Tampen, Pütz und Wanten

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Johann Hinrich Röding, Allgemeines Wörterbuch der Marine (1794/96): »Baratterie, Betrügerei, die von Schiffern zum Schaden der Reeder und Befrachter gemacht werden kann (z. B. Verfälschung und Bestehlung der Güter oder Nebenwege, die mit dem Schiff ohne Wissen der Reeder gemacht werden).«

Jacob von Eggers, Neues Kriegslexicon (1757): »Barat, Unterschleif, der von einem Schiffer durch Verschweigung oder Unterschlagung der ihm anvertrauten Güter, oder durch einen genommenen Umweg begangen wird.«


Bewaffnete Bark des Mittelmeeres mit Geschützpforten, Stich vom Ende des 18. Jahrh.

Bark, die, ein Großsegler.

Eine Bark trägt drei →Masten, zwei voll getakelte (→Fock-, Großmast) und einen →Besan (Besanmast). Bei mehr Masten wird dies durch den Zusatz »Viermast-«, »Fünfmast-« ausgedrückt. Die Trennung von Bark und Barke als großes und kleines Schiff wird erst ab dem 18. Jahrhundert deutlich; vor diesem Hintergrund ist auch eine zusätzliche Neuentlehnung aus engl., niederländ. bark möglich. Wortgeschichte →Barke.

Johann Hinrich Röding, Allgemeines Wörterbuch der Marine (1794/96): »Barke oder Barkschiff, großes dreimastiges Schiff, das bloß zum Handel eingerichtet ist, und daher um mehr Platz zu behalten nicht so scharf als eine Fregatte sein muß.«

Paul Gerhard Heims, Von der Wasserkante (1897): »Die meisten großen Dampfer sind als Barkschiffe getakelt, d.h. als Dreimaster mit Raaen.«

Hamburgischer Correspondent (13.1.1906, Morgenblatt): »Die in Ballast von hier nach Port Talbot bestimmte Hamburger Viermastbark Alster … lag gestern nachmittag Nordnordwest vom Außenfeuerschiff vor beiden Ankern.«

→Konvoi (1707), →Schot (1720), →Helling (1888)

Barkasse, die, auf Kriegsschiffen das größte Beiboot, im Hafenbetrieb ein Verkehrsboot.

Im 18. Jahrh. ins Deutsche entlehnt, geht es mit französ. barcasse, span. barcaza auf italien. barcaccia zurück, eine Bildung zu barca »Boot, →Barke«. Zunächst führt die Endung -accia abwertend auf »untaugliches, schadhaftes Boot«, wird aber überlagert von der spanischen Vergrößerungsform -za zu barca. Die span. und französ. Bedeutung lautet zum Zeitpunkt der Entlehnung ins Deutsche bereits »großes Boot«, bedient sich aber der Lehnform aus dem Italienischen.


Barkasse des westlichen Mittelmeeres, 18. Jahrh.

Ersch/Gruber, Allgemeine Encyclopädie (1821): »Barkasse ist das größte Boot, das großen Schiffen dazu dient, die Anker zu lichten und auszubringen, Wasser zu heben u. dgl.«

Friedrich Gerstäcker, Reisen um die Welt (1847): »als die beiden Kanonen der Amazone wieder geladen und abgeschossen worden, antwortete aus der jetzt sichtbar werdenden Barkasse und aus den kleinen Jollen eine Salve von Musketen oder Jagdflinten.«

Albert Berg, Die preußische Expedition nach Ost-Asien (1864): »zwischen dem Fock- und dem Grossmast sind die vier grossen Boote eingesetzt – die beiden Barcassen und die beiden Pinassen, je zwei über einander.«

Barke, die, poetisch für »Boot«.

Mittelniederl. barke »kleiner Küstensegler«, auch »großes Ruderboot«, geht über mittelfranz. barque, altfranzös. barge auf frühroman. barca zurück. Weitere Herkunft unsicher: zu frühroman. barra »Stange« →Barre, über lat.*bārica zu griech. bāris »ägyptischer Nachen«, koptisch bāri für ein Boot, das auf dem Nil verkehrte, wobei das Wort allerdings zuerst in einer Inschrift um das Jahr 200 in Portugal bezeugt ist, »aber wohl schon seit Cäsars Tagen bei der Beschreibung festlicher Schiffskämpfe zwischen der ägyptischen und phönizisch-persischen Flotte gebraucht« wurde (Lloyd/Springer, Etymologisches Wörterbuch des Althochdeutschen, 1988), zu altnord. borkr »Borke, Rinde« als »ein Boot aus Rinde«. Die Trennung von Barke und →Bark als kleines und großes Schiff wird erst ab dem 18. Jahrhundert deutlich, Barke ist heute veraltend.

Walter Raleigh, Beschreibung deß goldreichen Königreichs Guiana in America (1599): »[Wir] namen vnsern Lauff nach Trinidado, allein mit meim Schiff vnd einer kleinen Barcken.«

Kaspar von Stieler, Zeitungs Lust und Nutz (1695): »Barque, Barke ist ein kleines Schiflein so an dem Strande hinzufahren pfleget.«

Johann Wolfgang von Goethe, Rinaldo (1799): »Zu dem Strande! zu der Barke! / Ist euch schon der Wind nicht günstig, / Zu den Rudern greifet brünstig!«

→Tonnage (1580), →Gat (1673), →Piroge (1741)

Barkun, der, Plural Barkuns, »Auslegerkran, →Davit«, allg. »Hebelbaum«, zuvor »Schiffsbalken«.

Dt. auch Balkuner, Entlehnung aus niederländ. barkoen, mittelniederländ. barcoen, brackoen, dies aus mittelfranzös. bracon »Balken«, dorther auch engl. bracket »Träger«. Das lat. Ausgangswort ist bracchium »Arm«, weiter →Brasse.

Der geöffnete See-Hafen (1702): »Von diesem über die krumme überhängende Höltzer gelegten Quer-Balcken, lauffet ferner zu jeglicher Seite ein strackes Innholtz auf, und werden dazwischen 5 Balckonners oder lange Balken aufgerichtet.«

Max Foß, Marine-Kunde (1901): »die leichteren Boote aber hängen außen in Davits und Barkuhnen in der Nähe des Kreuzmastes.«

Barre, die, »veränderliche Sandbank vor einer Flussmündung oder Hafeneinfahrt«.

Nach Johann Karl Gottfried Jacobsson, Technologisches Wörterbuch (1781) »eine Sandbank oder eine Reihe Klippen im Meer, so vor dem Eingange des Hafens oder Stroms liegen, also daß man nur bei der Flut oder hier und da zwischen denselben durchkommen kann«. Erst seit dem 17. Jahrh. in nautischer Bedeutung belegt, als »Schranke, Absperrung« entlehnt aus altfranzös. barre »Querstange«, mittellat. *barra »Querbalken«. Herkunft unsicher: mit altirisch barr »oberstes, buschiges Ende« über gall. *barros »Wipfel, Haarschopf« zu indoeurop. *bhar-, *bhor- »Hervorstehendes, Borste, Spitze«, mit lat. vārus »entgegengesetzt«, frühroman. vāra »quer«. Verwandt mit Barriere, Barrikade und Bar, ausgehend von einer ursprünglichen Barre »Schranke« zwischen Gast- und Schankraum, die sich selbst zur Bar (zum Tresen) entwickelte und schließlich dem Lokal den Namen gab.

Philippus Baldaeus, Beschreibung der Beruhmten Ost-Indischen Kusten (1672): »wie sie in aller Eil eine Armade von 16 wolausgerüsteten Schiffen von Batavia nach den Indischen Gegenden abfärtigen möchten, um … die Portugesen vor der Bahre von Goa anzugreifen.«

Ludwig Theobul Kosegarten, Rhapsodieen (1794): »Inzwischen arbeitete das Tau so gewaltsam in den Kluysen, daß wir jeden Augenblick fürchten mußten, das Tau gesprengt zu sehn, und mitten in die Barren geworfen zu werden … Indem ich die Barren erreichte, schleuderte die prellende Brandung mich hoch empor.«

Herman Soyaux, Aus West-Afrika (1879): »vor uns gerade aus warf das Meer am Ufer mächtige Schaumberge in die Höhe: es war die Barre, über der die ausströmende Ebbe des Palmas [an der Küste von Guinea] mit den Wellen des Oceans kämpfend verschmolz.«

→Galion (1627), →Tanker (1935)

Barsch, der, ein Raubfisch; die Familie der Echten Barsche (Percidae mit Flussbarsch und Zander) lebt im Süßwasser; viele Barschartige (Percomorphi, u.a. Zacken- und Buntbarsche) leben im Salzwasser.


See- oder Wolfsbarsch (Labrax lupus, Loup de mer).

Mittel-, althochdt., altsächs. bars, niederländ. baars, altengl. bærs, engl. bass, basse, ausgestorben barse. Namengebend war die stachlige Rückenflosse, zu german. *barsa und indoeurop. *bhres- »Spitze«, *bhárs-o- »der mit Stacheln versehene«, *bhar, *bhor »Borste, Spitze.« Verwandt mit barsch, Bart(el), Borste, Bürste. Die althochdt. Nebenformen bersa, bersih entwickeln sich weiter zu mittelhochdt. u.a. birse und bersich, entlehnt zu italien. pesce persico wörtl. »Perser-, Pfirsichfisch«, französ. persègue. Aus der mittelniederländ. Form ba(e)rse entstand französ. bar »Wolfsbarsch«, heute verdrängt von loup de mer, dies von lat. lupus »Wolf«. Die skandinavischen Formen isländ. ögur, altschwed. agh-borre, schwed. abbore, norw. aaborr(e) gehen auf altnord. ọgr »Rotbarsch« zurück und mit litauisch ežegys »Kaulbarsch«, altpreuß. assegis »Barsch« auf indoeurop. *ag-, *ak- »scharf, spitzig«; zu althochdt. agabūz »Flussbarsch« →Butt. Manche Formen haben sich wegen der hervorstehenden Augen des Fisches auch unter dem sprachlich nahen Einfluss von indoeurop. *ok- »Auge« entwickelt, so russ. okuni »Barsch«. Nicht verwandt sind die aus lat. perca, griech. perkē »(Fluss-)Barsch« stammenden Ableitungen, engl. perch, französ. perche zu griech. perknos »getüpfelt«, die auf indoeurop. *perk- »gesprenkelt« zurückgehen; wie die lat. Bezeichnung porcus »Fisch mit Stachelflossen« ist daraus auch dt. Forelle hervorgegangen, beide wegen ihrer farbigen Rückentupfen.

 

In der Antike gehörten Seebarsche zu den beliebtesten Fischen; Plinius bezeichnet in seiner Naturkunde (nach 77 n. Chr.) eine Schüssel davon als Teil des höchsten Aufwandes eines Festmahls; mit Horaz stimmt er überein, dass die besten aus dem Tiber zwischen den beiden Brücken stammten.

Hans Hajek (Hg.), Daz buoch von guoter spise (1350): »Ein gebacken můs von vischen. Dar zů solt du nemen einen bersich gebeizt in ezzig, vnd wirf in denne in milich.«

Johann Heinrich Zedler, Universal-Lexikon (1733): »Es gibt auch einen Barsch in der See …, teutsch See-Barsch genannt, welcher nicht so groß als der Flussbarsch wird. … Er findet sich gemeiniglich um die Klippen und nähret sich mit kleinen Fischen. Zum essen soll er nicht viel taugen.«

BätingeBetinge

Baum, der, »längsschiffs verlaufendes Rundholz«, auf größeren Schiffen fest angebracht (z. B. Klüverbaum) oder einseitig schwenkbar (z. B. Ladebaum), auf Yachten die einseitig befestigte →Spiere, an der das Unterliek (→Liek) eines Segels befestigt ist, vor Häfen ein schweres, verkettetes Holz, um die Fahrt zu sperren.

Der Segelbaummacher, aus »Abbildung Der Gemein-Nützlichen Haupt-Stände«, 1698.

Seit dem hohen Mittelalter wird Baum oft in der Zusammensetzung »Segelbaum« für →Mast benutzt: althochdt. segalpoum, segilpoum, auch mastpoum. Mittel-, althochdt. boum, niederländ. boom, westgerm. *bauma- »Baum, Balken«. Herkunft unklar, vielleicht zu indoeurop. *bheu- »wachsen, gedeihen«. Mit engl. boom »Baum« eng verwandt ist beam »Horizontaltraverse«, jetzt das Maß »Breite über alles«.

Wohl als »Kiel«, zugleich für das ganze Schiff, bei Paul Fleming, Gedichte (1636): »zwei Schiffe kunten sich zu weichen nicht vergleichen. / Der übergebne Baum lief fast wie taub und blind / in sein Verderben hin.«

Als Hafenbaum bei Ernst Christoph Barchewitz, Ost-Indianische Reise-Beschreibung (1730): »auf solcher Fahrt kommt man zuerst auf dem Strohm Jaccatra an den Baum, allwo beständig ein Commando Soldaten aus dem Vierkant die Wache hat; dieser Baum wird allezeit des Abends nach 9 Uhr geschlossen.«

Jacob und Wilhelm Grimm, Deutsches Wörterbuch (1854): »auf dem meer ragen die hohen bäume der schiffe.«

Mastbaum →Mars (1496/99), Segelbaum →Besan (1534/54)

BeaufortWind

bedaren, »sich beruhigen« (vom Wetter).

Entlehnung aus niederländ. bedaren, schwed. bedara »ruhig, still werden«, mit angelsächs. darian »verbergen«, altsächs. derni »verborgen«, ahd. tarnen »verbergen« zurückzuführen auf westgerman. *darnja- »verborgen«, das – vielleicht mit armenisch dadarem »nehme ab (vom Wind)« – von indoeurop. *dhare »halten, festhalten, zur Ruhe kommen« abstammt.

Wigardus à Winschooten, Seeman (1681): »het weer bedaart«, »das Wetter beruhigt sich.«

Jan TenDoornkaat Koolman, Wörterbuch der ostfriesischen Sprache (1879): »dat wer wil sük hēl nēt wer bedaren«, »Das Wetter will sich nicht wieder beruhigen.«

Begienrah, die, auch blinde Rah, »Rah ohne Segel, nur zum Halten des Segels darüber«.

Entlehung aus niederländ. bagijnera, begijnree, angeblich nach der religiösen Gemeinschaft der Beginen so genannt, »weil diese Raa ohne Segel ist und also dem eigentlichen Zweck einer Raa nicht dient« (Kluge, Seemannssprache), so wie die Beginen unverheiratet waren. Bagien, Bezeichnung für verschiedene Segel, oft Unter- oder Lateinsegel des Kreuzmastes.

Der geöffnete See-Hafen (1702): »Die Bagynen-Ree ist eine absonderliche Ree, welche recht in die Quer unter der Saaling des Bezaan-Masts befindlich, aber kein Segel daran geführet wird.«

beiliegen, »im Sturm mit wenigen Segeln so nahe wie möglich beim Wind liegen, damit das Schiff nur →dwars vertreibt«, Beilager, das, »Position und Besegelung zum Beiliegen«.

Niederländ. een bejlegger maken, bijleggen, im sexuellen Sinn schon althochdt. bilegen, mittelhochdt. bīlegen »beiliegen, beilegen, Beilager halten«.

Joachim Heinrich Campe, Sammlung interessanter … Reisebeschreibungen für die Jugend (1787): »Es erhob sich ein gräulicher Sturm mit so heftigen Windstößen, daß man die Masten durch Abnehmung der Bramstengen verkürzen, die Segel einreffen, und wie es in der Schiffersprache genannt wird, beilegen mußte.«

Elias Hesse, Ost-Indische Reise-Beschreibung (1687): »Den 26. dito musten wir abermahl groß Sturm-Wetter ausstehen, welches auch mit allen Schiffen ein Beylager verursachet; ein so genanntes Beylager bestehet darinn, daß erstlich das Ruder fest gemacht und gebunden wird, und also unbeweglich ist, und nur das Schoovet, als gröstes Seegel, nebst der Posan beystehen: dieses mag man auch wohl das letzte Gericht nennen; dess es also, auf itztbesagte Weise, zum höchsten kommen ist, und lernet ein Seefahrender in solchem Wetter auch wohl beten.«

Heinrich Brarens, System der praktischen Steuermannskunde (1807): »wann er im Sturme auf der See einen Beileger machen muß, so suche er die kleinen Segel vorne und hinten darnach zu stellen, daß sein Schiff ordentlich beilege, d.i. auf dem 6ten Strich vom Winde fortgehe.«

→Schäre (1647)

belämmern, »aufhalten, hindern«, Belämmerung, die, »Hindernis durch im Weg stehende Gegenstände an Bord eines Kriegsschiffs«.

Im Sinne von »langsamer machen«, ndl. belemmeren »hindern«, eine niederdt. Ableitung zu »lahm«, alt-, mittelhochdt., altfries. lam, altengl. lama, altnord. lami, german. *lama, die mit altkirchenslaw. lomiti »brechen« und russ. lom »Bruch« auf indoeurop. *lem- »brechen, zerbrechen« zurückzuführen sind. Verwandt: Lümmel.

John Brinckman, Sämtliche Werke, Bd. 4 (1912): »Is dat Rooder nich klor, sär ick to Jochen Jung; dat ward doch nich uthakte ore bilemmert sin?« »Ist das Ruder nicht frei?, sage ich zu Jochen Jung; es wird doch nicht ausgehakt oder belömmert sein?«

belegen, »ein Tau festmachen«.

Althochdt. bileggen »auf etwas legen, besetzen« im Sinn von »nicht mehr herausgeben, nicht nachgeben« geht zurück auf leggen »legen«, eigentlich »liegen machen«, dies zu althochdt. liggen »liegen«, das über german. *leg-ja- zu einer indoeurop. Wurzel *legh- »sich legen, liegen« führt.


Der belegte Teil eines Taus.

Friedrich Gerstäcker, Reise um die Welt (1847): »so schaute er denn, an ein starkes Tau geklammert, das er um sich und eine der Belegpinnen am grossen Mast geschlagen hatte, lange hinaus auf die Wogen und auf den bedeckten Himmel.«

Sophie Wörishöffer, Robert der Schiffsjunge (1887): »das betreffende Kommando heißt dann: Belegt das Ende.«

benepen sein, »bei Hochwasser auf Grund gelaufen sein«.

»Benepene« Schiffe waren oft nur bei Springflut frei zu bekommen; eine sprachliche Verwandtschaft mit (der schwächer ansteigenden) Nippflut ist naheliegend (→Gezeit). Niederländ. beneepen zijn geht mit dem Verb nijpen »kneifen, klemmen« und Nippel, engl. nipple »Brustwarze« auf eine unbekannte german. Wurzel zurück.

Johann Hinrich Röding, Allgemeines Wörterbuch der Marine (1794/96): »benepen wird von Schiffen gesagt, die bei hohem Wasser auf den Grund fest zu sitzen gekommen sind, und nur bei hohem Wasser wieder flott werden können.«

bergen, »in Sicherheit bringen«, z. B. Segel bei heraufziehendem Sturm, Menschen über Bord, im Wasser treibende Objekte.

Die Reihenfolge des Bergens für den Kapitän bei Schiffbruch – erst die Leute, dann das Gut – legte das Schiffrecht fest, etwa: »Sowan so ein schip tobricht, so scal de schiphere allererst berghen dhe lude und dar na dat rede goet.« (Hamburg 1292)

Mittelhoch-, -niederdt., -länd. bergen, althochdt. bergan, mittelniederländ. berghen, altengl. beorgan, altnord. bjarga, schwed. bärga, got. bairgan, verwandt mit litauisch birginti »sparen«, altkirchenslaw. nebrěšti »außer Acht lassen, missachten«, russ. beréč »hüten«. Die Wurzel ist vielleicht indoeurop. *bhergh- »bergen, verwahren«. Verwandt mit Herberge, borgen, Burg. Engl. salvage »Bergung«, französ. sauvetage, italien. salvamento, salvataggio gehen auf lat. salvare »retten« zurück.


Zur Bergung unterwegs: Rettungsboot der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger, um 1900.

Fender

Jürgen Andersen, Orientalische Reise-Beschreibungen (1669): »es kamen die Einwohner dieses Orts Outzim, da wir gestrandet, häuffig zu unserm Hause, und gaben denen, die uns geborgen hatten, Geld, daß sie uns nur sehen und hören möchten.«

Daniel Defoe, Robinson Crusoe, übersetzt von Ludwig Friedrich Vischer (1720): »weil das Schiff noch immer auffrecht zu liegen schiene, wünschte ich mich an Boord, um wenigstens etliche mir nöthige Sachen daraus zu bergen – hier bekam ich Anlaß zur Erneuerung meines Schmertzens, dann ich sahe augenscheinlich, daß wann wir am Boord geblieben, wir alle geborgen, das ist lebendig an Land gekommen und ich nicht in einen so Trostlosen von aller Welt verlassenen Zustand gerathen wäre.«

Joachim Nettelbeck, Eine Lebensbeschreibung (1821): »Inzwischen waren auch von allen herumliegenden Schiffen Bööte und Fahrzeuge abgestoßen, um die beiden Menschen zu bergen.«

→Fall (1564), →Takelage (1591), →Ewer (1888), →flott (1907)

BernsteinGlas

Besan, der, »Segel des hintersten Mastes, auch der Mast selbst«.

Die genauen Entlehnungswege in Europa sind unklar. In Deutschland gab es zwei Übernahmen, eine frühere mit dem Anlaut m- und eine spätere mit dem Anlaut b-, die sich schließlich durchgesetzt hat. Im 17. Jahrh. entlehnt aus niederl. bezaan, mittelniederländ. besane (1480), zuvor mesane, moisan, pusan, dän., schwed. mesan »Gaffelsegel am Hintermast«, span. mesana »Hintersegel, Hintermast«, französ. misaine »Vorsegel, Vormast, Fock«, mittelfranzös. migenne (zuerst 1382), engl. mizzen »Hintersegel« (1462). Die engl. Entlehnung geht direkt auf italien. mezzana »Hintersegel, -mast« (1348) zurück, vielleicht, nachdem 1410 den Engländern eine dreimastige Karacke aus Genua in die Hände fiel. Die frühere dt. Entlehnung mit Anlaut m- stammt direkt aus dem Italienischen, frühneuhochdt. missan (1487), maßane. Das italien. Wort kommt von mezzano, mezzo- »in der Mitte befindlich«, mittellat. medianus; medianum hieß auch das Besansegel der Römer. Wahrscheinlich ging die ursprüngl. Bezeichnung für ein kleines zusätzliches Segel, bei Isidor im 7. Jahrh. nachgewiesen, auf die Position an Bord über. Das lat. Grundwort ist medius »mittlerer, halb« zu griech. mesos und indoeurop. *medh-jo- »Mitte«. Die wechselnde Bedeutung »Vor-« bzw. »Hintermast« ist im Französischen ausgeprägt und erklärbar, weil der Besan als »Mittelsegel« sowohl zwischen Großsegel und Heck wie zwischen Großsegel und Bug betrachtet werden kann. Eine Übernahme von italien. mezzana aus arab. mazzān »Mast«, wazana »wiegen« ist wegen der frühen lat. Formen unwahrscheinlich; vielleicht liegt eine Entlehnung aus dem Italienischen ins Arabische vor. Besanschot an! war der Ruf zur Austeilung von Schnaps oder Rum hinten auf dem Deck am Ende einer Halse, unmittelbar nach dem Dichtholen des Besans; heute allgemeiner eine gerufene Einladung zum Drink nach gutem Manöver oder schwieriger seemännischer Arbeit.

 

Teil des Hinterschiffs mit Besan und Wanten des Großmastes, vor 1800.

Ritter Grünembergs Pilgerfahrt ins Heilige Land (1486): »der hinder segel vor der popen haist missanen und der fordrest haist drinket.«

Wahrhaftige Historie einer wunderbaren Schiffahrt, welche Ulrich Schmidel von Straubung von 1534 bis 1554 in America getan: »Zum annderen schussen sie den maßane, das ist den hinderen segelpaum auch zu stüeckhen.«

Paul Fleming, Gedichte (1636): »Mach nun die Focke voll und schwängre den Meisan, o günstiger Nordost.«

Schiffsjournal der Seewarte Hamburg (1838): »die Manschaft beschäftiget mit Schampfilasche [→schamfielen] zu versehen … nebst die beschädigten Mesahne zu repariren.«

→Fock (1638), Besanmast →achtern (1681, 1794/96)

Betinge, Bätinge, die, (Plural), »Balken oder Eisensäulen, um die an Deck eines verankerten Schiffes die Ankerketten gelegt wurden«.

Gleichbedeut. engl. bitts, französ. bitte, span. bita, italien. bitta »Ankerbeting« sind wahrscheinlich verwandt mit spätlat. bitus »eine Art Schandpfahl«. Dt. Beting ist vielleicht aus gleichbedeut. schwed. beting übernommen. Zugrunde könnte german. *beit-a- »beißen« im Sinn von »festbeißen, nicht mehr loslassen« liegen.

Der geöffnete See-Hafen (1702): »der Bäting oder 2 lange starcke Höltzer so ohngefehr bey der Focke-Mast stehen und hinunter biß ins [Schiffs-]Raum reichen, durch welches des Schiffs Breite gleichsam in drei Theile getheilet und an selbige noch ein Quer-Holtz gemachet ist, davon die Ende weiter heraus stehen; an diesen werden die Ancker-Touwen befestiget.«

Verklarung, Stadtarchiv Altona (1846): »glaubten, daß das Spill, Beding und Alles brechen würde.«

Beuling, die, »eine Art Zeitzünder für →Brander«.

Übernommen von niederländ. regional beuling »gefüllter Darm, Blutwurst«, dt. auch Zündwurst, französ. saucisson »Wurst, Zündwurst«.

Johann Hinrich Röding, Allgemeines Wörterbuch der Marine (1794/96): »bei einem Brander eine von Segeltuch gemachte Röhre, die mit Pulver gefüllt ist, um das Feuer nach den Stellen wo Pulver und brennbare Sachen liegen, zu führen.«

Bilge, die (früher der), »Kielraum des Schiffes«, in dem sich das Leckwasser sammelt.

Im 19. Jahrh. entlehnt aus gleichbedeutendem engl. bilge, dies aus altfranzös. boulge, buge, französ. bouge, bouchain »Bilge«, aus lat. bulga »lederner Sack, Uterus, Bauch«, italien. bulga »Sack«, und mit got. balgs »Schlauch« und altnord. bylgja »Woge« auf indoeurop. *bhel- »aufblasen, aufschwellen« zurückzuführen. Verwandt mit dt. →Wal, →Blatt, Bulge, Balg, engl. belly »Bauch«.

Edward Phillips, The new world of english words (1696): »billage-water is that which cannot come to the pumps«, »Bilgenwasser ist das, was nicht zu den Pumpen gelangt.«

Lebensgeschichte des Capitain Carl Wolfgang Petersen (1880): »wegen der schiefen Lage desselben wollen die Pumpen nicht schlagen, weil das Wasser statt am Kiele im Bilge stand.«

Generalanzeiger für Stettin (1892): »das Wasser in den Bilgeräumen und der Wasserballast … ist durch die Quarantäneanstalt zu desinfizieren.«

Binnackel, das, »Kompasshäuschen«.

Seit etwa 1870 aus gleichbedeut. engl. binnacle entstanden, dies seit etwa 1750 aus engl. bittacle, dies aus port. bitacola, span. bitacula, franz. habitacle, ital. abitacolo »Kompasshäuschen«, von lat. habitaculum »Wohnstatt«, von lat. habitare »wohnen«, habere »haben«.

Joseph Stöcklein, Der Neue Welt-Bott (1729): »Habitacul, das ist in das Compaß-Zimmer.«

Adolf Schirmer, Lütt Hannes, Ein Seeroman (1868): »Da Petersen soeben fast alle dienstthuenden Leute auf dem Verdeck beschäftigte, und der Mann, der das Steuer zu regieren hatte, durch die totale Windstille zur Unthätigkeit verurtheilt, am Binnakel lehnend, wie das Kompaßhaus genannt wird, zu den Toppen hinaufstarrte, so stieg unser Held die letzte Stufe hinab und glitt übers Verdeck.«

Binne, die, »Deckbeplankung, Decksplanke«.

Niederdt. Form von Bühne »Brettergerüst, Boden«, wohl vom Haus- auf den Schiffbau übertragen, aber schon altengl. bytne »Schiffsboden, Kiel«, avestisch būna- »Boden«, vielleicht aus gleichbedeut. indoeurop. *bhudhnjo.

Leonhart Frönsberger, Kriegssbuch (1565): »ein Schiffsbrucken so ein Feldtzug von nöten, gehören zum wenigsten darzu dreißig guter wolbereiter starcker langer vnd zimlicher breiter Schiff, die da wol versorgt vnd verwart, mit sampt jr zugehörung, als … binnen, latten, sparren höltzern, auch nagel, seyler und kettinen – item dieser obgemeldten Schiff eins sol zum wenigsten siben oder acht schuch breit, sechtzehen oder achtzehen lang sein, vnd ein jegliche binne … so darauff gehört, sol sein so breit als dz schiff ist, vnd an der lenge haben zehen oder zwölff schuch.«

binnen, (nautisch) »in den Hafen, in das Schiff hinein«.

Niederdt., niederländ. Präposition der Richtung, zusammengezogen aus dem Präfix der Einwirkung be-, althochdt. bi-, mittelhochdt. be-, und der Ortsangabe inne, althochdt. innan, mittelhochdt. innen. Außerhalb Norddeutschlands meist als Lokalpräposition («inmitten, innerhalb«) gebraucht, etwa in Binnenland; alle Formen gehen auf die Präposition in zurück.

Michael Richey, Idioticon Hamburgense (1755): »dat schip is binnen kamen.«

Jens Jacob Eschels, Lebensbeschreibung eines alten Seemanns (1835): »die Lootsen entgegneten: weißt du wohl, daß, als du binnen kamst, eine Barkas mit Lootsen während der Gewitterbuy [-bö] bei dir kam.« Ebd.: »als die Sturzsee vorüber war, und die Matrosen, die über Bord gespült worden, wieder binnen kamen, und wir noch etwas, was auf dem Deck herumtrieb, bargen, lief ich in die Kajüte, um zu sehen, ob auch Wasser zu den Pforten einkäme.«

→Hafen (1855)

binnenbords, »im Schiff, ins Schiff hinein«. →binnen, →Bord.

Jens Jacob Eschels, Lebensbeschreibung eines alten Seemanns (1835): »meine beiden schweren Anker, welche mit den Anckerstöcken aufrecht, rund um den Kranbalks-Poller gesorrt [gezurrt], und die Schäfte derselben, mit den Händen binnen Bords, im Schafthock fest an Bord gesorrt waren, hatte die Sturzsee über Bord geschlagen.«

Paul Gerhard Heims, Im Rauschen der Wogen, im Branden der Flut (1890): »wenn dichter weißer Nebel wie ein ungeheures Leichentuch sich über die See breitet, sich um das Schiff hängt, daß es ist, als gebe es gar keine Welt mehr außer der ganz kleinen, stillen, verdrossenen, die hier binnenbords lebt.«

→Bord (1590)

blank, »blinkend, glänzend, klar« (An-, Aussicht).

Mittelnieder-, -hochdt. blank »glänzend«, german. *blanka »weiß« und wie dt. blinken auf indoeurop. *bhleg- zurückzuführen. Aus dem Germanischen in westliche und südliche Nachbarsprachen übernommen, französ. blanc mit Weiterentlehnung zu engl. blank »weiß, leer«, span. blanco, italien. bianco. Das ältere lat. albus wird verdrängt. →Blanker Hans

Schiffsjournal, Seewarte Hamburg (1873): »In der Blänke erheben sich die Köpfe von cumuli über die Kimm.«

Blanker Hans, »personalisierte Bezeichnung der Nordsee«.

Erster Beleg in der Nordfriesischen Chronik Anton Heimreichs (1666), der zufolge der Deichgraf von Risum nach Fertigstellung eines neuen Deiches gerufen habe: »Trutz nun, blanker Hans«; der Deich sei jedoch kurz darauf bei der Zweiten Großen Mandränke 1634 gebrochen.

Der Lyriker Detlev von Liliencron machte den Namen mit seinem Lied »Trutz, Blanke Hans« von 1882/83 bekannt:

Heut’ bin ich über Rungholt gefahren, die Stadt ging unter vor sechshundert Jahren. Noch schlagen die Wellen da wild und empört, wie damals, als sie die Marschen zerstört. Die Maschine des Dampfers schütterte, stöhnte, aus den Wassern rief es unheimlich und höhnte: Trutz, Blanke Hans.

Die Gartenlaube (1906): »draußen aber liegt der blanke Hans, die Nordsee, und brüllt – alle Häuser von Klein-Moor verschlang der blanke Hans in einer Nacht.«

Wilhem Poeck, De Herr Innehmer Barkenbusch (1906): »Der blanke Hans liegt in seiner Wiege, hat seine blauen Augen aufgeschlagen und lächelt wie ein unschuldiges Kind.«

Blauer, der Blaue, »Kurzbezeichnung für den Schiffszimmermann«.

Die Herkunft der Bezeichnung ist unklar, hat aber wahrscheinlich nichts mit der Farbe zu tun, sondern mit der Tätigkeit: bläuen, bleuen »schlagen«, althochdt. bliuwan, altengl. bláwan, engl. to blow, german. *blewwa-. »Bläuen« wird volksetymogisch gern mit »blau schlagen« erklärt, »der Blaue« durch die Farbe des Drillichs, seiner Arbeitskleidung.

Friedrich Gerstäcker, Die Flußpiraten des Mississippi (1848): »Sie sind auch vielleicht wirklich so lange gefahren, lachte der Blaue, aber auf Dampfbooten, als Feuerleute und Deckhands, nicht als Flatbootmänner.«

Blauer Peter, »auf Kriegsschiffen eine kleine Flagge am Vortopp, die die Abfahrt anzeigt«.

Übernahme aus gleich bedeutendem engl. Blue Peter, von Captain Frederick Marryat 1823 unter dieser Bezeichnung in sein Signalflaggensystem aufgenommen; in Deutschland war zuvor die Bezeichnung Blaue Flagge üblich. Sie bezeichnet zudem den Buchstaben P; daraus hat sich auch die Bedeutung als Lotsenfahne entwickelt (»P is for pilot«), →Pilot.

Ernst Christoph Barchewitz, Ost-Indianische Reise-Beschreibung (1730): »Als wir nun drey Tage waren am Lande gewesen, sahen wir vor unserm Schiffe die blaue Flagge wehen. welches ein Zeichen war, daß, wer am Lande, wieder am Boort kommen solte, weil der Schiffer fertig, wieder unter Segel zu gehen.«

Schiffsjournal, Seewarte Hamburg (1832): »Morgens 8 h wurde auf den Grossen Top der Princess Louise der Blow Petre aufgeheisst, worauf dasselbe Signal auf dem Flaggstock auf Fort Ladder-Hill aufging und ein Schuss daselbst fiel.«

Victor Laverrenz, Eine Winterfahrt nach Amerika (1902): »Von dem Fockmast unseres Schiffes wehte der blaue Peter, jene bekannte blaue Flagge mit weißem Felde in der Mitte, welche die bevorstehende Abfahrt anzeigt.«

Blinde, die, »unterstes Segel des Bugspriets«, »Schutzdeckel«.

Nebenform von Blende »Abdeckvorrichtung«, dies zu dt. blenden, althochdt. blenten, altengl. blendan, beides verwandt mit blind »trübe, finster, ohne Sehvermögen«. Die Vorstufen sind unsicher: über westgerman. *blandija- aus untergegangenem **blend-a- »sich verfinstern«; hierzu gehört german. *bland-a- »mischen, engl. to blend, womit ursprüngl. die Trübung durch das Einrühren in eine Flüssigkeit bezeichnet wäre. Oder german. *blandjan »blenden«, eine Ableitung zu blind, german. *blenda-, dies mit baltischen und slawischen Verwandten zu indoeurop. *bhlendh- »trübe sein«, das zur indoeurop. Wurzel *bhel- »glänzend, weiß« gehört; dann auch verwandt mit →Flaute, Blüse.