Star Trek - The Next Generation: Vorhandenes Licht

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KAPITEL 8


Chen fand gerade noch die Geistesgegenwart, sich zu ducken, als der gelbgrüne Energiestrahl aus der Dunkelheit auf sie zugeschossen kam. Sie ließ sich auf ein Knie fallen und zog instinktiv ihren Phaser, während der Strahl über ihren Kopf hinwegging. Dann feuerte sie in die Richtung, aus der der Strahl gekommen war – weitere Aktivität zwischen den Schiffen ließ jedoch darauf schließen, dass sie nicht getroffen hatte. Die Anzugleuchten waren zu schwach für eine so große Halle, sie ließen ihren Gegnern zu viele Möglichkeiten, sich in den Schatten zu verbergen.

Sie sah am äußersten Rand des Lichtstrahls ihrer Lampe eine Bewegung und schoss auf etwas, das sie für eine massige Gestalt hielt, die sich ungeschickt zwischen zwei Fähren hindurchschob. Wie zur Antwort zuckte ein zweiter gelblicher Energiestrahl durch den Hangar, ging aber weit an ihr vorbei. Erst da begriff Chen, dass sie nicht das Ziel war.

»Taurik!«

Der Vulkanier war bereits im Begriff, hinter einem der kleinen Schiffe in Deckung zu gehen. Chen lief auf ihn zu, so schnell ihre magnetischen Stiefel es erlaubten, packte ihn am Arm und zog ihn mit sich in die Hocke – gerade noch rechtzeitig. Eine weitere Salve züngelte durch den Hangar. Ein Energiestrahl fuhr so dicht über ihren Helm hinweg, dass die Reflexion in ihrem Visier sie blendete. Sie schwankte und ließ Taurik los, um sich an dem geparkten Frachter abstützen zu können.

»Das ist doch Scheiße!«, fauchte sie. Sie hörte ihren eigenen Atem zischend in ihrem Helm widerhallen. »Hier drinnen kann man weder was sehen noch was hören … Commander Worf, geht es Ihnen gut?«

Warum flüsterst du? Ihr befindet euch im Vakuum, schon vergessen?

»Ich bin unverletzt«, antwortete der Erste Offizier schroff. »Soweit ich sehen konnte, sind sie zu dritt.«

»Ich habe auch noch mal mindestens zwei gezählt«, sagte Chen. »Wie viele passen wohl in deren Schiff?« Das Schiff mit den zusammengestückelten Hüllenpanzerplatten war kleiner als ein Sternenflottenshuttle. Chen schätzte, dass es acht bis zehn humanoide Lebensformen transportieren konnte – weniger, wenn sie voluminöse Raumanzüge trugen. Was sie wahrscheinlich taten: Chen erinnerte sich an die klobige Gestalt, die sie zwischen den Fähren erspäht hatte.

Die absolute Stille im offenen Hangar war wirklich ein Problem, aber Chen, die mit der linken Schulter an der kleinen Fähre lehnte, hinter der Taurik und sie sich verschanzt hatten, spürte eine leichte Vibration. Jemand war über ihr! Sie stieß sich von dem Schiff ab und richtete sowohl ihre Leuchte als auch ihren Phaser nach oben. Der Lichtstrahl traf eine humanoide Gestalt, zu groß für einen Menschen, die über das Dach der Fähre auf sie zugesprungen kam. Der Angreifer trug einen gepolsterten dunklen Raumanzug und einen kugelförmigen Helm mit getöntem Visier. In der linken Hand hielt er einen großen Gegenstand: eine Waffe! Chen feuerte ihren Phaser ab. Ihr Angreifer erstarrte, als sei er von ihrer plötzlichen Reaktion überrascht. Das machte ihn zu einem perfekten Ziel. Chens Phaserstrahl traf ihn in die Brust und ließ ihn zurücktaumeln. Seine Stiefel – ob sie nun Schwerkraft simulierten oder magnetisch waren – verhinderten, dass er zu Boden stürzte, aber er sackte in sich zusammen.

Und dann flammten Lichter auf. Überall.

»Hey!«, rief Chen und riss den linken Arm in die Höhe, um ihre Augen zu schützen. Leuchtpaneele, die in die Decke und ins obere Drittel der Wände eingelassen waren, fluteten den Hangar mit strahlendem Licht. Grell, viel zu grell … Chen fragte sich unwillkürlich, ob die Erbauer des Schiffes aufgrund ihrer Physiologie eine derart intensive Beleuchtung brauchten. Glücklicherweise reagierten die Sensoren ihres Helmes innerhalb der ersten Sekunden und verdunkelten automatisch ihr Visier.

Trotz der plötzlichen Helligkeit sah Chen einen Phaserstrahl aufblitzen. Worf! Sie fuhr herum und erblickte den Ersten Offizier, der zwischen zwei Fähren zielte – auf wen oder was konnte sie nicht erkennen.

»T’Ryssa!«, sagte Taurik. Im nächsten Moment lag seine Hand auf ihrer Schulter, und er drückte sie zu Boden. Sie sank auf die Knie; Taurik zielte über ihren Kopf hinweg und schoss. Sie sah, wie sein Phaserstrahl direkt unter dem Helm eines Angreifers einschlug und dessen Gesicht unter dem Visier schlaff wurde. Das Wesen hatte blasse, lavendelfarbene Haut, einen langen, schmalen Schädel, eine breite Stirn und schwarzes Haar. Seine Augen schlossen sich: Offensichtlich war es ohnmächtig.

Wie lange würde es dauern, bis es wieder zu sich kam?

»Über Ihnen!«

Sie hatte keine Ahnung, wo Worf war, aber als sie seinen Warnruf hörte, schaute sie zur Decke auf. Dort verstreut hingen mehr von den Kugeln, die die Mitglieder des Außenteams bereits im Korridor und im Kontrollraum gesehen hatten. Allein in ihrem Sichtfeld mussten es ein halbes Dutzend sein. Und sie hatten sich aktiviert: Sie rotierten, und ihre Emitter leuchteten in verschiedenen Farben. Sie beobachtete, dass die Kugeln – in unregelmäßigen Abständen und nicht synchron – immer wieder die Richtung wechselten.

»Taurik?«

Mehr bekam sie nicht heraus: Die erste Kugel hörte auf, sich zu drehen, und spie einen bläulich weißen Energiestrahl aus, der irgendwo im Hangar einschlug. Es blitzte auf, dann verschwand der Strahl.

Chen nahm aus dem Augenwinkel eine Bewegung wahr, drehte sich in die Richtung, wobei sie mühsam auf die Beine kam, und riss ihren Phaser in die Höhe. Zwischen zwei Fähren war eine weitere Gestalt aufgetaucht, die Waffe auf sie gerichtet, und sie hatte nicht genug Zeit, irgendetwas zu tun, ehe der Fremde auf sie schoss.

Obwohl sie versuchte, sich zur Seite zu werfen, spürte Chen das Äquivalent eines Hiebs gegen die rechte Schulter, dessen Wucht einen ihrer Stiefel vom Boden löste. Ihr ganzer Körper kribbelte und summte, als sei er unter Strom gesetzt worden, aber sie war weder bewusstlos noch tot.

So hatte sie das Vergnügen, bei klarem Verstand den Alarm zu hören, der ihren keuchenden Atem übertönte.

»Warnung«, klang die Computerstimme aus dem Lautsprecher. »Leck im Raumanzug.« Dieselben Worte erschienen auf dem Head-up-Display in ihrem Helm. Sie blinkten rot – offenbar eine Maßnahme, um sicherzustellen, dass sie die Sache ernst nahm.

Als hätte sie nicht schon genug Schwierigkeiten, entdeckte Chen im nächsten Moment einen haarfeinen Riss in ihrem Visier, gerade unterhalb ihrer rechten Wange. Er begann an der Kante, an der das durchsichtige Material mit dem Helm verschmolz, breitete sich aber bereits in einem Spinnennetzmuster aus.

Chen presste instinktiv die Hand gegen ihre Schulter, als könne sie so den Schaden beheben.

Du musst das Ding flicken, schrie ihr Verstand sie an. Jetzt sofort!

Dann schlang Taurik seinen Arm um ihre Hüfte und führte sie auf eine der Fähren zu. Der Schütze, der sie angegriffen hatte, schien urplötzlich das Interesse an ihnen zu verlieren: Anstatt sie zu verfolgen, zog er sich hastig zurück. Dabei wirkte er, als suche er verzweifelt nach einem Versteck.

Eine der Kugeln an der Decke hatte ihre leuchtenden Emitter dem Schützen zugewandt. Durch das sich ständig vergrößernde Spinnennetz in ihrem Visier sah Chen, wie aus der Kugel ein Energiestrahl zuckte.

Es war kein Betäubungsschuss. Der Fremde sank nicht einfach in sich zusammen und hing reglos im Vakuum. Stattdessen umschloss ihn der blendend helle Strahl einen Augenblick lang, und dann war der Fremde plötzlich spurlos verschwunden.

Hei… Heilige Schei…

»T’Ryssa.« Ruhig und eindringlich. Taurik. Er duckte sich und kroch mit ihr unter den Bug der Fähre. Den Phaser hatte er schon in sein Holster geschoben. Sobald sie saß, ließ er sie los und holte etwas aus einer seiner Taschen: einen Notfallflicken. Sie beobachtete benommen, wie er ihn an ihrer rechten Schulter anbrachte. Als die Reparaturmasse mit ihrem Anzug in Kontakt kam, begann sie sofort, das verkohlte Loch darin zu verschließen.

»Warnung«, wiederholte das Überwachungssystem. »Leck im Raumanzug.«

»Taurik«, sagte Chen heiser.

Der vulkanische Ingenieur beachtete sie gar nicht. Er holte eine Rolle transparenter Folie aus einer anderen Tasche, die er eilig auf ihr Helmvisier klebte. Die flexible Substanz passte sich den Konturen des Visiers an, schob die Bruchstellen zusammen und versiegelte jeden noch so kleinen Spalt. Innerhalb von Sekunden verblasste die rot blinkende Schrift.

»Leck abgedichtet. Evakuierung empfohlen, Reparatur notwendig.«

Und damit verstummte die Stimme, und Chen hörte wieder nichts weiter als ihren eigenen Atem. Sie brauchte einen Moment, um sich zu sammeln. Tauriks Reparaturarbeiten waren keine dauerhafte Lösung für ihr Problem, aber vorerst war sie außer Gefahr. So würde sie in der Lage sein, mit den anderen zur Enterprise zurückzukehren.

Erst dann fiel ihr auf, dass die Aktivitäten im Hangar offenbar zum Erliegen gekommen waren.

»Geht es dir gut?«, fragte Taurik. Er betrachtete sie mit offener Sorge und hatte sogar vergessen, sie zu siezen.

»Ja. Danke für die Hilfe!« Sie tätschelte ein wenig ungeschickt seinen Arm. Dann lehnte sie sich zur Seite und spähte unter dem Bug der Fähre hervor. Sie konnte eine der Kugeln sehen. Das mysteriöse Gerät hatte seine rotierenden Bewegungen eingestellt. Seine Emitter waren wieder dunkel geworden.

 

»Was war das?«, fragte sie.

»Ich schätze, wir können nun davon ausgehen, dass es sich bei den Kugeln um ein Abwehrsystem handelt.«

»Na, wunderbar!«

Chen entschied, dass es wohl sicher genug war, sich aus Tauriks und ihrem Versteck zu wagen. Sie krabbelte unter dem Bug hervor und behielt dabei die Kugeln im Auge, die ihr am nächsten waren. Dann schaute sie sich rasch im Hangar um. Auch die anderen Geräte waren dunkel und hingen still. Taurik trat neben sie. Noch einmal studierte er die Anzeigen seines Trikorders.

»Sie scheinen den Betrieb wieder eingestellt zu haben.«

Chen runzelte die Stirn. »Das hast du vorhin auch gesagt.« Sie versuchte, die noch sichtbaren Risse in ihrem Helmvisier nicht weiter zu beachten. Auch wenn sie nicht mehr in unmittelbarer Lebensgefahr schwebte … Verschiedene äußerst unangenehme Szenarien gingen ihr durch den Sinn. Oh ja – sie war bereit, sich zur Enterprise zurückbeamen zu lassen.

Taurik fuhr herum, den Phaser schon wieder in der Hand, und Chen folgte seinem Beispiel. Beide Offiziere nahmen allerdings schnell ihre Waffen herunter, als sie Worf erkannten, der zwischen zwei Fähren auf sie zukam. Er hielt die Mündung seines Phasers auf den Boden gerichtet.

»Sind Sie beide unverletzt?«, fragte er und musterte eingehend Chens geflickten Anzug.

»Ja, Sir«, sagte Chen. »Dank Taurik.«

»Da bin ich froh!«, sagte Dina Elfiki über das Komm-System, nur Augenblicke bevor sie und Rennan Konya in Sicht kamen. Elfiki hielt direkt auf sie zu, während Konya ihr langsam folgte und sich überall zwischen den Fähren umsah. Chen warf er mehr als nur einen besorgten Seitenblick zu. Sie sah die Erleichterung in seinem Gesicht und hob einen Daumen, um ihn wissen zu lassen, dass mit ihr wirklich alles in Ordnung war. Er lächelte.

»Was machen Sie denn hier?«, fragte Chen an Elfiki gewandt.

Die Wissenschaftsoffizierin grinste. »Der Komm-Kanal ist immer noch offen. Wir haben alles gehört und sind so schnell wie möglich hergekommen!«

Worf, der endlich zufrieden mit seiner Begutachtung von Chens Anzug und Helm zu sein schien, wandte sich Taurik zu. »Commander, wie beurteilen Sie, was gerade passiert ist?«

»Es scheint offensichtlich, dass an Bord dieses Schiffes noch eine Einbruchsicherung funktionsfähig ist«, erwiderte der vulkanische Ingenieur. »Allerdings kann ich mir nicht erklären, wie sie arbeitet oder warum sie sich nicht vorher aktiviert hat.«

»Mehr noch«, sagte Chen, »die Dinger haben erst losgelegt, als diese Typen über uns hergefallen sind. Da waren wir schon fast eine Stunde lang hier gewesen. Das System hatte so viel Zeit, auf unsere Anwesenheit zu reagieren, rührt sich aber erst, als ein Feuergefecht ausbricht? Und diese Leute … Warum haben wir die nicht früher bemerkt? Sie waren wie unsichtbar für unsere Scanner. Wie haben die das gemacht? Mit einer Tarnvorrichtung? Störsignalen? Zauberei?«

»Vielleicht ein Dämpfungsfeld«, spekulierte Elfiki. »Gut möglich, dass es in ihre Anzüge integriert war. Ich hatte keine Gelegenheit, sie zu scannen, bevor sie … neutralisiert wurden.«

»Aber warum sind wir nicht neutralisiert worden?«, fragte Konya. Seine Aufmerksamkeit war noch immer auf die Umgebung gerichtet. »Ich will mich nicht beschweren, aber seltsam ist das schon.«

»Wir werden noch viel Zeit haben, die ganze Sache zu analysieren«, sagte Worf. Dann deutete er auf das geflickte Loch in Chens Schulter. »Im Augenblick haben wir dringendere Sorgen.«

Obwohl das stimmte, quälten Chen die vielen offenen Fragen. Wie Konya ließ auch sie ihren Blick noch einmal durch den Hangar und über die sonderbaren Kugeln an der Decke schweifen. Reglos und still hingen sie dort, wie stumme Wächter.

Verdammt noch mal, was hat das alles zu bedeuten?

KAPITEL 9


»Daher bitte ich darum, das Außenteam unverzüglich zurück auf die Enterprise zu holen.«

Bevor Picard Gelegenheit hatte, auf Worfs Bericht über den merkwürdigen Zwischenfall bei der Erkundung des Wracks zu reagieren, bei dem T’Ryssa Chens Leben in Gefahr geraten war, schrillte ein Alarm über die Brücke. Rote Lichter leuchteten in den Wänden auf.

»Annäherungsalarm!«, rief Lieutenant Šmrhová, die an der taktischen Station stand. »Die Schilde haben sich aufgebaut.«

»Einen Augenblick, Nummer eins«, sagte der Captain.

Lieutenant Joanna Faur, die stellvertretende Erste Offizierin, saß in Worfs Sessel. »Womit haben wir es zu tun?«, fragte sie.

»Unsere Sensoren haben vorher nichts geortet!«, sagte Šmrhová. Picard hörte die Sicherheitschefin leise fluchen, ehe sie hinzufügte: »Die Hülle des Wracks stört unsere Scans immer noch … Aber die Neuankömmlinge haben ihre Waffen aktiviert.«

Picard wandte sich dem Hauptschirm zu. Er zeigte nun eine verkleinerte Ansicht des riesenhaften Schiffswracks – und ein Flugobjekt, das sich hinter dem Wrack hervorschob. Während die Sensoren sich auf das kleine, viel wendigere Schiff konzentrierten und es in den Fokus rückten, stand Picard wie angewurzelt mitten auf der Brücke.

»Vergrößern Sie das Bild«, sagte er. »Schauen wir uns die Sache näher an.«

Im nächsten Moment nahm das kleine Schiff den Hauptschirm ein. Es war schlank und schnittig, und zum zweiten Mal an diesem Tag ertappte Picard sich dabei, ein Raumschiff mit einem Lebewesen zu vergleichen. Aus der grünlich grauen Hülle wuchsen flügelartige Gebilde, die sich nach hinten neigten und dem Schiff das Aussehen eines Raubvogels verliehen. Der Bug verstärkte den Eindruck noch: Er erinnerte Picard an einen weit aufgerissenen Schnabel.

Ein Schlund mit Geschütztürmen darin.

»Wo ist das Schiff hergekommen?«, fragte er.

Šmrhová schüttelte den Kopf. »Unbekannt, Sir. Ich kann Spuren einer Warpsignatur erkennen, aber die Messwerte sind ungenau.«

»Halten Sie Phaser und Quantentorpedos parat«, befahl Faur und erhob sich. »Steuermann, bereiten Sie verschiedene Ausweichmanöver vor!«

»Das Schiff ist nicht auf Abfangkurs«, berichtete Glinn Dygan von der Ops-Station. »Die interessieren sich für das Wrack, nicht für uns.«

»Sind Sie sicher?«, fragte Picard.

»Bestätigt, Captain«, meldete Šmrhová. »Sie feuern auf das Wrack!« Sie blickte von ihrer Konsole auf. »Sir, die Sensoren registrieren die Aktivierung von Waffensystemen, die überall am Wrack ausgefahren werden. Allerdings ist die Energie, mit der die Waffen versorgt werden können … Nun ja, es ist ziemlich wenig, Sir.«

»Also hat das Schiff nicht genug Energie, um sich zu verteidigen«, sagte Picard.

»Zumindest nicht über einen nennenswerten Zeitraum hinweg, Captain.« Die Sicherheitschefin drückte verschiedene Bedienelemente auf ihrer Konsole. »Soweit ich sagen kann, sind die Waffen des Riesenschiffs dafür ausgelegt, gegen größere und langsamere Ziele eingesetzt zu werden. Das kleine Schiff ist so schnell, dass es wahrscheinlich den meisten Angriffen leicht ausweichen kann … Gesetzt den Fall, es hat einen guten Piloten.«

»Befinden sich die Mitglieder des Außenteams in unmittelbarer Gefahr?«, fragte Faur.

»Die Hülle des Schiffs bietet einen recht guten Schutz. Trotzdem wäre es wahrscheinlich das Beste, wenn sie sich tiefer ins Innere zurückziehen würden.«

»Nummer eins«, sagte Picard, ohne seinen Blick vom Hauptschirm zu wenden, »das Wrack wird von Unbekannten angegriffen. Verlassen Sie den Hangar und suchen Sie Unterschlupf, bis die Lage geklärt ist. Wir beamen Sie an Bord, sobald wir können.« Er verbot sich, an Chen zu denken: Mithilfe der anderen Mitglieder des Außenteams würde sie ein paar Minuten länger in ihrem beschädigten Raumanzug aushalten.

»Verstanden«, erwiderte Worf und trennte die Verbindung.

Das raubvogelhafte Schiff flog ein Manöver über den Rumpf des Schiffswracks. Gelbgrüne Energiestrahlen schnitten durch die Schwärze des Alls und schlugen in die Hülle ein. Picard konnte aus der Entfernung nicht sagen, ob die Treffer Schaden anrichteten. Dann jedoch zerfetzte eine Salve einen der Energiekollektoren.

»Die Hülle ist dick und stabil genug, um das Schiff selbst abzuschirmen«, erklärte Šmrhová, »aber die Kollektoren und Waffen sind ungeschützt.«

Picard hatte genug gesehen.

»Rufen Sie sie, Lieutenant. Steuer, Abfangkurs.« Er wartete, bis Šmrhová ihm zu verstehen gab, dass sie eine Grußfrequenz geöffnet hatte. Dann fuhr er mit lauterer Stimme fort: »Achtung, angreifendes Schiff, hier spricht Captain Jean-Luc Picard von der U.S.S. Enterprise. Ich vertrete die Vereinigte Föderation der Planeten. Sie begehen ohne Provokation kriegerische Handlungen. Brechen Sie den Angriff ab, oder wir sind gezwungen einzugreifen.« Er warf Šmrhová einen Blick über die Schulter zu. »Irgendeine Reaktion?«

»Zumindest empfangen sie unsere Übertragung«, erwiderte die Sicherheitschefin.

»Wie ist es um die Kampffähigkeit des Schiffs bestellt?«, fragte Faur.

»Ihr Schiff ist etwas kleiner und wendiger als die Enterprise. Laut Sensoren besteht die Besatzung aus beinahe sechshundert Personen. Schilde und Bewaffnung können sich mit unserer messen, Sir. Wir müssen eine Konfrontation nicht direkt scheuen, aber sie birgt Risiken.« Eine Reihe von Pieptönen erregte ihre Aufmerksamkeit. Sie studierte ihre Konsole. »Wir haben eine Antwort erhalten, Sir«, sagte sie. »Ich lasse sie durch den Universalübersetzer laufen.« Nach einem Augenblick fügte sie hinzu: »Sie legen Ihnen nahe, eine anatomisch unmögliche sexuelle Handlung auszuführen, Sir.«

Trotz seiner Anspannung hätte Picard beinahe aufgelacht. »Ist nicht das erste Mal, dass mir das jemand vorschlägt.«

»Sie brechen ihre Attacke ab«, meldete Šmrhová. »Jetzt werden wir gerufen. Visuelle Übertragung. Das Übersetzungsprotokoll ist aktiviert, Sir.«

»Dann hören wir uns mal an, was sie zu sagen haben.«

Das Bild auf dem Hauptschirm wechselte: Es zeigte nun einen Humanoiden, den Picard für männlich hielt. Dunkles Haar umrahmte ein schmales Gesicht mit ausgeprägter Stirn. Sie erhob sich beinahe wie der Schädelkamm eines Klingonen, unter der lavendelfarbenen Haut zeichneten sich allerdings keine Verknöcherungen ab. Der Humanoide hatte blassgelbe Augen, eine lange, dünne Nase und einen breiten Mund voller scharfer, glänzender Zähne. Er war schlank und trug abgetragene Kleider, die aussahen, als hätte er sie nach dem Zufallsprinzip zusammengestellt. Seine langen Arme endeten in auffällig großen Händen mit je drei kürzeren Fingern, die von längeren, mehrgliedrigen flankiert wurden. Der Hintergrund lag im Halbdunkel, trotzdem konnte Picard noch zwei weitere Individuen erkennen, die genauso nachlässig gekleidet waren wie ihr Repräsentant.

»Ich bin Senthilmal, Herr des zivilen torrekmatischen Handelsschiffes Zetoq Er sprach mit einer tiefen Stimme, die nicht recht zu seiner schmächtigen Gestalt zu passen schien. »Weder Ihr Schiff noch Ihr Volk kommt mir bekannt vor. Sie mischen sich in Angelegenheiten ein, die Sie nichts angehen. Ich weiß, dass Sie ein Enterkommando auf das Wrack geschickt haben … Meine Leute waren bereits dort. Nun kann ich sie nicht mehr erreichen.«

»Ihre Leute haben meine Crewmitglieder angegriffen«, sagte Picard gemessen. »Wir wissen nicht, was aus ihnen geworden ist.« Natürlich stimmte das nicht direkt, aber Picard fürchtete, die Wahrheit könnte Senthilmal so sehr verärgern, dass er sich für ein hartes militärisches Vorgehen entscheiden würde.

»Ich warne Sie ein einziges Mal: Holen Sie Ihre Leute aus dem Schiffswrack und ziehen Sie sich zurück, oder ich muss Sie als Bedrohung einstufen. Dann zwingen Sie mich, entsprechende Schritte einzuleiten.«

Picard ignorierte Senthilmals geplustertes Gefieder. »Sie sagten, ›torrekmatisches Handelsschiff‹?«, fragte er. »Torrekmaten … Ist das der Name Ihres Volkes?«

»Meines Volkes, meines Planeten … Wie wir uns nennen, geht Sie nichts an.«

»Warum schießen Sie auf das Wrack?«

»Es treibt verlassen durch den Weltraum. Wir erheben Anspruch auf die Bergungsrechte.«

»Das Schiff gehört also keinem Ihrer Feinde?«

 

Senthilmal zuckte mit den Schultern. »Ich habe nicht die geringste Ahnung, wem das Schiff mal gehört hat. Wir sind eine unabhängige Bergungsgesellschaft. Schrottsammler, wenn Sie so wollen. Wir spüren Wracks auf und verkaufen an interessierte Kunden, was wir können. Unsere Scans zeigen, dass sich niemand mehr an Bord des Schiffs befindet. Wir haben es zuerst gesehen, und damit gehört es von Rechts wegen uns. Allein das Metall der Hülle wird uns so reich machen, dass wir ausgesorgt haben!«

Faur trat neben Picard. »Warum haben Sie auf das Schiff geschossen?«, wiederholte sie Picards Frage. »Wie Sie schon sagten … Es ist niemand mehr an Bord.«

»Seine Verteidigungssysteme stellen eine Gefahr für mein Schiff dar. Das Risiko ist die Sache allerdings wert.«

Er hielt inne, und Picard beobachtete, wie sein Blick sich auf etwas richtete, das auf dem Hauptschirm nicht zu sehen war. Dann hellte sich die Miene des Torrekmaten sichtlich auf. Er grinste. »Ihr Schiff ist aber auch sehr schön. Viele meiner Kunden würden einen hohen Preis dafür bezahlen.«

Picard ließ sich keine Reaktion anmerken. »Ganz im Gegensatz zu Ihrem anderen Beutestück ist mein Schiff nicht verlassen«, sagte er.

Noch einmal zuckte Senthilmal mit den Schultern. »Das ist bloß eine kleine Unannehmlichkeit.« Seine Gesichtszüge verhärteten sich. »Außerdem haben Sie meine Warnung in den Wind geschlagen, Captain, und ich sage nie etwas ein zweites Mal.« Damit brach die Verbindung ab, und das Gesicht des Torrekmaten verschwand vom Hauptschirm. An seiner Stelle war wieder sein Schiff zu sehen.

»Sie haben einen Abfangkurs eingeschlagen, Sir«, meldete Šmrhová. »Und sie leiten zusätzliche Energie in ihre Waffensysteme.«

Picard runzelte die Stirn. »Eine unabhängige Bergungsgesellschaft!« Er unternahm nicht einmal den Versuch, seine Verachtung zu unterdrücken. »Diese Leute sind kaum besser als Plünderer oder Piraten.« Senthilmals unverhohlene Drohung gegen die Enterprise und ihre Besatzung war mehr als genug, um Picard von den unehrenhaften Absichten des torrekmatischen Captains zu überzeugen. »Zeigen wir ihnen, dass wir keine leichte Beute sind. Richten Sie die Phaser aus und warten Sie auf mein Kommando.«

»Sie reagieren nicht, Sir«, sagte Šmrhová.

Also wollen sie’s nicht anders.

»Verpassen Sie ihnen einen Schuss vor den Bug, Lieutenant. Dicht genug davor, dass sie verstehen, wie ernst es uns ist.«

»Aye, Sir!«

Zwei orangefarbene Energiestrahlen zuckten durchs All, eine Kostprobe der Macht der Enterprise. Das Sperrfeuer ging direkt am Bug der Zetoq vorbei, aber beinahe sofort war klar, dass Senthilmal nicht abdrehen würde.

Picard legte Lieutenant Gary Weinrib die Hand auf die Schulter. Der Pilot der Gamma-Schicht hatte Faur an der Steuerkonsole abgelöst. »Fliegen Sie Ausweichmanöver, Lieutenant. Lieutenant Šmrhová, feuern Sie, um ihre Schilde zu strapazieren. Ich will, dass Senthilmal diese blödsinnige Aktion noch einmal überdenkt.«

Die Sicherheitschefin belegte die Zetoq mit Phaserfeuer. Energiestrahlen trafen auf die Schilde des torrekmatischen Schiffes, die unter dem Beschuss deutlich zu sehen waren. Das Schiff neigte sich nach steuerbord.

Faur saß wieder im Sessel des Ersten Offiziers und konsultierte die Konsole davor. »Sie wollen uns von unten her angreifen.«

»Sie schießen!«, meldete Glinn Dygan.

Kaum hatte der Cardassianer die Warnung über die Lippen gebracht, erbebte das Schiff. Picard hatte erwartet, dass die Schilde der Enterprise den Waffen der Zetoq besser standhalten würden. Eine zweite Salve traf nur wenige Herzschläge später, und dieses Mal leuchteten überall auf der Brücke Warnlichter auf.

»Sie haben Energie aus ihrem Hauptantrieb und aus verschiedenen Sekundärsystemen abgezweigt, um die Waffen zu verstärken«, sagte Šmrhová.

»Sie setzen alles auf eine Karte«, sagte Faur. »Wollen uns mit ein paar schnellen Schlägen außer Gefecht setzen, bevor wir auch nur reagieren können.«

Über Weinribs Schulter hinweg beobachtete Picard, wie der Pilot die Enterprise von dem angreifenden Schiff wegsteuerte. Šmrhová erwiderte das Feuer, um das Ausweichmanöver zu decken.

»Sie versuchen, die zur Verfügung stehende Energie abwechselnd in die Waffen und in die Schilde zu leiten«, berichtete die Sicherheitschefin. »Das ist offensichtlich eine Taktik, die sie schon öfter angewandt haben. Ich glaube aber, dass wir damit zurechtkommen.«

Auf dem Schirm konnte Picard verfolgen, wie ihr taktisches Geschick sich auszahlte: Erneut gab sie eine Salve ab, und jeder Schuss saß. Die Zetoq drehte jedoch nicht ab, sondern flog stattdessen einen frontalen Angriff. Ihre vorderen Geschütze glühten grün auf.

»Ausweichen!«, bellte Picard. Weinribs Hände flogen über die Konsole, und seine Finger bewegten sich so rasch, dass Picard ihnen kaum folgen konnte. An den Anzeigen auf Weinribs Konsole konnte er jedoch ablesen, dass der Lieutenant die Enterprise gekonnt manövrierte und dabei Šmrhová Gelegenheit gab, das Feuer zu erwidern.

Doch selbst das war nicht genug.

»Sie zielen auf die untere Hülle!«, warnte Šmrhová.

»Ich arbeite dran!«, knurrte Weinrib, aber es war zu spät.

Das Schiff erschauderte heftig. Konsolen und Bildschirme überall auf der Brücke hatten Fehlfunktionen, und etliche erloschen sogar. Die Brückenbeleuchtung flackerte. Picard glaubte zu spüren, wie sein Magen einen Satz tat, als die künstliche Schwerkraft schwankte; er hielt sich an der Lehne von Weinribs Sessel fest. Die zweite Salve, die die Enterprise traf, war schlimmer, und die dritte hätte Picard von den Füßen gerissen, wäre Faur nicht aufgesprungen und hätte ihn am Arm gepackt.

»Schilde der Antriebssektion ausgefallen«, meldete Glinn Dygan. »Hüllenbruch auf den Decks zweiundzwanzig bis vierundzwanzig. Zahlreiche Warnungen, die den Maschinenraum betreffen.«

»Erwidern Sie das Feuer!«, schrie Faur. Es hätte der Aufforderung nicht bedurft: Šmrhová war dabei. Phaserstrahlen hämmerten auf die Schilde der Zetoq ein, die nun doch zurückwich. Picard sah, dass die Hülle des Piratenschiffs diesmal etwas abbekommen hatte.

»Ihre Schilde halten nicht mehr lange«, meldete Šmrhová.

»Quantentorpedo«, befahl Picard. »Zielen Sie auf die Antriebssektion. Kein Warnschuss. Ziehen Sie das Ding aus dem Verkehr!«

Der einzelne Torpedo, den Šmrhová virtuos steuerte, fand sein Ziel; gleichzeitig feuerte auch die Zetoq ein letztes Mal. Weinrib hatte die Enterprise allerdings so gedreht, dass die unteren Schilde dem Angriff nicht ausgesetzt waren. Noch einmal erzitterte der Boden unter Picards Füßen.

»Sie ziehen sich zurück«, sagte Šmrhová. »Sie haben Schaden am Warpantrieb genommen … Oder wie sie ihren Antrieb eben nennen. Ich empfange Fluktuationen in ihrer Hauptenergiequelle. Ihre Schilde sind kollabiert, die Achterbewaffnung nicht mehr funktionsfähig.«

»Ist dort drüben jemand verletzt?«, fragte Faur.

Die Sicherheitschefin schüttelte den Kopf. »Unmöglich zu sagen. Wir sind dem Wrack zu nah, ich kann keine detaillierten Messungen vornehmen.«

Faur ließ sich in Worfs Sessel fallen und beugte sich über die Konsole des Ersten Offiziers. »Schadensberichte treffen ein, Captain«, rief sie. »Aber … der Maschinenraum hat sich noch nicht gemeldet.«

»Brücke an Maschinenraum«, sagte Picard, die Stimme erhoben, damit das schiffsinterne Kommunikationssystem sie besser auffangen konnte. »Commander La Forge, Bericht!«

Im selben Augenblick gingen die Lichter aus, und die Brücke war mit einem Schlag in Dunkelheit getaucht.

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