Traumprotokolle

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– ich baue ein Haus und will, dass es obenrum überall dreieckige Fenster hat, untenrum aber, an den schmalen Teilen des rechteckigen Raums, normale rechteckige Fenster, die Bauarbeiter haben nur auf der einen Seite ein rechteckiges Fenster gebaut, an der gegenüberliegenden Seite aber nicht, und ich denke: »das kann man nachträglich noch einbauen« beziehungsweise raushauen, man kann es aber erstmal so lassen • ich mache Kopien von illegalen Texten in einer illegalen Wohnung, wir müssen aufpassen mit dem ganzen Hin und Her, zudem ist die Frage, ob das überhaupt einen Sinn hat, zumal es die letzten sind, die kommen, da kommt ein Zettel von Knut, dass es insgesamt elf Angehörige sind, je fünf Kopien, von denen drei schon da sind, aber nochmal die Frage, ob das überhaupt einen Sinn hat • ich als Vermittler, Mediator bei einer komplizierten wichtigen Angelegenheit und ich habe das auch gern gemacht • neue Fotos von Erika im Katalog der Agentur Alexander, fünf Stück, sehr schön, verschieden, sie jung, attraktiv, interessant; ich will ein neues Demoband schneiden, es sind aber noch nicht alle neuen Filme fertig, die von mir da rein sollen, und der Kleine von ihr – der Frau, die damit zu tun hat – soll sich nicht einbilden, er sei was Besonderes, und die Fotos von mir werden vom Haus gegenüber gemacht, wie ich bei mir auf dem Dach stehe und gucke • mit Tomas Arana mit dem Motorrad unterwegs, eine steile, breite, Naturstein-gepflasterte Straße hoch, bei der mir, kurz bevor ich oben bin, der Motor versagt, es nicht mehr schafft, ich fürchte, rückwärts runterzurollen, und ich stelle mich in letzter Sekunde quer zum Abhang, lasse neu an und fahre problemlos in Serpentinen hoch, wo ich das Motorrad an der Mauer, die die Straße absperrt, abstelle und das Vorderrad mit dem Zusatzschloss verriegle, wobei ich ihn etwas weiter unten am Abhang vor dem Haus stehen, in dem seine Wohnung ist, die er mir zeigen will, sehe und mir zuwinken; ich winke zurück und komme; es ist eine ziemlich verschachtelte, nicht allzugroße, aber verrückte Wohnung, gleich am Eingang ein Bad, am hinteren Ende der verschachtelten und auf mehreren verwinkelten Ebenen versetzten Zimmerfluchten ein zweites Bad aus dem er Parfüm für mich holt, weil ich so verschwitzt bin, das in einer flachen, rechteckigen Box schwimmt; er stellt es lässig vor mich hin, es schwappt drin und ich verstreiche was unter meinen Achseln – die Wohnung ist kompliziert gebaut, aber sehr billig, ein Schnäppchen, das er stolz vorführt, da kommt ein Nachbar und stellt sich, beide Arme in den Türrahmen gelehnt, in die Tür, begrüßt mich, kennt mich sogar irgendwoher, ist wohl ein Spanier oder Latino • Fips, Ebby und ich ziehen mit großem Aufwand, zwei LKWs voll, in ein weitläufiges Gehöft um, ein riesen Gelände, wir kommen da an und es läuft erstmal alles ziemlich chaotisch, das Zeugs wird alles ausgeladen und einfach irgendwohin gepackt, ich bin ziemlich genervt, setze mich mit Fips an einen Bordstein und sage leise im Vertrauen, dass wir so schnell wie möglich dafür sorgen müssen, dass diese ganzen Umzugsleute verschwinden, damit wir uns in Ruhe überlegen können, wie wir die Sache angehen, alles verteilen – wir haben jeder eigene Bereiche, die aber erreichbar nebeneinander liegen, haben das alles vorher schon ausgebaut, aber diese Umzugsleute gehen mir auf die Nerven, dass ich kaum einen vernünftigen Gedanken fassen kann, und Fips und ich sind uns bei dieser kleinen Besprechung einig, dass die so schnell wie möglich weg müssen, damit wir anfangen können, diese Häuser einzurichten, vor allem erstmal die beiden Küchen –

– ich gebe Journalisten ein Interview, die ganz offensichtlich was rauskriegen wollen, Fangfragen stellen, mich aufs Glatteis führen wollen, mich ganz klar dazu bringen wollen, etwas zu sagen, was ich eigentlich gar nicht sagen will, aber das ist mir völlig egal; sie spielen mir alte Tonbänder von Willy Brandt vor und ich sage: »ja, das waren noch echte Politiker, nicht so wie diese SPD-Marionetten heute«, wofür ich als Beispiel diesen einen besonders gesichtslosen langweiligen Norddeutschen nennen will, der schon einige Zeit vor Schröder dran war, dessen Name mir aber nicht mehr einfällt, auch die Journalisten rätseln mit mir rum, wissen wahrscheinlich, wen ich meine, können sich aber auch nicht an den Namen erinnern, aber vor allem einer der Journalisten will mich auf eine Fährte locken und sagt, dass er das Grundstück gefunden hat, von dem ich in meiner Prozesserklärung geredet habe, und ich sage: »das will ich sehen!«, weil ich das auch nicht kenne, aber das ist dann irgendwie nicht machbar, ich bin in einer Art Keller mit ganz vielen Geräten und er ist oben, da kann man aber hochklettern und er zieht mich hoch; Rosemarie Fendel hat auch einen Text oder ein Interview oder irgendwas ganz wichtiges Investigatives heraus-gefunden, wo sie mich darin und damit ganz gut platzieren will, also dass ich Vorteile davon haben werde, wobei aber Renate, die auch da ist, ihren Anteil daran, weil es noch im Knast war, beschreiben soll, wofür Rosemarie schon einen Vorschlag hat, sogar Formulierungen, aber Renate sieht das und sagt sofort: »nee, das geht nicht, das passt jetzt nicht«, das sei so nicht gewesen und das würde ihr jetzt schaden, das will sie nicht haben, was mir aber ganz recht ist, denn dann steht sie da nicht drin, taucht ihr Name nicht auf und wirft ein schlechtes Licht auf mich – Christian Klar kommt mit einem riesigen Spiegel, den ein emigrierter Bulgare dagelassen und wo er mit großen Pinselstrichen draufgeschrieben hat, warum er emigriert ist: weil seine Eltern von den Nazis verfolgt wurden; Heiner will den Spiegel, aber Christian nimmt ihn einfach und wischt diese mit fetten weisen Pinselstrichen geschriebene Erklärung weg – wir sind in München am Stadtrand und ich bekomme eine Wohnung geschenkt – und wie ich bei dem Haus ankomme, in dem ich diese Wohnung habe, ist da alles angemalt, teilweise stehen die Gerüste noch rum, alles ist schön bunt angemalt und die Leute stehen zum Teil mit Sektgläsern auf der Straße und feiern und machen und tun und ich denke: »man muss ja nicht immer in der eigenen Stadt sein, um zu feiern, man kann auch woanders hingehen, wo die Leute es sagen, und dann geh ich hoch in meine Wohnung, obwohl ich den Schlüssel vergessen oder verloren habe – es ist ja ein Altbau – sehe aber noch beim Durch-die-Tür-Gehen, dass mein Name noch an der Türklingel steht, deren Namensschilder zwar überklebt sind, aber an der Seite noch etwas offen gelassen, so dass man »…nagel« noch lesen kann, gehe dann bis in den obersten Stock {wo wir ganz oben waren und unten Verbrecher sich besprachen, später dann der riesige Dachboden} {die Abführung durch die Soldaten aus dem Theatervorlesungssaal}, frage mich dort aber, während jemand die Treppe hochkommt, der auch so weit hoch will, ob das meine Tür ist, beziehungsweise stelle fest, dass sie das nicht sein kann, weil ich doch einen Stock tiefer wohne • das Schauspiel Stuttgart hat nun Matthias Hartmann als Intendanten, aber ich will trotzdem bei einer Inszenierung mitspielen, die wir bei uns im Studio geprobt haben, und muss die Requisiten mitbringen, die ich alle auf einem Rollbrett-artigen Gefährt ins Theater bringe, habe aber keinen Telefonkontakt und finde die Leute nicht mehr, mit denen ich spielen will, abends ist aber Vorstellung, und ich muss mitsamt meinem etwas unhandlichen Gefährt eine hinter einer mit grünem Samt bespannten Tür eine rutschige glatte Fläche runter, was ich zuerst ohne das Gepäck, aber mit einer Matratze mache, um zu sehen, ob es überhaupt geht, muss danach aber wieder hoch, was gerade noch geht, weil in die flache Rutschbahn andeutungsweise Treppenstufen eingebaut sind, damit man oben die Tür vor der Rutsche rausmachen kann, um an die weiteren Sachen zu kommen und die dann auch runterrutschen zu lassen, und auf dem weiteren Weg zum Theater komme ich mit meinem völlig überladenen Dreirad-artigen Rollbrett an einem am Straßenrand stehenden Eisverkäufer mit seinem Stand vorbei; er grüßt mich, weil wir uns kennen, freut sich, mich zu sehen, i ni fama22 so ungefähr, ich grüße zurück, bremse, kehre um, um wenigstens anstandshalber eine Kugel Eis zu kaufen und das Nötigste zu besprechen, weil er sonst beleidigt wäre, denn er gehört auch ein wenig zu der Truppe, mit der ich spiele, hat aber mit dem Theater als solchem nichts zu tun, aber dann sehe ich, dass die Eisballen auf seinem Wagen – nur drei riesige, einer länglich – ganz unappetitliche Haufen Menschenfleisch und Hautähnlich-keit haben, richtiggehend ekelerregend, und als dann der Gehilfe des Eisverkäufers, ein dicker, großer nackter Mensch, der ständig sein Gesicht abwendet und den ich auch versuche, nicht anzusehen, weil er nackt ist, mit der Eisschaufel das Eis rausschabt, ist es, als würde er wirklich in feiste, gespannte Menschenhaut schneiden, aber es ist Eis, das ist nur eine Irreführung und er schabt und schabt und macht, obwohl ich nur eine Münze gegeben hab und nur eine Kugel will, nicht nur nur eine Kugel, sondern eine Überladung der Kekstüte, eine riesen Portion, die wohl auch extra ein riesen Cadeau sein soll, so dass ich gar nicht weiß, wann ich das alles je essen soll und wie ich das zusätzlich zu all dem anderen, das ich anschleppe, transportieren soll, sage auch zum dem Eisverkäufer, dass ich finde, dass es etwas eklig aussieht, aber er lacht nur und bestätigt das sogar, betont aber, dass es schon Eis sei und zwar sehr gutes Eis, aber dann gehe ich, sobald ich am Theater angekommen bin, erstmal in den Keller runter, muss da rein, sehe dabei, dass die an der Kasse erst dabei sind, aufzubauen, also ist noch Zeit, da kommt Matthias Hartmann und telefoniert ganz wichtig mit jemandem, den er ganz toll findet und bei dem er sich bedankt dafür, dass der kommen und bei ihm eine Lesung halten will, während ich inzwischen in der Zentrale anrufe, da aber den Anrufbeantworter erwische, vom dem ich einen gespeicherten Anruf von einem eitlen Schauspieler höre, der sich beschwert, dass seine Spesen noch nicht überwiesen sind, aber Verständnis äußert: »wahrscheinlich sind Sie in Ohnmacht gefallen, als sie gesehen haben, wie teuer mein Wagen ist, aber ich brauche eben ein gutes Auto« – und die Kiste braucht eben ganz viel Sprit – »und wenn Sie nur einmal mit solch einem Wagen durch die Alpen führen, würden Sie merken, wie toll das ist«, was ich wieder mal ein typisches Beispiel dafür finde, wie furchtbar Schauspieler sind, denn die Kassenfrau wird ja nie die Gelegenheit haben, in so einem teuren Wagen zu fahren, und dann frage ich den Eisverkäufer, der inzwischen auch am Theatereingang steht, wo es denn zu den Garderoben geht und wo man sich auf das Stück vorbereiten kann, das wir heute Abend spielen – es ist ein großes Haus mit vielen verschiedenen Bühnen –, wozu ich sage, dass ich das ja wissen muss, weil wir dieses Stück vielleicht noch öfters spielen werden, was er heftig nickend bejaht, und er findet, dass ich noch bei vielen Stücken mitspielen soll, ein Gedanke, welcher mir wiederum weniger gefällt, weil ich Hartmann nicht leiden kann, wozu er sagt, diesen Fehler habe er auch gemacht, habe dann aber festgestellt, dass Hartmann sehr liebenswürdig zu den Leuten sein könne, wozu ich wiederum sage: »das ist mir egal, der hat Marquard Bohm umgebracht«, was der Eisverkäufer nicht wusste und weshalb er ganz schockiert ist und mich kopfschüttelnd zu einem Lastenaufzug aus vergoldetem Gitter führt, mit dem man auf die andere Seite des Hauses kommen kann, aber dazu braucht man einen Schlüssel; der Aufzug ist zwar offen in diesem Moment, aber wenn ich dann wiederkomme und er ist zu, stehe ich blöd da, weswegen wir einen anderen Weg suchen müssen –

 

– gebe Leo ein Hundert-Francs-CFA-Stück in den Mund, damit sie damit Frühstück holt und die Dispo23, nur zur Information, was sie regelmäßig macht und wobei die Produktion mitmacht, obwohl ich schon lange nicht mehr drehe, habe aber dann selber schon ein Frühstück auf dem Tablett und muss noch schnell über die Grenze, weil ich auf der anderen Seite der Grenze bin, aber schnell wieder zurück will, da kommt Leo schon mit dem Ei-gefüllten Baguette und der Dispo im Mund zurück und gibt mir die Dispo, stellt sich auf die Hinterbeine, damit ich sie ihr aus dem Mund nehmen kann, und sie freut sie wie wild, dass das alles geklappt hat, rennt vor Freude – mit dem Baguette im Maul – im Kreis herum und versucht, auf den Tisch zu springen, den ich in der Fußgängerzone unter einer Arkade aufgebaut habe, um zu frühstücken, vor allem Brötchen mit Camembert, von dem ich verschiedene Sorten habe, und wovon ich mir gerade eines schmieren wollte, aber da sie ja jetzt schon so schnell zurückgekommen ist, sammle ich alles wieder ein und will zurück über die Grenze, um zu Hause in Ruhe zu frühstücken, aber Leo ist so toll vor Freude, dass sie dauernd weiter im Kreis rast, hin und her springt und macht und tut, bis sogar ein anderer Hund, ein dunkler, fast schwarzer, dazukommt und sich von der Freude anstecken lässt, auch mit dem Schwanz wedelt und ein bisschen mithüpft, aber viel schwächer, und ich mich schon frage, ob die Produktion etwa eine Extra-Dispo oder einen Zettel macht, wenn sie Freitag kommen wird, nur um sie Leo geben zu können, damit sie sich freut, denn dann wird eigentlich nicht mehr gedreht, und ich finde es sehr gut, dass die Produktion weiterhin noch eine Dispo rausgibt, aber ich weiß, dass die Produktionssekretärin sehr hundelieb ist und selbst einen Hund hat – will nach Bamako zurückfliegen und steige ins Flugzeug ein, finde aber meinen Platz nicht; ich habe der Stewardess mein Jackett gegeben und finde es über einen Platz im Businessteil gelegt, was aber leider nicht sein kann, weil ich ja dafür kein Geld habe, aber eine andere Frau findet ihren Platz auch nicht, weil der umgebucht wurde auf einen Businessplatz und sie freut sich: »ich bin noch nie Business geflogen!«, ich aber will wieder aussteigen und gerate vor der eigentlichen Flugkabine in eine leere Kabine, die sich als Bus entpuppt, der wiederum zum Flugzeug fährt, mit dem es dann auch hoffentlich wirklich nach Bamako geht, ich denke, ich muss dann auf jeden Fall erstmal fragen, ob das die Maschine nach Bamako ist, aber als ich aussteige – habe eine Tasche dabei – und auf das weite Flugfeld gehe, auf dem weiter hinten Maschinen stehen, sehe ich in der Mitte dieses Flugfeldes einen Haufen Koffer aufgebaut und drumrum stehen jede Menge schwerbewaffneter Bullen, ein Hubschrauber, Panzer mit Soldaten, alles voll mit Bullen mit Maschinengewehren, die einen Terroranschlag verhindern wollen und sagen, ich solle sozusagen mit hocherhobenen Händen langsam zu ihnen gehen, und ich denke: »scheiße, ich werde die Maschine verpassen, weil bis das alles geklärt ist, bis ich denen erklärt habe, dass ich kein Terrorist bin und so weiter, ist das alles längst gelaufen und die Maschine nach Bamako schon weg«, und während ich langsam auf die Schwerbewaffneten zugehe, kommt tatsächlich der erwartete Hubschrauber mit dem Terrorkommando, dessen Mitglieder alle gelb gekleidet sind, und sie fangen schon während er landet an, auf die Bullen zu schießen, wie wild, womit ich aber nichts zu tun haben will, und ich versuche abzuhauen, mich da rauszuhalten und ich sehe, dass sie nicht die geringste Chance gegen die Bullen haben, die besser ausgerüstet und viel mehr sind, aber da kommt tatsächlich ein zweiter Hubschrauber mit Terroristen, landet an einer anderen Stelle und die Insassen schießen von dieser Seite, was die Sache natürlich gleich wieder anders aussehen lässt, und ich kann nur noch versuchen, so schnell wie möglich abzuhauen, und laufe und laufe und laufe –

– bin mit einem anderen, der Dietrich zu Klampen sein könnte, aber es nicht ist, beim Arzt im Wartezimmer beziehungsweise Vorraum und sehe, wie eine Frau, die offensichtlich sehr krank ist, aber tapfer lächelt, sachte vom Arzt ins Krankenzimmer geführt wird, weiß also, dass es noch dauern wird, da bekommt der, der nicht Dietrich ist, ein Telefonat, das er annimmt und auf Lautsprecher stellt – was mich wundert, weil man doch in Arztpraxen alles ausmachen muss – und sagt: »Achtung Abhörgefahr«, was zwar als Witz gesagt ist, aber teilweise doch ernst gemeint, und als Antwort hört man eine Frauenstimme, die sagt: »ich habe in meinem Zimmer eine junge Stimme und es ist alles gelöscht, was von Julia und mir da war« und ich denke: »ach, der hat ja sogar Kinder« –

– eine Theater- und Musikgruppe von drei Männern und zwei Frauen, ziemlich jung, sehr sympathisch, mit großem Engagement bei ihrer Sache, Verve und Fantasie, eine ziemlich bekannte Gruppe, die in vielen Ländern spielt, hat eine Aufführung in einem Restaurant oder kulturzentrumsartigen Haus – wir sitzen alle auf einer langen Bank vor dem Fenster an einem Tisch, relativ eng aneinander, obwohl ich ja gar nicht zu der Gruppe gehöre, da kommt der Kellner mit einem Tablett, auf dem Schälchen mit einer roten Pampe sind, irgendwas »Dip«-Artiges, und um das entspannt zu essen, fläze ich mich auf die Bank, auf der wir sitzen, stelle einen Schuh drauf, aber einer aus der Gruppe weist mich darauf hin, dass die Restaurantleute das nicht mögen hier, und ich nehme ihn sofort wieder runter und sehe, dass er seine Füße auch oben hat, aber er hat seine Schuhe ausgezogen, weshalb ich überlege, ob ich das auch machen soll, es aber nicht mache, weil mir das Zeug eh nicht schmeckt und dann frage ich einen der Schauspieler, wann sie denn das nächste Mal in die USA fahren, weil ich in zwei Monaten einen Auftritt dort habe und man sich dann doch dort treffen könnte, das wäre doch nett, aber er antwortet: »nee«, denn da waren sie gerade, und ich sehe zum Fenster raus und blicke die Straße runter, die, sandig, staubig, in einer leichten Kurve nach unten geht, auf der gegenüberliegenden Seite eine durchgehende Lehmsteinmauer wie in den Dörfern hat, Eselskarren fahren drüber, Kinder spielen, ein sehr, sehr schönes Bild, was noch besonders dadurch verstärkt wird, dass gleich oben dann die blöde Hauptstraße kommt, hässlich und normal, und ich weise die anderen darauf hin, die mir zustimmen, es auch schön finden, nicht ganz so wie ich, aber im Prinzip, und bei der Vorstellung heute Abend geben sie zwar sowohl eigene Sachen zum Besten, lesen aber auch aus meinem Buch, teilweise szenisch improvisiert, wobei während der Vorstellung nach den jeweiligen Personen gefragt werden kann, weswegen einer der Männer, der vor uns steht, mich, weil er dazu nichts weiß, auffordert, die Frage nach einer Frau zu beantworten, von der eben die Rede war, wie die zu beschreiben ist, wie die zu verstehen ist, weshalb ich diese Frage eben selbst beantworte, aber sage, dass ich erstmal nachgucken muss, weil ich bei dreihundertsechzig Personen nicht alles auswendig wissen kann, und auch nachdem ich es weiß, suche ich lange nach Worten, sage aber am Schluss nur: »die ist einfach nur Mitglied irgendeiner Musikgruppe, die sich wichtig machen will«, worauf ein riesen Applaus ausbricht, was für diese paar Sätze eigentlich zu viel ist, ich aber als Zustimmung zu dem Buch insgesamt verstehe, aber irgendwann auch das nicht mehr, weil der Applaus überhaupt nicht aufhört und die Leute alle in eine andere Richtung gucken, und als ich dann auch in diese Richtung gucke, sehe ich, dass die Truppe gerade für ihre letzte Szene draußen vor dem Lokal in einem unüberdachten Übergang zum anderen Teil des Restaurants etwas aufgebaut hat, mit Kalebassen und Büchern und anderen empfindlichen Sachen, obwohl es wahnsinnig stark regnet, Wassermassen schüttet, und der eine Schauspieler, der Stephane Garcin ähnelt und ein grünes T-Shirt trägt, rennt patschnass rein und schüttelt sich, aber die anderen spielen weiter in dem Regen – ich erzähle einem Dritten von einer Arbeit, die ein Zweiter für mich macht, und zwar soll er etwas aufzeichnen, was als Vorlage auf einem Zettel-artigen Tablett in Form von runden Punkten zu sehen ist, von denen welche seitlich überlaufen, Schaum überschwappt und die irgendwie besprochen werden müssen, in gewisser Weise »geladen« werden müssen, und dieses Tablett trägt ein Mann gerade, der auf einem Außengang im ersten Stock zu einer Wohnungstür geht, in der derjenige schon steht, der das übernehmen soll, auch schon einen Zettel in der Hand hat mit den Notizen unserer Vorbereitungsbesprechung, und gibt ihm das, was der Ditte und ich von unten sehen und ich erzähle noch, wie bei der Besprechung dieser Zweite, als er diesen Zettel geschrieben hat, gesagt hat: »ja, die können alles haben, wirklich alles haben, einfach alles reinnehmen –

– Ankunft in dem anderen Land, mit großer Gruppe, die dort eine Art Weiterbildung macht, philosophisch politisch im Sinne der Völkerverständigung, alle steigen aus, die Sonne scheint und schafft eine fröhliche Stimmung, ein abfallender Hang mit gelblicher Wiese, und ich gehe erstmal hoch zu dem Freundschaftsspiel, das man aber nicht sieht, und kauere mich an der Seite der Bordkante des erhöhten Spielfeldes nieder, wo aber schon eine andere kleine Gruppe sitzt, die ich wiederum nicht stören will, weswegen ich wieder den breiten gelbgrasigen Hang runtergehe, einen schrägen Weg überquere, zusammen mit vielen anderen, die auch erstmal ihr Quartier suchen; es herrscht zwar eine erwartungsvolle, fast euphorische Spannung, wir wissen alle, dass wir etwas Großes machen werden, etwas Bedeutendes für die Weiterentwicklung der Menschheit, sind gespannt, was da jetzt alles kommen wird, aber mir ist leicht unwohl dabei, vor allem bei der Vorstellung, jetzt noch wochenlang mit diesen fremden Leuten zusammen zu sein, so nett und offen sie auch sein mögen, und einer sagt, dass er aus Versehen jemanden angesprochen hat, weil er gedacht hat, derjenige gehöre zu seiner Gruppe, aber es sei jemand aus diesem Land gewesen, in dem wir gerade angekommen sind • ein großer Ehrungsakt von jemandem, der sich sein Leben lang verdient gemacht hat, wird gerade vorbereitet, soll in Kürze stattfinden und zwar in Form der Übergabe einer Blechtüte, einem aus alten Blechdosen zusammengeschweißten Ding, wellig von den Blechbeschlägen, das aussieht wie ein hoher Topf, aber untenrum rund ist, und der Mann, der das übergeben soll und es mir vorher zeigt, geht ganz ehrfürchtig damit um, es ist etwas sehr, sehr Wertvolles, er fasst es an wie Porzellan, streichelt es fast, und es steht unausgesprochen im Raum, dass der Empfänger ergriffen sein wird, wenn man es ihm in die Hand geben wird –

– ich bin der Letzte in einem Zug, der am Zielbahnhof angekommen ist und übers Wochenende abgestellt wird, gehe aber nochmal kurz aufs Klo, pieckfein, luxuriös ausgestattet, supermodern, ich pinkle ins Aluminiumwaschbecken, mache aber hinterher alles mit viel Wasser wieder sauber, damit es nicht übers Wochenende stinkt, und wie ich wieder aus dem Klo rauskomme, sehe ich, dass alle Türen verschlossen wurden, sogar mit dicken Außengittern; denke im ersten Moment: »keine Panik«, denn das Wasser kann ich zur Not trinken und Montag wird wieder jemand kommen, habe aber keinen Bock das ganze Wochenende in diesem kleinen Vorraum rumzuhängen, fange an zu schreien und an die Türen zu hämmern, und denke allen Ernstes, dass Fips, der ja schon raus ist, auf mich warten und Alarm schlagen wird, glaube aber irgendwie selbst nicht dran – wir wollen gehen, aber Thorsten Buchmakowski findet seinen Stick nicht, wir suchen die ganze Wohnung ab, in der im Nebenzimmer eine Frau schläft, womöglich auch gerade mit Ebby vögelt, ich muss aber dringend weg und gehe schon raus, merke aber, keine hundert Meter von dem Haus weg, dass ich die Pfeife und wichtige Unterlagen vergessen habe, und kehre genervt wieder um, laufe zum Haus zurück, aus dem, in dem Moment, in dem ich ankomme, diese Frau gerade rauskommt, ziemlich ernsten und ratlosen Gesichtes und sagt: »ja: alles Scheiße, es ist alles weg von Thorsten Buchmakowski, die ganzen wichtigen Papiere«, woraufhin ich wieder hochgehe – wobei die Frau sagt, dass ich das Thai-Gras doch zusammen mit der Pfeife transportieren soll, was ich aber uncool finde – und auch nochmal mich an der Suche beteilige, obwohl ich eigentlich überhaupt keine Zeit dazu habe, schon viel zu spät dran bin, und ich schiebe die alte Kommode von Renate, von der ich die Farbe abgekratzt habe und die schon ein wenig von der Wand weggeschoben wurde, noch mehr weg, weil die ja vielleicht nicht genau genug geguckt haben {wie ich aus der Wohnung raus von der Fete weg in die Bäckerei ging, um das Bestellte abzuholen, was erst nicht klappte, wobei ich mich aus Versehen vordrängelte} und sehe, dass darunter richtig ein runder Dreckhaufen ist, in dem kleine Tierchen wimmeln, weshalb ich, wenn es jetzt schon gerade weggerückt ist, eben schnell den Staubsauer hole, und wie ich ihn anschließe, höre ich von unten – die Wohnung hat zwei Stockwerke –, dass Ebby den anderen Staubsauer, den blauen, den Sabine geschenkt hat, anschließt, um damit zu suchen und zu putzen, und Fips sagt: »ja, Ebby war schon immer so und hat alles saubergemacht«, und diese Frau, die auch dabei ist, fragt ganz erstaunt, woher wir den Staubsauer haben, und Ebby sagt: »naja, das ist unser zweiter«, was ich alles nur höre, weil es sich unten abspielt, und lachend denke ich: »typisch Ebby«, diese trockene Art zu antworten –

 

– riesige Wegweiser zum Balani24 quer durch den Urwald beziehungsweise die Busch-Baum-Savanne, an ganz vielen verschiedenen Stellen und in verschiedenen Farben, aber alles nur für einen Tag, ich bin so fasziniert wie deprimiert – ein Zeitungsartikel, der die Frage aufwirft, ob Angela Speitel damals in ihrer Zelle umgebracht worden sei, was wohl den Zweck hat, zu verhindern, dass bei neuen Prozessen die Fälschungen der ersten herauskommen, eine Art Vorwärtsverteidigung – ein ausgedehntes Casting mit sehr vielen Schauspielern für viele verschiedene Rollen, auch Pressekonferenzen und Interviews, wobei unser Film und ich eine wichtige Rolle spielen, andere aber unter Umständen noch wichtiger sind und ich erstmal warten muss und weggehe, weil es so nervig ist, denn das Interview hatte schon begonnen, aber dann sollte ich doch noch warten {dieses Interview in der Kneipe, wo ich den Platz mit Licht am Fenster suchte} und so gehe ich erstmal spazieren, komme zum Fluss, der so niedrig ist, dass man ihn teilweise durchwaten kann und betonierte trockene Flächen zum Vorschein kommen, über die ich gehe und neben denen schwarz vermooste Flussbegrenzungsmauern aufsteigen; ein Fotograf, den ich von früher kenne und der mich eigentlich auch fotografieren wollte, aber erst anderes zu tun hatte, guckt mir nach, steht oben, wundert sich, dass ich da gehe, und bewundert mich deswegen, aber ich sage, dass das ganz normal ist, und komme zu einem Inselchen, von dem aus ich sehen kann, wie auf einem benachbarten Inselchen unter Bäumen eine Castingszene gedreht wird, mit der ich nichts zu tun haben will, weil vor allem der Schauspieler sich dabei so wichtig macht, aber als ich mich vor den großen grauen Blechkasten setzen will, der auf meinem Inselchen steht, kommen die von drüben und sagen, dass der Kasten weg muss, weil er im Bild ist, und ich gehe erstmal zur Autobahnhausfahrt, wo ich an einem Fahrradreifenblech, das ganz neu glänzt, aber aufgespritzten Dreck drauf hat, herumkratze, um den Dreck wegzumachen, dann aber zurückgehe und hoffe, dass Pit und Caren mich aufgabeln, damit ich noch rechtzeitig zum Casting zurückkomme, sehe aber einen alten VW, in den ich mich auf den Beifahrersitz setze, da steigt auf der Fahrerseite Hannelore Elsner ein, setzt sich – sehr apart, älter geworden, aber glatt und erotisch –, sieht mich an, lächelt leicht spöttisch, aber herausfordernd, sagt: »deine Aufnahmen kannst du vergessen!«, macht das Licht aus, fängt an, mich zu küssen und anzufassen, wobei sie sagt, dass sie es unglaublich findet, dass ich sie nach all der Zeit sofort wiedererkannt habe, worauf ich entgegne, dass sie unvergesslich sei, und wir uns nebenher ausziehn –

– die Vorbesprechung zu dem großem Dreh, der morgen beginnen soll, ist zu Ende und wir verlassen grüppchenweise in Gespräche verwickelt den Saal, um zum Check-in zu gehen, der gleich davor ist beziehungsweise da jedenfalls eine Frau hinter einer Theke ist, die die Bordkarten ausgibt, aber noch viele andere vorher zu bedienen hat, weshalb ich mich so lange noch mit den Kollegen unterhalte über den Film und wir sind uns einig und froh darüber, dass ein bestimmter Kollege eine bestimmte Rolle nicht bekommen hat, weil der die euphorische Stimmung, in der wir sind, zerstört hätte, und der Kollege, der das sagt, kickt mit dem Fuß währenddessen ein Steinchen den Hang runter und lacht erleichtert, da kommt die Produktionssekretärin und verteilt noch irgendwelche grafisch schön gestalteten Zettel für morgen, nicht die Dispo, sondern Merkzettel mit aneinandergereihten schwarz-weißen Symbolen, und während ich mit Christoph Schrewe nicht weit von dem Check-in-Tresen stehe, an dem ich gleich drankommen werde, eilt Fips vor uns vorbei und zwischen Christoph Schrewe und mir und den anderen, die mit uns stehen, tröpfelt etwas heraus, das abwärts zusammenfließt und zu Menschen wird, die sich weiter unten an einen Tresen stellen und dadurch Druck machen, dass die Maschine schneller abfliegt – in diesem Moment bemerke ich, dass meine Brieftasche weg ist und ich nicht beweisen kann, dass ich eine Bordkarte bekommen muss, außerdem ist ja auch alles andere weg, ich bekomme riesen Panik, gehe zu der Frau am Schalter, die gerade das Boarding abgeschlossen hat und eher verärgert reagiert, aber sich dann bereiterklärt, nachzuschauen, ich will so lange nochmal im Schwimmbad nachschauen, ob ich sie da hab liegen lassen, als dieses Schauturnen stattfand, das zu den Filmvorbereitungsfeierlichkeiten gehörte, aber als da nichts ist, überlege ich, kurz nach Wuelenguena zu gehen, wo ich gestern Abend war, und auf dem Weg dorthin sehe ich schon, wie eine uralte Eisenbahnstrecke rekonstruiert wird, mit altertümlichen Dampfloks, die Schienen aus aus rostigem, verbogenem Blech, das irgendwie hingeklopft wird, aber eigentlich viel zu dünn für vernünftige Eisenbahnschienen ist, und dann soll das auch noch auf diesem Weg verlegt werden, dieser Art hohlen Gasse nach Wuelenguena, die wir so oft entlanggegangen sind, was jetzt nicht mehr möglich ist, wenn die da drei Stränge Schienen für diese altmodische Eisenbahn legen, und wie ich schon das erste der drei Dörfer sehe, nach denen dann Wuelenguena kommt, fällt mir ein, dass ich ja gestern mit dem Taxi zurückgefahren bin und das mit Geld aus der Brieftasche bezahlt habe, also sie da noch hatte, ich mir den Weg sparen kann, da treffe ich Shortie und bitte ihn, mir zu helfen, was er zwar bereit ist zu tun, aber dann doch nicht macht, sondern unkonzentriert aufs neben dem Weg liegende Feld geht und da drauf rumrutscht, rutschen geht –