Bapogana

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Sie nahm ihre Tätigkeit, sein Gesicht mit den Tüchern zu reinigen und betupfen wieder auf. Die Flüssigkeit bestand offenbar nicht nur aus Wasser, denn sie verströmte einen äußerst angenehmen Duft. Er musste beim Reden angesichts ihrer Aktivitäten wieder nuscheln. „Der Soldat kann doch jederzeit seine sieben Sachen packen und abhauen.“ „Desertieren? Nein David, so einfach ist das nicht. Es würde unausweichlich nach ihm gefahndet werden, auch ohne meine ausdrückliche Anordnung. Und dann wäre die Gefahr groß, bei Wiederstand im Rahmen seiner Verhaftung erschossen zu werden, verdammt groß.“ Sie stellte die Schüssel mit der duftenden Flüssigkeit ab und legte die Tücher beiseite. Während sie ihn kritisch anschaute, fing sie an zu grinsen. „Was ist?“, fragte er mürrisch. „Schau in den Spiegel, dann weißt du es.“ „Ist hier irgendwo einer?“ Er schaute sich um. „Nein, aber im Baderaum.“ „Gibt es dort auch, also ich meine, ich müsste auch noch etwas anderes erledigen.“ „Du meinst eine Toilette.“ „Genau.“ „So etwas haben wir hier nicht. Wenn jemand ein gewisses Bedürfnis hat, erledigt er oder sie das an Ort und Stelle, so wie in Versailles.“ David schaute sie entgeistert an. „Deshalb riecht es hier auch zuweilen etwas streng“, fügte sie mit bierernster Miene hinzu, „aber den Göttern sei Dank gibt es Parfüm, das dann reichlich verwendet werden kann.“ Sie nickte bei ihren Worten. „Und wie ... also ich meine ...“ „David! Das war ein Scherz. Du glaubst wohl tatsächlich, wir leben hier noch im Mittelalter. Natürlich haben wir eine Toilette, sie ist direkt neben dem Baderaum am Ende dieses Flures.“ „Als ob ich heute nicht schon genug mitgemacht hätte, musst du mich auch noch auf den Arm nehmen.“ Er grinste während er das sagte, stand auf und ging zur Türe. Dort blieb er erst einmal stehen und schaute Daila erwartungsvoll an. „Was ist?“, wollte sie wissen. „Ich warte auf dich“, erwiderte er. „Ich soll mit dir auf die Toilette gehen? Jetzt nimmst du mich aber auf den Arm, stimmt`s?“ „Keineswegs, meine Liebe. Ich gehe auf den Gängen dieses Palastes keinen einzigen Schritt mehr alleine.“ Sie lachte laut auf. „Ich meine das ernst, Daila, also steh auf und begleite mich.“ Immer noch lachend erwiderte sie: „In meinen privaten Gemächern bist du sicher. Kein Soldat der Palastwache darf diesen Bereich ohne persönliche Aufforderung betreten.“ Noch ein wenig verunsichert öffnete er daraufhin die Tür. Bevor er auf den Flur trat, vergewisserte er sich, niemanden dort anzutreffen. Erst dann machte er sich auf den Weg, stets sprungbereit, um im Zweifelsfall sofort den Rückzug in den Salon antreten zu können.

In der Toilette betrachtete er zunächst sein Gesicht im Spiegel und erschrak. Die Nase war deutlich angeschwollen, ebenso die Oberlippe, die zudem noch tief blau eingefärbt war. Wie sollte er sich so unter Menschen wagen? Als er die Toilette verließ, verhielt er sich in gleicher Weise wie auf dem Hinweg. Doch plötzlich wurde irgendwo hinter ihm eine Tür aufgerissen und jemand rief laut: „Hallo!“ Ohne sich umzudrehen, beschleunigte er seine Schritte. „David, bleib stehen!“ Es war Daila, die da rief und offenbar vorher die Stimme verstellt hatte, um ihn zu erschrecken. Die Arme in die Hüften gestemmt, drehte er sich langsam um. Sie stand grinsend an einer Tür. „Na komm schon, Liebster, hier ist das Speisezimmer. Der Tisch ist bereits gedeckt.“ Er blieb noch eine Weile in derselben Position stehen, dann setzte er sich langsam in Bewegung. Bei ihr angekommen, schnellten seine Hände blitzschnell vor und kitzelten sie. „Aufhören!“, schrie sie und lachte so heftig, dass sie kaum noch Luft bekam. Daraufhin hielt er inne und nahm sie in die Arme. „Das war meine Rache und soll dir eine Lehre sein, falls du nochmal auf den Gedanken kommen solltest, mir einen solchen Schrecken einzujagen.“ „Entschuldigung, Liebster, sei mir bitte nicht mehr böse.“ „Hast du wenigstens ein schlechtes Gewissen?“ Sie schob sich ein wenig von ihm ab, lächelte ihn heftig an und meinte: „Und wie! Noch viel schlechter als schlecht.“ „Ja“, erwiderte er schmunzelnd, „man sieht es dir an.“ Sie löste sich vollends von ihm, ergriff seine Hand und führte ihn ins Speisezimmer.

Beim Anblick des gedeckten Tisches pfiff er unwillkürlich durch die Zähne. „Gefällt es dir?“ „Und ob“, erwiderte er begeistert, „jetzt spüre ich auch auf einmal meinen Hunger. Hast du das hier arrangiert?“ „Leider nein, Liebster, wann hätte ich das denn machen sollen?“ „Stimmt; aber das bedeutet, dass mir sehr wohl jemand vom Personal über den Weg hätte laufen können.“ „Als du zur Toilette gegangen bist, war der Tisch schon längst gedeckt. Im Moment hält sich kein Personal mehr hier auf, ich habe alle weggeschickt. So sind wir zwei ganz unter uns.“ „Sehr schön.“

Beim Essen überlegte David, ob er die Frage, die ihm auf der Zunge lag, wirklich stellen sollte oder ob es zu indiskret sei. Er entschied sich jedoch, es zu tun. „Weshalb hat dich dein Vater vorhin noch einmal zurückgerufen?“ Daila lehnte sich ein wenig im Stuhl zurück und schien nachzudenken. „Wenn du mir nicht antworten willst, sag es ruhig. Ich habe volles Verständnis dafür.“ „Nein, Liebster, ich sehe keinen Grund, es dir nicht mitzuteilen. Du hast meinem Vater gefallen. Er hat eine Formulierung gewählt, die der Nagadsha noch nie ausgesprochen hat: „Dieser Mann hat Herzenswärme und Humor.“ Dann hat er mir, beziehungsweise uns, noch einen Rat erteilt. Wir sollten mit der öffentlichen Bekanntmachung unserer Beziehung noch zurückhaltend sein, damit die Presse nicht über uns herfällt. Vor allem die britische ist da nicht zimperlich. Du müsstest deine Wohnung im Gästehaus aufgeben.“ Sie verschwieg allerdings eine Kleinigkeit. Ihr Vater hatte ihr noch einen weiteren Rat mit auf den Weg gegeben: „Solange David Shuttler dir keinen offiziellen Antrag gemacht hat, ist euer Verhältnis nicht mehr als eine Liebesbeziehung, die nichts in der Öffentlichkeit zu suchen hat.“ Aber darauf müsste David schon selbst kommen.

Daila schilderte dann, wie sie das Zimmer ihres Vaters verlassen hatte und erstaunt feststellen musste, dass David verschwunden war. „Die Palastwachen vor der Tür konnten mir nur mitteilen, du seist in dem Seitengang verschwunden und nicht wieder aufgetaucht. Ich bin denselben Weg zurück gegangen, den wir vorher gewählt hatten.“ David lachte kurz auf. Auf ihren erstaunten Blick hin, meinte er: „Du sagtest: „wir vorher gewählt hatten“. Ich war an der Wahl des Weges keineswegs beteiligt.“ „Na gut, meinetwegen; den ich vorher gewählt hatte. Keine der Palastwachen an den Türen hatte dich gesehen. Dann erfuhr ich bei einer Wachablösung, wohin man dich gebracht hat und mir schwante nichts Gutes. Den Rest der Geschichte kennst du ja.“ „Allerdings. Und ich weiß nicht, was mich mehr beeindruckt hat; die rüden Methoden deiner Palastwachen oder dein vehementer Auftritt.“ Sie schaute ihn leicht grimmig an. „Vom Verhalten einiger weniger darfst du nicht auf die ganze Palastwache schließen. Und mein „vehementer Auftritt“, wie du es nennst, war die Folge meiner Angst um dich, als du mit blutender Nase dasaßest. Außerdem war die Heftigkeit durchaus berechtigt. Ich hoffe, nicht nur bei dir hat es einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen.“ David ergriff ihre Hand. „Das sollte auch keine negative Kritik an dir sein, mein Liebling. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie erleichtert ich war, als du aufgetaucht bist. Dein Auftritt hat mir außerdem imponiert. Das war Respekt einflößend. Aber deine Palastwache ist wirklich nicht ohne. Als die beiden Soldaten mich auf dem Flur festnahmen und in den Wachtraum brachten, gingen sie auch nicht gerade zimperlich mit mir um. Ich wäre mehrmals beinahe die Treppe heruntergefallen.“ Daila sah ihn mit großen Augen an. „Das konnte ich nicht wissen, du hast bis eben nichts davon berichtet. Dann müssen die beiden Soldaten auch zur Rechenschaft gezogen werden.“ Kopfschüttelnd antwortete David: „Daila, was ich gerade gesagt habe, hast du nicht gehört.“ „Aber, das ...“ „Bitte, Daila, du hast es nicht gehört.“ „Es fällt mir schwer, doch ich beuge mich deinem Willen.“ „Danke, mein Liebling. Ich hoffe, dies ist eine kleine Entschädigung.“ Er küsste sie zärtlich. „Den Salon und das Esszimmer kennst du ja bereits“, flüsterte sie, „ich wollte dir jetzt eigentlich noch mein Schlafzimmer zeigen.“ Verführerisch lächelnd stand sie auf und ergriff seine Hand.

Als David am späten Nachmittag den Palast verlassen wollte, fühlte er sich vor ein Problem gestellt. „Wie komme ich hier eigentlich unbeschadet wieder heraus?“, wollte er von Daila wissen. Schmunzelnd erwiderte sie: „Ohne meine Hilfe überhaupt nicht. Vielleicht sollte ich dich hier gefangen halten, sozusagen als meinen Privatsklaven.“ „Na schön, wenn du willst.“ Sie hatte mit mehr Protest gerechnet. „Musst du denn wirklich schon gehen, Liebster?“ „Ich habe Thomas versprochen, ihn heute kurz aufzusuchen.“ Sie seufzte. „Meinetwegen, ich begleite dich persönlich nach draußen.“

Am Portal verabschiedete er sich ganz formell mit Verbeugung von Ihrer Hoheit, der Nagadshi. Er richtete sich erst wieder auf, als das Portal geschlossen war. Dabei stellte er fest, dass genau die Soldaten jetzt hier Wache schoben, die ihn am Morgen so unsanft abgeführt hatten. David stellte sich dicht neben einen der beiden und blickte über den Platz vor dem Palast. „Ich habe Ihrer Hoheit gegenüber nichts von Ihrer unrühmlichen Rolle erwähnt, sonst stünden Sie ja auch wohl kaum hier.“ Der Soldat reagierte nicht, sondern blieb ungerührt steif stehen, so wie es von ihm seiner Eigenschaft als Wachtposten verlangt wurde. „Aber sollte mir, wie auch immer, zu Ohren kommen, dass sich ein solcher Vorgang wiederholt, werde ich mein Schweigen brechen. Dann können Sie sich Gedanken darüber machen, für welche Methode Sie sich entscheiden wollen; Erhängen, Erschießen oder Guillotine.“ David meinte, bei dem Soldaten ein leichtes Zucken zu bemerken. Während David zum Gehen ansetzte, verabschiedete er sich mit einem freundlichen „auf Wiedersehen, die Herren Generäle.“ Er war sich sicher, dass seine kurze Ansprache ihre Wirkung nicht verfehlt hatte.

 

Als der Butler David die Tür der Gouverneursvilla geöffnet hatte, trat er aus Mitleid einen Schritt zurück, wagte aber wohl nicht, ihn nach den Grund seines merkwürdigen Aussehens zu fragen. Thomas war diesbezüglich natürlich weniger zurückhaltend. David betrat das Arbeitszimmer des Gouverneurs, worauf dieser sofort das Wort ergriff: „Guten Tag, mein Freund, wie geht es ... Oh mein Gott! Wer hat dich denn so zugerichtet?“ Davids Erklärung war so formuliert, dass er nicht einmal zu lügen brauchte: „Ich bin von Männern überfallen worden. Gott sei Dank kam früh genug ein Offizier des Weges, um schlimmeres zu verhüten.“ „Wurdest du ausgeraubt?“ „Nein, wie gesagt, ich bin noch glimpflich davon gekommen.“ „Wann ist es passiert?“ „Heute Morgen. Aber ehrlich gesagt, Thomas, möchte ich nicht mehr darüber reden. Es war höchst unangenehm für mich.“ „Ja, natürlich, das verstehe ich. So etwas ist schon seit ewigen Zeiten hier nicht mehr passiert. Es erübrigt sich, danach zu fragen, ob es sonst noch etwas Neues gibt, dies eine reicht schon.“ „Es könnte mir noch weiterer Ungemach ins Haus stehen.“ „Ach, inwiefern?“, wollte Thomas wissen. „In Gestalt von General Carter. Er hat um eine Audienz bei der Nagadshi wegen meiner Expedition gebeten.“ Thomas blickte ihn eine ganze Weile erstaunt an, bis er das Wort ergriff und fragte: „Woher weißt du das denn? Normalerweise werden bevorstehende Audienzen bei Ihrer Hoheit nicht bekannt gegeben.“ Erst jetzt wurde David klar, in welches Fettnäpfchen er getreten war. Erst vor ein paar Stunden hatte Dailas Vater darum gebeten, ihre Beziehung noch geheim zu halten. Jetzt musste er sich schleunigst eine passende Antwort zu Recht basteln.

„Äh, also, ich war neulich im Offizierskasino, da pfeifen es die Spatzen von den Dächern.“ „Dieser Carter ist wirklich ein unverschämter Kerl“, ärgerte sich Thomas, „anstatt diskret eine solche Audienz abzuwarten, macht er eine öffentliche Angelegenheit daraus. Das wird der Nagadshi überhaupt nicht gefallen. Ich bin fast geneigt, ihr eine Mitteilung diesbezüglich zukommen zu lassen.“ „Mach nicht so viel Wirbel darum; die Nagadshi wird´s überleben.“ Thomas schaute ihn missbilligend an und meinte: „Solch eine respektlose Bemerkung solltest du in der Öffentlichkeit besser nicht von dir geben. Dann könntest du nämlich Schwierigkeiten bekommen.“ „Das glaube ich gerne“, dachte David; aber es machte ihm Spaß, seinen Freund ein wenig auf den Arm zu nehmen. „Die Nagadshi ist auch nur ein Mensch aus Haut und Knochen, äh, Fleisch und Blut. Ich bin überzeugt davon, mit ihr durchaus Klartext reden zu können.“ „David, sei vorsichtig, sonst bringst du dich um Kopf und Kragen.“ Der Gouverneur wechselte das Thema: „Was gibt es Neues bezüglich Miss Pherson? Hast du inzwischen mit ihr gesprochen?“ „Nein, habe ich nicht. Drängel mich bitte nicht so, ich werde dich schon auf dem Laufenden halten.“ Die Frage von Thomas, ob er zum Dinner bleibe, verneinte er mit dem Hinweis darauf, dass er Lady Mc Bride den Anblick seines zerknautschten Gesichtes beim Essen nicht zumuten wollte. Dem Gouverneur gelang es nicht, ihn umzustimmen.

An einem der nächsten Tage empfing die Nagadshi General Carter zur Audienz. Sie saß bereits im Empfangsraum, als Carter vorgelassen wurde. Nach dem üblichen, förmlichen Ritual forderte sie ihn auf, sein Anliegen vorzutragen: „Ich möchte Eurer Hoheit ein paar Informationen über Mr. Shuttler zukommen lassen.“ Sie runzelte die Stirn. „Und weshalb möchten Sie das?“ „Ich bin der Meinung, Eure Hoheit sollte wissen, wer der Mann ist, der in die heilige Nemang-Schlucht vordringen will.“ Mit einer entsprechenden Handbewegung forderte sie ihn auf, weiter zu reden. „Mr. Shuttler hat nicht unbedingt einen guten Ruf. Er gilt in Großbritannien als unseriös, als Hallodri und Draufgänger, dessen verschiedene Unternehmungen nie von Erfolg gekrönt waren. Außerdem belasten ihn zahlreiche Affären der, nun ja – Eure Hoheit möge mir den Ausdruck verzeihen – galanten Art: Zurzeit hat er zum Beispiel ein Verhältnis mit einer gewissen Miss Pherson, die ebenfalls keinen guten Leumund genießt.“

Die Nagadshi hatte große Mühe, einen Lachanfall zu unterdrücken, sie musste mehrmals tief ein- und ausatmen. „So so, von dieser Sorte ist Mr. Shuttler also, interessant. Und wer ist diese, wie sagten Sie, Miss Pherson?“ „Ich kenne sie, Gott behüte, nicht persönlich, Eure Hoheit. Flatterhaft und – Eure Hoheit möge mir wieder meine Ausdrucksweise verzeihen – frivol soll sie sein.“ „Aha, dann bilden die beiden ja ein ideales Bild von einem Paar, dieser Hallodri Mr. Shuttler und die frivole Miss Pherson.“ „So kann man es auch sehen, Eure Hoheit. Sicherlich wird Eure Hoheit die Genehmigung zur Expedition aufgrund dieser Tatsache neu überdenken wollen.“ Die Nagadshi erhob sich aus ihrem Sessel, worauf auch der General sofort aufstand und leicht gebeugt stehen blieb. „Sagen Sie mal, Mr. Carter, woher haben Sie diese Informationen eigentlich?“ „Aus verschiedenen Quellen, Eure Hoheit.“ „Halten Sie das für eine präzise und der Nagadshi gegenüber angemessene Antwort, General?“ Carter war auf diese Frage um eine Antwort verlegen. „Glauben Sie etwa, die Nagadshi fällt Entscheidungen, ohne vorher genaue Informationen einzuholen?“ Auch darauf wusste er nichts zu sagen. „Warum antworten Sie nicht, Mr. Carter?“ Der General wand sich. „Meine Quellen sind recht sicher, Eure Hoheit. Ich möchte Eure Hoheit vor einem Fehler bewahren.“ „Den Sie soeben bereits gemacht haben, Mr. Carter. Verraten Sie mir Ihre Quellen, ich möchte die Namen von Ross und Reiter hören.“ Als der General merkte, dass ihm die Felle davon zu schwimmen drohten, versuchte er es auf die arrogante Art.

„Sehen Sie, Eure Hoheit, ich bin ein erfahrener Offizier, der einer jungen Herrscherin durchaus mit Rat und Tat behilflich sein kann.“ Miss Leema, die wie üblich neben dem Thronsessel stand, hielt die Luft an. Die Nagadshi schritt zu ihr und nahm wieder Platz, worauf sich der General, dem Protokoll nach nicht vertretbar, ebenfalls hinsetzte. Daila wandte sich an Miss Leema: „Weiß ich schon nicht mehr, was ich sage? Habe ich General Carter gebeten, Platz zu nehmen?“ „Nein, Eure Hoheit, ganz bestimmt nicht.“ Der General stand sofort wieder auf und verbeugte sich. „Entschuldigung, Eure Hoheit.“ Die Nagadshi sagte etwas in der Landessprache zu Miss Leema, die daraufhin übersetzte: „Diesem Anliegen kann Ihre Hoheit nicht entsprechen.“ Offenbar missverstand der General völlig, worauf die Nagadshi ihre Aussage bezogen hatte, nämlich auf seine Entschuldigung. Er hingegen interpretierte es so, als drücke sie aus, seine Hilfe nicht annehmen zu wollen. Daher sah er sich veranlasst, seine Überredungskünste einzusetzen. „Eure Hoheit können sicher sein, in mir ...“ Weiter kam er nicht, weil die Nagadshi ihm ins Wort fuhr: „Wenn Sie keine weiteren sachdienlichen Argumente vorzubringen haben, sehe ich die Audienz als beendet an.“ Carter war so perplex, dass er nichts darauf zu sagen wusste. „Auf Wiedersehen, General Carter.“ Er verbeugte sich ordnungsgemäß.

Während sie den Raum verließ, spürte sie, wie sehr ihr Wut und Ärger zugesetzt hatten. Ihre Knie waren weich und sie zitterte. Sie fasste den Entschluss, den Gouverneur persönlich aufzusuchen, um sich über General Carter zu beschweren. Das unverschämte Verhalten dieses Mannes durfte nicht ungeahndet bleiben. Das Mindeste, was sie verlangen würde, wäre eine offizielle Entschuldigung. Kurz nachdem sie sich in ihren Privattrakt zurückgezogen hatte, rief sie Miss Leema zu sich, die auch umgehend erschien. „Sagen Sie bitte der Palastwache und dem Fahrdienst Bescheid, dass ich in einer Stunde den Gouverneur aufsuchen möchte.“ „Sehr wohl, Eure Hoheit. Soll ich Eure Hoheit begleiten?“ Die Nagadshi überlegte kurz und erwiderte dann: „Nicht nötig, Miss Leema. Nutzen Sie meine Abwesenheit für private Dinge. Bummeln Sie zum Beispiel mal durch die Stadt; das ist sicherlich eine vergnügliche Angelegenheit.“ Dabei zwinkerte sie Miss Leema lächelnd zu. „Danke, Eure Hoheit.“

Der Gouverneur wurde via Telefon über den bevorstehenden Besuch der Nagadshi informiert, auch darüber, dass dabei das Thema „General Carter“ angesprochen werden sollte. Lord Mc Bride überkam ein mulmiges Gefühl. Er konnte sich gut vorstellen, dass die Nagadshi persönlich vorstellig wurde, weil eine Beschwerde über Carter in der Luft lag und damit sollte er Recht behalten. Es dauerte nicht mehr lange, bis der Konvoi des Palastes bei der Gouverneursvilla vorfuhr. Lord Mc Bride empfing die Nagadshi direkt an ihrem Automobil. Nach der formellen Begrüßung gingen sie gemeinsam in die Villa und dort in den offiziellen Empfangsraum des Gouverneurs, wo für die Nagadshi in aller Eile eine standesgemäße Sitzgelegenheit vorbereitet worden war. Das Gespräch fand zunächst unter vier Augen statt. Die Nagadshi kam ohne Umschweife auf das ihr am Herz liegende Thema zu sprechen. „Ihr Oberbefehlshaber, General Carter, hat um eine Audienz bei mir gebeten, die ich ihm heute Morgen gewährt habe. Es ging um die geplante Nemang-Expedition, genauer gesagt um Mr. Shuttler. Der General hat mich vor diesem Mann gewarnt.“ Sie machte eine Pause, die der Gouverneur nutzte, um das Wort zu ergreifen. „Gewarnt? Darf ich Eure Hoheit fragen, weshalb General Carter dies getan hat?“ „Natürlich, Ihr Offizier hatte drastische Ausdrücke parat, um Mr. Shuttler zu beschreiben. So soll er sich durch etliche Affären mit Damen hervortun. Sie kennen ihn doch recht gut, Lord Mc Bride, was können Sie mir dazu sagen?“ Der Gouverneur musste unwillkürlich grinsen. „Typisch Frau“, dachte er, „die Moral steht an erster Stelle, obwohl das mit der Expedition überhaupt nichts zu tun hat.“ Aber er konnte ihr eine sie sicherlich zufrieden stellende Antwort geben: „Nun, Mr. David Shuttler ist zweifellos ein Mann, der bei der Damenwelt gut ankommt. Aber das nutzt er keineswegs aus. Er ist grundsolide. Was General Carter auch immer über ihn diesbezüglich geäußert hat, es ist völlig aus der Luft gegriffen.“ „Dann stimmt es auch nicht, dass Mr. Shuttler zurzeit eine Affäre mit einer zweifelhaften Person namens Miss Pherson hat?“ Sie hatte bei dieser Frage durchaus ein schlechtes Gewissen gegenüber dem Gouverneur, dennoch begab sie sich auf dieses dünne Eis.

„Über den Ruf von Miss Pherson kann ich mich nicht äußern, Eure Hoheit; ich kenne die Dame kaum. Und es liegt mir nicht, Gerüchte zu verbreiten, deren Wahrheitsgehalt ich nicht überprüfen kann.“ „Das spricht durchaus für Sie, Lord Mc Bride. Ihr Oberbefehlshaber ist da weitaus weniger zimperlich. Er tituliert Mr. Shuttler als Draufgänger und Hallodri.“ Der Lord schnappte nach Luft. Er hatte große Mühe, die Form bei seiner Antwort zu wahren. „Eure Hoheit, das ist, um es gelinde auszudrücken, schlichtweg falsch.“ „Sie halten Mr. Shuttler also für einen Ehrenmann?“ „Auf alle Fälle, Eure Hoheit, ich würde mich für ihn verbürgen, meine Hand für ihn ins Feuer legen.“ Er verspürte eine immense Wut gegen den General in sich aufsteigen. „Wenn dem so ist, Lord Mc Bride, warum nennen Sie das Verhalten Ihres Oberbefehlshaber nicht beim richtigen Namen?“ Da der Gouverneur nicht antwortete, sondern um Fassung rang, übernahm sie selbst es: „Eine bodenlose Unverschämtheit, eine durch nichts zu entschuldigende Frechheit. General Carter versteht es auch nicht, sich auf diplomatischem Parkett zu bewegen.“ „Das wird ja immer schlimmer“, schoss es dem Gouverneur in den Kopf. Mit heiserer Stimme stellte er seine Frage und hatte dabei schon Angst vor der Antwort: „Wa..., was ist ihm vorzuwerfen?“ „Unter anderem, dass er es wagt, der Nagadshi gegenüber vorlaut zu werden.“ Obwohl er selbst jetzt gegen die Etikette verstieß, stöhnte der Lord auf. „Das ist ja entsetzlich, Eure Hoheit.“ „Ich will bezüglich Ihres Generals offen mit Ihnen reden, Lord Mc Bride. Ich hielt seine Berufung zum Oberbefehlshaber der Royal Army in Bapogana angesichts seiner Vergangenheit nie für besonders taktvoll; sein jetziges Verhalten ist also keine besonders große Überraschung für mich. Dennoch will ich keine Staatsaffäre daraus machen. Deshalb wähle ich den kleinen Dienstweg. Ich möchte, nein ich bestehe darauf, dass General Carter seines Postens enthoben wird.“ „Das ist verständlich, Eure Hoheit, aber leider steht eine solche Maßnahme nicht in meiner Macht.“ „Das weiß ich, aber Sie können Ihrer Regierung in London meine Haltung klarmachen. Die Konsequenz, wenn meinem Wunsch nicht entsprochen wird, kann nicht im Interesse Großbritanniens liegen.“ Der Gouverneur ahnte, was die Nagadshi damit meinte, dennoch fragte er vorsichtig nach: „Was gedenken Eure Hoheit in diesem Fall zu tun?“ „Ich werde General Carter zur persona non grata erklären, offiziell und öffentlich.“ Zur unerwünschten Person; Lord Mc Bride musste nicht fragen, was das bedeutete.

 

Die Nagadshi verwies mit einer solchen Erklärung die betreffende Person verbindlich des Landes; im Falle des Oberbefehlshabers der Royal Army in Bapogana in der Tat eine Staatsaffäre allerhöchsten Ranges. Die britische Regierung müsste diese Kröte schlucken. Gleichzeitig würde die Nagadshi mit einer solchen Erklärung kund tun, dass das politische Verhältnis zwischen ihrem Land und dem UK deutlich abgekühlt ist; eine diplomatische Verwicklung, deren Entwirrung Jahre in Anspruch nehmen konnte. „Ich habe verstanden, Eure Hoheit und werde alles in meiner Macht stehende unternehmen, damit der Bitte Eurer Hoheit entsprochen wird. Dabei bin ich sehr zuversichtlich. Ich kann mir kaum vorstellen, dass eine solche Maßnahme Eurer Hoheit im Interesse der britischen Regierung liegt. Persönlich fällt es mir nicht schwer, mich für das Anliegen Eurer Hoheit mit ganzem Herzen einzusetzen.“ Die Nagadshi präsentierte ihr charmantestes Lächeln. „Danke, Lord Mc Bride. So übel, wie die Auswahl der britischen Regierung im Fall ihres Oberbefehlshabers war, umso gelungener ist sie bei der Ernennung ihres Gouverneurs ausgefallen.“ Lord Mc Bride spürte, wie ihm die Röte ins Gesicht stieg. Trotz des Kompliments seitens der Nagadshi konnte er diesem Tag keine besonders positive Note abgewinnen. Aber es sollte noch schlimmer kommen.

David wusste, dass Daila heute dem General die Audienz gewährte und war entsprechend nervös. Er vertraute ihr zwar, sich nicht von diesem Carter sprichwörtlich über den Tisch ziehen zu lassen, aber der Gedanke an diesen Oberbefehlshaber löste in ihm ein äußerst ungutes Gefühl aus. Er konnte sich nicht auf seine Arbeit konzentrieren, daher entschloss er sich, Thomas aufzusuchen, um seine Nervosität bei einem Gespräch mit ihm zu lindern. Also rief er eine Droschke und ließ sich zur Gouverneursvilla kutschieren. Schon von Weitem erkannte er den Tross parkender Automobile, alle mit dem Berglöwen auf rotem Grund dekoriert. Er ließ den Fahrer daher schon weit vor der Villa halten und stieg aus. Vor dem Eingang waren zwei Palastwachen postiert, was in David unschöne Erinnerungen weckte. Er fragte sich, was Daila wohl veranlasst hatte, den Gouverneur aufzusuchen; davon war vorher nie die Rede gewesen. Angesichts der Palastwachen entschied er sich, einen anderen Zugang zum Haus zu suchen. Er betrat unbemerkt den Garten und fand die Terrassentür geöffnet vor. Sie waren durch keine Wachen gesichert. Kopfschüttelnd dacht er daran, was das für eine Nachlässigkeit war, für ihn jedoch im Moment von Vorteil. Wie ein Einbrecher schlich er in die Villa, bis hin zum Flur. Zu seinem Leidwesen paradierten hier allerdings zwei Soldaten. Er konnte sich in einem Türrahmen versteckt halten und die Gelegenheit nutzen, als die beiden ihm den Rücken zukehrten, den Flur auf leisen Sohlen zu überqueren. Seine Ortskenntnisse waren durch häufige Besuche bei Thomas recht gut. Er steuerte schnurstracks den Empfangsraum an und trat, ohne anzuklopfen ein. Er dachte an keinerlei Etikette, weil er voll und ganz darauf konzentriert war, den Wachen zu entgehen. Sowohl die Nagadshi als auch der Gouverneur schauten ihn verwundert an. Er starrte seinerseits Daila an. Sie war wie zu einem festlichen Empfang gekleidet, sah wunderschön aus und verwirrte ihn. „Da..., da..., David!“ Thomas stotterte und deutete ihm gestenreich an, sich unverzüglich vor der Nagadshi zu verbeugen – erfolglos. David schaute sie unverändert pausenlos an, während der Lord einem Herzinfarkt nahe zu sein schien. „Äh, also, Eure Hoheit, das ist Mr. ...“ Weiter kam Thomas nicht, weil die Nagadshi ihn unterbrach. „Ich weiß, wer der Herr ist; Mr. David Shuttler, der im Moment die Konventionen vergessen hat. Aber meinetwegen können wir sie fürs erste einmal vergessen.“

Sie stand lächelnd auf und ging einen Schritt in Richtung David; auch der Lord war aufgesprungen und versuchte weiterhin, hinter ihrem Rücken wild gestikulierend, David zur Verbeugung zu veranlassen. „Tja, wenn man vom Teufel spricht ... Ich habe mich über Sie beim Gouverneur erkundigt.“ „Teufel? Erkundigt?“, wiederholte David verwundert ihre Worte. „Sie scheinen ja ein besonderes Faible fürs weibliche Geschlecht zu haben.“ Während sie die Situation genüsslich auskostete, war Thomas am Rande eines Nervenzusammenbruchs. Für diesen David, der sich jetzt völlig daneben benahm, hatte er sich kurz zuvor verbürgen und die Hand ins Feuer legen wollen. Zu allem Überfluss stellte ihm David jetzt auch noch die Frage: „Was hast du ihr erzählt, Thomas?“ Die Bemerkung über das weibliche Geschlecht hatte ihn doch sehr verwirrt. „Sag schon“, wiederholte er, „was hast du ihr erzählt?“ „Keine Angst, Mr. Shuttler. Seine Lordschaft hält große Stücke auf Sie. In ihm haben sie offenbar einen wirklich guten Freund gefunden, dem Sie meiner Meinung nach völlig offen gegenüber sein können; ein Mann, der wahrscheinlich auch Geheimnisse für sich behalten kann. Aber das überlasse ich Ihnen, David Shuttler. Ich verabschiede mich jetzt. Machen Sie sich bitte keine Mühe, Lord Mc Bride, meine Palastwache wird mich nach draußen begleiten.“ Mit den Worten „Eure Hoheit“ verbeugte sich Thomas tief. Daher bekam er nicht mit, dass David ihr einen Luftkuss zu hauchte und sie ihn zurück gab. Kaum hatte sie den Raum verlassen, ließ sich Thomas auf seinen Stuhl fallen. Er hatte das Gefühl, seine Beine würden ihn keine Sekunde länger halten.

Doch seine Stimme hatte noch reichlich Kraft: „Bist du übergeschnappt? Bist du verrückt geworden? Hast du ein Glück, dass die Nagadshi Gnade vor Recht hat walten lassen und deine Unverschämtheit würdevoll übersehen hat!“ „Ist sie nicht bezaubernd, Thomas? Für mich ist sie das reizendste Geschöpf auf Erden.“ „Waaas? Mehr fällt dir dazu nicht ein? Damit wäre meine Frage von vorhin allerdings beantwortet. Du bist wirklich verrückt geworden.“ „Ja, das stimmt Thomas, verrückt vor Liebe.“ Der Lord sagte nichts mehr, sondern starrte ihn nur entgeistert an. „Ich habe mich in die Nagadshi verliebt, Thomas.“ Der Lord schüttelte den Kopf, blieb aber weiterhin stumm. „Und das schönste ist, sie sich auch in mich.“ Erst jetzt sah sich der Lord veranlasst, etwas zu sagen: „Gehe so bald wie möglich zum Arzt, vielleicht ist in diesem Stadium noch etwas zu machen.“ Seine Stimmte wirkte müde. David kniete sich vor ihm nieder. „Thomas, ich sage die Wahrheit. Ihre Hoheit, die Nagadshi, ist Miss Pherson. Du hattest Recht, einen Lord Pherson hat es nie gegeben, auch eine Familie Kotang nicht. Es ist alles eine Erfindung von Ihrer Hoheit, der Nagadshi Luna I, von ihren Eltern und jetzt auch von mir Daila genannt. Bitte glaube mir, Thomas. Du bist der erste, der von unserer Beziehung erfährt. Naja, nicht so ganz, der Nagadsha weiß auch darüber Bescheid.“ Während Thomas ihn mitleidig anschaute, dachte David angestrengt darüber nach, welchen Beweis er ins Feld führen könnte. Dailas Leberfleck an einer ganz bestimmten Stelle war ihm wenig nützlich, denn den kannte wahrscheinlich nur er.

„Hör zu, Thomas, du hast dich doch gewundert, woher ich die Sache mit der Audienz des Generals bei der Nagadshi wusste. Sie selbst hat es mir mitgeteilt. Sie hat heute Morgen stattgefunden.“ Jetzt wurde der Gouverneur doch etwas hellhörig. David besaß tatsächlich Kenntnisse, die ihn stutzen ließen. „Meinst du im Ernst, Thomas, die Nagadshi würde sich von einem fremden die Respektlosigkeit gefallen lassen, die ich an den Tag gelegt habe? Meinst du im Ernst, dass ich mich der Nagadshi gegenüber so respektlos verhalten würde, wenn sie für mich eine fremde Person wäre, noch dazu die Herrscherin von Bapogana? Ganz gewiss nicht. So liebevoll Daila im privaten Bereich ist, so knallhart kann sie als Nagadshi auftreten; ich habe es selbst erlebt.“ Er schilderte den Verlauf des Zwischenfalls im Palast, bei dem er sich die Verzierung seiner Nase zugezogen hatte und Dailas Standpauke in dem Wachtraum. Die Geschichte klang für Thomas so unglaublich, dass er fast zu dem Schluss kam, sie könne nicht erfunden sein. Dennoch blieben ihm etliche Zweifel. „Wie hast du sie ..., also ich meine, die Nagadshi lernt man doch nicht so einfach auf der Straße oder beim Tanzvergnügen kennen.“ „Doch, Thomas, so war es aber. Ich habe sie zum ersten Mal auf der Straße angesprochen, genauer gesagt Miss Pherson. Bei eurer Party in der Villa habe ich sie das zweite Mal getroffen. Das war der Anfang der Beziehung zwischen Miss Pherson und Mr. Shuttler. Ich hatte keine Ahnung, wer sie war. Selbst bei meiner ersten Audienz hat sie mich noch an der Nase herumgeführt. Miss Pherson hat sich brennend für meine Expedition interessiert und meine Unterlagen studiert; die Nagadshi hat sie kaum eines Blickes gewürdigt. Meinen Ärger darüber hat sie wohl gespürt und sich köstlich darüber amüsiert. Als du mir deine Nachforschungen über die Familie Pherson mitgeteilt hast, wusste ich noch nicht, dass sie die Nagadshi ist; deshalb meine Verärgerung über deine Information. Miss Pherson ist aber keine Hoch-, sondern eine Tiefstaplerin, die sich mit ihrer Verkleidung Ausbrüche aus ihrem Palastleben leistet. Die Nagadshi kann keinen Fuß vor den Palast setzen, ohne von Palastwachen umringt zu sein. Du weißt, dass sie selbst auf ihren geliebten Ausritten nicht frei ist. Die Nagadshi ist mächtig, aber Gefangene des Palastes. Sie besitzt die Macht über Leben und Tod vieler Menschen, nur über ihr eigenes Leben nicht.“