Jhoseph und die Villeroy Lady

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Mein Blick fiel auf die Mappe. Ich schnappte sie mir und blätterte rasch durch. Zuerst fand ich die Limousine, Diesel stand dabei, dann fand ich den Mercedes, Benzin stand auch dabei. Nach einigem Suchen fand ich den Range Rover, der war auch ein Diesel. Und das Cabrio? Das fand ich erst auf der letzten Seite: Ein Benziner. Okay das wäre mal geschafft. Aber wie bringe ich Benzin zu ihrem Auto? Und womit? Ich schnappte mir die Schlüssel, meine Börse, das Handy, und setzte mir die Kappe auf. Wieso, das wusste ich da auch nicht, es war ein Reflex. Ich lief zur Garage und sperrte die Tür auf. Holte mir die Schlüssel von den Autos und sah in jedem Kofferraum nach, ob wo ein Reservekanister war. In der Limousine war mal keiner. Notieren: Einen kaufen! Im Mercedes war zwar einer, aber leer. Im Range Rover stand ein fast voller Kanister. Der fasste sogar 10 Liter. Ich roch daran. Ja, es war Benzin. Momentan wunderte es mich nicht das Benzin im Range Rover stand. Damit sollte ich auskommen. Ich schnappte mir den Mercedes, öffnete das Garagentor und fuhr los. Eine halbe Stunde später - plus zwei Anrufe - hatte ich sie gefunden. Es war doch nicht so leicht, wenn man sich nicht auskannte, und bei Nacht noch schlimmer.

„Oh danke, dass Sie so nett sind und mir aus der Patsche helfen“, lallte sie daher.

War sie vorher auch schon so? Hatte ich es nicht gehört, weil ich noch halb geschlafen hatte? Sie saß im Auto, die Türe offen und die Füße auf der Straße.

„Bitte würden Sie den Tankdeckel öffnen?“, fragte ich sie.

Sie beugte sich vor und sah zu mir.

„Sie stehen ja davor, wieso soll ich aufstehen und den Tankdeckel öffnen?“, sagte sie etwas bissig.

Anscheinend hatte sie noch nie getankt. Ich ging zu ihr, sagte: „Entschuldigung“, und griff in das Auto.

Der Öffner war gerade unter ihren Beinen. Sie hatte wundervolle Beine, die in einem Minirock steckten, und die Füße in hohen Schuhen. Ich musste mich zusammenreißen. Während ich ihren Wagen tankte, überlegte ich, wie ich sie, ihr Auto und den Mercedes heil nach Hause bringen konnte. Sie stand auf und kam auf mich zu.

„Du bist so lieb zu mir!“, nahm meine Kappe runter und setzte sie sich selber auf.

Strich mir übers Haar und sagte: „Du solltest öfter die Haare so lassen.“

‚Hoppla! Was war da jetzt? Sie würde doch nicht etwas von mir wollen?‘

Ich hatte Naturlocken. Und die bändigte ich durch Föhnen oder mit ein wenig Gel. Dann nahm sie aus ihrer Tasche eine Flasche und machte einen Schluck. Auch das noch! Ich war endlich fertig und wagte einen Vorstoß.

„Frau Voss, ich mache Ihnen einen Vorschlag. Ich bringe Sie jetzt nach Hause und hole Ihr Auto morgen ab.“

„Wenn, dann Valerie, bitte!“, und schmiegte sich an mich.

Sie war, wenn sie betrunken war, anscheinend sehr anlehnungsdürftig.

„Frau Valerie, ich bringe Sie jetzt nach Hause und hole das Cabrio morgen dann ab.“

Jetzt schlug sie auf einmal voll um.

„Ihr Männer seid alle gleich! Ich kann noch Auto fahren! Ich werde es dir beweisen!“, torkelte zum Auto zurück und fiel buchstäblich hinein.

Beim zweiten Starten schaffte sie es endlich. Bevor sie die Türe zuschlug, sagte sie noch: „Ich zeig es dir schon, dass ich noch Auto fahren kann, auch wenn ich etwas getrunken habe!“, schlug die Türe zu und fuhr an.

Ich setzte mich sofort in den Mercedes und folgte ihr. Zuerst fuhr sie rasanter. Aber als sie in einer Kurve fast die Beherrschung über den Wagen verloren hätte, wieder langsamer. Mir blieb fast das Herz stehen. Wir kamen heil und ganz zu Hause an. Sie parkte den Wagen, wenn auch etwas schief, und ging zur Tür und brauchte eine Weile, bis sie die Türe offen hatte. Ich wollte ihr schon helfen, da ging die Tür auch schon auf. Ich schloss noch alle Tore und ging zum Haus zurück. Dort erst sah ich auf die Uhr. Es war jetzt 3 Uhr morgens.

Leider konnte ich nicht gleich einschlafen. Ich ging die Nacht noch einmal durch und machte mir Notizen, was ich alles nachsehen und erledigen sollte. Dass sie vom Sie zum Du kam, war mir dort gar nicht aufgefallen. Ich schob es dem Alkohol zu. Irgendwann musste ich dann doch eingeschlafen sein und wachte erst nach 8 Uhr auf. Ich duschte mich rasch, nahm meine Schlüssel, das Handy, nur meine Kappe fand ich nicht. Da fiel mir ein, die hatte sie ja noch aufgehabt, als sie weggefahren war. Ich ging direkt auf dem Weg zur Garage, denn ob ich jetzt noch ein Frühstück bekommen würde. Ich holte mir das Cabrio und fuhr zur nächsten Tankstelle. Dort fiel mir erst ein, dass ich das jetzt selber zahlen musste. Ich fand zwar die Tankkarte, doch kannte ich den PIN nicht. Und die Mappe lag zu Hause, wo ich nachsehen hätte können. Aber es war jetzt schon egal. Ich kaufte mir auch gleich etwas zu essen, ließ das Auto durch die Waschstraße und fuhr dann gemütlich zurück. Ich ließ das Auto gleich heraußen stehen und suchte sofort nach Putzutensilien. Diese fand ich in einem Abstellraum. Auch einen Wasserschlauch. Ich polierte den Wagen nach und stellte ihn auf die Seite. Den Mercedes stellte ich auch etwas abseits und öffnete alle Türen zum Durchlüften. Denn der stank etwas nach Benzin. Woher wohl? Die Limo stellte ich auf den Waschplatz und fing an, sie zu waschen. Den konnte ich schwer in einer Waschstraße waschen lassen. Ich war so in meine Arbeit vertieft, dass ich erschrocken zusammenfuhr, als mich von hinten jemand ansprach.

„Sie sind ja schon wieder in Ihrer Freizeit fleißig.“

Ich drehte mich erschrocken um. Hinter mir stand Frau Valerie oder besser Frau Voss in einem leichten Sommerkleid.

„Ich habe Sie schon einige Male versucht anzurufen.“

Sofort suchte ich das Handy. Da ich weder Taschen im Leibchen noch in der kurzen Hose hatte, hatte ich es wo hingelegt. Ach ja, ich hatte es in der Limousine geparkt, aber das Radio laut aufgedreht. Ich sah darauf: Fünf Anrufe in Abwesenheit. Das war mir jetzt etwas peinlich.

„Tut mir leid, wird nicht wieder vorkommen“, sagte ich entschuldigend.

„Das macht doch nichts. Eigentlich haben Sie ja auch noch frei und morgen wäre eigentlich Ihr erster Arbeitstag. Und Sie arbeiten jetzt schon, und das noch an einem Sonntag?“

Sie war wieder ganz anders.

„Naja. Ich musste ja noch das Cabrio tanken fahren, was ich leider aus meiner Tasche zahlen habe müssen, da ich den PIN nicht wusste. Den Mercedes musste ich lüften, weil er sonst ständig nach Benzin riecht. Und wenn ich Morgen anfange zu arbeiten, sollte das Auto doch sauber sein, oder?“

Ich kannte in meinem alten Job selten Sonn- und Feiertage. Da ich da die beste Zeit hatte, um zu arbeiten und mich keiner störte.

Sie lächelte mich nur an.

„Ich hätte da wieder eine Frage, aber diesmal sieht mich der Butler nicht so erschrocken an, wie das letzte Mal.“

„Ja, dem habe ich leider letztens eine Rüge verpassen müssen, weil er mir zu großkotzig geworden ist. Er glaubt, er kann dich auch so herumkommandieren wie die anderen. Nur bei Herta beißt er sich die Zähne aus. Ich habe ihm erklärt, dass du eigenständig arbeitest und du nicht auf seine Anweisungen warten musst. Und außerdem hat er schon gepetzt, dass du eigenmächtig mit dem Cabrio gefahren bist und jetzt wie ein Böser die Autos putzt.“

Jetzt wurde ich sogar noch rot dabei. Aber ich durfte ja eigenmächtig handeln, oder nicht? Und zum Du war sie auch wieder übergesprungen.

„Aber als ich ganz wach war und mich gefangen hatte, gab ich ihm zur Antwort, dass ich das angeschafft hatte, dann war er zwar überrascht, aber ruhig.“

Sie ging ein paar Schritte auf mich zu. Diesmal hatte sie nur Ballerinas an, und war um einen guten Kopf kleiner als ich.

„Und was wolltest du noch von mir?“

Ich sah sie überrascht an und musste überlegen, was ich fragen wollte.

„Ach ja, wissen Sie, ob es eine Maschine gibt, mit der man die Garage aufwaschen kann? Oder muss man die mit der Hand aufwaschen?“

Sie sah zurück und fragte: „Wieso?“

„Naja, weil die auch staubig ist und mal aufgewaschen gehört.“

„Ich werde Rudolf fragen, ob es so etwas gibt und wer das macht. Aber du musst das heute nicht mehr tun. Ruh dich noch aus. Die Woche wird noch stressig genug werden.“

„Und ich dachte, dem bin ich entkommen!“, rutschte es mir raus.

„Wem wolltest du entkommen?“

„Dem Stress!“

Sie lächelte und meinte: „Wie du siehst, hast du genug Stress mit mir. Und das noch in deiner Freizeit! Aber geht dir denn nichts ab?“

Ich zuckte nur mit den Achseln. Und wusste nicht, durfte ich sie jetzt auch duzen? Oder durfte nur sie das?

„Ich wüsste nicht was?“

Sie kam ganz auf mich zu und sagte, in dem sie meine Kappe hinter ihrem Rücken vorzog: „Das?“, und setzte sie mir wieder auf, so wie sie die Kappe abgenommen hatte.

Ich roch ihr Parfum und sah auch in ihren Ausschnitt. Und versuchte, nur in ihre Augen zu sehen, obwohl diese Messer scharfen grünen Augen mir fast den Atem raubten. Mir wurde heiß, aber nicht von der Sonne. Machte sie das absichtlich?

„Und ich hasse es, wenn Männer ihre Haare mit Gel glätten, nur damit sie elegant aussehen. Im Gegenteil, sie sehen glitschig und kitschig aus“, drehte sich um und im Gehen sagte sie noch: „Danke für die Hilfe und Rudolf sagte ich, dass Du einem Bekannten heute Nacht hast helfen müssen. Der hatte keinen Sprit“, lächelte sie und verschwand.

Ich stand da und sah ihr nach. Dass sie meine Haare so mochte, freute mich. Die Mittagsglocken holten mich aus meinen Gedanken. Essen! Ich ging rasch in die Küche. Dort saßen schon alle und aßen. Herta stand sofort auf und brachte mir mein Essen. Der Butler wollte etwas erwidern, doch Herta fuhr ihm sofort drüber: „Die gnädige Frau hat mich angerufen und gesagt, dass Herr Vossner später zum Essen kommt. Und er am Wochenende, wenn er in der Nacht einen ‚Einsatz‘ hat, auch später ein Frühstück bekommt.“

 

„Ja, ja, einen Einsatz! Das kennen wir schon. Aber die Kappe könnte er schon abnehmen beim Essen!“

Das war mir gar nicht aufgefallen, dass ich sie noch aufhatte. Ich nahm sie sofort ab und entschuldigte mich und ging gar nicht erst auf den ‚Einsatz‘ ein, den er spöttisch erwähnte. Das ging ihn gar nichts an, was ich in der Nacht mit der gnädigen Frau machte. Es musste reichen, was sie ihm erzählte. Ja, ja, das Getratsche unter den Angestellten, das kannte ich auch. Da wurde etwas vermutet, was gar nicht stimmte und sich später anders herausstellte. Ich bedankte mich für das Essen und wollte wieder zu meiner Arbeit gehen und fertig machen.

„Und die Nachspeise und der Kaffee?“, fragte da Herta enttäuscht.

„Den würde ich gerne später trinken. So gegen 15 Uhr? Ich möchte die Autos noch fertig machen.“

„Ausnahmen gibt es nicht!“, sagte Rudolf gehässig.

Herta wandte dann ein: „Erstens ist das meine Sache, zweitens ich trinke am Sonntag den Kaffee auch gerne erst um 15 Uhr, und die gnädige Frau bekommt ihn auch um diese Zeit und du danach, also ist es mit keiner zusätzlichen Arbeit verbunden. Und außerdem arbeitet er in seiner Freizeit, er müsste das jetzt gar nicht tun.“

So konnte Rudolf gar nichts mehr einwenden. Ich bedankte mich, machte die Autos noch fertig und stellte sie wieder schön gereiht in die Garage. Ich hatte noch Zeit zu duschen, und wollte gerade losgehen, als das Handy klingelte. Dieser Klingelton brachte mich noch um. Ich musste sehen, ob ich einen anderen auf dem Handy hatte.

„Ja, bitte sehr?“

„Hallo! Ich hoffe, du hast noch etwas zu essen bekommen. Ich habe es Herta gesagt, dass du heute später kommst.“

„Ja danke, Herta war sehr freundlich, im Gegensatz zum Butler.“

Ich mochte ihn nicht Rudolf nennen, er war eben nur ein Butler für mich. Ich hörte sie sogar durch das Telefon lächeln.

„Gib nichts auf sein Geschwätz. Wenn etwas ist, machen wir uns das aus. Du musst aber dann schon einen großen Hunger gehabt haben, da du ja nicht beim Frühstück warst, wie mir Herta sagte.“

„Ich habe mir etwas an der Tankstelle gekauft, als ich tanken war.“

„Das hättest du nicht müssen. Herta hat den Auftrag, dass du auch später was bekommst, da wir uns, wenn Arbeitszeit ist, nicht immer an die Zeiten halten können. Auch wenn heute Sonntag ist und du trotzdem arbeitest. Die Tankrechnung hast du noch?“

Sie duzte mich immer. Ich sagte nichts dazu. Das war ihre Sache, sie war die gnädige Frau, die Chefin.

„Ja, die habe ich noch.“

„Die gibst du mir morgen, wenn wir zur Arbeit fahren. Ich werde sie weiter leiten, damit du dein Geld bekommst.“

„Okay, danke!“

Und sie hängte wieder auf, ohne sich zu verabschieden. Ich ging duschen und kam frisch angezogen zu Herta in die Küche. Vom Butler war weit und breit nichts zu sehen. Als hätte sie meine Blicke gesehen, sagte sie: „Der hat schon Kaffee und Kuchen bekommen und bringt jetzt der gnädigen Frau ihre Nachspeise. Er braucht sich nicht aufzuregen. Er isst seinen Kuchen, bevor er zur gnädigen Frau geht! Also keine Mehrarbeit für mich. So komm, setz dich her zu mir und jetzt trinken wir zwei gemütlich Kaffee.“

Sie stellte den Kaffee auf den Tisch und ein großes Stück Kuchen für mich!

„Das wäre aber nicht nötig gewesen.“

„Oh doch! So fleißig wie du heute schon warst! Und ‚Nachtdienst‘ hattest auch schon, noch bevor du richtig angefangen hast zu arbeiten. Da hast du schon einen Stein im Brett bei der gnädigen Frau.“

„Aber keinen beim Butler!“, und grinste sie an, „Was hat der gegen mich?“, fragte ich nach einem Schluck Kaffee.

„Der hat gegen alle Chauffeure etwas. Nachdem sie ihren Freund, er war auch Chauffeur hier, entlassen musste, weil er sich eine andere gefunden hatte, wollte er seinen Neffen hier reinbringen. 14 Tage lang war er Chauffeur, dann hatte sie ihn schon gefeuert. Er spielte sich schon als Chef auf. Denn er dachte, er könne bei ihr landen, so wie ihr Ex. Aber das hat er falsch angefangen und so war er schneller wieder weg, als er glaubte. Und seitdem hat sie die Chauffeure gewechselt wie die Unterwäsche! Du bist mittlerweile der Elfte in zwei Jahren. Ich hoffe, du bleibst länger! Denn du bist nett, adrett und fleißig. Wenn ich ein paar Jährchen jünger wäre, würde ich dich umgarnen“, und sie grinste breit.

Dann sprach sie weiter.

„Ja das fing an, als ihr Vater vor drei Jahren starb. Sie musste die Firma übernehmen und leiten, und hatte dann wenig Zeit für ihren Hans. Der suchte sich eine Neue und sie ist, glaube ich, noch nicht darüber hinweg.“

Herta machte einen kräftigen Atemzug und sprach weiter.

„Ich glaube, sie ist auf der Suche nach einem passenden Mann, hat ihn aber bis jetzt noch nirgends gefunden. Sie führt, wenn man es sagen kann und darf, ein Lotterleben. Ist sehr hin und hergerissen. Bräuchte einen festen, standhaften Mann, der ihr auch mal Paroli bieten kann. Aber so was ist ihr noch nicht untergekommen. Und in den Neffen von Rudolf ist Doris verschossen. Sie sollte ihn stehen lassen. Er spielt nur mit ihr und verspricht ihr alles. Ein Haus, Kinder usw. Und sie soll dafür die Geliebte spielen, wenn er die gnädige Frau geheiratet hat. Der Chauffeurs Posten würde ihr schon gefallen, aber das andere nicht.“

Inzwischen war ich auch mit Kaffee und Kuchen fertig. Ich bedankte mich und ging wieder zurück in mein Quartier. Jetzt verstand ich auch so einiges. Dass sie mich ständig anfing zu duzen, wenn wir alleine waren, dass sie die Männer hasste und kein Gel im Haar mochte! Hatte er welches? Mochte sie es darum nicht? Ich sah mir noch die Unterlagen durch und fand endlich auch den PIN für die Tankkarte. Ich musste mir das alles neu ordnen. Also kam auf die Liste auch ‚Ein neuer Ordner‘ oder besser gleich mehrere. Wann ich alles erledigen konnte, wusste ich nicht. Aber es würde sich schon ergeben. Nachdem ich einen anderen Klingelton für mein Hany gefunden hatte, ging ich dann noch etwas spazieren und kam dann leider zum Abendessen zu spät. Der Butler wollte noch was sagen, aber als ihn Herta böse ansah, sagte er nichts und verschwand.

„Das wäre geregelt!“, sagte sie und lächelte mich wieder an.

Ich aß gemütlich und dann tranken wir noch einen Kaffee mit dem Rest vom Kuchen. Sie erzählte mir ein bisschen was von früher, wie hier alles gewesen war. Bei 15 Jahren hier in dem Haus hatte sie schon einiges erlebt. Ich ging dann wieder in mein Reich zurück und legte mir für morgen alles zurecht. Dann sah ich noch etwas fern und ging dann schlafen.

Montag, der echte erste Arbeitstag

Pünktlich um 6 Uhr wurde ich wach, noch bevor der Wecker klingelte. Ich duschte mich, zog mich an und nahm meine ganzen Papiere mit. Holte die Limousine, stellte sie vor das Haus und ging dann frühstücken. Nach dem Frühstück, als ich zum Auto ging, kam auch sie schon daher. Ich hielt ihr, wie es sich gehörte, die Tür auf.

„Danke Jhoseph“, und setzte sich hinein.

Ich ging herum und fuhr langsam die Auffahrt raus. Sie ließ die Trennfenster runter.

„Hast du die Papiere ausgefüllt, die ich dir gegeben habe?“

„Ja, habe ich mit. Auch die Mappe von meinen Vorgängern. Denn ich habe heute noch einiges zu erledigen.“

„Du gehst in der Firma zuerst zum Personalchef und meldest dich an. Er weis Bescheid, dass du kommst. Falls du irgendetwas brauchst, gehst du zur Empfangsdame und fragst sie. Sie wird dir sicher weiterhelfen. Wenn nicht, kann sie ja wen anderen fragen. Und die Tankrechnung gibst du ihr auch. Das wäre es mal von der Firma. Jetzt noch zum Auto. Was hat dir Rudolf alles erklärt?“

„Nur, wo das Navi ist, die Fernbedienung für die Tore, und dass es zwei Trennfenster gibt.“

„Okay. Dann erkläre ich dir den Rest, den er nicht weis. Die eine Scheibe, die auf meiner Seite ist, da kann ich zwar durchsehen, du aber nicht, bei der anderen ist es umgekehrt. Da kannst du durchsehen, ich aber nicht. Und je nachdem, welche Scheibe oben ist, musst du reagieren. Bei beiden sehe ich dich nicht und du mich nicht. Du hast vorne zwei Lichter, wo angezeigt wird, welches Fenster oben ist. Denn ich muss öfter jemanden mitnehmen, bei manchen will ich nicht gestört werden, bei anderen musst du auf meine Zeichen achten. Die gehen wir dann bei der Heimfahrt durch. Dann gibt es vorne noch einen Bildschirm und hier hinten eine Kamera. Auch ein Mikro gibt es. Das ist alles für meine Sicherheit. Ich kann alles hier hinten steuern. Wenn ich mich nicht wohlfühle, kann ich es einschalten, dass du jederzeit alles mitbekommst und mir dann zu Hilfe eilst. Dazu bekommst du auch noch nähere Anweisungen. Und wenn gar nichts an ist, bist du stumm und nicht hier. Du bist sozusagen mein Chauffeur, Bodyguard und … „

Sie machte eine kurze Pause, bevor sie weitersprach.

„… und Begleiter.“

Mir schwirrte schon der Kopf. Und fahren musste ich ja auch noch. Gut, dass mir das Navi alles sagte, wo ich hinmusste. Die wichtigsten Dinge wie Firma, Haus, Werkstatt und noch ein paar Kleinigkeiten waren alle eingespeichert.

„Das wäre mal vorläufig alles. Der Rest kommt später oder nebenbei.“

Dann fuhr sie das Glas hoch. An der Anzeige vorne konnte ich sehen, ihres. Da konnte sie mich sehen, ich sie aber nicht. Es dauerte dann noch etwas und wir waren kurz vor halb 9 Uhr vor der Firma. Als ich den Firmennamen las, dachte ich, ich werde nicht mehr. Wo arbeitet sie? Ich hielt vor dem Gebäude, stieg aus und öffnete ihr die Tür.

„Hier arbeiten Sie?“, fragte ich neugierig.

„Nicht nur das, die Firma gehört mir.“

„Sie sind die Villeroy-Lady?“, entfuhr es mir.

Das ‚geile‘ behielt ich zurück. Gott sei Dank. Sie sah mich überrascht an.

„Wie nennen Sie mich?“, fragte sie jetzt neugierig.

„Die Villeroy-Lady“, sagte ich zerknirscht, „Aber nicht nur ich, viele kennen Sie nur so“, und zauberte ein zaghaftes bestes Lächeln auf meine Lippen. Hoffentlich war sie mir jetzt nicht böse.

„Aha, Villeroy-Lady. So kennen Sie mich, aber nicht, wer ich wirklich bin. So Josef. Sie können da hinten parken, der Parkplatz ist angeschrieben und reserviert. Und dann können Sie alles erledigen, was Sie benötigen. Bis später.“

Das tat weh! Josef! Das war die Retourkutsche von der ‚Villeroy-Lady‘. Ich machte die Tür zu, steuerte den Parkplatz an, stieg aus, nahm meine Sachen und sperrte zu. Dann begab ich mich ins Gebäude. Am Empfang fragte ich nach dem Personalchef. Die Dame, sie hieß Silvia, gab mir freundlich Auskunft und sagte: „Frau Voss hat schon gesagt, dass Sie kommen werden. Wenn Sie etwas benötigen, kommen Sie einfach zu mir. Wenn möglich, helfe ich Ihnen weiter.“

So begab ich mich zum Personalchef. Der empfing mich auch freundlich. Ich gab ihm die ausgefüllten Papiere und dafür bekam ich vorläufig einen Besucherausweis, den ich im Haus immer zu tragen hatte. Später bekomme ich einen normalen, damit ich fast überall Zugang habe.

„Denn als Chauffeur unserer Chefin müssen Sie schon überall Zugang haben“, grinste mich an und zwinkerte mir zu.

Ich fand das etwas provokant. Bedankte mich und ging. Ich schlenderte wieder zum Empfang, um zu fragen, wo das nächste Büroartikelgeschäft wäre.

„Wieso?“, fragte sie mich.

„Na, weil ich einige Ordner brauche, Papier, Bleistift, Kugelschreiber, Spitzer usw. da ich ja alles notieren und ordnen muss, was die Autos anging.“

„Das haben wir gleich.“

Sie rief bei jemandem an und sagte, was ich brauchte, eben alles für ein Büro.

„Ok, passt. Ja, bitte bis spätestens 17 Uhr hier beim Empfang. Danke sehr“, und hängte auf.

„Noch etwas?“, fragte sie mich freundlich.

„Ja, ich würde noch Reservekanister brauchen für die Autos. Wo bekomme ich so etwas her?“

Und wieder griff sie zum Telefon und rief wieder jemanden an.

„Das wird auch bis 16 Uhr geliefert. Sie brauchen es nur mehr hier abzuholen. Noch etwas?“

Ich sah sie nur unverwandt an. Eine solche Sekretärin hätte ich früher auch gebraucht. Bei ihr war alles so leicht. Meine hatte immer Probleme.

„Hallo! Noch etwas?“, holte sie mich aus meinen Gedanken zurück.

„Ja. Einen Termin bei der Autowerkstätte, für den Range Rover.“

Ich dachte nicht daran, dass sie das machen würde. Sie sah in einer Liste nach und telefonierte gleich wieder. Ich war sprachlos.

 

„Was macht er für Probleme?“, fragte sie mich wieder in meine Gedanken hinein.

„Er ruckt beim Fahren und die Plakette ist schon seit einem Jahr überfällig.“

Sie gab das weiter.

„Ok, passt. Danke sehr“, und zu mir gewandt, sagte sie: „Der Wagen wird heute nachmittags um 13 Uhr abgeholt.“

„So schnell?“, fragte ich überrascht, „Ich dachte, erst im Laufe der Woche.“

„Na sehen Sie, was ich ausrichten kann. Außerdem, wenn es schnell gehen soll, immer hier von der Firma anrufen oder anrufen lassen. Denn keiner will es sich mit der Firma Villeroy verscherzen.“

Ja, das hatte ich gemerkt. Ich bedankte mich recht herzlich bei ihr und sah noch auf meiner Liste nach, was ich noch machen sollte.

„So, jetzt bin ich arbeitslos!“, meinte ich noch, als mein Handy ging.

Die Nummer kannte ich mittlerweile schon. Es war Frau Voss.

„Ja bitte sehr, Frau Voss.“

„Sie können schon nach Hause fahren oder Ihre Sachen erledigen. Mich holen Sie wieder pünktlich um 17 Uhr von hier wieder ab.“

Sie wartete gar keine Antwort ab und hängte schon wieder auf. Die Kanister konnte ich erst füllen, wenn ich sie hatte. Und das andere kann ich erst machen, wenn ich mein Zeug habe und zu Hause alles ordnen. So ging ich zum Wagen und fuhr wieder Richtung Villa Voss. Es überraschte keinen, dass ich schon hier war, ohne die gnädige Frau. Ich unterhielt mich etwas mit Herta, bis es Zeit war für das Essen. Dann wartete ich auf die Firma, die den Wagen holen sollte. Pünktlich um 13 Uhr waren sie hier. Der eine Mechaniker begrüßte mich und besah sich gleich den Range Rover.

„Das hört sich nicht gut an!“, meinte er.

„Fred, bringst du mir bitte den Kanister mit Diesel?“

Der andere kam sofort mit einem vollen Kanister daher. Da fiel mir ein, ich musste den anderen ja auch noch mitnehmen zum Befüllen. Während die Mechaniker beim Rover arbeiteten, gab ich den Kanister in die Limousine. Ich hörte, wie sie den Wagen durchputzten. Der Mechaniker kam dann auch schon mit dem Wagen raus.

„Das erste Problem wäre gelöst. Irgendjemand hat wahrscheinlich aus Versehen Benzin in den Dieseltank getan.“

Ich war überrascht. Nicht nur, dass er das sofort erkannt hatte, auch dass er gleich Diesel mithatte. Das muss wirklich eine gute Werkstätte sein.

„Wenn nichts dazwischenkommt, haben Sie den Wagen bis morgen Abend wieder. Die Telefonnummer ist immer noch dieselbe?“

„Ich denke schon.“

Ich wusste jetzt zwar nicht, welche er meinte, aber er griff schon zu seinem Handy und rief eine Nummer an. Mein Handy klingelte.

„Einen Moment“, meinte ich.

„Ja, hallo“, sagte ich.

Dann hörte ich noch: „Ok, die Nummer ist dieselbe!“, und schon war er weg.

Ich ging wieder zu Herta in die Küche zurück. Jetzt hatten wir Zeit für einen schönen Kaffeeplausch. Das Zimmermädchen ging meistens nach dem Essen nach Hause. Bina kam erst wieder vor dem Abendessen. Und der Butler? Der machte sein Mittagsschläfchen. So blieben wir beide übrig. Herta erzählte mir von früher als der gnädigen Frau ihr Vater noch lebte, der dann überraschend an einem Herzinfarkt gestorben war. Und sie wäre auch auf dem besten Wege dazu.

„Vielleicht könntest du etwas Einfluss auf sie haben?“, fragte sie zutraulich.

Ich wusste nicht, was ich davon halten sollte.

„Wie soll ich Einfluss auf sie haben? Ich bin doch nur der Chauffeur“, wandte ich ein.

„Wenn du es geschickt anstellst, kannst du viel. Nur so viel: Du hast jetzt schon mehr Einfluss auf sie als die anderen. Das habe ich schon in der kurzen Zeit bemerkt.“

„Und wie kommst du darauf?“, fragte ich sie verwundert.

„Ich schlafe schlecht in der Nacht und dann sehe ich oft aus dem Fenster. Und dass sie dich schon am ersten Tag anruft, weil sie Probleme hat und nicht Rudolf, der alles organisieren muss. Das heißt schon viel. Wenn etwas war, hat sie immer zuerst Rudolf angerufen. Der hat dann den Chauffeur oder wen anders organisieren müssen. Und dass du eigenständig handeln kannst und darfst, sogar mit ihrem Baby fahren darfst, ohne viel zu fragen, das heißt schon was! Reicht dir das fürs erste?“

Ich sah sie nur verwundert an und nickte. Das musste ich mir erst durch den Kopf gehen lassen.

„Was ist ihr Baby?“

„Das Cabrio! Das durfte bis jetzt keiner ungeschoren fahren! Und du fährst einfach weg damit!“

„Musste ja tanken fahren. Ihr war ja der Sprit ausgegangen!“

Hoppla! Das wollte ich nicht ausplaudern, aber Herta hatte es ja sowieso mitbekommen, wo ich war.

„Eine andere Frage hätte ich da noch.“

„Und welche?“

„Wer und wie wurde die Garage geputzt? Also aufgewaschen?“

„Der Gärtner macht das mit. Der hat auch die Maschine dazu irgendwo. Er muss ja auch den Tennisplatz putzen, der aber selten genutzt wird. Aber sauber sollte er sein.“

„Und wie erreiche ich den Gärtner?“

„Es gibt eine Liste von den ganzen Telefonnummern vom Haus, dort steht auch seine darauf.“

„Eine solche habe ich leider keine gefunden.“

„Dann frag Rudolf danach, oder gleich unsere gnädige Frau.“

Da es schon fast 3 Uhr war, ging ich in die Garage, um die Limousine zu holen. Ich machte noch einen Kontrollblick überall hin. Und fand dann ganz versteckt ein benutztes Kondom. Das musste jemandem rausgefallen sein. Ich dachte lieber nicht genauer darüber nach.

Dann fuhr ich gemütlich wieder zurück in die Stadt. Ich drehte um und stellte mich vor den Eingang, um auf sie zu warten und wollte gerade hineingehen, um zu fragen, ob meine Sachen schon hier waren. Da kamen schon einige Männer mit Schachteln und einer mit meinen Kanistern raus. Ich brauchte nur mehr den Kofferraum aufzumachen. Den leeren vom Rover hatte ich auch schon hineingegeben, damit ich heute noch alles betanken konnte. Auch die Limousine! Nur musste ich es ihr sagen. Hoffentlich hat sie nichts dagegen!? Oder hätte ich das inzwischen schon machen sollen? Aber die Kanister wären trotzdem leer geblieben und ich müsste es morgen machen. So genaue Anweisungen hatte ich noch nicht bekommen. Apropos Anweisungen! Solche sollte ich auf der Heimfahrt auch noch bekommen. Was für welche? Auf das war ich schon neugierig. Ich wollte mich gerade noch einmal bei Silvia bedanken, da kam auch schon Frau Voss raus. Hatte sie schon gewartet? Ich öffnete ihr die Tür und fragte auch sofort: „Ist es erlaubt, wenn ich auf der Heimfahrt die Limousine tanke und auch die Reservekanister für die anderen Autos?“

„Ja. Machen Sie nur!“, war ihre kurze Antwort und sie stieg ein.

Ich klemmte mich auch hinter mein Steuer und fuhr die Tankstelle an, die ich bei der Herfahrt gesehen hatte, und die nicht teuer war. Den einen Tankschlauch hängte ich in die Tanköffnung von der Limo. Und bei der anderen Zapfsäule befüllte ich die Kanister. Ich erhaschte einen kurzen Blick zum Auto. Sie hatte das Fenster runter gelassen und sah mir zu.

„Sie sollten lieber das Fenster schließen. Weil sonst haben Sie den Dieselgeruch im Auto“, rief ich ihr zu.

Sie winkte ab und rief zurück: „Nein das passt schon!“, und sah mir weiter zu.

Als ich zahlte, fragte mich der Kassier: „Was verschafft mir die Ehre, dass die Villeroy-Lady hier tankt?“

Ich sah ihn überrascht an. Ich hatte eine Gegenfrage.

„Wieso nicht? Außerdem fahre und tanke ich und ihr seid die bessere und günstigere hier in der Gegend.“

„Weil die anderen Chauffeure immer an den teuren Tankstellen tanken. Oder glaubst du, wir bekommen das nicht mit?“

Zuerst sah ich ihn ungläubig und überrascht an und antwortete: „Ich bin nicht die anderen Chauffeure. Und ich tanke immer dort, wo es gut und günstig ist. Die ganz billigen mag ich auch nicht. Und sie hat nichts gesagt, wo ich tanken muss. Also wenn der Preis und die Leistung stimmen, werden Sie mich hier öfter sehen. Auch wenn sie reich ist, kann man ja trotzdem sparen, oder nicht?“, drehte mich um und verschwand.

Die anderen glaubten wohl, weil sie reich ist, konnte man den teuersten Diesel tanken. Oder sie bekamen eine Provision, wenn sie dort tankten. Ich setzte mich wieder hinter das Steuer und fuhr weiter. Ich merkte gar nicht, dass ich so angespannt weiterfuhr. Ich zuckte zusammen, als sie mich ansprach. Die Fenster hatte sie ganz runtergelassen.