Got Me? Hardcore-Punk als Lebensentwurf

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Trust #6 – Mai 1987

Anfang des Jahres war ich mir schon ziemlich sicher, dass dieses Jahr ›Wechsel‹ bringen wird. Ich mein jetzt nicht große Veränderungen im Sinne von Revolution oder so, sondern einfach irgendwelche Veränderungen in der Szene (die gabs früher und wird es auch weiterhin geben – logo – aber trotzdem). In den letzten drei, vier Monaten ist mir bei Gesprächen aufgefallen, dass sich viele Leute Gedanken über dieselben Themen machen und sich mit denselben Problemen beschäftigen, die auch mir so im Kopf rumschwirren … Es ist zwar schon irgendwie gut, wenn man seit Jahren aktiv ist (Band, Zine, Gigs, Vertrieb, Touren, usw.), aber auf der anderen Seite, was hat sich denn schon groß geändert? Nicht sehr viel, und deshalb denken viele Leute darüber nach, ohne auf eine vernünftige Lösung oder den Grund für dieses Ausbleiben zu kommen. Der Grund, warum ich hier von »Wechseljahr« spreche ist, dass eben einige Leute erkannt haben, dass es auf die Dauer nicht befriedigt, ›nur‹ in einer Band zu spielen oder ›nur‹ Gigs zu veranstalten und dadurch alles gut wird, sondern die Leute anfangen zu denken und gut draufkommen. Ich bin schon überzeugt, dass es sich jetzt zeigen wird, ob – vor allem ›alte‹ Leute – frustriert und desillusioniert von der Szene abspringen, oder ob alle auch in Zukunft genügend Energie haben alles durchzuziehen, um die Sache aufrechterhaltend voranzubringen. Oft ist dies aber garnicht so einfach, denn dadurch, dass sich die Leute untereinander schon so lange kennen, sind die Beziehungen natürlich oft viel tiefer, so dass es einen dann ganz besonders hart trifft, wenn nach all den Jahren einige Leute ihr wahres Ich zeigen oder sich einfach ändern. Dann muß man feststellen, dass die am Anfang geglaubten, gemeinsamen Ziele und Ideen so gemeinsam gar nicht sind, oder sich einfach die Art des Lebens völlig voneinander unterscheidet. Aber über das Thema hab ich ja schonmal geschrieben … Ich rede hier auch garnicht von Beziehungen zwischen zwei oder vier Leuten, viel eher glaub ich, dass sich das auf die ganze Szene niedergeschlagen hat; was nicht schlecht ist. Ich finde es hervorragend, dass die Leute sich besser kennen! Es ist unheimlich wichtig, denn wir wollen ja keine ›Geschäftsverbindungen‹ aufbauen, wo alles ganz nüchtern abläuft. Diese Kommunikation ist wichtig – es muß die Möglichkeit bestehen – mit Leuten auch über andere Dinge zu reden, eben mehr als nur ›Geschäftliches‹. Ich will dieses Näherkennenlernen auch garnicht kritisieren. Ganz im Gegenteil: Es sollte intensiviert werden, damit man sieht, ob man selbst fähig ist, gemeinsam zu arbeiten, selbst wenn die Arbeit nicht so supereffektiv ist; weder in Bezug auf die großen Veränderungen, noch irgendwie finanziell gesehen (obwohl ich glaub, dass man Geld damit verdienen könnte. Das soll aber nicht vorrangiges Interesse sein/werden). Ich sehe das, einige Leute wissen nicht mehr so recht, was eigentlich los ist. Vielleicht liegt das auch nur allgemein am momentanen Zustand der Szene? Denn es läuft ja alles ganz gut. Wenn man sich das Netzwerk ansieht, das sich in letzter Zeit so aufgebaut hat, wie die Leute miteinander arbeiten, auch über große Entfernungen in ganz Europa und in den Staaten, dann ist das schon aufbauend. Ich finde es eben faszinierend, wenn Leute vom Punk A in Europa nach Punk B in den Staaten fliegen können und genau wissen, dass man in B bei einem Kumpel übernachten kann. Es gibt in vielen Städten gute Leute, die was drauf haben, und es kommen auch neue Leute dazu. Auch das ist sehr wichtig, denn die neuen Leute bringen neue Ideen und sind oft sehr enthusiastisch bei der Sache. Aber dann stellt sich vielleicht auch wieder die Frage nach dem ›Sinn‹ der ganzen Sache – wo ist der Sinn, welcher Sinn? Der Sinn des Lebens oder der Sinn der Szene? Für mich ist das alles eins: Das Leben, mein Leben und das der anderen; ich bin immer ich, egal ob auf einem Gig oder in der Arbeit. ›Privatleben‹ gibts nicht. Etwas, das im Zusammenhang mit einigen oben angesprochenen Punkten steht und das auch einige beschäftigt, ist, wenn Leute feststellen, dass sehr viel von den Aktivitäten zur Routine wird. Man muß jede Woche ein Konzert machen, man muß jeden Abend telefonieren, man muß regelmäßig ein Heft rausbringen – es entsteht eine Art ›Zwang‹, und es wird Routine. Klar wird’s das früher oder später, aber alles wird zur Routine, wenn man es professionell (muß nicht kommerziell heißen) und regelmäßig macht. Es geht natürlich auch, dass jeder nur das macht, worauf er hunderprozentig Bock hat. Das ist auch ok. Dann verfällt aber leider der Anspruch, zuverlässig zu sein, gerade in Bezug auf Regelmäßigkeit … Wenn ein Tourneeveranstalter mit Leuten zusammenarbeitet, die nur was machen, wenn sie Bock drauf haben – gut und recht, nur sehe ich den armen Veranstalter schon am Rande des Wahnsinns (vorausgesetzt, er hat Verantwortungsbewußtsein gegenüber seinen Bands). Wenn er dann zum zehnten Mal bei jemandem anruft und nach einem Gig fragt und hört dann: »Ich weiß noch nicht, vielleicht, mal sehen, bla bla bla.« Oder stell dir eine Band vor, bei der ein Mitglied nach anfänglichem Enthusiasmus plötzlich anfängt: »Schon wieder üben und auch noch zweimal die Woche … Was, schon wieder touren, usw.« Es sollte eigentlich bekannt sein, dass es sehr schwierig ist, immer alles total abwechslungsreich zu machen. Hier ist auch das Stichwort für ein weiteres Thema (das aber auch dazugehört) gefallen. ›Abwechslungsreichtum‹. Momentan scheint die Entwicklung ja dahin zu führen, dass auch Nicht-HC-Bands ›präsentiert‹ werden. Im Warehouse in Berkeley war das ja von Anfang an geplant. Dieselbe Entwicklung kann man auch in der Van Hall Amsterdam beobachten, wo auch Gigs ohne eine einzige Punkband stattfinden. Warum das? Weil es eben einigen Leuten mit der Zeit langweilig wird. Teilweise ist die Musik gleich, und leider ist es ja auch nicht so, dass Leute die in einer HC/Punkband spielen, automatisch gut drauf sind. Eigentlich solllte das ja der Fall sein, und leider nützen einige dieses ›Image‹ auch aus, so nach dem Motto: Wir sind ne HC-Band, wir sind gut drauf. Aufgrund dieses Images vertrauen ihnen dann auch andere Leute aus der Szene. Leider stellt sich nur allzuoft heraus, dass die Bandmitglieder eigentlich auch nicht viel zu sagen haben und in einigen Fällen sogar totale Wixer sind, denen nicht geholfen zu werden braucht. Das ist natürlich schlecht. Diese Leute erheben einen gewissen Anspruch und erfüllen ihn nicht. Was für Konsequenzen können aus all dem gezogen werden? Was muß man tun, um abwechslungsreiche Musik und gute Leute zu bekommen? Na, ist doch klar: Einfach andere Bands besorgen, Reggae, Blues, Experimentelles usw. Tja, diese Bands machen zwar andere Musik, aber erheben auch nicht irgendwelche Ansprüche. Die sind da ganz ehrlich und sagen, wir spielen nicht unter der und der Garantiesumme, was für die ja ok ist, da sie nie davon gesprochen haben, nur für Sprit zu spielen. Was folgt daraus? Entweder, man läßt mal all die Bands spielen, die keinen Punk machen und trotzdem independent sind (die gibts ja auch), und dann müssen eben hohe Summen für die anderen Bands hingelegt werden. Oder man bleibt bei den HC-Bands, die zumindest vorgeben, diesen gewissen Anspruch zu haben und hört weiterhin dasselbe. Nun, mittlerweile kommen ja glücklicherweise auch aus dem HC-Bereich Bands, die sich weiterentwickelt haben und/oder neue Sachen ausprobieren. Ich denk da z.B. an VICTIMS FAMILY oder EMBRACE. Diese Bands sind immer noch HC, auch wenn sie nicht die typische Musik machen. Es ist wichtig, dass sich da eine Weiterentwicklung tut, gerade auch im musikalischen Bereich. Die Ideen müssen mal pauschal dieselben bleiben, aber musikalisch gibt es wohl keine Grenzen, solange die Musik interessant und originell ist. Das soll jetzt nicht heißen, dass jede Combo nun mit aller Gewalt andere Musik machen soll, auf keinen Fall, denn viel von dem ›typischen‹ HC ist echt geil, aber man sollte mal drüber nachdenken. Ähnliches gilt natürlich auch für mich/uns/für das Zine, natürlich auch für alle anderen. Aber ich seh’s ja, die letzte Ausgabe war zu musikalisch, und es sollen doch auch andere Sachen drin sein: Zum einen politische Sachen, was aber auch nicht so leicht ist (oder sollen wir mal einen Artikel über Anarchie …) und einfach schon Vorhandenes z.B. aus dem Spiegel soll ja auch nicht einfach übernommen, umgeschrieben oder gar abgeschrieben werden. Es soll auch über andere Sachen berichtet werden oder geschieht einfach nicht so viel? Ich weiß auch nicht, wir werden’s auf jeden Fall versuchen. Wie oben schon erwähnt, gesamt gesehen finde ich den Stand der Szene momentan schon ganz gut; das Netzwerk von Leuten, wie zusammengearbeitet wird und alles so abläuft, geil. Auch kristallisieren sich immer mehr Leute heraus, auf die wirklich Verlaß ist und die mit Energie an die Sache rangehen. Klar, es gibt auch noch viele Lutscher, aber die springen früher oder später eh ab, oder schaufeln sich langsam das eigene Grab. Ja, es ist gut, das Feeling, allerdings müssen alle noch härter daran arbeiten, alles muß weiter ausgebaut werden um eine solide Basis zu bekommen, einen Background. Ohne starke Basis ist’s fast unmöglich, was zu erreichen. Zur Zeit ist das auch einer der wichtigsten Punkte, warum ich die Sache weiter durchzieh. Es ist ja ein Weiterkommen zu erkennen, aber DIE große tolle Sache ist es auch nicht. Irgendwo will doch jeder noch was ändern. Und um das zu machen, muß an die Öffentlichkeit getreten werden. Allerdings kann man mit den begrenzten Mitteln, die Bands, Ziner, Veranstalter, etc. momentan zur Verfügung stehen, nicht besonders effektiv arbeiten. Es ist eben nicht so, dass wir mit unserer kleinen Auflage viele Leute zum Denken anregen können. Erstmal müssen weltweit Leute da sein, die wissen, dass sie sich aufeinander verlassen können und auch völlig vertrauen. Wo es dann eben genügt, einmal anzurufen, die Facts rüberzulassen und der andere dann konkret sagt, was Sache ist, und man auch hundertprozentig sicher ist, dass der/diejenige das durchzieht und alle Energie da reinsteckt. Wenn eine solche Basis mit Leuten rund um die Welt geschaffen ist (ich rede jetzt nicht davon, dass alle genau dieselbe Meinung haben sollen, nur die Grundideen brauchen gleich zu sein) kann begonnen werden Sachen anzupacken, die auch effektiv sind. Irgendwie sind diese Ziele ja doch ziemlich hoch, ob sie jemals erreicht werden ist ungewiß … Aus diesem Grund denke ich mir, praktisch so als kleine ›Hintertür‹, selbst wenn nicht alles so klappt, obwohl eine Basis da ist, die von allen gemeinsam aufgebaut wurde, dann hat man immer noch »seine eigene HC-Welt«, und man kann dann eben sonstwo hinfahren und trifft immer irgendwelche Leute, die gut drauf sind. Dann hat man wenigstens ein schönes Leben. Das ist zwar nicht das Hauptziel, und soll es auch auf keinen Fall sein/werden, aber es ist immerhin etwas – wenn alles nichts nützt, dann war es zumindest nicht ganz umsonst. Es liegt an uns, let’s go …

 

Trust #7 – Juni 1987

›Man kann es nicht allen recht machen‹ – eine Erfahrung, die ich immer wieder mache und die auch ganz einleuchtend ist. »Die vom Trust wollen sich bei allen einschleimen …« ist die ganz logische (?) Attacke, die ich bekommen hätte, wenn ich den ersten Satz mal so stehengelassen hätte. Um mir wenigstens diesen Vorwurf zu ersparen füge ich jetzt noch hinzu, dass es überhaupt nicht mein Ansinnen ist, es irgendjemandem ›recht zu machen‹ (auf jeden Fall nicht in diesem Zusammenhang). Die letzten beiden Monate waren wieder recht bewegt, es ist viel geschehen, ich habe viele Eindrücke gesammelt, viel gesehen und erlebt. Geschichten, die genug Stoff hergegeben hätten, um sich hier darüber auszulassen. Aber, wenn ich mir so überlege auf was die alles hinauslaufen würden …? Sie handeln meist von bestimmten Personen/Personenkreisen, über die ich mich aufrege oder irgendwie kritisiere. Leute, die mich nerven, weil sie in ihrem Auftreten oder Handeln dumm, peinlich, zurückgeblieben, stümperhaft und unzuverlässig sind – das soll nur eine kleine Auswahl der Worte sein, die mir dazu einfallen. Da ich zur Zeit aber keine Böcke habe mich auf dumme Angriffe hin zu rechtfertigen, werde ich all meine ›anti‹ und ›gegen‹ Gedanken für mich behalten. Mal sehen was die nächsten acht Wochen bringen. Da fällt mir noch was ein, ich brauche einen Anrufbeantworter (mit Ftz.-Nr.!). Sollte also einer von Euch in der Anrufbeantworterbranche tätig sein, oder einen Zuhause rumstehen haben oder sonstwie über Eltern, Bekannte, Freunde an so ein Teil kommen können, wäre ich sehr dankbar, wenn du dich mit mir in Verbindung setzen könntest, damit wir uns über den Preis, etc. unterhalten können. Das ist kein Witz! Noch was – Punks not dead – ich kann das bestätigen, ich war in Duisburg und Ulm …

Trust #8 – September 1987

Ich weiß nicht ob ihr’s bemerkt habt oder nicht, die letzte Ausgabe (Nr.7) war drucktechnisch unter aller Sau. Das Titelbild wurde unnötigerweise gerastert, all die Fotos im Heft sahen aus wie fotokopiert und, was mich am meisten ärgerte, die Seiten waren völlig schief montiert, so dass mal oben, mal unten weißer Rand war. Es war das erste Mal dass wir den Druck nicht selbst machten und dann sowas, kurzzeitig hab ich einen Hass in mir gehabt … ich hätte jemand killen können. Hier also die ›offizielle‹ Entschuldigung an alle, die an der Qualität Anstoß genommen haben. Es war nicht unsere Schuld, wir hätten es auch lieber in der üblichen Qualität gehabt. Hoffentlich kommt sowas nicht nochmal vor. Obwohl es ja eigentlich nicht so wild wäre. Denn, wenn ein Kunde einen Auftrag erteilt, seine konkreten Wünsche angibt und auch bereit ist dafür zu bezahlen; der Auftragnehmer aber die Arbeit verpfuscht bzw. nicht genau nach Kundenwunsch liefert, dann sollte der Kunde sagen können »So wollte ich das nicht – neu machen« oder aber, er geht gleich zu einer anderen Firma. Nun, in unserem Fall (es handelte sich um eine alternative Kleindruckerei, die von einem Iraner geführt wurde) hätte das Einstampfen und Neudrucken die Firma an den Rand des Ruins gebracht, was ja nun auch nicht unbedingt in unserem Interesse liegt. Noch dazu wäre es auch nicht möglich gewesen fristgerecht zu erscheinen, was uns aber enorm wichtig ist. Aber ist es das überhaupt? Wir setzen uns immer selbst unter Druck, wenn wir Redaktionsschlüsse festlegen, aber auf der anderen Seite möglichst aktuell sein wollen, so dass es von uns mit der Deadline nicht immer so ganz genau genommen wird. Ganz zu schweigen von unseren Anzeigenkunden, für einige der Herrschaften ist sowas wie Redaktionsschluß ein Fremdwort, dadurch haben wir wieder mehr Arbeit. Wie professionell soll denn nun eigentlich das alles werden, mit den Fanzines, Gigs, Platten und anderen Aktionen. Ich meine, es muß noch professioneller werden, was nicht heißt kommerzieller! Denn durch besseres Arbeiten hat man weniger Arbeit und Stress und kann dafür andere Sachen machen. Wir müssen noch mehr zusammenarbeiten, besser organisiert und zuverlässiger werden. Sonst treten wir auf der Stelle und es gibt nur ein langsames vorankommen. Jetzt werden Stimmen laut die sagen, moment mal, wenn wir so arbeiten wie alle anderen, professionell, rationell, zuverlässig, etc. dann tun wir ja genau das, was alle anderen auch machen – wo ist denn unser ›Anderssein‹? Nun, das Anderssein liegt nicht darin faul, schlampig, langsam, unzuverlässig, etc. zu sein, sondern in den Gründen und Zielen, für die wir arbeiten. Das ist das, was uns von ›denen‹ unterscheidet. Wie sollen wir denn jemals etwas ändern können, wenn wir schon an so kleinen Dingen scheitern, ja teilweise unser eigenes Leben nicht auf die Reihe kriegen. Versteht ihr was ich meine!! Ich will jetzt hier nicht einen bestimmten Personenkreis als Beispiel ranziehen, da es nicht auf alle zutrifft, aber immer noch auf den Großteil … Ich seh schon, ich schreib hier schon wieder ins Leere, entweder versteht wieder keiner was ich meine, oder aber ich werde verstanden und alles läuft genauso weiter wie bisher – langsam aber stetig. Ich glaub ich bin einfach zu ungeduldig … So jetzt noch was ›technisches‹, ich bin so ab ca. 10.Oktober für zehn – zwölf Wochen auf Geschäftsreise in den Usa (hätteste nicht gedacht, dass ich soviel Kohle mit dem Heft mache, was …?) d.h. also, ich werde wieder für einige Zeit keine Post beantworten können und ebensowenig unter meiner Telefonnummer in Augsburg erreichbar sein. Aber mein Briefkasten wird von Zeit zu Zeit von einem der anderen Trustmultis geleert, also kommen wichtige Sachen fürs Heft in die richtigen Hände bzw. können an mich weitergeleitet werden. Jetzt muß ich doch noch schnell was anfügen. Davon abgesehen, dass ich persönlich Haustierhaltung in mindestens 95% der Fälle für selbsteigennützig halte. Mir ist aufgefallen, dass viele Leute, die behaupten sie wären gegen Autoritäten, mit ihren Hunden so umgehen als ob sie der neue Führer sind: »Sitz, platz, komm, weg da, usw.« hört man die ganze Zeit. Wie ist das nun, gegen ›Druck‹ von oben sein aber selbst Druck nach unten ausüben – double standards, Freunde. Die gibts nicht nur bei ›denen da oben‹, mal sehen, vielleicht ein nächstes Thema?


Trust #9 – November 1987

»Ich glaube, das System macht sich selbst kaputt. Die, die in das System nicht einsteigen, gehen nicht kaputt am System. Es geht nur das System kaputt. Alle die eingestiegen sind, gehen kaputt. Nicht wir sind im Widerstand, sondern die.«

Sascha Anderson

Nun, was kann man daraus schließen, vieles, ich schließe daraus, bzw. untermaure damit meine Idee dass jeder, zumindest in der westlichen Welt, eigentlich machen kann was er will. Es gibt da natürlich einige Gesetze die, wenn sie übertreten werden, einem die Freiheit einschränken. Oft ist es aber so, dass die Leute, die gewisse Gesetze übertreten, nur ihre eigenen Gesetze durchsetzen wollen und somit neue Gesetze schaffen – leider sehen die die meisten Leute nicht. Aber zurück zu der These, dass jeder machen kann was er will. Da werden natürlich jetzt viele wieder sagen dass das gar nicht stimmt, weil sie ja fast gar nichts machen können, weil sie eingeengt sind durch Schule, Beruf, Elterhaus, finanzielle Probleme oder sonstwas. Richtig, aber man kann nur soviel Luft ausatmen wie man einatmet, und wenn man sich von irgendwas/wem beatmen läßt, dann kann dabei auch nicht mehr rauskommen – eine ganz logische Sache. Überleg mal, was hält dich davon ab das zu machen was du willst? Deine Eltern? Na, dann zieh doch aus und das Problem ist gelöst (vorausgesetzt du hast das ›gesetzliche Alter‹). Dein Beruf? Schmeiß ihn und mach was du willst! Das Arbeitsamt? Meld dich ab und du bist auch davon gelöst! Nun, wenn all das geschehen ist ergeben sich einige Probleme, z.B. das du unter normalen Umständen völlig blank bist. Trotzdem kannst du machen was du willst, aber bevor du nicht einatmest kannst du auch nicht ausatmen, ist immer noch logisch. Na dann atme doch einfach ein! Ob das nun in Form von Arbeit, Arbeitsamt oder Eltern ist ist ja egal, wichtig ist, was dabei rauskommt. Wenn du natürlich schon damit überfordert bist einzuatmen, z.B. nach acht Stunden Arbeit, und dann keine Energie mehr hast um auszuatmen, um deine Sache zu machen, dann hast du etwas falsch gemacht. Entweder ist nicht genügend Energie da um auszuatmen oder du hast dich beim Einatmen übernommen. Jetzt fragst du dich bestimmt wieder was ich damit sagen will, naja eben das was ich Anfangs auch schon sagte, mach was du willst! Was hindert dich daran, meist nur das Fehlen der nötigen Energie oder die richtige Koordination von ein- und ausatmen. Oder aber, dass du bereits bestehende Gesetze brechen willst (was ich völlig in Ordnung finde), aber eben meist neue Gesetze schaffen willst. Und ob du es glaubst oder nicht, so intelligent und super deine ›Gesetze‹ oder ›nicht-Gesetze‹ auch sein mögen, es wird immer Leute geben, die diese Lösung anzweifeln und genauso dagegen kämpfen werden wie du gegen die bestehenden Gesetze. Was du auch nicht vergessen solltest, beim Ausatmen darfst du niemanden einschränken. Stop. Hier muß ich mal kurz einhaken, denn wenn du jetzt anfängst dich irgendwie selbstständig zu machen und das völlig kommerzielle Ausbeuterschwein wirst, finde ich das nicht gut. Das mag zwar deinem eigenen Ein-/Ausatem-Rhythmus gut tun, aber das ist auch alles. Denn ich, bzw. wir haben nämlich auch unsere Vorstellungen, vielleicht sogar Gesetze, von diesem und jenem. Und nach deinen Gesetzen will sich keiner richten! Buub, jetzt hätt ich beinahe damit angefangen, zu was für ›Ausatmungsleistungen‹ Leute fähig sind, die verliebt sind, aber das wird in einer der nächsten Ausgaben kommen. Was ich hier noch einwerfen möchte, jeder – jeder sag ich – sollte das Interview mit Jeff Bale in MRR Nr.53 lesen, der Mann hat nicht die Weisheit mit den Löffeln gefressen, sondern er sagt einfach wie es ist! Also lies und lern! Ich hab ja Tobis Kolumne noch nicht gelesen, aber soweit ich gehört hab ist sie gegenüber einigen Leuten ›recht derb‹. Ob er recht hat oder nicht kann ich erst nach vollständiger Lektüre des Teils sagen. Hier noch ein Text von T.O.D. aus Linz, der mir aus dem Herzen spricht.

Für euch ist es nur ein Spiel

und mir ist es verdammt ernst

es ist mein Leben

ich würde nie eine Lüge leben

Es ist kein Spiel

kein Spiel für kleine Kinder

Es ist kein Spiel für kleine Herzen

Das was ich noch sagen kann

glaub ich aus vollem Herzen

Etwas tief in mir drin

Das mir niemand nehmen kann

Es ist kein Spiel

kein Spiel für kleine Kinder

Es ist kein Spiel für kleine Herzen

Niemand weiss was morgen bringt

Doch ich weiss wohin ich will

Ich werd nicht meine eigene Jugend

zum Abschied nochmal Küssen

Unabhängig und bewußt

ohne faulen Kompromiß

die Reize reichen niemals aus

um gegen mich selbst zu leben

Es ist kein Spiel

kein Spiel für kleine Kinder

Es ist kein Spiel für kleine Herzen

Der Traum ist was bleibt

Der Versuch ist was zählt

Es, es ist kein Spiel

KEIN SPIEL!

Ab Jan. ‘88 bin ich wieder in Augsburg, bis dahin erreichbar unter 001/415/6483561 (Nachricht hinterlassen) oder MRR c/o Dolf, P.O. Box 288, CA 94701 Usa