Traumprotokolle

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– die Helfergruppe projiziert Schriften auf mein Moskitonetz: »gib nicht auf!« und »es dauert nicht mehr lange!«; es sind kleine, grauweiße Kästchen, innerhalb derer gestochen scharf und serifenlos die Schrift zu sehen ist • ich rufe Claudia an und sie hebt zu meiner großen Überraschung sofort ab, ist auch zunächst gar nicht ablehnend, erwidert ganz normal meinen Gruß, sucht aber dann nach einer Ausrede, setzt an, leise und gehetzt zu sprechen, als wäre sie in einer Besprechung, wovon ich aber weiß, dass es ein Vorwand ist und weshalb ich sie gar nicht ausreden lasse, sondern nur sage: »ich komme heut Abend im Fernsehen, schau’s dir an!« und auflege, woraufhin ich ins Wohnzimmer der Babls sehen kann, wie sie mit Sigi Programmzeitschriften durchstöbert, um rauszubekommen, wo ich denn mitspiele, sie gucken und vergleichen, sagen: »nee, da kann das nicht sein!«; es wundert mich, dass Sigi da mitmacht, das auch wissen will, womöglich ansehen, aber er lästert natürlich über mich, glaubt nicht, dass ich im Fernsehen komme, und ich habe einen Eindruck von deren normalem Eheleben, merke, dass da nichts zu machen ist, finde es schockierend, diese Eingefahrenheit –

– eine Konferenz oder Tagung − es hätten auch Dreharbeiten sein können oder es wurde dort gefilmt, eine Dokumentation − ist zu Ende, man geht nach Hause und hat schon nichts mehr miteinander zu tun, der Tagungsleiter verabschiedet sich flüchtig von mir, steht im Gang etwas erhöht und hat sichtbar schon ganz andere Dinge im Kopf, wendet sich dann auch sofort ab und ich muss erst noch ins Hotel, um die geliehenen Sachen zurückzubringen, bevor ich zum Bahnhof kann, was knapp wird und irgendwie doppelt blöd ist, weil ich mit der Straßenbahn sozusagen am Bahnhof schon vorbeikomme zu einem Zeitpunkt, an dem ich den Zug noch erwischen würde, zum Hotel ist es aber noch ziemlich weit, und bis ich von da zurück bin, ist der Zug weg {Abfahrtszeit zehn Uhr vierzig} und der nächste fährt erst nachmittags und die Vorstellung, so lange am Bahnhof rumzuhängen, nervt ziemlich, und in diesem Moment fährt die Straßenbahn sogar fast direkt am Hauptbahnhof vorbei, der dem Stuttgarter Bahnhof ähnlich ist und ich steige aus, weil die so einen großen Umweg zum Hotel fährt – ich sehe die Karte mit dem Verlauf vor mir –, dass es schneller geht, wenn ich zu Fuß hingehe, wobei mich eine Frau begleitet, die sagt, man müsse eine Treppe an einem altertümlichen Bauwerk – eine Art Industrieruine aus dem vorletzten Jahrhundert – hoch und dahinter dann durch verschiedenen kleinen Straßen zum Hotel, aber ich schüttle den Kopf und zeige nach rechts, wo man sogar das Hotel sehen kann, etwas erhöht stehend, das Erdgeschoss gelb angemalt, ein typischer fantasieloser Fünfziger-Jahre-Bau, und die junge Frau gibt mir recht, wir kommen ins Gespräch und sie begleitet mich sogar zum Hotel, weswegen ich sie kurz davor frage, ob sie mit hoch in mein Zimmer will, was sie nicht beantwortet, sondern fragt, ob ich möbliert wohne, was ich lachend bejahe, weil doch schließlich alle Hotels möbliert sind, wie solle das denn anders gehen?, aber dann kommen wir auch schon in die Rezeption, wo gerade andere Gäste auschecken und ihre Koffer raustragen, und ich gebe die drei großen, unterteilten Plastikbehälter zurück, in denen auch Essen war, worüber die Hotelfrau sehr befriedigt und erleichtert ist, ich betone auch noch mal, dass ich alles gegessen habe, was sie für mich zur Verfügung gestellt hat, aber die Behälter stehen den Leuten im Weg, die auschecken wollen, weswegen sie sich beschweren, aber ich finde meinen Schlüssel nicht und muss deswegen diese drei Plastikbehälter nochmal durchsuchen, wo er dann zum Glück sich findet, und oben im Zimmer ist ein Gerät, ein rechteckiges längliches Ding, mit dem man Jahrzehnte abrufen kann, an sich vorbeiziehen lassen, wobei die Sechziger und die Siebziger – the sixties and the seventies – zusammen in einer »Datei« sind, die Achtziger und die Neunziger in jeweils einer eigenen, was aber auch in Bezug auf dieses Hotel dargestellt wird • eine Krokodilsammlung auf dem Tisch, alle aus Gusseisen, nicht besonders groß, ganz eng auf dem erhöhten kleinen Tisch stehend, es vollständig belegend, mit gebogenen Hälsen, wie zur Seite sehend, meist mit offenen Mäulern und zum Teil oxidiert • ich soll mein Motorad auf die Seite stellen, weil da andere schnell vorbei wollen – es gibt zwei Spuren für Motos, damit das auch so geregelt werden kann –, die möglichst schnell sein müssen, um sich zu teilen, erst ab einer bestimmten Geschwindigkeit sich teilen, und ich sage: »das kann doch nicht sein, das muss doch viel länger vorher angekündigt sein, da sist doch nur ganz selten!«, aber der andere sagt: »nee, das ist ganz oft!«; das Ganze spielt sich in der Nähe des neuen Hauses von Vieu Sakone ab, dem Verkäufer des Hauses in Razel, und von da, also von ihm, kommen die alle, er hat da seine Finger mit drin –

– Tene sieht mich erwartungsvoll an und will wissen, was sie machen soll, das muss sie aber selbst wissen • ich sortiere gerade Fotos, sieben verschiedene, größere Ordner, die ich sowohl intern als auch außen extra machen kann, ich finde aber die interne Methode besser, es ist irgendwie eine automatische, bietet mir aber nicht genügend an, es sind alte Sachen; außerdem soll Batoma ihre ganze Sache selber machen, es ist auch nicht gut, das mit den Standards zu machen, da geht das ganze Individuelle verloren • ich stehe ganz oben auf dem Dach und stelle mit Schrecken fest, dass kurz vor der Randmauer sich ein Riss im Boden auftut, der auch schnell größer wird, das ganze Haus schwankt, ich stehe ganz außen und die Seite meines oberen Zimmers mit den drei Fenstern, auf der ich stehe, bricht ab und klappt nach außen weg, ich selbst fliege aber langsam, fast wie in Zeitlupe in hohem Bogen runter bis neben die Boutique auf der anderen Seite des Platzes, wo ich sanft lande und sofort hoch zu meinem Haus sehe, an dem jetzt tatsächlich diese Seitenwand abgebrochen ist und unten zerbröselt liegt, ich wundere mich, dass ich gar nicht aufgeregt und verzweifelt bin, und führe das auf den Schock zurück, weil es doch eigentlich eine Ungeheuerlichkeit ist, aber dann kommen schon die Theaterleute und man kann jetzt nicht drüber reden, ich frage mich, wo Madu ist, was der sagen wird, warum der nicht kommt und was wir jetzt machen, aber das muss alles verschoben werden, weil es jetzt ganz wichtig und feierlich um das Stück geht, aber dann kann ich wenigstens flüsternd Idrissa davon erzählen und es ihm zeigen, aber er guckt nur kurz hin und regt sich gar nicht auf, findet das irgendwie gar nicht so schlimm, und ich wundere mich immer wieder, dass ich so sanft geflogen bin und nichts weiter passiert ist, bin aber immer noch völlig schockiert, wie dieser Schlitz immer größer wurde, ohne dass ich was tun konnte, und dann abbrach • in der nur halb fertigen und unverputzten Garage steht ein funkelnagelneuer uralter amerikanischer Gangsterwagen, beige, blitzend sauber, ziemlich groß, aber die Pläne und die Werbung dazu sind verblasst und ungültig, und man muss erstmal beweisen, dass es mir beziehungsweise uns gehört, alles, also es muss nach dem Essen dann alles aufgefrischt werden, und in ein paar Tagen werden dann auch die ganzen Konstruktionszeichnungen und Pläne, die ich alle habe, aber die jetzt nicht sichtbar sind, fertig sein, und da kommt nach dem Essen ein kleiner Junge und hat die alle schon dabei; ich frage mich, ob die die klauen wollen oder dafür nicht zahlen wollen, und der Titel von der Werbung ist: »das neue Traumauto!« und ein so ein Ding steht auch in der Garage –

– eine Konstruktion, ein Hausbau, wird vorbereitet, und ich sollte schon so lange dabei sein, bis zumindest das Fundament steht; das Material wird öfters umgeschichtet, und es soll zwar ein Haus auf dem Dorf werden, soll aber am Ende stabiler gebaut werden und Batoma sagt: »je mehr Material vormittags schon da ist oder morgens gekauft wird, desto besser ist es!« und ich geh am Schluss mit dem Fahrrad mit Batoma hinten drauf • ein Theaterstück mit Predigten aus den verschiedenen Religionen, islamisch, christlich, jüdisch etc., die Bühne ist als mehrere Stockwerke eingerichtet und auf jeder Ebene predigt einer, ziemlich langweilig, die meisten Leute gehen, am Schluss geht es auch um Hanns Martin Schleyer, was irgendwie ein eigenes Theaterstück ist, aber im selben Bühnenbild und ganz oben sieht man ihn, wie er Gefangene auspeitscht und auf einer anderen Ebene dafür bestraft wird, die Auspeitschung ist ziemlich brutal und realitätsgetreu dargestellt, so widerlich und abstoßend, dass man gar nicht hinsehen kann, viele sich die Hand vor die Augen halten und wegsehen, wozu ganz laut das Geräusch von zerschlagenem Geschirr kommt, und es ist ganz deutlich, dass damit gezeigt werden soll, dass er selber so ist oder war, wie er anderen vorwirft zu sein, ziemlich platt und durchsichtig, primitiv tendenziös, weswegen auch hier alle rausgehen und ich treffe im Foyer Wolfgang Pohrt, der das auch ziemlich tendenziell findet, aber er versteht mich falsch, weil ich gemeint hatte: »konventionell«, stimmt mir dann aber sehr zu, dass es so nicht geht, und ich denke: »das ist wohl jetzt Mode geworden, über Schleyer herzufallen, jetzt, wo’s nicht mehr gefährlich ist, jetzt damit zu kommen, wie schlimm der war«, wenn sozusagen nichts mehr dabei ist, was mich ärgert, weil sie es jetzt machen, wenn man es sich leisten kann, wir gehen in die Kantine, um noch was zu essen, es ist aber eine ganz blöde kleine in einem blöden, kleinen, langweiligen Theater wie Essen oder so ähnlich, wo es nur Kleinigkeiten gibt, zum Beispiel zwei längliche dicke, fette Würstchen, eines lang und vom Fett wulstig und knubbelig, das andere dünn und kurz, was in Croissant-artigem Gebäck angeboten wird, auf welches altmodische Zeug, das man sich auch noch warmmachen muss, ich aber, kalt und fettig, wie es ist, keinen Bock habe, und als wir da stehen und ich überlege, ob ich mir das trotzdem antun soll, kommt ein Kollege vorbei und sagt, betont den Lustigen raushängen lassend: »ja, hier bei uns grüßt man sich nicht!«, weswegen sich diese Provinzler wohl ganz toll und fortschrittlich vorkommen und er arriviert lacht, was ich alles total daneben finde, und dann ist die Kassenfrau von der Kantine auch noch selten unverschämt, gibt mir auf die zehn Euro, die sie sich aus dem dicken Packen Scheine, den ich habe, rausgezogen hat, weil sie kein Kleingeld hat, ganz viele kleine runde schwarze Chips raus, die man sich an der Hauptkasse auszahlen lassen soll, das Ganze ist also ein ziemlich blöder Laden und Pohrt geht schon raus, weil sein Hund unten gebellt hat, um ihn zu holen, und sagt, dass er noch in ein anderes Stück gehen will, irgendeinen Ibsen, »Peer Gynt« oder so was Umständliches, und ich frage ihn, ob er sich das wirklich antun will, »ist ja furchtbar!«, aber er winkt ab und fragt: »wieso, meine Frau geht da auch mit«, weshalb ich denke: »dann stimmt das ja gar nicht, dass die tot sein soll!« und während er seinen Hund holen geht, gehe ich mit Fips und den furchtbaren Würstchen zu Renate, die ich von hinten an einem Platz sitzen sehe mit einer gelben Kapuze auf; das Ganze spielte in einer Außenstelle des Theaters, einer Probebühne oder so etwas Ähnlichem, und ich muss wieder in den Hauptbau zurück und bin nackt, was im Prinzip kein Problem ist, obwohl ziemlich viel Leute auf der Straße sind, es Sonntagnachmittag ist, weshalb es mir dann doch etwas unangenehm ist, vor allem, als mir drei Musliminnen entgegenkommen, von denen ich eine kenne, und die auch gleich verschämt kichernd weggucken, weshalb ich in den Bau seitlich ins Souterrain gehe, wo aber alle Türen geschlossen sind, da kommt man nicht durch, weswegen ich dann doch rausgehe und versuche zu rennen, aber die Leute gucken trotzdem komisch, und ich denke, dass das ja wieder mal genauso wie im Traum ist, bloß kein Traum, denn es ist wie alles gestochen scharfe Realität, aber irgendwie so übertrieben, dass ich anfange zu zweifeln, ob es nicht doch ein Traum ist • treffe ein mobiles Kino, das mit einem LKW unterwegs ist, die Leinwand ist so groß wie der LKW, sie zeigen einen Film über Afrika, was von der Nordrheinwestfälischen Filmstiftung und anderen gefördert wird, deren Logos ich unten drauf sehe, auch Werbezettel • und an den Kreuzungen beziehungsweise Ampeln muss man laut sprechen, und erst wenn man das gut genug macht, wird man durchgelassen und kann weiterfahren, und dann sehe ich schon weiter vorne das Gerät von der Ampel, bei der es immer ganz schwierig ist –

 

– große Annäherung mit Angela, bei der wir am Schluss spazieren gehen und über Willy reden, es geht um unsere ganzen Irrungen und Wirrungen, wobei wir uns völlig einig sind und diese Einigkeit Teil unserer Annäherung ist, aber als ich sage, dass das ja auch Willy betrifft, auch er sich sozusagen geirrt hat, bleibt sie plötzlich stehen, lehnt sich an eine Wand, schüttelt den Kopf und will sofort den Kontakt mit mir abbrechen, sagt, dass sie nicht mit mir zusammen sein kann, wenn ich so über Willy rede, es geht ewig und ich sage, dass wir doch klare Kriterien hatten, was wir wollten, worum es ging und woran man messen kann, ob das zu verwirklichen ist oder nicht, sage: »man muss das abtrennen und in Streifen aufbewahren« – wie vier lange drei bis vier Zentimeter breite Lederstreifen –, aber da ist sie hundert Prozent dagegen, schüttelt nur den Kopf, schüttelt immer wieder den Kopf und sagt: »ich muss gehen« • bin im Supermarkt, einer Art Aldi, und sehe, wie Leute eine ganze Wagenladung voll mit nur einem Produkt kaufen, Schachteln mit Keksen oder so ähnlich, und ich finde das total unsozial, den anderen das wegzukaufen, das muss doch verteilt werden, aber sie gehen damit zur Kasse und ich stehe an der Kasse daneben und rede mit der Kassiererin, die sich darüber aufregt, dass ihr ein Zettel zugeschoben wurde von Neonazis, auf dem ein Foto zu sehen ist von Spuren im Sand oder im Schnee und alle fünf bis sechs Schritte eine etwas größere Vertiefung, fast auf Bodenhöhe fotografiert, mit einer leichten Biegung nach hinten abfallend, und darunter steht: »jeder Schritt ist zu viel«, was ganz klar gegen Ausländer geht und was die Neonazis überall in der Region verteilen, was die Kassiererin unmöglich findet, und ich finde das auch total daneben, aber als wir beide feststellen, dass man nichts dagegen machen kann, sage ich: »man muss sich eben wieder bewaffnen, hier in Deutschland ist nur die Linke nicht bewaffnet« und vor der Kasse noch eins weiter sitzt ein alter Mann im Durchgang und singt Kinderlieder • eine Straße wird mit irgendwelchem Schaumzeugs renoviert und/oder geputzt, das gleichmäßig darauf verteilt wird und erstmal bleibt, so dass man den Eindruck hat, dass es sowieso bleiben könnte, weil es gut aussieht, was hermacht, aber die Straße wäre dann nicht mehr als Straße benutzbar • ein kleines Töpfchen in der Mitte einer blitzblank sauberen funkelnagelneuen Pfanne • ich sitze in der Sonnenleite, die Renate mir zur Verfügung gestellt hat, weil sie selber ja weg ist, und ich sehe zum Fenster raus, wie ziemlich viele Kinder auf der Straße spielen, da kommt ein riesiger blauer LKW, und die meisten Kinder rennen weg, nur zwei bleiben in der Mitte stehen und sind so klein, dass ich Angst bekomme, dass der Fahrer sie nicht sieht, aber da ist es schon zu spät, er hat sie schon umgefahren, man hört es richtig knacken, aber der LKW fährt weiter und die anderen Kinder ziehen die leblosen Körper auf die Seite, aber da kommt schon der nächste Bus und fährt die beiden auch noch zu Matsch • ich befestige mit einem Schwarzen, der beim Supermarkt angestellt ist, eine große Plane am Autodach, er knotet die fest an vier Enden • nach dem Pausemachen am Plakat verteile ich kleine Yoghurtpuddinghäppchen in kleinen Töpfchen, die ich mit Honig gemacht habe, aber die Leute sind skeptisch und ich stoße die Köpfe von zwei Leuten, die keinen Pudding wollen, ganz vorsichtig aneinander • tippe Nummern in den Speicher von einem Mobiltelefon und eine ältere Frau bestätigt, dass es richtig ist • bin in der Sonnenleite, Renate ist in Libyen, schreibe etwas und gehe schnell raus, um was zu holen – kaum ist die Tür zu, stelle ich fest, dass ich den Schlüssel drinnen liegen gelassen habe, nur meine eigenen von Razel mitgenommen habe, und das, obwohl gerade eine Firma kommt und Essen für Tabaski14 bringt, und ich gehe rüber zu der Mutter von Erdi, die nach wie vor eine wahnsinnig schöne Frau ist, auch ihr faltiges schönes Gesicht hat eine erotische Ausstrahlung und sie lächelt mich auch in einer Weise an, dass ich sofort denke: »irgendwann muss es klappen mit ihr«, aber sie bedauert sehr, dass sie mir nicht helfen kann, ihre Wohnung ist ganz toll renoviert, mit sand- oder schaumüberzogenen Ecken, die teilweise ein bis zwei Zentimeter herausstehen, frisch gestrichen, gräulich, aber angenehm, und sie berichtet, dass Magda umgezogen ist, nicht mehr im vierten Stock wohnt und die neuen Leute dort ein Swimmingpool eingebaut haben, woraufhin sie anfängt, mich zu streicheln, aber da kommt ihr jüngerer Sohn vorbei und wir müssen was kurz ausladen, sind aber sozusagen heimlich verabredet jetzt, und ich setz mich draußen hin und schreibe einen handschriftlichen Brief an Renate, da kommen die und bringen das Essen, zwei Leute, die sogar in festliche Kostüme gekleidet sind, einer davon ist Fouzi, wirklich bunt orientalisch gekleidet und grinsend – ich gehe zum Schneider, um meinen Bubu15 abzuholen, und er holt ihn sofort von der Stange, wo er als Zweiter von vielen an einem Bügel hängt, schüttelt den Kopf und sagt, dass der Stoff schlecht sei, gefälscht, zeigt mir, dass die verschiedenen Stoffteile die Färbung verschieden angenommen haben, lauter verschiedene Blaus, mit lauter Plastik versetzt, reingemischt, kein richtiger Bazin16, ich solle doch den Stoff auch gleich bei ihm kaufen, was ich ungewöhnlich finde, weil man normalerweise doch beim Schneider nicht kaufen kann, aber ich gehe erstmal in den Raum rein, um mich in einer hinteren Ecke umzuziehen und den Bubu auszuprobieren, wobei ich feststelle, dass ich zwei Unterhosen übereinander habe und lange knuddeln muss, um die eine losgelöst ausziehen zu können –

– Vorbereitung von Vögelei mit Ebby und Karin, daraufhin die Vögelei selbst, ganz kurz nebenbei mit Ebby, wonach ich denke: »hab ich ihn jetzt in den Arsch gefickt oder was?«, aber ich hatte ganz klar eine Vagina gespürt und frage mich, ob er vielleicht nebenher eine hat; Karin hat meinen Schwanz in der Hand und sagt lachend, dass es, wenn sie ihn lutscht, ewig dauert, bis er nass wird, weil ich dort rasiert bin, was sie irre findet, wobei unklar bleibt, wie sie das meint, ich sage: »ich spüre aber viel mehr, wenn da keine Haare sind«, worauf Ebby anfängt, mich zu küssen, und wir in die Wohnung gehen, um weiter zu vögeln, zu dritt, wobei wir Englisch miteinander reden, Karin geht voraus und ich sage: »when you have no hairs on the clitoris, the sensibilisation is greater«, woraufhin sie antwortet: »it’s unbelievable, unbelievable!« worauf Ebby sich zu mir rüberbeugt und sagt: »it’s the first time, that I live with a photo!«, und dann frage ich, ob ihn das erregt, und er nickt; es ist eine ganz festliche Atmosphäre, wir sind auch auf einem Schiff, von dem wir runtergehen, es sind auch noch viel mehr Leute dabei, die zwar was mit uns zu tun haben, aber machen, was sie wollen, sich nicht um uns kümmern, und vorher bin ich mit einem etwas zwielichtigen Künstler unterwegs, der etwas von Klaus Kahman hat, es aber nicht ist, viel gerissener ist, ein geheimnisvolles größeres Projekt am Start hat, um das er viel raunendes Gewese macht, ich nehme ihn nicht so richtig ernst, habe das Gefühl, der macht sich nur wichtig, gehe aber trotzdem mit ihm durch einen Gang in ein größeres Haus, büro- oder fabrikartig, wohin er mich aus Gründen bringen will, die mir unklar sind, und wo die anderen Leute sind, mit denen er zusammenarbeitet, wo aber auch klar wird, dass es tatsächlich um eine ganz große Sache geht, ich bekomme mehr und mehr das Gefühl, dass es doch ernst gemeint ist, und dann stellt er mir seinen Hauptmitarbeiter vor, der zwar von einer anderen Firma ist, aber wohl auch eine Art Assistent von ihm, fast auf gleicher Ebene wie er, aber doch so, dass er machen muss, was dieser Typ sagt, woran ich auch merke, dass mehr hinter dem Ganzen steckt, und wir fahren dann mit dem Auto zu einem weiteren Ort, an dem wir an einem Tisch sitzend über das reden, was wir machen wollen, wobei mir immer noch nicht klar ist, was sie von mir wollen und wieso ich da so wichtig sein soll, es ist ganz offenbar alles auf allerhöchster Ebene, allerhöchste Wichtigkeit und es geht um sehr viel Geld, alles ist total festlich, feierlich, wie als ob man den Abschluss des einen und den Beginn von etwas ganz Großem feiern könne, alle sind ruhig und lächeln freudig, dass dieser Moment jetzt gekommen ist, eine geheimbundartige Atmosphäre, und ich weiß immer noch nicht, was ich da verloren habe und was dieser Typ nun von mir will, warum und in welcher Funktion ich denn da mitmachen soll, aber dann folgt schon der nächste Termin und er fragt diesen Kollegenmitarbeiter, ob der mich zurückbringen kann, worauf der antwortet: »ja, überhaupt kein Problem« und mich gleich um die Ecke mitnimmt, wo nicht genau erkennbare Gefährte stehen, von denen man nur die Rückenlehnen der Sitze sieht, jeweils zwei zusammen, weiter hinten sitzen Leute auf erhöhten Bastsesseln unter einem Bastvordach mit Blick übers weite Land und schauen lächelnd zustimmend interessiert zu, wie ich erst zu so einem Sitz gehen will und die Lehne zu mir ziehe, weil ich denke, damit fahren wir, dann aber kein Gefährt erkennen kann und davon ablasse, woraufhin die Leute in den erhöhten Bastses-seln mir zurufen und mir lächelnd zuwinken, zum Einsteigen auffordernde Handbewegungen machen und der Typ sagt: »nein, nein, steigen Sie ein!«, weswegen ich dann doch mich auf so einen Sessel mit hoher Rückenlehne setze, den ich dazu erst umklappen muss, woraufhin sich der Typ daneben setzt, einen Hebel umklappt – und das Ding hebt sich in die Luft, wir fliegen, obwohl es ja gar nicht weit ist, wo wir hinmüssen, ich sehe um mich, kann aber weder Tragflügel noch Rotoren erkennen, weiß nicht und kann mir nicht vorstellen, wie dieses Ding fliegt, aber es fliegt tatsächlich, obwohl es nur aus diesen zwei Sitzen besteht, in denen wir sitzen, aber wir fliegen in dichtem Nebel, was mir ein bisschen Angst macht, dass wir mit etwas anderem zusammen stoßen, obwohl ich denke, dass es wohl Radarsicherung hat, und ich sage: »man sieht ja gar nichts«, woraufhin er lächelnd sagt: »naja, es ist halt Nebel«, aber dann ist sofort blauer Himmel zu sehen und wir landen gleich wieder, weil es ja nicht weit ist, müssen dann aber erstmal durch eine Schleuse, die aus einem größeren, fast saalartigen Raum besteht, vor der man sich ausziehen muss, durch die man nur nackt durchkann, weswegen er sich auszieht, an seine Hoden packt, weil es eine Art Vibrationsschleuse ist, bei der man seine Hoden schützen muss und durch die man hüpfend tänzelnd einmal einen Kreis drehen muss, was er dann tut, wobei ich ihm zusehe, es dann auch so mache, wonach wir uns hinter der Schleuse auf eine Bank setzen und ich frage, wie dieses Flugzeug eigentlich geflogen ist, worauf er antwortet: »das ist eine ganz neue Erfindung, eine ganz neue Sache, aber es ist noch ganz geheim und soll demnächst ganz groß rauskommen« und ich hätte doch sicherlich nichts dagegen, dass er ein Foto mit mir da drin gemacht habe, das sie dann für die Werbung einsetzen wollten, woraufhin ich sage: »nee, überhaupt kein Problem«, worauf wir wieder auf den anderen Typen und dessen Kunstgeschichten zu sprechen kommen und ich sage: »da gibt’s ja noch die Karawane«, worauf er sofort einsteigt, sagt: »ah ja, das ist ja ganz wichtig«, sofort anfängt, sich Notizen zu machen und ich erzähle noch ein bisschen, wie es mit Wolfgang Clement war, was er alles notiert, und dazu nickt er und sagt: »das kriegen wir auch noch hin!« und erzähle, wie wir in Bad Münstereifel waren, drei Tage lang bei der Friedrich Ebert Stiftung und festgestellt haben, dass es hundert Millionen kosten wird, und Clement hinterher sagte: »aber das ist doch ein bisschen viel«, woraufhin ich entgegnete, dass das angesichts der biblischen Dimension dieser Sache gar nichts sei, Clement überlegte und mir dann zustimmte, woraufhin der Typ nickend sagt: »ja, das kriegen wir hin, das ist nicht viel Geld«, noch fragt, was Clement denn jetzt mache, aber ich meine: »der ist raus aus allem, der ist ja in Rente«, was aber für diesen Typen kein Problem zu sein scheint, und ich denke: »Mensch, vielleicht ist das jetzt die Chance, die Karawane doch noch zu machen!« • ich nehme drei Teile aus dem Kästchen von Batoma und lege sie in meine Sammlung, meine Kästchen rein und dann ist es besiegelt; sie steht etwas weiter weg und schaut abwartend gespannt zu, aber ich mache es und dann ist es besiegelt; dann will Fatoumata auch, dass ich das mache, aber das muss erst geklärt werden, obwohl es eigentlich nichts Besonderes ist und die drei Stäbchen oder was auch immer das ist, die nützen sich ab im Lauf der Zeit • Schlussveranstaltung einer kollektiven Künstleraktion in Dortmund, die Schiffe und Routenplanung zum Thema hat und bei der ich zu der Gruppe gehöre, die das Zimmer mit der Nummer zwei hat, das aber für zwölf Leute reserviert ist, die da ihren Beitrag machen müssen; draußen auf dem Gehweg vor dem Haus wird schon aufgebaut – es ist nachmittags und abends ist diese Abschlussveranstaltung –; Fernsehteams bauen ihre Lampen auf, ich warte an der Seite stehend mit einer Frau, die da auch mitmacht, aber nicht zu meiner Gruppe gehört, wir setzen uns dann auf zwei Stühle ganz eng nebeneinander und sie erzählt, dass sie sich gerade von ihrem Typen getrennt hat, mit dem sie vier Jahre zusammen gewesen war, ich überlege, ob ich sie irgendwie trösten kann, stelle aber fest, dass ich das weder kann noch will, obwohl ein gewisses Vertrauen zwischen uns entstanden ist, sie beugt sich über mich und ihre langen Haare fallen über meinen Kopf, so dass der ganz unter ihnen verschwindet, und ich sage zu einem aus meiner Gruppe, dass wir noch andere Frauen suchen sollten, was mir im selben Moment peinlich ist, weil sie das ja auch gehört hat, und wir müssen noch warten und warten, bis die letzten Gruppen da ihre blöde Arbeit beendet haben, aber ich kann nicht in das reservierte Zimmer mit der Nummer zwei gehen, weil da jemand drin ist, der heimlich raucht, was mich doppelt nervt, weil ich ja nicht hingehen kann und den verpetzen, aber darauf, noch über eine Stunde auf der Straße zu stehen und zu warten, habe ich auch keinen Bock und überlege, so lange eben nach Bochum zu fahren, was dann aber hieße, gerade mal hin und dann gleich wieder zurück fahren zu müssen, was wiederum diese Frau blöd findet, weil sie dann alleine wäre und warten müsste; meinen Beitrag hab ich schon abgegeben, der dann wiederum von Mitgliedern von anderen Gruppen analysiert werden muss, wobei sie meinen Beitrag analysieren muss und sie macht sich schon lustig über die Sachen, die ich geschrieben habe und die sie dann bewerten und beurteilen muss, und dann kommt einer aus ihrer Gruppe und sagt, dass er mich auch kennt, woraufhin wir dann rein in das Gebäude gehen, das breite, Platz-artige Gänge hat, und wir sehen eine Frau, die aus einer Tür kommt und ganz hektisch und wichtig zu einer anderen rübertappelt und ich denke: »dafür werden diese Gelder von der Kulturstiftung rausgeschmissen, bloß weil sie vor Jahresende irgendwie verbraucht werden müssen« –

 

– Abrechung auf drei Ebenen, die in verschiedenen Höhen schräg und versetzt in Griffweite schweben, Zettel, Fetzen, Ausdrucke, Zusammenrechungen, zum Teil ziemlicher Fummelkram mit Quittungen, Rechnungen, zum Teil handschriftlich, wenn man genau hinsieht, eigentlich fast alles handschriftlich erstmal, was heißt, dass das alles übertragen und übersichtlich gemacht werden muss, am Ende zusammengeführt und liquidiert, da höre ich, dass ein Brief in den Briefkasten geworfen wird, es klackt laut, und ich sage zu der Frau, mit der ich die Abrechnung mache, dass ich wette, dass das mit Geld zu tun hat, wozu sie nur lächelt, woraufhin ich aufstehe, zu dem Fach, das an der Tür innen angebracht ist, gehe – der Raum ist nur auf dieser einen Seite zu und wabert in den drei anderen Seiten ins Nichts –, zerre den Umschlag raus, was schon umständlich ist, weil er etwas größer als der Schlitz ist – ein genau viereckiger etwa zwanzig mal zwanzig Zentimeter großer Umschlag mit blauem Rand, relativ dick, deutlich spürbar, dass sich Zettel drin befinden –, sehr fest verschlossen, krieg das Scheißding kaum auf, zerre und reiße dran rum, ist wohl aus Plastikpapier, bis ich wenigstens so viel aufschlitzen kann, dass ich reinsehen kann, und es ist, wie ich dachte: lauter Zettel und Fetzen, zum Teil abgerissene, mit weiteren Abrechungen für die Steuer beziehungsweise von der Steuer zurückgeschickt, Zettel, die ich zum Teil noch ausfüllen muss, darunter auch alte Fetzen von Marquard, was ich alles noch zusammenrechnen muss, also ziemlich viel Arbeit, oft nur zwei oder drei Zahlen, die ich noch zusammenrechnen muss, alles handschriftlich –

– komme mit einem Film im Gepäck, den ich mit Stefan gedreht habe, eine Art Dokumentation, deren Videomaterial aber verdreckt ist, in ein Ferien- oder Erholungscamp in Holland, eine Art Freizeit- und Vergnügungspark, gleichzeitig mit vielen anderen Besuchern, die alle voller enthusiastischer Vorfreude sind, gut gelaunt, lachend; wir haben noch andere Sachen dabei, aber als ich rein will, fragt mich einer, ob ich überhaupt eine Eintrittsberechtigung habe, woraufhin ich sage: »ja, ich habe mit dem Besitzer gesprochen, der wartet auf mich!«, es ist also eher das Gegenteil der Fall, was ich nicht sage, aber es wird deutlich, dass ich eine ganz besonders wichtige Person bin, die Connections hat und viel mehr durchblickt als die anderen, und ich habe zwar ein Treff mit Batoma dort, gehe aber erst mit Stefan los, und man bewegt sich in diesem Gelände mit surfbrett- oder gokartartigen Gefährten, auf denen man kniet oder liegt und durch die Gegend rutscht, über die Wiese flutschen kann und jeder schnappt sich eins, um loszulegen, wobei es fast ein wenig Gerangel gibt, aber spielerisch, witzig, überhaupt nicht aggressiv, macht riesen Spaß, alle lachen, ist etwas matschig, aber es gut mit den Dingern und bald kommen wir an eine Sumpffluss-artige Stelle, hinter der ein grüner Hügel hochgeht und zu deren Überquerung man von diesen Brettern runtermuss und kaum habe ich meines verlassen und schaue mich um, um zu sehen, wie es weitergeht, da packt es einer von den Holländern, die sich besonders freuen, da sein zu können, und steckt es lachend senkrecht in den Sumpf, um besser mit seinem vorbeizukommen, weshalb ich ihm lachend mit dem Finger drohe, es sofort wieder rausziehe und den Sumpf überquere, den grünen Hügel aber wieder darauf liegend sozusagen hochrudere, wo mich Stefan, der schon voraus ist, grinsend begrüßt und als wir zusammen weitergehen, erscheint vor uns ein Abhang, den man mit einer Leiter wie unserer aus rotem Holz runtersteigen kann, wo unten Knut mit noch einem anderen aus alten Tagen steht und, wie wir, Plastikmaschinenpistolen trägt, die von Stefan und mir sind aus alten violetten umgebogenen Plastikkleiderbügeln konstruiert, sozusagen nur stilisiert, und wie wir an der Treppe oben ankommen, bleiben wir erstmal stehen und »schießen« irgendwelche Leute »ab«, da spricht mich einer an, der mich auch von früher kennt, der jetzt aber stört und den ich abwimmeln muss, »tut mir leid! aber es geht jetzt wirklich nicht«, dabei freut der sich auch sehr, mich nach so langer Zeit mal wieder zu sehen, dann aber zielen Stefan und ich mit unseren Plastikkleiderbügelmaschinenpistolen runter, wo Knut und der andere stehen, die mit ihren Plastikmaschinenpistolen auf uns zielen, wir tun so als würden wir uns gegenseitig jeden Moment abknallen, drohen rum, aber es ist alles nur Jux und Dollerei, eine völlig lächerliche Pattsituation, keiner macht den ersten Schritt, tut aber so, dabei ist alles nur Spiel, weswegen wir irgendwann übertrieben ratlos fragen: »ja, was machen wir denn jetzt?«, die Dinger sinken lassen und die wacklige, durchgebogene Leiter runtersteigen und uns unten begrüßen und hocherfreut umarmen, nach Jahren sehen wir uns endlich mal wieder und ich sage: »Mensch, das müssen wir doch feiern!«, worauf Stefan fragt, ob wir wirklich keinen Film in der Videokamera haben, weil er diesen historischen Moment offenbar festgehalten haben will, ich antworte: »doch, der ist aber verdreckt«, aber Stefan hakt nach und fragt, ob das wirklich »verbraucht« sei, also nicht mehr ansehbar und zwar in einem Ton, als ob da was drauf wäre, was gefährlich sein oder werden könnte, dabei ist das völlig harmloses Material und wir wissen auch gar nicht so recht, was wir jetzt eigentlich machen sollen, wie wir das würdigen sollen, stehen verlegen lachend rum und keiner sagt was, irgendwie ist plötzlich alles ganz normal, obwohl es eben noch ganz feierlich und freudig erregt war, dass wir uns nach so langer Zeit endlich wieder getroffen haben, letztlich ist alles unklar, aber wir geben dann ein fiktives Interview, vor Mikrofonständern stehend in die Mikros sprechend, aber es ist nicht zu sehen, dass jemand das aufnimmt oder jemand fragt, aber wir spielen ganz wichtig, als sei das alles ganz wichtig, und solange wir das machen, ist der andere Teil dieses Vergnügungsparks, der größere Teil, mehr als sechzig Prozent – der Park ist in zwei Teile geteilt, die man wie auf einer Karte sehen kann – »inaktiv«, also nicht in Gang setzbar, ähnlich wie manchmal auf dem Rechner irgendwelche Menüteile und womöglich ist Batoma ausgerechnet in dem Teil jetzt gerade, das Bett ist aber schon gemacht, das große für Batoma und mich, und ich fahre es um die Ecke, schiebe aber dabei Erde vor ihm her, die sich anhäuft, bis es blockiert ist, und ich kriege die glänzenden Steinchen auf dem Boden nicht los, die poliert sind wie meine Vulkansteinchen aus dem Hof und die eine Art Eintritt sind; ich sehe sie von oben, kann sie aber nicht aufheben und sammeln, ich schiebe sie mit den Füßen ein wenig hin und her und zusammen • Treffen mit Ilija Trojanow und anderen Kollegen, fetenmäßig, wir wollen es krachen lassen, wir gehen schon hoch, während die anderen unten in einer Kneipe schon feiern und auf den Rest der Kollegen warten, die auch noch mitfeiern wollen, im Nachbarhaus feiern Ärzte, sind schon mächtig in Stimmung, ziemlich besoffen, obwohl es erst vormittags ist – und ich denke, dass wenn wir auch schon so früh anfangen, wir abends dann vielleicht schon gegen sechs aufhören und ich die ganze Bande wieder los bin, was mir gar nicht unrecht wäre –, und jedesmal, wenn bei denen ein Neuer kommt, begrüßen sie ihn mit Gejohle und den Worten: »hallo, Onkel Doc!«, was mir irgendwie bekannt vorkommt, ich aber im Grunde ziemlich blöde finde, und ich bereite ziemlich hektisch alles vor, damit wir auch wirklich schön feiern können, will mich dann auch schön anziehn, weiß aber nicht, was ich anziehen soll, probiere mal eine orangene Art Trainingshose, frage aber Renate, die dabei ist und die total scheiße findet und vorschlägt, dass ich einen orange gefärbten Badla Arabie17 anziehe, während ich überlege, ob ich die neue orangene Hose mit Schlag anziehe, die ich aber dann doch zu grell finde, und dann sagt Renate, dass sie die orangene Trainingshose haben will, weil die aus der Zeit stammt, in der wir uns kennengelernt haben, weswegen sie die anziehen will, wenn sie alt ist, um daran erinnert zu werden, woraufhin ich großzügig sage: »dann kannste sie ja gleich haben«, was mir im selben Moment aber peinlich ist, aber dann muss noch die Fotofrage geklärt werden, wofür wir schon ganz viele Fotos gemacht haben, von denen ich mir eins vorne ans Revers stecken will, damit mich jeder erkennt und wenn alle das machen, jeder jeden kennt, weil das so viele sind, dass viele sich nicht kennen, aber es ist DIN A4 und ich finde es dann doch ein bisschen doof, mit so einem großen Foto von sich selbst rumzulaufen und dann auch noch genauso auszusehen, also machen wir es eben ohne Foto –