Tampen, Pütz und Wanten

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Johann Georg Aldenburgk, West-Indianische Reiße (1627): »da waren jhre Rehe vom Sturm in Stücken gangen, auch die Masten, Segel und Towwerck, davon sie nicht mehr als zweene Segel vnd die Blende hatten.«

Johann Hinrich Röding, Allgemeines Wörterbuch der Marine (1794/96): »Blinde, Luken, welche man bei schwerem Sturm vor die Kajütsfenster setzte, damit solche nicht von der See eingeschlagen werden.«

Dietrich Wilhelm Soltau, Beyträge zur Berichtigung des Adelungschen … Wörterbuchs (1806): »Blinde, zwei Segel am Bugspriet (das unterste derselben wird schlechtweg die Blinde genannt, das oberste heißt die Schiebblinde).«

Block, der, »Gehäuse mit Rolle oder Scheibe(n) zur Führung von Tauwerk«, allgemein »aus Teilen zusammengefügtes Ganzes.«

Engl. block, niederländ. blok, ähnlich in zahlreichen europ. Sprachen. Herkunft unsicher; mit mittelhochdt. bloch, althochdt. biloh, mittelniederländ. beloc, beloke »Verschlossenes« zu german. *bi-lūkan, *lūkan »(be-, ver-)schließen«, dann verwandt mit →Luk und engl. lock »(Tür-)Schloss, Schleusenkammer«, mit mittelhochdt. bloch, bloc, althochdt. bloh, bloc »Holzklotz, Bohle, Stamm« und wie german. *belkon, *balkon »Balken« zu indoeurop. *bhleg- »Bohle, Stamm« und *bhel- »aufblasen, aufschwellen«, dann verwandt mit →Blatt und →Wal.

Schiller/Lübben, Mittelniederdeutsches Wörterbuch (1881, Quelle von 1542): »2 remen, 4 klene blockke tho enem schipe«, »2 Riemen, 4 kleine Blöcke zu einem [für ein] Schiff«.

Johann Karl Gottfried Jacobsson, Technologisches Wörterbuch (1781): »Blockrolle, Rolle auf einem Schiff, über welche die Schiffstaue gehen, und aus einem Block oder dem Stamm eines Baumes geschnitten sind.«


Blöcke, Stich um 1790.

Sophie Wörishöffer, Robert der Schiffsjunge (1887): »bei sehr grossen Segeln werden in den Kauschen (→Auge) dieser Ecken Flaschenzüge, Blöcke genannt, befestigt.«

→Fall, →Talje, →Moses (1702), →Want (1783), →Gut (1907)

blockieren, »Häfen und Flussmündungen, versperren«, meist durch Kriegsschiffe, Blockade, die, »Versperrung«.

Im 17. Jahrh. aus französ. bloquer »sperren« übernommen, dies von französ. bloc »Klotz« und/oder blocus »Fort, Festung«, das aus mittelniederländ. bloc-hus »Verteidigungsanlage aus Balken, Blockhaus« entlehnt ist. Zur unklaren Ableitung →Blocks.

C. E. S., Das verwarloste Formosa (1677): »es wäre doch eine grosse Bloquade auf so lange Monate gnug, das Volck zu consumiren.«

Joseph Stöcklein, Der Neue Welt-Bott (1726): »erwehnter Losencillo unterhält eine genaue Verständnus mit derjenigen Frantzösisch- und Englischen Rauber-Flotte, welche auf dem stillen Sud-Meer herum creutzet, und bißher viel Spanische Schiffe hinweg genommen, den Haafen und die Stadt Panama ein halbes Jahr blockiert, auch der Spanischen Silberund Gold-Flott aufgepasset hat.«

Reinhold Werner, Das Buch von der Deutschen Flotte (1898): »Im November benutzte letztere jedoch eine passende Gelegenheit, die Blockade zu brechen und ihrer Ordre gemäß im Biskayischen Meerbusen zu kreuzen.«

Blüse, die, »Signalfeuer«, auch →»Leuchtturm«.

Mit dän. blus, engl. blaze, mittelhochdt. blas, altnord. blys, »Fackel, brennende Kerze« zurückzuführen auf gleichbedeut. german. *blasôn, blusjan, dies zu indoeurop. *bhel- »glänzen, weiß«. Verwandt mit →Flaute, →Blinde, blass, Blesse; wohl nicht verwandt mit blasen.

Michael Richey, Idioticon Hamburgense (1755): »blüse, Feuerturm, Warte, Pharus [Leuchtturm], dergleichen Hamburg auf seinem Neuen Werke und auf Helgoland unterhält, zum Behuf der Schiffe, die sich des Nachts am Munde der Elbe nach diesem Feuerrichten.«

, die, »heftiger Windstoß«.

Im 17. Jahrh. entlehnt aus niederländ. bui, auch dorther zu dän. byge, schwed. by. Das Wort geht wohl u.a. mit altruss. buj »tapfer, wild« auf indoeurop. *bheu-, *bhu- »wachsen, anschwellen« zurück. Unsicher ist der Einfluss der Lautmalerei, wofür *fu- »blasen« naheliegt; vgl. auch den zweiten Wortteil von →Taifun. Bö in anderen Sprachen: Engl. squall ist unsicherer Herkunft, geht aber nicht auf lat. squalus »schmutzig, rau« zurück, sondern weist mit squaller »Schreihals« wohl eher auf »Tosen, Lärmen« hin. Französ. grain »Bö«, »Korn«, wohl urspr. in der Bedeutung »kurzer Sturm mit Hagelkörnern«, geht auf lat. granum »Korn« zurück. Span. chubasco beruht auf Entlehnung von port. chuvasco, von chuva »Regen«, das wie span. lluvia auf lat. pluvia »Regen« zurückgeht. Italien. burrasca stammt wie port. borrasca von einer iberische Form von Borea »mittelmeerischer Sturmwind«.

Joachim Nettelbeck, Eine Lebensbeschreibung (1821): »mit einer schweren Buy [Stoßwind], die sich plötzlich erhob, brach der große Mast, 8 oder 10 Fuß überm Deck, gleich einer Rübe, entzwei.«

Albert Berg, Die preußische Expedition nach Ost-Asien (1864): »Am 2. September eine kleine Bö mit Gewitter, in der Ferne einige Wasserhosen.«

Hans Parlow, Die Kaptaube (1902): »Denn dort kamen neue Bänke herangejagt, abermals heulte die Bö, und es schien, als wenn jene jedesmal dichter, und diese immer stärker würde.«

Bodden, der, »flache, unregelmäßig geformte Bucht mit enger Öffnung zum Meer, Strandsee«, namengebend an der Ostsee, auch mit →Brackwasser.

Im 19. Jahrh. aus niederdt. bodeme »flaches Küstengewässer« aufgenommen, zu mittelniederdt. bodden, boddem »Grund«. Dazu mittelhochdt. bodem, althochdt. bodam, altengl. botm, engl. bottom, altnord. botn, dän. bund, schwed. botten »Boden«, zu german. *boþm-, *butma- »Boden, Grund, Wurzel«. Die Familie ist mit lat. fundus, griech. pythmēn »Boden eines Gefäßes, des Meeres« sowie altind. budnáh »Grund, Boden« auf gleichbedeutendes indoeurop. *budhmen-, *bhudhno- zurückzuführen.

Ersch/Gruber, Allgemeine Encyclopaedie (1823): »Bodden, auch wohl: der rügianische Bodden, ist das an 8 Quadratmeilen große Binnenwasser, das den südöstlichen Theil Rügen’s von Pommern trennet … Überhaupt müssen alle größeren Schiffe, die von Greifswald aus befrachtet werden, in der Gegend bei den Landspitzen Thiesow oder Pert durch Leichter ihre volle Ladung erhalten und einnehmen. [Eine Chronik] beweist uns …, daß schon im zwölften Jahrhunderte der Bodden (tractus maris) wenigstens in seiner jetzigen Ausdehnung existierte, und daß nur an den schmalsten Stellen die gegenseitigen Ufer dem Auge [doch wohl: sehr deutlich] sichtbar wurden.«

Boje, die, »Ankertonne, verankerter Schwimmkörper zur Markierung«, als Rettungsboje für über Bord Gegangene frei schwimmend.

Entlehnt aus mittelniederländ. boye »Boje, Fessel«. Herkunft unsicher: wie engl. buoy, französ. bouéé aus altfranzös. buie »Fessel« zu lat. boia »jochartige Halsfessel für Sklaven und Verbrecher« mit dem Ankerseil der Boje als Namengeber, von griech. boeiai »Ochsenlederstreifen«, aus mittelfranzös. bouée »Boje«, altfranzös. *boie, altsächs. *bōkan »Zeichen«, german. *baukna-, altsächs. bōkan, althochdt. bouhhan »Zeichen« wie →Bake, aber die Überlegung bleibt ohne altfranzös. Beleg fragwürdig. Aus niederländ. boei sind span. boya, port. bóia, italien. boia, boa entlehnt.


Boje, bei der Verlegung des atlantischen Kabels 1857/58 benutzt.

Wasserrecht von Wisby (1575): »licht ein Ancker sunder Boyen, unde deith schaden, de yenne dem de Ancker thokumpt, de ys schuldich den schaden tho betalende«, »liegt ein Anker ohne Boje und tut Schaden, ist derjenige, dem der Anker zukommt, schuldig den Schaden zu bezahlen.«

Johann Sommers See- und Land-Reyse (1665): »scheinet ein Boey (ist das Holtz am Ancker, so auff dem Wasser schwimmt) zu seyn, mitten in der wilden spanischen See.«

Joachim Heinrich Campe, Sammlung interessanter Reisebeschreibungen für die Jugend (1788): »so musste Cook alle Nacht in einem Boote mit einigen Leuten den Fluss hinauf rudern, und überall Boyen zu Wegweisern für die Flotte legen.«

→dippen (1898), →Grund (1907)

Boot, das, »kleineres Wasserfahrzeug«, Sammelbezeichnung in Abgrenzung zum Schiff, in der Kriegsmarine auch für größere Einheiten (z. B. U-, Torpedoboot).

Im 15. Jahrh. aus mittelniederdt. bōt, -länd. boot entlehnt, zu mittelengl. bōt, altengl. bāt, engl. boat und altnord. bátr, norw. baat, schwed. båt, dän. baad; entlehnt ist finn. paatti. Unsicher ist, ob die Stammform altengl. oder altnord. ist, und ob german. *baito- oder *beto- »ausgehöhlter Baumstamm« zugrunde liegt, zu indoeurop. *bheid- »spalten« oder *bhedh- »stechen«. Unklar ist ferner die genaue Verwandtschaft mit altnord. beit »Schiff, gespaltener Einbaum«, aber dies wohl zu altnord. bíta »beißen, spalten«. Aus mittelniederländ. beitel »kleines Boot, Bötlein« oder aus anglonormann. bat, latinisiert battus, mit der lat. Verkleinerung -ellus entstanden mittelfranzös. batel, französ. bateau und italien. batello »Boot«.

 

Jürgen Andersen, Orientalische Reise-Beschreibungen (1669): »wobey wir diß grosse Unglück hatten, daß unser Both, welches mit etlichen Leuten, umb Wasser zu holen, außgefahren, vom Schiffe, in dem es der Steuermann in si hefftigen huy wenden wolten umbsegelte und 3 Personen ersoffen.«

F. M., Neu entdecktes Norden (1727): »was aber den Wein anbelangte, so war von solchen sehr viel vorhanden, daß also jeder Bot so viel nehmen durffte, als sie zu führen sich getrauten.«

Otto von Kotzebue, Entdeckungs-Reise in die Süd-See und nach der Berings-Straße (1821): »Heute erhielt ich das Lebens-Boot (life boat), welches von der englischen Regierung für den Rurick bestellt war.«

→Davit (1373), →Jolle (1678), →Elmsfeuer (1726), →dwars (1897)

Bootsmann, der, »auf Handelsschiffen der für den Decksbereich verantwortliche Unteroffizier«, »Meister im Lehrberuf des Matrosen«, »in der Kriegsmarine ein Unteroffizier in einem Feldwebel-Rang« (auch Ober-, Hauptbootsmann), »bezahlte Kraft für die Pflege einer Yacht«, »die von Seeleuten so genannte Möwe Phaeton aethereus«.

Niederdt. bōsman, bōßman, niederländ. bootsman »Matrose«, Plural -luden »Bootsleute«, seit dem 14. Jahrh. belegt.

Hansisches Urkundenbuch (Quelle von 1456): »Johan Petersson sturman, Dirigk Floriansson hovetboszman und 7 Schiffskinder.«

Johann Hübner, Reales Staats-, Zeitungs- und Conversations-Lexicon (1720): »Bossemann, Schiffsbediensteter, welcher die Ankerseile verwahrt und Anordnung macht, wenn die Anker geworfen oder aufgehoben werden sollen.«

Johann Friedrich Schütze, Holsteinisches Idiotikon (1802): »Bootsmann ist der Matrose auf Schiffen, der die Oberaufsicht über die Takelage, Segel und Mastwerke hat.«

→Maat (1485/86), →Bai (1627), →Tau (1730)

Bord, das, »Decks- und Seitenplanken eines Schiffs, Bootsrand«, übertragen »das Schiff schlechthin«.

In dieser und ähnlichen Formen in zahlreichen europ. Sprachen. Herkunft umstritten; unklar ist, ob die Bedeutungen »Schiffsrand« und »Brett« auf ein gemeinsames german. *borda- »Brett« zurückgehen oder Bord »Schiffsrand« im Sinne von »Kante, Einfassung« auf german. *bar-, *bur-, *br- »Hervorstehendes, Spitzes«, althochdt. brort »Rand, Kante, Schiffsbug«, altengl. brord »Stachel, Spitze, Keim« zurückgeht. Beides kann in indoeurop. *bher- »mit spitzem Werkzeug bearbeiten, schneiden« wurzeln. Die Redewendung über Bord ist seit dem 14., an Bord seit dem 15. Jahrh. belegt. Verwandt mit Bordstein, Bordell, bohren, Bordure, engl. border »Grenze«. →Backbord, →Steuerbord

Ostfriesische Urkunde (1457): ein »schepe van vyff borden grot«, ein »fünf Plankenreihen über Wasser hohes Schiff.«

Johann David Wunderer, Reyße in Moskau (1590, gedr. 1812): »Soll niemandt Rumor oder aufruhr binnen dem Schiffs bortt anrichten, bei straff gewonlichem Seerecht, das ist unter den Keyl [Kiel] durch.«

Paul Gerhard Heims, Von der Wasserkante (1897): »Und wie sie nachher, in einer bösen Sturmnacht, auf die Klippen lief und aufbrach, da sagte er ruhig: Ja, Mariechen, nun ist’s zu Ende mit uns! und ging mit dem Hauptmast von Bord.«

→bergen (1720), →Brecher (1890), Hackebord →achtern (1794/96)

Bott, der, »freies Tau«.

Niederdt. bott »Raum, Platz«, boten »wegschaffen, vertreiben«, niederländ. bot »Ende eines Taus«, »Ende (als Tau)«, auch »Abgeschlagenes, stumpfer Mensch«, mittelniederländ. boten »schlagen«, gleichbedeut. altengl. beatan, engl. to beat, ist entlehnt aus französ. bout, älter bot »Ende, Spitze«, bouter »legen, stecken«. Mit althochdt. bōzen »stoßen«, norddt. bōsseln »kegeln« zurückzuführen auf german. *bautan »stoßen«. Die Bedeutungsgeschichte ist noch nicht vollständig geklärt. Wohl verwandt mit →Butt.

Heinrich Brarens, System der praktischen Steuermannskunde (1807): »in Hinsicht des Aushaltens der Anker und Tauen lasse der Schiffsführer, wenn Wind und See sich erhebt, bei Zeiten Bott stechen: denn je entfernter der Anker vom Schiffe steht, desto sicherer liegt das Schiff.«

Eduard Bobrik, Allgemeines nautisches Wörterbuch (1850): Bott »Länge oder Vorrat eines Strickes, damit man nachgeben oder fieren kann.«

Brackwasser, das, »Gemisch aus Süß- und Salzwasser« in Flussmündungen, auch in Küstenzonen mit geringem Wasseraustausch.

Entlehnung aus dem Niederländischen in verschiedenen Formen: adjektivisch »brack Wasser« (→Wasser), hochdt. seit dem 17. Jahrh. belegt, von brak water sowie als Kompositum Brackwasser über niederdt. Brac(c) water aus brakwater, zu mittelniederländ. brac, -dt. brack »salzig, brackig«. Herkunft umstritten: als »scharf, schneidend« zu indoeurop. *bher- »mit scharfem Werkzeug behandeln«, dann verwandt mit →Bord, mit griech. brágos »Flussaue«, brochē´ »Regen, Bewässerung« zu indoeurop. *mrog- »faulig, abgestanden«, dann verwandt mit morsch, mit mittelniederländ. brak »wertlos« zur Familie von →Wrack.

Adam Olearius, Beschreibung Der Newen Orientalischen Reise / So durch Gelegenheit einer Holsteinischen Delegation an den König in Persien ist geschehen (1647): »da freilich das Wasser wegen der sehr vielen einfallenden Rivieren und Strömen süsse oder Brack ist, aber nach der Höhe zu ist es so saltzig, als es im Oceano seyn mag.«

Jürgen Andersen, Orientalische Reise-Beschreibungen (1669): »Wir warffen Anker, und liessen etliche unser [Schiffs-]Völcker in dem Flusse Semek, welcher zur rechten Hand des Bay und brack Wasser führet, fischen.«

Joachim Nettelbeck, Eine Lebensbeschreibung (1821): »sey es, daß hier ein absichtlicher Betrug vorgegangen, oder daß sie, aus Bequemlichkeit, aus dem ersten dem nächsten Brunnen mit Brackwasser geschöpft.«

Bram, die, »Verlängerung des Mastes über der Marsstenge, Bramstenge«, zugehörig das Bramsegel »Segel über dem Marssegel«, auch selbst als Bram bezeichnet, älter Brandsegel.

Entlehnung aus niederländ. bram, verkürzt von bramzeil »Bramsegel«. Herkunft unsicher: zu niederländ. brammen »prahlen, prunken« als »Prunksegel«, zu altnord. brandr »Stock, Pfosten« als brandseil »Brandsegel«, allerdings mit erster Nennung 1625 etwas später als braemseyl (1597) belegt. Dazu schwed., dän. brand »Balken«, zu indoeurop. *bher- »schneiden«, dann verwandt mit →Brackwasser und →Bord. Das Segel selbst ist Ende des 16. Jahrh. aufgekommen.

Johann Georg Aldenburgk, West-Indianische Reiße (1627): »Anno Christi 1625 mense [Monats] Januario lag ein wolbesegelt Schiff, mit Namen die zwölff Apostel, welches von der Admiralitet dazu verordnet, vir der Bahje auff Sentinella sampt einer Schloupen, daß wo fern was vermercket würde, dasselbe ein Stück lösen, vnd eine Flacke ober den grossen Brandsegel auffziehen solte, es were gleich von Freund oder Feind.«

George Forster, Reise um die Welt (1778): »Nachmittags fuhren wir bei einer anderen viereckigen, ungeheuren Eismasse vorbei, die ungefährt 2000 Fuß lang, 400 breit, wenigstens noch einmal so hoch als unser höchster mittlerer Braammast, das ist ungefähr 200 Fuß hoch war.«

Lebensgeschichte des Capitain Carl Wolfgang Petersen (1880): »Wegen der schiefen Lage des Schiffes … mußte ich mehr nach der Luvnovk der Bramraae klettern als hinausgehen.«

Brander, der, »mit entzündlichen Stoffen beladenes brennendes Schiff, um feindliche Schiffe durch Funkenflug oder Rammen in Brand zu stecken«.

Übernahme des 18. Jahrh. aus gleichbedeut. niederländ. brander, brandschip, einer bereits im 16. Jahrh. verbreiteten Seekriegstechnik, mit dt. Brand auf german. *branda- zurückgehend, dies zu german. *brenn-a- »brennen«. Als Zeitzünder konnte eine →Beuling eingesetzt werden.

Johann Georg Aldenburgk, West-Indianische Reiße (1627): »die Soldaten musten Tag vnd Nacht schantzen vnd wercken, vnsere Schiff wurden all vnter wall, so weit man kundte, deßgleichen auch die Brandschiffe … buxiret.«

C. E. S., Das verwarloste Formosa (1677): »drey oder vier mal hängten sich auch einige Chineesische Joncken [Dschunken], als Brander ausgerüstet, am Borte an.«

August Ludwig von Schloezer, Briefwechsel meist historischen und politischen Inhalts (1780): »mit einer Flotte von 113 Kriegs-Schiffen, 11 Brand-Schiffen, und 7 Jachten.«

→kappen (1627)

Brandung, die, »Zone überstürzender Wellen an der Küste«.

Mit dem älteren dt. Brennung wie schwed. bränning, norw. brenning zurückzuführen auf niederländ. branding zu branden »brennen, aufschäumen, anbranden«. Das Wort entstand aus mittelniederländ. brant und der Vergangenheitsform brandde »brannte« zu bernen, barnen »brennen«. In der Bedeutung analog lat. aestus »Hitze, Glut, Brandung« und aestuare »kochen, wallen, schäumen«.

Peter van der Horst, Beschriving Van der Kunst der Seefahrt (1673): »Wie auch ein Mahls auff der Küst von Africa, nebenst Mamora, da wir bald in die Branding wahren, gab Gott daß der Wind sich legte.«

Daniel Defoe, Robinson Crusoe, übersetzt von Ludwig Friedrich Vischer (1720): »Als ich meine Augen auff das zerscheiterte Schiff richtete gieng die Brandung und der Schaum des Meers so dick und hoch darüber her, daß ichs … kaum sehen konte.«

Jens Jacob Eschels, Lebensbeschreibung eines alten Seemanns (1835): »Es war ein schrecklicher Anblick, denn das Schiff segelte nur eben längs der Brandings.«

Brasse, die, »Tau zum Schwenken der Rahen«.

Aus niederländ. bras, wie engl. brace, brase »ein paar Arme, Halterung, Brasse« zu gleichbedeutend französ. bras und bras de vergue »Arm der Rah«. Es ist übernommen aus brasser, altfranzös. braçoyer, bracier »brassen«, wörtl. »die Arme handhaben«, zu lat. bracchium »Arm«, griech. brakhion »Arm, Pfote«, brakhus »kurz«. Verwandt: Brachialgewalt. Das alte französ. Längenmaß Brasse »Entfernung zwischen den Händen bei ausgestreckten Armen« konnte dem →Faden entsprechen. Meist wich es aber davon ab; die Brasse (zu fünf Fuß) hatte offiziell 1,624 Meter, der engl. Faden (zu sechs Fuß) 1,8288 Meter. Verwandt mit →Barkun.

Ernst Christoph Barchewitz, Ost-Indianische Reise-Beschreibung (1730): »der Schiffer gab gleich ordre, das Ruder an Stürbort zu legen, uns aber hieß er geschwind zu prassen an Stürbort, das ist, die Segel herum zu wenden.«

Friedrich Kries (Übersetzer), William Scoresby’s des Jüngern Tagebuch einer Reise auf den Wallfischfang (1825): »Das Ganze endigte dann mit einem ordnungsgemäßigem Gesange, in den die ganze Mannschaft einstimmte, worauf die nach einem dreymaligen Hurrah auseinander giengen, um auf die Aufforderung des Oberbootsmannes die großen Brassen zu splissen.«

 

Brecher, der, »hohe, sich überstürzende See, Sturzsee«.

Im 19. Jahrh. Brechsee ersetzend, entlehnt aus engl. breaker, zu to break »brechen« aus indoeurop. *bhreg- »brechen«.


Brecher an einer Klippe, Stich vor 1900.

Increase Mather, An essay for the recording of illustrious providences (1684): »If the Providence of God had not by the breakers given them timely warning they had been dashed to pieces«, »wenn die Vorsehung Gottes sie nicht durch die Brecher zeitig gewarnt hätte, wären sie in Stücke zerhauen worden.«

Jens Jacob Eschels, Lebensbeschreibung eines alten Seemanns (1835): »wir lensten vor das dichtgerefte Grossmarssegel und Fock, und erhielten eine schwere Brechsee von hinten über, die wohl zwölf Fuss hoch über das Heck hereinstürzte und aufs Cajüt-Deck niederschlug.«

Paul Gerhard Heims, Im Rauschen der Wogen, im Branden der Flut (1890): »der Kommandant der Vandalia wurde, ehe das Schiff unterging, mit vier Offizieren von der Kommandobrücke durch einen schweren Brecher über Bord gespült.«

→Mole (1716, 1909)

Brigantine, die, »zweimastiges Segelschiff«, Kurzform Brigg.

Brigg ist zu Beginn des 18. Jahrh. im Engl. als Abkürzung von brigantine entstanden und Ende des 18. Jahrh. ins Deutsche übernommen worden, auch niederländ. brik, französ. brick, in skandinavischen Sprachen brig(g), italien. brick. Engl. brigantine ist wie französ. brigantine, brigandin entlehnt aus italien. brigantino, mittellat. brigantinus »Kampf-, Raubschiff«, zunächst ein niedrigbordiges, mit Riemen und Segel ausgestattetes kleineres, wendiges Schiff, zu italien. brigante »Räuber, Brigant«, dies zu briga »Unruhe, Streit«. Dessen Herkunft ist unklar, frühester Beleg Ende des 13. Jahrh. in Venedig, vielleicht zu kelt. brīga »Kraft«. Verwandt mit Brigade.


Brigg, als Wort etwa zur Zeit dieses Stichs (um 1790) ins Deutsche entlehnt.

Otto Heinrich, Deutsche Pilgerreisen (1521): »doch jaget die galeen unddt ein Bregantin ab den Türckischen armatis«.

Die Reisen des Samuel Kiechel (um 1600): »Hüeromben sich sommerszeütt vül cursari [Korsaren] hallten, so mütt fusti [Einmaster], galiotten, frigatia, unnd pergatin aus Barbaria herüber kommen«.

Kaspar von Stieler, Zeitungs Lust und Nutz (1695): »Brigantin, ist ein Spähschiff und Raubschiff / so geschwind durch die Wellen streichen kan«.

Leo Goldammer, Litthauen: Erzählungen aus dem Natur- und Volksleben (1858): »Eine Brigg mit Rahsegel und Briggsegel, und außerdem zehn Kanonen darauf«.

Brise, die, »gleichmäßiger Wind«.

In romanischen und germanischen Sprachen verbreitet, engl. breeze, dän. brise, schwed., norw. bris, niederländ. bries, französ. brise, span., port. brisa, oberitalien. brisa »Nordostwind«, katalan. brisa »Schneewind«, frühe Nennung im 15. Jahrh.; vielleicht auch mittelhochdt. bīse, althochdt. bīsa, altsächs. biosa, schweiz. Bise, Beiswind »schneidend kalter Nord- oder Ostwind«; die Verbindung zu beißen ist volksetymologisch. Die europäischen Entlehnungsverhältnisse sind unklar, vielleicht aus dem iberischen Raum über England nach Deutschland und Skandinavien, oder aus Friesland mit Übernahme ins Französische, dann ins Iberische und Englische. Vom Nordostpassat ausgehend, scheinen englische Karibikfahrer die Bedeutung »stetig wehend« verbreitet zu haben.

Josua Maaler. Die Teütsch Spraach (1561): »Der Byßwind. Bewegt das meer.«

Joseph Stöcklein, Der Neue Welt-Bott (1726): »die philippinischen Schiff kauffen allda insgemein im Decembri oder Jenner ein, und segelen im Mertzen wieder fort, sonst würde es ihnen zwischen America und denen Marianischen Eylanden an denen Brisen oder nach-brausenden Winden fehlen.«

Albert Berg, Die preußische Expedition nach Ost-Asien (1864): »das majestätische Schiff legte sich unter einer Last von Segeln in die Brise und glitt ohne Schwankung über die purpurblaue Fläche«.

→Doldrums (1873), Etmal (1873)

Brücke, die, »Deckshaus als Leitstand des Schiffes« (seit 19. Jahrh.).

Zunächst war die Brücke ein »Kommandosteg auf dem Oberdeck«, in nautischer Bedeutung waren zuerst die Landungs-, Anleger- und Enterbrücken von Bedeutung. Die meisten Großsegler ließen Decksaufbauten, auf denen der Kapitän sich hätte aufhalten können, konstruktionsbedingt nicht zu. Mittelhochdt. brücke, althochdt. brugga, altsächs. bruggia, altengl. brycg, engl. bridge »Brücke«, niederländ. brug, altnord. bru, schwed., dän. bro. Als erweiterte Form hat schon altnord. bryggja auch die Bedeutung »Landesteg«. Herkunft umstritten; mit german. *brugjo- »Brücke«, altkirchenslaw. brivino »Balken« und gall. brīva »Brücke« zu einem vorgerman. *bhru-ko- »Prügel, Knüppel«, Brücke als Knüppeldamm verstanden, mit german. *brōwō- »Brücke« ohne slaw. Verwandtschaft, und zu indoeurop. *bhreu-, *bhru- »Balken, Prügel«.

Claude Jordan, Der Curieusen und historischen Reisen durch Europa … übersetzt von Talandern (= August Bohse, 1699): »Als das Feuer alles fassete, ware ich auf der Brücke meines Schiffes gantz vorne an, allwo ich Ordren der Nothdurfft nach ertheilete.«

Albert Berg, Die preußische Expedition nach Ost-Asien (1864): »Hier ist zu beiden Seiten eine trittartige Erhöhung an der Railing eingebracht, von wo der Commandirende das Schiff übersehen und die Steuerleute anweisen kann; auf anderen Schiffen führt eine schmale Brücke querüber von Railing zu Railing, die Commandobrücke, von wo bei Dampfern ein Sprachrohr in die Maschine hinabführt.«

Paul Gerhard Heims, Von der Wasserkante (1897): »Hier, am Oberdeck, hat das Ruder, an dem bei schlechtem Wetter sechs oder acht Mann stehen, Platz gefunden, meist in unmittelbarer Nähe der Kommandobrücke, des unbetretbaren Heiligtums.«

Bucht, die, nautisch »Küsteneinschnitt«, »Biegung, Schleife, Windung in einem Tau«, »Wölbung des Decks«.

Hochdt. als »Meerbusen« belegt seit dem 17. Jahrh., aus mittelniederdt. bucht »Biegung, Krümmung, Verschlag, Pferch«, wie altengl. byht »Winkel, Ecke«, engl. bight, älter bought »Bucht«, niederländ. bocht, dän. bugt. Zugrunde liegt mit germ. *buhti ein sog. ti-Abstraktum zu biegen. Dies geht mit althochdt. biogan, got. buigan, altengl., altsächs. būgan »biegen« zurück auf german. *bjuga, *buga und mit altind. bhujáti »biegt, krümmt«, lat. fugere, griech. pheugein »fliehen, sich abwenden« auf indoeurop. *bheug(h)- »biegen«. →Bai

In geografischer Bedeutung bei Jürgen Andersen, Orientalische Reise-Beschreibungen (1669): »sahen folgenden Tag in einem Inwig oder Bucht vor uns liegen die treffliche Kauffhandel Stadt Columbo.« Olfert Dapper, Gedenkwürdige Verrichtung der Niederländischen Ost-indischen Gesellschaft in dem Kaiserreich Taising oder Sina [China], durch ihre Zweyte Gesandtschaft (1675): »er möchte sich alda nach guhten Häfen und Seebuchten umsehen, darinnen im nothfalle die Schiffe sicher könten liegen.«

In Bedeutung bei Der geöffnete See-Hafen (1702): »alsdann wird das grosse Wand auf jede Seite aufgesetzet, da dann jegliches Haupt-Touw nach seiner Länge gedoppelt abgepasset, und oben mit einer Boucht über den Top des Masts geleget … die Boucht dieses Touwes wird nun um das oberste Ende der grossen Stenge durch ein ander Touw fest gebunden.«

Über den Schiffbau, in Bedeutung , bei Franz Reuleaux, Der Weltverkehr und seine Mittel (1892): »Die Oberfläche der Deckbalken ist nicht eben, sondern hat eine bestimmte Kurve, Bucht oder Sprung, damit das Deck rundlich liegt und das Wasser leichter von ihm abläuft.«

Buddel, die, auch der, niederdt. »Flasche«.

Im 17. Jahrh. begann der Handel mit Weinflaschen aus Frankreich, die die bis dahin üblichen Fässer und Lederbeutel ersetzten. Niederdt. buddel wie engl. bottle, italien. bottiglia, span. botella waren entlehnt aus französ. bouteille, altfranz. botele, dies aus mittellat. *buticula, butella, verkleinernd zu lat. buttis »Fass«. Die Entlehnungsrichtung zu gleichbedeutendem griech. but(t)is ist ungeklärt, ebenso die Herkunft beider Begriffe. Verwandt sind dt. Bottich, Böttcher, Bütt. Nicht verwandt ist Beutel, althochdt. butil; dies gehört wie Beule zu indoeurop. *bu-, *beu- »aufblasen, schwellen«. Als Bezeichnung für den gläsernen Behälter überwiegt im Deutschen Flasche, althochdt. flasca; es gehört entweder im Sinne von »Ton- oder Holzbehälter mit Schutzgeflecht«, german. *flahskō-, zu german. *fleht-a »flechten, oder , weil Flaschen ursprüngl. aus Holz gedrechselt wurden, und mit guter Erklärung für Flaschenzug wegen der →Scheibe, zu hochdt. flach, althochdt. flah, ähnlich altsächs. flaca »Fußsohle«. Buddelschiffe, in Flaschen aufgestellte Segelschiffe, die von Seeleuten zum Zeitvertreib oder als Nebenerwerb hergestellt wurden, gehen auf mittelalterliche Votiv-Flaschen mit religiösen Motiven zurück, die in Süddeutschland, Österreich und Böhmen verbreitet waren. Die ältesten Buddelschiffe aus der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts waren wohl Arbeiten gewerblicher Schiffsmodellbauer, etwa das älteste datierte (Holstentormuseum Lübeck, 1784). Matrosen begannen Buddelschiffe ab etwa 1850 zu bauen, weil neben grünlichem oder bräunlichem Flaschenglas mehr und mehr farbloses Material verarbeitet wurde.

Johann Heinrich Zedler, Universal-Lexikon (1733): »Bouteille, so wird eine iede gläserne Flasche genennet, die unten einen weiten Bauch hat, der sich oben her nach einem engen Halse zu einziehet, und siehet man deen zu mancherley Gebrauch unterschiedene Arten.«

Symbolisch bei Siegfried Lenz, Arnes Nachlaß (1999): »Ohne den Blick zu heben, ohne ein Zeichen von Überraschung oder der Freude nahm er zur Kenntnis, daß das Buddelschiff ihm gehören sollte … Er übersah es, vergaß es.«

Bug, der, »vorderster Teil eines Schiffes«.

Als ursprüngl. »Schulterstück von Pferd und Rind«, auch »menschliche Schulter, Arm«, im 17. Jahrh. auf die entsprechende Partie des Schiffs übertragen. Mittelhochdt. buoc, althochdt. buog, als »Schulter« und »Schiffsbug« auch in niederdt. būg, -länd. boeg, altnord. bógr, isländ. bōgur, dän. bov, schwed. bog. Engl. wurde zuerst bough »Schulter, Oberarm« gebildet, später bow »Bug«. Mit german. *bōgu-, griech. pēchys »Ellbogen, Unterarm« und altind. bāhúh »Arm« vielleicht auf indoeurop. *bhāghus »Ellbogen, Unterarm« zurückzuführen. Unsicher ist, ob mit einer Urform »das Ausgestreckte« oder im Sinne von »das Beugbare« auch »das Gebogene« gemeint sein kann; dann mit →Bucht verwandt. Die romanischen Bezeichnungen für Bug, französ. proue, span., port. proa, italien. prora, prua, aber auch engl. prow, gehen auf lat. und griech. prora »Schiffsvorderteil« zurück; dies zu lat. pri- »vor, für« wie prior »der vordere (von zweien)«, mit griech. pro »für« und altind. purva »der Erste«.

Johann Georg Aldenburgk, West-Indianische Reiße (1627): »Weil sich der Admiral in den nachgehenden Monat befurchte wegen deß monsons, in welchen der Wind fort vnd fort über einen Bug wehet, gab er den andern Schiffern mit groben geschütz das Zeichen die Ancker auffzuheben.«