Bio Kosmetik

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Zur Bionomie allgemein

Statik der Symptome

Wenn wir die Haut mit ihren Erscheinungen betrachten und auf dieser Grundlage die Diagnose stellen, so fragen wir uns stets: Woher kommen sie und wie sind sie entstanden? Zugleich mit dem Gedanken: Wie kann man ihre Ursachen beeinflussen? Das heißt, die Symptome nur zu benennen und zu beschreiben genügt nicht. Man muss ihre Ursachen ergründen sowie die Erscheinungen und ihre Phänomene als das Ergebnis von lebendigen Prozessen und Wirkungen erfassen. Die scheinbar ruhenden, statischen Symptome werden in die bewegten, dynamischen Vorgänge ihres Werdens und Entstehens aufgelöst.

Dynamik der Prozesse

Ich möchte dazu Carl Gustav Carus zitieren, der anlässlich des I. Kongresses der Gesellschaft deutscher Naturforscher und Ärzte sinngemäß folgendes sagte: „Es ist klar, dass zweierlei der Wissenschaft obliegt: Einerseits ein umfassendes, exaktes Beobachten der Natur, wie sie sich unseren Sinnen, unserer Erfahrung darstellt. Andererseits wird gefordert, dass wir uns nach der anderen, der inneren Seite unserer Existenz hinwenden. Das heißt, dass wir mit der Vernunft nach einer Erforschung der Gesetze streben, welche sich zu den Erscheinungen der Natur entfalten.“

Kausalkette

Diese zweifache Art der Naturbetrachtung und der Naturerkenntnis kommt daher, dass wir Menschen bei unserer Eigenart sinnenhaften Empfindenmüssens stets von den für uns wahrnehmbaren Erscheinungen ausgehen müssen. Anhand derer können wir versuchen, Schritt für Schritt, die Phänomene aus ihren Ursachen abzuleiten. Wir müssen uns von Erscheinung zu Erscheinung zurücktasten, um eine lückenlose Kette der Ursachen zu finden und aneinander zu reihen. Der Weg unserer menschlichen Erkenntnismöglichkeit führt also notwendigerweise von den sinnenhaften äußeren Erscheinungen zu deren inneren Ursachen. Die Natur geht aber in ihrer Entwicklung und Entfaltung genau den umgekehrten Weg. Eine Ursache treibt die nächste aus sich hervor, immer von innen nach außen schaffend und wirkend. Die Phänomene, die unserer menschlichen Sinnesempfindung als erstes begegnen, sind in Wirklichkeit die letzten Ergebnisse des Wirkens der Natur und des Lebens.

Genetische Wirkfolge

Aus der befruchteten Eizelle wird der Zellverband, aus ihm durch Differenziation die einzelnen Organe und damit schließlich unter vielfacher Umwandlung und Umformung der Organismus, der Körper als Erscheinung.

Finalbehandlung

Wenn wir die sich ständig abspielenden lebendigen Vorgänge in der Praxis beeinflussen wollen, dann wählen wir in der Diagnose den Weg von den Erscheinungen zu ihren Ursachen. Wir steuern aber andererseits durch unsere Behandlung und durch die von uns ausgewählten Wirkstoffe ein Geschehen, mit dem bewussten Ziel, die Gesundung der Haut in Schönheit und Harmonie durch Behandlung der Ursachen zu erreichen.

Bionomie

Durch diese prozessuale Betrachtung des lebendigen Geschehens ist es verständlich und notwendig, die Gesetze der Lebensvorgänge zu erfassen, die Gesetzmäßigkeiten organischen Sichvollziehens des Werdens, des Seins und des Vergehens zu finden. Die Erkenntnis der Grundprinzipien und Gesetze des Lebens heißt Bionomie. So ist Bionomie mehr als Biologie, welche lediglich die Lebensformen, die Lebenserscheinungen und die Lebensvorgänge beschreibt. Denn die Bionomie will die Lebensgesetze und die Gesetzmäßigkeiten beim Ablauf lebensgebundener Geschehnisse in ihrer konsequenten Prozessualität wesenhaft erfassen und schöpferisch nachgestalten.

Grundlegende bionome Prozesse

Aufbauphase – Abbauphase

In allem biologischen und physiologischen Geschehen greifen prinzipiell zwei Prozessphasen ineinander:

1 Der Aufbau, bei welchem aus der Nahrung Eiweißstoffe, Fette, Kohlehydrate, Mineralstoffe und Wasser als Körpersubstanz zu Zellen, Zellgewebe, Gefäßen, Organen, dem gesamten Organismus aufgebaut werden (Assimilation).

2 Der Abbau, bei welchem die Nahrungsstoffe und auch bereits abgelagerte Körpersubstanz abgebaut und verbraucht werden (Dissimilation).

Dabei wird aus den Substanzen Energie in Form von Muskelkraft, Körperwärme oder auf andere Weise frei. Aufbau und Abbau bedingen einander und ergänzen sich gegenseitig. Denn aus dem Substanzabbau wird die Energie frei, welche notwendig ist, um Materie neu aufzunehmen, aufzubauen und die Organe funktionstüchtig zu erhalten. Andererseits bestünde ohne assimilierte Substanz keine Möglichkeit, Energie im Körper freizusetzen. Aufbau und Abbau verlaufen jedoch nicht gleichmäßig, sondern in Intervallen, in einer Rhythmik gegenseitig wechselnder Intensität. So ist beispielsweise während des Schlafes der aufbauende, substanzgebende Stoffwechsel stärker ausgeprägt, während des Tages und der Arbeit hingegen überwiegt der substanzabbauende Prozess der Dissimilation.

Physiologisches Gleichgewicht

Wenn diese beiden Prozessphasen miteinander in einem ausgewogenen Gleichgewicht verlaufen, dann ist der Organismus innerlich gesund und in seiner Erscheinung harmonisch. Man spricht von einem dynamischen Prinzip des physiologischen Gleichgewichtes, welches man auf das Vermögen des Organismus zur Sensibilität und Reagibilität zurückführen kann. Das heißt, auf die Fähigkeit, Reize zu empfinden und auf diese Empfindungen entsprechend zu reagieren. Dieses Reaktionsverhalten nennt man auch System physiologischer (neuraler) Rückkoppelung. Der Ablauf der physiologischen Prozesse hat den Aufbau und die Gestaltung des Körpers und seiner Organe zum Ergebnis. Aus der Diagnose der äußeren Erscheinungen ist es daher möglich, auf die Art der physiologischen Prozesse zurückzuschließen, welche den Körper und die Organe gebildet haben. Grundsätzlich kann man dabei folgende drei Stadien des Energie- und Stoffwechselzustandes unterscheiden:

1 Die Normalfunktion oder Normergie. Die aufbauenden und die abbauenden Prozesse im Organismus sind miteinander in einem optimalen gegenseitigen Gleichgewicht. Ihr Ergebnis ist der gesunde Organismus, ist die gesunde, normale Haut.

2 Die Unterfunktion oder Hypergie. Die Energie- und Stoffwechselprozesse verlaufen entweder allgemein oder partiell innerhalb einzelner, bestimmter Funktionen und Faktoren vermindert, geschwächt. Alle Erscheinungen, die man auf physiologische Unterfunktionen zurückführt, kann man unter dem Begriff der Atrophie zusammenfassen.

3 Die Überfunktion oder Hyperergie. Physiologische Prozesse sind über das durchschnittliche Maß gesteigert, wie beispielsweise eine vermehrte Produktion an Hauttalg, eine übermäßige, verfrühte Verhornung, eine extreme Reizempfindung oder -reaktion.

Wenn man diese einfache schematische Einteilung möglicher Stoffwechselstadien der Diagnose zugrunde legt, lassen sich die folgenden physiologisch bedingten Hautbilder ableiten:

1 Normergie hat das Erscheinungsbild der normalen Haut zur Folge.

2 Hypergie führt zur atrophierenden, alternden, reiferen Haut.

3 Hyperergie verursacht physiologisch den seborrhoischen Zustand (Status seborrhoicus) und in Folge einer gesteigerten Reizreaktion eine Überempfindlichkeit sowie eine erhöhte Disposition zu Irritationen der Haut.


Abbildung 2

Übersicht über die verschiedenen Stoffwechselstadien und deren Auswirkungen auf den Hautzustand.

Seborrhoe wird dabei durch die folgenden Faktoren hervorgerufen:

1 Infolge übersteigerter Talgproduktion (ölige Seborrhoe – Seborrhoea oleosa).

2 Infolge vermehrter Verhornung (lokale Hyperkeratose an der Follikelmündung als trockene Seborrhoe – Seborrhoea sicca).

Die verschiedenen Stoffwechselstadien sind in Abbildung 2 zusammengefasst. Wir können diese drei physiologischen Stoffwechselzustände auf die Art und Weise der Behandlung übertragen und damit deren Modus den Eigenschaften der Haut entsprechend anpassen:

1 Bei einer Normergie wollen wir den vorhandenen gesunden Status der Haut erhalten und zugleich möglichen Tendenzen zu Unter- oder Überfunktionen vorbeugen.

2 Bei der Hypergie müssen wir versuchen, die verminderten Energie- und Stoffwechselvorgänge in natürlicher, physiologischer Weise anzuregen und zu beleben.

3 Liegt eine Hyperergie zugrunde, dann wollen wir die Haut beruhigen, ausgleichen, normalisieren, und zwar jeweils sowohl durch die Wahl der Wirkstoffe und ihrer Anwendungsformen, als auch durch die ganze Art und Weise der biokosmetischen Behandlung in der Praxis.

Durchschnitt und Norm

Wir sprechen von einer Normalkonstitution, aber wir hören auch sehr häufig von Durchschnittswerten. Beide Begriffe, Norm und Durchschnitt, müssen wir streng unterscheiden. Durchschnitt ist das Ergebnis einer statistischen Erfassung von Gegebenheiten. Ein Durchschnittswert muss in keiner Weise als gesund bewertet werden, sondern kann sogar pathologisch sein, beispielsweise wenn man bei zahnmedizinischen Erhebungen feststellt, dass der Durchschnitt aller Menschen, vor allem in hochzivilisierten Ländern, zahnkrank ist. Der Durchschnitt ist also überall in den statistischen Maßen greifbar, erfahrbar und registrierbar. Die Norm eines Menschen ist eine biologische Potenzfülle, ist der ideale Mensch im Vollbesitz seiner körperlichen, seelischen und geistigen Kräfte. Mit diesem Begriff der Norm sind wir im Prinzip bereits im Bereich der Metaphysik. Denn es handelt sich dabei um ein Idealbild, um eine erstrebenswerte transzendentale Idee, die in der realen Welt nicht unbedingt und unmittelbar fassbar sein muss. Die Norm umschreibt eine Lebensführung, Lebenshaltung und Lebenseinstellung, die erstrebbar und wünschenswert ist.

 

Wenn wir das physiologische Hautgeschehen beeinflussen, so wollen wir entweder anregen, beleben, stimulieren oder beruhigen, ausgleichen, normalisieren. Dabei gibt es folgende Möglichkeiten:

Substitution

Man kann die Stoffwechselprozesse unmittelbar beeinflussen, indem man im Rahmen einer Substitutionsbehandlung physiologische Substanzen gibt, die selbst im normalen Stoffwechsel vorkommen, wie etwa Aminosäuren.

Biokatalysator

Es gibt auch Stoffe, welche in ganz geringen Mengen in der Lage sind, physiologische Vorgänge im Organismus spontan hervorzurufen oder bereits ablaufende zu beschleunigen, ohne dass sie selbst dabei verändert werden. Einen derartigen Stoff, welcher Stoffwechselprozesse vermittelt, ohne selbst dabei umgewandelt zu werden, nennt man im lebendigen Geschehen einen Biokatalysator. Dazu gehören vor allem Enzyme, Vitamine und Hormone.

Biostimulanz und Biosedativum

Einige Stoffe wirken nicht direkt, sondern mittelbar über ein Nervensystem (das autonome, vegetative Sympathikus-Parasympatikus-System, Zentralnervensystem) auf die Stoff- und Energiewechselprozesse im Organismus, in den Organen oder auf die Haut. Die Wirkung ist entweder anregend, belebend, stimulierend als Biostimulans oder beruhigend, ausgleichend und neutralisierend als Biosedativum.

Biologische Wertigkeit

Der Begriff der biologischen Wertigkeit bezieht sich meist auf die Nahrung. Aber man kann in der BioKosmetik für die Wirkstoffe wie auch für alle Grundstoffe der Präparate von einer biologischen Wertigkeit der eingesetzten Substanzen sprechen. Es handelt sich dabei vor allem um die Anwendung von biologisch wertvollen, für die Haut wichtigen Substanzen wie essenzielle Aminosäuren, essenzielle Fettsäuren, Mineralstoffe, Vitamine und Fermente. Vor allem bei einer substituierenden Behandlung ist es notwendig, dass nur physiologisch identische oder biologisch verwandte Grund- und Wirkstoffe Anwendung finden, damit bei ästhetischen Mangelerscheinungen Hilfe und Unterstützung sicher gestellt sind.

Arndt-Schulzsche Regel

Man nennt die Arndt-Schulzsche Regel häufig ein biologisches Grundgesetz. Es betrifft die physiologische und biologische Wirksamkeit von Substanzen und besagt: „Kleine Reize fachen die Lebenstätigkeit an, mittlere fördern sie, starke hemmen sie und extrem starke heben sie auf.“ Diese Gesetzmäßigkeit hatte Virchow bereits in seiner Reizlehre angedeutet, ohne sie jedoch als biologische Regel zu formulieren.

Prophylaxe und Substitution

Wir haben in der Einleitung davon gesprochen, dass die Bio-Kosmetik:

1 Eine vorbeugende (präventive oder prophylaktische) Gesundheitspflege darstellt.

2 Eine ergänzende, vervollkommnende (kompensative oder substituierende) Körperpflege ist.

Sind diese beiden Momente gleichartig oder unterscheiden sie sich in der Art der Anwendung und Behandlung?

Die vorbeugende Gesundheitspflege will erreichen, dass bei einer Neigung zu Seborrhoe, Hautunreinheiten, bei einer Tendenz zu vorzeitigen Alters- und Degenerationserscheinungen, bei einer Anfälligkeit und Überempfindlichkeit für Reizungen, Rötungen, Irritationen, einer erhöhten Disposition zu Allergie der Körper in seiner Gesamtheit und die Haut im speziellen vorsorglich so behandelt wird, dass die genannten Symptome und Syndrome nicht oder nur in leichtem, vorübergehendem Maße auftreten. Bei einem atrophierenden Teint regen wir den peripheren Stoff- und Energiewechsel der Haut durch eine belebende, leicht durchblutende, revitalisierende Behandlung an. Das heißt, prophylaktisch suchen wir stets physiologisch die Vorgänge und Prozesse in der Haut zu beeinflussen.

Wenn wir mit fehlenden Substanzen ergänzend behandeln wollen, dann müssen wir vorher wissen, was der betreffenden Haut an materiellen Stoffen und Stoffkomplexen fehlt, um diese dann epikutan und endoderm zu geben. So fehlt der trockenen Haut sowohl Fett (als fett-arme) als auch der natürliche Feuchtigkeitsfaktor (als feuchtigkeits-arme Haut), und daraus ergibt sich für die substituierende Behandlung, dass wir dem Teint physiologisch und biologisch dem natürlichen Hautfett möglichst verwandte Fette und Öle in Form von Emulsionen zuführen und außerdem den natürlichen Feuchthaltefaktor (NMF) geben. Daraus folgt, dass die substituierende Behandlung stets mit Substanzen arbeitet, die ersetzt und ergänzt werden sollen. Sie wirkt also primär substanziell und erst in zweiter Linie funktionell.


Die Aufgaben der Haut

Die Haut ist ein weit ausgedehntes (2,0 bis 2,2 m2), vielfältiges Organ, welches im Rahmen des gesamten Organismus gesehen werden muss, da enge Verbindungen zwischen der Haut und den inneren Organen des Körpers bestehen. Im Zusammenhang mit den Körperfunktionen hat die Haut folgende Aufgaben:

Schutzorgan

Sie ist ein Schutzorgan gegen mechanische, physikalische oder chemische Einflüsse und Reize von außen: Die Hornschicht schützt vor Verletzungen durch Druck und Reibung. Ihr Fettanteil, der aus Bestandteilen des Hauttalgs und bei der Verhornung frei werdendem Hornschichtfett besteht, schirmt chemische und physikalische Reize ab. Durch die Einlagerung des Hautpigmentes in die Basalschicht und durch die reiche Ausbildung des oberflächlichen Gefäßnetzes wird ein zu starkes Eindringen von Licht und Wärme verhindert. Freie Fettsäuren und die bei der Verdunstung zurückbleibenden Bestandteile des Schweißes bilden den Säureschutzmantel der Haut (Marchionini). Die Haut besitzt peripher eine körpereigene und körperspezifische Bakterienflora, welche Fremdkeime in ihrem Wachstum zu hemmen vermag. Schutzfunktionen der Haut haben deshalb:

1 Die Hornschicht.

2 Das Pigment.

3 Das Haut- und Hornschichtfett.

4 Der Säuremantel.

5 Die hauteigene Bakterienflora.

Speicherorgan

Die Haut ist darüber hinaus ein Speicherorgan: Im Fettgewebe der Subkutis (Panniculus adiposus) kann der Mensch neben Flüssigkeit und Salzen 10 bis 15 kg Fett speichern. Dieses Fett schützt den Körper vor mechanischen und physikalischen Schädigungen und ist zugleich ein Energiedepot. Zusätzlich speichert die Haut Zucker und Kochsalz.

Wärmeregler

Als Wärmeregler zieht sich die Haut in der Kälte zusammen (Gänsehaut), dabei wird Talg ausgepresst. Beide Funktionen, Kontraktion und Einfettung, verhindern einen Verlust von Wärme. Bei einer erhöhten Wärmeeinwirkung hingegen dehnt sich die Haut aus, die Gefäße erweitern sich und die Schweißdrüsen werden tätig. Die Verdunstungskühle des Schweißes vermindert die äußere Körpertemperatur und ist ein notwendiger Ausgleich gegen die Überhitzung des Körpers.

Absonderungsorgan

Durch die Haut werden die folgenden Bestandteile abgesondert:

1 Schweiß: Man unterscheidet die Perspiratio sensibilis – eine in Form kleiner Schweißtröpfchen wahrnehmbare Ausscheidung – von der Perspiratio insensibilis, bei der ständig Wasser abgegeben wird, das sofort verdampft.

2 Talg: Der zweite Absonderungsprozess der Haut erfolgt in den Talgdrüsen. Der von ihnen gebildete Hauttalg fettet die Oberhaut ein, macht sie geschmeidig und schützt sie vor Austrocknung.

3 CO2: Außerdem scheidet die Haut ungefähr 2 bis 3 % des gesamten Kohlendioxids perkutan aus.

Aufnahmeorgan

Die Haut ist weiterhin ein Aufnahmeorgan. Hierbei muss man die Konstitution der jeweiligen Stoffe unterscheiden, die verschiedene Fähigkeiten haben, durch die Haut zu penetrieren, von der Haut aufgenommen oder auch abgewiesen zu werden. Lipidlösliche (fettlösliche) Stoffe durchdringen in Emulsionsform die Oberhaut leicht, ebenso gasförmige Substanzen. Darauf beruht die Möglichkeit, kosmetologisch Wirkungen in der Haut und im Unterhautzellgewebe hervorzurufen.

Quellung und Sauerstoff

Wasser lässt die Haut nur oberflächlich quellen. Allerdings nimmt die Haut auch etwa 1 % des gesamten Sauerstoffbedarfs des Organismus auf. Dadurch sind speziell die Zellen der Epidermis von einer Sauerstoffzufuhr über die Gefäße von innen zum kleinen Teil unabhängig.

Stoffwechselorgan

Die Haut steht in einer ständigen Stoffwechselbeziehung zu dem ganzen Körper. Ihr Stoffwechsel und ihre Reaktionslage werden daher maßgeblich vom Zustand der Haut, von der Ernährung, den enzymatischen und hormonalen Funktionen und vom vegetativen Nervensystem beeinflusst. Eine gesunde oder eine krankhafte wie beispielsweise eine atrophisch erscheinende Haut lässt somit Rückschlüsse auf den Gesundheitszustand des gesamten Organismus zu.

Bildung von Antikörpern

Ausschlaggebend für die Entstehung von Allergien ist die Fähigkeit der Haut, Fremdes zu erkennen und sich daran zu erinnern. Wenn man einen sensibilisierend wirkenden Stoff, ein Allergen, auf oder in die Haut bringt, so entsteht ein Reaktionsprozess zwischen dieser Substanz und den Eiweißkörpern der Haut unter Bildung von Antikörpern (Gegen-Körpern).

Empfindungsorgan

Die Haut ist reichlich mit Nervenelementen des zentralen und autonomen Nervensystems durchzogen. Dabei werden Reize von ihren entsprechenden, das heißt auf sie abgestimmten Reizempfängern (Rezeptoren) aufgenommen. Die Reize können von außen auf die Haut treffen oder auch in der Haut selbst entstehen. Sie werden zum Hirn weitergeleitet und dort wahrgenommen. Diese Reizübermittlung vollzieht sich impulsartig in Form von elektrischen Erregungswellen. Elektrophysiologisch ist jede Erregung der Nerven eine Störung des Ruhepotenzials, welches durch die Erregungsausbreitung wieder hergestellt und aufrechterhalten wird. Natrium- und Kalium-Ionen strömen wechselseitig ein und aus, bis das elektrophysiologische Gleichgewicht wieder hergestellt ist, das vor der Erregung bestand.

Rezeptoren

Als Rezeptoren kommen in der Haut neben strukturierten Endorganen auch frei endigende Nervenfasern vor. Dabei vermitteln die freien Endigungen (nach Head und Rivers) nur Sinnesempfindungen, die einfache, primitive Wahrnehmung betreffen. Die strukturierten Rezeptoren hingegen besitzen ein höher empfindliches und besser differenzierendes Unterscheidungsvermögen für jeweils ganz bestimmte Reize (Abbildung 3).


Abbildung 3

Aufbau der Haut aus Epidermis (a), Dermis (b) und Subcutis (c) mit einer freien Nervenendigung (d), kapsulären Nervenenden wie den Meissnerschen Körperchen (e) und dem Pacinischen Körperchen (f). Der schichtweise Aufbau des Pacinischen Körperchens begünstigt die Wahrnehmung von Deformationen der Haut. Die elektonenmikroskopischen Aufnahmen I und II zeigen einen Querschnitt durch ein Meissnersches Körperchen in unterschiedlichen Vergrößerungen. Die Feinstruktur des Körperchens dient der Verbesserung der Wahrnehmung des Berührungsreizes.

Berührungsreiz

Man kann die einzelnen nervösen Strukturen der Haut entsprechend ihrer Sinnesqualitäten gliedern: Die Nervengeflechte um die Haarbalgkapseln sind taktile Rezeptoren in der behaarten Haut. Dieselbe Funktion für die Empfindung von Berührungsreizen haben die Meissnerschen Tastkörperchen und – in den oberen Schichten des Korium – die Merkelschen Körperchen oder Tastscheiben. Die Pacinischen Corpuskeln oder die Golgi-Mazzonischen Körperchen nehmen Druckempfindungen auf.

Deformation

Diese Endorgane werden gereizt, indem bei Berührung oder Druck die Haut deformiert wird. Aus diesem Grund löst ein gleichbleibender Druck flächenhafter Art keine Empfindung mehr aus. Ein Reiz wird jedoch um so stärker empfunden, je schneller die physikalische Deformation der Haut erfolgt. Das heißt, Schnelligkeit der Deformation und Reizintensität sind einander proportional. Allerdings ist die Druckempfindlichkeit in verschiedenen Hautregionen unterschiedlich. Die gleiche Berührung wird zum Beispiel am Augenlid wesentlich intensiver empfunden als an der Stirn oder am Körper.

 

Kälte und Wärme

Kältereize werden durch die so genannten Krauseschen Endkörperchen detektiert, während Wärmeempfindungen durch die Ruffinischen Körperchen übertragen werden. Darüber hinaus gibt es wahrscheinlich noch ganz spezielle und spezifische Thermorezeptoren. Die Thermorezeptoren der Haut sind mit der physiologischen Wärmeregulation verknüpft. Innerhalb kürzester Zeit wird der Grundumsatz veränderten Temperaturen angeglichen. Je nach Empfindung als Wärme- oder Kältezufuhr werden die Durchblutung und die Transpiration entsprechend geregelt, erhöht oder vermindert.

Schmerz

Schmerz wird sowohl von Mechanorezeptoren mit hohen Schwellenwerten (Berührung/Druck) als auch von Schmerzrezeptoren detektiert. Schmerzrezeptoren sind freie Nervenenden in Schmerzpunkten der Haut oder in inneren Organen. Sie werden durch analgetische Substanzen (z. B. Bradikinin, Histamin) aktiviert, die infolge einer Gewebsschädigung freigesetzt wurden.

Juckreiz

Das Jucken ist ein unangenehmes Hautgefühl, das von dem drängenden Bedürfnis begleitet wird, an der entsprechenden Stelle zu kratzen, um dadurch Schädlinge wie etwa Parasiten zu entfernen. Physiologisch unterscheidet man zwischen Rezeptoren des Schmerzes und des Juckreizes. Der Juckreiz ist deshalb nicht, wie man früher glaubte, eine abgeschwächte Form des Schmerzes. Beide Signale folgen unterschiedlichen Signalwegen und werden erst im Gehirn verarbeitet. Dort dominiert die Wahrnehmung des Schmerzes. Aus diesem Grund nimmt man juckende Stellen nicht mehr wahr, wenn man über die Schmerzgrenze hinaus gekratzt hat.

Haut und Nerven

Dass die Beziehungen zwischen Haut und vegetativem Nervensystem so vielseitig und intensiv sind, kann man darauf zurückführen, dass Haut und peripheres Nervensystem aus ein und demselben Keimblatt, dem Ektoderm, hervorgehen. Man hat daher stets versucht, aus der besonderen Lokalisation von Hautsymptomen auf den Zusammenhang mit neuralen Vorgängen zu schließen. So können durch Störungen von Nervenfunktionen wie etwa der Schweißdrüsen- oder Gefäßinnervation Umstimmungen der Oberflächenverhältnisse auf der Haut hervorgerufen werden, beispielsweise übermäßige Quellung, Feuchtigkeitsmangel, Hyperhidrosis oder Hyperämie. Ein weiteres Beispiel für die Beziehungen zwischen Haut und Nervensystem ist das schmetterlingsförmige Auftreten vasomotorischer Dauerrötungen, von Teleangiektasien und Rosacea (nach Blaich und Engelhardt).