Game - Stephanie und Chase

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Z serii: Gentry Boys #3
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Kapitel 2

Chase

Es war ein verdammt guter Tag. Einer der besten. Ich hatte neben meinem Bruder gestanden und zugesehen, wie er mit der Frau, die er liebte, die Ringe und Eheversprechen austauschte. Als die Tür aufging und Saylor am Arm ihres Vaters den Mittelgang entlang schritt, hatten alle auf die Braut gesehen. Nur ich nicht. Ich sah Cordero an. Sein Gesicht strahlte vor Freude, als er sie näherkommen sah.

Es schien mir erst eine Stunde her zu sein, seit es nur uns drei Brüder gab, die gerade so zurechtkamen und von der Hand in den Mund lebten. Und das Universum hielt kurz inne, als Cordero in einer heißen Wüstennacht Saylor McCann traf.

Als Saylors Vater ihre Wange küsste und die Braut an Cord übergab, riss ich den Blick vom Bräutigam und sah sie an. Sie war aufgeregt und strahlte. Ich liebte diese Frau dafür, wie sie meinen Bruder liebte. Dabei hatte Saylor alle Gründe der Welt, uns drei zu hassen. Wir waren unmögliche Arschlöcher gewesen, ihr gegenüber und zahllosen anderen, damals in den Tagen unserer Jugend in Emblem, Arizona. Doch sie hatte Cord erlaubt, ihr zu zeigen, dass so viel mehr aus ihm geworden war als die primitiven Gentrys, für die uns alle hielten. Sie hatte sich ihm komplett hingegeben und ihn vervollständigt.

Die Gelübde waren simpel, wie Gelübde sein sollten. Ich bezweifelte nicht, dass die Ringe, die sie austauschten, für immer sein würden. Cord umfasste ihr Gesicht und sah sie lange bewundernd an, bevor er sie küsste. Dann zog er sie in eine Umarmung, legte das Kinn auf ihre Schulter, schloss die Augen, und achtete nicht auf den Applaus der Gäste. Wir spielten keine Rolle für die beiden.

Creed schoss mir einen ernsten Blick zu, als ich leise schniefte. Er dachte, ich hätte mich über die Szene lustig gemacht. Das nahm Creed generell von mir an. Doch meine Tränen waren nicht gespielt. Als ich zusah, wie Cord ein Ehemann wurde, war es, als ob er noch eine andere, inoffiziellere Schwelle übertreten hatte. Noch nie hatte ich einen Mann so glücklich gesehen, oder voller so hochverdientem Glück.

Nachdem alle mit Gratulieren und Umarmen fertig waren, ging die ganze Gruppe in einen kleineren Raum. Der gedämpfte Klang des Kasinotrubels war im Flur zu hören. Im Hochzeitsempfangszimmer nahm Creedence seine Gitarre und spielte Songs der Steve Miller Band, während die Gäste hereinschlenderten. Man hätte dies für eine seltsame Musikauswahl halten können, doch ich verstand es vollkommen. Es erinnerte an den Herbst, als Saylor wieder in unser Leben getreten war. Und daran, wie die Jungs an meinem Krankenhausbett sangen und ich so lachen musste, dass mir die gebrochenen Rippen schmerzten.

Auf dem Weg in den Raum hatte mich mein Cousin Declan angestoßen. Er grinste und eine billige Eroberung hing an seinem Arm. Gott weiß, wo er sie aufgegabelt hatte. Ich bezweifelte, dass er sie aus Emblem mitgebracht hatte. Deck hatte nicht mit der Gruppe herkommen wollen und bestand darauf, mit dem Motorrad zu fahren, oder gar nicht.

„Das war schön“, schnurrte die Frau und ihre Hand befand sich gefährlich nahe an Declans Schritt.

Früher hatte sie sicher einmal gut ausgesehen, ehe sie so verbraucht wirkte.

„Das stimmt, Baby.“ Er zwinkerte ihr zu.

Alle standen wartend herum und klatschten dann, als Cord und Say reinkamen, und danach suchten sich alle ihre Plätze an den Tischen.

Declans Eroberung sah sich um. „Gibt es hier eine Bar? Du hast gesagt, es gäbe eine.“

Er drückte ihr ein paar Scheine in die Hand. „Draußen gibt es eine. Geh schon mal vor, Baby.“

Die Frau lächelte und strich erneut über seinen Schritt. Er reagierte nicht darauf. Mit einem nachsichtigen Blick wartete er, bis sie gegangen war.

„Hauptsache auf Klasse stehen“, neckte ich ihn und stieß ihn an der Schulter an. „Baby.“

Deck schob sein dunkles Haar zurück und sah der Frau hinterher. „Klar doch. Ich habe ihren verdammten Namen vergessen. Könnte Tami gewesen sein.“ Er grinste. „Oder auch nicht. Sicherheitshalber werde ich sie weiter Baby nennen. Ich habe keine Lust, mir heute noch eine andere zu suchen. Und was ist mit dir? Wo ist deine Begleitung? Oder verzichtest du heute?“

„Mal sehen.“ Ich wandte der Frau den Blick zu, der meine Aufmerksamkeit galt.

Stephanie saß ganz hinten im Raum an einem Tisch und nippte an Champagner. Sie zog ein langes Gesicht und starrte in ihr Glas. Anscheinend trank sie nicht viel. Sie bemerkte meinen Blick und wandte sich direkt ab. Stephanie war nicht wirklich eine Zicke. Sie benahm sich meistens nur so, und die Gründe dafür hatte ich noch nicht herausgefunden.

Deck beurteilte die Lage schnell. „Die ist ein hartes Stück Arbeit.“ Er lachte.

Das spornte mich nur an. „Gefällt mir aber.“

Es stimmte. Je mehr Stephanie schmollte und mich zu hassen schien, desto mehr wollte ich sie. Sie war total süß und wäre noch umwerfender, wenn sie nur etwas Make-up tragen und sich ein bisschen vorteilhafter zurechtmachen würde. Natürlich gab es überall hübsche Frauen, und ich war schon in mehr von ihnen gewesen, als ich selbst mit einer Knarre an der Schläfe aufzählen könnte. Doch aus irgendeinem Grund ging mir Stephanie Bransky unter die Haut, und ich war entschlossen, das Verlangen nach ihr zu befriedigen.

Heute war Stephanie ausnahmsweise mal gestylt. Doch sie schien nicht froh darüber zu sein. Das Kleid verwirrte mich leicht. Es schien ihr nicht zu gehören. Es saß schlecht und sie zerrte ständig daran herum. Während ich hinsah, tat sie es schon wieder. Da war nichts jugendlich Unsicheres an dem Zerren an ihrem Kleid. Vielleicht gefiel ihr nicht, wie das Kleid ihre kleinen Titten betonte. Ich hatte nichts gegen kleine Titten. Nicht, wenn der Rest der Figur heiß war, und das traf auf ihre absolut zu. Zu gern wollte ich ihren nackten Körper sehen. Ich wollte sie mit dem Mund überall erkunden und spüren, wie sie unter mir erzitterte. Vielleicht war es krank, eine Frau so unbedingt ficken zu wollen, die nicht einmal meinen Anblick ertragen konnte. Allerdings würde ich meine Schwanzspitze darauf verwetten, dass dem nicht so war. Stephanie hasste mich nicht. Sondern sie wollte mich genauso sehr wie ich sie.

Declan umarmte die Braut, als wollte er sie verschlingen. Ich lehnte mich an die Wand, um niemanden mit meinem kolossalen Ständer aufzuspießen. Es gab einen Grund dafür, warum er so begierig darauf war, in Aktion zu treten. Seit einem Monat hatte ich mich von Frauen ferngehalten, während meiner Entziehungskur. Cord und Creed hatten mir den Entzug aufgedrängt, und jetzt war ich soweit, zuzugeben, dass ich ohne ihn nicht geschafft hätte, von den Pillen loszukommen. Es war mir so schnell aus der Hand geglitten, dass es mir immer noch Angst einjagte. Zuerst hatte ich sie als eine Art Hilfsmittel genommen. Ich dachte mir, ich brauchte nur ein paar, um schlafen zu können. Dann schluckte ich immer mehr, um wach bleiben zu können. Und dazwischen brauchte ich etwas, um diese beiden Zustände zu überbrücken. Wie lange hätte es wohl gedauert, bis ich in dieselbe hoffnungslose Sucht gerutscht wäre, wie ich es bei meiner Mutter gesehen hatte? Es war eine Schwäche, die so viele Gentrys vor mir befallen hatte, und sie hätte auch mich in den Klauen gehabt, wären da nicht Cord und Creed gewesen. Die Jungs hätten nie zugelassen, dass ich so endete.

Creed hörte auf zu singen und Saylor umarmte ihn. Sie hatten eine schwere Zeit, als Saylor bei uns eingezogen war. Creed hatte Probleme, dass täglich eine Frau im Haus war, und Saylor konnte sich nicht an Creed gewöhnen. Das hatte sich allerdings inzwischen geändert. Vielleicht lag es an dem Kampf letzten Monat. Es war ein brutaler mit hohen Einsätzen gewesen. Creed hatte den Gegner umbringen müssen, um aus der Nummer lebend rauszukommen. Zwar war Creedence nicht gerade ein selbstbetrachtender Mensch, doch dem Tod so nah zu kommen mochte ihn geändert haben.

Creeds Freundin Truly stand neben ihm und er schlang die Arme um ihre Taille. Ich bemerkte die Veränderung in seinem Blick, als er sie ansah. Nein, nicht der Kampf hatte ihn geändert. Sie war es. Es war das Finden einer unglaublichen Frau, für die er alles bedeutete, auch wenn er total sprachlos war, dass sich jemand wie sie in ihn verlieben konnte.

„Bist du krank oder so was?“, fragte Cord und lehnte sich neben mich an die Wand.

„Nein. Ich habe tiefgründige Gedanken.“

„Ach ja? Solche, die deinen Schwanz hart machen?“

Ich stieß ihn an. „Leck mich. Wieso glotzt du mir zwischen die Beine?“

„Hab ich nicht, Chasyn. Aber ich kenne dich besser als du dich selbst.“

„Zweiundzwanzig Jahre ständig zusammen sein bewirkt das.“

„Plus die Monate im Bauch der Mutter.“

„Apropos Bauch. Ich wusste, dass es mindestens Zwillinge werden.“ Ich grinste ihn an. „Genetik und all der Scheiß.“

Er lächelte und sah zu seiner Braut. „Sieh sie dir nur an“, sagte er bewundernd.

Ich betrachtete Saylor McCann-Gentry. Sie sprach mit ihrem Vater, ihre Hand ruhte auf ihrem Bauch und ihr Gesicht strahlte. Eine Schönheit. Und sie gehörte ihm.

„Du hättest keine bessere Wahl treffen können“, sagte ich aufrichtig. „Ich hoffe, ich habe auch mal so ein Glück.“

„Bestimmt“, sagte er überrascht. „Lass dir einfach Zeit, Chase. Dein Mädchen ist irgendwo da draußen.“ Er wendete den Kopf, um zu sehen, wohin ich die ganze Zeit starrte. Er lachte in sich hinein. „Ich glaube allerdings nicht, dass sie es ist.“

„Vielleicht nicht, aber es macht mich verrückt, dass sie so tut, als ob sie die ganze Welt hasst.“

„Ich bin nicht so sicher, ob sie das nur spielt, Bro.“

Ich sah zu, wie Stephanie erneut ihr Kleid richtete und einen von Cords Freunden mit einem Todesblick bedachte, der es wagte, sie anzustarren. Meine Gedanken machten sich wieder selbstständig und ich stellte mir vor, ihr das Kleid nach unten zu ziehen und in sie einzudringen, während sie meinen Namen stöhnte. Ich stieß einen leisen Pfiff aus. „Oh Mann, ich will sie ficken. So was von. Ich könnte ihren Hass in etwas Brauchbares umwandeln.“

 

Panisch sah sich Cord um, ob jemand das Wort ficken gehört hatte. Himmel noch mal, wir befanden uns in einem Hotel in Las Vegas. Hier sagte man ficken genauso oft wie Hallo.

Cord schlug mir trotzdem an den Hinterkopf. „Idiot. Heute ist mein Hochzeitstag. Halte deine Gelüste unter Kontrolle, oder zumindest hör auf, von ihnen zu reden.“

Ich lächelte. „Weißt du, Stephanie gehört zu den Frauen, die alles unter Verschluss halten. Und diese Frauen kommen am heftigsten. Dieser Versuchung kann ich nicht widerstehen.“

„Aha.“ Cord verdrehte die Augen. „Wenn du es sagst.“

„Ich wette, sie spielt nachts mit ihrer Pussy und denkt dabei an meinen Schwanz. Ich wette, sie hat einen großen Dildo unter der Matratze, streichelt ihn, nennt ihn Chase und muss wöchentlich die Batterien wechseln. Vielleicht sogar zweimal die Woche.“

Cord konnte sein Lachen nicht unterdrücken. „Du fantasierst. Ich mische mich mal unter die Gäste, die ihre Libido besser im Griff haben.“

„Alles klar, Mann. Und noch mal herzlichen Glückwunsch.“ Ich sparte mir, ihn darauf hinzuweisen, dass ihn die Ehe bereits verklemmt machte. Immerhin war es ja nicht so, dass ich mir hier vor allen Leuten einen runterholte. Allerdings wurde es immer unangenehmer, je länger ich Stephanie beobachtete. Irgendwas musste unternommen werden.

Ich beschloss, zu warten, bis Stephanie noch mehr Champagner getrunken und sich ihre Laune verbessert hatte, bevor ich sie ansprach. So oder so wollte ich mich ihr heute auf jeden Fall noch nähern. Ich hatte gehofft, es gestern schon tun zu können, doch sie hatte sich auf ihr Zimmer zurückgezogen und als ich anklopfte, ignorierte sie es einfach. Schließlich waren wir in Las Vegas, Mann. Im Epizentrum der Sünden. Die Gelegenheit war zu gut, um sie verstreichen zu lassen.

Brayden und Millie erschienen, hatten Mitleid mit Stephanie und setzten sich an ihren Tisch. Das würde sie eine Weile beschäftigen. Ich entspannte mich und wanderte herum, sprach mit allen. Cords Arbeitskollegen waren witzig drauf. Sie waren eine raue Truppe voller Tattoos und ordinären Geschichten über Frauen, die an kuriosen Stellen tätowiert werden wollten. Hätte ich nur den Hauch von Talent, wäre ich sofort auch ein Tätowierer.

Unangenehm wurde es, als ich versuchte, mit Saylors Dad eine Unterhaltung zu führen. Bisher war er zumindest bereit gewesen, Cord zu akzeptieren und das Meiste der Hochzeitskosten zu übernehmen. Doch er interessierte sich nicht besonders für alle anderen Gentrys. Er hatte mit meinem Vater die Highschool besucht. Dieses Erlebnis musste einen großen Eindruck bei ihm hinterlassen haben, denn er blähte die Nasenflügel auf und führte das Gespräch steif, als ob er lieber hätte, dass man ihm in die Eier trat, als mit einem Abkömmling von Benton Gentry zu reden. Die billige Blondine an seiner Seite stand auf einem ganz anderen Blatt. Sie beleckte ihre Lippen, als ob sie gern sofort über mich herfallen wollte.

Das Steak war etwas zu weit gegart für meinen Geschmack, doch ich aß es trotzdem. Stephanie stocherte in ihrem Essen herum und sprach mit Truly. Truly war leicht skeptisch bei der Vorstellung, dass ich mit Stephanie zusammenkommen könnte. Ich fragte mich, warum sie so beschützerisch war. Gestern Abend hatte sie mich am Arm gepackt und mich um etwas gebeten.

„Tu ihr nicht weh, Chase. Wenn du nur ein schnelles Vergnügen willst, such dir eine andere, okay?“

Natürlich wollte ich ein schnelles Vergnügen. Aber das konnte ich schlecht zugeben. „Ich werde wie immer ein Gentleman sein.“ Ich grinste und sie verdrehte die Augen.

Doch auch Creed hatte mich scharf angesehen und mich stumm vor den Konsequenzen gewarnt, dieser Frau wehzutun. Ich grinste und hielt den Mittelfinger hoch. Bloß weil meine Brüder jetzt in festen Beziehungen steckten, verlangten sie auch von mir auf einmal, mich wie ein Erwachsener zu verhalten. Das ging mir langsam auf den Geist.

Als Stephanie aufstand und zur Tür ging, sah ich den perfekten Zeitpunkt gekommen. Ich könnte sie auf einen Drink einladen, oder mit ihr durch die Straße schlendern, und sie dann langsam aber sicher dazu bringen, mich mit aufs Zimmer zu nehmen. Ich stand bereits und überlegte, was ich sagen könnte, als mir die Braut ins Auge fiel.

Saylor hatte sich an einen Tisch in einer Ecke zurückgezogen. Cord merkte nichts, er sprach mit seinen Freunden. Saylor seufzte und strich mit der Hand das weiße Tischtuch glatt. Sie sah plötzlich traurig aus.

Ich blickte Stephanie hinterher, die durch die Tür verschwand. Ich fluchte innerlich, konnte ihr jedoch jetzt nicht folgen. Auf keinen Fall würde ich weggehen, wenn Saylor traurig war.

Ich legte einen Arm um sie und sie lächelte mich an.

„Chase.“

„Hi, Schwester.“ Ich kniff ihr sanft in die Wange. „Heute ist der glücklichste Tag deines Lebens und du siehst aus, als hätte dir gerade jemand gesagt, dass es den Weihnachtsmann nicht gibt. Du hast doch nicht etwa plötzlich Zweifel, oder?“

Sie schüttelte den Kopf. „Nein. Und es ist wirklich der glücklichste Tag meines Lebens.“ Sie seufzte. „Ich sollte froh sein, dass mein Dad hier ist.“

Ich verstand. „Aber nicht deine Mutter.“

Saylors Mutter hasste Cord. Vor langer Zeit hatte sie eine krankhafte, heiße Affäre mit meinem Onkel gehabt, weshalb sie wohl alles, was mit den Gentrys zu tun hatte, noch mehr hasste. Saylor und sie standen sich nie sehr nah, und als Saylor mit Cord zusammenkam, war das das Ende ihrer Beziehung. Sie hatte zu Saylor gesagt, sie wünsche ihr ein schönes Leben beim Ausbrüten von Gentry-Gören und mit diesem Primitiven verheiratet zu sein. Saylor war weit besser dran ohne diese Ziege in ihrem Leben. Dennoch tat es weh, von der eigenen Mutter verstoßen zu werden. Ich wusste das sehr gut.

„Ich hatte nicht daran gezweifelt, dass sie nicht kommen würde“, sagte Say mit feuchten Augen.

Sie weinte öfter in letzter Zeit, was sicherlich mit der Hormonänderung in ihrem Körper zu tun hatte. Neulich weinte sie zehn Minuten, weil ich vergessen hatte, meine Müslischale auszuspülen.

Ich reichte Saylor eine Papierserviette und sie tupfte sich die Nase ab. Ich dachte darüber nach, etwas pseudo-weises zu sagen, um ihre Stimmung aufzuhellen. Darin war ich gut, und sie hätte mir vielleicht mit einem schwachen Lächeln geantwortet. Doch es wäre nur ein kleiner Tropfen von dem, was sie wirklich brauchte.

Ich berührte sie an der Schulter und sie hob den Blick ihrer grünen Augen. Ich räusperte mich. „Say, es fühlt sich sicher so an, als ob du etwas verloren hast, an einem Tag, an dem du alles haben solltest. Das ist nicht fair. Aber Babe, du hast heute nicht nur Cordero bekommen. Sondern auch zwei Brüder, die für dich über spitze Glasscherben kriechen würden. Vielleicht schmerzt es jetzt ein bisschen weniger.“

Saylor lächelte und vergaß ihre Tränen. „Niemand könnte mehr Glück haben als ich, Chase. Wie könnte es anders sein, wenn ich die Gentry-Brüder an meiner Seite habe?“

Cord kam zu uns, legte seine Hände auf Saylors Schultern und sah mich neugierig an. „Ich weiß, dass du es nötig hast, Chasyn, aber versuch nicht, mit meiner Braut durchzubrennen.“ Er bemerkte Saylors gerötetes Gesicht und kniete sich neben sie. „Was ist los, Baby?“

Saylor stand auf und legte eine Hand auf ihren Bauch. „Nichts. Gar nichts. Ich war nur kurz von meinem Glück überwältigt.“ Sie legte eine Hand in seinen Nacken. „Weißt du, was mich noch glücklicher machen würde?“

Cord sah zu ihr hoch und umfasste ihre schmalen Hüften. „Spuck’s aus.“

Sie lächelte, langsam und sexy. „Wenn wir jetzt mit den Flitterwochen anfangen.“

„Und das ist das Stichwort für meinen Abgang“, sagte ich laut und trat zurück. Ich fragte mich, wie das wohl war. Zu wissen, dass jede Nacht Sex wartete, und zwar mit der einzigen Frau, mit der man Sex haben wollte.

Das erinnerte mich daran, dass ich heute noch etwas vorhatte. Steph war inzwischen wahrscheinlich bereits auf ihrem Zimmer, doch heute würde ich nicht so schnell aufgeben. Zwar handelte es sich nicht um eine Cord/Saylor Geschichte der wahren Liebe und anderem Wahnsinn, doch mich gelüstete es nach Stephanie schon länger als nach irgendeiner anderen Frau. Es wurde Zeit, aufzuhören, mich nur zu fragen, was passieren würde, wenn ihr genervtes Gesicht orgasmisch dahinschmolz.

Ich war eilig zum Aufzug unterwegs, als ich begriff, dass sie sich nur ein paar Meter vor mir befand und gerade mit überkreuzten Armen über ihr dämliches Kleid stolperte. Ich hielt inne, als sie auf den Knopf am Aufzug drückte. Sie reckte den Hals, sah in Richtung des lebhaften Kasinos, betrat aber dennoch den Aufzug, als er sich öffnete. Ehe sich die Türen wieder schlossen, schlüpfte ich im letzten Moment hinein.

„Chase“, sagte sie überrascht.

So schnell hatte sie keine Reaktionszeit, um zu verbergen, wie sie mich von oben bis unten abcheckte und dabei errötete.

Ich grinste. „Stephanie.“

Kapitel 3

Stephanie

Ich stand neben den Etagenknöpfen und wir waren allein im Aufzug. „In welchem Stockwerk bist du?“

Chase sah auf die Knöpfe. „Neun“, sagte er leise.

Das war meine Etage und ich hatte den Knopf bereits gedrückt. Ich wandte mich den Türen zu und verschränkte die Arme vor der Brust. Chase hielt nicht viel vom Abstandhalten. Zwar war der Aufzug nicht gerade geräumig, doch er hätte trotzdem nicht unbedingt so nahe neben mir stehen müssen, dass sich unsere Arme berührten. Aber ich zeigte nicht, dass es mich störte. Das hätte ihn nur ermuntert.

„Amüsierst du dich gut?“, fragte er.

„Die Hochzeit war schön. Saylor und Cord wirken sehr glücklich miteinander.“

Chase lächelte. „Du hast meine Frage nicht beantwortet.“

Er trug ein hellblaues Oberhemd mit aufgerollten Ärmeln über seinen muskulösen Armen. Das Hemd hatte er in die Hose gesteckt. Der herbe Duft seines Aftershaves erfüllte den Aufzug. Es war nicht aufdringlich, doch stark genug, um mich daran zu erinnern, wie männlich er war. Als hätte seine Hitze direkt neben mir nicht schon genügt.

„Ich amüsiere mich prächtig“, sagte ich.

„Und warum gehst du dann auf dein Zimmer?“

„Und warum gehst du in deins?“

„Ich muss pinkeln.“

„Unten gibt es auch Toiletten.“

Er tat so, als sei das ein unbekanntes Konzept für ihn. „Wirklich? Mist, ich habe nicht einmal danach gesucht. Tja, zu spät, jetzt bin ich schon hier.“

Die Aufzugstüren öffneten sich. Zwei kichernde Frauen standen davor. Sie waren schwer zurechtgemacht, die Kleidung war ein paar Nummern zu eng und sie wirkten angetrunken. Die Brünette starrte Chase interessiert an, doch er schien es nicht zu merken. Er folgte mir den Gang entlang.

Ich hielt inne. „Welches Zimmer hast du?“

Er sah sich um. „Hab ich vergessen.“

„Nein, hast du nicht. Was ziehst du hier für eine Show ab?“

Er wechselte einfach das Thema. „Wie läuft’s mit deinem Psychologiestudium?“

„Was? Willst du wirklich mitten im Flur des Hotels über Psychologie reden? Ich werde eine Zwei bekommen, wenn du es unbedingt wissen willst.“

Chase nickte. „Ich eine Eins. Ich könnte dein Tutor sein. Du siehst aus, als ob du Hilfe brauchen könntest beim Herausfiltern der drei Instanzen der Persönlichkeit, dem Es, dem Ich und dem Über-Ich. Ich habe einen erstaunlichen Intellekt, musst du wissen.“

„Ach, ja? Hat dir das deine Mama erzählt?“

Sein Ausdruck verdüsterte sich. „Nein.“

Ich kreuzte die Arme enger vor der Brust und die Schlaufe meiner Handtasche rutschte mir von der Schulter. Ehe ich reagieren konnte, schob Chase sie mir wieder hoch, und seine Finger strichen über meinen Arm. Ich hörte, wie mein Atem stockte und alle möglichen wilden Dinge mit meinem Körper geschahen. Auch Chase bemerkte es. Sein blauer Blick fixierte mein Gesicht. Ich zog meinen Arm aus seiner Reichweite.

„Chase“, sagte ich streng. „Hör mit dem Scheiß auf. Hier wird gar nichts ablaufen. Ich bin keine primitive Schlampe, die für eine Stunde deiner werten Aufmerksamkeit dankbar ist.“

 

Seine Augen weiteten sich. „Wovon sprichst du, Stephanie? Ich kann dir viel mehr als nur eine Stunde bieten.“ Er trat näher und sprach leiser. „Ich kann dir die ganze Nacht anbieten, Süße.“

Ich nahm all meine Würde zusammen, ignorierte die Hitze zwischen meinen Beinen und stolzierte davon. Er folgte mir auf dem Fuße, doch ich achtete nicht darauf, bis ich an meiner Tür war.

„Warum hast du mich gestern Abend nicht reingelassen?“, fragte er.

Mit der Schlüsselkarte in der Hand hielt ich inne. „Was? Keine Ahnung, was du meinst.“

„Doch, hast du.“ Er lachte und nahm mir die Karte aus der Hand. „Ich habe deinen Schatten im Türspion gesehen und weiß, dass du mich gesehen hast.“

Den ganzen Tag über hatte ich schon diesen verführerischen Moment unterdrückt. Natürlich hatte ich ihn vor der Tür stehen sehen. Und ich hatte auch öffnen wollen.

Chase hielt die Karte so, dass ich nicht herankam. Doch ich hatte nicht vor, danach zu springen oder ihn anzubetteln, sie mir zu geben. Denn genau das wollte er, und jemand musste Chase Gentry beibringen, dass er nicht immer bekam, was er wollte.

„Dann warte ich eben.“ Ich lehnte mich an die Wand.

Er stemmte die Hände neben meine Schultern an die Wand, ohne mich zu berühren.

„Worauf, Steph?“, fragte er verführerisch langsam.

„Dass du gehst. Irgendwann wird dich dieses blöde Spiel langweilen, wenn du merkst, dass es zu nichts führt.“

Chase schien darüber nachzudenken. Er beugte sich zur Seite, zog die Karte durch das Schloss und öffnete die Tür. „Na gut.“ Er seufzte. „Aber es wäre umwerfend gewesen.“

Darauf wusste ich keine Antwort. Chase kannte mich nicht genug, um zu wissen, wie schwer das für mich war. Auch Truly hätte ihm nichts erzählen können, denn selbst ihr hatte ich nicht anvertraut, dass ich gemischte Gefühle über Sex hatte. Ich wollte ihn zwar, träumte davon, doch ich war zu gehemmt, ihn zu genießen, wenn ich ihn bekam. Manchmal fragte ich mich, ob ich hormonelle Probleme hatte. Außerdem war ich dank Xavier zusätzlich noch traumatisiert. Der Gedanke, mich vor einem Mann nackt auszuziehen, war abschreckend.

Ehrlich gesagt fühlte ich mich sehr zu Chase hingezogen, egal was für ein arroganter Affe er war. Doch wenn ich mich darauf einließ, wusste ich genau, dass ich nie mit ihm mithalten könnte. Und ich konnte die Vorstellung nicht ertragen, dass er überall herumerzählen könnte, wie schlecht ich im Bett war.

Chase verströmte immer noch seine verruchte Ausstrahlung, als er mir die Tür aufhielt. „Ich muss immer noch pinkeln. Darf ich kurz dein Bad benutzen?“

„Von mir aus“, brummte ich und ging mit ihm ins Zimmer.

Als erstes stellte ich das Spiel im Fernseher an. Die Dodgers führten noch, aber der Abstand war kleiner geworden. Die Cubs lagen nur noch zwei Runs hinten. Obwohl ich nichts zu gewinnen hatte, war ich für die Cubs. Wer war nicht auf der Seite der Dauerverlierer?

Eine Minute später kam Chase aus dem Bad. Er nickte Richtung Spiel. „Welches Inning läuft?“

„Das achte. Die Cubs liegen zwei hinten. Wenn die Dodgers gewinnen, gehen sie in die World Series. Wenn die Cubs gewinnen, findet noch ein Spiel statt.“

Chase lachte in sich hinein. „Ich kenne die Regeln, Steph.“ Er setzte sich auf eine Art auf die Bettkante, dass es nichts Anzügliches an sich hatte. Er ließ sich einfach so nieder, als ob es lediglich ein guter Platz zum Sitzen wäre.

Ich stand unbeholfen neben dem Fernseher. „Bist du ein Baseballfan?“

Er zuckte mit den Schultern. „Klar. Meistens verfolge ich nicht alle Spiele, aber ich schau mir immer die Vorsaison an. Hast du was dagegen, wenn ich mir das Ende des Spiels bei dir ansehe?“

Ich zögerte. Ich machte mir Sorgen, dass wenn ich Chase nicht sofort loswurde, ich später keine Willenskraft mehr dazu hätte. Er stützte die Ellbogen auf den Knien ab und beugte sich vor, was das Bett zum Quietschen brachte. Er wirkte sehr jugendlich und war auf den Bildschirm konzentriert.

„Na gut.“ Ich seufzte. Doch ich konnte es in dem Kleid keine Minute mehr aushalten. Darin kam ich mir wie in einer Art komischer Maskerade vor. Ich wollte einfach nur meine gewohnte Kleidung tragen. In einer Werbepause eilte ich ins Bad und griff vorher nach meinem Rucksack. „Bin gleich wieder da.“

Chase nickte und schaute weiterhin zum Fernseher.

Im Badezimmer atmete ich tief durch. Chase hatte mich völlig aus der Bahn geworfen. Als ich den Reißverschluss des Kleides öffnete, stellte ich mir vor, es wären seine Hände, die das Kleid runterzogen, meine Brüste umfassten, und das Gefühl zwischen meinen Beinen …

Schluss damit!

Innerlich bebend hob ich das Kleid vom Boden auf und hängte es an den Haken an der Tür. Während ich mich an die kühle Fläche der Wand lehnte, fiel mein Blick auf den Spiegel. Mir war bewusst, dass ich nicht hässlich war. Zwar war mein Körper nie kurvig genug geworden, um das Interesse der meisten Männer zu wecken, doch mein Gesicht war ganz okay. Meine Haare waren dunkelblond, lockig und lang. Sie waren das Einzige an mir, worauf ich ein bisschen stolz war, auch wenn sie unbezähmbar waren und mich meistens wahnsinnig machten. Es war noch dieselbe Frisur, die ich als kleines Mädchen hatte, und ich machte nichts anderes damit als sie ab und zu abzuschneiden. Auch hatte es dieselbe Farbe und Stärke wie das meiner Mutter. Sie hatte ihre Haare verloren, kurz bevor sie ihr Leben verlor.

Mit einem Seufzen über die traurigen Gedanken, in die ich abgerutscht war, suchte ich in meinem Rucksack nach einem T-Shirt. Es hatte das Logo der Arizona State Sun Devils vorne drauf und die Männergröße L. So mochte ich meine Shirts am liebsten. Locker und formlos. Ich zog elastische Gymnastikshorts an und hoffte, das wäre das Ende von meinem erotischen Eindruck auf Chase, der wahrscheinlich eine Schar Topmodels vögeln könnte, wenn ihm danach war.

Als ich die Tür öffnete, war ich sprachlos. Und das Gefühl wurde ganz schnell zu Misstrauen. Chase saß zwar immer noch auf dem Bett, so wie ich ihn verlassen hatte, aber er hatte das Licht runter gedimmt und sein Hemd ausgezogen.

„Erste Hälfte der neunten“, rief er ohne mich anzusehen.

Ich stemmte die Hände in die Hüften. „Was hast du jetzt wieder vor?“

„Pst! Die Dodgers erreichen gleich the heart of the order.“

„Und du kannst Baseball nur ohne Hemd anschauen, oder was?“

Geistesabwesend blickte er an sich hinab. „Mir war warm.“ Endlich sah er mich an. Doch es war keine Andeutung von irgendetwas anderem als Freundlichkeit in seinem Blick. „Setz dich. Genieß das Ende des Spiels.“

Er führte mich an der Nase herum. Ich wusste es ganz genau. Ich hätte ihn sofort rauswerfen und die Tür zuknallen. Sollte er doch einer anderen den Kopf verdrehen. Es gab nur ein Problem. Ich wollte nicht, dass er ging.

Dennoch konnte ich mich nicht dazu durchringen, mich zu ihm aufs Bett zu setzen. Chase klatschte in die Hände, als ein Spieler den Ball traf. Ich griff nach dem Sessel in der Ecke und versuchte, ihn so weit herüberzuziehen, dass ich den Fernseher sehen konnte. Chase bot mir nicht seine Hilfe an. Ich gab auf und kam mir idiotisch vor. Das Bett war ein King-Size und ich konnte mich locker draufsetzen und immer noch zwei Meter von ihm entfernt sein. Vorsichtig setzte ich mich auf die Kante.

„Ich wette zehn Mäuse, dass der Kerl einen Strike macht“, sagte er und deutete auf den Fernseher.

„Das wäre eine beschissene Wette.“

Er sah mich neugierig an. „Ich habe gehört, dass du dich mit dem Scheiß auskennst.“

„Scheiß?“

„Wetten.“

„Kann schon sein“, sagte ich düster. In meinem Hinterkopf ertönte aus mir unbekannten Gründen Xaviers grausames Lachen.

Chase wandte sich mir zu und zog die Knie an. „Ich will dich nicht über deine Wettgeheimnisse aushorchen, aber ich höre gern zu, wenn du konkreter werden willst.“ Er lächelte, zeigte mir erneut, wie verflucht sexy er war, falls ich es vergessen hätte, bei dieser breiten, tätowierten Brust und seinem Blick. „Ich hätte ein bisschen Kleingeld übrig, um mehr draus zu machen.“