Autor oder Autorin werden ... mein erstes Buch

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Kapitel 4 – Handwerkszeug

Das erforderliche Handwerkszeug für Autorinnen und Autoren

Nachdem wir in Kapitel 3 auch über das Handwerk an sich gesprochen haben, stellt sich natürlich sofort die Frage nach dem richtigen Handwerkszeug – und gleich vorab:

Es gibt kein »Richtig« oder »Falsch«. Fast alles ist möglich und die verschiedenen Autorinnen und Autoren, die ich kenne, haben teilweise völlig unterschiedliche Ansätze, auf die ich im Einzelnen noch zu sprechen komme.

Selbstverständlich reichen Papier und Stift, um mit dem Schreiben zu beginnen, und viele Profis machen sich sogar auf diese Weise erste Gedanken oder schreiben Ideen so auf, um später darauf zurückzugreifen.

Natürlich kann man auch einen ganzen Roman auf Papier schreiben, aber spätestens bei der Überarbeitung wird es stressig, weil es dann eben nicht so einfach ist, Sätze umzubauen, Einfügungen zu machen ... und, und, und. Ich bezweifle auch ein wenig, dass heutzutage eine Agentur oder gar ein Verlag ein handschriftliches Manuskript so ohne Weiteres annehmen würden. Manche verlangen von Beginn an einen Ausdruck oder sogar ein elektronisches Dokument.

Was sagt uns das?

Ein Computer wäre schon von großem Vorteil.

Da sind die Anforderungen allerdings nicht wirklich hoch – selbst der älteste Computer mit einem einfachen Schreibprogramm (da gibt es bereits im Bereich der kostenlosen Programme richtig Gute) reicht völlig aus.

Es verhält sich da so ähnlich wie beim Autofahren: Um von A nach B zu kommen, reicht oft ein ganz billiger Gebrauchtwagen, der nur noch 6 Monate TÜV hat. Der Rest ist Schnickschnack ... der ist vielleicht manchmal ganz hilfreich und erleichtert einem das Leben so wie ein Navi im Auto, aber ... um ein Manuskript zu schreiben, ist das zu Beginn gar nicht unbedingt notwendig.

Es gibt viele erfahrene Autoren, die mit einer Zettelwirtschaft arbeiten, oder mit Haftnotizen, mit denen sie ganze Wände vollkleistern. Dann schreiben sie auf separaten Blättern grobe Planungen vor ... und irgendwann fangen sie an, das Ganze in die Maschine zu hacken.

Also gehen wir mal davon aus, dass ihr einen Computer habt und auch irgendein Schreibprogramm. Bis dahin muss das noch nicht viel kosten. Die professionellen Schreibprogramme kosten Geld und bieten tolle Werkzeuge, die bisweilen eine fehlende Fertigkeit zumindest ein wenig ausgleichen können, z.B. Rechtschreibung und teilweise sogar Grammatik. Sie bewahren einem unter Umständen vor gravierenden Fehlern.

Die Betonung liegt auf »unter Umständen«.

Hierzu möchte ich zwei kleine Beispiele anführen:

Eine junge Autorin gab mir ihren Text mit der Bitte, ihn mir mal anzusehen. Ich werde ihren Namen nicht nennen, aber der Text hatte schon fast Comedy-Charakter, obwohl es sich um einen Krimi handeln sollte. Und obwohl sie ein Programm verwendete, das Geld gekostet hatte, blieb sie nicht davor gefeit, Dinge zu schreiben, bei denen ich in lautes Lachen ausbrach.

Was sie zum Beispiel schreiben wollte, war:

Müllers Hund, Erwin, war eine reißende Bestie.

Was aber dort stand, war:

Der Hund von dem Herrn Müller der hieß Erwin und der war eine reizende Bestie.

Wirklich reizend, oder?

Auch nicht ganz unproblematisch war folgender Satz, als sie in Wirklichkeit wohl zum Ausdruck bringen wollte:

Erna Meiers Aktion machte die gesamte Planung des Kommissars zunichte.

Was da aber in ihrem Manuskript stand, war:

Die Aktion von der Frau Meier machte die Planung von dem Kommissar zur Nichte.

Zum besseren Verständnis: In der männlichen Version hätte dort gestanden: zum Neffen!

Was viele vielleicht überraschen wird, ist der Umstand, dass ... keines der von mir getesteten Schreibprogramme, selbst dasjenige, welches viele Profi-Autorinnen und Autoren benutzen, hat bei diesen wirklich lustigen Sätzen einen Fehler angezeigt. Ganz nach dem Motto:

Alles gut, alles in Ordnung, mach dir keine Sorgen!

Weder der durch den Dativ so grauenvoll ersetzte Genitiv (der Hund von dem Herrn Müller) noch die sinnentstellenden Worte wurden moniert.

Wir sind also offensichtlich noch weit davon entfernt, dass Computerprogramme uns jegliche Arbeit abnehmen oder Lektorat und Korrektorat ersetzen können. In den aufgeführten Sätzen waren alle Wörter richtig geschrieben, also hatte das Programm nichts zu meckern.

Das das Geschriebene keinen wirklichen Sinn macht und grammatikalisch grauenhaft ist, interessiert kein Programm der Welt (na ja, zumindest keines das ich kenne – wer ein solches Programm kennt, möge es mir bitte nennen, ich würde es sofort kaufen!)

Was lernen wir daraus? Hilfsprogramme sind nur eines von verschiedenen Werkzeugen. Ein sicherlich noch wichtigeres Werkzeug ist ... die Sprache beziehungsweise die Fähigkeit der Autorin oder des Autors, die Sprache richtig einzusetzen.

Dazu zählt als einer der wichtigsten Faktoren ... der Wortschatz der Person, die schreiben möchte.

Der gesamte Wortschatz der deutschen Sprache wird (je nach Quelle der Angaben) mit 300.000 bis 350.000 Wörtern angegeben.

Zum Vergleich: Goethe soll über einen Wortschatz von 80.000 Wörtern verfügt haben, was wirklich schon beeindruckend ist. Man darf dabei auch nicht vergessen, dass es zu Goethes Lebzeiten noch wesentlich weniger Wörter gab als heute.

Ein durchschnittlich gebildeter Sprecher der deutschen Sprache soll auf etwa 4.000 bis 10.000 Wörter zurückgreifen können. Im Alltag genügen angeblich 400 bis 800 Wörter, um sich adäquat zu verständigen.

An dieser Aussage wage ich ein wenig zu zweifeln, aber vermutlich kommt es darauf an, was man unter adäquat versteht.

Um im Urlaub auf Mallorca zu überleben und mich mit Essen und Getränken zu versorgen, reichen sie auf den Fall.

Dann unterscheidet man noch zwischen dem »aktiven« und dem »passiven« Wortschatz. Aktiv ist das, was ich in Gesprächen oder beim Schreiben, ohne nachzuschlagen, benutze – passiv ist das, was ich verstehe, wenn ich es höre.

Ihn einer Publikation habe ich gelesen, dass man einen »passiven Wortschatz« von etwa 20.000 Wörtern benötigt, um die Werke angesehener Autoren lesen und komplett verstehen zu können.

Ich glaube schon, dass es viele Menschen gibt, die über diesen Wortschatz verfügen (passiv) und nicht alle paar Seiten nachschlagen müssen, was ein bestimmtes Wort bedeutet. Aber hier zeigt sich wieder, was ich schon im 3. Kapitel angesprochen habe:

Wer viel liest, wird seinen passiven Wortschatz immer mehr erweitern und so verfestigen, dass zumindest ein Teil auch in den aktiven Wortschatz wandert.

Wer hätte vor einigen Monaten noch gedacht, dass vermutlich 80 - 90% der Deutschen einmal wüssten, was ein Virologe oder ein Epidemiologe ist und was die so machen.

Ein begrenzter Wortschatz führt dann manchmal zu Ergüssen, bei welchen zwar jeder versteht, was da gerade passiert, es sich aber nicht wirklich schön anhört oder liest:

Ein kleines Beispiel gefällig?

»Erst ist er ins Kino gegangen, danach nach Hause gegangen und als er dann zum Einkaufen gegangen ist, hat ihn der Kaufmann gefragt, wie geht`s und er hat gesagt, geht so.«

Es gibt wirklich sehr viele verschiedene Möglichkeiten, dafür zu sorgen, dass in dem obigen Satz nur ein einziges Mal eine Abwandlung von »gehen« vorkommt – was deutlich besser wäre.

Obwohl ... jeder hat sicherlich verstanden, worum es ging ... oh nein, besser: worum es sich drehte.

Nun aber noch zu einem anderen Werkzeug, das nicht wirklich viele Autorinnen oder Autoren einsetzen, dessen Gebrauch mich aber wirklich fasziniert hat:

Ein befreundeter Autor setzt sehr erfolgreich eine Diktat-Software ein.

Wenn jemand unter Legasthenie oder einer starken Rechtschreibschwäche leidet, oder aber mit lediglich zwei Fingern nur sehr langsam tippen kann und sich dabei noch oft vertippt ... für den wäre eine solche Software sicherlich eine große Hilfe.

Natürlich ist diese Software nicht ganz billig, aber wer das nötige Kleingeld hat, sollte, wenn er zu einer der vorgenannten Gruppen zählt, nicht an der falschen Stelle sparen.

Ich möchte natürlich nicht unerwähnt lassen, dass der befreundete Autor NICHT zu diesen Gruppen zählt ... er findet es einfach bequemer, hat sich nach einer Handverletzung eingearbeitet und möchte diese Art, seine Gedanken zu Papier zu bringen, nicht mehr missen.

Wie gesagt, es gibt viele Werkzeuge und Hilfsmittel, aber keines davon ist richtig, falsch oder unverzichtbar. Lasst euch nicht einreden, dass ihr ein bestimmtes Programm braucht oder am besten diese oder jene Vorgehensweise benutzt, um euch dem Schreiben zu nähern.

Wenn mir ein Autor berichtet, die besten Ideen kämen ihm auf dem Klo und er schreibe diese dann mit einem Filzstift an eine hellgrün getünchte Wand, die er später abfotografiert und den Text von einer Schreibkraft nach dem Foto übertragen lässt ... dann kann ich nur sagen:

»Toll, wenn du damit am besten zurechtkommst, ist das für dich genau das Richtige. Weiter so!«

Für mich wäre es vermutlich eher nichts, allerdings habe ich es auch noch nie ausprobiert.

Die allerbesten Werkzeuge sind unser Verstand, unser Gedächtnis und unsere Fähigkeit, beides vernünftig einzusetzen.

Ein weiterer Leitsatz für alle Autorinnen und Autoren sollte sein:

Schreibe nicht über etwas, von dem du keine Ahnung hast, und wenn doch, dann frage zuerst jemanden, der Ahnung hat oder recherchiere sehr sorgfältig im Vorfeld des Schreibens.

 

Auf das Thema Recherche und recherchieren komme ich später auch noch in einem eigenen Kapitel zu sprechen.

Kapitel 5 – Idee

Von der Idee zum Buch – gibt es einen »richtigen« Weg?

Ich will versuchen, diese Frage wenigstens in einigen Bereichen hoffentlich befriedigend zu beantworten.

»Am Anfang war die Dunkelheit« ... so steht es zumindest in dem wohl berühmtesten Buch der Welt ... genau, in der Bibel. Und der Satz hätte vielleicht auch so weitergehen können: »... und dann kam mir eine Idee.«

Für Autorinnen und Autoren heißt es allerdings eher: »Am Anfang war die Idee, dann erschuf ich den Rest.«

Woher kommen die Ideen für einen Roman? Das ist so unterschiedlich wie die Autorinnen und Autoren selbst, die Eine zieht sie aus Zeitungsmeldungen, der andere aus einer TV-Reportage, einer erträumt sie nach dem Genuss eines spannenden Films oder hat bei einer Unterhaltung zu einem bestimmten Thema auf einmal eine zündende Idee für eine Geschichte.

Die Wissenschaft ist sich noch immer nicht ganz schlüssig, woher »Ideen« genau kommen, wie sie entstehen oder wie man ihre Entstehung forcieren könnte, also ist es müßig, sich darüber zu viele Gedanken zu machen.

Aber wenn sie erst mal da ist ... die Idee für einen Roman, eine Geschichte, ein Gedicht ... dann stellt sich vor allem für die Beginner in diesem Beruf die Frage: Und wie geht’s jetzt weiter?

Auch hier ist wie an vielen anderen Bereichen der Schriftstellerei eindeutig festzuhalten: Den einen, den einzig richtigen Weg von der Idee zum Buch ... gibt es nicht.

Es gibt Autorinnen und Autoren, die fangen einfach an zu schreiben und lassen sich überraschen, wohin der Weg sie führt. Sie kennen den Ausgang der Geschichte noch nicht und sind selbst von bestimmten Wendungen im Roman überrascht.

Es gibt solche – zu denen ich mich selbst zähle – die haben den Anfang und das Ende einer Geschichte gleich nach der Idee im Kopf und müssen »nur noch« den Mittelteil füllen.

Dann gibt es die methodisch Orientierten, die von Beginn an die gesamte Geschichte grob im Kopf haben und dann Notizen zu den einzelnen Teilen anfertigen, also etwa kleine Kapitelübersichten, die dann später mit Leben gefüllt werden. Da das eine sehr weit verbreitete Methode ist, ein kleines Beispiel dazu:

Kapitel 1: der Protagonist wird vorgestellt

Kapitel 2: Infos über sein bisheriges Leben

Kapitel 3: er begegnet der Protagonistin, die seine große Liebe werden soll

Kapitel 4: man erfährt mehr über die Protagonistin

Kapitel 5: die beiden kommen sich näher

Kapitel 6: ein Rückschlag, als der Ex der Protagonistin auftaucht

Kapitel 7: Ihre Entscheidung für den Protagonisten, als bei ihm ein Rückschlag geschieht

Kapitel 8: Jetzt Probleme beim Protagonisten, er zweifelt ...

Und so weiter ....

Wahlweise kann aber auch die erste Begegnung der beiden Hauptpersonen an den Anfang gestellt werden und man erzählt später in Rückblenden etwas mehr über die Geschichte der Personen und ihren bisherigen Lebensweg.

Hat man eine solche grobe Übersicht, könnte man eigentlich anfangen, die einzelnen Kapitel mit Leben zu füllen. Vielleicht zuerst mit kleinen Entscheidungen und Ideen, zum Beispiel: Was ist im Leben des Protagonisten bisher Interessantes und der Geschichte Dienliches passiert ist (eine unglückliche Liebe oder ein persönliches Erlebnis, das ihn geprägt hat). Spätestens jetzt wird es vielleicht auch mal Zeit, den Protagonisten in zahlreichen Bereichen näher zu beschreiben. Also heißt es, sich Gedanken über seine Person, seine Erscheinung, sein Auftreten, seine Redeweise, vielleicht auch seine Macken und Schwächen, eben einfach über alles, was eine Person ausmacht, zu machen.

Diese Daten sollte man sich irgendwo notieren, sonst geht es euch wie mir bei meinem ersten Manuskript, dass Personen an unterschiedlichen Stellen verschiedene Größen und Haarfarben hatten – nicht wirklich gut.

Bei jeder neu auftauchenden Person sollte man sich über diese Daten hinaus immer auch die Schreibweise des Namens separat notieren, sonst schreibt sich Schmidt mal mit dt und mal mit zwei t.

Wenn ihr euch nun Gedanken darüber macht und diese notiert habt, an welchem Ort oder bei welcher Gelegenheit sich die beiden Hauptpersonen das erste Mal begegnen und wie die Begegnung abläuft, habt ihr schon genug zusammen, um die ersten 3 Kapitel mit mehr Leben zu füllen.

Spätestens jetzt– also auf jeden Fall, bevor man mit dem Schreiben anfängt – sollte man sich vielleicht auch mal Gedanken darüber machen, in welchem Schreibstil man die Geschichte erzählen möchte. Wer sich noch nicht darüber im Klaren ist, was der auktoriale Erzähler, wechselnde Perspektiven oder der Ich-Erzähler genau bedeuten, der sollte an dieser Stelle zunächst etwas über diese verschiedenen Stile nachlesen.

Bereits in einem früheren Kapitel habe ich erwähnt, dass man hierzu unter www.wortwuchs.net sehr gute Erläuterungen zu den genannten Schreibstilen findet.

Ach ja, da wäre dann ja auch noch die Zeitform, in der man den Roman schreiben möchte. Wollt ihr in der Gegenwart (Präsens) oder in der Vergangenheit (Präteritum) erzählen? Beides hat Vor- und Nachteile.

Wer jetzt die Frage stellt: Ja gut, welche denn? ... der sollte sich auf geeigneten Wegen darüber schlaumachen, denn es würde den Rahmen dieses Ratgebers sprengen und ist auch nicht das Ziel, das ich hier verfolge. Ich möchte Hilfe zur Selbsthilfe geben und keine Wort-für-Wort-Anleitung. Ihr solltet einfach wissen, welche Themen ihr recherchieren müsst und was ihr nicht vergessen dürft.

Was ich bisher in dieser Folge erzählt habe, ist aber eben nur ein Weg von vielen, wie ich zu einem fertigen Manuskript kommen kann. Jeder Mensch ist anders und muss SEINEN Weg einfach finden.

Gehen wir mal davon aus, ihr habt die Geschichte nun zu Ende geschrieben ... wie geht es denn nun weiter?

Mal abgesehen davon, dass ihr bestimmt noch nicht am Ende der Geschichte seid, denn es kommen euch sicherlich auch später noch jede Menge Ideen für Einfügung oder Veränderungen, gibt es nun noch eine Menge zu tun beziehungsweise zu entscheiden.

Hattet ihr schon den Mut, das »vorläufige« Endergebnis eurer Arbeit jemandem zum Lesen zu geben? Einem sogenannten Probeleser oder Probeleserin? Auch hier gibt es viel zu beachten und man kann auch viel falsch machen. Deshalb werde ich genau diesem Thema ein eigenes Kapitel widmen.

Wie sieht es mit der Überprüfung der Rechtschreibung oder auch der Logik der Geschichte aus? An dieser Stelle müsstet ihr auch entscheiden, ob ihr euch ein professionelles Lektorat leisten könnt und das auch wollt.

Wenn ihr das Geld dafür zur Verfügung habt, kann ich es nur dringend empfehlen ... wenn es euch mit dem Schreiben wirklich ernst ist.

Auch über Lektorat und Korrektorat wird es ein eigenes Kapitel geben.

Nehmen wir jetzt einfach mal an, ihr verfügt nun über ein Probe gelesenes, lektoriertes und korrigiertes Manuskript, von dem ihr meint, man könnte daraus ein richtiges Buch machen. Soweit so gut, aber wie geht es nun weiter?

Auch hier sind wieder Entscheidungen zu treffen. Versuche ich, einen Verlag zu finden oder gehe ich den Umweg über eine Agentur? Was sind die Vor- und Nachteile? Entscheide ich mich für eine Selbstveröffentlichung und was muss ich darüber wissen? Welche Kenntnisse brauche ich, wenn ich selbst veröffentlichen will?

Diese Entscheidungen werden sehr stark von eurer Geduld, eurem Selbstvertrauen, aber auch euren Kenntnissen über die Materie beeinflusst.

Ungeduldige neigen dazu, eine Selbstveröffentlichung zu wählen, ohne sich darüber im Klaren zu sein, was das bedeutet. Deshalb werde ich dem Thema »Verlag, Agentur oder Selfpublishing?« ebenfalls ein eigenes Kapitel widmen.

Also ... bitte entscheidet euch nicht vorschnell für eine der Varianten, sondern wartet vielleicht noch ab, bis ich euch etwas mehr über dieses wirklich sehr komplexe Thema erzählt habe.

Aber selbst, wenn ihr das fertige Buch bereits in der Hand haltet, egal wie es zustande gekommen ist, gibt es noch immer genug zu tun, damit euer Buch ein Erfolg wird. Ist das Buch in einem Verlag erschienen, ist es vielleicht etwas weniger Arbeit als im Fall der Selbstveröffentlichung ... aber wirklich auch nur ETWAS weniger.

Wie mache ich das Buch bekannt, wie und wo werbe ich für mein Werk, was muss ich tun, um eine Leserschaft aufzubauen?

Auch hier gibt es viele verschiedene Möglichkeiten, von denen eine Einzige alleine wohl selten ausreichen wird. Eine Kombination verschiedener Ansätze hat sicherlich die größte Aussicht auf Erfolg:

Soziale Medien wie Facebook oder Instagram, die lokale Presse oder Radiosendungen, Verlosungen und Gewinnspiele, Leserunden bei Anbietern wie Lovelybooks, Flyer, Plakate, aber es ist auch die Frage zu klären: Brauche ich eine Webseite?

Auch Lesungen in den örtlichen Buchhandlungen sind eine nicht zu unterschätzende Option.

Aber was kostet das alles und wie viel Aufwand stellt es dar?

Bevor ich dieses spezielle Thema in einem eigenen Kapitel genauer beleuchte, kann ich euch schon folgendes sagen: Alle diese Möglichkeiten kosten kaum etwas oder sogar nichts, verlangen aber eine große Beharrlichkeit und erfordern zusätzlich einen nicht zu unterschätzenden Zeitaufwand.

Ihr müsst auch in der Lage sein, mit Absagen und Zurückweisungen leben zu können, denn ... die wird es geben.

Habe ich euch nun abgeschreckt? Ich hoffe, nicht, denn wenn die Arbeit letztendlich zum Erfolg führt, dann ist jede Stunde gut investiert und hat sich gelohnt.

Ich kann aber aus eigener Erfahrung und voller Inbrunst sagen: Eine Autorin oder ein Autor braucht eines ganz sicher: viel Geduld!

Kapitel 6 – Recherche

Die Recherche, wie wichtig sie ist und wie man es richtig macht

Wofür ist Recherche überhaupt notwendig und welche Methoden gibt es, sie richtig zu betreiben.

Wäre dies eine Unterhaltung, würde ich auf folgende Frage warten: »Ja, aber ich will doch einen Liebesroman schreiben. Was soll ich denn da recherchieren?«

Ich möchte auf den kommenden Seiten ein wenig dafür sensibilisieren, warum man Recherche betreiben MUSS, fast egal, was man schreiben möchte.

Anfangen möchte ich mit einer Stichwortliste von Dingen oder Sachverhalten, die in fast allen Arten von Romanen vorkommen:

Orte, Städte, Länder, Entfernungen,

Institutionen, öffentliche Einrichtungen,

Krankheitsbilder, medizinische Fachbegriffe,

technische Fachbegriffe ... und natürlich noch vieles mehr.

Es macht sich nicht wirklich gut, wenn in eurem »Liebesroman«, in dem es ja auch immer um Ereignisse und Handlungen um die Liebesgeschichte herum geht, auf einmal steht:

»Obwohl die Landkarte auswies, dass man für die 300 Kilometer von Hamburg nach München etwa zwei Stunden brauchen würde, konnte Erwin das nicht erkennen, da er ja Legastheniker war.«

Das klingt jetzt vielleicht ein wenig übertrieben, aber ich möchte das Prinzip darlegen, um das es geht: Selbst in alltäglichen Sätzen kommen Sachverhalte vor, bei denen man unter Umständen besser mal recherchiert hätte, ob das denn so stimmen kann.

Auch ich weiß die genaue Entfernung von Hamburg nach München nicht aus dem Kopf, oder auch, wie lange man mit dem Auto oder vielleicht mit dem Zug braucht.

Dass ein Legastheniker jemand ist, der an einer Lese- und Schreibschwäche leidet, ist mir zwar bekannt, aber ... in welchen Ausprägungen gibt es das Krankheitsbild, können starke Legastheniker auch keine Karten lesen, oder wie sieht das mit Zahlen aus? Ganz viele Fragen, deren Antwort ich mir am besten immer sofort hole, wenn sie auftauchen.

Was lernen wir daraus? Selbst einfache Texte enthalten so viel an Information, dass es keiner Autorin und keinem Autor erspart bleibt, richtig viel zu recherchieren – es sei denn, ihr schreibt ein Buch, das an eurem Wohnort, in eurer Straße spielt und nur von Personen handelt, die ihr genau kennt und alles über sie wisst ... aber selbst dann werdet ihr Dinge schreiben, zu denen ihr vielleicht besser mal nachschlagt.

 

Da ich ja nun mal Krimis und Thriller schreibe, dachte ich zu Beginn auch: »Na ja, als ehemaliger Polizist kennst du dich ja aus, wird also nicht so schlimm werden.«

Ich lag ja sowas von daneben!

Ich will euch ein kleines Beispiel geben, bei dem auch gleich ein Hinweis auf gute und schlechte Recherche hinzukommt.

In einem meiner Romane spielt eine Rolle, dass einem Opfer vom Täter das Genick gebrochen wurde, aber ich wusste trotz meiner beruflichen Erfahrung nicht wirklich genau, was bei einem Bruch der Halswirbelsäule, und einer damit verbundenen Durchtrennung des Rückenmarks mit dem Opfer wirklich passiert.

Also ... recherchieren.

Ich suchte ich bei Google zunächst mit »Genickbruch«, was zur Folge hatte, dass ich hunderte von Treffern zu diesen Themen hatte. Dabei gab es Verweise auf Lexika-Seiten wie »Wikipedia«, medizinische Seiten und auch Ratgeberseiten.

Dabei habe ich gleich eine wirkliche wichtige Erfahrung machen dürfen:

Auf Ratgeberseiten wie z.B. »Gute-Frage« – das ist nach eigenen Angaben eine »Frage-Antwort-Plattform, auf der sich Millionen Menschen gegenseitig helfen – schnell und anonym«, gibt es ein großes Problem:

Es ist anonym, und da hat keiner ein Problem damit, auch dann eine Antwort auf Fragen zu geben, wenn er keine Ahnung hat.

Manche Antworten fangen netterweise sogar so an: »Ich habe zwar keine Ahnung, aber das ist doch klar ...«

Auf die Frage, wie lange ein Kopf nach dem Abschlagen noch lebt, hat doch tatsächlich dort jemand folgende Antwort gegeben:

»Der Kopf lebt natürlich noch eine Zeitlang, man hört doch immer wieder, dass die Geköpften bei der französischen Revolution sogar noch was gesagt haben, nachdem der Kopf aus dem Korb gehoben worden ist.«

Wow!

Ich mache jetzt mal eine kleine Pause, damit ihr euch in Ruhe auslachen könnt.

Wenn es euch interessiert, was wirklich passiert ... tja, dann müsst ihr gleich mal anfangen recherchieren.

Also ... Vorsicht vor Leuten, die ihre Meinung zu Themen äußern, die nicht in ihr Fachgebiet fallen.

Selbst Wikipedia ist nicht davor gefeit, eine Information anzubieten, die in einem medizinischen Fachjournal völlig anders angeboten wird. Googeln ist toll und mit etwas Geduld findet man zu eigentlich jedem Thema die benötigten Informationen, aber manchmal ist es besser, Fachseiten aufzusuchen oder noch viel besser ... mit Fachleuten sprechen.

Das Gespräch mit einem Fachmann, einem Zeitzeugen oder jemandem, der eine bestimmte Situation schon mal erlebt hat ... ist durch nichts zu ersetzen.

In einem meiner Romane kam in der Handlung die Entstehung einer lesbischen Beziehung vor, aber ... als Mann darüber schreiben?

Man hat Vorstellungen, ja, aber stimmend die denn? Oder würde eine lesbische Leserin sie als absurd und »typisch Mann« bezeichnen?

Also habe ich mich auf die Suche nach einer lesbischen Frau gemacht, die in einer Beziehung mit einer anderen Frau lebt, ... und tatsächlich eine gefunden, die bereit war, mein Manuskript zu lesen und die entscheidenden Stellen zu bewerten und zu kommentieren.

Ich bin ihr nicht nur sehr dankbar, sondern auch ziemlich sicher, dass ich dadurch vor einigen bösen Kommentaren bewahrt wurde.

Vergesst natürlich bitte auch nie, euch bei den Personen zu bedanken, die euch bei der Entstehung eines Manuskriptes geholfen haben, und sei es nur mit einer kurzen Erwähnung in der Danksagung. Sie werden sich freuen und wer weiß, ob ihr sie vielleicht nicht beim nächsten Buch wieder gut brauchen könntet.

Stolpersteine auf dem Weg zum fertigen Manuskript gibt es viele, wenn ihr nicht peinlich genau recherchiert.

Lesen euer Buch auch Personen aus dem Bereich, dem Ort, der Landschaft, in der eure Geschichte spielt, werden sie genau darauf achten, ob Beschreibungen zutreffen, beschrieben Lokale genauso wie im Buch aussehen, ob es sie überhaupt gibt und so weiter.

Und ... es gibt tatsächlich Leser, die Zeiten nachrechnen. Was ich meine?

Die Handlung eines meiner Bücher erstreckt sich über mehrere Generationen und irgendwann bekam ich eine Mail mit einem Lob. Die Altersangaben in der jeweiligen Spielzeit hätten tatsächlich zu den Geburtsdaten gepasst und der X hätte tatsächlich der Sohn von der Y sein können, weil er zum Datum seiner Geburt bereits 20 Jahre alt war.

Puh ... da hatte ich aber Glück gehabt.

Der erforderliche Aufwand zum Recherchieren schwankt natürlich abhängig vom Genre. Bei einem Liebesroman ist er sicherlich nicht so groß wie bei einem historischen Roman, aber selbst bei einer Science-Fiction Geschichte, wo doch alles erfunden ist, sieht es blöd aus, wenn da steht, dass die Lichtgeschwindigkeit 30.000 Kilometer pro Sekunde sei.

Und jetzt bitte nicht lachen: Für eine kleine Passage in einem Roman musste ich sogar wieder meine Mathematik-Kenntnisse im Internet auffrischen, da jemand in einem Bottich ertrunken ist, der langsam mit einem Gartenschlauch mit Wasser gefüllt wurde.

Der Bottich rund, zwei Meter hoch und hatte einen Durchmesser von 1,50. Wie viel Wasser geht denn da überhaupt rein? Wieviel Wasser fließt pro Minuten bei welchem Wasserdruck aus einem normalen Gartenschlauch? Wie lange dauert es also dann, bis der Bottich gefüllt ist? Lässt sich alles herausfinden durch kleine Recherchen ... es sei denn, man ist ein Mathegenie und weiß das einfach so.

In einem Buch, in dem es um den Empfänger eines Spenderherzens geht, sieht es nicht wirklich gut aus, wenn diese Person nach einer Woche schon wieder draußen rumläuft und dann vielleicht sogar in einem Lokal ein fettes Schnitzel isst und dazu mehrere Gläser Bier trinkt.

Ich könnte diese Beispiele ziemlich lange fortsetzen – was ich nun lasse – aber jeder erfahrene Autor oder Autorin wird bestätigen, dass diese Dinge genau die Fallstricke sind, an denen die Besserwisser unter den Lesern euch später messen werden. Und nichts macht solchen Personen mehr Spaß, als euch dann öffentlich in einer Lesung auf einen solchen Fehler – der den meisten Leserinnen und Lesern vielleicht gar nicht aufgefallen wäre – aufmerksam zu machen.

Das Recherchieren hat noch einen weiteren großen Vorteil:

Hab ich schon mal erwähnt, dass Lesen bildet? Ich bin mir sicher. Was noch mehr bildet, ist die Recherche!

Ich habe tatsächlich in den letzten 20 Jahre meines aktiven Berufslebens nicht so viel dazugelernt, wie in den wenigen Jahren, die ich nun schreibe.

Über Medizin, Physik, Chemie, Biologie, Astronomie, Geschichte aber auch über Alltagsdinge, über die man sich sonst oft keine wirklichen Gedanken macht.

Eine Autorin oder ein Autor braucht eben nicht nur Fantasie, sondern auch eine gehörige Portion Neugier ... wissen zu wollen, wie es sich mit bestimmten Sachverhalten genau verhält.

Wer diese Neugier hat, gewinnt dem Schreiben dann noch ein weiteres Highlight ab, nämlich ... dass man bei der Recherche so unglaublich viele interessante Dinge erfährt.

Ich hoffe, ich konnte euch für einen interessanten Teilbereich des Autorendaseins begeistern und wünsche euch viel Spaß beim Recherchieren.

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