nennt man epigenetisch (Epigenetik, (siehe 1.6), lat.: die Lehre der Dinge, um die Gene herum).

Aber die Alltags-Situation und Verfassung der Schwangeren ist bereits äußerst wichtig, weil sich insbesondere Stress und seelische Belastung der Mutter nicht nur auf die Telomere der Mutter, sondern auch auf die des Embryos auswirken.

1.4.1 Stress im Mutterleib

„Die starke seelische Belastung einer Schwangeren wirkt offenbar in der nächsten Generation nach und beeinflusst die Entwicklung der Telomer-Länge des Kindes auf Jahrzehnte hinaus“,

und „Die Telomere des Babys lauschen dem Stress der Mutter“,

schreibt Frau Prof. Elisabeth Blackburn (Nobelpreisträgerin) in ihrem Buch „Die Entschlüsselung des Alters“ (Mosaik 2017).

Die heutige Pränatalogie beschreibt die neun Monate im Bauch der Mutter ebenfalls als intensive Erlebnis- und Erfahrungswelt, die sich günstig oder traumatisierend und deutlich auf die Länge der Telomere auswirken kann.

Die epigenetische und Telomer-Forschung muss unbedingt weitergeführt und intensiviert werden, denn wir haben zwar schon einige gesicherte Informationen darüber, aber befinden uns letztlich doch noch in den Anfängen dieser Forschungen.

1.5 Von „Orchideen“ und Resilienz bei Kindern
Hochsensible Kinder – „Orchideen“

Hochsensible Kinder sind u. a. genetisch mit in Studien festgestellter größerer Variation für Neurotransmitter geboren, insbesondere Dopamin und Serotonin, die u. a. auch die Stimmung regulieren. Und sie sind dadurch stressempfindlicher mit höherer emotionaler Empfindsamkeit. Auch fallen sie häufig im Sozialverhalten auf, entweder rasch zurückgezogen und bedrückt oder wütend, aufsässig oder unruhig und unkonzentriert. Oft wird die Diagnose ADHS gestellt, ADHS-Verhalten ist aber dann möglicherweise schon eine Folge der Empfindsamkeit bei unpassenden Umgebungen, nicht alle Kinder mit Hochsensibilität zeigen dies.

Diese Auffälligkeiten im Sozialverhalten finden sich besonders oft bei Kindern in für sie schwierigen familiären oder sozialen Umfeldern und dann besonders in für sie chaotischen, stressigen Situationen. Die Hochsensibilität findet sich dabei in allen Gesellschafts-Schichten.

Viele Veröffentlichungen zur Hochsensibilität betonen entweder die Gemeinsamkeit mit ADHS oder gerade die Unterschiedlichkeit, z. B. weil Hochsensibilität eben genetische Anlagen zur Ursache habe und keine Krankheit sei. Auch unter Eltern wird hier vehement und kontrovers gestritten und jeweils einzelne in Studien gefundene Fakten in den Vordergrund gestellt, besonders online.

Die wissenschaftlichen Studien geben dazu aber keine Klarheit, da der ursächliche Beginn eines ADHS-Syndroms nach wie vor nicht geklärt ist, die meisten Studien zeigen also nur das, was an Befunden zu erheben ist, wenn die Kinder oder Erwachsene ADHS-Symptome schon länger haben. Hierzu hat u. a. Gerald Hüther zusammen mit Helmut Bonney umfangreich geforscht, recherchiert und veröffentlicht (in „Neues vom Zappelphilipp“).

In den USA und Deutschland werden tonnenweise Ritalin® und ähnliche Präparate gegeben bei ADHS und Hochsensibilität mit Unruhe unter nach meinem Verständnis fragwürdigen wissenschaftlichen Theorien und trotz großer medizinischer Bedenken über die Folgen des Einsatzes in der Kindheit. Frankreich z. B. und Luxemburg tun dies nicht in dieser Weise und haben viel häufiger sehr erfolgreich familientherapeutische und psychotherapeutische Ansätze in der Behandlung.

Der Entwicklungspädiater Tom Boyce hat diese hochsensiblen Kinder „Orchideen“ genannt, weil sie in warmherzigen, achtsamen Umgebungen, insbesondere bei warmherzigen, fürsorglichen Erwachsenen aufblühen.2 Dann sind sie meist kreativer, bringen bessere Leistungen und sind seltener krank als die Mitschüler.

Leben diese stressempfindlichen Kinder in dauerhaft chaotischen Situationen, haben sie kürzere Telomere als andere. Wenn sie dagegen in stabilen, warmherzigen Lebenssituationen aufwuchsen, hatten sie sogar längere Telomere als andere Kinder.

Etwa 20 % aller Kinder gelten nach neueren Erkenntnissen als „Orchideen“ (was für ein schöner Name!), das ist also eine viel größere Gruppe von Kindern, als man früher angenommen hat.

Es ist also sehr wichtig, diese Kinder in ihrer Art zu erkennen und ihnen eine geschützte Umgebung zu bereiten, in der sie dann aufblühen. Das ist insbesondere eine Herausforderung für unsere Kitas und Kindergärten. Ich benutze übrigens in diesem Buch diese Begriffe folgendermaßen: „Kitas“ für Kinder unter drei Jahren, „Kindergärten“ für Kinder ab drei Jahren.

Kitas sind in der Regel für diese Kinder ungeeignet, weil Personalschlüssel und Gruppengröße diesen noch verstärkt notwendigen umhegenden Schutz nicht zulassen. Es gilt auch später, z. B. in der Schule, selbst im Erwachsenenalter erbringen diese Menschen die besten Leistungen in fürsorglichen Umgebungen, gelten dann in großen Unternehmen oft als „High Performer“, die das Unternehmen kreativ voranbringen.

 

Sie können dort allerdings in Unkenntnis der Zusammenhänge auch oft durch zu hohen, für „Orchideen“ unpassenden Leistungsdruck überfordert werden und kommen in ein frühes Burn-out.

Resilienz bei Kindern

Es gibt immer wieder unerwartet Kinder, die in armen und schwierigen, ja emotional rauen Verhältnissen aufwachsen und doch ihren guten Lebensweg mit ausreichender Selbstkontrolle machen. Auf der Suche nach den Gründen bzw. Schutzfaktoren, die ihrem Gehirn und ihrer Physiologie eine ausreichend gute Entwicklung ermöglichen, hat sich Folgendes ergeben:

•Sie haben einen meist gutmütigen Charakter

•Sie sind weniger stressempfindlich, vermutlich schon auf genetischer Basis

•Sie haben in ihrer Umgebung frühzeitig eine Person gehabt, die an sie geglaubt hat, sie okay fand und zu der das Kind Zugang hatte (Oma, Nachbarin, ältere Kinder, in einigen Fällen auch zutrauliche Tiere)

•Sie sind aufgrund ihrer stressunempfindlicheren Art in der Lage, die Situationen, die sie erleben, und die Wirklichkeit, in die sie gesetzt sind, erst einmal im Gehirn konstruktiv als für sie ausreichend okay einzudeuten.

Diese Kinder fallen in stabilen Familienverhältnissen oft nicht besonders auf und gelten als unkompliziert. In schwierigen Familienverhältnissen (wie beispielsweise Vater Alkoholiker oder Mutter depressiv bzw. umgekehrt), insbesondere bei Familien in Armut fallen diese Kinder dann in gutem Sinne auf, weil sie oft unerwartet ihren guten Weg machen.

Ihr Anteil kann bis zu 30 % der Kinder ausmachen, je nach sozialer Situation. Entscheidend für die Entwicklung ist aber hier auch die eine Person, die das Kind intensiv wahrnimmt und stärkt.

Die Hälfte aller Kinder liegt in ihrer Art zwischen den „Orchideen“ und den resilienten Kindern. Und sie sind ebenso wie die „Orchideen“-Kinder sehr auf die geschilderte Umhüllung in den ersten Jahren angewiesen. Auch resiliente Kinder brauchen dies natürlich für ihre beste Entwicklung, auch wenn sie in schwierigen Verhältnissen häufig doch noch eine hinreichende Selbststeuerung entwickeln können.

Weitere Forschung nötig

Viele wissenschaftliche Untersuchungen, auch solche in der Bindungsforschung, haben allerdings bei Kindern noch keine Untersuchungen zur Länge der Telomere gemacht bzw. machen können oder haben nicht differenziert nach hochsensiblen und resilienten Kindern. Insofern gibt es hier noch einen erheblichen wissenschaftlichen Nachholbedarf an integrativen Studien.

Die „genügend gute“ Mutter

Dieses Kapitel hat sicherlich gezeigt, wie unterschiedlich die Kinder auf die Welt kommen. Sie haben auch unterschiedliche Mütter und Väter und die Kinder fordern ihre Mütter und Väter auch unterschiedlich.

Es gibt dabei eben sehr pflegeleichte Kinder und andere, die als high-need-Babys benannt werden, weil sie kaum Trennungen von der Mutter vertragen, jede andere Nahrung als die Muttermilch verweigern und gerade die Mütter kolossal erschöpfen können.

Mir ist es dabei wichtig, darauf hinzuweisen, dass es das perfekte Verhalten der Mütter und Väter oder das überlegene Erziehungssystem nicht gibt und jede Familie eigene Erfahrungen machen wird. Hinweise einiger kluger Pädiater oder Entwicklungspsychologen sind hier zwar durchaus hilfreich, aber sie verweisen letztlich alle darauf, dass keine Mutter perfekt sein kann und alle mehrmals am Tag „Fehler“ machen. Fehler in Anführungszeichen, weil dies selten echte Fehler sind, sondern wir alle als Eltern in einem permanenten Lernprozess sind, der durch reflektierte „Fehler“ erst wirklich gut gelingt.

Der britische Kinderarzt und Psychoanalytiker Donald Woods Winnicott hat den schönen und hilfreichen Begriff „der genügend guten Mutter“ eingeführt. Sie ist die beste Mutter, nicht die ideal gedachte oder perfekte Mutter. Und ich füge hinzu: Die Mutter, die versucht perfekt zu sein, ist für die Kinder und ihren Mann meist ein Graus und macht sich selbst unglücklich, weil sie ein unerreichbares Ziel verfolgt. Daher: „Genügend gut“ ist wunderbar!

Dies ist übrigens auch in vielen anderen Bereichen so: Der perfekte Chef, der nicht delegieren kann, kommt bald ins Burn-out. Ein Chef muss schon Vertrauen in seine Mitarbeiter haben, auch wenn er glaubt, hätte er es gemacht, wäre es noch besser geworden. Na und? Die Mitarbeiter wollen sich auch entwickeln und werden immer besser. Und wenn man ein Klavier perfekt sauber nach sogenannten reinen Sinustönen stimmt, klingt es eher scheußlich. Der erfahrene Klavierstimmer stimmt es so, dass ganz feine Schwebungen zu hören sind, Abweichungen von den Sinustönen, und dann klingt es wunderbar, das für das menschliche Ohr wohltemperierte Klavier!

1.6 Epigenetik

Die Gene, die im Zellkern auf den Chromosomen angeordnet sind, sind wie eine riesige Bibliothek aufzufassen. Aber da man nicht alle Bücher gleichzeitig lesen kann, ist immer nur ein Teil der Gene aktiv geschaltet. Diese Schaltung wird von speziellen Botenstoffen bewirkt, die in der Zelle und im Zwischengewebe gebildet werden, wenn der Bedarf an bestimmten Eiweißen steigt, also ein Mangel auftritt oder wenn sie nicht mehr so gefragt sind, also ein Zuviel vorhanden ist. Mangel oder Zuviel entsteht durch die Nutzung des Stoffwechsels in der jeweiligen Lebenssituation bzw. im Lebensstil. Insofern können Wirkungen aus der Umgebung Informationen bis in den Zellkern tragen, andererseits Schaltungen im Zellkern die Umgebung beeinflussen.

Zwei Beispiele zu den Vorgängen in der Epigenetik zur Veranschauung:

1.Apfelbäume können nicht einfach blühen. Die Gene, die die Ausbildung der Blüten bewirken, sind im Normalbetrieb erst einmal blockiert, also ausgeschaltet. Diese Blockade muss also aufgehoben werden, damit der Apfelbaum blühen kann und dies geschieht tatsächlich durch einige Tage Frost. Durch Frost wird die Blockade aufgehoben, dann können die dafür zuständigen Gene ihr vorgesehenes Werk, in diesem Fall also die Ausbildung der Blüten in Gang setzen. Das hat der Epigenetiker George Coupland, der an der Universität in Köln mit Pflanzen forscht, herausgefunden.3

Allerdings zeigt dies auch, dass wir falschliegen, wenn wir glauben, alles unter Kontrolle zu haben. Wir können nur hoffen und mit daran arbeiten, dass durch eine Begrenzung der Erderwärmung noch Frosttage stattfinden, damit es weiter Äpfel geben kann.

2.Wenn wir zur Erkältungszeit im Bus fahren und alles um einen herum niest und schnupft, dann kommt es darauf an, in welcher Emotion wir mitfahren, weil diese unsere Abwehrkraft epigenetisch mit beeinflusst. Denken wir an etwas Schönes, dann wird innerhalb von wenigen Minuten mehr vom Immunglobulin A im Speichel gebildet, ein wichtiger Immunstoff in unserer ersten Abwehrreihe gegen Viren. Fahren wir aber mit innerlichem Ärger oder mit negativen Bildern in unserer Vorstellung im Bus mit, dann sinkt der Immunglobulin-A-Spiegel ebenfalls innerhalb von Minuten und wir gewähren den Viren so freien Eintritt.

Die Lebensweise bewirkt nun epigenetisch ein bestimmtes Muster angeschalteter bzw. blockierter oder nur eingeschränkt verfügbarer Gene, und das bedeutet z. B. gute Regulation und Gesundheit oder ein Verlassen der regulatorischen Balance mit Verschlechterung von Funktionen und der Förderung von Krankheiten.

Wie kann man nun eine gesundheitsförderliche und eine krankheitsförderliche Lebensweise beschreiben?

Gesundheitsförderliche Lebensweise

Eine Orientierung für lebensförderliche Lebensweise kann man bekommen, wenn man sich das Leben in den sogenannten Blue Zones anschaut. Als Blue Zones sind fünf Gegenden in der Welt entdeckt und erforscht worden, in der überproportional viele Hundertjährige leben:

•Sardinien, Dörfer der Central Region von Barbagia

•Okinawa, japanisches Viertel

•Loma Linda, Kleinstadt in Kalifornien (Glaubensgemeinschaft)

•Ikaria, griechische Insel

•Nicoya, Halbinsel in Costa Rica.

Die ersten Forscher, die solche Gegenden entdeckten, umkreisten sie auf einer Weltkarte blau, so wird berichtet, daher der Name Blue Zones. Der Amerikaner Dan Buettner, Geograf, Journalist und Autor, untersuchte diese Gegenden, die Menschen, die dort lebten, und ihre Lebensbedingungen und Lebensstile systematisch und begründete das Konzept der Blue Zones.

Übrigens fand man in sardinischen Dörfern, dass es dort auch eine deutlich erhöhte Zahl von hundertjährigen Männern gab, sich die Lebenserwartung von Männern und Frauen dort fast angeglichen hatte. Sonst ist die Lebenserwartung von Frauen ja einige Jahre höher als die von Männern.

Die Lebensweise in den Blue Zones ist hier exemplarisch zusammengefasst:

Lebensstile in den Blue Zones

•Arbeit im eigenen Tempo, sich Zeit lassen, Auszeiten, kein Ruhestand im Alter

•Viel natürliche Bewegung am Tag, insbesondere bei der Arbeit, Tänze, Sport eher nicht

•Persönliche gute sinnhafte Gründe morgens aufzustehen, auch im hohen Alter

•Viele soziale Kontakte in familiäre Bindungen und Gemeinschaften, Rituale, viel Kontakt der Alten mit den Kindern

•Freunde und dabei gute Wahl richtiger und passender Freunde, also Freunde, die durchs Leben begleiten

•Maßvolles Essen: vorrangig Obst, Gemüse (Bohnen), Nüsse/Samen, Olivenöl, Wein in Maßen

•In den Bergen auch etwas Schaf-/Ziegenfleisch, am Meer Fisch.

Abb. 4: Merkmale der Lebensstile in den Blue Zones

Es sind Lebensstile, die zur Natur und Physiologie des Menschen gut passen. Und sie bewirken Folgendes:


Abb. 5: Wirkungen von zu Natur und Physiologie des Menschen passenden Lebensstilen

Interessanterweise haben diejenigen alten Menschen auf der Halbinsel Nicoya in Costa Rica die längsten Telomere und werden entsprechend auch am ältesten in guter Gesundheit, die täglich mit kleinen Kindern zusammenkommen bzw. leben. Dies sind Hinweise, die wir auch in Deutschland sinnvollerweise beachten könnten für gute Kontakte der Alten mit Kindern, z. B. bei der Architektur und Stadtplanung (Altenheime und Kindergärten in Sicht- und Laufnähe).

Wir sprechen bei einer gesundheitsförderlichen Lebensweise auch von Lebenspflege, die von mir exemplarisch dargestellt ist und die natürlich jeder für sich aufstellen bzw. modifizieren kann und dies bei Interesse auch tun wird.

Heutzutage unterscheiden sich die meisten Lebenssituationen stark von den Möglichkeiten in den Blue Zones, aber die Lebenspflege kann sich bei der Umsetzung doch daran orientieren.

Die auch zur Lebenspflege heute gehörende souveräne Mediennutzung beschreibe ich genauer in Kapitel 5.