Pflanzenbrauch im Jahreslauf

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Die Zeit zwischen den Jahren – die Rauhnächte

(25.12.-6.1)

Den Rauhnächten möchte ich an dieser Stelle etwas mehr Platz einräumen, da ich den Eindruck habe, dass sie in unserer schnelllebigen und profaner werdenden Welt an Interesse und Bedeutung gewinnen. Der Mensch sehnt sich nach Stille, Einkehr, Verbindungen zu etwas Größerem, sei es ein Gott oder die Natur. Die Zeit zwischen den Jahren kann uns all dies schenken; die Möglichkeit geben, das Vergangene, das alte Jahr zu reflektieren und das Neue mit guten Vorsätzen willkommen zu heißen.

Die Rauhnächte umfassen 12 Nächte und 11 Tage, in den meisten Regionen im Anschluss an das Weihnachtsfest. Sie enden mit Epiphanias, dem Dreikönigstag.*

Dieser Zeitraum wird durch die Differenz des Mond- zum Sonnenjahr definiert, das heißt, wenn der Mond 12 Zyklen durchlaufen hat und die Sonne 12 Monate, dann »fehlen« 12 Nächte und 11 Tage. Diese Beobachtung bewegte unsere Vorfahren dazu, Mythen zu spinnen und Bräuche zu etablieren. Die »fehlenden« Nächte wurden der dunkelsten und damit der mystischsten Zeit im Jahr zugeschrieben.

Wie auch an anderen alten Festtagen glaubte man, dass in den Rauhnächten die Grenze zwischen den Welten sehr durchlässig sei – eine heikle Zeit, um nicht den Zorn der Geisterwelt auf sich zu ziehen, sondern vielmehr ihren Segen für das kommende Jahr zu erhalten.

Beim Ursprung des Namens »Rauh-« sind sich die Gelehrten nicht ganz einig. Zum einen ist »rauh« ein alter Begriff für »haarig«, »bepelzt«, andere vermuten dahinter den Wortstamm für »Rauch«. »Bepelzt« gibt allerdings einen recht eindeutigen Hinweis auf die »Wilde Jagd«. »Der Wilde Jäger«, von Gestalt haarig mit Wolfspelz bekleidet, führt während der Rauhnächte das Geisterheer an. Er symbolisiert die unbändige Natur mit all ihrer zerstörerischen, aber auch fruchtbarkeitsbringenden Kraft – ungestüm, unberechenbar und wild. Man nimmt an, dass der »Wilde Jäger« der spärliche Überrest des einstigen germanischen Göttervaters Odin/Wotan ist.

Auch andere Kulturen kennen »wilde Jäger« beziehungsweise Jägerinnen. Die griechische Artemis wird als solche bezeichnet, auch sie trägt die Attribute der unzähmbaren wilden Natur, ist aber gleichzeitig auch fruchtbarkeitsbringend und die Schutzpatronin der Gebärenden.

Das Thema Rauhnächte füllt zu Recht Bücher, denn es gab kaum eine Zeit, in der es so viele Tabus und Regeln gab, meist drehten sich die Rituale um Ernte, Schutz vor Unwetter, Feuer, Überschwemmungen und Krankheiten, Fruchtbarkeit der Tiere und der eigenen Familie – in früheren Zeiten waren dies die wichtigsten Dinge im Leben.

Bei der Summe an Regeln (hier ist nur ein kleiner Bruchteil aufgeführt), die sich zwar regional unterschieden und teilweise auch widersprachen, lässt sich recht gut ein Muster erkennen.

Stille

Die Rauhnächte sollten eine Zeit der Stille sein, der Einkehr und Ruhe. Eigentlich war jede Art von Arbeit tabu, ein paar Ausnahmen gab es immer. In Bezug auf das »Arbeiten« waren vor allem »drehende« Arbeiten, wie spinnen,* Wagenfahren, Drechseln und dergleichen verboten, denn der immerwährende Kreislauf der Natur stand ja ebenfalls still.

Man durfte auch nicht waschen und nicht kehren, es galt sogar, den alten Besen zu Beginn der Rauhnächte zu verbrennen. Auch durfte man keine Wäsche aufhängen, denn darin könnte sich die »Wilde Jagd« verfangen und würde im kommenden Jahr die Hausfrau ins Geisterreich entführen oder etwas milder: Es würde Wäsche kaputtgehen oder Krankheiten verbreiten.

Ordnung

In gewisser Weise gehört zur Stille und zur Ruhe auch die Ordnung. Ungeordnete Gedanken verhindern die innere Ruhe. Doch wenn man die Ordnung als Gegensatz zum Chaos betrachtet, steckt mehr dahinter als »eine Grundlage« der Ruhe. Der wilden ungezähmten Natur wurde früher das Chaos zugeschrieben, und genau davon, gerade auch weil es während der Rauhnächte so stark war, wollte man sich distanzieren, sich davor schützen, wollte Ordnung halten, um nicht vom Strudel der unbändigen Chaoskraft mitgerissen zu werden.

Das bedeutete: Alles musste am rechten Fleck sein, keine schmutzige Wäsche sollte herumliegen und verliehene Gegenstände mussten zurückgegeben werden.

Geisterabwehr, Geister milde stimmen

Das meiste war reine Abwehr. Doch man wusste auch, dass man einige Geister gütig stimmen musste, denn immerhin konnten sie auch für reichere Ernten sorgen. Außerdem gab es innerhalb des Geisterglaubens auch den Ahnenkult, das heißt, dass man den verstorbenen Vorfahren die Ehre erwies und ihrer gedachte. Man stellte beispielsweise gewisse Speisen als Nahrung für die Geister an ausgewählte Örtlichkeiten. Zu den klassischen »Geisterspeisen« gehörten Bohnen* und Erbsen, beide zählen zu den ältesten Ackerpflanzen Europas.

In den meisten Gegenden war für die Lebenden daher auch der Verzehr von Bohnen und Erbsen während der Rauhnächte verboten, aber auch hier bestätigen Ausnahmen die Regel: Mancherorts sollten sie besonders viel Kraft spenden.

Fenster und Türen mussten verschlossen bleiben, sonst stürmte die Wilde Jagd herein. Es wurde sogar das Vieh während der 12 Nächte umgetauft. Hier muss erklärt werden, dass der Glaube vorherrschte, wenn man den wahren Namen eines Wesens wusste, hatte man Macht darüber. Daher ist anzunehmen, dass die Bauern die wahren Namen ihrer Tiere vor den lauernden Geistern verheimlichen wollten, damit diese kein Schindluder mit ihnen treiben konnten.

Es wurde Eisen, zum Beispiel in Form einer Axt, in den Stall gelegt. Geister, vornehmlich Naturgeister, mochten kein Eisen (auch hier gibt es in bestimmten Regionen wieder genau entgegengesetzte Vorschriften). Aus ähnlichen Gründen sollte man über dem Brunnen Eisen aufhängen oder mehrmals darüberschießen.

An Silvester, neben den Weihnachtsfeiertagen und den Heiligen Drei Königen die mächtigste Nacht innerhalb der »Zwölfe«, schenkt man sich immer noch Hufeisen als Glücksbringer. Ein Brauch, der sich aus diesem Glauben – Geister mögen kein Eisen – entwickelt hat. Viel Lärm, vor allem an Silvester, sollte ebenfalls die Macht der Geister eindämmen. Da Ruhe an sich sehr bedeutsam war, durfte dieser Krach nur zur gezielten Geisterabwehr und zu bestimmten Tagen gemacht werden.

Fruchtbarkeit & Segen

Bräuche und Symbole, die auch heute noch bekannt sind und die man sich zur Silvesternacht überreicht, sind das Vierblättrige Kleeblatt, das auch unter dem Jahr ein Glückbringer war und ist, das Schweinchen, das Fruchtbarkeit schenken soll, der Pfennig, teilweise einst auch eine Fischschuppe, die beide den Geldsegen im kommenden Jahr garantierten, und der Schornsteinfeger. Dass der Glück bringt, verdankt er seiner Tätigkeit: Er reinigt den Kamin. Der einstige Weltenbaum, die Verbindung zwischen Himmel und Erde, wurde im Laufe der Sesshaftwerdung ins Haus »gepflanzt«. Der Kamin verband von nun an Erde (und das wärmende Zentrum der Wohnstatt) mit dem Himmel. Um eine funktionierende Verbindung zu gewährleisten, benötigt es den Schornsteinfeger, der seiner segensreichen, wärme- und glücksbringenden Aufgabe bis heute nachgeht.

Je nach Region gab es zum Zwecke der Fruchtbarkeit und Gesundheit während der Rauhnächte auch spezielle Speisen; vor allem am letzten Tag, dem Dreikönigstag, sollte der Tisch reich gedeckt sein. An diesem Tag wurde auch der »Bohnenkönig«* erwählt (siehe S. 46).


Glück(liche)s Schwein

Orakeln & Zaubern

Wie zu allen dieser alten Festzeiten, war die Grenze zwischen den Welten schwindend dünn. Wenn man es schaffte, hinüberzuschauen, konnte man vielerlei Dinge sehen. Von großem Interesse war dabei natürlich die Zukunft. Auch heute noch versuchen wir zur Mitte der Rauhnächte, an Silvester, in die Zukunft zu schauen, indem wir geschmolzenes Blei ins Wasser kippen und die entstandene Form interpretieren. Blei ist ein Schwermetall, daher sollte am besten darauf verzichtet werden. Statt Blei kann man zum Orakeln auch das wohlriechende Bienenwachs verwenden.

Die sogenannten »Losnächte«, die weissagenden Nächte, beziehen sich meistens auf die Zeit zwischen den Jahren. Das Brauchtum kennt aber auch andere Zeiten, die Lostage oder Losnächte genannt wurden und in denen die Vorausschau ebenfalls möglich war. Der Traum der ersten Nacht erzählt von den Ereignissen im Januar, der zweite vom Februar und so weiter. Auch konnte man den Vegetationsverlauf für das kommende Jahr voraussagen. Es hieß, je heftiger die Wilde Jagd draußen tobt, desto fruchtbarer sollte das kommende Jahr werden, und viel Reif während der Rauhnächte versprach eine reiche Obsternte.

Grundsätzlich waren ja Tätigkeiten während der Zwölfe untersagt. Doch manche zauberischen Handlungen waren geduldet und erhielten in diesen Nächten eine besondere Kraft. Kerzen, die man goss, sollten am hellsten scheinen und vor bösen Erscheinungen schützen. Besen, die gebunden wurden, konnten Tierverhexungen* vertreiben, indem man Wasser darübergoss und dieses den Tieren zu trinken gab.

 

Die Silvesternacht galt von allen Rauhnächten als die zauberkräftigste. So konnte man in dieser Nacht Schätze finden, treffsichere Kugeln gießen, das Wasser für das nächste Jahr sichern, Feuerschutzzauber und vor allem Fruchtbarkeitszauber sprechen.

Vom Räuchern

Ganz generell wurde in der Vergangenheit zu vielen Gelegenheiten und an speziellen Tagen geräuchert. Man wollte damit Krankheitsgeister vertreiben, Schutz für Haus, Hof und all seine Bewohner bewirken, Rituale einleiten und diverse Übergänge begleiten. Solche Übergänge waren zum Beispiel Geburt, Tod und das Heranreifen eines Kindes zum Erwachsenen. Aber auch als handfestes Therapeutikum nutzte man den Pflanzen- und Harzrauch, der durch die entstehende Wärme und die über die Haut aufgenommenen ätherischen Öle wirkt.

Während der Rauhnächte war und steht die reinigende und schützende Kraft des Räucherns im Vordergrund. Gewisse (nicht durch ihre Wirkstoffe psychoaktive) Kräuter dienten auch zur Verstärkung der Hellsichtigkeit. Man wollte das alte Jahr in Frieden verabschieden und das neue mit Segenswünschen willkommen heißen.

Das gemeine Volk verwendete meist die heimischen Kräuter, denn Weihrauch und Myrrhe waren einfach zu teuer. In manchen Gegenden wurden die Räucherungen auch von Geistlichen durchgeführt, dann meistens (in Bayern) am Thomastag (20.12.), zu Weihnachten, Neujahr und Heilig Dreikönig (6.1.).

In der folgenden Liste sind die verwendeten heimischen Kräuter aufgeführt, wobei je nach Region gewiss das eine oder andere Kraut hinzukam beziehungseise nicht verwendet wurde.

Beifuß (Artemisia vulgaris) – Kraut

Duft: würzig, aromatisch

Unterstützt Veränderungen im Leben, stärkt die Weiblichkeit, die Intuition, fördert das Traumbewusstsein und die Trauerarbeit, allgemein ideal für Übergangsrituale.

Für die Rauhnächte: Reinigung, Schutz, Orakel

Wacholderholz (Juniperus communis) – Nadeln, Rinde, Beeren

Duft: harzig, aromatisch, warm

Keimtötend, wirkt klärend, stärkend, erdend, unterstützt Übergangsrituale & Ahnenkontakt.

Für die Rauhnächte: Reinigung, Schutz

Engelwurz (Angelika sylvestris) – Wurzel, Blätter, Samen

Duft: ätherisch, würzig

Wirkt antidepressiv, erwärmend (vor allem um die Herzgegend), stärkt das Vertrauen in sich und die Welt, bringt verstorbene Seelen ans Licht. – Sie ist ein großer pflanzlicher Engel.

Für die Rauhnächte: Reinigung, Schutz, Segnung

Spitzwegerich (Plantago lanceolata)

Duft: kokelig, krautig

Der Spitzwegerich ist kein klassisches Räucherkraut. Aufgrund seiner Symbolkraft (siehe Spitzwegerich S. 147) als Herr und Begleiter aller Wege, ist er für mich fester Bestandteil des Rauhnachtsbuschen geworden.

Für die Rauhnächte: Der Spitzwegerich schließt die gegangenen Wege des letzten Jahres ab und segnet die kommenden.

Schafgarbe (Achillea millefolium) – Kraut

Duft: herb, würzig

Stärkt die Intuition, fördert Traumarbeit, vermittelt das Gefühl von Geborgenheit.

Für die Rauhnächte: Orakel, Klarheit (Ordnung)

Dost (Origanum vulgaris) – Kraut

Duft: aromatisch bis kokelig

Stärkt die eigene Persönlichkeit, hilft zur Abgrenzung äußerer Einflüsse, großer Geisterbanner, Reinigung.

Für die Rauhnächte: Schutz

Kiefernholz (Pinus sylvestris) – harzgetränktes Holz

Duft: fein, warm, harzig

Wärmt das Herz, reinigend, desinfizierend, hilft bei Trauerarbeit, Geborgenheit Zuversicht, Zuneigung.

Für die Rauhnächte: Licht

Esche (Fraxinus excelsior) – Samen

Duft: würzig, warm

Schutz vor Mobbing und Manipulation, hilft bei Rückführungsritualen, stärkt das Ich, wirkt erdend.

Für die Rauhnächte: Reinigung, Licht

Minze (zum Beispiel Rossminze) (Mentha longifolia) – Kraut

Duft: frisch bis kokelig

Erfrischend, stärkend, klärt die Gedanken, hilft, im Augenblick zu sein.

Für die Rauhnächte: Reinigung, Klarheit

Baldrian (Valeriana officinalis) – Kraut, Wurzel

Duft: kokelig (Kraut), »baldrianig« (Wurzel)

Fördert die Intuition, stärkt die Hellsicht; die Wurzel (gering dosiert) steigert die Lust.

Für die Rauhnächte: Orakel, Schutz (vor allem Geisterbanner)

Hopfen (Humulus lupulus) – Blütenzapfen

Duft: herb, aromatisch

Schlaffördernd, fördert die Zwiesprache mit der Natur.

Für die Rauhnächte: Orakel

Mädesüß (Filipendula ulmaria) – Kraut

Duft: süßlich bis kokelig

Fördert Intuition und Traumbewusstsein.

Für die Rauhnächte: Neubeginn, Licht

Rose (z.B. Rosa canina) – Blüte

Duft: blumig bis kokelig

Versöhnung, harmonisiert und besänftigt die Stimmung.

Für die Rauhnächte: Segnung, Heilung alter Wunden

Johanniskraut (Hypericum perforatum) – Kraut

Duft: krautig bis kokelig

Spannungsabbau, klärt elektromagnetische Spannung, hilft bei Traurigkeit, Ängsten (vor allem Dunkelheit), Schutz für Geist und Seele.

Wurde gegen Unwetter verräuchert und zur Entlarvung dunklen Blendwerks.

Für die Rauhnächte: Segnung

Weidenholz (z.B. Salix purpurea) – Rinde von der roten Weide

Duft: balsamisch, vanillig

Wärmend, behütende Stimmung, Sicherheit.

(Die rote Rinde enthält mehr Populin, den Wirkstoff, der für den Geruch verantwortlich ist – genutzt werden können die kleinen Feinäste – vorsichtig brechen.)

Für die Rauhnächte: behütend, Hoffnung, Erneuerung

Heimische Räucherharze:

Koniferenharze ähneln sich im Geruch und ihrer Verwendung – feine Unterschiede gibt es dennoch.

Kiefer (Pinus sylvestris)

Duft: warm, harzig

Stärkt die Körpermitte, Schutz, wärmend, siehe auch Kiefernholz (oben).

Für die Rauhnächte: Licht, Wärme

Fichte (Picea abies)

Duft: harzig, kräftig, waldig

Reinigend, Schutz, innere Ruhe, klärt den Geist, fördert Konzentration, bringt alte Wunden zur Heilung ans Licht.

Für die Rauhnächte: Hoffnung, Wärme

Tanne (Abies alba)

Duft: frisch, zitronig, harzig

Schutz, reinigt die Luft wörtlich und übertragen, stärkt die Nerven, macht kräftig und mutig, steigert psychische Widerstandfähigkeit.

Bei der Tanne eignen sich auch die Nadeln hervorragend zum Räuchern (pflücken, trocknen und dann gut verschlossen aufbewahren).

Für die Rauhnächte: Reinigung, Kraft

Lärche (Larix dicidua)

Duft: warm, frisch, harzig

Macht fröhlich, zentriert, schärft den Blick in die Anderswelt, hilft einem, die innere Müdigkeit abzuschütteln und voller Kraft einen Neustart zu beginnen.

Für die Rauhnächte: Selbstvertrauen, fördert Intuition/Hellsichtigkeit

Pappelknospe (Populus nigra)

Duft: vanillig, warm, weich

Gefühl von Geborgenheit, Wärme, Zuversicht, Vertrauen in der Ruhe.

Die Knospen der Schwarzpappel müssen im Winter gesammelt werden, die Bäume sind zwar recht groß, allerdings reißen durch Winterstürme immer wieder Äste ab, von denen ihr die Knospen absammeln könnt.

Für die Rauhnächte: Wärme, Zuversicht

Räucherbuschen binden & abbrennen

Material: reißfestes, nicht synthetisches Garn, getrocknete Kräuter (als »Grundstock« eignet sich Beifuß sehr gut)

Breitet den Beifuß oder ein anderes Kraut aus und legt die anderen Pflanzenteile darauf. Anschließend wird das Ganze zu einem Bündel zusammengelegt. Nun knotet den Anfang des Bündels fest zusammen, wickelt das Garn in 2 cm Abständen fest darum und macht alle 5-8 cm einen Zwischenknoten.

Beim Binden kommt es darauf an, dass die Pflanzen sehr fest aneinander liegen, damit sie beim Anzünden gut durchglühen. Die Zwischenknoten verhindern ein Auflösen des ganzen Buschens beim Abbrennen.

Ist der Buschen fertig, zündet ihn an und lasst ihn kurz brennen. Am Anfang werdet ihr durch etwas Pusten der Glut noch nachhelfen müssen, ihn vielleicht immer wieder in die Flamme halten. Wenn man in geschlossenen Räumen räuchert, sollte man immer einen Teller parat heben, der die gelegentlich herabfallenden Glutstückchen auffängt. Beim Ausmachen eines Buschen müsst ihr darauf achten, dass die Glut auch wirklich erloschen ist. Am besten steckt ihr ihn kopfüber in eine Schale mit Sand.

Damit die alten Energien entweichen können, sollte man nach oder während der Räucherung ein Fenster öffnen.

Rauhnachts-Räucherbuschen

Die hier aufgeführten Zusammensetzungen der Buschen sollen nur als Vorschlag verstanden werden, gerade beim Räuchern finde ich es wichtig, seinem eigenen Gespür und seiner Neigung nachzugehen.

Erste Hälfte der »Zwölfe«: Beifuß, Wacholder, Engelwurz, Schafgarbe, Dost, Kiefer, Eschensamen, Rose

Zweite Hälfte der »Zwölfe« (zusätzlich): Minze, Baldrian, Hopfen, Johanniskraut, Mädesüß, Rose

Neunerlei Hölzer

Es spielt keine Rolle, auf welche Kultur man blickt. Fast allen ist die Zahl Drei heilig. Jeder kennt die Dreifaltigkeit der christlichen Kirche. Häufig trifft man die dreigesichtige Göttin an, die Jugend, Reife und Alter symbolisierte. Die Germanen hatten ihre drei Nornen (Urd, Verdandi, Skuld), die an den Fäden der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft spannen, die Kelten die drei Matres (Brigit, Macha, Morrigan).* In Griechenland nannte man die drei Schicksalsspinnerinnen Moiren (Klotho, Lachesis, Athropa). Weitere bekannte »Dreiheiten« finden sich in Ägypten verkörpert durch Isis, Osiris und Horus, im Hinduismus durch Brahma, Vishnu und Shiva.

3 x 3 Hölzer wurden in den Nächten auf diverse Festtage, wie den Karfreitag, den Johannistag oder auf den 1. Mai verbrannt. Am längsten hat sich dieses Brauchtum während der Rauhnächte erhalten.

Die Feuer dienten zum Schutz vor Krankheiten, Flüchen und für die Fruchtbarkeit von Vieh und Feld. Oft wurde die Asche des verbrannten Holzes, wie beim Julblock, aufgehoben und das Jahr über für Zauberzwecke genutzt. So streute man zum Beispiel bei drohendem Unwetter etwas davon ins Herdfeuer* oder verabreichte es als Medizin.

Wie vieles im Brauchtum, war auch hier die Auswahl der Hölzer regional unterschiedlich, konkrete Angaben sucht man in der Literatur vergeblich.

Aufgrund ihrer Stellung im Volksbrauchtum wäre die Zusammensetzung der Neunerleihölzer während den Rauhnächte aus den folgenden Bäumen durchaus denkbar:

•Fichte (Picea abies): immergrüne Nadelbäume (erhielten die Vegetationskraft den Winter über lebendig)

•Tanne (Abies alba): immergrüne Nadelbäume

•Kiefer (Pinus syvestris): immergrüne Nadelbäume

•Esche (Fraxinus excelsior): Lichtbaum

•Apfel (Malus domestica, M. sylvestris): Nahrungsquelle, Fruchtbarkeit

•Haselnuss (Corylus avellana): Symbol für Fruchtbarkeit

•Wacholder (Juniperus communis): Schutz

•Birke (Betula pendula): verkörpert den kommenden Frühling

 

•Eiche (Quercus robur): Stärke

•Weißdorn (Crataegus monogyna): rote Beeren als ein Zeichen für das Leben, Heckenpflanze (Heckenpflanzen gelten allgemein als »Schwellenhüter«)

Der Julblock

Julblock, ein Brauchtum, das über ganz Europa, von Portugal über England bis zu den slawischen Ländern verbreitet war. Hier wurde ein Eichenblock zu Beginn der Rauhnächte angezündet und sollte bis zu ihrem Ende durchschwelen. Manchmal wurde er auch nur zu Weihnachten entzündet. Seine Asche galt allerdings allerorts als heilkräftig und vor allem fruchtbarkeitsbringend. Sie wurde aufs Feld gestreut oder teilweise in Prisen ins Viehfutter gegeben. Ethnologen konnten ihn von der Iberischen Halbinsel bis nach Osteuropa, von den Britischen Inseln bis nach Italien zurückverfolgen – ein echt europäischer Brauch!

Bohnenfest

Bohnenkönig zu Dreikönig. Hier wurde in einem Kuchen eine Bohne versteckt, wer diese Bohne in seinem Stück hatte, wurde zum Bohnenkönig gekrönt. Es ist stark anzunehmen, dass dieses Ritual in vorchristlicher Zeit recht ausschweifende, orgiastische Formen angenommen hat: der Bohnenkönig, das Sinnbild für den fruchtbarkeitsspendenden Gott… In späteren Zeiten wurde dieses Fest weniger ausschweifend begangen, alte Symbole der Fruchtbarkeit blieben aber erhalten.


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