Observiere undercover die Polizei

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6



Berenike hatte sich gerade in der Sauna niedergelegt und verlängert ausgeatmet, als Edwin und Sergio hereingepoltert kamen und sich gemeinsam auf eine Bank setzten.



Berenike öffnete ein Auge, schloss es wieder und sagte dann: "Oh, die beiden verdeckten Ermittler. Wie war das Konzert gestern Abend? Haben wir heute frei? Oder wird gleich ein entflohener Sträfling zur Holztüre hereinspazieren? Hätte ich vielleicht einen Prügel mitnehmen sollen?"



Nach einer längeren Stille fand Sergio als Erster wieder die Worte: "Sie besitzen einen Prügel?"



"Oh, ja. So einen wie die Familie Feuerstein, wissen Sie. Einen ganz harmlosen."



"Mit so einem können Sie aber schon jemanden verletzen."



"Na ja, das ist ja auch der Sinn der Sache. Die Sauna würde aber nicht gleich in die Luft fliegen. Will heissen, euch beiden würde nichts Schlimmes passieren."



"Oh, wie zuvorkommend von Ihnen."



Edwin fand das Gespräch zwischen seinem Chef und der Schwester der zu beschattenden Person einfach nur interessant. Er staunte gerne.






7



Der Ghettoblaster mit eingebautem Weckdienst stand auf 9.07 Uhr, als Lisa ihre verschlafenen Augen darauf richtete.



Sie schaute, immer noch unter dem dicken Duvet eingekuschelt, aus der doppelten Balkontüre hinaus, die den Blick auf eine verschneite Bergkette freigab und freute sich, dass sie hier unten im mildklimatischen Tal wohnte und nicht dort oben auf so einer gefrorenen Bergspitze.



Lisa streckte sich nach allen Seiten hin aus, um den Kreislauf anzuregen und schlurfte dann in ihren Bommelpantoffeln in die Küche, um sich einen Kaffee zu genehmigen, indem sie zuerst einen langen und dann einen kurzen in die gleiche Riesentasse einlaufen liess, einen halb vollen Esslöffel Honig sowie etwas Bio-Vollmilch dazugab und dann kräftig umrührte.



Sie setzte sich aufs Sofa, lehnte sich in die vielen bunten Kissen zurück und trank genüsslich, während Eric Claptons Version von "I Shot The Sheriff" durch die Wohnung wellte.



Sie grinste ausgiebig, während sie einen ganz ungewöhnlichen Plan ausheckte.






8



Pietro war gerade auf dem Weg in den Übungsraum hinunter, als ihm im Treppenhaus ein eindeutig als Fixer zu identifizierender Mann entgegenhastete, auf dem Absatz kehrt machte und zur Haustüre hinaus entschwand.



Da Pietro davon überzeugt war, sein Bass sei in Gefahr geraten, rief er gleich die Polizei auf seinem Handy an, das er immer bei sich trug.



Als vier Schwerbewaffnete erschienen, stiegen zuerst einmal alle zusammen in den Keller hinunter, um diesen mit der Lupe zu untersuchen. Der Bass war noch da. Ebenfalls Alfredos Gitarre und das Schlagzeug von Clara.



"War der Fremde denn aus dem Übungsraum gekommen?", wollte endlich einer der Uniformierten wissen.



"Das habe ich nicht so genau gesehen. Auf alle Fälle befand er sich im Treppenhaus, als ich hinunterkam", erklärte Pietro defensiv.



Im Hintergrund, in der Nähe der feuersicheren Türe, hustete jemand um Aufmerksamkeit.



Alle drehten sich um.



Dort stand Sergio Bollettino, eine strähnige Perücke in der einen Hand, in der anderen ein weiches Tuch, mit dem er sich die weisse Schminke vom Gesicht rieb.



"Sergio Bollettino?", fragte einer der Polizisten unsicher.



"Ja, Poltrone, ich bin 's. Ich war ein bisschen verkleidet, undercover, sozusagen, als mich mein lieber Nachbar Pietro hier erspähte. Dann sah und hörte ich euch kommen und dachte mir, dass ich wohl nicht richtig erkannt worden war."



"Oh, wie peinlich", hauchte Pietro.



Die kichernden vier umsonst Alarmierten fuhren wieder davon, Sergio tigerte in sein Badezimmer hinauf, um sich von Neuem zu präparieren und Pietro trank ein Bier im Übungsraum.






9



"Hallo Elvira, ich bin 's, Edwin. Hättest du eventuell Lust, ein Glas mit mir trinken zu gehen, morgen Abend, also Freitag, um neun Uhr im Grotto?", tönte es verliebt aus dem Lautsprecher von Elviras Telefonbeantworter, nachdem sie diesen mit einer leisen Vorahnung auf "Nachrichten abhören" geschaltet hatte.



Sie holte das Visitenkärtchen aus ihrer Handtasche, das ihr Edwin am irischen Folkkonzert, ganz rot im Gesicht, überreicht hatte, wählte seinen Festanschluss an und sprach nun ihrerseits auf dessen Telefonbeantworter.



Sie sagte natürlich zu.



Freitagabend, einundzwanzig Uhr exakt, stiessen Elvira und Edwin schon ein paar Meter vor der Grottotüre aufeinander, ein bisschen sehr nervös, und eilten sofort hinein ins Grotto an einen der Tische, um etwas Entspannendes zu bestellen.



Nach der ersten Wirkzeit des Alkohols kommunizierten sie verbal leicht, doch nonverbal tief und hätten nicht gewusst, wieso sie nicht auch gleich am selben Abend zu Elvira nachhause und zusammen ins Bett hätten gehen sollen. Also taten sie es.






10



"Ja, hier Edwin?", tönte eine verschlafene Stimme direkt in Sergio Bollettinos Ohr, das an seinem Wohnzimmertelefonhörer klebte.



"Kommst du mich mit dem Auto zum Dienst abholen?"



"Bin schon hier."



"Was?"



"Bin genau über dir."



Sergio schaute perplex an seine Zimmerdecke und begriff immer noch nichts.



"Edwin?"



"Ich befinde mich bei deiner Nachbarin Elvira Bardo zuhause in ihrem Bett, werde mich bald anziehen und zu dir ruterkommen. Einverstanden?"



"Ja", schluckte Sergio, legte den Hörer auf und meinte zu sich selber: "Mir passiert das nie."






11



Lisa machte sich sorgfältig zurecht, um ihren Plan in Sachen Sergio Bollettino in Angriff zu nehmen.



Ganz in mattes Mittelgrün gekleidet, spazierte sie lächelnd aus ihrem Haus, bestieg den Zug und reiste auf die andere Seite des Tessins.



Dort nahm sie ein Postauto, um am Fusse eines dicht mit Gebüschen bestandenen Hügels auszusteigen.



Zwar war es erst Ende Januar, aber der Rhododendron grünte immer.



Sergio fragte sich durchschnittlich zweimal pro Augenblick, was Lisa hier nur wollte.



Er war ihr gefolgt, hatte Zug und Postauto mit ihr zusammen genommen, eigentlich als alter Mann verkleidet, mit Gehstock, weiss gelockter Perücke und schwarzer Samtjacke mit einem grossen runden Hut aus demselben Stoff, doch da er erstens, als Einziger nebst ihr am Rhododendronberg ausgestiegen war und zweitens, mit jugendlichem Gang ausschritt, war allen Beteiligten klar, wer er war.



Der Weg, der sich den Hügel hinaufschlängelte und dauernd wieder gabelte, war eigentlich ein Labyrinth, absichtlich so angelegt, damit sich auch niemand bei der Besichtigung des im Frühling viel besuchten Ortes langweilte.



"Wo ist sie denn jetzt", dachte Sergio und suchte das Dickicht mit den Augen ab.



Er lief ein Stück weiter, stoppte bei der nächsten Weggabelung und entschied sich, sich immer an die jeweils rechts abbiegende zu halten.



Nach kurzer Zeit stand er wieder dort, wo er in den Rhododendronwald eingetreten war.



"Einen Hund und einen gebrauchten Socken der Dame sollte ich jetzt haben."



Sergio lief wieder hinein in die Gebüschwelt und machte diesmal alles linkslastig.



Nach noch kürzerer Zeit stand er wieder am Ausgangspunkt.



Derweil sass Lisa zuoberst auf dem Hügel, also am Zielpunkt, und beobachtete den sich abmühenden Sergio ohne jegliches Mitleid.



Dem war inzwischen der Geduldsfaden gerissen, sodass er sich, ohne jegliche Wegeinhaltung, quer durch die Verästelungen hindurchdrückte, mehrmals hinfiel, doch immerwährend in die Höhe stieg.



Zwischendurch kam er auf ein Stück Weg hinaus, ignorierte ihn aber, da er nicht wieder unten landen wollte. Der Weg verlief nämlich in an- und absteigenden Schlaufen, die gar nichts mit der tatsächlichen Zielfindung zu tun hatten.



Als ein erdbeschmierter abgekämpfter Sergio aus dem vermeintlichen Urwald brach und vor Lisa stehen blieb, wurde er eingeladen, sich zu setzen und auszuruhen.



"Warum tun Sie mir das an?", fragte er sie nach einer Weile mit einem hysterischen Unterton in der Stimme.



"Wieso ich? Sie sind doch der, welcher hier anderen Leuten Sachen antut. Sie beschatten mich. Warum?"



"Sie haben sich verdächtig gemacht."



"Womit?"



"Mit dem Beobachten meiner diversen Vorbereitungen für Diensteinsätze."



"Na und? Das war halt interessant."



"Sie könnten die Informationen, die Sie durch ihr Fernrohr erhalten haben, an die Unterwelt verkaufen."



"Und wo finde ich die?"



"Kennen Sie keine Gesuchten?"



"Nein. Der Einzige, der hier ein Doppelleben führt, sind Sie."



"Ach ja. Wir werden sehn. Sie könnten ja teilweise die Unwahrheit gesagt haben."



"Soll ich das nächste Mal aufs Matterhorn klettern, um Sie zu überzeugen?"



"Bitte nicht, nein."



"Möchten Sie auf dem normalen Weg zur Postautohaltestelle zurückgehen?"



"Normal? Sie meinen den Labyrinth-Weg? Ja, unbedingt."



"Dann folgen Sie mir unauffällig", sprach Lisa in tiefster Tonlage und brach dann in schallendes Gelächter aus.






12



Bernd Siech arbeitete noch nicht allzu lange bei der Tessiner Kantonspolizei.

 



Er wurde vor ein paar Monaten von Zürich hierher versetzt, da er, unter der ständig laufenden Kamera des Hauptbahnhofs, einem Verdächtigen seinen Ellenbogen solchermassen in den Magen gerammt hatte, dass dieser auf der Stelle, also zwischen der Bäckerei Stocker und dem Musik Hug, zusammengebrochen war.



Da konnten sie es natürlich nicht mehr vertuschen.



Blöderweise befand sich auch noch eine engagierte Journalistin unter der gaffenden Menge, die gerade ihre neu erstandene alte, aber sehr aktuelle CD von Bob Marley am In-die-Handtasche-Verräumen war und sofort alle Anwesenden zu interviewen begann, wobei sie den Fahnder der Zürcher Kantonspolizei, der ihr gar nicht unbekannt war, und das noch am Boden liegende Opfer fotografierte.



Am nächsten Tag stand die Wahrheit in der Zeitung. Die ganze Wahrheit.



Selbst Polizeichef Adolf Kurz konnte nichts mehr schönreden.



Sergio Bollettino mochte diesen Neuen gar nicht.



Nur schon dieses abartige Aussehen: grosser Mops mit Hängebacken, über den Gürtel pendelndem Doppelbauch und kalten hellblauen Augen, der immer ein Gesicht zog, als wäre er die Unschuld in Person. So ein richtig verlogener Heuchler, mit kleinen Füssen und nichts Rechtem in der Hose.



"Ich habe eine neue Aufgabe für Sie", sagte Sergio zu Lisa, als er ihre mit violetten Blümchen verzierte Kaffeetasse aufnahm, um den köstlichen, mit Zimtpulver versetzten Kaffee daraus zu trinken.



Sie sassen in Lisas Stube auf dem Sofa.



Berenike befand sich an diesem Nachmittag wie immer in der Sauna.



"Ich höre", lächelte Lisa vorfreudig.



"Wir haben einen Zürcher

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