Traumprotokolle

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– Claudia Tarabay ruft an und will Genaueres wissen wegen Ebby, sie redet ganz normal, als sei nichts Problematisches zwischen uns, im Hintergrund viele Kinderstimmen, so dass ich mich stark konzentrieren muss, um sie verstehen zu können, sie ist dann auch davon abgelenkt, redet mit den Kindern oder Leuten im Hintergrund und es dauert lang, bis sie wieder mit mir sprechen kann, und Ebbys Tod kommt wieder voll hoch bei mir, kann kaum reden, kämpfe gegen Tränenausbruch, aber sie will mit mir drüber reden, bis ich sie am Telefon sehe, schräg unter mir, wir sehen uns an, sprechen aber weiter in den Hörer, unsere Köpfe sind ganz nah beieinander, ihre Lippen ganz nah, bis wir uns küssen, erst vorsichtig, aber dann spüre ich auch ihre reindrängende Zunge, es wird ein richtiger Zungenkuss und wir reden weiter, es scheint, als ob sie auch andere Freundinnen da hat, weiter hinten, und es ist, als ob Ebbys Tod jetzt das Eis gebrochen hat bei ihr • es regnet und das heißt, die Messungen sind nicht mehr korrekt, das Geld ist zwar eingewickelt, in große grünbraune Blätter, so dass es kleine Ballen gibt, die oben offen sind, damit man es herausnehmen kann, und diese Ballen sind irgendwie in einer Tasche am inneren Rand der Haut, also wie eine natürliche Tasche, verstaut, aber es wird nass und deswegen muss es umgepackt werden in Döschen oder in Plastikdosen wie die runden von »Miniprix«, wodurch es sich aber anscheinend verwandelt, denn es sind erst nur zweitausend Francs CFA, aber am Schluss sind es fünftausend • wir arbeiten alle draußen in der Dämmerung an irgendeinem Haus, das aus mehreren Teilen besteht, die von einer Straße getrennt werden, hinter der der andere Teil an einem steilen Hang liegt, und das aus Punkten und Kugeln zusammengesetzt oder renoviert wird – aus silbernen oder silbern glänzenden Aluminiumkugeln – und da kommt ein großes, großes Flugzeug ziemlich dicht über uns angeflogen, vielleicht sogar eine Frachtmaschine, es setzt zum Landeanflug an, hat auch schon seine blinkenden Lampen an, rote und weiße; ich guck dem nach und geh über die Straße, wo auch alle anderen von der Arbeit abgelassen haben – teilweise Brückenkonstruktionen, Bögen, Verbindungen zwischen den Hausteilen – und dem Flugzeug nachgucken, das ja vielleicht sogar abstürzen wird, aber wie ich drüben ankomme, fliegt es schon so tief, dass ich es nicht mehr sehen kann, ihm nicht mehr nachgucken kann, zumal ich noch unten an dem Haus neben einer Wand, die den Hang abstützt, stehe, weswegen ich mich auf einen Barhocker setze, der da steht, gegenüber ist eine Frau, die raucht, aber ich nehme ihr die Zigarette ab und drücke die Glut raus, was erst nicht richtig geht, weswegen ich ziemlich lange dran fummeln muss, bis die Glut endlich ganz aus ist – wodurch meine Finger dann ganz stinkig werden werden, was ich aber in Kauf nehme –, frage noch sicherheitshalber: »das darf man doch, oder?« und die andere Frau sagt: »ja, das darf man!« und ich mach diese blöde Zigarette aus und die eine von den beiden Frauen, mit denen ich auf Barhockern vor dieser Mauer sitze – eine etwas oberhalb von mir, eine etwas unterhalb −, also die oberhalb Sitzende liest lachend einen Bericht von mir als Kind vor, als die Berichtschreiberin mit mir in der Schule war, dass ich ganz schlecht gewesen sei, die Lehrer gesagt hätten: »aus dem wird nichts«, später sei ich aber dann ganz gut geworden, und sie sagt: »ach, das ist aber hübsch gemacht, so italienisch! vor allem dieses: ›aus dem wird ja nichts!‹«, ich sage, dass ich mich an nichts erinnern kann, aber es durchaus so gewesen sein kann, »denn in unserer Volksschule in Ulm waren Mädchen, also das kann schon sein« –

– mehrere Leute, darunter Engländer, an der Autobahnauffahrt, müssen aber immer wieder warten und dürfen oder können nicht auf die Bahn, weil man da Unterricht gibt auf der Autobahnauffahrt; ich hab das mühsam organisiert alles, es war erst gesperrt, aber jetzt ist es geöffnet und es stimmt jetzt alles so, wie es ist, und wir bleiben auf jeden Fall da stehen, sonst kommt alles durcheinander und dann kommen noch die Engländer dazu und ich sage denen, dass sie auf jeden Fall nicht auf die Bahn fahren dürfen – wobei ich das Wort »Bahn« auf Deutsch sage und denke, dass sie das als »Autobahn«, quasi Lehnwort, verstehen werden –, sondern weiter da an dem Parkplatz warten, wenn sie nicht wo Bestimmtes hinwollen, sonst kommen sie von da so schnell nicht wieder • er, Lutz Eisel, verteidigte einen Mann, war ein Mann, der seine eigenen Eltern zerstückelte und ins Eisfach gelegt hat • bin auf einer Veranstaltung, die irgendwie ein bisschen zu meinen Ehren ist, könnte etwas Geburtstagsartiges sein, aber auch wegen der »es«-Veröffentlichung, über die eine Frau ganz interessiert mit mir reden will, mich regelrecht ausfragt, fast interviewt • wir stehen in einem Vorraum hinter dem Gang, durch den ich eben gegangen war und in dem einige auf den Boden kauerten und aßen oder irgendwelche Übungen oder Spiele machten –, aber dann sehe ich, dass einer der Veranstalter dieser Feier etwas weiter hinten steht und nervös wartet, bis die Frau endlich fertig ist mit mir, aber nachdem sie das offenbar noch lange nicht will, sie an der Schulter antippt und bittet, zum Ende zu kommen, da, wie ich dann auch sehe, weiter hinten an einem Tisch schon die nächste sitzt, die mit mir reden will, wobei dieser aufnahmeleiterartige Mensch mich aufklärt, dass insgesamt ganz viele mit mir über »es« reden wollen und er bereits organisiert hat, dass einer nach dem anderen mit mir reden kann, was mich freut und ehrt, aber als ich mich dann zu der anderen setze und wir zu sprechen anfangen, wobei sie mich erstmal wieder grundsätzliche Fragen fragt, denke ich: »verdammt, ich hab jetzt gar keine Prospekte dabei, wenn ich das gewusst hätte, hätte ich natürlich Prospekte mitgenommen, die ich den Leuten geben kann, damit ich nicht immer bei Punkt Null anfangen muss«, da kommt ein weiterer, der auch mit mir reden will, und unterbricht das Gespräch mit der Frau am Tisch und sagt: »Kollege Drähn ist auch da und will mit dir reden«, woraus ich schließe, dass der mich Ansprechende wohl ebenfalls ein alter Kollege vom Schauspielhaus Bochum ist, er erinnert mich sogar an Andreas Korffmann, und er schlägt vor, doch eine kleine Gruppe zu bilden, eine kleine Versammlung zu machen, wo wir dann alle zusammen reden, damit es praktischer wird, womit ich sehr einverstanden bin, und durch diesen Gang gehe ich wieder zurück und sehe die Leute, die da kauern und etwas verrenkt am Boden rummachen und an etwas rumfummeln, was am Boden liegt, was ich aber nicht genau erkennen kann – etwas weiter hinten in einem eine halbe Etage tiefer gelegten Raum glaube ich auch, Kalle Drähn zu erkennen – und dann denke ich: »mein Gott, es ist vielleicht doch am besten, ich fahre eben schnell nach Hause und hole die Prospekte, ist ja nicht weit«; das Auto, das der rote Renault sein könnte, steht draußen auf dem Vorplatz unter einem Baum, und ich erkläre das dort noch kurz dem aufnahmeleiterartigen Typen, wobei wir nochmal ziemlich lange hin und her abwägen, ob sich das wirklich lohnt oder nicht, aber dann doch zu dem Schluss kommen, dass es sinnvoll ist, woraufhin ich ins Auto steige, losfahre, aber kurz darauf zu einer baustellenartigen Stelle komme, an der viele Leute herumsitzen und -stehen, ratlos, irgendwas scheint passiert zu sein, man kann auch nicht mehr weiterfahren, es ist alles wie Baugebiet, tiefe Rillen, in denen der Wagen stecken bleiben würde, ich kurble das Fenster runter und frage, was los ist: es gehe um eine Scheidung, sagen die Leute, was offenbar eine sehr ernste und schwierige, ritualartige Sache sei, ich frage: »was soll denn das?«, aber die Leute sagen, ich könne nicht mehr weiterfahren, »sonst verbrennt das Auto«, ich sage: »aber ich hab’s ganz eilig, muss ganz schnell wieder zu einer laufenden Veranstaltung zurück« und nach einigem Zögern erklärt sich eine Frau bereit, mir zu helfen, ich gehe raus aus dem Auto auf dieses baustellenartige Bruchgelände, das durch einen großen Spalt getrennt ist, wo auf beiden Seiten Leute sitzen und stehen, zum Teil an Tischen, alle sehr ernst und düster und gespannt, böse feierlich und als ob sie alle auf etwas warteten, aber bevor ich auf dieses Abbruchgelände gehe, sagt die Frau zu mir: »du musst hinterher das Jackett wechseln, denn du musst jetzt da rüber und musst dich dann auf diesem Schotter wälzen und wälzen und wälzen« und ich weiß nicht, was ich machen soll, wie ich das umsetzen soll und wie ich über diesen Spalt kommen soll, will nicht, dass mir jetzt was passiert, stehe unschlüssig da rum, bis die Frau mir wieder hilft und das Auto nimmt, das nur noch ein Autositz ist, den sie rüberträgt, wobei es nur noch eine Schüssel ist, in der wiederum eine zweite, kleinere Schüssel liegt, die verdeckt, was in der unteren ist, und stellt sie in die Mitte auf diese Fläche, die eine Bastzeugfläche ist, eine größere Bastmattenfläche, woraufhin ich auch über den Spalt springe und mich drüben auf diesen Abbruchboden werfe und über die Schulter rolle und rolle und rolle und sehe, dass diese Schüssel tatsächlich brennt, sehe die Flammen daraus lodern, und dann rolle ich mich und rolle mich und rolle mich weiter, damit ich selbst nicht zu brennen anfange, wobei ich feststelle, dass es sehr angenehm ist, sich da zu rollen, bis die anderen, die da rumsitzen, sagen: »jetzt ist gut, jetzt kannst du die Schüssel nehmen, das obere, verbrannte Teil abnehmen und da drunter sind Fleischstückchen, die kannst du essen«, was ich dann auch, neugierig geworden, tue, und feststelle, dass da tatsächlich mehrere, zum Teil nur halb oder angegarte Filetstückchen sind, darunter aber auch einige, die man tatsächlich essen kann, wie von einem oder für einen Brochette-Spieß; ich esse die dann auch und frage, was das soll, bekomme aber keine Antwort, obwohl da wirklich ziemlich viele Leute rumstehen und irgendwas machen, ein etwas grobschlächtiger Mann mit Kordhosen und einer Wollweste neben beziehungsweise unterhalb seitlich von mir kniet vor einem gewaltigen Fleischberg, einem wirklich kalbsgroßen reinen, roten Filetteil und hackt mit seinen riesigen Schneidezähnen Streifen daraus heraus, die vielleicht dann später für dieses merkwürdige Verfahren verwandt werden, andere, auch auf dieser Seite, also da, wo man verbrennt, bereiten auch irgend etwas vor und sagen: »ja, der Wagner, der wird sich wundern, dass er nicht mehr verheiratet ist«, nicken dabei mit dem Kopf und lachen bitter, aber auch ein wenig höhnisch, reden weiter darüber, dass dieses Paar jetzt nicht mehr zusammen ist, sie ihn betrogen hat und der das gar nicht weiß, und dann kommen zwei von der Seite rein, die Puppen mit Lodenmänteln tragen, halb mannsgroße, die sie auswickeln und herzeigen, so dass man das Gesicht von diesem Wagner sehen kann; ich frage, ob das der Wagner vom Stadtarchiv Bochum ist, bekomme aber keine Antwort, sondern sie halten mir die Puppe hin, so dass ich das Gesicht sehen kann, das ich zwar nicht kenne, das aber ein Hitlerbärtchen hat, woraufhin sie die Puppen wieder in ihre Lodenmäntel einwickeln und wegschmeißen – aber dann kommen wieder zwei neue Leute, die genauso aussehen und einer ist wohl dieser Wagner, um dessen Scheidung es da geht, er macht aber gar keinen unglücklichen Eindruck, sieht eher neugierig um sich, als ob hier etwas Interessantes los sei –

 

– wir arbeiten etwas in einem Haus neben einem kleinen Art Marktplatz mitten in der Stadt, auf dem gerade ein Volksfest stattfindet, aber wir müssen das koordinieren mit einem Mann, einem Schwarzen, der im ersten Stock eines Hauses auf der gegenüberliegenden Seite des Platzes in einem offenen Tür- oder Balkoneingang steht – das Haus ist noch im Rohbau oder ist gerade entkernt worden und wird totalrenoviert –, neben zwei weiteren Männern, die faschingsartig verkleidet sind beziehungsweise für das Volksfest und von dort für das sich drängende Volk auf dem Platz sichtbar sind, aber starr dastehen, keine Aktion machen, während wir an einem Tischchen auf dem Platz sitzen, wo wir – eine Frau und ich – das, was wir sagen wollen, auf eine Tafel schreiben, was von dort irgendwie übertragen wird zu dem im ersten Stock stehenden Schwarzen oder es wird von einer Kamera aufgenommen und per Beamer nach oben projiziert, wo der das dann lesen kann, was aber auch hieße, dass ich das so schreiben muss, dass die Kamera es gut erfassen kann, da wäre ja ein rein elektronisches System praktischer, wo man es direkt auf die Tafel schreibt und es ganz oben irgendwo gesehen wird, aber er wird ja auch gefilmt und wir sehen das irgendwie und die Kommunikation klappt gar nicht, der steht da neben diesen beiden kostümierten und maskierten verkleideten Figuren im ersten Stock und blickt nicht durch, wobei diese beiden Werbung machen für irgendetwas, während er ja mit uns ganz wichtig das Haus renovieren soll oder was auch immer wir da machen, und er unterhält sich mit diesen beiden neben ihm, wir sehen uns gar nicht richtig, da kommt der Hund und wir wollen wieder zurück in unser zu renovierendes Haus, es ist aber alles so voll mit Menschen, die das Volksfest besuchen, dass kein Durchkommen ist und jetzt ist auch noch eine Bullin gekommen, die ihren Wagen fett mitten auf den Platz gestellt hat und einen Witz erzählt, verstärkt, so dass alle ihn hören können, aber ewig lang diesen Witz erzählt, der nicht zu Ende geht, und wir kommen da nicht raus, bloß weil diese Bullin da diesen Witz erzählt –

– ich ziehe um und mein Zeugs ist in Tuben, die keinen Verschluss haben, also oben offen sind, weswegen man aufpassen muss mit dem Regen, und Sylvia hat dem Laden, in dem die stehen, schon zweimal Geld gegeben, aber diesen Laden, also die beiden Türen vorne, kann man nicht richtig zumachen, die Eisengitter passen nicht drauf, außerdem haben die keine Quittung gegeben, sehen das wohl eher als Spende – wofür es ja auch eine Quittung geben müsste! – und da kann man jetzt nichts machen – dauernd muss man Rücksichten nehmen! • habe Johnson zu einem Dreh mitgenommen und er macht sich sofort bei allen beliebt mit Späßen und Sprüchen, alle mögen ihn auf Anhieb und ich bin stolz auf meinen Johnson, wie gut der sich macht, alle finden ihn toll und sind begeistert, auch diese Frau mit ihrem vegetarischen Essen in einer ziemlich großen Tupperdose, die auch aus Blech sein könnte und in der ein Brei zu sehen ist, weil der Plastikdeckel halb danebenliegt, wahrscheinlich die Produktionsleiterin oder »Producerin«, die erfreut über ihn lacht, aber wie ich mit Drehen fertig bin und gehen will, finde ich ihn nicht; das Gelände ist an einem steilen Hang, auf dem flache, gedrückte bauernhof- und werkstattartige Gebäude stehen, in denen Maske und Garderobe sind, darunter verläuft eine enge, querlaufende Straße, auf der ein riesiger, roter LKW steht, der das Ganze noch unübersichtlicher macht und an dem ich nicht vorbeikomme, als ich zum Set will, um nach Johnson zu suchen, weshalb ich kurz überlege, ob ich Johnson nicht einfach dalasse und schon alleine vor ins Hotel gehe, dann aber doch in der Schneiderei ganz oben an diesem Hang nach ihm frage, in der sie wie die Verrückten nähen, allerdings alles ganz primitiv, wie im Stall, zum Teil auf Säcken sitzend, Pferdegeschirr an den Wänden, anderes Stallzeugs, und einer, der auf dem Tisch sitzt und in weit ausholenden Bögen seinen Faden durch das Kleidungsstück zieht, sagt, ich solle doch die Aufnahme- oder Statistenleiterin nach Johnson fragen, und sie kommt auch gerade, blickt aber nicht durch, ob sie ihn noch brauchen oder nicht, antwortet gar nicht richtig auf mich, guckt auf den Boden und geht mit ihren Akten unterm Arm und ihrem Assistenten in diesem stallartigen, steil nach unten abfallenden Gebäude auf Holzdielentreppen wieder runter an das Set, das auf der anderen Seite der Straße weiter unten ist, auch in flachen, steil nach unten abfallenden Gebäuden – ich bin im Bademantel und denke: »na, dann geh ich eben runter und schau selber nach«, steige aber außen die ziemlich steile, enge Zickzacktreppe runter und ziehe oben den Bademantel aus und werfe ihn auf eine ins Gras gesteckte Laterne, aber wie ich dann schon fast unten an der Straße bin, merke ich plötzlich, dass ich ja völlig nackt bin, und weiß gar nicht, wieso ich das gemacht habe, renne sofort wieder hoch und will mir den Bademantel anziehen, komme aber nicht richtig in den Ärmel rein, der sich beim Ausziehen verknuddelt hat, und genau in diesem Moment kommen drei Musliminnen in bunten Gewändern und weitgehend verdeckenden Kopftüchern auf die Terrasse des daneben etwas weiter unten liegenden Gebäudes, lehnen sich sofort an das Geländer, machen mit ihren blöden Kopftüchern rum und schielen zwar lächelnd, aber missbilligend zu mir hoch; ich versuche mich mit dem immer noch nicht ganz angezogenen Bademantel jedenfalls so weit zu verdecken, dass man meine Nacktheit nicht sieht, obwohl ich immer noch damit kämpfe, in meinen Ärmel reinzukommen, aber die Beine ragen raus und man kann erkennen, das ich ansonsten nackt bin, sie gucken betont halb weg {das Restaurant am Hang, an dem ich beziehungsweise wir außerhalb der normalen Holzterrasse an dem Tisch saßen; diese Gefechtssituation, in der ich mit dem Hubschrauber von den Gangstern wegkam und die Butter dabeihatte}, kichern verschämt, gucken aber extra dauernd wieder hin und dann kommen auch noch die ganzen türkischen Statistinnen von unten aus dem Setgebäude über die Straße, von der der rote LKW inzwischen weggefahren ist, und gehen auch auf diese Terrasse zu den anderen Musliminnen oder auf die andere Treppe, die auch im Zickzack hochgeht, und setzen sich dort auf das Geländer wie Vögel auf die Stange, wie Tauben im Schlag, und schauen alle demonstrativ zu mir und kichern, alle verschleiert mit ihren bunten Kopftüchern und alle gucken verschämt weg und doch hin, eine sagt: »so was will ich nicht sehen!«, ganz empört, und während ich es endlich schaffe, den Badenmantel einigermaßen wieder anzuziehen, sehe ich auf der Straße den mit vielen bunten Blumen bemalten alten VW-Bus der Türkinnen, der sogar eine türkische Nummer hat, und gehe die Treppe runter und freue mich so wegen Johnson, dass und wie er da so viel Erfolg hat beim Team und überhaupt den Leuten, wie beliebt er sofort ist, alle ihn witzig finden, und ich denke: »den kann man wirklich mitnehmen, den kann man wirklich herzeigen«, denke aber auch: »diese blöden Türkinnen machen da so ein Geschiss um ihre Religion beziehungsweise ihre verlogene Prüderie, aber bei so ’nem stinknormalen Film mitmachen und die Statistengage einstreichen, das wollen sie schon auch – dann aber noch trotzdem mit ihren blöden Kopftüchern und ihrer gezierten Geschichte da rummmachen: denken doch selber nur ans Ficken, sonst gar nichts!« • Schule, Wohnung, Ferienvorbereitung, bin ganz alleine, wenn alle weg sind, freue mich sehr drauf, meine endlich Ruhe zu haben, und auf der gegenüberliegenden Seite sind sie auch genervt von dem Fußballgedöns • ich habe ein großes Blatt Papier, auf dem alles draufsteht, und lege das in den offenen Wagen beziehungsweise auf den Sitz bei offener Wagentür, das Blatt steht aber ein wenig raus und ein Wort passt nicht überein mit dem Rest, dem Ganzen, also ein Satz, eine Zeile, das macht aber nichts und die Tür lässt sich trotzdem zu-machen, die ist so raffiniert gebaut, sozusagen nach außen hin ausgebeult, aber auch das Glas, denn das Blatt müsste eigentlich überstehen, steht aber nicht über – und dann ist da auch so eine Liste mit Lesungen, die an einem Schlüsselbrett hängt, an den Stiften, die da rausstehen, und das leuchtet dann auf, wie teuer die Fahrt dorthin ist, jede folgende ist immer etwas billiger, am Anfang kosten sie über dreihundert Euro, am Schluss unter zweihundert und ich denke: »das ist ja gut für mich!« – die Windschutzscheibe geht kaputt, aber es fällt alles so ins Auto rein, dass nichts passiert, es niemanden stört und es dadurch für diese gehbehinderte Frau viel leichter wird, dorthin zu kommen, als vorher, weil das alles irgendwie auf mein Auto geht – auf dem Statistenzettel muss ganz oben die Produktion geschrieben werden, also der Titel von dem Film, aber den weiß ich nicht, weswegen ich einfach »Umzug« schreibe, dann weiß man schon, was gemeint ist, drunter dann muss man Name, Adresse und alles in diese vorgedruckten Zeilen eintragen –

– Fips kommt zu spät, weil die Frauen einen Aufstand machen, einen Streik gegen die unzulängliche Bezahlung und wir bieten Ebbys Frau – einer jungen, genervten Frau – an, in diesem Häuschen zu bleiben, bis wir das finanziert haben, weil das natürlich billiger ist, als von diesen zusammengesetzten Anteilen zu leben; sie hat schon was angespart von diesen ganzen Anteilen und greift oben in den Küchenschrank, wo das ist, um etwas davon rauszuholen • alle spielen mein Ende oder es ist auch echt, wenn man seine Sachen nicht organisiert hat – deswegen muss jeder sozusagen alles geregelt haben und dann ist es nur gespielt, aber die anderen glauben das alle nicht, vor allem die Afrikaner, weil es sowieso so ist und deswegen sind sie teilweise sauer, wenn ich das erwähne, und dann will ich eine Sitzbank erhöhen, indem ich auf die Bank zwei Pfosten – abgeschnittene Baumstämme – lege und ein Brett darüber, damit man da schon mal seinen Tee kochen kann, den malischen Tee und der Bruder von Jahas Rui sagt »nee« und dann zeige ich noch eine neue Variante, aber dann wird er langsam richtig sauer, dass wir dadurch mit viel mehr Leuten auf der Bank sitzen können, wenn man die so erhöht, und dann gebe ich nach • wir kommen und kommen nicht vom Fleck mit dem Haus von Ebby und müssen plötzlich das halbe Dach nochmal neu decken, aber es ist alles noch da, man sieht die Ziegel, die hinter einem Busch gestapelt liegen, und alles, was man neu machen muss, was in Ordnung gebracht werden muss, und man muss einzeln die alle suchen und neu einsetzen, zusammensuchen, von wo sie überall gelagert sind, es fehlt aber nur noch ein nicht allzu breiter Streifen, etwa zwei Ziegel breit – von oben nach unten am ganzen Dach – Geburtstag von einem Alten, wir sind alle in einem Restaurant und während eine Frau gerade etwas erzählt, kommt plötzlich einer rein und sie wird abgelenkt, zwei Frauen wechseln weiter hinten ihren Platz, stehen auf und gehen zu einem anderen Tisch, zu anderen Frauen, rechts von mir, ich kenne sie von irgendwoher, kann mich aber nicht genau erinnern, dann kommt noch ein anderer rein, der einen riesigen Bart hat, Licht wird angemacht, er sieht aus wie ein Weihnachtsmann, hat aber einen grünen Bart und er hält eine Rede und ich denke: »na, da machen sie doch nur die europäischen Gewohnheiten nach, aber sie machen es immerhin auf eine sehr eigene Weise« und es könnte Souleyman Goro sein, der sich diese Sache mit dem Bart ausgedacht hat, diesem weihnachtsmannartigen, und wie er reinkommt, wird sogar ein Scheinwerfer angemacht; ich wollte eigentlich nur kurz da vorbeikommen, bleibe jetzt aber länger, obwohl Leute auf mich warten, ich habe ganz viele verschiedene Requisiten, große, kleine, große Milchkannen, habe sie selber mitgebracht oder geschenkt bekommen, sie stehen da jedenfalls auch der Reihe nach auf dem Tisch, also nach Größe geordnet und ich wundere mich, dass Souleyman Goro den Text kann, ohne dass er ihm von der Seite eingeflüstert wird • ein ganz junger Interviewer interviewt eine Schlagersängerin, erzählt aber selber erstmal ganz viel, wie er bei ihr zu Hause war und ihr Sohn und sie sich einen Spaß gemacht haben, indem nach dem Essen das Kind gefragt hat: »na, bist du auch satt geworden?« und er angedeutet hatte, dass er nicht genug bekommen hatte, woraufhin der kleine Junge gesagt hatte: »na, ich kann uns noch was besorgen« und dann sieht man die gleiche Szene als Sketch im Fernsehen, in grellen Farben wie bei einer Tütensuppenreklame, wie eine Mutter, eine eher dicke, ältere in bunten Kleidern aus der Küche, die durch eine Fensterwand und Glastüren abgetrennt ist, kommt und den Gast begrüßt, der in der Tür steht, den man aber nicht sieht, sondern das Kind, ein höchstens Zweijähriges, das auf den Küchentisch klettert, auf dem ganz schnodderig irgendwie lieblos und achtlos hingeknallt Teller und Messer und Gabel liegen, und das wirklich fast babykleine Kind richtet es alles schön hin, richtet Messer und Gabel schön gerade aus, alles ganz anständig und vorher fragt der Interviewer die Schlagersängerin, ob sie Lust hat zu rauchen, und sie antwortet, sie rauche nie, sie habe was gegen’s Rauchen, aber da sagt er: »ich habe doch gerade in der Vorbesprechung gesehen, wie du geraucht hast!« –

 

– ich muss das Auto irgendwo parken, und um das hinkriegen zu können, finde ich gerade noch eine Parklücke, bevor es irgendwie auf die Autobahn geht, also die Straße in die Autobahn übergeht und es dann ganz lange nicht mehr geht – das Fahrrad in den Schatten stellen, mit Einverständnis der Hotelbesitzer {wo ich mit dem Taxi unterhalb des Hotels ausstieg, dann die Treppe hochmusste und von dort jemand kam, die Koffer tragen helfen} • alle möglichen Freunde wollen mit Gerüsten irgendwelche Außenwände renovieren, aber das Gerüst hängt nur ganz labbrig in der Wand und die Bretter rutschen immer so nach hinten weg, aber Tommi Metzler steht mit einem Seil um den Bauch da und hält sich an dem Seil fest, wenn das Gerüst zurückrutscht, da kommt der Vater von irgendjemandem und ist stinksauer, sagt: »das wird kaputt gehen!«, ich steh da drauf und habe auch Angst, war erst drinnen in dem Gebäude und habe das so gemerkt wie dieses Gerüst als ganzes immer wieder nach hinten schwappt, an den Halterungen zerrt, gehe dann raus, sehe diesen Vater, der sich aufregt, aber die auf dem Gerüst machen einfach weiter, sobald sie wieder an der Mauer sind, hacken da wieder rein, hacken weiter an der Mauer rum, aber dann fällt das Gerüst doch wieder nach hinten und zerrt weiter und auf einmal macht es dann wutsch und dann kracht das Ganze nieder und begräbt ein Haus, das an der Straße steht, unter sich – eine relativ belebte Straße – ein flaches Haus mit mehreren Buden und Geschäften drin; ich stehe etwas weiter weg und renne dann hin, sehe ein kleines schwarzes Kind verletzt heulend darunter herauskommen, das weglaufen will nach Hause, und sehe dann, wie einer von den Bau-Kollegen da mit einem verletzten Arm angeführt wird, Peter Schmidt, Schmido, steht auch da und schaut sich das an – Küche mit einem hüfthohen Schalthebel aus Holz, wie eine Gangschaltung mit einem Knubbel oben drauf, mit dem man die Küche dirigieren kann • komme mit dem Fahrrad in einem Aufzug an, hinter dem man eigentlich nicht mit dem Fahrrad durch den UNI-Gang fahren darf, weshalb ich das Fahrrad da einfach neben dem Aufzug liegen lasse und auf meinem über den Arsch gezogenen Pullover den ganzen Gang runterrutsche, auch die Treppen, was außerordentlich glatt und angenehm flutscht, richtig Spaß macht, total gut klappt, wie von alleine flutscht, als ob es einen geheimen Antrieb gäbe, und unten ziehe ich den Pullover aus und laufe zurück, um das Fahrrad zu holen, wobei ich einen anderen sehe, der sein Fahrrad hochträgt, um es in einen von dem Gang abgehenden seitlichen Raum mit Schließfächern, in dem ziemlich viele Leute an den Schließfächern rummachen, zu bringen und dort irgendwie abzustellen, währenddessen er sich mit einem anderen, der eine halbe Treppe weiter oben steht, Taubstummenzeichen gibt, und der Taubstumme steht an der Stelle, gestikuliert dort rum, wo ich mein Fahrrad platziert habe und ich denke: »ach so, deswegen darf man da nicht mit dem Fahrrad fahren« – bin leicht krank und will baden; es ist morgens und wir sind in einer größeren Gruppe, in irgend so einer campartigen Geschichte auf dem Land, wo für ein Festival aufgebaut wird; es gibt zwei Bäder, das heißt, es kann nur einer nach dem anderen, und die eine Frau, die Bonne, will schon Kleider waschen, und die Frage ist, ob sie das gleichzeitig mit mir tut, während ich schon bade, was ja eigentlich nicht geht, mir aber egal wäre, ich kein Problem finde und weshalb ich schon die Badewanne einlasse, aber dann macht Renate so ein Theater, dass das wieder diskutiert wird, die Bonne will zuerst waschen, ich sage: »sie kann doch hinterher waschen«, außerdem stelle ich fest, als ich in das Bad reingucke, dass es ein riesiges Teil auf zwei Ebenen ist, in dem oben eine Badenwanne ist, in die schon Wasser läuft, unten, nach den Treppen, nur halb zu sehen, dann noch ein komplettes zweites Bad kommt, mit Dusche, die geschlossen werden kann mit Türen aus undurchsichtigem Glas und einer wunderschönen neuen Badewanne, alles blau gestrichen, also ich könnte ja unten baden und die Bonne oben waschen, so dass sie mich nicht sieht, aber Renate verhindert das und ich ziehe mir dann meinen Kaftan an, weil sonst sieht es so aus, als wolle ich von der Bonne was, was aber nicht stimmt, allein schon wegen der Krankheit; ich ärgere mich wahnsinnig über Renate und gehe dann über das frisch gepflügte Ackerland draußen, dessen Erde richtig nass ist vom Pflügen und dem frischen Dünger, glänzenden, genau gleich runden und in sauberen Reihen gelegten Kuh- oder Eselskötteln, schöne, bearbeitete Düngerballen, zu dem flachen großen Zelt, in dem die anderen sitzen, um da nochmal Palaver zu machen wegen dieser Scheißdebatte –

– eine Klobrille ohne Deckel • bin im Schauspielhaus mit Johannes Schütz und ähnlichen blasierten Leuten, weshalb ich rausgehe, und vor dem Haus treffe ich eine junge Frau, wahrscheinlich eine Assistentin, die sich freut, dass die Leute von Steckel wiedergekommen sind, der andere Intendant sei furchtbar gewesen, wir wollen dann außen an dem Haus – dem Hotel – hochsteigen und da nimmt sie einen Gummizug, einen Gummistreifen, der raushängt, um sich damit rüberzuschwingen in ihr Hotelzimmer beziehungsweise auf dessen Balkon im ersten Stock, was ich dann nach−, aber daraus eine Kunst mache und mit einem Kredit von dreißigtausend Euro mir das nötige Material kaufen könnte, auch den roten Spiegel, den man dafür braucht, also praktisch ein fahrendes Geschäft draus machen und das überall vorführen, pro Tag vier Stunden arbeiten und genügend verdienen, und dann hänge ich an diesem Gummizug über dem großen Wasserbecken, fast einem kleinen, kreisrunden See, vor dem Hotel, an dem dieser Gummizug an einem Balkon im ersten Stock festgemacht ist, auf dem meine Freundin steht, die sich dorthin ja schon hochgeschwungen hat und mir zusieht, Videokameraleute sind auch da und drehen mit, was zum Teil schon kommentiert im Fernsehen kommt und ich schwinge weit ausholend erstmal in einem großen Bogen im Halbkreis über dem Wasser vor dem Balkon, sehe dabei an der Seite Kinder im Wasser spielen und denke mir: »naja, wenn irgendwas passiert, falle ich zumindest ins Wasser und es passiert nichts«, steuere dann direkt auf den Balkon zu, erwische aber nicht genau die Höhe des Balkons und haue mir ziemlich schmerzhaft die Füße an, stehe dann leicht bedeppert da – es könnte auch Veiti sein, nicht ich –