Commerzbank hundertfünfzig Jahre

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Scheck eines Commerzbank-Kunden über 3 000 Mark,

ausgestellt in Kopenhagen am 9. April 1890

R. Beinhauer Söhne in Hamburg, „Grösstes u. schönstes Magazin Deutschlands“,

war seit 1873 Kunde der Commerzbank, 30. März 1890.

Commerz- und Disconto-Bank in Hamburg · 1870–1919

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1891

Die Commerz- und Disconto-Bank weist von diesem Jahr an das aaa

größte Kreditvolumen unter den Hamburger Banken auf.

1893

In den 1890er Jahren entwickelt sich das Unternehmen Schuckert & aaa

Co. zur dritten Kraft in der boomenden deutschen Elektroindustrie. aaa

Die Commerz- und Disconto-Bank gehört dem Bankenkonsortium aaa

an, das die Umwandlung der Kommanditgesellschaft Schuckert & aaa

Co. in die Elektrizitäts-Aktiengesellschaft vorm. Schuckert & aaa

Co. (EAG), Nürnberg, durchführt. Das Aktienkapital wird auf aaa

12 Mio. Mark festgesetzt.

Mit einem Anteil von rund 10 Prozent beteiligt sich die Com- aaa

merz- und Disconto-Bank am Konsortium zur Errichtung der aaa

Allgemeinen Deutschen Kleinbahn-Gesellschaft.

Die Bank führt einen „Beamten-Unterstützungsfonds“ ein. Die aaa

anfängliche Kapitalausstattung beträgt 41 083 Mark.

1894

Die Beteiligungen der Elektrizitäts-Aktiengesellschaft vorm. aaa

Schuckert & Co. (EAG) werden in der Continentalen Gesellschaft aaa

für elektrische Unternehmungen ausgegliedert. Am Aktienkapital aaa

in Höhe von 16 Mio. Mark hält die Commerz- und Disconto- aaa

Bank einen Anteil von rund 8 Prozent.

Die Commerz- und Disconto-Bank begleitet die Umwandlung aaa

der Hamburgischen Electricitätswerke (HEW) in eine Aktien- aaa

gesellschaft.

1895

Die Commerz- und Disconto-Bank feiert ihr 25-jähriges Be- aaa

stehen. Den bei der Bank tätigen 71 „Bankbeamten“ und 14 Boten aaa

wird eine Jubiläums-Sonderzahlung gewährt. Im 25. Geschäfts- aaa

jahr steigt die Bilanzsumme auf über 81 Mio. Mark, das Aktien- aaa

kapital beträgt 30 Mio. Mark.

Umwandlung der Oelfabrik Besigheim aus Württemberg in die aaa

Bremen-Besigheimer Oelfabriken Aktiengesellschaft mit Sitz in aaa

Bremen und Besigheim. Die neu errichtete Fabrik in Bremen stellt aaa

feines Speiseöl her.

Commerzbank 1870–2020

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1897

Erste inländische Expansion durch Übernahme des Frankfurter aaa

Bankhauses J. Dreyfus & Co. mit seiner Berliner Niederlassung. aaa

Die Commerz- und Disconto-Bank verzichtet daher seit 1898 auf aaa

den Namenszusatz „in Hamburg.“ Im Rahmen der Fusion erhöht aaa

sie das Aktienkapital von 30 Mio. auf 50 Mio. Mark.

Das Bankhaus J. Dreyfus & Co.

Jacques Dreyfus-Jeidels, der aus einer Schweizer Textilhandels- und aaa

Bankiersfamilie stammte, gründete am 1. Dezember 1868 in Frankfurt am aaa

Main das Bankhaus Dreyfus-Jeidels. Die geschäftlichen Schwerpunkte aaa

waren insbesondere das Börsen-Kommissionsgeschäft sowie der Arbitrage- aaa

handel mit Effekten und Devisen. Dreyfus-Jeidels wurde 1890 in die Kom- aaa

manditgesellschaft J. Dreyfus & Co. umgewandelt, und ein Jahr später er- aaa

richtete man eine Niederlassung in Berlin. Vermutlich machte sich aber die aaa

zunehmende Konkurrenz der Großbanken bemerkbar. Unter der Feder- aaa

führung des Bankhauses Warburg schloss sich J. Dreyfus & Co. der Com- aaa

merz- und Disconto-Bank an, die somit Niederlassungen an den wichtigen aaa

Finanzplätzen Frankfurt und Berlin eröffnete und zu den führenden deut- aaa

schen Banken aufschloss. Während die Berliner Niederlassung in den aaa

folgenden Jahren expandierte, konnte die Frankfurter Filiale nach der Jahr- aaa

hundertwende die Erwartungen nicht mehr erfüllen und wurde zum aaa

1. Januar 1904 wieder in die Firma J. Dreyfus & Co. umgewandelt. Die aaa

vereinbarte kommanditistische Beteiligung der Commerz- und Disconto- aaa

Bank in Höhe von 3 Mio. Mark endete vertragsgemäß im Jahr 1908.

1898

Mit einem Aktienkapital von 50 Mio. Mark und einer Bilanzsumme aaa

von 153 Mio. Mark ist die Commerz- und Disconto-Bank das aaa

größte Kreditinstitut in Hamburg.

1899

Die Commerz- und Disconto-Bank eröffnet im April in Berlin ihre aaa

erste Depositenkasse – zentral gelegen in der Jerusalemer Straße aaa

am Hausvogteiplatz, dem Zentrum des Berliner Konfektions- aaa

gewerbes.

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Depositenkassen

Depositenkassen waren Zweigstellen der Banken. Ihr ursprünglicher aaa

Zweck war, durch die räumliche Nähe zur Kundschaft verstärkt Einlagen aaa

entgegenzunehmen. Im Laufe der Zeit erweiterte sich ihr Angebot um an- aaa

dere Zweige des Bankgeschäfts. In Deutschland wurden Depositenkassen aaa

seit den 1870er Jahren nach englischem Vorbild eingeführt. Der Ausbau aaa

des Depositenkassennetzes bei der Commerz- und Disconto-Bank wird vor aaa

allem Gustav Pilster zugeschrieben. Pilster kam 1899, als 34-Jähriger, vom aaa

Düsseldorfer Bankverein in den Vorstand der Commerz- und Disconto- aaa

Bank. Im Mai 1904 wechselte er nach Berlin. Hier eröffnete die Commerz- aaa

und Disconto-Bank bis zum Ersten Weltkrieg insgesamt 44 Depositen- aaa

kassen womit sie über eines der dichtesten Zweigstellennetze unter den aaa

Berliner Banken verfügte.

1900

Auch am Gründungsort entstehen Zweigstellen: Die erste Depo- aaa

sitenkasse in Hamburg wird im Mai in St. Pauli, Reeperbahn 162, aaa

eröffnet. Bis 1914 entstehen im Raum Hamburg insgesamt 13 aaa

Depositenkassen der Bank.

Im Gebäude der Zentrale in Hamburg werden Kundenhalle und aaa

Büroräume nach den Plänen von Martin Haller und Hermann aaa

Geißler vergrößert.

1901

Die Commerz- und Disconto-Bank wird in das bedeutende Reichs- aaa

bzw. Preußenanleihekonsortium aufgenommen, dem die führen- aaa

den deutschen Banken angehören. Ihre Konsortialquote beträgt aaa

bis zum Ersten Weltkrieg rund 3 Prozent.

Von der wirtschaftliche Krise des Jahres 1901 ist die Commerz- aaa

und Disconto-Bank nur in geringem Umfang betroffen.

1902

Der Standort Berlin wird aufgewertet: Die Niederlassung verfügt aaa

nunmehr über eine Kapitalausstattung von 15 Mio. Mark, während aaa

die Dotation Hamburgs auf 27 Mio. Mark ermäßigt wird; auf die aaa

Frankfurter Niederlassung entfallen 8 Mio. Mark. Das gesamte aaa

Aktienkapital der Bank beträgt unverändert 50 Mio. Mark.

1904

Commerz- und Disconto-Bank und Dresdner Bankverein nehmen aaa

freundschaftliche Beziehungen auf. Der Dresdner Bankverein, der aaa

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Die Kundenhalle im

Hamburger Bank-

gebäude, um 1904

Die Depositenkasse

Hamburg-Blankenese

wurde 1910 eröffnet.

Depositenkasse in Berlin-Charlottenburg, Bismarckstraße 79-80, um 1907

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nicht in Abhängigkeit zur Dresdner Bank geraten wollte, verfügte aaa

auch über enge Kontakte zur Löbauer Bank und zur Credit- und aaa

Spar-Bank AG in Leipzig. Um die Kooperation zu vertiefen, aaa

erwirbt die Commerz- und Disconto-Bank einen rund 7%igen aaa

Anteil am Aktienkapital von 18 Mio. Mark.

1905

Die Berliner Bank wird übernommen. Beide Institute pflegen ins- aaa

besondere das Kontokorrentgeschäft „mit dem mittleren Handels- aaa

stand“ und ergänzen sich daher. Zu diesem Zweck erhöht die Com- aaa

merz- und Disconto-Bank ihr Kapital um 35 Mio. auf 85 Mio. aaa

Mark. Dadurch rückt die Commerz- und Disconto-Bank auf den aaa

siebten Rang unter den großen deutschen Bankinstituten vor.

Das Gebäude der Hauptverwaltung in Berlin befand sich seit 1905 in der Behrenstraße,

Ecke Charlottenstraße.

Der geschäftliche Schwerpunkt verlagert sich nun immer stärker aaa

von Hamburg nach Berlin. Das Gebäude der Berliner Bank in der aaa

Behrenstraße 46, Ecke Charlottenstraße 47 wird neuer Sitz der aaa

Berliner Niederlassung. Hinzu kommen 14 Depositenkassen der aaa

 

Berliner Bank.

In Kiel eröffnet die Bank im Januar eine „Abteilung“, die zwei aaa

Jahre später zu einer „Filiale“ erhoben wird. Im November wird aaa

außerdem ein neues, repräsentatives Bankgebäude in der Holsten- aaa

straße eingeweiht.

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Die Berliner Bank

Vorläufer der Berliner Bank war die 1878 entstandene Berliner Handels- aaa

bank e. G. Nach der Liquidation dieser Genossenschaftsbank entstand da- aaa

raufhin 1889 die Berliner Bank in der Rechtsform einer Aktiengesellschaft. aaa

Seit etwa 1897 expandierte die Berliner Bank sehr stark, insbesondere beim aaa

Kontokorrentgeschäft sowie durch Gründung von Depositenkassen. Das aaa

Aktienkapital stieg rasch auf 42 Mio. Mark an. Die geschäftlichen Schwer- aaa

punkte lagen im Maschinen- und Eisenbahnbau, in der Elektro- und aaa

Zementindustrie sowie im Terraingeschäft. Allerdings wurde das Institut aaa

von der Krise des Jahres 1901 erheblich betroffen. Trotz der 1902 ein- aaa

setzenden Konjunkturerholung sah die Berliner Bank wohl keine Zukunft aaa

mehr als selbstständiges Institut und erklärte sich zu Fusionsverhandlungen aaa

bereit. Die Aktionäre erhielten für nominal 5 000 Mark Aktien je 4 000 aaa

Mark neue Aktien der Commerz- und Disconto-Bank mit Dividenden- aaa

berechtigung ab dem 1. Januar 1905.

1907

Im Februar genehmigt der Aufsichtsrat, durch Übernahme des aaa

Bankhauses B. Magnus „in Hannover unter der Firma ,Commerz- aaa

und Disconto-Bank, Filiale Hannover‘ eine Zweigniederlassung aaa

der Gesellschaft“ zu errichten. Das Privatbankhaus B. Magnus aaa

existierte schon seit 1826. Unter seiner Führung waren 1871 die aaa

Continental-Werke entstanden. Der Seniorchef Eduard Magnus aaa

(1842–1913) tritt in den Aufsichtsrat der Commerz- und Disconto- aaa

Bank ein, während sein Neffe Ernst Magnus (1873–1942) zum aaa

Mitleiter der neuen Filiale ernannt wird.

Werbeanzeige aus dem Jahr 1905

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Bankgebäude der Filiale Hannover, Aufnahme um 1920

Der Zusammenbruch des Hamburger Bankhauses Haller, Söhne aaa

& Co. hat für die Commerz- und Disconto-Bank zur Folge, dass aaa

Wechsel in Höhe von rund 990 000 Mark Not leidend werden.

Infolge des weltweiten konjunkturellen Rückgangs 1907/08 be- aaa

schließt der Aufsichtsrat im November ein Kursregulierungs- aaa

Konsortium, um den Aktienkurs stützen zu können.

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1908

Der frühere preußische Handelsminister Theodor v. Möller aaa

(1840–1925) wird Mitglied des Aufsichtsrats.

Commerz- und Disconto-Bank, Dresdner Bank sowie die National- aaa

bank für Deutschland arbeiten in einem Kreditkonsortium für das aaa

Hotel Kaiserhof, einem der ersten Luxushotels in Berlin, zusammen. aaa

1909

Theodor Hemptenmacher (1853–1912), Erster Staatskommissar aaa

der Berliner Börse, tritt in den Vorstand der Commerz- und aaa

Disconto-Bank ein.

Der Beamtenversicherungsverein des deutschen Bank- und aaa

Bankiergewerbes (BVV) konstituiert sich am 11. Juli in Berlin aaa

als institutsübergreifende Versicherung und Pensionskasse. Zu aaa

den 144 Gründerbanken zählen an prominenter Stelle die Com- aaa

merz- und Disconto-Bank sowie die Dresdner Bank. Theodor aaa

Hemptenmacher wird in den Aufsichtsrat des BVV gewählt.

1910

Zum 1. Januar erwirbt die Commerz- und Disconto-Bank die aaa

Altonaer Bank. Aus Rücksicht auf die lokale Verwurzelung firmiert aaa

die Filiale weiterhin als „Altonaer Bank. Filiale der Commerz- und aaa

Disconto-Bank“.

Altonaer Bank. Filiale der Commerz- und Disconto-Bank

in der Königstraße 156

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Anzeige zur Übernahme der Altonaer Bank, Januar 1910

1911

Neue Filialen entstehen in Leipzig und Altenburg durch Über- aaa

nahme der Credit- und Spar-Bank AG. An diesem Institut war die aaa

Commerz- und Disconto-Bank bereits seit 1904 beteiligt. Die aaa

Aktionäre der Credit- und Spar-Bank billigen auf einer außer- aaa

ordentlichen Hauptversammlung im Dezember 1911 die Fusion. aaa

Für nominal 10 000 Mark Aktien erhalten sie einen Gegenwert aaa

von 9 000 Mark Aktien der Commerz- und Disconto-Bank sowie aaa

eine Barzahlung von 100 Mark als Dividende.

Curt Sobernheim (1871–1940), Stiefsohn des Bankiers Eugen aaa

Landau, wechselt von der Nationalbank für Deutschland in den aaa

Vorstand der Commerz- und Disconto-Bank. Anfang der 1930er aaa

Jahre verfügt er mit 57 Aufsichtsratssitzen über die meisten Man- aaa

date der Bank. Als „Netzwerkspezialist“ nimmt er, gemessen an aaa

der Zahl der Mandate, den zehnten Rang innerhalb der deutschen aaa

Wirtschaftselite ein.

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Breit gefächertes Kreditgeschäft

Die Commerz- und Disconto-Bank war vor allem im Kreditgeschäft tätig. aaa

So machten die Kontokorrentdebitoren rund 80 bis 85 Prozent der Forde- aaa

rungen aus. Fast die Hälfte der zwischen 1906 und 1913 vergebenen aaa

Kreditbeträge lag zwischen 100 000 und 300 000 Mark. Die Kreditkunden aaa

kamen aus ganz verschiedenen Branchen. Schwerpunkte ergaben sich vor aaa

allem in folgenden Gewerben: Bauwirtschaft, Textil-, Papier-, Spiritus-, aaa

Brau- und Zuckerindustrie, der Groß- und Einzelhandel sowohl mit aaa

Rohstoffen als auch mit Fertigprodukten, ferner moderne Branchen wie aaa

Maschinenbau, Kraftfahrzeug-, Elektro- und Chemieindustrie, Telefon- aaa

bau, Druckereien, Zulieferer der Eisenbahn und Hotelbetreiber.

1913

Gustav Pilster wird Mitglied des Aufsichtsrats der Berliner Admirals- aaaaa

gartenbad AG. Enge geschäftliche Beziehungen bestehen ferner zur aaa

Admiralspalast AG, die in der Friedrichstraße den Admiralspalast aaa

betreibt, eine der bekanntesten Vergnügungsstätten in Berlin.

Briefumschlag, adressiert an den Banco di Roma,

Filiale Paris, vom 13. März 1913

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1914

Die Filiale Brandenburg nimmt ihre Tätigkeit auf.

Von den insgesamt 1 663 Mitarbeitern wird ein „erheblicher Teil aaa

zur Fahne einberufen“ (Geschäftsbericht 1914).

Die Commerz- und Disconto-Bank beteiligt sich an der Grün- aaa

dung von Kriegskreditbanken in Hamburg, Berlin, Leipzig und aaa

Altenburg. Mit diesen neuen Instituten sollen Kreditengpässe in aaa

den ersten Kriegswochen überwunden werden.

Nach dem Beginn des Ersten Weltkriegs ist das Auslandsgeschäft aaa

rückläufig.

Das Anleihengeschäft beschränkt sich weitgehend auf die Unter- aaa

bringung der insgesamt neun Kriegsanleihen.

Die Commerz- und Disconto-Bank und die Disconto-Gesellschaft aaa

errichten die „Kriegs-Leder AG“ (2 Mio. Mark Kapital, zu 25 % aaa

eingezahlt).

1915

Franz Heinrich Witthoefft (1863–1941), Mitinhaber der Firma aaa

Arnold Otto Meyer, seit 1906 Mitglied des Aufsichtsrats, wird aaa

zum Vorsitzenden gewählt. Witthoefft übt das Amt bis 1934 aus; aaa

danach wird er von 1934 bis 1941 stellvertretender Vorsitzender aaa

des Aufsichtsrats. Von 1920 bis 1923 ist Witthoefft außerdem aaa

Präses der Hamburger Handelskammer, und im Jahr 1928 wird er aaa

zum Senator der Freien und Hansestadt Hamburg ernannt.

Infolge der Einberufungen zum Militär müssen zunehmend Hilfs- aaa

kräfte eingestellt werden. Im Laufe des Ersten Weltkriegs werden aaa

1 108 Mitarbeiter einberufen, von denen 257 ihr Leben lassen.

Mitgründung der Deutschen Holz-Vertriebs-AG (unter Beteili- aaa

gung des Kriegsministeriums). Das Kapital beträgt 1 Mio. Mark, aaa

bei Einzahlung von 25 Prozent.

Das Emissions- und Konsortialgeschäft für die öffentliche Hand aaa

und Aktiengesellschaften nimmt wieder zu.

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Der Hamburger Unternehmer und

Politiker Franz Heinrich Witthoefft

(1863–1941) stand von 1915

bis 1934 an der Spitze des

Aufsichtsrats.

Der Standort Berlin wird immer

wichtiger: Vorstand Gustav Pilster

(1864–1944) wechselte Anfang

1904 vom Stammsitz in Hamburg

zur Niederlassung in der Reichs-

hauptstadt; Foto: 1920er Jahre.

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Im Ersten Weltkrieg wurden in den Banken zunehmend auch Frauen eingestellt, hier: Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Dresdner Bank Hamburg, 1915.

1916

Während des Ersten Weltkriegs schließen sich einzelne Firmen zu aaa

sogenannten Kriegsgesellschaften zusammen. Damit steigen auch aaa

die benötigten Kreditsummen, sodass die Banken vermehrt Kon- aaa

sortialkredite vergeben. Die Commerz- und Disconto-Bank bleibt aaa

vor allem in ihren bisherigen Branchen engagiert: Zentral-Ein- aaa

kaufs- Gesellschaft der deutschen Genossenschaften (ZEG); aaa

Reichskartoffelstelle; Kriegsausschuss für Kaffee, Tee und deren aaa

Ersatzmittel GmbH; Reichszuckerstelle; Kriegs-Leder AG; aaa

Reichslederhandels GmbH; Reichsstelle für Gemüse und Obst aaa

GmbH; Zigarettentabakfabrik Einkaufsgesellschaft GmbH (ge- aaa

meinsam mit der Dresdner Bank); Deutsche Holzvertriebs AG.

Ungeachtet der zunehmenden staatlichen Lenkungsmaßnahmen aaa

hält die Commerz- und Disconto-Bank an liberalen Marktprin- aaa

zipien fest: „Es ist sehr zu wünschen, daß der Handelsstand, der aaa

sich um den Aufbau unseres Wirtschaftslebens und um die Schaf- aaa

fung unserer angesehenen Stellung im Weltverkehr so große Ver- aaa

dienste erworben hat, bald wieder in seine alten Rechte eingesetzt aaa

werden kann.“ (Geschäftsbericht, 1916)

1917

Beginn einer stürmischen Expansionsphase: Zwischen 1917 und aaa

1923 übernimmt die Commerz- und Disconto-Bank rund aaa

40 Bankinstitute. Dabei hat die Bank stets das Ziel, „ein sehr gutes aaa

Effekten- und Kontokorrentgeschäft“ zu erwerben. Zunächst aaa

Commerzbank 1870–2020

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konzentriert sie sich auf Privatbanken wie Joël Hirschberg in aaa

Stettin und W. Loewenstein & Co. in Cottbus und Forst.

Darüber hinaus erwirbt die Commerz- und Disconto-Bank eine aaa

 

Beteiligung von 2,5 Mio. Mark Aktien am Chemnitzer Bank-Verein aaa

in Chemnitz.

1918

Übernahme des Bankhauses Eugen Köhler & Co. in Guben, des aaa

Bankhauses Hirschmann & Kitzinger in Nürnberg und Fürth aaa

sowie der Recklinghäuser Bank Franz Limper.

Zunehmend erstreckte sich die Expansion auch auf größere aaa

Regionalbanken. So werden der Bankverein Gelsenkirchen und aaa

die Mülheimer Bank mitsamt ihren Filialen angegliedert, um im aaa

rheinisch-westfälischen Industriegebiet Fuß zu fassen.

Dr. August Weber wird neues Mitglied des Aufsichtsrats.

Mit der Übernahme des Bankvereins Gelsenkirchen im Jahr 1918 baute die

Commerzbank ihre Präsenz in Westdeutschland aus.

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Gründung der Deutschen Schiffsbeleihungs-Bank Aktien-Gesell- aaa

schaft, der ersten deutschen Schiffshypothekenbank. Die Geschäfts- aaa

räume befinden sich im Gebäude der Commerz- und Disconto- aaa

Bank in Hamburg, die auch zwei der drei Vorstandsmitglieder aaa

stellt. Ihr Anteil am Kapital der Schiffsbeleihungs-Bank beträgt aaa

16,5 Prozent.

Dr. August Weber (1871–1957)

Dr. August Weber war ein erfahrener Banker, der u. a. bei der Dresdner aaa

Bank, der Löbauer Bank und der Mitteldeutschen Creditbank gearbeitet aaa

hatte. Als ehemaliges Mitglied des Reichstags – von 1907 bis 1912 – ver- aaa

fügte er über vielfältige politische Kontakte. Darüber hinaus übte Weber aaa

leitende Positionen bei Wirtschaftsverbänden aus. In den Jahren 1930 bis aaa

1932 war er Fraktionsvorsitzender der Deutschen Staatspartei im Reichs- aaa

tag. 1932/33 gehörte Weber zu den drei stellvertretenden Vorsitzenden des aaa

Aufsichtsrats der Commerz- und Privat-Bank.

1919

Am ersten Streik im deutschen Bankwesen im April beteiligen sich aaa

auch Mitarbeiter der Commerz- und Disconto-Bank in Berlin und aaa

Hamburg.

Der „Hamburger Sülzeaufstand“ im Juni 1919, der sich ursprüng- aaa

lich gegen einen vermuteten Lebensmittelskandal richtet, weitet aaa

sich zu politischen Unruhen aus. Dabei wird auch die Hamburger aaa

Niederlassung der Bank vorübergehend besetzt.

Die Commerz- und Disconto-Bank errichtet eigene Filialen in aaa

Dortmund, Essen, Köln und München. In den nächsten drei aaa

Jahren folgen 25 weitere Filialgründungen, u. a. in Bochum, aaa

Braunschweig, Bremen, Danzig, Düsseldorf, Frankfurt am Main aaa

und Königsberg.

Scheck der

Commerz- und

Disconto-Bank,

um 1919

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