Hoof wie es früher einmal war

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Die Geschichte der Schule in Niederkirchen

Die ältesten Nachrichten über die Schule in Niederkirchen stammen aus dem Jahre 1572, als ein aus dem trierischen Land vertriebener junger Mann als Lehrer angenommen worden war. Ob damals schon ein Schulhaus vorhanden war, was kaum anzunehmen ist, wissen wir nicht. Zum ersten Male hören wir von einem solchen 1623 in Zusammenhang mit dem Pfarrer Johann Metzler aus Steinselz im Elsass, der seinen Ort wegen des Krieges hatte verlassen müssen und dann die Schule in Niederkirchen gehalten hatte. Es geht hier aber nicht darum, die Geschichte der Niederkircher Schule zu schreiben, sondern um die Geschichte des alten Niederkircher Schulhauses, das bis zum Bau und der Übernahme des jetzigen Schulhauses im Jahre 1931 als Schulhaus diente. Bei der Beschäftigung mit dieser Frage stellte sich heraus, dass der Plan dieses Hauses auf einen Mann zurückgeht, der damals als Baumeister einen guten Ruf gehabt hatte. Es war der 1747 in Annweiler geborene und in Odenbach groß gewordene Pfarrerssohn Friedrich Gerhard Wahl. Er war von 1782 bis 1791 Leiter des gesamten Land- und Hofbauwesens des Herzogtums Zweibrücken. Nach 1793 war er im Dienst der Grafen von Erbach-Fürstenau und der Erbauer des neuen Schlosses in Fürstenau. Nach 1814 war Wahl wieder bis zu seiner Versetzung in den Ruhestand im Jahre 1818 in pfälzischen Diensten. Er starb 1826 in Kaiserslautern.

Dem Schulhaus, von dem hier geredet werden soll, ging ein anderes, 1796 erwähntes Schulhaus voraus, nämlich „ein Gemein Hauß, dienet zur Schul und Rathauß“. Dieses alte Schulhaus war 1817 dem Einsturz nahe, so dass man dem Lehrer Zimmer ein anderes Lokal mietete und versuchte, durch eine Sammlung den Grundstock für einen Neubau aufzubringen. Es wurden aber nur 60 Franken zusammengebracht. Auch die finanziellen Verhältnisse der Gemeinde ließen wenig erwarten. Zu den auf 1.000 Gulden geschätzten Baukosten konnten nur 141 Franken beigetragen werden, weil aus der Gemeindekasse noch ein Restbetrag von 141 Franken zur Vergütung von Vieh aufzubringen waren, das von preußischen Truppen 1814 geschlachtet worden war. Dazu kamen noch andere Ausgaben, die während der Kriegszeit entstanden waren. Mit diesen Hinweisen hoffte die Gemeinde den Bau bis auf bessere Zeiten hinauszuschieben. Die Regierung aber war anderer Meinung. Sie stellte aus dem Kreisbaufonds einen Zuschuss von 300 Gulden bereit und ordnete am 20. November 1818 an, die übrigen Kosten aus den Überschüssen der Gemeindekasse und durch die Beitreibung der durch Bürgermeister Schneider veruntreuten Gelder aufzubringen. Der Termin zur Fertigstellung wurde auf das Ende des Jahres 1819 festgesetzt.

Am Beginn des Jahres 1820 war aber noch nichts geschehen. Das Kuseler Landkommissariat warf am 25. Februar 1820 in einem Schreiben an die Regierung der Gemeinde Saumseligkeit und Nachlässigkeit vor, obwohl es sich bei dem Schulhausbau um eine Sache handelte, die dem Unterricht und der Erziehung diente. „Jetzt muss ernstlich Hand an das Werk gelegt werden“, hieß es unmissverständlich in dem Schreiben, dem ein Gutachten des geistlichen Schulinspektors in Einöllen beigegeben war, das die Schulverhältnisse in Niederkirchen in den düstersten Farben schilderte. Unter diesem Druck und der schlechten Zensur, die der Gemeinde zuteil geworden war, wurde im Frühjahr 1820 mit den Arbeiten begonnen, und als sie bis zum Mai schon gute Fortschritte gemacht hatte, trat eine Stockung ein. Die zum Kirchspiel gehörenden Gemeinden rebellierten, weil sie verpflichtet wurden, an dem Bau mitzuhelfen. Das wurde damit begründet, dass der Lehrer im Nebenamt auch Kirchendiener gewesen war und als solcher mehrere, der Pfarrei gehörende Grundstücke im Genuss hatte. Bubach lehnte die Beteiligung ab, weil es zu eben der Zeit mit einem Schulhausbau beschäftigt war, und auch Selchenbach hatte mit eigener Kraft selbst für ein zweckmäßiges Schulhaus gesorgt. Beschwerden kamen auch aus Marth und Saal.

Am 30. September 1820 wurde das inzwischen überflüssig gewordene und an der Hauptstraße gelegene alte Schulhaus mit Scheuer, Stall, Keller und Hof bei einer Versteigerung dem Niederkirchener Schulmeister Christian Zimmer um 150 Gulden zugeschlagen. Mit dem neuen Schulhaus hatte sich die Gemeinde eine Last aufgeladen, der sie sich so leicht nicht zu entledigen vermochte, weil auch in anderer Hinsicht bedeutende Opfer gebracht worden waren. 1822 waren für den Schulhausbau noch etwa 200 Gulden abzutragen.

1830 war von notwendigen Reparaturen am Schulhaus die Rede, welche die Inneneinrichtung betrafen. Der vorhandene Schulsaal konnte die Kinder aus Niederkirchen, Saal und Marth, die von einem Lehrer unterrichtet wurden, nicht mehr aufnehmen. Es wurde daher 1836 im zweiten Stock durch die Wegnahme eines Zimmers des Lehrers ein zweiter Lehrsaal eingerichtet, in dem von nun an ein Schulgehilfe für die unteren Klassen Unterricht erteilte. 1870 hatte sich die durch die hohe Schülerzahl – es stellten Niederkirchen 70, Marth 40 und Saal 30 Schüler – die Schulverhältnisse so verschlechtert, dass das Bezirksamt dringend eine Verbesserung der Schulräume forderte. Die Gemeinde Niederkirchen verlangte daher die Auflösung des von allem Anfang bestandenen Schulverbandes Niederkirchen-Marth-Saal. Niederkirchen hoffte, dass dann die Räume „für alle Zeiten“ reichen würden. Halte man aber, so gab Niederkirchen zu bedenken, an dem Schulverband fest, so könnte ein Neubau nicht erstellt werden, weil kein Bauplatz vorhanden sei. Die Gemeinden Marth und Saal wollten an dem alten Herkommen nichts geändert haben, obwohl die Lokalinspektion in der gemeinschaftlichen Schule einen in der Pfalz vielleicht nicht mehr vorhandenen Missstand sah, der nicht verewigt werden sollte.

Nach monatelangen Verhandlungen stellte die Regierung am 12. Oktober 1871 die Gemeinde vor die folgenden Möglichkeiten: 1. Bau eines dritten Stockwerkes, 2. Verwendung der Ökonomiegebäude des Lehrers und die Einrichtung eines dritten Schulsaales, 3. Neubau eines neuen Schulhauses. Die Gemeinde Niederkirchen hielt an ihrem Standpunkt fest: Auflösung des Schulverbandes, so dass eine Erweiterung des Schulhauses nicht mehr notwendig sei. Als Marth und Saal einem Neubau und nicht einer Erweiterung das Wort redeten, gab Niederkirchen zu einem Neubau seine Zustimmung. Während der Verhandlungen war vorgeschlagen worden, das an der Ostertalstraße gelegene, 1840 erbaute Gasthaus Lang gegen das alte Schulhaus und ein Aufgeld von 7.000 Gulden zu vertauschen, was aber nicht zustande kam, weil sich die Räume nicht eigneten. Darauf wurde für die oberen Klassen in einer Wirtschaft ein Saal gemietet.

1876 nahm der Landbaureferent der Regierung eine Besichtigung vor. Er empfahl, unter Verwendung der im Erdgeschoss vorhandenen Scheune im zweiten Stock einen größeren zweiten Lehrsaal einzurichten. Im folgenden Jahr wurde mit den Änderungen begonnen und im Oktober 1877 der neue Lehrsaal zum ersten Male benutzt. Eine wesentliche Verbesserung der Verhältnisse war aber dadurch nicht eingetreten. 1889 erwies sich der zweite Saal als unzureichend, trotzdem sich Marth von Niederkirchen getrennt und ein eigenes Schulhaus gebaut hatte. Das Bezirksamt schlug als einzigen Ausweg, aus der Notlage herauszukommen, die Vergrößerung des zweiten Saales durch die Hinzunahme der Wohnung des Schulverwesers vor und bemerkte, dass die Gemeinde sich dessen nicht weigern solle, weil sie dann zu einer besseren, aber kostspieligeren Erweiterung des Hauses gezwungen werde. So kam es, dass Niederkirchen sich mit dem alten Schulhaus bis zum Jahr 1931 behelfen musste.

(Saarbrücker Zeitung, 26. Februar 1962: Aus „Niederkirchen im Spiegel der Presse“ von 1863 – 1973, von Hans Kirsch)

Die Marther Kinder zogen in ihr eigenes Schulheim

Bisher waren Niederkirchen, Saal und Marth zu einem Schulsprengel vereinigt. Jedoch Platzmangel nötigte die Gemeinde Marth auszutreten. Ein neues Schulhaus wurde deshalb im vorigen Jahre (1886) in Marth erbaut und sollte nun im Frühjahr bezogen werden. Am 3. Mai 1987 versammelten sich daher der Bürgermeister mit Adjunkt und dem Gemeinderate von Marth, einigen Gemeinderäten von Niederkirchen und Saal in dem Schulhause zu Niederkirchen zum Abschiede von Marth aus dem Schulverbande. Die versammelte Schuljugend sang einige Lieder daselbst, worauf Bürgermeister Harth von Marth eine kurze Ansprache hielt, in der er bemerkte, warum sie gekommen und weshalb dieses Fest heute gefeiert werden solle. Sodann nahm Schulverweser Unkrich das Wort und an der Hand des Liedes „Nun zuguter Letzt“ hielt er eine mit Beifall aufgenommene Abschiedsrede. Alsdann gingen die Kinder in Begleitung der anwesenden Herren nach Marth, wo der Zug mit Böllerschüssen und dem Geläute der Glocke empfangen wurde ….

(Pfälzer Anzeiger, 8. Mai 1887: Aus „Niederkirchen im Spiegel der Presse“ von 1863 – 1973; von Hans Kirsch)

Als es noch Winterschulen gab

Die Lehrer waren damals Bauern und Handwerker

Das Lied vom armen Dorfschulmeisterlein ist auch heute noch auf den Dörfern vielfach bekannt. Mancher Schüler hat es früher gesungen, wenn er damit seinen Lehrer ärgern wollte. Aber auch die Erwachsenen bei uns im Ostertal sangen früher dieses Lied, wenn sie irgendwo im Ort lustig feierten: „Und wird im Dorf ne Wutz geschlacht, dann sollt ihr sehen wie er lacht; die größte Wurst ist ihm zu klein, dem armen Dorfschulmeisterlein.“ Und doch hat dieses Lied für die Anfänge des Schulwesens einen ernsten, realen Hintergrund. Ohne Nebeneinnahmen konnte ein Lehrer nicht leben. Vor allem alte Lehrer und Lehrerwitwen waren sehr schlecht dran, da es ja keine Altersversorgung gab.

 

Aus einer Schulchronik mit Aufzeichnungen aus dem Jahre 1830 ersehen wir, dass es damals nur eine Winterschule gab und die Lehrer Handwerker oder Bauern waren, die vom Tage Allerheiligen bis Gertrudi (17. März) Schule hielten. Damals wird von einem Ackerer, einem Schieferdecker und einem Schneidermeister berichtet. Diese Winterschullehrer wurden von der Gemeinde im Herbst gedungen für 15 Gulden Gehalt nebst Reihentisch und Schlafstätte, welche häufig nur aus einem Strohlager hinter dem Ofen bestand. Jedes Schulkind musste „den Lehrer einen Tag halten“, d. h. ihm für einen Tag Kost und Logis geben.

In Hoof wissen die älteren Bürger, dass direkt neben der evangelischen Kirche das alte Schulhaus steht, in dem früher die Winterschule war. Schräg gegenüber der alten Schule war früher eine Gastwirtschaft, die im Volksmund bis heute den Namen „Schule Wertschaft“ trägt. Und die Wirtin, „Schule Friedche“ genannt, war in Hoof sehr beliebt. Woher nun im Volksmund der Name „Schule Wertschaft“ kommt, geht auf das alte Schulhaus neben der Kirche zurück. Es ist anzunehmen, dass früher Winterschullehrer gegenüber im Gasthaus ihre Schlafstätte hatten. Im Zweiten Weltkrieg hauste im alten Schulhaus die Hitlerjugend. Und später ging das alte Schulhaus in den Besitz der Familie Holzapfel über.

An Lehrbüchern gab es nur Katechismus und biblische Geschichte. Vormittags wurden gewöhnlich nur Katechismus und Bibel abgehört. Nachmittags kam das Lesen und Schreiben an die Reihe. Das Lesen wurde im Katechismus und in der Bibel geübt. Kein Wunder, dass in der Zeit die Lehrer immer ein gutes Verhältnis mit dem Pfarrer hatten.

Die Stubentür musste nicht selten als Rechen- oder Schreibtafel dienen. Die Schulpflicht begann nicht für alle Kinder gleichmäßig mit einem festgesetzten Lebensalter. Die Willkür der Eltern entschied darüber, ob das Kind mit sieben, acht oder neun Jahren die Schule besuchte. Die Entlassung erfolgte meist mit dem 12. Lebensjahr. Die Reife der Kinder wurde in einer zu Ostern abgehaltenen Prüfung vom Pfarrer ermittelt.

In der Schulchronik aus dem Jahre 1830 ist zu lesen: „Die Lehrer waren Ackerbauer oder Handwerker. Der Lehrer enthielt eine Entlohnung (Jahreslohn) von 13 Gulden nebst Kost und Logis“. In Kirchdörfern waren die Lehrer etwas besser gestellt. Hier war der Lehrer in erster Linie Kirchendiener, Organist und Vorsänger, und seine Einnahmen aus dem Kirchenamt waren größer als das Lehrergehalt.

Ein entscheidender Wandel im schulischen Leben trat um etwa 1840 ein. Das Dingen des Lehrers von Seiten der Gemeinde hörte auf, auch erstreckte sich von jetzt ab der Unterricht auch auf die Sommermonate. Dass sich die Schularbeit nach den Terminen der Landwirtschaft richten musste, ist klar. Die Kartoffelferien, die Heuferien oder die Bucheckerferien konnten nicht kalendermäßig festgelegt werden. Sie richteten sich nach dem Wetter, denn die Kinder mussten zu Hause fleißig mithelfen. Die größeren Kinder wurden morgens in der ersten Stunde, aber auch von dem Lehrer in seiner Landwirtschaft eingesetzt.

Bei allen kirchlichen Festen (Taufe, Konfirmation, Kommunion, Hochzeit und Beerdigung) wurde der Lehrer eingeladen. Ferner war es üblich, dass bei Hausschlachtungen der Lehrer eine Blut- und eine Leberwurst sowie einen Kessel Wurstbrühe bekam. Oft „verbrüderte“ sich der arme Dorfschulmeister mit dem „reichsten“ Bauern im Dorf, um „von dessen Brosamen zu leben“.

Trotz dieser Eingliederung in den Bauernstand nahm der Lehrer auf dem Dorf eine Sonderstellung ein. Er war kein Einheimischer und wurde als einziger mit „Sie“ und „Herr“ angeredet. Dafür aber hatte der Lehrer über das sittliche Betragen der Schüler innerhalb und außerhalb der Schule zu wachen. Wenn man Beschwerden über Kinder anderer Leute hatte, dann ging man zum Lehrer. Er war auch verantwortlich dafür, dass der Gottesdienst besucht wurde und die Kinder sich in der Kirche ordentlich betrugen. Nach dem Abendläuten (Betglocke) hatten alle Kinder zu Hause zu sein. Die Lehrer gingen durch das Dorf und machten Kontrolle. Oft folgte dann am nächsten Morgen ein Strafgericht. Er war also ein billiger Dorfpolizist und wurde von der Bevölkerung danach beurteilt, wie er die Kinder in Zucht hielt. Ganz schlimm war es, wenn ein Junge gegen Abend noch in der Wirtschaft angetroffen wurde, was im Winter hin und wieder der Fall war, wenn er mit seinem Vater die Wirtschaft besuchte. Dass der Lehrer im Dorf wohnen musste, war selbstverständlich.

Der Lehrer war aber auch der einzige Kulturträger im Dorf, er war Dirigent eines Musik- oder Gesangvereins, als Schriftführer in anderen Vereinen war er begehrt. So haben Lehrer um 1900 auch die ersten Obst- und Gartenbauvereine gegründet.

Um 1830 durfte die Schülerzahl einer Klasse in der Regel 110 Schüler nicht übersteigen, 1861 in der Regel 80 Schüler nicht übersteigen.

Aus einer Schule sind die „Gebote für Lehrer“ aus dem Jahre 1872 überliefert. Kaum zu glauben, was damals einem Lehrer alles aufgebürdet wurde: „Lehrer haben täglich die Lampen aufzufüllen und die Kamine zu säubern.“ „Lehrer haben im Winter dafür zu sorgen, dass eine Stunde vor Unterrichtsbeginn der Ofen geschürt wird und genügend Scheitholz vorhanden ist.“ Ein „Hausmeister“ gab es auf dem Dorfe noch nicht, wohl aber eine Putzfrau, die auch ihre Anweisungen vom Bürgermeisteramt genauestens einhalten musste. Tat sie das nicht und beschwerte sich der Lehrer über Unsauberkeit in der Schule, wurde sie durch eine andere ersetzt. Einmal im Jahr gab es eine Schulvisitation durch die Distriktsbehörde, wo die Sauberkeit der Schulräumlichkeiten untersucht wurden. Wenn es im Winter schneite oder Glatteis war, mussten die Schulbuben unter Anleitung des Lehrers den Schulhof von Schnee und Eis befreien. Schulunterrichtsausfälle durch Schnee oder Glatteis bedingt, gab es nicht. Häufig aber fiel im Winter der Unterricht aus, wenn eine Grippewelle mehr als ein Drittel der Schüler erfasste. Je nach Schwere der Epidemie, konnte dann auch mal der Unterricht wochenlang ausfallen. Es wird in den 40er Jahren des 19. Jahrhunderts auch immer wieder von Kindern berichtet, die an Infektionskrankheiten starben.

Weiter heißt es in den „Geboten für Lehrer“: „Solange die Lehrer nicht Hauptlehrer sind, dürfen sie sich nur mit Genehmigung der Regierung verheiraten. Eine Heirat ohne diese Genehmigung ist als Dienstkündigung anzusehen.“ „Die Annahme einer Lehrerin hat zur Voraussetzung, dass sie unverheiratet ist.“ „Verheiratet sich eine Lehrerin, so scheidet sie damit aus dem Schuldienst aus; ist sie bereits im Ruhestand, so fällt der Bezug des Ruhegehaltes weg.“

Die zehn Gebote für den Lehrer von 1872

Dass der Lehrer im 19. Jahrhundert „ein armer Schlucker“ war, beweisen die „10 Gebote für den Lehrer“ von 1872, die im „Rescriptenbuch der protestantischen Schule zu Hoof von 1844 bis 1903“ vorhanden sind. Heute kann man darüber schmunzeln. Darin sind die „zehn Gebote für den Lehrer“ aufgelistet:

Gebot: „Lehrer haben täglich die Lampen aufzufüllen und die Kamine zu säubern.“

Gebot: „Jeder Lehrer hat einen Eimer Wasser und eine Schütte Kohlen für den täglichen Unterricht mitzubringen.“

Gebot: „Präparieren Sie die Federkiele sorgfältig! Sie können die Spitzen auf die individuellen Schreibgewohnheiten der Schüler abstimmen.“

Gebot: „Lehrer dürfen einen Abend pro Woche auf Brautschau gehen oder an zwei Abenden, wenn sie regelmäßig zur Kirche gehen.“

Gebot: „Nach 10 Stunden Schule dürfen Lehrer die restliche Tageszeit damit verbringen, die Bibel oder andere gute Bücher zu lesen.“

Gebot: „Lehrerinnen, die heiraten oder sich unschicklich verhalten, werden entlassen.“

Gebot: „Jeder Lehrer sollte von seinem täglichen Lohn eine schöne Summe beiseite legen, damit er davon in seinem Alter leben kann und so der Gesellschaft nicht zur Last wird.“

Gebot: „Jeder Lehrer, der raucht oder Alkohol – welcher Art auch immer – trinkt, der Spielhöllen oder Wirtschaften aufsucht oder sich beim Frisör rasieren lässt, gibt zu der Vermutung Anlass, dass seine Integrität und seine Ehrlichkeit in Frage gestellt werden müssen.“

Gebot: „Der Lehrer, der seine Arbeit treu und ohne Fehler fünf Jahre lang verrichtet, wird eine Gehaltsaufbesserung von 25 Cent pro Woche erhalten, vorbehaltlich der Zustimmung der Schulaufsichtsbehörde.“

Gebot: „Um das Schulzimmer immer sauber zu halten, müssen Sie den Fußboden mindestens einmal am Tag kehren; den Fußboden mindestens einmal die Woche mit heißem Seifenwasser schrubben; die Tafel mindestens einmal am Tag abwischen; um 7 Uhr früh Feuer machen, damit das Schulzimmer um 8 Uhr früh warm ist.“

Das arme Dorfschulmeisterlein

Der Lehrer war ein armer Schlucker

In alten Aufzeichnungen im Schultagebuch von Hoof vom November 1804 ist zu ersehen, wie arm der Dorfschullehrer war. Die schönste Zeit für den Lehrer waren die Wintermonate von Ende November bis Mitte Februar, wenn im Dorf die Hausschlachtungen waren. Es war üblich, dass der Lehrer bei Hausschlachtungen eine Blut- und Leberwurst und einen Kessel Wurstbrühe erhielt. Da die Dorfschullehrer noch bettelarm waren, hatten sie im Gegensatz zur bäuerlichen Dorfbevölkerung auch viel weniger Kinder. Und oft waren sie auch nicht verheiratet.

Aber trotz der geringen Bezahlung war der Lehrer eine „Respektperson“, der einzige im Dorf, der mit „Herr“ angeredet wurde. Er war „Dorfpolizist“ und „Richter“ zugleich, der über das sittliche Betragen der Kinder innerhalb und außerhalb der Schule zu wachen hatte. Beschwerden über Kinder anderer Leute wurden ihm vorgetragen. So ist es wohl auch verständlich, dass auch die körperliche Zucht in der Schule von den Eltern geduldet wurde. Nicht der Pfarrer, der Lehrer war verantwortlich für den Gottesdienstbesuch der Kinder. Nach der Abendglocke kontrollierte der Schulmeister auf den Dorfstraßen, ob alle Schüler zu Hause war en. In Hoof war früher einmal gerne an der „Milchkich“ an der Brücke über den Betzelbach im Winter über ein Stelldichein der älteren Schulbuben. Doch wenn es zu dämmern anfing, verschwanden die Jungen schnell, ehe der Schulmeister kam. Ganz schlimm war ex, wenn ein Junge gegen Abend noch in der Wirtschaft angetroffen wurde, was im Winter hin und wieder der Fall war, wenn er mit seinem Vater die Wirtschaft besuchte. „Fischerschs Wertschaft“ in der Hoofer „Aacht“ bestand schon in den Anfängen des Schulwesens im Ostertal, wurde sie doch schon 1786 von Peter Fischer gegründet.

Ein „Hausmeister“ für die Schule gab es damals auf dem Dorfe noch nicht, wohl aber eine Putzfrau, die auch ihre Anweisungen vom Bürgermeisteramt genauestens einhalten musste. Tat sie das nicht und beschwerte sich der Lehrer über Unsauberkeit in der Schule, wurde sie durch eine andere ersetzt, wie zum Beispiel 1842, als Else Schneider entlassen wurde und Lisbeth Koch Putzfrau in der Schule wurde. Einmal im Jahr gab es eine Schulvisitation durch die Distriktsbehörde in Konken, wo die Sauberkeit der Schulräumlichkeiten untersucht wurde.

Im Winter fiel recht häufig der Unterricht aus, wenn eine Grippewelle mehr als ein Drittel der Schüler erfasste. Je nach Schwere der Epidemie, konnte dann auch mal der Unterricht wochenlang ausfallen. Es wird in den 40er Jahren des 19. Jahrhunderts auch immer wieder von Kindern berichtet, die an Infektionskrankheiten starben. So starben bei einer schweren Grippewelle allein im Januar 1842 neun Schüler. Es gab ja noch keine Impfungen und pharmazeutische Medikamente dagegen. So ist es auch verständlich, dass es in der Hoofer „Aacht“ Großmütter gab, die an kranken Kindern das Brauchen pflegten.

 

Am 2. Januar 1840 zählte die Hoofer Werktagsschule 67 Kinder, von denen 26 erkrankt waren. Häufig musste dann der ausgefallene Unterricht später nachgeholt werden. Fiel der Lehrer krankheitsbedingt aus, fiel entweder der Unterricht aus oder ein Lehrer aus Marth oder Niederkirchen musste am Nachmittag zusätzlich den Unterricht in Hoof nachholen. Umgekehrt war es auch so, dass der Hoofer Lehrer in Marth oder Niederkirchen noch zusätzlich am Nachmittag den Unterricht halten musste. Übrigens war das Verhältnis der Hoofer Lehrer zu den Pfarrern in Niederkirchen immer ausgezeichnet. So z. B. war der Hoofer Lehrer Böll eng befreundet mit Pfarrer Dr. Esselborn, der einer der beliebtesten Pfarrer im Ostertal war. Hin und wieder haben die Lehrer im Ostertal auch gerne mit dem Pfarrer einen getrunken, was besonders häufig Anfang des 19. Jahrhunderts der Fall war.

„Die Annahme einer Lehrerin in den Schuldienst hat zur Voraussetzung, dass sie unverheiratet ist. Verheiratet sich eine Lehrerin, so scheidet sie damit aus dem Schuldienst aus, ist sie bereits im Ruhestand, so fällt der Bezug des Ruhegehaltes weg“, so heißt es im Reskriptenbuch der Hoofer Schule aus dem Jahr 1848. So ist es wohl auch verständlich, dass in jenen Jahren fast keine Lehrerinnen im Schuldienst waren. Von der Schule in Albessen wird in jener Zeit berichtet, dass „Fräulein“ Schlichter ein Verhältnis mit dem Lehrer Wagner hatte, worauf sie vom Schuldienst suspendiert wurde. An der Hoofer Schule zum Beispiel wird nur einmal von einer Lehrerin berichtet, von Fräulein Walle in den Vor- und Kriegsjahren des 2. Weltkrieges. Die Anrede für eine Lehrerin war „Fräulein“, weil sie eben nicht verheiratet war.