Traumprotokolle

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– stelle eine CD aus kopierten Stücken zusammen, wobei ich zwei Abteilungen habe und die zweite Abteilung auf der Ansicht nicht mehr ganz drauf ist, jemand gibt mir aber den Hinweis, dass beim letzten Stück zumindest zu sehen ist, wie viele Stücke noch kommen und was man machen muss, damit man das auch sehen kann, also welche das sind; wir sitzen unten in einer normalen Essecke, da klingelt das Telefon und Fatoumata Guindo ist dran • komme vom Drehen aus in einen Bauernhof, in dem riesige Mengen gedealt werden, Berge von Shit, der wirklich auch aussieht wie Kuhscheiße, aber Dope ist und richtig rausquillt aus dem Raum, in dem einer der Dealer sitzt und Päckchen abwiegt, was ich vom Vorraum aus sehe, wo ich unschlüssig stehe und mich frage, wie die da so offen dealen können, ohne dabei hochzugehen, ohne dass jemals die Bullen draufkommen, und ich habe ein sehr ungutes Gefühl, dass, wenn sie dann hochgehen sollten, der Eindruck aufkommt, ich hätte damit was zu tun, aber daran kann man jetzt nichts ändern – fahre mit einer Frau eine braunmatschige Landschaft bergabwärts und sie sagt, dass wir doch ruhig schneller fahren könnten, weil der Boden jetzt fester wird, mein Fahrrad hat aber keine Gangschaltung, nur einen Gang, der immer gleich tritt und ich denke: »dann muss ich mich ja viel mehr anstrengen!« und es ist eine ziemlich weite Strecke, ein langes Stück noch zu fahren • oberhalb der Autotüren, in der Rille für den Gepäckträger, steht ein winziges, viereckiges Kästchen zum Schreiben, wobei ich nicht weiß, wie das funktionieren soll • wir streichen an einem Zettel, einem »affiche25« über die Nächte, die vier sind, drei fehlen noch, das sind aber nicht nur wir, sondern die ganze Kompanie, das ist eine ganze Truppe, die damit gemeint ist: das ist ein zu großer Verbrauch, aber es ist offensichtlich schon im Voraus bezahlt, da kann man nichts mehr ändern, aber ich habe keinen Bock, nochmal drei Nächte hier zu bleiben, es ist auch die Frage, wo denn die »Matelas« ist, die alte, schon halb zerfetzte, bei der der Überzug kaputt ist und das gelbe Schaugummi rausquillt, da sehe ist, dass die schon ans Gepäck drangebunden ist, und Batoma streicht die Nacht auf einem dieser vorbereiteten Zettel ab, so dass dann da noch steht, dass drei Nächte übrig sind – habe eine Art Anti-Reise-Sharing-Roman geschrieben und komme in München an, wo ich noch ganz viel zu erledigen habe, muss einen Brief wegen Madus Fahrrad schreiben, muss auch noch Briefe wegen der Veröffentlichung schreiben, habe einen Arzttermin und hänge am Bahnhof mein Jäckchen und mein Hemd an einem Bügel an einem Ständer neben einem Seiteneingang auf und gehe weiter, bis ich plötzlich feststelle, dass ich ja mein Jäckchen nicht anhabe, wo meine Brieftasche und alles drin ist, renne panisch zurück, aber es ist zum Glück alles noch da, und ich stelle fest, dass ich mich offenbar am Bahnhof wie zu Hause fühle, weil ich sonst keins habe, überlege, ob ich zu Klampen frage, ob ich da übernachten kann, das geht aber auch nicht, weil der zu viel zu tun hat, woraufhin ich denke: »dann geh ich eben doch zu Reinhild, aber die wird sich ärgern, weil ich mich nicht angemeldet habe«, außerdem muss ich zum dem Arzttermin, weiß aber nicht, wie ich da hinkommen soll, ob ich ein Taxi nehmen soll; das ist aber nicht weit vom Bahnhof und dann ist der Taxifahrer sauer, wenn er nur so eine kurze Strecke bekommt, außerdem ist heute Samstagabend, was ja auch nicht normal ist für einen Arzttermin, und bei dem Anti-Reise-Sharing-Roman will ich mal sämtliche Meinungen der Leute zusammentragen, die da auch dagegen sind, also ist es im Prinzip mehr eine Dokumentation • auf dem Moped auf einer großen, breiten Straße, auf der wir aber ganz alleine sind, zu dritt, und der, der hinter mir sitzt, packt auch mit an den Lenker, so dass wir ihn mit vier Händen greifen, da kommt eine Ampel und ich muss bremsen, aber das Moto bremst nicht und bremst nicht, ich rutsche bis über die Ampel fast auf die Kreuzung drauf, komme gerade noch rechtzeitig zum Halten und schiebe das Moped zurück, wobei ich sehe, dass ein Bullenbus am Straßenrand steht, dessen Insassen sich aber nicht für uns interessieren; ich weiß nicht, was ich machen soll mit dem Moped, und einer der beiden, die mit mir sind, schlägt vor, doch einfach die Bullen zu fragen, weil das ein bestimmtes Problem mit dem Motor ist, ein kompliziertes, aber behebbares, woraufhin ich tatsächlich zu den Bullen gehe, die in einer Art Container sitzen und administrative Sachen erledigen, aber tatsächlich bestätigen, dass das das Problem ist und sie was machen können, ich aber ich warten muss, bis sie mit ihren administrativen Sachen fertig sind, woraufhin wir warten und warten, bis ich sage: »ich geh schon mal raus zu den Frauen und sage ihnen Bescheid, dass das noch dauert«, woraufhin einer der Bullen sagt, sie würden das Moped gerne kaufen, sie würden es jederzeit kaufen und ich könnte es jeden Tag so machen, morgens eins kaufen und abends ihnen verkaufen, und ich sage zu meinem Begleiter: »Mensch, weißt du noch, wie wir das Auto von den Bullen gekauft haben, in Bochum damals« • muss zwölf Frauen hintereinander schminken, die erste ist Ludmilla Geilowa vom Schauspielhaus Bochum damals, und ich schminke und schminke und schminke eine nach der anderen, und eine will zudem, dass ich mit einem alten Drecklappen auch ihre Schultern schminke und den Rücken und alles, es ist die zehnte und ich denke: »noch zwei, dann hab ich’s geschafft!« da lacht sie und sagt, ich hätte eine Arbeit und ein Dia geschickt, damit endlich mal der Traum von den zwölf Frauen wahr wird, da sage ich: »ja, aber bescheiden und nichts passiert, bleibt alles rein platonisch«, woraufhin sie lacht und anfängt mich zu küssen –

– eine Frau, die vielleicht Haby Dembele sein könnte, aber nicht ist, sitzt vor einem kleinen viereckigen Tisch, daneben steht Brulai Sangare, Sylvias Mann, ich etwas abseits, und sie bittet mich um meinen Motorradschlüssel, den sie nimmt, küsst und mit Benediktionen für Batomas und meine Hochzeit beziehungsweise unsere Ehe bespricht; es ist ein feierlicher Akt, ein richtiger Beschwörungsakt, der da gemacht wird, von dem alle überzeugt sind, dass er funktioniert, ein Ritual, das uns viel Glück bringen soll, und man merkt, dass diese Frau es von ganzem Herzen meint und Brulai ihr zustimmt • Barbara Wolf sendet per Internet ein Dokument mit einem Elefanten beziehungsweise Foto von einem Elefanten, der Glück für die Hochzeit bringt und den man in der Größe verändern kann: erst wird er, als ich mit der Maus draufgehe, kleiner, dann kann ich ihn ganz groß machen, was viel Glück bringen wird • bin mit einer größeren Gruppe, zu der viele energische Frauen gehören, die wichtige Organisationsjobs haben, in den obersten Stock eines Hauses, also unter dem Dach eingezogen, und eine der energischen Frauen regelt noch schnell was, über einen niedrigen Kaffeetisch gebeugt, bevor sie sich auf den Weg macht, und ich gehe erstmal auf das einzige Klo, das im Gang außerhalb der Wohnung ist und stelle fest, dass es zwar eine Klobrille, aber keinen Klodeckel hat, sehe genau, dass der extra abgemacht wurde, bevor er von alleine abgeht und ich denke: »das ist ja wieder typisch!«; wir haben einen Putzplan, nach dem jeden Morgen die Küche geputzt wird, und eine der energischen Frauen sagt zu mir: »das musst du nicht mehr machen, putzen da oben«, denn die Muslimin, die mit strengem weißen Kopftuch, das nur das Nötigste vom Gesicht freilässt, zum Putzen gekommen ist, darf mich nicht sehen, weil ich ein Mann bin, guckt krampfhaft weg, will aber unbedingt die Küchenzeile putzen –

– man kann einen dritten Chip ins Telefon einsetzen, den ich schon gekauft habe und auf den ich warte, denn dann kann man alle drei Arten der Kommunikation machen, also mit diesem dritten Chip ist das Telefon vervollständigt und es funktioniert, obwohl alle denken, es funktioniert nicht, es ist sogar ganz einfach und ich muss nur noch warten, bis das Ding kommt; hatte Urlaub an einer Haltestelle und es ist genau zu sehen, wie die eine Ebene funktioniert, obwohl alle gesagt haben, die funktioniert nicht und hier nicht, denn es könnte sein, dass es da kein Netz gibt, das hat aber nichts mit Netz zu tun, das ist von sich aus da, gesetzt sozusagen, setzt sich selbst – habe Kontakt zu Mi bekommen über Internet und erzähle das Renate, während ich unten stehe und meine Tasche packe, bevor ich wieder hochgehe, da ruft sie an und sagt, sie finde das überdreht: »du fahndest jetzt per Internet nach Mi« und ich sage: »ja, klar, ich hab jetzt Kontakt« • das Schauspielhaus Bochum wird aufgelöst, alle gehen nach Hause, aber ein Teil will sich oben nochmal treffen und überlegen, wie es weitergeht, Steckel muss weg, aber der neue Intendant hat noch nie was Vernünftiges gemacht, ist eine reine Katastrophe, heißt wohl auch noch Brecht, ist aber ganz klein, und ich gehöre zu denen, die im obersten Stock nochmal diskutieren wollen, und ich frage einen Schauspieler, ob er auch mit will, was er sofort ganz begeistert tut, und während wir hochgehen – es sind breite Marmorstufen, weitläufig und verglaste Außenwände –, sagt er, wie sehr er Steckel geliebt hat, obwohl er am Anfang auch dagegen war, und wollte, dass er bleibt, und ich denke, da sieht man’s mal wieder, immer das Gleiche, am Anfang ist man dagegen und hinterher trauert man nach, vielleicht wird es ja mit dem neuen Intendanten genauso sein, er soll ja so schlecht nicht gewesen sein, aber eben gewöhnlich und oben angekommen sehen wir auf dem Dach des Hauses auf der gegenüberliegenden Straßenseite, wohin man mit einer Leiter rüberbalancieren kann, dass dort eine Art Boutique ist, ganz oben auf dem Dachgeschoss oben drauf, wobei man sehen kann, wie jemand da Farben hat, die er aus dem Dach zieht, an Schnüren, bis man feststellt, dass es Dreiecke sind, die er da rauszieht, und wir fragen uns, wie er das da rausgekriegt hat und was da drin ist, Nachrichten und so • man muss noch ein zusätzliches Dossier für die »Geba« wegschicken, das ist eine neue Methode und eine neue Technik, aber die funktioniert, und ist irgendwo in der Nähe von Segou, also die hat auch Netz, das zu empfangen, man muss die unbedingt unterstützen das ist eine engagierte junge Frau, und man sieht das auch auf einer Projektionsfläche, also es sind beschriebene Teile, seitenartige leicht gewellte Teile, die man jetzt nochmal verschicken kann, aber da ist noch ein anderer dabei, der da wohlwollend zuguckt, also die Resultate sind zusammengefasst in eingesteckten Kästchen und man sieht das alles auch in Segou, das ist überhaupt kein Problem alles, und das, was ich da habe, also der dritte Teil, findet sowohl auf der Projektion, die man flach über der Erde schwebend sieht, als auch schon im Netz statt und dann kommt so ein anderer Kollege vorbei und schaut sich das eher gelangweilt an, heuchelt Interesse, und ich muss diese Kollegin unbedingt unterstützen, der ich diese abgespeckte Version schicke, die man auch in einer anderen Darstellung machen kann, mit so Polen, da sieht man immer die Bildchen, aber ich habe Angst, dass dann die Daten verloren gehen – man muss diesem anderen Lehrer unbedingt sagen, dass er sofort eine Lösung finden für das Problem und mit dem Unterricht beginnen muss und das nicht liegen lassen kann, sonst passiert nie was –

 

– ich bin mit einer jungen Frau in einem Straßencafé, in dem man sich zum Vögeln verabredet beziehungsweise zusammen überlegt, ob man will, und dann eventuell beschließt, es zu tun und die junge Frau will es mit mir versuchen, obwohl sie es noch nie so getan hat und ich denke »mein Gott, das kann man ja mal einfach so machen«, aber wir müssen dann die Gebühr von zwei Mark fünfzig für den Aufenthalt in dem Café bezahlen, das von einem niedrigen Zaun umgeben ist und an einem Platz in der Innenstadt ist; sie besteht darauf, dass sie es zahlt, was ich mit ansehe, obwohl ich meine Brieftasche schon ausgepackt habe, und beim Rausgehen stellen wir fest, dass es in Ordnung ist, dass man da zahlen muss, sonst würden da komische Leute hinkommen, sie sagt: »da würde dann jeder Depp da hinkommen und sich da hinsetzen« und ich sehe drei Frauen an einem Tisch, die normal miteinander reden, also man trifft sich dort nicht nur, um sich zum Vögeln zu verabreden, und wie wir dann in das Zimmer im danebenliegenden Hotel gehen, ist es schon ein wenig seltsam zwischen uns, sie lacht verlegen und als ich den Arm um sie lege, weint sie ein bisschen vor Aufregung und Angst und sagt, dass sie so was noch nie gemacht hat und ich sage: »das ist es ja gerade, deshalb will ich es ja ausprobieren!« im Aufzug umarmen wir uns, beziehungsweise klammern uns aneinander, weil es uns beiden ein wenig unheimlich ist, aber es ist total aufregend und neu und spannend, reizt doppelt, weil man sich nicht kennt, aber trotzdem irgendwie will, und ich frage mich, ob mit oder ohne Kondom, möchte es aber nicht thematisieren, weil ich Angst habe, dass es dann gar nicht läuft, und denke außerdem, dass sie bestimmt auch ohne will, weil es mit kein richtiges Vögeln wäre, und in dem Zimmer fangen wir sofort an, uns auszuziehen, schauen uns dabei neugierig an, da merke ich: meine Brieftasche ist weg, ich habe sie in dem Café liegen gelassen, als sie bezahlt hat, ich sehe sie vor meinem geistigen Auge offen ausgebreitet da liegen und wir ziehen uns sofort wieder an, um da runter zu gehen, aber als wir halb angezogen sind, sehe ich sie am Nachttischchen liegen, halb schon von Klamotten verdeckt, sie ist also doch da und ich habe nur Panik gehabt, da bekommt sie Angst, ob es wirklich richtig ist, jetzt zu vögeln, und ich sage: »wir können es ja anfangen zu probieren und du kannst jederzeit abbrechen, ich habe mich total unter Kontrolle, das ist dann kein Problem, wenn du abbrechen willst«, aber sie betont, dass sie auf jeden Fall richtig vögeln will und wir ziehen uns weiter aus, da klingelt das Telefon und ich sehe, dass es eine Nummer aus Deutschland ist und um Film geht, ich muss also rangehen, eine Produktionssekretärin ist dran, die mich nur weiterbindet, woraufhin sich wieder eine Frau mit energischer Stimme meldet, ich sage: »Wackernagel!«, aber sie schweigt erst und fragt dann: »ja – und?«, es wird kurz ziemlich peinlich, bis ich sage, dass ich angerufen wurde und mit mir verbunden und sie sagt dann: »ich wollte eigentlich nicht mit Ihnen sprechen, aber wenn Sie schon mal dran sind, kein Problem, ich wollte Ihnen nur die Tage durchsagen, an denen Sie drehen; außerdem habe ich kein Material von Ihnen«, wozu ich sage: »ja, dann schicke ich Ihnen mein neues Band« • ein Typ kritisiert, dass eine Partei kein Darstellungsort für den großen Präsidenten Gadhafi sei, das sei eine viel zu kleine Bühne • soll ein Stück von Christoph Schlingensief am Schauspielhaus in Essen inszenieren und ich weiß gar nicht, was ich davon halten soll, wieso die glauben, ich könne das, obwohl ich doch noch nie inszeniert habe, aber es soll alles ganz, ganz schnell gehen, in ein paar Tagen soll schon Premiere sein, ziemlich viele Schauspieler, zehn bis fünfzehn, wir suchen den Proberaum, es ist alles total schlecht organisiert, ein riesiges, weitläufiges Haus, da sehe ich in einem Nebengang eine große Schultafel, an der unser Stück angezeigt wird, die ganzen Namen der Schauspieler, aber ich finde meinen nicht und denke: »siehste, das ist alles nur ein Trick, die wollen mich irgendwie reinlegen«, bis ich sehe, dass das Ganze überschrieben ist mit: »Christof Wackernagel inszeniert –«, folgt der Name des Stückes, was ein absurdes ist und, soweit ich es auf die Schnelle gelesen habe, gar nicht so schlecht, was mich wundert, aber man könnte was draus machen, nur finden wir weiterhin keine Proberäume, die Zeit ist rum und die Leute gehen alle wieder weg, ich frage mich die ganze Zeit, ob ich das wirklich machen soll, dass ich das doch eigentlich gar nicht kann und will und es mich nicht interessiert, ich mich womöglich blamiere, mir fällt überhaupt nichts ein, wie ich das inszenieren soll, aber die Schauspieler sind sehr nett und erwartungsvoll, aber ich habe mein Textbuch im Vorraum vom Klo liegenlassen, kann doch nicht die erste Probe ohne Textbuch beginnen, außerdem suche ich überhaupt erstmal den Raum, in dem die Probe stattfinden soll, finde keinen und finde keinen, wo immer ich reinschaue, wenn ich die Tür aufmache, ist es leer, überall Gänge, Treppen runter, Treppen rauf, teilweise nur wenige Stufen, halbe Stockwerke, nirgends ist irgendwas, da kommen aus einem Raum plötzlich ein Teil der Schauspieler, die in meiner Inszenierung mitmachen, raus, nachdem die da irgendwelche Vorbesprechungen gemacht haben, und sie sagen: »die Neuen, die da mitmachen, sind ganz gut, die sind da in dem anderen Raum«, der ein riesiger Saal ist, aber leer, ich stehe da drin und schaue ratlos um mich, da schaut ein Mann mit einer um den Bauch gehängten Ziehharmonika rein, ich schau ihn fragend an, da sagt er: »ich überwache hier die ganzen Säle« und geht weiter –

Ab 17. Juli 2011

− eine Kommode aus fünf Schubladen, frei schwebend, ohne Außenseiten, die oberen beiden Schubladen nach links hin ums Doppelte verlängert –

– ein Theater, das so gebaut ist, dass man durch den Säuleneingang auf einem Hügel die Villa der Sponsoren sehen kann, die im selben Stil gebaut ist, es ist also um den Säuleneingang, der ein Säulendurchgang ist, herumgebaut, völlig unpraktisch, aber die angeblich anonymen Spender wollen damit dann ganz toll dastehen • alle schmeißen alles weg, ich steige ganz aufs Dach hoch, um bei mir auch wirklich alles zu holen, die letzten Reste, Kästchen und Schachteln, in denen noch irgendwas drin ist, steige bis in den obersten Stock das letzte Stück mit einer Leiter hoch und sehe, wie alle Leute wegrennen und alle Leute alles wegschmeißen, es ist offenbar der Weltuntergang, aber kein Drama, keine Panik, keine Katastrophe oder so, sondern alles ganz normal, routineartig, also alles Wertvolle und so kommt richtig auf einen Haufen und ich brauche es gar nicht runterzunehmen bis ins Parterre, sondern schmeiße es vom obersten Stock beziehungsweise vom mittleren Stock aus gleich über das Geländer runter auf einen Haufen, aber nicht das Kästchen gesamt, sondern ich mache das Kästchen auf, leere es aus und werfe es dann hinterher und denke dabei, dass, wenn dann doch noch jemand weiter da wäre, der da drin rumwühlte und suchte, der dann wahnsinnige Sachen finden würde; es ist zwar Weltuntergang, aber nicht weiter schlimm, nur so, als müsste man vorher noch aufräumen • Ballspiel, bei dem jede Übergabe des Balls noch etwas Soziales bedeutet, nämlich einmal, so wie ich es sehe, wird der »jüdischen Sau« der Ball abgenommen, dann drehen sie sich um und der, der den Ball hat, sagt, »wir wollen der jüdischen Sau die Hose ausziehn« • ich will mit dem Auto fahren, wir sind aber mit dem Fahrrad unterwegs und müssen jetzt die Fahrräder noch abstellen, die anderen warten so lange mit dem Auto, es ist ein riesiger Platz, ein ansteigender italienischer Platz mit einer Erhöhung und oben ist ein Straßencafé, vor dem Frauen Ball spielen, schmale, lange, elegische, intellektuelle Frauen mit dünnen Zigaretten im Mund, worüber ich mich wundere, denn das nimmt ihnen doch die Luft zum Spielen, und eine schaut mich in einer Weise an, bei der man merkt, dass sie geistig ganz woanders ist, wenn nicht sogar unter Drogen, schaut sozusagen leer durch mich durch; ich will die Fahrräder hinten abholen, um sie nach Hause zu bringen und dann wegzufahren, aber dass ich jetzt auch noch die Fahrräder wegbringen soll, finde ich ziemlich blöd, das mach ich nicht nochmal, weil alle das Vergnügen haben, und ich muss die ganze Arbeit machen, damit es möglich gemacht wird, und zu Hause muss ich dann auch erstmal viel machen, um die abzugeben, muss erstmal warten und eine Grundsituation herstellen, was auch wieder wahnsinnig viel Zeit wegnimmt • Walter Benjamin geht da, nachdenklich, die Hände auf dem Rücken, vornübergebeugt durch das Dorf, das Tjenle sein könnte • nur damit das Geld zurückgezahlt werden kann, muss ich alles stehen und liegen lassen, und obwohl das nicht viel Geld ist, passiert gar nichts und es ist auch ganz einfach, wie das gemacht wird: es sind zwei Schalen, kalebasseartige Schalen, die nebeneinander stehen, eine etwas höher als die andere, und das Geld läuft dann von der höheren in die untere –

– im Norden Wiederholung von »Abschnitt 40«, ich hoffe, dass viele anrufen und hinterher was von mir wollen, ich bin Maß »Kloß«, sozusagen im Anhang von Lüdke beim Botschafter, bei dem auch noch andere Leute sind, und der Typ, der mich begleitet, sagt: »pass auf, es wird alles geklaut, halt alles fest!« ich habe ein »Baja« auf dem Schoß und er sagt: »ich will die ganze Zeit an deren Koffer, sonst sind die weg!« und ich muss auch darauf achten, dass ich genügend Batterieladung im Telefon habe, um die ganzen Interviews per Telefon geben zu können, ich bekomme vielleicht neue Rollen, wenn das jetzt wiederholt wird, obwohl es nur im Norden ist und nur eine Wiederholung; ich kann alleine in die Botschaft rein, die anderen müssen warten, ich muss aber durch eine Schleuse, die ein Glaskasten ist, der über dem Abgrund hängt, wodurch die Sache relativ gefährlich ist, wenn man da runterfällt, aber ansonsten lassen sie mich ohne weitere Kontrollen rein, ich muss nur durch diese Schleuse und über eine Distanz über dem Abgrund hineinspringen, aber wie wir noch vor der Botschaft alle warten, spricht eine Frau die Besitzerin von »Miniprix« auf Deutsch an und will mit ihr reden, was diese genervt lächelnd von sich weist, sich leicht abwendend, ein gebrochenes Deutsch, obwohl diese Frau noch von wo ganz anders herkommt, eher eine Araberin ist mit ihrem Kopftuch, die Frau von »Miniprix« antwortet kurz auf Deutsch, findet es aber eine Zumutung, Deutsch sprechen zu sollen beziehungsweise angesprochen zu werden, bloß, weil diese Frau damit zeigen will, dass sie Deutsch kann, ich wundere mich, dass die Frau von »Miniprix« Deutsch kann, und ich verstehe sehr gut ihre Reaktion auf dieses blöde Getue von der Frau, die nur zeigen will, dass sie Deutsch kann, obwohl sie eigentlich zu einem Ministerium gehört und eine Umfrage macht, was sie ganz normal auf Französisch fragen könnte, aber sie ist ganz impertinent und redet weiter Deutsch, und die Frau von »Miniprix« antwortet dann eben genervt lächelnd, zuckt die Achseln und guckt mich Einverständnis heischend an, wie blöd diese Frau ist, die ihre Fragen auf Deutsch stellt • wir sitzen und die »Säcke« wandern über meinen Schoß, bevor sie zum Klärungstermin gehen, geht auch relativ schnell; es gibt keine Besitzerin für italienischen »Nazuwahn« • eine Frau geht in die Maske und sprüht eine Frau, die auf einem Stuhl vor der Maske sitzt, voll mit einem Spray zu, so dass die komplett eingenebelt ist und wütend zu mir sieht, der ich weiter hinten sitze und mir das ansehe – und das macht kein Mensch wirklich richtig, dass die andere Masse zu mir kommt –

 

– alle Dateien auf Stand bringen, je eine Kopie für Ebby, alles schon gemacht, eine Kopie für Karin von Ebby • werde mit dem Bus zur Maske gefahren, warte dort brav, bis ich drankomme, viele andere Kollegen dabei und die drängen sich rücksichtslos vor, aber sie sind auch schon im Kostüm, mittelalterliche, länglich schmale Gestalten zum Teil mit Federn, ich bin total beleidigt und gehe voraus und zeige Fotos von »die Lücke« und zwar sind das drei Hochhäuser, riesige Hochhäuser, die ziemlich ähnlich sind, gleiche Architektur, leicht versetzt hinter beziehungsweise nebeneinander gebaut, und sie haben oben einen Aufsatz, sozusagen ein draufgesetztes letztes Stockwerk, das bei zweien schon ausgebaut ist, während von dem dritten nur die Pfosten schon stehen, und die Frau, der ich das zeige, sagt: »aber das ist das doch gar nicht!«, und dann mache ich sie darauf aufmerksam, dass es das dritte ist, was »die Lücke« ist, da, wo nur die Pfosten stehen, das Stockwerk selbst aber noch nicht gebaut ist; bevor es Catering gibt – ich habe schon ziemlichen Hunger –, bekomme ich einen A4-Bogen mit aufgedrucktem Essen, also kleinen Fotos, auf denen das Essen zu sehen ist, die in viereckigen Häppchen gedruckt sind, was wiederum ausgestanzt ist auf diesem Bogen, der ein Aufkleber-Bogen ist, von dem man diese ausgeschnittenen beziehungsweise stanzmarkierten Essen ablösen kann und irgendwo anders aufkleben, und das ist dann das Essen, es ist aber klar, dass das nur Dekoration ist, man kann es nicht essen, aber danach fahre ich dann nochmal mit einem anderen Bus zur Maske, der hinten voll ist mit Statisten, die Bullen spielen, während ich vorne drin sitze, und wie wir am Set ankommen, stehen draußen schon ganz viele andere Bullenstatisten, die mich von anderen Drehs – vor allem natürlich »Abschnitt 40« – kennen und sagen: »ja, die Silke oder Silvia« – kann mich an die Frau nicht erinnern – »die bei ›Abschnitt 40‹ auch als Bullenstatistin mitgemacht hat, ist auch da, die wird sich bestimmt freuen, dich zu sehen«, woraufhin sie sie holen, sie auch ganz schnell kommt, aber wie sie auf mich zukommt, schaut sie mich immer ratloser an, erkennt mich nicht, versucht, sich zu erinnern, es kommt aber nichts, weshalb ich sage: »ich bin’s! ich bin’s!«, aber sie guckt mich nur fragend an und kriegt es nicht zusammen und ich sage zu den anderen halb lachend: »ja, die erkennt mich wahrscheinlich nur, wenn ich die Uniform anhabe!«, und ich sage: »die Leute glauben das ja gar nicht«, da wird Heio von Stetten leicht ärgerlich und sagt: »dann sollen sie doch zum Set kommen, dann werden sie schon sehen!« und die Teamleute essen beim Catering und nicht beim normalen Essen und als ich dann komme, ist alles schon weg, die ganzen geschmierten Brötchen und Häppchen, alles weg, und zwar nur von den Teamleuten, nicht von allen –

– in ganz Schweden wird nicht mehr gefickt, angeblich, es wird jedenfalls offiziell so behauptet, das heißt, in Wirklichkeit müssen die Schweden es heimlich und ganz leise tun • ich erzähle Karin, dass Ebby erzählt hat, wie seine Tochter ihn geküsst hat und er das immer nicht genießen konnte, nicht annehmen konnte, ich sehe ihn, wie er etwas starr mit seinem unrasierten Gesicht dasaß und es über sich ergehen lässt, obwohl er es gerne genießen würde, aber ich sage: »nee, ich glaube, er hat es schon genossen, es ist halt nur so seine Art, eben Johnsonart-typisch, den Rauen spielend, aber im Herzen weich und so weiter« und dann ist es auch eher Johnson als Ebby –

– RAF-Treffen von Ehemaligen auf einer Wiese, auf der sie in einem Bastzelt sitzen beziehungsweise auf einem Fleck der abschüssigen Wiese, der von einem Bastzaun umgeben ist, ich höre von Weitem, wie Dellwo das große Wort führt, bin aber ausgeschlossen, treibe mich in der Nähe rum und weiß nicht, ob ich reingehen soll oder nicht, würde aber schon gerne mitreden und dabeisein, ärgere mich, dass die da sind und ich nicht mitreden kann, gehe dann aber wie zufälligerweise vorbei und dann sagen sie, ich solle kommen, bieten sofort einen Joint an, alle sind total bekifft und ich setz mich dann auf den Boden und eine Frau redet mich an, sie wissen alle, wer ich bin, aber man redet nicht darüber, dass was zwischen uns ist, sondern das wird mit dem Kiffen weggemacht und dann kommt Astrid Proll, begrüßt alle ganz freundlich, entdeckt dann mich und sagt ganz erfreut: »ah, der Christof, den hab ich kennen gelernt und dann haben wir gleich angefangen zu reden, aber so richtig unterhalten haben wir uns bis heute noch nicht«; Fips ist auch dabei und hat einen Joint gedreht, zieht einmal dran und gibt ihn dann mir weiter, ich zieh einmal dran und gebe ihn dann an den neben mir Sitzenden und der sagt: »ja Mensch, den kann man ja total reinziehn, der wird ja dann weggeraucht«, für jeden einen Zug und alle behalten es ganz lange in der Lunge und lassen es dann in einem großen Schwall raus, drei gleichzeitig, und dann sagen die: »jaaa, das war natürlich zu wenig, das hast du dann auch ausgenützt«, so als ob ich ihnen was weggeraucht hätte, aber es bleibt trotzdem, was es ausgelassen hat • heftige Überschwemmung im Dorf und ich denke, dass mein Hotelzimmer doch irgendwie unten liegt, Souterrain-artig und dann meine Sachen unter Wasser sind, überschwemmt werden, aber ich kann da nicht hingehen, weil alles so stark überschwemmt ist, dass man nicht durchgehen kann, da kommt einer in einem schmalen kleinen Boot, in dem er steht, kommt wahnsinnig schnell angerast, so dass er beinahe eine Frau umwirft, die da steht, dann nimmt er sie aber hinter sich im Boot mit und rast so schnell über den Platz und dann am Ende vor den Häusern so schnell um die Kurve, dass es ihre Beine, während sie sich an seinen Oberkörper klammert, hoch schleudert und sie einem Barkeeper, der vor seiner Espressobar in der erhöht gebauten, geöffneten Tür steht, voll in den Bauch knallen, woraufhin sie vor der Espressobar stehen bleiben und der Barkeeper mit erhobenem Zeigefinger sagt: »nicht nochmal so!« –

– Karins Haus liegt direkt am Fluss, der schmale Garten geht bis ins Wasser rein, schnell Grund da gemietet, und ich arbeite mit Batoma im Verlag an dem neuen Buch und wir machen aus, dass ich alle paar Wochen die neugeschriebenen Sachen schicke, und harre dann darüber aus, das zu sagen • will eine gebrauchte Verstärkeranlage in beziehungsweise von einem Theater kaufen, wahnsinnig hochprofessionelles Zeug, weswegen sie doch sehr teuer ist, der Typ will dreitausendfünfhundert Euro für einen solchen Verstärker; wir stehen davor, er ist immerhin fast mannsgroß und der Typ zeigt, wie solide die Anschlüsse sind, wie fest die Kabelanschlüsse verschweißt sind – er reißt richtig dran und biegt und versucht abzuknicken und es geht nicht, weil sie millimeterdicke Metallfüllungen haben –, während im Eingangsbereich des Theaters eine Gruppe schon ihre Anlage aufbaut, der Gitarrist seine Gitarre stimmt – wobei er ein Messgerät hat, das selbst wie eine kleine E-Gitarre aussieht, bloß ohne Saiten, wie ein etwa zwanzig Zentimeter hoher roter Plastiktropfen –, denn wir wollen auf jeden Fall noch vor dem Mittagessen ein bisschen spielen, aber auf dem Verstärker, den ich kaufen will, ist ein mit einem Text beschrifteter Aufkleber drauf, der sagt, dass irgendwas mit dem Verstärker nicht stimmt, und ich hole den Typen, der ihn verkaufen will, nochmal und wir reden ziemlich lange hin und her, bis der Verkäufer sagt, dass der Verstärker mit dem Aufkleber auf jeden Fall ein bisschen billiger sein muss und billiger verkauft wird, aber der geht noch und ist noch so gut wie neu • mehrere Leute von dem Ebby-Trauer-Treffen sagen, dass unsere Zeit damals die beste war, und sie wiederholen das den Leuten • im Theater Urlaubsvorbereitung, ich treffe eine Sanne-artige Frau und sage: »ihr fahrt doch auf die Malediven!«, aber sie sagt: »nein, wir wissen noch nicht, wohin wir fahren«, woraufhin ich sage: »ach, das tut mir leid, ich dachte, ich hätte es vergessen und das war mir sehr peinlich«, dabei weiß sie es selber ja noch nicht und sie sagt: »in den nächsten Tagen entscheidet es sich« und wenn nicht, bleibe sie da und werde sich melden, und ich sage: »ja, ich bleibe auf jeden Fall da«, womit unausgesprochen im Raum steht, dass wir uns in dem Fall vielleicht auch mal treffen könnten • ich spiele eine kleine Rolle in einem Theaterstück, das wir geprobt haben – ich stehe am Anfang vorne an einem Pult, sozusagen vor der Bühne und vor der ersten Reihe, zwischen Bühne und Publikum, wo ich etwas sage –, und jetzt geht die Vorstellung los, aber ich liege mit einem ziemlich großen dicken wuscheligen Hund neben und vor dem Pult am Boden und schmuse heftig mit dem Hund, der mich liebt, sich an mich drängt und ablecken will, was ich gerne mache, obwohl ja eigentlich die Vorstellung schon beginnt und ich jetzt dran wäre, weswegen ich dann auch denke, dass ich jetzt doch so langsam mal an meinen Platz gehen sollte und meinen Text sagen, da geht die Tür auf und Barbara Fantasia kommt rein und sagt meinen Text, aber die beiden Verstärker, mit denen wir Musik machen wollten, nur ein paar Takte, sind gar nicht rechts vorne am Publikum, sondern links vorne auf der Bühne, und es ist alles völlig anders als geplant, weshalb ich hochgehe und besprechen will, was jetzt los ist, aber dabei sehe ich, dass überhaupt kein einziger Zuschauer da ist, oben angekommen suche ich den Regisseur, der wie Johannes Rau aussieht, aber nicht mehr da ist, weggegangen ist, und ich gehe durch die sehr großen Hinterräume und Seitenräume, hallenartig und leer, fast kein Mensch, nur manchmal wenige Leute, und der Hund verfolgt mich, liebt mich, will mich ablecken, es ist auch noch ein zweiter Hund da, ein genauso großer schwarzer Schmusehund, und ich frage mich, ob ich meinen Einsatz jetzt versaut habe, weil ich mich mit dem Hund da hingelegt habe, aber es ist ja irgendwie eh nichts los –