Traumprotokolle

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– wir bereiten die Erscheinung eines neuen Buches von mir vor, drei, vier Leute, sortieren die Geschichten, reden teilweise drüber, lesen Stellen vor, aber die Geschichten sind alle von Sacko, er hat alles geschrieben, aber das weiß niemand und ich sage es auch niemandem; Renate ist auch da und lobt jede einzelne, weiß aber nicht, dass in Wirklichkeit Sacko alles geschrieben hat – Sacko selber wiederum ist viel zu sehr verwickelt in seine ganzen Angelegenheiten und Verstrickungen, als dass es auf seinen Namen oder unter seinem Namen erscheinen könnte, das würde alles noch mehr durcheinander bringen, vielleicht sogar schaden, deswegen kann ich es auch gar niemandem sagen, habe aber doch in leicht schlechtes Gewissen und ungutes Gefühl dabei, aber Batoma sagt: »die Schere muss neben dem Bett liegen, damit man die Geschichten auch korrigieren kann« und man kann wirklich sagen: diese Geschichten sind gut geschrieben, sehr gut sogar, haben viel von meinem Humor, haben meinen Stil, also er hat das echt gut gemacht und kein Mensch merkt, dass es nicht von mir ist; der Untertitel des Buches ist: »Weitergehende Konflikte« und es ist mir wirklich mulmig mit diesem falschen Namen, aber es ist notwendig, weil so ein Gedränge herrscht – wenn man die Fotos öffentlich macht, muss man das so machen, dass sie entweder einzeln gedruckt werden oder nur die gedruckt werden, auf deren Namen sie sind, weil wenn das nicht so gemacht wird, jeder kommen und die ausdrucken kann, und es ist Sacko, der mir klar macht, dass da ein kleiner Unterschied ist, auf den ich achten muss, und die beiden Sorten von Fotos schwimmen in jeweils einem gelben Farbeimer/Wassereimer, dümpeln da drin rum, also in dem einen die normalen, nur die, die gemeint sind und gemacht werden können, und in dem anderen, der anders benannt ist, da schwimmen die allgemeinen rum, und wenn ich nicht aufpasse, sind hinterher plötzlich alle ausgedruckt und ich habe kein Papier und keine Druckertinte und nichts mehr • man muss unbedingt die Sperre für die anderen Leute mit dem Notar klarmachen, sonst ist die Sache mit dem Haus unklar und die Leute nützen das aus, wenn es offen ist • einer erzählt mir von einem Restaurant in München, in dem es das beste japanische Essen gibt, für viel Geld, aber es gibt so gut wie nie was, es ist so gut wie nichts, es ist komplett aus Papier, aus lauter Streifen von feinem, feinstem japanischem Papier • komme vor einer Jahrmarkt-artigen Szenerie an einer kleinen Fressbude vorbei, bin mit drei Typen, zwei älteren und einem jungen, und der junge guckt einfach in die Töpfe der Bude rein, hebt Deckel hoch und schnüffelt, schaut nach, was es da zu Essen gibt, und so, was ich ziemlich unverschämt finde undweshalb ich zu den beiden älteren sage, dass man da wieder mal sehen kann, dass die heutige Jugend sämtliche Werte und Moralvorstellungen verloren hat, kein Mass und Ziel mehr hat, und bei einer anderen Bude gibt es dann Kässpätzle – die anderen haben alle nur normal Currywurst und solche Sachen –, aber da es schon später Nachmittag, fast Abend ist, gibt der Kässpätzlemann – ein dicker, gemütlicher Typ, die eine Hand in der Hosentasche, leicht zurückgelehnt in seiner kleinen Bude stehend – ganz lässig nebenbei den Rest, den er noch in seiner ziemlich großen Pfanne hat, drei Stückchen, die aber eher wie rotbraun panierte Fleischstückchen ehen, erst dem anderen etwas, dann mir etwas, ich wundere mich, weil es doch wie Fleisch aussieht, aber andererseits doch Spätzlecharakter hat, weshalb ich mit ihm quatschen will, fragen, was das ist, und sage, dass ich Spätzlespezialist bin, was er erst nicht versteht, weswegen ich es wiederholen muss, woraufhin er höflich nickt und ich dann wohlwollend sage, dass seine Kreation spätzlemäßig gesehen auch nicht schlecht ist, die er da gemacht hat • Renate/Fafa bei uns zu Besuch in der Gruppe und sie will als Erstes in die Badewanne, was ich ziemlich unverschämt finde, aber was soll man machen, sie ist ja Besuch, aber wie ich später hochkomme – die Badewanne ist im Flur im obersten Stock, direkt vor der Treppe –, sehe ich, dass sie die Badewanne nur hat einlaufen lassen und dann weggegangen ist, und jetzt ist sie schon so voll, dass sie gerade dabei ist, überzulaufen, was ich gerade noch abstellen kann und dann rufe ich sie, sage, sie soll das jetzt klären, woraufhin sie ganz leidend hochkommt, »ich bin krank!« und: »die Badewanne ist kaputt«, was ich eine besonders blöde Ausrede finde • bin in der obersten Wohnung eines Stadthauses und muss irgendwie mit einer Frau verhandeln, die einen Rechner hat, was aber alles sehr, sehr genant vor sich geht, vor Peinlichkeit fast verschwimmend, man sieht sich kaum an, redet drumrum, aber dann nimmt mich ein Detlev-Buck-artiger Typ von seiner Wohnung aus mit zu einer Bude am Straßenrand dieser Großtadt – man sieht von dort auch eine andere Brücken-artige Querstraße –, um mir zu zeigen, wie man dort einen »Stick« essen kann, und zwar gibt man dazu Geld vorne an der zur Straße gelegenen Kasse der Bude ab, was Detlev Buck ganz lässig tut und mir bedeutet, dass wir jetzt hier draußen erstmal warten, dann dreht sich der Kassierer auf seinem Drehstuhl um und drückt einen Knopf, man hört es klacken, es klickert in der Maschine, die hinten in der kleine schmalen Bude steht – es ist eine rote Baguettemaschine, schmal und hoch, die unten ein Fach hat, in das man greifen kann und wo dann ein Käse-Salami-Gurken-Baguette liegt, das auch getoastet ist und das er sich, nachdem wir reingegangen sind – sonst sind keine Gäste da – rausnimmt und während wir wieder rausgehen, bietet er mir an, abzubeißen, was ich aber nicht will, weil er mir vorher ein süßes, schaumiges Bonbon gegeben hat und mein ganzer Mund jetzt voll von diesem süß-ekligen chemischen Geschmack ist, und draußen stehen zwei Frauen, die uns unverhohlen musternd anschauen und sagen, dass sie in dieser Bude mit Selbstbedienungsautomaten auch einen »Stick« wollen, aber einen anderen, die wir aber stehen lassen, und wir gehen Treppen hoch, die Parallelstraßen verbinden wie in Stuttgart und als wir an der dritten oben ankommen, kann man links ein paar hundert Meter weiter eine Querbrücke mit der Autobahn erkennen –

– Kinder spielen in meinem oberen Zimmer vor dem offenen Fenster – ein Junge will auf den Sims klettern und runterspringen –

– ein Kind kommt an das neue, breite Glassiefenster18 und hat einen Sack mit Sachen von beziehungsweise für Batoma, vor allem ein kleines, viereckiges Radio der billigsten Sorte, das man einstellen kann, daneben ein noch kleineres Kind, das auch ein Säckchen mit irgendwas hat; ich denke, Batoma ist da, hat das aber nicht mitgekriegt und wird erst noch kommen, und aus dem kleinen Radio krächzt schon Musik, und das Motorrad ist ganz dreckig von diesen Sachen beziehungsweise dem Transport dieser Sachen beziehungsweise von den Spritzern dieser Art Betonmischung, die Batomas Vater immer zum Verputzen der Häuser anrührt, dieses hellgraue, fast weiße, fast flüssige Zeug, vor allem die Rückenlehne des hinteren Sitzes und die darunter liegende Verschalung sind ganz voll mit diesen Spritzern, und ich hoffe, dass Batoma kapiert, dass dieses Zeugs alles – mühsam! – gebracht wurde und nicht von alleine gekommen ist – einer will »pednets«19 am Tee machen, aber Batoma ist völlig übermüdet von der Nachtfahrt und das geht nicht • ich muss die Cadeaux20 alle einzeln unterbringen, schön langsam und nicht zu schnell und mit Hilfe des Katalogs; das ist natürlich scheiße erstmal und wenn ich zu schnell mache, gegen die kaputt, werden durcheinandergebracht und verkleben • bin mit Gert in Amsterdam und wir bekommen eine illegale Aktion von irgendwelchen Jungchen mit, mit denen wir überhaupt nichts zu tun haben und zu tun haben wollen, völlig bescheuerter Schwachsinn, bei dem ich zufälligerweise anwesend war und den ich gesehen habe, über den ich mich aber kopfschüttelnd auf dem Boden an ein Haus gelehnt aufrege, und Gert beugt sich über mich und flüstert mir ganz im Vertrauen zu, dass ich zu den Bullen gehen soll und erzählen, was ich gesehen habe, das habe nichts mit Verrat zu tun, aber ich solle es trotzdem diskret tun, was ich okay finde, aber bin der Meinung, dass er dann auch mitgehen soll, zumal wir dann sehen werden, wen wir wohl treffen, wenn wir aufs Polizeirevier kommen, Herman van Hoogen ja wohl nicht, der ist ja längst pensioniert – ich überlege kurz, ihn anzurufen, finde es aber dann blöd, sozusagen indirekt die alten Kisten aufleben zu lassen; außerdem kennt er ja auch keinen mehr dort –, denn ich weiß ja gar nicht, an wen ich mich wenden soll, wen ich dort nach wem fragen soll, und auf dem Weg zu den Bullen schauen wir uns erstmal noch ein bisschen die Amsterdamer Altstadt an, die wirklich wunderschön ist, ich bin nackt beziehungsweise habe nur ein blaues Air-Maroc-Tuch, das ich mir notdürftig um die Hüften binde, vor allem, damit man meinen Arsch nicht sieht, wir hängen uns an eine Touristengruppe dran und gehen durch enge Altstadtstraßen, finden es immer wieder wirklich unglaublich schön, hat man früher viel zu wenig drauf geachtet, wissen aber gar nicht, wo das Polizeirevier ist, da sehe ich auf dem Boden einen kleinen, etwa Gecko-großen Bullen, der aussieht wie ein Pelztier, eine Stoffpuppe, braunrotgrün, richtig mit Uniform und Polizeimütze, der zuckend auf dem Boden hin und her wuselt und kichert, total aufgeregt da hin und her wuselt, und nachdem wir gefragt haben, wo es zum Polizeirevier geht, wuselt er noch verrückter auf dem Boden hin und her zuckend rum und weist in die Richtung, in die es geht {wie Johnson, obwohl tot, auftauchte}, wir zeigen fragend um Bestätigung bittend in dieselbe Richtung und er nickt und nickt und wir gehen dann aber auch mit einem Gruseln da hin, wo ich zu der Schwachsinnsaktion befragt, teilweise verhört, letztlich aber nur um meine Meinung gebeten werde, woraufhin ich das Protokoll sehe, die Namen der Bullen, wobei einer so ähnlich wie Terstappen aussieht und ich mich frage, ob das nicht einer war, der auch bei unserer Verhaftung dabei war, aber wenn man überlegt, wie alt wir jetzt sind, müssten die ja, da sie älter sind als wir, längst in Pension sein, und dann kommt irgendwie eine Meldung, dass Kuchen auf dem Konto ist, ein unheimlich guter Kuchen, aber es ist kompliziert, den abzuheben, erfordert ein ganz umständliches Verfahren, und die Meldung erscheint zweispaltig in der Luft, etwa in Augenhöhe oder etwas höher, schräggestellt, teilweise mit einem Rollo drüber, rechts zu mehr als der Hälfte, links nur oben ein wenig • ich stehe auf meiner Veranda und trau meinen Augen nicht: die Hälfte der Mauer zu den Nachbarn ist weg, einfach weg, sieht erst so aus, als sei sie durchsichtig geworden, oder ich frage mich, ob sie das geworden ist, aber sie ist weg, abgebaut und ich rufe Madu, der hochkommt, das sieht, auf das Dach der Nachbarn rübergeht und sich die Bescherung kopfschüttelnd ansieht, wir uns einig sind, dass man daran wieder mal sehen kann, was für blöde Nachbarn wir haben, die haben einfach diese Mauer weggemacht und wir haben es gar nicht gemerkt, da stellen wir fest, dass die auch an unserer zu ihnen reichenden Außenmauer rumgebaut haben, irgendeinen Anbau, unverputzte Mauern mit Gerüsten davor mit unserem Haus verbunden stehen jetzt da, und in diesem Moment kommt auch der Maurer, zynisch grinsend und ohne uns zu grüßen, und macht sich an die Arbeit, steigt auf eine Plattform und fummelt an den unverputzten Steinen rum, da klettert Madu auf unserer Seite bis auf seine Höhe und spritzt ihn mit Wasser an, was ihm aber nichts ausmacht, weswegen ich denke, dass ich vielleicht eine ganze Schüssel Wasser auf ihn gießen sollte und in diesem Moment eine ziemlich fette Ratte außen seitlich an der unverputzten Mauer entlangklettern sehe und denke: »jetzt haben wir schon Ratten wegen diesen Scheißleuten da, das hat’s ja noch nie gegeben!« • bin bei Gabriele Heidecker und Marosch, er kommt gerade von der Arbeit zurück, breitet die Arme aus und umarmt mich hocherfreut, aber dann gehe ich mit Gabriele nochmal raus in eine sandige, fast Wüsten-artige Landschaft, eine Runde spazieren, während Marosch das Essen fertig macht, und sie erzählt von einer Performance, die sie in Israel gemacht hat und die ein riesen Erfolg war; es war eine Vorstellung von mehreren Künstlern, aber als sie dran kam, ihre Szene, sie und ihre Kollegen mit derart voller Brust gesungen haben – wozu sie sich auf dieselbe klopft und mich anlacht –, dass ihnen fast die Lungen geplatzt sind, weshalb ich ihr auch lachend auf die Schulter klopfe, was sie aber zum Anlass nimmt, sich umzudrehen und zum Haus zurückzugehen, und ich frage mich, ob sie das vielleicht falsch verstanden hat, etwa als Annäherungsversuch, aber das ist dann weiter kein Thema, denn als ich auch wieder diese Souterrainwohnung betrete, kommt Marosch gerade die Treppe runter, mit einem großen Topf in der Hand, den er auf den Tisch stellt, und dann reden wir über Religionen, wozu ich sage, dass wir – wobei unklar bleibt, ob damit Fantasia oder die RAF gemeint ist – die einzig multiplesklerose Religionsgruppe gewesen seien, was aber ein Versprecher ist, denn es sollte irgendwas mit »multi«, also alle Religionen mit einschließend, heißen; ich guck aber nochmal im Lexikon nach, um das Wort zu finden, das ich suche, da begegnet mir aber das Wort beziehungsweise der Name »Erika«, was ja auch eher an Krankheit, an Alzheimer erinnert und erst recht nicht gemeint war –

 

– es ist ein Kindergeburtstag, bei dem Ebby Musik macht, und plötzlich sind aufgeregte Rufe zu hören: »die Ablassvögel, die Ablassvögel«, die über uns fliegen, die man aber nicht sehen kann, dafür in einer Zeitung deren Blick vom Himmel: ganze Kontinente sind zu sehen, so hoch fliegen die, die halbe Welt, ich komm aus dem Staunen nicht mehr raus, und Ebby grüßt sie verschmitzt nach oben sehend –

– wenn man die Blaupausen unseres Hauses in Razel nimmt und dreht, zumindest den Grundriss, kann man das für das Haus auf dem Dorf nehmen beziehungsweise zumindest schon mal transportieren nach dort; das kann man irgendwie machen, also rein technisch gesehen, dann so bauen auf diese Weise in dem Sinne, dass der Grundriss durch den Transfer dann schon gebaut ist, aber irgendwie geht es nicht, es lässt sich dort nicht machen oder dauernd ist jemand dagegen oder es ist verboten oder wird verhindert – die Kopie, der Scan oder die Blaupause ist sozusagen schon im Zwischenspeicher für »copy and paste« als materielle Realisierung, aber ich werde sie irgendwie nicht los, weswegen ich dieses Fundament dadurch einfach anfange, dass ich die Felsbrocken dorthin werfe, und man hört ganz laut das »Klack, Klack« des Auftreffens, wodurch das zwar dann schon mal da ist, das Problem grundsätzlich aber nicht gelöst, weswegen ich mit einem Mediator darüber rede, aber der schüttelt den Kopf und sagt: »das lässt sich nicht transferieren nach Cääle«, aber ich muss, wie beim Drucker auch, die Datei erst ausmachen und dann kann ich sie transferieren, um damit das Fundament zu bauen • ein Stück, das in Europa spielt und in Wittelpoa, aber vorher muss ich bei einer Strindberg-Inszenierung einspringen, wir haben eine schöne Probe mit den Kollegen, ziemlich viele Schauspieler, ein ziemlich unübersichtliches Bühnenbild mit vielen, zum Teil schrägen Ebenen und einem Abgrund vor dem Orchestergraben; wir müssen improvisieren und spielen uns die Bälle zu, was wunderbar klappt, es fluppt wie geschmiert und eine Stelle besteht darin, dass ich ein Buch aus einem Versteck hole und daraus vorlese, was natürlich das allereinfachste ist und Spaß macht, also alles überhaupt kein Problem; es ist eine sehr moderne Inszenierung, in der viel durcheinander geredet wird und gemacht und getan, aber sehr natürlich, spannend und witzig, bin erstaunt, dass es so gutes Theater überhaupt gibt, aber bei der eigentlichen Vorstellung ist dann wieder alles völlig anders, aber eben in diesem Stil; es ist eine Art Werkraumtheater mit nicht allzuviel Publikum, eine Außenstelle der Kammerspiele in München, jeder macht, was er will, es entsteht praktisch ein neues Stück ganz nebenbei, was aber den Eindruck einer wohldurchdachten einstudierten Angelegenheit macht, es läuft wirklich ausgezeichnet mit den Kollegen, wir geben uns wie geschmiert die Stichworte, spielen uns gegenseitig die Bälle zu, die Regelung der Grundorganisation ist perfekt und ich bekomme deutliche Hinweise, dass die Stelle mit dem Buch, aus dem ich vorlese, auf jeden Fall mit eingebracht werden soll, das also wie geplant stattfinden soll, und ich gehe dann, wie vereinbart, von der Bühne runter zu dem Versteck des Buches, das irgendwo in einer Seitenwand des Zuschauerraums ist, wobei ich bemerke, dass so viele Leute auch wiederum nicht da sind, sehe viele leere Plätze, schnappe mir das Buch, das in einem Pfosten, einer Tragesäule drin steckt, und versuche dann zurück auf die Bühne zu kommen, aber es ist ziemlich dunkel alles, man sieht fast nichts mehr und dieser Abgrund vor dem Orchestergraben ist glitschig und rutschig und es gibt keine Möglichkeit, zu einem Aufgang auf die Bühne zu sehen, und ich frage mich, was das überhaupt noch mit Strindberg zu tun hat, wie das noch gerechtfertigt werden sollte als Strindberg-Inszenierung, auch wenn ich es genial inszeniert finde, und das andere Stück spielt in Deutschland und Asien und das asiatische Land heißt »Wittelkoa«, man sieht schon von außen den Präsidentenpalast und die Gitter davor, aber am nächsten Tag gehe ich an einem gläsernen Viereck auf dem Abhang vor dem Präsidentenpalast vorbei und versuche, den Text darunter zu lesen, um zu erfahren, ob jetzt die Vorstellung ist und wann und wie, aber es ist alles milchig und glasig beziehungsweise milchglasig und unsichtbar und als dann die Vorstellung läuft und alles ganz anders ist als geprobt, denke ich: »das kommt davon, man darf es eben nicht provozieren!« • ich halte dem Verkäufer in einer Bude das Mikrophon vor die Nase und fordere ihn auf, die Nachrichten reinzusprechen, die er ja sonst auch verliest, und er ist dazu auch bereit, sucht und sucht und findet seinen Text nicht und ich sage zu Heiner, dass ich nicht mehr bei den »Brialiern« esse und aus dem Stück nichts wird • habe ein Auto gemietet, ein neues, und fahre über die Landstraße ziemlich schnell weg, aber plötzlich geht es stark bergab und wird total sumpfig und rutschig, und ich denke: »naja, jetzt hab ich wenigstens ein neues Auto, mit dem man da durchkommen kann!«, ich schaffe es auch sehr gut, es durch den Glitsch zu lenken, und sehe weiter hinten noch eine größere Stelle mit normaler Straße und wie man da hinkommen könnte, und es hört und hört und hört kaum auf, bis es da hochgeht, es wird immer steiler und steiler, bis ich zu dieser Stelle komme, aber dann merke ich, dass da ja ein Abgrund davor ist, der letzte Rest bis zu dieser asphaltierten Stelle derart steil abwärts geht, je genauer man hinguckt, desto steiler, dass es fast senkrecht runter geht und je genauer ich runtergucke, desto tiefer, da würde das Auto nicht mehr fahren, sondern fallen, womöglich mehrere hundert Meter und ich würde tödlich abstürzen, wenn ich weiterführe, dann wäre Schluss, und dieses Land, durch das ich fahre, heißt, »Bayag-ko« und ist durch gelbrote Streifen gekennzeichnet, bisschen an die Maggi-Farben erinnernd, und ich erzähle den Traum mit der Autofahrt einer Frau in der »ich«-Form, obwohl sie es ist, die fährt, was ich nur, der unsichtbar dabei ist, sehe, und sie nickt immer bestätigend, dass ich das genau richtig erzähle, und ich frage mich, ob das alles überhaupt stimmt, weil sie doch fährt, aber ich es ins Diktafon diktiere, als sei ich es gewesen, aber dann kommt ein Einheimischer mit einem funkelnagelneuen Fahrrad vorbeigefahren, ein Asiate, und ich denke: »das geht alles gar nicht, weil der sich ja viel besser hier auskennt!«, und ich muss mit dem Fahrrad vom ersten Stück zu dem zweiten fahren, zusammen mit dem Schauspieler und irgendwie ist klar, dass das nicht geht, was ich ihm sage, aber er hat ja auch ein eigenes Fahrrad {das Theaterstück in dem Bauwagen am Rande des Platzes vor der Kirche, bei dem ich durch den Schlitz im roten Vorhang nach draußen sah und feststellte, dass gar kein Publikum da ist} – ich muss eine kurze Strecke probieren, nebenherfahrend, aber ich diktiere das laufend ins Diktafon und sehe zum Teil den Text im Hintergrund in der Luft gespiegelt, wobei der Text Lexikoncharakter hat, also ein Wort hervorgehoben und es wird erklärt, und jemand fragt mich ganz streng, ob ich es auch wirklich weiß mit der Unterbrechung mit dem Fahrrad • ich gehe mit einer Frau spazieren und habe eine Kamera dabei, um diese stark zerklüftete Vorstadtlandschaft zu filmen, will einen langsamen Schwenk von dreihundertsechzig Grad machen, eine sehr urige Landschaft, naturig, Vororthochhäuser gemischt mit wild bewachsenen Aufschüttungen, Wüsten-artig, aber zum Teil schon kultiviert, aber noch nicht alles mit Gras bepflanzt, und ich gehe langsam runter in so eine Art Bach oder Wadi, der seitlich auch mit Gestrüpp bewachsen ist, will dann von dem ausgehend meinen Rundschwenk machen, da kommt plötzlich eine kleine Autokolonne mir durch den Bach entgegen, die gerade reinpasst, die Räder an den schrägen Seiten des Wadis, was gut passt, als sei es für den Film arrangiert, dann lass ich die vorbei und geh wieder runter, dahinter kommen spielende Kinder, ein bisschen multikulti gekleidet, was auch gut in die Szene passt, aber als ich mich wieder aufrichte, wackelt das ausgefahrene Objektiv im Wind, es ist aus Gummi, ziemlich dünn und relativ lang, wahrscheinlich billiger Aushilfsscheiß, ärgerlich, aber es geht einfach nicht damit, und dann sehe ich einen Scheich in einer Mauernische eines Hochhauses sitzen, schön in seinen weißen Scheichgewändern mit weißem Käppi mit schwarzen Bändeln, er quatscht mich an, was ich hier mache, ich erzähle, dass ich das alles filmen will und er sagt: »ja«, das finde er auch spannend, wir kommen ins Gespräch und er sagt, ich solle erst mal die ganzen Leute hier filmen, die ganzen Türken und anderen Ausländer wie er selber ja auch, und dann gehen wir in den Keller dieses Hauses, dessen Fenster alle vergittert sind, und sein Sohn will mich wieder rauslassen, muss dazu aber die Gitter zumindest zum Teil ein bisschen lösen beziehungsweise die Öffnung, die er schon gebaut hat, etwas vergrößern, was zwar geht, aber lange nicht reicht, damit ich mich da durchzwängen könnte, weshalb ich zu den Nachbarn gehe, die aber auch alle vergittert sind und die haben wieder andere Schlüssel, um da rauszukommen, also ich muss da raus, wo der Sohn von dem Scheich mich da rauslassen will und irgendwann klappt er so viel Gitter weg, dass es doch nicht zu klein ist, er selbst spielend rauskann und ich dann auch ganz einfach rauskomme und es geschafft habe – eine größere Art Familientreff in museumsartigen Hallen, bei dem auch Rudi Wackernagel dabei ist, ein sehr großes Programm und auch Treffen mit Nicht-Verwandten, es sind ganz viele Leute, die ich da treffe, und Rudi will von einem Kuchen, einer saftigen Sahnetorte, was mit einer Gabel abmachen, muss dabei etwas Druck ausüben und – quatsch!, rutscht er mit der Gabel aus und ein Teil des Kuchens spritzt in hohem Bogen weg und klatscht direkt an so eine leicht rosa gefärbte Museumswand, und es sieht wirklich ganz toll aus, diese drei in einer sauberen Reihe hintereinander angeflatschten Kuchenstücke an der Wand, reine Kunst, wie sie überlegt besser nicht gemacht werden könnte; ich denke, das muss man fotografieren, bevor es weg ist, unterhalte mich mit einem anderen und sage: »ja, das würde doch in einer Ausstellung mit den anderen Werken von Rudolf Wackernagel gut passen, diese Fläche mit den drei Spritzern da drauf, die einfach ganz toll da platziert sind, das ist ästhetisch wie in der goldenen Mitte, genau stimmig«, wo mir der andere voll zustimmt, auch begeistert ist, und dann gehe ich hoch, meine Kamera holen, die Veranstaltung findet in einem Hotel statt, in dem wir auch wohnen, aber als ich wieder runterkomme, sagt ein anderer, dass beschlossen wurde, die Veranstaltung nochmal woanders zu erweitern, nochmal einen Abschlusskaffee und -kuchen woanders zu sich zu nehmen und da dann auch nochmal irgendeine Aktion zu machen, daraufhin sage ich: »dann sollten wir aber dahin gehen, wo wir als Kinder immer gespielt haben und später auf Trip mit Fips und Ebby nachts auf den Kinderspielplätzen uns rumgetrieben haben«, weil das eine sehr schöne Gegend ist, in der man gut was machen kann, also draußen und mit großen Spielzeugen, Schaukeln, runden, mit einem Eisenring in der Mitte drehbaren Holzplatten, wie die, mit denen wir uns damals auf Trip immer bei Vollmond gedreht hatten –

 

– ich lese die Rezension eines RAF-Stückes, in dem die drei Hauptdarsteller nicht so dargestellt werden, wie man es erwartet, »aufgedrehte Bürgerkinder« etc., nein, sondern leise und nachdenklich seien die gewesen • eine Zeitungsredaktion mit mehreren Leuten um einen großen viereckigen Tisch herum und ich schreibe einen handschriftlichen langen, zweiseitigen Brief, mit dem ich einen Werbeauftrag absage – beziehungsweise den Entwurf dazu, der von der neben mir sitzenden Frau abgesegnet werden muss – mit der ausführlich und kompliziert ausgeführten Begründung, dass man nicht jeden Tag Werbung machen darf, sondern nur jeden zweiten Tag und heute aber der Tag ist, an dem man nicht Werbung machen darf beziehungsweise dies eine Werbung ist, die nicht erscheinen wird, womit ich den Kunden auf ganz raffinierte Weise verarschen will, sodass klar wird, er indirekt merkt, dass ich ihn verarschen will, er aber nichts dagegen machen kann, weil meine Begründung so zwingend logisch ist, dass er sie nicht widerlegen kann, aber als mich die anderen am Tisch fragen, was ich denn da dauernd mache, versuche ich, es zu erklären, und verheddere mich, kriege diese evidente Logik, die ich eben noch ganz klar im Kopf hatte, nicht mehr zusammen, stocke, die anderen sehen mich erwartungsvoll an, ich sage irgendwas von dem Zwie-Tage-Rhythmus und dass man dem nicht widersprechen kann, finde es selber aber dünn und merke, dass die anderen es auch nicht verstehen, aber keiner sagt was, keiner widerspricht, und ich denke, dass sie sich vielleicht nicht trauen zu widersprechen, weil sie nicht zugeben wollen, dass sie es nicht verstanden haben, aber ich mache trotzdem weiter, weil es noch ganz kurz vorher so sonnenklar war, dass überhaupt kein Zweifel bestand, eine absolut klare logische Argumentation, und es geht auch noch um Werbung für Autos, was ich sowieso ablehne • mit Annette Thirier in einem Hotelzimmer, einer Suite im oberen Stock eines größeren Hotelkomplexes, und ich muss mit Fips noch die Vorstellung am Abend vorbereiten, Texte zusammenstellen und noch lernen, also eigentlich drängend alles, aber Annette will erstmal mit mir ins Bett und zieht mich im hinteren Zimmer auf die Couch, legt sich auf mich, ihren ganzen nackten Körper an mir reibend, sie will unbedingt sofort vögeln, während Fips im vorderen Zimmer rummacht; wir haben die ganze Nacht durchgemacht und sind eigentlich total übermüdet, aber Annette drängelt ihre Möse an mich und gibt dem Zimmermädchen, eine große, stattliche Frau, dunkel gekleidet, ein Hundert-Francs-CFA-Stück, ohne ihre Reibungen zu unterbrechen und ohne sie anzuschauen und befiehlt ihr schroff, damit auf der Straße etwas zu essen zu holen, womit das Zimmermädchen sofort wiederkommt und weshalb es dann da rumsteht, während wir rummachen, Annette will immer dringender vögeln, ich bin aber eigentlich viel zu müde; wir haben unser eigenes, neu gekauftes Bettzeug mitgebracht, das wir gerade ausgepackt haben und von dem überall noch die Pappzettel der Verpackung herumliegen, ganz viele Decken, ganz viele Überzüge, alles frisch und neu, wir haben das Zimmer auch umgeräumt, die Betten umgestellt, damit wir da auch alle schlafen können, was sich das Zimmermädchen alles neugierig anschaut, und dann fragt es, was das denn für ein Tisch sei, der neben der Couch steht, auf der wir vögeln, worauf Annette, ohne die Vögelei zu unterbrechen, herrisch antwortet: »den haben wir mitgebracht!« und das Zimmermädchen sagt: »ja, dann kann er ja auch hierbleiben«, denn sie findet ihn offenbar gut, er hat eine Lederüberzogene Leiste rundum, und Annette stöhnt völlig genervt: »in Zukunft bezahle ich getrennt«, was wohl heißen soll, nur unten an der Kasse, weil sie will, dass diese Frau endlich weggeht, was diese dann auch ganz langsam tut, aber dann habe ich definitiv keine Lust mehr zu vögeln und gehe rüber ins Hauptzimmer, wo Fips ganz in eine Decke gewickelt liegt und pennt, wobei ich aus Versehen an seine Füße stoße, wovon er aufwacht, was mir einerseits peinlich ist, andererseits müssen wir ja noch viel für die Vorstellung am Abend arbeiten, weshalb ich sage: »komm, wir müssen noch Text lernen« und Annette verkriecht sich unter einer Decke, die sie sich auch über den Kopf zieht, während Fips seine Decke bei uns reinschmeißt und erstmals ins Bad geht, um zu pinkeln, was mich ärgert, weil ich dann nicht ins Bad kann, und ich sehe überall noch diese Verpackungskartons von der Bettwäsche, die wir gekauft haben, rumliegen und überlege, wie wir das Zimmer einrichten, denke, dass wir das auf dem flachen Tisch vor dem Fenster machen, aus dem man einen wunderschönen Blick über die ganze Stadt hat, sehe da die Zettel mit den Texten schon rumliegen, schon ein wenig arrangiert, da dann den Text machen für den Abend –

– vier Koffer packen auf verschiedenen Ebenen, fallen lassend, werfend, von oben reinhüpfend, alles gleich lang und gleich groß machen, kontrolliert am Reißverschluss, den ich zuziehe und es daran einer Frau erkläre, zeige, dass es aufs μ genau gleich wird • muss mit einem Ausländer arbeiten, einem Asiaten, wir reden darüber mit ziemlich vielen Leuten • will eine Telefonkarte in einer kleinen Boutique kaufen, in der die Verkäuferin, eine blöde arrogante Kuh, etwas erhöht an einem Tisch sitzt, ich lege das Geld auf den Tresen und sehe plötzlich: das ist ja mauretanisches Geld, sage das ganz erstaunt auf Deutsch, dann fällt mir aber ein, dass sie das ja gar nicht versteht und wiederhole es nochmal auf Bamanankan, was sie aber beides arrogant ignoriert, da gebe ich ihr einen Fünfziger, was aber nicht reicht, weil ich auch einen Malitelcredit21 gekauft habe und sie nicht rausgeben kann, da kommt der Chef von dem Ganzen, auch ein arrogantes Arschloch, das kaum ein Wort mit mir redet, aber er gibt mir dann sein ganzes Kleingeld, weil er auch nicht ganz rausgeben kann, und dann gibt er mir alle möglichen Schrauben, Scharnierteile mit abgebrochenem Plastikrand drumrum, andere zerbrochene Plastikteile, von denen man aber unter Umständen noch etwas verwenden könnte, was ich als rausgegebenes Kleingeld akzeptieren soll – treffe Johannes Artmann im Laden und wir umarmen uns lange und innig, sehr schön und herzlich, nicht enden wollend, wiederholen immer wieder, wie sehr wir uns freuen, uns endlich wieder zu sehen, und wir verabreden uns, gleich ausführlich miteinander zu reden, wobei ich denke: »dann kann ich das auch klären mit den »es«-Prospekten auf seinem Infotisch in der Kaffeeecke«, erzähle aber erstmal, dass ich jetzt morgens immer eine Tasse heißes Wasser trinke, was ihm überhaupt nicht imponiert, er nimmt es kaum zur Kenntnis, denn er muss vorher noch schnell einiges mit seinen Angestellten regeln, während ich so lange alles mögliche Zeugs, das ich dabei habe, in seinen Laden packe, darunter auch einen Tisch, das fahrbare Stehpult, viel Wäsche, und ich baue Tisch und Stehpult auf einem seiner Kommoden auf, um so lange ein wenig zu schreiben, aber wie ich dann ganz oben stehe und zu schreiben beginne, sehe ich, dass es von da oben so weit runtergeht und außerdem wacklig gebaut ist, da das Stehpult ja Räder hat, dass mir ganz schwindlig wird, ich bekomme Angst, dass alles runterfällt, weswegen ich sofort wieder runtergehe, alles wieder abbaue und eben so warte, bis Johannes endlich Zeit hat, aber er hat und hat dann doch keine Zeit, muss sich auch noch, bevor er die dringendsten Sachen mit seinen Angestellten regelt, weil Mittag ist, auch erst noch kurz hinlegen und kann danach erst diese dringendsten Sachen erledigen und danach erst mit mir sprechen, und während er, bevor er sich hinlegt, noch einige Anweisungen gibt, will eine Frau sich auch erstmal hinlegen und zwar auf den Boden vor den Regalen, was Johannes aber in Ordnung findet, und ich denke: »es ist immer das Gleiche mit Johannes«, obwohl die Umarmung wirklich wunderschön und lang gewesen war, aber es ist halt so mit ihm, viel reden kann man nicht und er muss eben weitermachen in seinem Laden, was ja auch verständlich ist, weswegen ich anfange, das Zeug wieder zusammenzupacken, das in der Mitte einer Straßenkreuzung liegt, denke noch, dass ich irgendwie ein Taxi holen muss, versuche aber, es irgendwie alles selber tragen zu können, was noch dadurch erschwert wird, dass ich nackt bin und mich dauernd drum kümmern muss, dass mich ein Tuch einigermaßen bedeckt, weiß aber nicht, wie ich den Koffer, den Sack und alles in die Stadt kriegen soll, wo ich in der Wohnung von zwei Schauspielern wohne, die weg sind, außerdem bin ich mit Shortie verabredet, um mit ihm wiederum aufs Amt zu gehen, und während ich das Zeug irgendwie zusammenraffe, kommen zwei Mädchen vorbei, die sich über die Scheidung der einen unterhalten, sind ganz angeregt ins Gespräch vertieft, aber als sie mich sehen, unterbricht die, die gerade spricht, und ruft aus: »hach, was ist das denn?«, als sie mich da mehr oder weniger verzweifelt rumhantieren sieht, denkt, ich hätte einen Unfall gehabt oder etwas anderes Schwieriges, aber ich sage ganz lässig: »nein nein, das ist ein Umzug« und packe weiter mein Zeug als sei das das Normalste auf der Welt, und um sie zum Weiterreden zu animieren, wiederhole ich auffordernd ihre letzten Worte: »ja, ›und dann war ich also beim Anwalt und‹ – und wie ging’s weiter?« und dann redet sie tatsächlich weiter, geht aber auch weiter und ich kann den Rest nicht mehr verstehen, hab das ganze Zeug inzwischen aber umgehängt und aufgesattelt {wie ich auf den Dach des Gehöfts stand und seltsame Fluggeräte sah und die vier Cowboyartigen Typen kamen; die Präsidentenlimousine und der Kamelhaarmanteltyp}, eine Gitarre habe ich auch über der Schulter und ich gehe über ein altes Stauwerk, aus klobigen dunklen Felsbrocken gebaut, eine Brücke mit zwei oder drei Stockwerken, die ich ganz oben überquere, und wie ich auf der anderen Seite an dem Brückenvorraum ankomme, sehe ich ein Stockwerk tiefer lauter in Deutschland aufgewachsene schwarze und gemischte Kinder, Jugendliche, die in diesem ehemaligen Stauwerk offenbar ein Jugendzentrum haben und mehr oder weniger flachsend rumlungern und einer, der da mit jugendlicher betonter Lässigkeit im Stockwerk tiefer eine schräge Ebene hochkommt, lästert ziemlich deftig über München, wie blöd und verkommen das sei, worüber diese anderen Jugendlichen, die da rumlungern und nichts zu tun haben, lachen und wie ich mich einmische, indem ich ihm einerseits zustimme, andererseits seine harten Worte kritisiere, zwinkert mir ein halbwüchsiges Mädchen, auch eine Schwarze mit großen Augen, zu, zwinkert zu mir hoch, ziemlich heftig und anzüglich, und dann sehe ich erst, dass neben mir auch so ein Mädchen steht, aber so hellbraun, dass sie auch ein Mischling sein könnte, und da ich immer noch nackt bin und mit dem Tuch kämpfe, um mich notdürftig zu bedecken, denkt sie wohl, ich will was von ihr, und öffnet die Tür zu einer kleinen Kammer, in der nur eine Matratze auf dem Boden liegt, und sagt lächelnd, mit dem Kopf in diese Richtung nickend: »wir können da reingehen!« und ich habe den Eindruck, dass sie zumindest halbprofessionell zugange ist, das Ganze vielleicht ein verdeckter Puff, auf jeden Fall machen wohl all diese Mädchen es für Cadeaux, ich habe aber keine Lust und packe wieder mein ganzes Zeug, gehe ein Stockwerk tiefer, wo eine Band gerade ihre Anlage aufbaut und ich mich an einem Musiker vorbei zwischen ihm und einem großen Verstärker durchzwängen muss, wobei die Gitarre beinah zu schade kommt und ausgerechnet in diesem Moment klingelt das Telefon, und es ist Shortie, was mich wundert, weil er mit Malitel anruft und bei der Nummer von mir, die doch sonst nur Batoma hat, und er fragt, wo ich bleibe, weil wir doch aufs Amt wollten, wozu es langsam fast schon zu spät ist, ich sage: »ich komm gleich, bin nur aufgehalten worden«, schlage dann aber vor, doch morgen früh hinzugehen, woraufhin er vorschlägt, es dann lieber morgen Nachmittag zu machen, was ich wiederum blöd finde, weil Freitag und dann die Ämter meist ganz früh zu, dann geht gar nichts mehr, also wenn, dann morgen früh, aber dann haben wir kein Netz mehr und das Telefonat wird unterbrochen und ich telefoniere mit Günter Herburger und erzähle ihm, dass ich die Träume alle aufschreibe, und er ist nicht so von vornherein dagegen wie früher, findet es im Prinzip sogar gut, kritisiert aber den Traum, in dem ich Priester bin, das findet er nicht gut und sagt: »sonst bist du doch immer nur mit den unteren Schichten zugange und seit Neuestem plötzlich dauernd mit den Herrschenden und Mächtigen« und ich sage ganz ratlos: »ja, was soll ich denn machen, ich kann doch nicht meine Träume – das sind doch alles meine echten Träume, das habe ich doch tatsächlich geträumt, dass ich Priester bin«, wozu er dann nichts mehr sagt, verstummt –