IBA Immobilien GmbH
IMP-Immo-Wohnbau-Projekt GmbH & Co. Breisgau KG
Nowackanlage 13
76137 Karlsruhe
Detlef Sacker, Christopher Höfler
Das Freiburger Architekturbüro Sacker unter der Leitung von Detlef Sacker, Christoph Höfler und Jens Pasche (†) steht für Projekte, die hohe Planungsqualität, zeitgemäße technische Ausstattung und eine unverkennbare architektonische Handschrift vereinen. Das vor allem in Süddeutschland tätige Büro hat sich abgesehen von Wohnungsbauvorhaben vor allem mit komplexen Bauten für Wissenschaft und Wirtschaft einen Namen gemacht.
sacker
Lörracher Straße 9
79115 Freiburg
Anzahl der Wohneinheiten
74
Anzahl der Bewohner
186
Wohnfläche in m2
5.991
Grundstücksgröße in m2 5.355
Brutto-Grundfläche (BGF) in m2 13.262
Grundfläche Tiefgarage in m2 2.401
Fläche für Gewerbe/Mischnutzung in m2 688
Art der Gewerbe/Mischnutzung
Gastronomie, Büros
Fertigstellung
April 2017
Bauweise
nach § 22 BauNVO
Energiestandard
EnEV 2014, KfW 55 sowie
Freiburger Effizienzhaus-Standard
Fr-EH-55
Lageplan
Architekturfotografie
sacker / Miguel Babo
Grundriss
4-Zimmer-Wohnung Haus E
Maßstab M 1:200
Längsschnitt
Querschnitt
Grundriss 3. Obergeschoss Haus E
Grundriss 3. Obergeschoss Haus F
Grundriss Erdgeschoss Haus E
Maßstab M 1:400
Bauherrschaft
Stadtbau Aschaffenburg GmbH
Standort
Aschaffenburg
In Schweinheim, einem kleinstädtisch geprägten Ortsteil im Südosten von Aschaffenburg, entstand mit den Liebighöfen ein öffentlich gefördertes Modellprojekt für familienfreundliches Wohnen in der Stadt. Das zweigliedrige Ensemble nimmt in der von Zeilenbauten dominierten Lage rechts vom Main einen ganzen Block ein und fügt sich damit strukturell in die Bestandsbebauung. Doch die Neubauten entziehen sich der braven Zeilenparallelität der Nachbarschaft: Die abgeknickten Baukörper formen sich zu einem stumpfen Rhombus und umschließen einen Hof, sodass ein geschütztes Innen und ein städtisches Außen entstehen – die dialektische Grundform jeder Urbanität. Den Bewohnern steht damit ein gemeinschaftlicher Außenraum zur Verfügung, der mit Privatgärten, Spielmöglichkeiten und einladenden Grünflächen zur kommunikativen Allmende der Adresse wird. Gleichzeitig vernetzt er die Anlage über ein kreuzförmiges Wegesystem mit ihrer Umgebung. Eine verkehrsberuhigte Spielstraße zieht sich von Nord nach Süd durch diesen Freiraum und wird von einem Fuß- und Radweg gekreuzt, der auch unter den Häusern entlangführt. In diesen grün gekachelten Durchgängen befindet sich jeweils ein Zugang zum Treppenhaus, zum Concierge-Bereich sowie zur Gästewohnung und einem Gemeinschaftsraum.
Die Außenerscheinung des Wohnhausdoppels ist von betonter Zurückhaltung. Allein die glasierten dunkelgrünen Fliesen – eine ferne Reminiszenz an die Traditionen der Wohnungsbaumoderne – akzentuieren die schmucklose, hell verputzte Lochfassade.
Streng analytisch betrachtet, besteht die Anlage aus Reihenhäusern, die mit Etagenwohnungen verschaltet sind. Diese typologische Koppelung spiegelt sich auch in der internen Struktur: Die großen 3- bis 5-Zimmer-Wohnungen mit Wohnflächen von etwa 70 bis 110 Quadratmetern nehmen die Erdgeschossbereiche an den Kopfenden ein; die kleineren 2- bis 3-Zimmer-Einheiten – die kleinste Wohnung misst 48 Quadratmeter – befinden sich in den Obergeschossen dazwischen. Die differenzierten Flächenbemessungen ergeben sich aus den Regelungen der Einkommensorientierten Förderung (EOF), die der Konzeption zugrunde lag. Was die Wohnungen bei allen Unterschieden freilich eint, sind lichte, klare Räume sowie reizvolle Außenbezüge über Loggien, Terrassen und Gärten.
Dass auch der Gedanke der Nachhaltigkeit eine Rolle spielt, signalisieren die Fotovoltaikelemente auf dem Dach ebenso wie der Car-Sharing-Fuhrpark, den die Stadt Aschaffenburg den Bewohnern zur Verfügung stellt.
Blick in den Innenhof der Anlage
Innenansicht mit Loggia
Beide Häuser bilden einen Anger
Durchgang
Straßenfassade
Innenraum und Balkon
Welche städtebaulichen, sozialen und wirtschaftlichen Faktoren waren für die Konzeption Ihres Vorhabens ausschlaggebend?
Das in der Nachkriegszeit entstandene Quartier war geprägt von einer dreigeschossigen, zeilenartigen Wohnbebauung mit rudimentären Außenanlagen. Das Viertel mit knapp 1.000 Bewohnern wies Problembereiche auf, was eine Stigmatisierung zur Folge hatte. Bei der Konzeption war es wichtig, einen Ort zu schaffen, der die Identifikation der Bewohner mit ihrem Quartier sowie eine Durchmischung der Bewohnerstruktur fördert und einen besonderen Fokus auf die Aufenthaltsqualitäten der Außenräume legt.
Wie wirkt sich das Projekt auf seine Nachbarschaft aus?
Durch die neue Wohnbebauung der Liebighöfe hat sich der Charakter des gesamten Quartiers verändert. Mit einem großen Typologiespektrum wird das Viertel nun von einer ausgewogenen Mischung aus Singles, Paaren und Familien bewohnt. Die geschützten halböffentlichen und privaten Gärten, die mit Grillflächen und Spielplätzen auf die Bedürfnisse der Bewohner abgestimmt sind, fördern gemeinschaftliche Aktivitäten und beleben die Außenräume.
Welche politischen und regulatorischen Veränderungen sind nötig, damit sich auch im sozialen Wohnungsbau eine hohe planerische Qualität und gute Architektur durchsetzen können?
Aus unserer Sicht ist es dringend notwendig, die veränderten Lebens- und Wohnsituationen in den Grundrisstypologien des sozialen Wohnungsbaus zu reflektieren. Wohngemeinschaften, alleinerziehende Elternteile, Singles und alleinstehende alte Menschen, aber auch Paare, die zu Hause arbeiten, ergänzen die klassische Kleinfamilie. Clusterwohnungen, offene Grundrisse und Wohnküchen könnten das übliche Angebot vervollständigen und den unterschiedlichen Lebensstilen gerecht werden. Neben den Grundrisstypologien wäre es wichtig, das Konzept der monofunktionalen Wohngebäude zu überdenken. Eine Funktionsmischung aus Wohnen, Arbeiten, Dienstleistung und stillem Gewerbe würde die Quartiere beleben und den Individualverkehr in den Städten reduzieren.
„Urbanität und durchmischtes, individualisiertes Wohnen in der Peripherie als Leitbilder finden sowohl in der Diversität der Wohntypologien als auch in der monolithischen Ziegelbauweise mit ihren mineralischen Oberflächen und der Einbindung der Außenbereiche ihren Ausdruck.“
Urteil der Jury
Reiner Nagel
Die Wohnbebauung Liebighöfe in Aschaffenburg, als Ergebnis eines begrenzten Wettbewerbs, macht vieles richtig: Sie umgrenzt mit einer abgewinkelten Zeilenbebauung einen angenehm dimensionierten Wohnhof und verzahnt das kleine Wohnquartier durch öffentlich nutzbare Wege mit seinem Umfeld. Hauseingangsweise Adressbildungen, Concierge und eine Gemeinschaftswohnung unterstützen den Quartiersgedanken.
Die im geförderten Wohnungsbau errichteten Gebäude haben qualitätvolle Grundrisse, die auch in kleinen Wohnungen über eingeschriebene Loggien spannende Blickbeziehungen und einen großzügigen Gesamteindruck erzeugen. Der Geschosswohnungsbau bietet durch diese Loggien, die Erdgeschossgärten und Dachterrassen viele Wohnqualitäten, die sonst nur im Einfamilienhaus vermutet werden und erfreut sich deshalb großer Nachfrage, auch bei Familien.
Die Gebäude sind in massiver, monolithischer Bauweise errichtet und durch die 45 Zentimeter starken, abgeschrägten Fensterlaibungen mit einer plastisch wirksamen Fassade spannungsvoll gestaltet. Energetisch wird damit ein zeitgemäßes und robustes Lowtech-Konzept mit ökologisch erzeugtem Mieterstrom möglich, das ein angenehmes Raumklima und eine wohngesunde Behaglichkeit erzeugt.
Die kluge Planung und die bis ins Detail ansprechende Gestaltung überzeugten die Jury davon, der Bauherrin, den Architekten, Landschaftsarchitekten und Fachplanern eine Anerkennung auszusprechen.
Stadtbau Aschaffenburg GmbH
Stiftsgasse 9
63739 Aschaffenburg
Piero Bruno, Donatella Fioretti, José Gutierrez Marquez
Das Büro Bruno Fioretti Marquez wurde 1995 in Berlin gegründet und unterhält seit 2010 auch eine Dependance in Lugano/Schweiz. Die Projekte des international agierenden Teams um Piero Bruno, Donatella Fioretti und Prof. José Gutierrez Marquez reflektieren ungewöhnliche Perspektiven auf räumliche und soziale Fragen und wurden mit zahlreichen Preisen geehrt.
Bruno Fioretti Marquez
Schlesische Straße 26
10997 Berlin
bfm.berlin
Anzahl der Wohneinheiten
90
Anzahl der Bewohner
268
Wohnfläche in m2
6.900
Grundstücksgröße in m2 6.630
Brutto-Grundfläche (BGF) in m2 13.900
Zusätzliche Nutzfläche in m2 3.000
Fertigstellung
Februar 2017
Bauweise
Ziegel (monolithisch)
Baukosten
13,78 Mio. Euro
Energiestandard
KfW 70
Lageplan
Architekturfotografie
Stefan Müller, Berlin
Querschnitt
Grundriss 2-Zimmer-Wohnung
Maßstab M 1:200
Grundriss 3. Obergeschoss
Grundriss 1. Obergeschoss
Grundriss Erdgeschoss
Maßstab M 1:800
Bauherrschaft
WGD Wohnungsgenossenschaft Dessau e.G.
Standort
Dessau-Roßlau
Auch wenn ihr Name andere Erwartungen schürt, zeigt sich die Gropiusallee im anhaltinischen Dessau in erster Linie als unauffällige, von schlichten Wohnzeilen gesäumte Straße. Da an ihr, nur wenige Meter entfernt, auch das historische, 1926 errichtete Bauhausgebäude liegt, also ein bedeutendes Unesco-Weltkulturerbe, bleibt es nicht aus, auch das alltägliche Baugeschehen in dieser Lage nach den strengeren Maßgaben der Baukultur zu betrachten. Der Neubau an der Ecke Leibnizstraße hält diesem Blick auf vortreffliche Weise stand. Denn er fügt sich mit seinem langen L-förmigen Baukörper und der ruhigen, harmonisch proportionierten Fassade in die Umgebung ein, um zugleich mit wohlbedachten Details und qualitativ ansprechender Materialität eine selbstbewusste Präsenz zu signalisieren. Die Straßenfassade, der ein ortsüblicher Vorgarten vorgelagert ist, wird von drei Eingängen gegliedert. Die zu den Türen führenden Pflasterwege sind um Fahrradstellplätze ergänzt; auf Blumenbeeten wachsen weiß blühende Hortensien. Farblich passt sich das Wohnhaus mit seiner hinterlüfteten, hellen Klinkerfassade zur Straße hin der Nachbarbebauung an; die Ecksituation wird mit einer abgerundeten Gebäudekante elegant moderiert. Die in die Wandfläche eingelassenen Schiebefensterläden verleihen dem Haus eine fast südliche Leichtigkeit. Die gartenseitigen Fassadenabschnitte hingegen sind in zartem Rosé gehalten und werden von tiefen Balkonen mit geschlossenen Brüstungen plastisch akzentuiert. Die insgesamt 25 Wohnungen, mehrheitlich 2- und 3-Zimmer-Einheiten, verteilen sich auf vier Geschosse und überraschen mit hoher Flexibilität bei der Grundrissgestaltung. Die Räume sind nutzungsneutral und annähernd gleich groß; dank zweier Versorgungsschächte pro Wohnung lassen sich Bad und Küche entsprechend den Wünschen der Bewohner zuordnen. Dass diese Funktionsbereiche trotzdem immer über Fenster und damit eine natürliche Belüftung verfügen, gehört zu den vielen Annehmlichkeiten des Gebäudes. Dazu zählen neben den großen Fenstern und behaglichen Holzfußböden auch die üppig bemessenen Balkone sowie die privaten Gärten, die den Wohnungen im Erdgeschoss zugeordnet sind. Sämtliche Wohnungen sind barrierefrei erreichbar; ein Drittel der Einheiten ist auch barrierefrei eingerichtet. Sozialer Wohnungsbau kann auch so aussehen.
Fassade mit gerundeter Gebäudekante
Blick in eine Wohnung
Hofanlage
Gebäudeflügel Leibnizstraße
Perspektivansicht der Hauptfassade
Wohnbereich mit Balkon
Blick ins Treppenhaus
Welche städtebaulichen, sozialen und wirtschaftlichen Faktoren waren für die Konzeption Ihres Vorhabens ausschlaggebend?
Das Gebäude befindet sich in unmittelbarer Nähe zum Bauhausgebäude von Walter Gropius. Es ersetzt das Eckgebäude einer Zeilenbebauung aus den 1930er-Jahren. Der viergeschossige Baukörper gliedert sich in einen Zeilenbau an der Gropiusallee, einen Annex an der Leibnizstraße und eine überdachte Parkebene im Garten. Bauherrin ist die Wohnungsgenossenschaft Dessau eG, die hier 25 Wohnungen sowie einen Serviceraum realisiert hat. Gemäß dem Genossenschaftsgedanken war das Ziel, dauerhaft bezahlbaren und qualitativ hochwertigen Wohnraum für die Mitglieder zu schaffen.
Wie wirkt sich das Projekt auf seine Nachbarschaft aus?
Der Neubau integriert sich mit seiner regelmäßig strukturierten Fassade und einem Staffelgeschoss, das den Anschluss an die benachbarte Dachform sucht, in den Kontext der bestehenden Bebauung. Die Vorgartenzone wurde mit weiß blühenden Hortensien neu bepflanzt. Raumhohe Fenster verleihen der Fassade einen offenen Charakter, wobei sich die Ein- und Ausblicke durch integrierte Schiebeläden regulieren lassen. Die Straßenfassaden orientieren sich farblich am Bestand. Oberflächen und Detaillierung erzeugen eine subtile Verfeinerung und Modernität innerhalb der baulichen Nachbarschaft.
Welche politischen und regulatorischen Veränderungen sind nötig, damit sich auch im sozialen und genossenschaftlichen Wohnungsbau eine hohe planerische Qualität und gute Architektur durchsetzen können?
Eine wichtige Voraussetzung ist das erweiterte Verständnis des Wohnbegriffes, das die Gleichzeitigkeit von Wohnen und Arbeiten sowie individuelle und kollektive Wohnformen zusammen denkt. Auf politischer Ebene ist die Stärkung des genossenschaftlichen und kommunalen Wohnungsbaus sowie die Einführung der Grundstücksvergabe im Erbbaurecht entscheidend, damit qualitätvolle Ansätze im Wohnungsbau für die Bewohner*innen langfristig bezahlbar bleiben.
„Entscheidend sind die Stärkung des genossenschaftlichen und kommunalen Wohnungsbaus sowie die Einführung der Grundstücksvergabe im Erbbaurecht, damit qualitätvolle Ansätze in der Architektur des Wohnens für die Bewohner*innen langfristig bezahlbar bleiben.“
Urteil der Jury
Sabine Schneider
Bei dieser Bauaufgabe – einem Sozialwohnungsbau in unmittelbarer Nähe des Bauhauses – gab es mehrere Fallstricke, die die Architekten bewusst und elegant umgangen haben und deshalb Anerkennung verdienen. Zunächst schüchtert die Nähe zum Unesco-Weltkulturerbe ein und verleitet zur Anbiederung. Heide & von Beckerath aber haben mit einem schlichten und sorgfältig detaillierten Sichtziegelbau eine solide Lösung für diese Aufgabe gefunden. Das knappe Budget hätte viele Planer zu einer WDVS-Fassade verführt. Hervorzuheben ist bei diesem Projekt zudem die Reihung raumhoher französischer Fenster zur Straße: Sie bilden eine ruhige, glatte, unaufgeregte Fassade, die mit einer markant abgerundeten Ecke sanft zur Leibnizstraße überleitet. Dies deutet eine vorbildliche und auch wünschenswerte Blockbildung und damit Verdichtung der vorstadtähnlichen Lage an. Auf der Rückseite, zum Hof hin, bieten dagegen großzügige Balkone mit geschlossener Brüstung den Bewohnern privaten Raum im Freien.
Die Wohnungsgrundrisse weisen eine beachtliche Flexibilität auf und sind je nach Bedarf zu nutzen, da alle Räume, selbst Küche und Bad, in ähnlich große Einheiten unterteilt werden können – ein wesentlicher Punkt für die Nachhaltigkeit eines Bauwerks. Ebenso garantiert die Ausbildung des Erdgeschosses als Hochparterre seinen Nutzern eine gewisse Privatheit von der Straße aus, während sie Richtung Hof über einen kleinen Garten auf dem Parkdeck verfügen. Insgesamt somit ein Projekt mit Vorbildfunktion.
WGD Wohnungsgenossenschaft Dessau eG
Wolfgangstraße 30
06844 Dessau-Roßlau
Verena von Beckerath, Tim Heide
Heide & von Beckerath, gegründet 1996, ist ein Berliner Büro, das sich in seinen Entwürfen intensiv mit dem Raum als Herausforderung beschäftigt. In den Projekten spiegelt sich die interdisziplinäre wissenschaftliche Auseinandersetzung mit den sozialen, technischen und kulturellen Produktionsbedingungen von Architektur wider.
Heide & von Beckerath
Kantstraße 152
10623 Berlin
Anzahl der Wohneinheiten
25
Anzahl der Bewohner
50
Wohnfläche in m2
1.856
Grundstücksgröße in m2 1.680
Brutto-Grundfläche (BGF) in m2 3.682
Fläche für Gewerbe/Mischnutzung in m2 58
Art der Gewerbe/Mischnutzung
Serviceraum der Wohnungsgenossenschaft Dessau eG
Fertigstellung
August 2018
Bauweise
Massivbau Stahlbeton mit vorgehängter Klinkerfassade zur Straße, WDVS zum Garten
Energiestandard
EnEV 2013
Lageplan
Architekturfotografie
Andrew Alberts, Berlin
andrew.d.alberts@googlemail.com
Wohnungsgrundrisse
Maßstab M 1:250
Querschnitt
Fassadenabwicklung Gropiusallee
Grundriss Dachgeschoss
Grundriss Regelgeschoss
Grundriss Hochparterre
Maßstab M 1:500
Bauherrschaft
Stadt Ludwigsburg
Standort
Ludwigsburg
Mit seinen ungefähr 1.600 Bewohnern ist das neue Wohnquartier Hartenecker Höhe eines der bedeutendsten Stadtentwicklungsvorhaben der Neckarregion nördlich von Stuttgart. Das ehemalige Kasernengelände im Ostteil Ludwigsburgs erstreckt sich zwischen den Stadtteilen Oßweil und Schlösslesfeld und präsentiert sich als grünes, aufgelockertes Wohnviertel, dessen historische Bestandsbauten um zahlreiche höchst unterschiedliche Wohnhäuser ergänzt wurden. So vielgestaltig die Bebauung, so bunt gemischt ist auch die Einwohnerschaft. Ob Single- oder Studentenwohnungen, Baugruppenensembles, Genossenschaftswohnungen, Einfamilienhäuser, Mehrgenerationenprojekte sowie gemischt genutzte Immobilien – die Hartenecker Höhe bietet alle baulichen Voraussetzungen für das Gedeihen eines lebendigen Stadtteils. Als wichtiges Unterpfand für seine Attraktivität erweist sich freilich der öffentliche Raum, hier die Cäsar-von-Hofacker-Anlage. Sie zieht sich als 18 Meter breite, 420 Meter lange grüne Achse durch das Quartier und bietet mit dem Platz unter Bäumen sowie dem „Memorial Place“ identitätsstiftende Freiräume, die den Außenbereich als gemeinsamen sozialen und kommunikativen Ort qualifizieren. Weil eine lebenswerte Adresse erst aus dem Zusammenhang zwischen der Architektur und der Umgebung entsteht, nahm die Konzeption der Freianlage klar Bezug auf den historischen Gebäudebestand und die vorhandene, überraschend vielfältige und schützenswerte Bepflanzung. Die strenge Geradlinigkeit des einstigen Kasernenstandorts setzt sich in der Linearität der Außenanlagen fort, die sich punktuell im freien Spiel harmonisch runder Ellipsenformen heiter auflöst. Diese Ellipsen, mal eben, mal erhaben, sind als Rasen- und Staudenflächen angelegt und laden unter schattigen Baumkronen zum Verweilen ein.
Die Landschaftsarchitektur reagiert auch sensibel auf die feine Balance zwischen Öffentlichkeit und Privatheit. So wurden insbesondere dort, wo Hausgärten an die grüne Achse grenzen, große Beete mit Strauch- und Staudenpflanzungen angelegt.
Der „Memorial Place“ bildet das Entree der Anlage. Eingerahmt vom Gebäude der „Alten Wache“ sowie den Einfriedungsmauern der Kaserne, erinnert er an die Vergangenheit des Ortes als Flak-Kaserne. Dass dieser militärischen Nutzung einstmals eine Baumschule weichen musste, darf getrost als schöne Ironie der Geschichte gelten.
Grüne Hauptschlagader des Quartiers
Die Anlage integriert alten Baumbestand und Neubepflanzung
Luftaufnahme der Hartenecker Höhe
Schattige Verweilorte unter alten Baumkronen
Welche städtebaulichen, sozialen und wirtschaftlichen Faktoren waren für die Konzeption Ihres Vorhabens ausschlaggebend?
Das gesamte Areal war ein ehemaliges Kasernengelände und dessen Konversion ein bedeutendes Entwicklungsprojekt der Stadt Ludwigsburg. Hier konnte ein Wohnquartier geschaffen werden, in dem modellhaft ökologische, ökonomische und sozial nachhaltige Aspekte berücksichtigt wurden. Der gesamte innere Bereich des Quartiers ist autofrei; die Erschließung erfolgt über eine äußere Ringstraße mit Stichwegen zu den Tiefgaragenzufahrten. Eine frühe Bürgerbeteiligung ermöglichte es, auf die Belange der künftigen Bewohner und Anwohner einzugehen. Neue Wohnmodelle wie z. B. Baugemeinschaften wurden im Quartier ermöglicht.
Welche Rolle spielte die besondere Geschichte des Standorts für den Entwurf?
Der Entwurf mit dem Titel „New Jazz“ setzt sich stark mit dem Genius Loci auseinander und schafft eine Verbindung zwischen der Geschichte des Ortes und den Anforderungen eines neuen Wohnquartiers. Die architektonischen Besonderheiten, die denkmalgeschützten Gebäude und Orientierungspunkte sowie der alte Baumbestand wurden in der Planung berücksichtigt und herausgearbeitet. Wo früher auf dem ehemaligen Exerzierplatz die Soldaten strammstanden, lädt heute ein zentraler Aufenthaltsort unter Bäumen zum Miteinander der Generationen und Kulturen ein.
Dank welcher landschaftsplanerischen Mittel gelingt dem Quartier der Anschluss an seine Umgebung?
Das Wohnquartier profitiert von seiner Eingliederung in bereits bestehende Strukturen und deren Erreichbarkeit. Die gute Anbindung an den ÖPNV und das vorhandene Fahrradnetz ermöglichen Besorgungen des täglichen Lebens auch ohne Auto. Belagswechsel, Bänderungen im Belag, Stauden- und Baumpflanzungen schaffen eine klare Strukturierung des Freiraums und verbinden das neue Wohnquartier mit der Umgebung.
„Mich begeistert an der Hartenecker Höhe die Verwandlung eines abgeschotteten Kasernenareals in einen belebten, blühenden, offenen Freiraum, der die Menschen miteinander verbindet.“
Patricia Legner
Projektleiterin Planstatt Senner