Bombenstimmung

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2. Szene - Eine Geburt

(unter weißen Tüchern liegt eine Schwangere, ein Arzt ist bei ihr und hilft)

ARZT: Pressen, pressen, fester, noch fester (die Frau stöhnt) Nochmals, los, fester (die Frau schreit, dann Babygeschrei) Ein Kind. Da ist es. Ein Kind ist uns geboren. Ein neues Leben für unsere Welt. Preiset den Herrn. Halleluja!

CHOR: (in weißen Gewändern und Kerzen tritt auf und singt) Halleluja, Halleluja!

(Black)

3. Szene - Freude und Ärger

(Tanzweltmeisterschaft, die Juroren halten Tafeln hoch: Paar 1 - gut, Paar 2 - schlecht, immer wieder werden diese Tafeln hochgehalten, zum Schluss: Paar 1- Gewinner, Paar 2 - Verlierer, Paar 1 schreitet nach vorn und erhält Blumen und geht ab, Musik wird leiser, Paar 2 im Streit)

FRAU: Konntest Du nicht aufpassen, wo Du mit Deinen Plattfüßen hintrittst? Nur dadurch haben wir verloren.

MANN: Und du? Deine Bewegungen waren ja wohl alles andere als elegant. Wie du deinen fetten Hintern rausgestreckt hast. Direkt widerlich.

(gehen im Streit ab, Licht ausblendend)

4. Szene - Eine Familie

(Ein Kinderzimmer. Mutter sitzt vor dem Bettchen und singt ein Schlaflied, der Vater kommt dazu.)

VATER: Ist er eingeschlafen?

MUTTER: Ja, sanft und süß.

(Vater und Mutter gehen nach vorn zum Bühnenrand und umarmen sich.)

MUTTER: Ist unser Leben nicht herrlich.

VATER: Ja, du hast recht. Wir leben in Liebe und Güte. Wir haben das Kind - was kann man sich mehr wünschen. Das ist es, wofür wir leben.

MUTTER: (seufzt) Ja.

(beide gehen ab)

5. Szene - Park-Idylle

(Im Park: 2 Männer grölen besoffen, eine Frau geht vorbei. Die Männer pöbeln die Frau an.)

MANN 1: (pfeift)

MANN 2: Hey, Zuckerpüppchen, wart` doch mal. (Die Frau guckt weg, und geht schneller)

MANN 2: (Steht auf und reißt die Frau an ihrem Arm herum.) Los bleib hier Schätzchen. Wir haben etwas für dich, was dir gefallen wird.

FRAU: (wehrt sich) Laß mich los, loslassen sollst du!

(MANN 1 steht auf, überwältigt die Frau, hält ihren Mund zu und schleift sie von der Bühne, man hört aber noch die Stimmen.)

FRAU: Saukerle, Schweine, alte Dreckschweine. Hilfe, Hilfe!!!

MANN 1: Hier ist mein großer Knüppel. Ist er nicht schön steif. Stahlhart sag ich dir. Los, mach die Beine breit. Ja wehr dich ruhig, mein Hammer wird dir schon zeigen wo es lang geht. (die Frau schreit)

MANN 2: (Sucht in der Handtasche der Frau nach Geld, findet was und steckt es ein. Er ruft nach dem anderen Mann.) Los beeil dich, ich hab ihre Moneten.

(Nach lautem Getöse, ist es jetzt völlig still)

MANN 1: (stolpert auf die Bühne und stottert) Die...die...sagt nichts mehr, keinen Ton. Ich, ich, ich glaub die ist hin.

MANN 2: Idiot, los komm, schnell weg hier!

(Beide gehen ab.)

6. Szene - Neon-Liebe

(Liebesszene mit Musik. Ballettartig in einer Disco. Alle außer 2 Leuten tanzen sehr steif voreinander, jeder aber für sich. Zwei aber sehen sich - verlieben sich ineinander und tanzen in weichen Bewegungen aufeinander zu, dann miteinander, eng zusammen.)

7. Szene - Nach einer Geburt

(Eine Frau hat ihr Neugeborenes im Arm.)

MUTTER: Du bist mein ein und alles, du süßer Fratz. So - (Sie drückt das Kind näher an sich.) Hast du es auch warm, mein Kleines. Deine kleinen Beinchen und Ärmchen sind so süß. Die kleinen Fingerchen, dein zerknautschtes Näschen. Lach doch mal, ja was ist denn? Ja lach doch mal, ja, ja, aber du...du...atmest ja gar nicht mehr. Hey, hey...du...du!!! (Mutter schreit.) Hallo, Hilfe, mein Kind, mein Kind, was ist mit meinem Kind?

ARZT: (tritt auf und nimmt das Kind) Ihr Kind ist tot. Da kann man nichts mehr machen.

(wirft das Kind in einen Mülleimer)

MUTTER: (schreit) Nein!!!

8. Szene - Afrika, und nicht nur dort...

(Szene wird übertrieben mystifiziert gespielt. 3 Schauspieler wälzen sich auf dem Boden.)

DIE DÜRRE: (tritt auf und geht zwischen den Halbtoten geheimnisvoll herum) Ich bin die Dürre. Ich stehe im Einklang mit der Sonne, die die Erde verbrennt. Dann schlage ich zu. Unter meinen Händen verdorrt alles, was ihr euch aufgebaut habt. Da gibt es kein Erbarmen, niemals. Still, ich höre jemanden kommen. Aah, einer meiner größten Schmarotzer. Einer der aus meinen Taten erst Gewinne zieht. (weicht zur Seite und schaut zu)

DER HUNGER: (tritt auf und geht zwischen den Halbtoten geheimnisvoll herum) Ja, ich bin der Hunger. Der Hunger, der euch lehrt den Gürtel enger zu schnallen. Der, der euch das Fürchten vor dem Tode gibt. Der Helfer des Todes und einer seiner besten Freunde. Ich bin der, der eure Eingeweide qualvoll zusammenziehen läßt. Ihr windet euch in herrlichem Hungerschmerz. Mmmmhhh... und wenn ich in eure Gesichter schaue, sehe ich mein eigenes Antlitz wieder, wie in einem Spiegel. Die herausquellenden, blutunterlaufenen Augen, die wunderschönen dunklen Ränder drumherum, die eingefallenen Wangen, die die Knochen so bizarr herausstechen lassen. Ich sage euch, es ist wie, ja - wie ein Kunstwerk. Was gebe ich drum euch und eure Kinder noch länger zu quälen und dabei immer wieder euch anzusehen, aber ihr gebt so schnell auf und da höre ich ihn schon. Ihn...

DER TOD: (tritt auf und geht zwischen den Halbtoten geheimnisvoll herum) Weiche Freund, denn ich bin der Tod. Sie gehören nun mir. Mir ganz allein. Es ist meine Aufgabe ihnen das letzte bischen Leben, daß Ihr Ihnen gelassen habt, ganz auszuhauchen. Seht, so geht es tausenden und abertausend in dieser Minute.

(Blitz, Donner. Der Tod zeigt nacheinander auf die am Boden liegenden die dann schreien und sterben. Die Dürre und der Hunger lachen. Dann gehen Dürre, Hunger, und Tod gemeinsam lachend ab.)

9. Szene - Eine Geburtstagsfeier

(Alle singen: HAPPY BIRTHDAY TO YOU und HOCH SOLL ER/SIE LEBEN, das "Geburtstagskind" bläst Kerzen auf Torte aus, alle klatschen, beglückwünschen "Geburtstagskind", werfen Konfetti, tanzen, machen eine Polonaise. Langsam Licht aus.)

10. Szene - Abendspaziergang

(Ein Ehepaar geht spazieren)

FRAU: Ein herrlicher Abend heute nicht wahr?

MANN: Ja wirklich, diese frische klare Luft - (atmet tief) - tut gut.

FRAU: (unterbricht den Mann) Sieh mal da, da liegt eine Frau.

MANN: (geht zur Toten) Die ist tot.

FRAU: Was? (geht auch zur Toten) Tatsächlich. (Sie reißt der Toten den Schmuck vom Hals)

MANN: Ja so ist es gut, zieh ihr noch den Ring vom Finger. Die Klunkern braucht die sowieso nicht mehr. So, und jetzt schnell weg.

(beide gehen ab)

11. Szene - Männerliebe

(Ein Mann steht auf der Bühne und wartet)

Stimme: (aus dem Lautsprecher) Der Zug aus München fährt auf Gleis 7 in den Bahnhof ein. Vorsicht am Bahnsteig. (Zuggeräusche)

(Ein anderer Mann kommt mit Koffer auf die Bühne. Beide Männer gehen aufeinander zu, umarmen und küssen sich stürmisch.)

MANN 1: Hab ich dich endlich wieder.

MANN 2: Na, na, Schatz. Die Geschäftsreise dauerte doch nur zwei Wochen.

MANN 1: Zwei Wochen ohne dich, ist die Hölle. Furchtbar. Ich liebe dich so.

MANN 2: Ich liebe dich auch, komm wir gehen nach Hause.

(Die Männer gehen ab. 2 Frauen kommen auf die Bühne an den Männern vorbei und ereifern sich)

FRAU 1: Hast du das gesehen, Ilse. Das ist ja widerlich. Also wirklich. Das hätte es früher nicht gegeben.

FRAU 2: Und dann knutschen sie auch noch in aller Öffentlichkeit. Eklig. Haben die nicht alle AIDS?

(Frauen gehen redend ab. Licht aus.)

12. Szene - Ein anderer Geburtstag

(Die Bühne ist dunkel. Eine Person kommt auf die Bühne mit einer Kerze in der Hand. Sie geht bis zum Bühnenrand, sie lächelt im Schein der Kerze und beginnt sich selber ein Lied zu singen: HAPPY BIRTHDAY TO YOU... Sie wird ernst, guckt ins Publikum, dann auf die Kerze, bläst sie aus und geht im Dunkeln ab. Man hört die sich entfernenden Schritte.)

13. Szene - Ein Traum wird wahr

(Ein Ehepaar liegt im Bett. Der Mann hat einen Traum. Die Frau schläft fest. Von einer Seite tanzen wild schwarze Gestalten, von der anderen Seite schweben graziös weiße Gestalten an das Bett heran. Dann kämpfen Gut und Böse gegeneinander. Die Weißen stürzen zu Boden. Die Schwarzen wollen den Mann aus dem Bett ziehen er schreit und wacht dabei auf. Schwarze Gestalten verstecken sich. Frau wird durch Schrei auch wach.)

FRAU: Was ist? Was hast du denn?

MANN: Mich wollten schwarz vermummte Gestalten töten. Sie packten mich und spielten mit mir ein tödliches Spiel.

FRAU: Ach, nur ein Traum, mein Lieber, leg dich wieder hin und schlaf und .... stör mich bitte nicht wieder. Ich muß früh raus. Gute Nacht.

(Beide legen sich wider hin, der Mann zittert, schläft dann aber wieder ein. Langsam stehen die Schwarzen wieder auf, tanzen und nehmen den Mann mit sich der sich mit aufgerissenem Mund und Schwenken der Arme wehrt, aber kein Laut ist von ihm zu Hören.)

 

FRAU: (wacht auf) Träumst du schon wieder? (dreht sich um) Wo, bist du, hey, wo du bist hab´ ich dich gefragt? (Dann schlägt sie das Bett zurück, und zieht das blutige Hemd ihres Mannes hervor und schreit langanhaltend. Dann reißt sie sich sichtlich zusammen, holt tief Luft und lächelt.) Huh, ha, so, jetzt brauch ich erstmal ne Pause.

(Black)

PAUSE

14. Szene - Flugzeuge und Abstürze

STEWARDESS: Möchten sie noch etwas trinken?

FRAU 1: Ja bitte, das wäre sehr freundlich. Bringen sie mir bitte noch einen Whisky. Aber pur. Ich fliege zum erstenmal müssen sie wissen.

STEWARDESS: Verstehe, kommt sofort.

MANN 1: Hey Stewardess. Was ist das für ein Rumoren hier an Bord. Und dann das ständige hoch und runter - mmmmhhh?

STEWARDESS: Beruhigen sie sich. Das sind nur die Luftturbolenzen eines Gewittergebietes, das wir durchfliegen.

(Stewardess geht ab)

FRAU 2: (sieht aus dem Fenster) Aber sehen sie nur. Da kommen Flammen aus den Motoren. (ein paar Leute schreien, spielen als ob das Flugzeug sie schüttelt)

MANN 2: (sieht auf der anderen Seite aus dem Fenster) Da, auf dieser Seite brennt auch eine der Düsen.

FRAU 3: (stürzt vom Sitz, schreit) Hilfe, Stewardess.

STEWARDESS: Meine Damen und Herren, der Kapitän wird in wenigen Minuten die zwei brennenden Düsen ausschalten und auf die Motoren 3 und 4 umschalten. Bitte behalten sie Ruhe. (die Leute achten nicht auf die Stewardess, sie starren aus dem Fenster) Ich bitte um ihre Aufmerksamkeit, Schnallen sie sich bitte sofort...

(Das Flugzeug kippt zur Seite, alle schreien, Stewardess und andere Personen stürzen zu Boden)

FRAU 1: Ich will nicht sterben.

MANN 2: Wo ist meine Frau? Petra, wo bist du, Petra?

MANN 3: Wir stürzen aaaaaaaaaaaaaaaahhhhhh...

(Alle schreien durcheinander. Abruptes Ende. Licht aus.)

15. Szene - Noch eine Familie

(Die Mutter schuftet in der Wohnung. Das Kind spielt, der Vater sieht fern mit einer Flasche Bier in der Hand und die Füße auf dem Tisch)

VATER: Anna, mach die Musik aus, ich versteh hier kein Wort.

MUTTER: Ich brauch halt auch etwas Unterhaltung bei der Arbeit.

VATER: Aber nicht wenn ich fernsehe. Außerdem wenn ich bei der Arbeit ständig Musik hören würde, na, der Chef würde mir was anderes erzählen. Rausschmeißen würd der mich.

MUTTER: Ja, schon gut.

SOHN: Papa, machste mir ein Wurstbrot?

VATER: Wie oft habe ich dir schon gesagt, daß du dich beim Abendessen satt essen sollst. Geh nach Mama die kann dir eins schmiern. (zu Anna) Anna schmier deinem Sohn ma ne Stulle.

MUTTER: Kannst du doch wohl auch ma machen.

VATER: Ich hab genug getan für heute. Ich hab mir den Feierabend redlich verdient.

MUTTER: Ich weiß, ich weiß.

VATER: Und merk dirs fürs nächste Mal.

(Sohn kommt mit Brot zurück, spielt weiter, Mutter kommt dazu.)

MUTTER: Ach Mensch, Christoph, du hast alles mit Butter vollgeschmiert. Sie dir den Teppich ma an. (zum Vater) Konntest du nicht aufpassen wo der Junge sein Butterbrot hinlegt?

VATER: Ich guck Fernsehen.

MUTTER: Ja, du guckst Fernsehen.

VATER: Ja, das tu ich, und wenn dein Sohn nicht vernünftig essen kann, dann kommt er demnächst in die Badewanne.

MUTTER: Eher sperr ich dich in den Keller. (zu sich selbst) In die Badewanne, das gibts doch gar nicht.

VATER: Ach, sei still. Ich will meine Ruhe haben.

MUTTER: Komm, Christoph, du ißt jetzt in der Küche weiter.

SOHN: Ich will spielen.

MUTTER: Jetzt wird nicht gespielt, jetzt wird gegessen und basta. Du kommst jetzt mit.

SOHN: Nein, ich will spielen.

VATER: Was ist denn jetzt. Geh mit deiner Mutter und Schluß. Sonst setzt es ne Tracht Prügel, hörst du.

SOHN: (weint)

MUTTER: Nu hör schon auf. Du machst ihm ja Angst. Du wirst ihm keine Prügel geben. Sauf dein Bier und sei zufrie... (geht mit Sohn in die Küche)

VATER: Ich werde dir gleich zeigen wer hier alles Prügel bezieht. Ach, Weiber.

(Sohn kommt wieder ins Wohnzimmer und versteckt sich)

VATER: Mach das du ins Bett kommst, Nervensäge, is schon spät genug.

(Der Sohn hört nicht. Vater steht auf, schnappt sich den Jungen und gibt ihm eine Ohrfeige. Der Sohn schreit.)

MUTTER: (Mutter kommt ins Wohnzimmer.) Laß den Jungen in Ruh. (Reißt am Arm des Vaters)

VATER: Laß mich los, du Kuh.

MUTTER: Laß den Jungen. Loslassen sollst du.

VATER: Geh weg, geh weg, du Schlampe... (Vater schlägt Mutter, läßt Sohn fallen.)

(Licht aus, ab und zu wieder an, immer andere Stellungen der Schauspieler werden festgehalten für Sekunden, dann ganz aus.)

16. Szene - Frauenliebe - Frauenleid?

(Zwei Frauen in einem Wohnzimmer, übertrieben "süßliches" und höfliches Gespräch))

FRAU 1: Ich habe diesen Brief gefunden

FRAU 2: Ja und?

FRAU 1: Du bist mich leid, ja? Du liebst eine andere Frau, diese Frau, ja?

FRAU 2: Liebes, weißt du...

FRAU 1: Du brauchst mir nichts zu erklären. Ich verstehe schon. Ich gehe. (Sie packt ein paar Kleidungsstücke in eine Reisetasche.)

FRAU 2: Schatz, die Zeit mit dir war schön, sehr, sehr schön. Doch ich - versteh doch bitte - ich...

FRAU 1: Du hast mich ausgenutzt, gebraucht um mich dann wegzuwerfen.

FRAU 2: Sei nicht so streng mit mir. Ich habe dich wirklich geliebt. Du warst so zärtlich, so lieb. Sie - ist halt ganz anders als du. Sie ist...

FRAU 1: Ich will nichts hören. Du hast mich zerstört. Ich kannte keine Zärtlichkeit und Liebe bevor du kamst. Ich hatte die Männer so satt. Ich habe mich an dich geklammert als ich spürte, da gibt es noch etwas anderes als sich nur hinzulegen genommen zu werden. Doch auch du hast mich nur benutzt. Auch du. (Frau 1 geht)

FRAU 2: (ruft Frau 1 nach) Liebes, Liebes. Laß uns nicht so voneinandergehen. Liebes. Kleine, meine Kleine... (sie weint etwas, dann telefoniert sie) Ja mein Schatz, meine liebe Kleine. Oh ich sehne mich so nach dir. Ich komme zu dir. Liebes, ja, ja... (lacht)

(Licht aus)

17. Szene - Mord, Morde, Mordsspaß

(Szene wird pantomimisch dargestellt. Einer spielt A = Verfolger, einer B = Verfolgter. Aber diese Rollen wechseln innerhalb der Szene. Es sollten mindestens 4 Wechsel stattfinden. Andere Tötungsarten können hinzugenommen oder ausgetauscht werden.)

1 = A geht auf B mit einem Messer los. B schreit. A sticht, B schreit fällt um und steht wieder auf.

2 = B lauert A auf und erwürgt A. A schreit, fällt um und steht wieder auf.

3 = A holt Axt aus einer Ecke der Bühne und hackt auf B ein. B schreit fällt um und steht wieder auf.

4 = B stellt A ein Bein. A fällt zu Tode. A schreit fällt um und steht wieder auf.

5 = A holt einen Strick und erhängt B. B schreit fällt um und steht wieder auf.

6 = B geht mit einem Speer auf A los. A schreit fällt um und steht wieder auf.

7 = A schießt mit Pistole auf B. B schreit fällt um und steht wieder auf.

8 = B kitzelt A. A lacht sich zu Tode.

18. Szene - Mann im Schrank

(Szene wird übertrieben theatralisch gespielt. Im Bett ein sich liebendes Paar, stöhnend - plötzlich: Geräusche auf dem Flur)

FRAU: Hör auf. Sei still. Hörst du nicht?

MANN: Aber Frau, was hast denn du?

FRAU: Geräusche, Geräusche dringen an mein Ohr.

MANN: Geräusche? Woher - woher - woher kommen sie?

FRAU: Vom Flur, vom Flur, vom Flur, mein Schatz.

MANN: Vom Flur?

FRAU: Ja vom Flur, vom Flur, vom Flur.

MANN: Ja, dann muß ich schnell weg.

FRAU: Aber wohin, wohin, wohin willst du so schnell. Die Geräusche kommen immer näher. Sie werden immer lauter, ach.

MANN: Wer kann das sein, mein holdes Weib?

FRAU: Es ist bestimmt mein - Mann, oh weh!

MANN: Was will denn der schon hier?

FRAU: Mich lieben.

MANN: So wie ich?

FRAU: Ja, so wie du.

MANN: So wie ich?

FRAU: Ja so wie du.

MANN: So wie ich?

FRAU: Ja, so - so - so - so wie du.

MANN: Na gut, aber wohin jetzt bloß? Ich kann nicht raus. Auf dem Flur dein Mann. Unterm Fenster - der Wassergraben mit den Krokodilen. Wohin, wohin also, wohin denn nur?

FRAU: In den Schrank, da ist noch Platz, hinein mit dir mein kleiner Schatz.

MANN: Na denn bis gleich mein Schnuckelchen.

(Mann verschwindet im Schrank, der Ehemann kommt herein)

EHEMANN: Ich habs gewußt, ein andrer Mann.

FRAU: Waaaaas?

EHEMANN: Ein andrer Mann.

FRAU: Bitte?

EHEMANN: Ein andrer Mann war bei dir noch gerade.

FRAU: Aber nein, komm her zu mir. Sei still. Es gibt keinen anderen Mann für mich, als dich.

EHEMANN: Doch was ist das; Geräusche aus dem Schrank und dann und dann und dann...

FRAU: Ja um Gottes Willen, und was denn dann?

EHEMANN: Ich hab es gleich gerochen. Der Duft, der Duft ist nur von ihm.

FRAU: Von wem?

EHEMANN: Von meinem Freund, mein liebster Freund. Nur er duftet so nach Rosen.

FRAU: Ro - ro - ro - ro - ro -ro - rrrrrrrrrrr - Rosen?

EHEMANN: Ja Rosen, Rosen, so lieblich und zart. (Ehemann geht zum Schrank, öffnet die Tür, Mann kommt hervor) Da ist er ja, mein holder Jüngling. Ich benetze ihn mit heißen Küssen. Mein lieber Schatz.

FRAU: Dein was, was, was, was?

EHEMANN: (zum Publikum) Also sie hat heute irgend etwas mit den Ohren (zur Frau, schreiend) Mein lieber Schatz!

FRAU: Was, was, was, was, was, was ist geschehn?

(Mann und Ehemann gehen Arm in Arm ab, beachten die Frau im Bett gar nicht mehr)

(Licht aus)

19. Szene - Einsamkeit, oder das langsame sterben des Menschen im Mensch

(Licht blendet langsam auf, ein Schauspieler sitzt allein auf einem Stuhl auf der Bühne)

EINSAMER: Ich sitze hier allein, völlig allein. Alleingelassen und einsam. Ich zähle Sekunden, Minuten, Stunden und Schafe.. Die Zeit will nicht vergehn. sie fließt nur zäh und träge an mir vorbei. Mit jeder Minute in der nichts geschieht wächst meine Ungeduld, wächst meine Unzufriedenheit mit mir selbst, doch es fehlt mir die Lust und die Kraft dazu, der Zeit nachzueilen, etwas zu tun, aufzustehen, zu gehen, mit anderen zu reden. (PAUSE) Mit anderen? Mit wem denn? (PAUSE) Ich hatte heute so viel vor. Ich wollte erst zu meinen Eltern, später zu Freunden, zu Frank, mit ihm vielleicht ins Theater oder zu Bettina und mit ihr in die Disco. Aber - Frank ist ja noch immer sauer - hach - wegen so ner blöden Sache - und - und Bettina, da muß ich ja ne Stunde fahrn. (PAUSE) Also wieder nichts. Keiner der kommt. (PAUSE) Ich gehe - nein, oder? - Warum gehe ich nicht, warum? Keine Kraft. Aber wenn ich sie hätte, oh, dann würde ich, dann würde ich... - aber wollen andere Leute mich sehen? Die haben bestimmt andere Sorgen, als die Zeit mit mir totzuschlagen. Und ich bleibe eben allein. Is ja auch schön, nur eben - einsam. (PAUSE) Einsamkeit - Einsamkeit ist die fehlende Kraft auf andere Menschen zuzugehen, sie zu verstehen, mit ihnen zu leben.und... und... Es gibt in dieser Minute viele, denen diese Kraft genauso fehlt, wie mir. Und durch das Sich-Selbst-Bedauern fallen sie, wie ich, immer mehr in ihre Einsamkeit, ja - (PAUSE) Ich bin einsam, hört ihr, ich bin einsam in dieser Minute.

 

(Licht langsam ausblendend)