Tampen, Pütz und Wanten

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Hl. Elisabeth (um 1300): »orizon unde … der polus arcticus, des firmamentes ummeganc«.

Lorenz von Westenrieder, Erdbeschreibung der baierisch-pfälzischen Staaten (1784): »der nördliche oder arktische polarzirkel.«

Theoretisch über den Südpol bereits Wolfram von Eschenbach, Willehalm (ca. 1217): »der pōlus antarcticus / unt den anderen sternen«.

Johann von Würzburg (1314): »von polis antartico biz durch daz firmamente«.

John Maundeville, Travels (1366): »In Lybye men seen first the sterre antartyk«, »in Libyen sieht man den Stern Antarktis zuerst.«

Paracelsus, Schriften zur Meteorologie (1931, Quelle von 1530/31): »die region arcticam oder antarcticam«.

Spekulativ noch bei Ioannes Mayr, Epitome Cronicorum (1604): »dz die wilden thier, so wol von dem arctico als antarctico polo in Americā (welches sich zu bemelten beden polis erstreckt) … kom[m]en mögen.«

Armada, die, »bewaffnete Streitmacht zu Wasser«.

Zugrunde liegt entweder eine direkte Entlehnung aus span. armada »Kriegsflotte, -heer« oder über eine Zwischenform armat(a), armad(e) eine ältere Übernahme aus italien. armata, venezian. armada; beides von lat. armatus »bewaffnet« zu armare »bewaffnen, ausrüsten«, arma »Kriegsgerät, Waffen«. Zugrunde liegt indoeurop. *ar- »(an-)fügen« wohl in der ursprünglichen Bedeutung »den Arm mit einer Waffe verlängern«, wie lat. arma »Oberarm, Schulter«; auch german. *armoz, althochdt. ar(a)m, altnord. armr, got. arms »Arm«, altengl., engl. arm auch »Waffe«. Verwandt mit Armee, Gendarm, Alarm, Armatur. Das Wort Armada war sowohl für See- als auch für Landstreitkräfte in Gebrauch und wurde weithin bekannt, nachdem die britische Flotte 1588 der spanische Armada eine vernichtende Niederlage zugefügt hatte.

Pilgerbüchlein (1444): »do kam die armat der hoden [Wächter] von Rodis gefarn.«

Wolder, New Türckenbüchlin (1558): »die Johanniter von Rodis oder Malta sollen auch jre höchste macht mit Galleiden vnd Schiffen auffbringen, vnd die Italianische oder Teutsche Armada stercken helffen.«

Leonhart Frönsberger, Kriegssbuch (1571): »erstlich erfordert ein Armada vor allem zu dem wenigsten ein groß gewaltigs Schiff.«

→Brigantine (1521), →Wimpel (1627), →Barre (1672)

ÄrmelkanalKanal

Arsenal, das, »Gebäude oder Gelände mit Werkstätten zur Ausrüstung und Instandhaltung von Kriegsschiffen«.

In Deutschland seit dem Ende des 15. Jahrh. zunächst nur auf die große Anlage für Kriegsschiffbau und Kanonenherstellung in Venedig bezogen, seit dem Ende des 16. Jahrh. verallgemeinert. Italien. arsenale »Zeughaus« geht zurück auf arab. dār assinā’a »Haus, wo etwas hergestellt wird, Fabrik, Werft«.

Petrus Apherdianus, Tyrocinium latinae linguae [1581]: »Navalia, loca in quibus stant naves, vel fiunt Arcynaal, dar man die schiff machet oder haltet.«

Kaspar von Stieler, Zeitungs Lust und Nutz (1695): »Arsenal, Zeughauß und Schiffstand«.

August Moritz von Thümmel, Sämmtliche Werke, Bd. 5 [o.J.]: »Ich will nicht zweifeln, daß selbst ein Preuße dieses Gefühl mit ihm theilen kann, wenn er die Docke zum Schiffbau, den Waffensaal, die ungeheuern Vorräthe in den Magazinen an Tauen, Ankern und Segeln, die Werkstätte des Schreckens in voller Arbeit, das viele kostbare Geschütz und mehrere andere Wunder dieses Arsenals zu Gesicht bekommt.«

→Dock (1774)

Atlantik, der, »Ozean zwischen Europa und Afrika im Osten sowie Amerika im Westen«.

Erst im 19. Jahrh. verkürzend aus Atlantischer Ozean gebildet, dies nach engl. Vorbild atlantic aus atlantic ocean. Der dt. seit dem 15. Jahrh. verwendete Lehnbegriff geht unmittelbar zurück auf lat. atlanticus oceanus, griech. atlantikós pélagos, sinngemäß »das Meer, das an den Titanen Atlas stößt«. Namengebend ist der personifizierte nordwestafrikanische Gebirgszug Atlas, auf dessen Schulter nach der griechischen Mythologie die Säule ruht, die den Himmel stützt; hinter ihm beginnt das Weltmeer, der →Ozean. Atlas für »Kartenwerk« ist seit Mercators Landkartensammlung von 1595, die ein Abbild des Titanen zeigt, gebräuchlich.


In drei Stufen zum Atlantik:

1. In Homers Dichtung (oben,

8. Jahrh. v. Chr.) ist die Erde eine Scheibe, die ringsum vom Strom Okeanos umflossen ist. Unklar ist, ob ihm bereits das Atlas-Gebirge bekannt war.

2. Bei Herodot (rechte Seite oben, ca. 485–424 v. Chr.) ist der Okeanos das Weltmeer, der Atlas ist bekannt, und der westliche Teil des Ozeans heißt Atlantischer Ozean.

3. Auf der Weltkarte des Eratosthenes (rechte Seite unten, ca. 276–196 v. Chr.) ist die Erde eine Kugel mit einem bereits annähernd korrekt berechneten Umfang und einem endlichen Atlantischen Ozean. Sie hat einen Äquator gleicher Tag- und Nachtdauer sowie ein Gradnetz. Auch andere Teile des Ozeans sind bekannt; die Vorstellung, dass er das Weltmeer ist, braucht nicht revidiert zu werden.

Die drei Karten sind Rekonstruktionen von Albert Forbiger (1842) mit dem überlieferten geografischen Wissen der jeweiligen Zeit. →Ozean



Walter Raleigh, Beschreibung deß goldreichen Königreichs Guiana in America (1599): »es werde dem günstigen Leser ein angenemes Werck seyn, in welchem er … in seinem Stüblein vber das wilde Atlantische Meer auff jene seiten der Aequinoctialischen Linien [der Tagundnachtgleiche, →Äquator] wanderen.«

Lambert Heinrich Röhl, Anleitung zur Steuermannskunst den Weg auf der See zu finden und zu berichtigen (1778): »Das Wasser zwischen Europa und America heisset das atlantische Meer, von einer grossen Insul Atlantica, die ehemals zwischen diesen beiden Welttheilen gelegen haben … soll.«

John Brinkman, Erzählungen (1890): »wenn Sie up den Atlantik wesen sind, Herr Block, denn möten Se ok weten, wat konträrer Wind beseggen will.«

→Languste (1864), →Sieben Meere (1955), Transatlantik-Clipper →Klipper (1985)

AtlasAtlantik

Atoll, das, »ringförmige Koralleninsel in den Tropen«.

Entlehnung des 19. Jahrh. aus engl. atoll, atollon, das seit dem 17. Jh. aus atulo »Atoll« der Devu-Sprache auf den Malediven gebildet wurde. Es ist vielleicht verwandt mit singalesisch étula »darin« oder malaiisch adal »schließend, vereinigend«. Maßgeblich für die Verbreitung des Wortes war François Pyrard de Laval, der 1602 auf dem maledivischen Goidhoo-Atoll strandete, für fünf Jahre in Gefangenschaft blieb und ein Buch über die Inselgruppe veröffentlichte. Erste Informationen verbreitete der arabische Fernreisende Ibn Battuta aus dem heutigen Marokko, der bereits 1343 die Inseln besuchte.

François Pyrard de Laval, Voyage … aux Indes Orientales (1619): »île corallienne, formant un anneau plus au moins continu autour d’un lagon intérieur«, »Koralleninsel, die einen mehr oder weniger fortgesetzten Ring um eine innere Lagune bildet«.

Samuel Purchas, His Pilgrims (1625): »Every Atollon is separated from others, and contaynes in itselfe a great multitude of small Isles … Each of these Atollons are inuironed round with a huge ledge of rocks«, »jedes Atoll ist von anderen getrennt und enthält in sich eine große Vielheit kleiner Inseln … Jedes dieser Atolle ist umgeben von einer großen Felsbank.«

Auge, das, seemänn. »Öse zur Befestigung«, »wolkenfreies Zentrum eines Wirbelsturms«.

Mittelhochdt. ouge, althochdt. ouga, engl. eye, niederländ. oog auf german. *aug-an- zurückgehend und mit lat. oculus, altkirchenslaw. oko in indoeurop. *ok- »sehen« wurzelnd. Die germanische Wortbildung erfolgte wohl unter dem Einfluss von german. *auzan »Ohr«, das mit Öse, aber nicht mit →ösen verwandt ist. →Bullauge. Ein Auge besonders an einem Segel kann gegen →Schamfilen mit einer Metallhülse eingefasst werden, der Kausch, niederländ. kous, französ. cosse, lokal zu lat. costa »Rand, Küste« oder funktional mit lat. concha »Muschel« und griech. konkhē »Muschel« von griech. kokhlias »Schutzhülle«.


Kausch, die ein Auge einfasst.

Erich Joachim, Das Marienburger Tresslerbuch (1409): »vor 12 ogen an dy lynen, vor yclich oge 1 scot zu machen«, etwa »für 12 Augen an der Leine, und für jegliches Auge einen Riegel zu machen«.

Franz Reuleaux, Buch der Erfindungen (1889): »je nach bedarf haben stropp und beschlag nur eine öse, ein auge oder einen haken oder einen schäkel.«

August Mey, Bilder aus dem Hamburger Hafen (1899): »Von der Back wird dem Schlepper eine dicke Manilatrosse, in derem Ende ein Auge eingebunden ist, gereicht.«

Wetterkundlich in Meyers Konversations-Lexikon (1890): »in seltenen Fällen öffnet sich die wolke über der mitte des sturms und läßt für kurze zeit den blauen himmel durchscheinen. dies nennt man ›das auge des sturms‹ oder auch ›das ochsenauge‹.«

 

→Moses (1702), Kausch →Block (1887)

Ausguck, der, »erhöhter Ort für den Beobachtungsposten an Bord«, oft das →Krähennest, der Posten selbst, seine Tätigkeit.

Niederdt. ūtkīk, niederländ. uitkijker »Matrose im Ausguck« gehen über niederdt. kieken und mittelhochdt. gucken vielleicht zurück auf german. *gugg-, indoeurop. *gheugh- »verstecken« und könnte wegen einer mittelhochdt. Form gucken-berglin »verstecken spielen« dann »aus einem Versteck herausspähen« bedeuten. Die Sprachverwandtschaft zwischen kieken und gucken ist ebenso umstritten wie die zwischen gucken und *gugg.

Heinrich Brarens, System der praktischen Steuermannskunde (1807): »wenn der Mann auf dem Udkiek ruft: ein Schiff! ein Schiff! so kommandire der wachthabende Officier sogleich: das Ruder an Lee.«

Jens Jacob Eschels, Lebensbeschreibung eines alten Seemanns (1835): »ich stand auf dem Uytkyk (Aussicht); wir segelten mit gutem Winde rasch vorwärts, und ich mußte mich also genau umsehen, damit das Schiff nicht an irgendeinem Gegenstand anlaufe.«

Heinrich Smidt, Michael de Ruiter (1848): »die Stunde des Deckwaschens war eben vorüber, als der Vortoppmann, der den Utkiek hatte, dem wachthabenden Offizier am Bord des voraufsegelnden Admiralschiffes die Nachricht brachte, daß man in zwei Meilen Entfernung ein starkes Geschwader erblickte.«

Die Gartenlaube (1859): »Segler voraus! ertönt der Ruf des Ausguck auf der Vormarsraa.«

→Klampe (1907), →Törn (1908)

Auster, die, »Angehörige einer Familie essbarer Muscheln, Ostraeidae«, namengebend die Gattung Ostrea, Gewöhnliche Austern.

Niederdt. ūster, mittelniederländ. oester, altfranzös. oistre aus lat. ostrea, griech. óstreieon »Auster, Schaltier« und indoeurop. *ostr- »harte Schale« zu *os(t)- »Knochen«. Altnord. ostra, isländ. norw. ōstra, altengl. ostre, engl. oyster, niederländ. oester, französ. huitre, span. ostra, italien. ostrica. Ein vereinzelter früher Belege ist althochdt. aostorskāla »Austernschale« im Basler Rezept von Anfang des 9. Jahrh., wohl von einem Schreiber angelsächischer Herkunft. Die Entlehnung zu niederdt. und frühneuhochdt. ūster, hochdt. Auster stammt aus dem 16. Jahrh.


Auster: (a) Bedeckung des Mundes, (b) Mantel, (c) Schließmuskel, (d) Rücken, an dem die Blätter des Mantels ineinander übergehen, (e) Kiemenblätter.

Früher Beleg in der antiken Literatur in Homers Ilias (8. Jahrh. v. Chr.), ironisch über Kebriones, der tödlich getroffen vom Wagen stürzt: »Ha! ein gewandter Mann! Wie behende vollführt er den Kopfsprung! / Weilte er einmal auf hoher See, in der Heimat der Fische, / könnte er zahlreiche Menschen ernähren durch Sammeln von Austern, / spränge von Bord er ins Wasser, sogar bei stürmischem Wetter – / so wie er jetzt auf dem Festland behende Kobolz schießt vom Wagen!«

Konrad von Megenberg, Buch der Natur (1349/50): »ostrea haizt ain oster, daz ist ain mervisch und ist der sneken geslähtes.«

Noch lateinisch in Albrecht Dürers Tagebuch (1520): »Felix hat mir 100 ostria geschenckt.«

Ludwig von Holberg, Zum zweyten male Sechs Lust-Spiele (1744): »wenn sie nicht mein herr wären, so würde ich sagen, daß sie so dumm wären wie eine auster.«

Albert Starzer, Quellen zur Geschichte der Stadt Wien (1914, Quelle von 1643): »aine anzahl von allerlei mör[Meer-]fischen, austern und anderen mör geschnälz«.

B

Baare, die, »große Welle«.

Mittelniederdt. bare, niederländ. bare, altnord. bara sind verwandt mit ahd. bore »Höhe«, burjan »in die Höhe heben«, die auf indoeurop. *bher- »hoch« zurückgehen. Verwandt sind empor, Berg und Brigitte »die Erhabene«. →See

Johann Georg Aldenburgk, West-Indianische Reiße (1627): »darnach schleust man den jenigen, der ein mehrers begangen, zu Wasser und Brod, etliche Tage und Wochen in deß Schiffs Gallion, darinn keiner, wann das Meer grosse Baaren und Wellen wirft, trucken bleiben kan.«

Bernardin de Saint-Pierre, Reise eine französischen Officiers nach den Insuln Frankreich und Bourbon (1774): »Während dieser Beschäfftigung hob eine ungeheure Baare die Schaluppe in die Höhe, zerbrach ihren Dregg [einen kleinen Anker], und schmiß sie auf den Sand.«

Knut Jungbohn Clement, Die nordgermanische Welt oder unsere geschichtlichen Anfänge (1840): »wo die Baren sausen und wühlen, wo die Wirbelströmungen des Weltmeers an dessen Vorgebirgen und Inselgruppen kentern«.

→Galion

Baas, der, »Meister, Herr, Aufseher«.

Ab Mitte 18. Jahrh. übernommen aus niederländ. baas, mittelniederl., fries. baes »Meister, Herr«, spätmittelniederländ. bās »Aufseher bei Deicharbeiten«. Herkunft unklar, aus mittelhochdt. baz »besser« ungewöhnlich, weil mittelhochdt. Entlehnungen ins Niederländische sehr selten sind, aus althochdt. basa »Tante«, urspr. »Schwester des Vaters«, später auch Anredeform für einen Haushaltsvorstand, selbst unbekannter Herkunft. Nicht verwandt mit türk. Pascha. Aus dem Niederländ. entlehnt sind französ. bausse »Arbeitgeber« sowie engl. und amerik.-engl. boss »Chef«. Heuerbaas bedeutet »Stellenvermittler für Matrosen« →Heuer, Schlafbaas »Matrosenwirt«, Zimmerbaas »Zimmermeister« (im Schiffbau).

Georg Henisch, Teutsche Sprach vnd Weißheit (1616): »Bas … bedeut bey den Niderlandern ein Herren vnd freund / haußvatter.«

Schiffsbaukontrakt, Altona (1742): »es verbindet sich vorbemeldter Schiffs-Zimmerbaß, eine gute Pladtbordigte 3 Mast Gallioth zu verfertigen«, »offeriret sich der Ehrbare Zimmerbaß Clas Rotermund, alles was Zimmermanns Arbeit daran ist und in diesem Contract so genau nicht specificiret worden, biß auf den letzten Klamp zu verfertigen.«

August Mey, Bilder aus dem Hamburger Hafen (1899): »›Ein Logis hab ich, aber ich wollt’ gern mit einem Schiff nach Amerika.‹ ›Müssen sich an einen Heuerbaas wenden.‹«

back, »zurück, falsch, rückwärtig, hinter«, dt. →achter-.

In nautischer Verwendung ein häufiges Beiwort, etwa back brassen »Segel so stellen, dass sie der Wind gegen den Mast legt«. Niederdt., altnord. bak, altengl. bæc, engl. back, altfries. bek; die Bedeutung »rückwärtig« ist noch in →Backbord erhalten. Herkunft umstritten: von althochdt. bah, german. *baka- »Rücken«, althochdt. bahho »Speckseite«, im Hochdt. überlagert vom ursprüngl. nicht verwandten Backe »Kinnbacke, Wange«, dies wiederum umstrittener Herkunft, vielleicht aus indoeurop. *baghn »kauen« oder *bhag- »zuteilen, als Anteil bestimmen«; mit (Arsch-, nicht Kinn-) Backe zu germ. *brōka- »Hinterteil« unter denkbarem Fortfall des -r- wie zwischen dt. sprechen und engl. to speak.

Die Gartenlaube (1859): »Jetzt trifft der Wind von vorn auf die backgelegten Segel, der dadurch ausgeübte Druck hemmt die Fahrt und in wenigen Minuten liegt das Schiff beigedreht.«

Back, die, »große, tiefe Holzschüssel, in der das Essen für eine Gruppe von Seeleuten aufgetragen wird«, »Gesellschaft von 6 bis 10 Seeleuten, die während der ganzen Reise zusammen speisen«, auch Backmannschaft, verkürzt Backschaft, »zusammenklappbarer Tisch« einer Back(schaft), »von Bord zu Bord reichender Aufbau« auf dem vordersten Teil des Oberdecks, der den Bug mit einschließt.

Engl. back »Gefäß«, niederländ. bak »Trog«, französ. bac »flachbodige Fähre«. Vorformen sind schwach belegt: bacchia ist ein Gefäß in den Schriften Isidors von Sevilla (560–636 n.Chr.), bacchinon eine schmuckverzierte Holzschale bei Gregor von Tours (5. Jahrh.), zu frühroman. *baccinum und dessen Grundform *bacca »Wassergefäß«. Die Bezeichnung stammt aus dem Gallischen oder Keltischen, bezeichnete flache Behälter, gelangte über Entlehnung ins Niederdeutsche und wurde zum Ausgangswort für Back; *bacca könnte über eine iberische Zwischenstufe und italien. regional bacchari »Wein in ein Gefäß geben, Bacchus feiern« auf Bacchus »Gott des Weines« zurückgehen. Verwandt mit Bassin, Becken, Becher, nicht mit →back, →Backbord. Die Erklärung, dass die Back als Brett für die Speise der Seefahrer bei den Germanen im Achterschiff hinter dem Rücken des Steuermanns aufgestellt worden sei und daher ihren Namen habe, ist Seefahrerlatein. Das Kommando Backen und Banken! war der Befehl, die außerhalb der Mahlzeiten weggeräumten Tische und Bänke herzurichten. Bezeichnung einiger Backschaften (): Die Kochsback schaffte (speiste) unter der Back () an Backbord, die Bootsmannsback daneben an Steuerbord, die Bootmannsmaatback unter der Schanze.

Johann Sigmund Wurffbain, Ost-Indianische Krieg- und Ober-Kauffmanns-Dienste (1686): »uber dieses gab man für jeden Tisch oder Packs voll Volck, in 8 Personen bestehend …, zur täglichen Früh-Kost, eine höltzerne Schüssel voll Gersten, mit Zwetschken, Rosinen und Butter gekocht.«

Johann Christoph Wolfs Reise nach Zeilan [Ceylon, Sri Lanka] (1782): »die Einrichtung des Speisens geschah folgender Gestalt: man brachte große hölzerne Backen, die numeriert waren; zu einer jeden Nummer gehörten zehn Personen …, eine jede Backgesellschaft … bekam zwey Krüge.«

Jens Jacob Eschels, Lebensbeschreibung eines alten Seemanns (1835): »das allerärgste für mich war, das gelbe Erbsen-Back auszuschrapen oder was die Leute, die an der Back … speisen, nachlassen, muß der Backs-Junge, und das war ich, an der Officiers-Tafel rein aufessen.«

Als Schiffsaufbau bei Friderich Martens, Spitzbergische oder Groenlandische Reise-Beschreibung (1675): »bey dem Muschelhafen kam ein grosser Eißberg an unser Schiff treiben, also hoch war er, als das vorder Theil vom Schiffe, die Backe genandt.«

Als eine Art Schanzkleid bei Sophie Wörishöffer, Robert der Schiffsjunge (1887): »im Buge ist außerdem gewöhnlich noch eine kleine Überdachung, die Back genannt, welche dazu dient, den Vordertheil des Schiffes gegen hohen Seegang zu schützen.«

In Bedeutung →Auge (1899), →Harpune (1908), →Moses (1702)

Backbord, das, »die linke Schiffsseite, von achtern nach vorn gesehen«.

»Die Benennung erklärt sich daher, daß in der Urzeit das Steuer auf der rechten Seite des Schiffes war, so daß Backbord die dem Steuernden im Rücken liegende Schiffseite war.« (Friedrich Kluge, Seemannssprache, 1911) Jacob Grimm nennt das Wort im Deutschen Wörterbuch 1854 »unhochdeutsch«, weil es nach den Lautgesetzen korrekt der Bachbort heißen müsse. In der dt. Schriftsprache seit dem 15. Jahrh. belegt, aus mittelniederdt. bacbort, niederländ. bakboord, schon altengl. bæcbord. Verwandt mit →back, →Bord, Gegenwort zu →Steuerbord. Französ. bâbord beruht auf einer Entlehnung aus niederländ. bakboord, die vom französ. Adjektiv bas »niedrig, unten« beeinflusst wurde; aus Frankreich stammen wiederum span. babor, port. bombordo, italien. babordo. Im Englischen wurde bæcbord im Laufe des Mittelalters durch ladde-, lade-, latheboard verdrängt, daraus heute larboard, wörtl. dt. »Ladebord« als Seite, auf der Fracht geladen wurde, weil sie zum Kai lag, wenn das Schiffssteuer an der rechten Bordwand angebracht war; ähnlich auch das gebräuchliche engl. port side »backbord«.

 

Karl Koppmann, Das Seebuch (1876, mit einer Quelle des 15. Jahrh.): »eyn kleyne eylant, … dat sal he laten an bacbort.«

Friderich Martens, Spitzbergische oder Groenlandische Reise-Beschreibung (1675), vom Wal: »das Theil, da der Schwantz abgehauen, machen sie feste, fornen am Schiffe, und den Kopff nach hinten zu, in der Mitte deß Schiffs bey der grossen Wand, an Backbord des Schiffes selten geschicht, daß die Walfische länger seynd, als der Platz von fornen biß in der Mitten zurechnen, wanns nicht zu kleine Schiffe seynd – durch die Backbort aber wird verstanden, wenn ich von fornen nach hinten im Schiff gehe zur rechten Hand.«

Jens Jacob Eschels, Lebensbeschreibung eines alten Seemanns (1835): »nur mußte Alles geschwind von vorne des Schiffs nach hinten geschafft werden, z. B. die schweren Ankertauen, die Schalupen voll Wasser hinten am Steuerbord aufgezogen werden und das Schiff über Steuerbordseite schief gelegt werden, weil wir hören konnten, dass der Schade an der Backbordseite war, da das Wasser hier stark ins Schiff einlief.«

→Steuerbord (1627), →Davit (1864), →krängen (1899)

Badegast, der, ironisch »eine Person an Bord ohne seemännische Funktion«.

Seit dem 19. Jahrh. belegt, wohl entwickelt nach Hüttsgast »die nicht seemännischen Teilnehmer an der Offizierskajüte«, unter dem Eindruck der aufkommenden Badekultur. Die Wortteile gehen auf german. *baþa- »Bad« und *gasti »→Gast« zurück, dies auf indoeurop. unsicher *ghostis »Fremder«.

Albert Berg, Die preußische Expedition nach Ost-Asien (1864): »[Die Ärzte], die Intendanturbeamten und die Seesoldaten werden nicht eigentlich zu den Seeleuten gerechnet und von diesen – sammt allen Passagieren – gelegentlich mit dem Schmeichelnamen Badegäste bezeichnet.«

Reinhold Werner, Das Buch von der Deutschen Flotte (1898): »Hinter dem Großmast spazieren in lebhafter Unterhaltung begriffen – die Badegäste; zu ihnen gehören alle diejenigen Bewohner der Offiziersmesse, welche keine Seeleute von Beruf sind, wie Ärzte, Prediger.«

BagienBegienrah

Bai, die, »Meeresbucht«.

Niederdt. sandbai »Bucht mit Sandgrund« (15. Jahrh.) aus niederländ. baai, dies aus mittelfranzös. baie »→Bucht«. Herkunft umstritten, Theorien u.a.: aus span. bahia, port. báia, aber diese Bezeichnungen sind selbst recht jung, von mittellat. baia »Hafen«, aber der Beleg bei Isidor von Sevilla aus dem Jahr 640 bezieht sich nur auf den Namen des römischen Seebades Baiae am Golf von Neapel, aus altfries. *baga »Kurve«, aber ohne weitere Belege und mit unwahrscheinlich frühem Übergang ins Fränkische, aus französ. l’abbayé, lat. abbatía »Abtei« nach einer Abtei, die der französ. Insel la Baie, la Baye (heute Noirmoutier) und der umliegenden Bucht von Bourgneuf bei Nantes ihren Namen gegeben haben könnte. Dagegen spricht die Betonung, aber in dieser Region ist das Wort früh bezeugt. Das dorther stammende Seesalz hieß mittelniederdt. bayesolt, mittelniederländ. bayesout, beide verkürzt zu baye; wohl ehestens nach der Küstenlinie zu französ. bayer, altfranzös. baer, lat. badare »gähnen, klaffen, den Mund aufmachen«, auch als frühneuhochdt. bai »Fenster, Maueröffnung«. Eine Vermischung von und könnte die Doppelbedeutung der Entlehnung engl. bay »Golf, Saline« erklären. Die dt. Schreibung Bay beruht auf einer Übernahme aus dem Englischen. Baiensalz wurde aus dem Golf von Bourgneuf auf Schiffen auch nach Preußen und von dort weiter nach Litauen und Russland gebracht; in Ostseequellen des 15. Jahrh. ist das Wort gut belegt.

Johann Georg Aldenburgk, West-Indianische Reiße (1627): »Es wurde abermal ein Nachen mit etlichen Musquetirern, Hochboßmann vnnd Matroosen wider abgeschicket die rechte Bahje außzuspehen.«

Joachim Heinrich Campe, Sammlung interessanter … Reisebeschreibungen für die Jugend (1787): »endlich erblickte der Officier eine kleine Bai, an deren innerstem Gestade eine Stadt mit einer kleinen Citadelle lag.«

→kreuzen, →kappen (1627), →Brackwasser (1669), →Seemeile (1778)

Bake, die, »umflutetes, feststehendes Orientierungs- oder Signalzeichen für Seeleute«, schwimmend als Bakentonne.

Mittelniederdt. bāke, mittelniederländ. baken, altnord. bāken, altfries. bāken, beken, altengl. bēacn, engl. beacon »Leuchtfeuer«, zu german. *baukna- »Zeichen« und mit altind. bháti »leuchtet«, griech. phainein »sichtbar machen« auf indoeurop. *bhā- »leuchten« zurückzuführen. Eng verwandt ist althochdt. bouhhan »Zeichen«, aus dem am Bodensee noch Bauche »Boje« erhalten ist; weitläufig verwandt sind Phänomen, Fanal, russ. bélyj »weiß«; nicht verwandt mit Pauke, Bauch.

Deutscher Orden, Handelsrechnungen (1428): »zcu Dordrecht bakegelt, off zcu segeln«, etwa »zu Dordrecht [Holland] Bakengeld, um durchzusegeln.«

Hamburger Pilotageordnung (1657): »wir funden aber auff der Insel nichts als forn eine Bake von 4 langen zusammen gebundenen Stangen, auff welchen viel Wurzeln und Gepüsche lag, damit es den Seefahrenden Nachrichten der Insel, weil sie niedrig, geben kunte.«

Johann Hübner, Reales Staats-, Zeitungs- und Conversations-Lexicon (1717): »Baken … hohe Feuerzeichen, Wacht- und Leuchttürme, auf welchen an dem Seestrand des Nachts Feuer gehalten wird, den in der See herumschwebenden Schiffen dadurch Nachricht zu geben, wie sie ihren Kurs richten sollen, damit sich nicht im Finstern aufs Land auflaufen und stranden mögen.«

Henri de Méville, Auf Back und Schanze (1902): »Leuchtturm und Kugelbaake, die letztere das seemännische Wahrzeichen Kuxhavens, bleiben hinter den Schiffe zurück.«

Balje, Balge, die, »Hälfte einer in der Rundung durchgesägten Tonne«, hölzernes Wasch- oder Schöpfgefäß an Bord.

Aus niederländ. balie zu französ. baille, daher auch erloschenes engl. bail, und galloroman. *bajula »Tragzuber« zu lat. baiulus »Träger, Lastträger«, baiulare »tragen« ungeklärter Herkunft.

Adolf Decker, Diurnal der Nassawischen [holländischen] Flotta (1629): »ein jeder soll wol in acht nehmen, daß bey jedwedern stück Canon ein Balie Wasser werd gestelt.«

Cornelis Gijsberts Zorgdrager, Alte und neue Grönländische Fischerei und Wallfischfang (1723): »er machte von Stund an Salzwasser von Peckel-Fleisch warm, gosse selbiges in einen auf den Schiffen gebräuchlichen Zuber, Balie genannt, und ließ sie mit den Füssen darein setzen.«

Jens Jacob Eschels, Lebensbeschreibung eines alten Seemanns (1835): »eine lebendige junge Robbe griffen wir, brachten diese an Bord und hielten sie sechs Wochen lang lebendig in einer Balje mit Seewasser.«

Ballast, der, »auf Schiffen schwere Last zum Gewichtsausgleich, um die Stabilität zu erhöhen«.

Auf Frachtern bestand der Ballast früher oft aus Sand, Steinen oder Eisen, »daß sie nicht umbfallen« (1548), und Wasser, seit Motorpumpen gebräuchlich sind. Bei Booten sind heute Ballastkiele verbreitet. Im Hafen von Amsterdam galt nach einem Erlass von 1496 die Pflicht, alle Käufe und Verkäufe von Ballast über ein Ballast-Comptoir abzuwickeln, wohl um Selbstbedienung in Hafennähe zu verhindern. Niederdt., -länd., engl. ballast; das frühneuniederländ. balglast ist volksetymologisch verformt. Die ältesten Formen sind altschwed., altdän. barlast, wohl von bar »nackt, bloß« sowie last »Last, →Ladung ohne Handelswert«, also nur des Gewichtes wegen. Der Begriff könnte von Südschweden aus im ganzen Hansegebiet bekannt geworden sein, die Herkunft ist unklar: Der Wortteil bar geht über german. *baza- »bar, bloß« auf das gleichbedeutende indoeurop. *bhoso- zurück, das vielleicht von *bhes- »reiben, abreiben, kauen« stammt; dann trägt bar die Ausgangsbedeutung »abgerieben, blank«. Der Wortteil -last »Last, Ladung« aus gleichbedeutendem westgerman. *hlasti- geht zurück auf german. *hlaþ-a- »laden, einfüllen«. Nicht ausgeschlossen ist auch eine Erklärung mit bal »schlecht« als »schlechte Schiffsfracht, die man nur ladet um dem Schiffe den nöthigen Tiefgang zu geben«; dann beruhte barlast auf Volksetymologie. Einige romanische Sprachen haben das Wort für Ballast direkt aus dem Abstraktum Last abgeleitet: französ. lest, span. lastre, port. lastro; andere gingen vom Materiellen aus: span. zahorra, altkatalan. saorra, italien. zavorra aus lat. saburra »Schiffsand, Ballast« von sabulum »→Sand, Kies«.


Anordnung des Sandballastes zur einfachen Berechnung seines Schwerpunktes, 19. Jahrh.

Otto Heinrich, Deutsche Pilgerreisen (1521): »aber die Leut [im Schiff] waren fast alle erschossen oder zerhauwt worden, ussgescheiden etlich hetten sich im Palast in sandt verborgen, denn war nichts geschehen.«

Walter Raleigh, Beschreibung deß goldreichen Königreichs Guiana in America (1599): »deß Sontags zu Morgen warffen wir den Ballast darauß.«

Christoph Fürer von Haimendorf, Reise von Venedig auf Alexandria in Ägypten (1645): »dann kein Schiff von Cypern auff Venedig fahren darff, es lade dann daselbst die saburra oder Pallascht (also nennen die Schiffleut die Stein vnd Sand, so sie zu vnterst ins Schiff laden, adamit selbes sein rechte Schwere oder Gewicht habe, vnd gegen dem Wind desto besser bestehen könne, vnd nicht leichtlich vmbgestürtzt werde.«

→Steuerbord (1627), →Kasko (1731), →Bark (1906)

Bambuse, der, »schlechter Matrose«, »Schiffszimmermann, der nur als Handlanger dient«.

Wohl entlehnt aus niederländ. bamboes »Bambus«, auch »unerfahrener Seemann«, vielleicht bildlich, weil er steif wie ein damals gebräuchlicher Bambusstock herumstand. Dt. Bambus für das tropische Rohrgras stammt ebenfalls aus dem Niederländ. und geht über portugies. Vermittlung auf südindische oder malaiische Dialekte zurück. Als abwertende Bezeichnung schließt bamboes an französ. bamboche »Bambus«, »Marionette, Kleinwüchsiger« an, letzteres von italien. bamboccio »Kindchen«, nach bambino »Kind«. Dann Bambuse eher zu verstehen als »einer, dem alles erklärt werden muss, Lernender, Befehlsempfänger«.

Adolf Schirmer, Lütt Hannes, Ein Seeroman (1868): »die Matrosen nämlich, die gedienten sowohl als die Jungmänner oder Bambusen, wie man jene Burschen nennt, welche noch nicht völlig mit dem Seedienst vertraut sind, ferner der Koch sammt seinem Maat, … sie alle machten Jagd auf einige zwanzig Kaninchen.«

Baratterie, die, »Betrug oder Diebstahl zu Lasten des Eigentümers von Schiff oder Ladung«.

Niederländ. baraterie, engl. barratry, altfranzös. baraterie, barterie gehen zurück auf altfranzös. baras »Betrug, Ärger«. Herkunft unklar; Vermischung mit »Piraterie« (→Pirat) möglich. Die Ausgangsbedeutung kann »Verkehr, Handel, Geschäft« bedeutet und sich abwertend zuerst in den romanischen Sprachen verbreitet haben. Vielleicht liegt griech. prattein »handeln« oder eine german. Wurzel, altbreton. brat, altirisch mrath »Betrug«, altnord. báratta »Wettbewerb, -kampf« zu Grunde.