Traumprotokolle

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– am Schluss des Stücks versammelt sich die ganze Gruppe – von oben gesehen – im Vorraum, mit angedeuteten Tanzbewegungen, im Kreis rumgehend, und das weiße Puder auf dem Dreiecksposten verklebt sich beziehungsweise wird verklebt und es muss im Grunde nur noch abgewartet werden, bis es trocken ist, dann kann man es abheben und der Schlusstext wird gesagt werden –

– die Träume machen mindestens drei Gigabyte aus und für einen Teil der Träume braucht man eine Aktentasche • ich ziehe das Bett so zu, dass ich, wenn ich davor stehe und Träume aufschreibe, im Luftzug stehe – die Leute muss man alle getrennt und separiert beschreiben, jeder in einer eigenen Schublade in seinem eigenen Zeug, für jeden eine eigene Datei – aber die Frau vom Goetheinstitut beziehungsweise Kultusministerium war nicht da –

– Treffen von Leuten in einem Zimmer, von dem aus sie eine enge Treppe runtergehen {wie ich Treppen runterging in eine Bar wie früher das PN oder Big Apple, aber dann unten gar niemand war und vorher die große Turnhalle, in der ich war und in die ein Fotograf kam mit lauter Gestänge, danach diese große unterirdische Vergnügungsstadt, über der oben diese Riesentruthähne watschelten} und zu mir kommen: ich bin in einer Zelle, aber da können diese Leute rein, die organisierte Leute sind, die da was mit mir machen wollen oder sogar sollen, also mit denen richtig ein Programm abgewickelt wird; sie drängeln sich da alle rein, aber normalerweise nach einer Woche wird die Mannschaft von sechs bis acht Leuten jeweils gewechselt, was jetzt so weit ist, und deswegen kommen heute neue, zwei Mädchen, die noch Schülerinnen sind, die aber überhaupt nicht verstehen, worum es da geht und nur ganz normal etwas machen wollen, aber die werden von der Truppe der letzten Woche zur Seite gedrückt, werden peinlich gemieden, weil die alte Truppe sich als was Besseres vorkommt, wie überhaupt das Ganze etwas Elitäres hat, was Besseres, man verkleidet sich und auch das jedesmal neu, sehr fantasievoll und ausgefallen mit selbst hergestellten Masken oder grimassenartig verzogenen Gesichtern, und es geht dabei auch darum, den anderen, fast im Sinne von: dem Rest der Menschheit, zu zeigen, wie blöd sie sind und dass sie nichts kapiert haben, wobei es etwas künstlerisch Verschwörerisches hat; ich bin zwar Objekt des Ganzen, es geht aber letztlich um die Dokumentation beziehungsweise Dokumentierung dieser Aktionen, also um das Ergebnis • wir stehen zu zweit auf der Straße vor einem Kulturzentrum oder ähnlichem in einer Kurstadt wie Baden Baden, wo die Leute promenieren, und sehen auf der gegenüberliegenden Straßenseite einen jungen Schauspieler, den ich von »Abschnitt 40« beziehungsweise dem »Bewegten Mann« kenne, der da mit seiner Frau und einem Kinderwagen daherkommt, in dem ein offenbar frisch geborenes Kind liegt, aber dann sitze ich quer in einer Hängematte draußen und schreibe, aber der Wind weht zu stark, so dass ich reingehe, aufs Klo, das nach vorne raus offen ist, wovon ich begeistert bin, weil es trotzdem wie draußen ist, auch mit Wind, aber nicht zu viel, und ich sehe draußen sowohl die Leute, neben denen ich auf der Hängematte saß – zwei oder drei Männer und Frauen – als auch zwei Frauen, die Picknick machen mit einem Kind, mit dem sie rummachen, offenbar Probleme haben, und ich will mit den Leuten reden, bei denen ich war, aber sie sind zu weit weg, man kann nichts verstehen, auch wegen des Windes; das Ganze ist eine Abbruchlandschaft außerhalb der Stadt, deren Skyline man weit hinten auch sieht, aber sehr schön; ich überarbeite ein Stück, indem ich es weit ausholend seitlich nehme und umklappe, und dann kommt ein anderer Typ vorbei, der auch zu der Truppe von Schauspielern gehört, die da alle sind, es ist aber ein Engländer und ich sage: »ich habe ihn schon gesehen, in der Stadt rumgehen, und habe ihn auch nicht gegrüßt, obwohl er zu dem weiter hinten sitzenden Typen gehört, mit dem ich da eigentlich rede«, aber dann begrüße ich ihn, will ihm die Hand reichen, da sagt er: »naja, du hast ja kein Problem, du hast ja kein Aids« und ich frage mich, ob er Aids hat, aber vom Handgeben bekommt man ja kein Aids, und dann gehen wir in dieses Kulturzentrum rein, in dem eine kleine Filmwerkstatt ist, in der wir uns den »Bewegten Mann« ansehen wollen, wir sind jetzt zu dritt und als die ersten Bilder beginnen – zwei Männer sitzen in einem Lokal und warten auf einen dritten –, denke ich: »mein Gott, hat man ewig nicht mehr gesehen, das ist jetzt ein historischer Film, das konnte man sich gar nicht vorstellen, als man ihn drehte«, ein Klassiker, der in Burkina Faso gedreht wurde, gerade auch die Szene, wie der eine den anderen sieht und dann abwinkt, das ist geradezu ein unabänderliches Ding, ein Monument der Filmgeschichte, und es ist ein komi-sches Gefühl, da dabeigewesen zu sein, aber nach den ersten Bildern breche ich die Vorführung ab, denn ich will meine Szenen nicht sehen und habe Sönke gefragt, wie viel beziehungsweise wie lange die sind, eine ist fünfzig Sekunden, die andere etwas über eine Minute, und der Schauspieler mit dem neugeborenen Kind weiß noch gar nicht, dass es tot ist –

– ich will mit einem anderen, der Klaus Kahmann sein könnte, einkaufen gehen und wir fahren mit Fahrrädern ziemlich schnell eine breite Straße runter, auf der kaum Verkehr ist, die aber leicht glitschig ist und vor allem Rillen hat wie von Straßenbahnschienen, wo ich aufpassen muss, dass ich nicht reinfahre, weswegen ich einen großen Anlaufbogen mache, um sie im rechten Winkel überqueren zu können, aber es ist trotzdem eine richtige fetzige Fahrt, leicht gefährlich, aber es geht alles gut und dann überholt mich Klaus Kahmann und fährt voraus, bei der nächsten, ziemlich großen, Kreuzung links und kurz darauf wieder links auf den Parkplatz vor einem Einkaufszentrum, in dem wir einkaufen wollen und als wir dann zurückkommen ins Haus, muss das vertuscht werden, weil es eine Überraschung geben soll, weswegen ich sozusagen auf Zehenspitzen sofort hinten raus gehe und auf der anderen Seite wieder vorne rein; wir haben aber vergessen, Kartoffeln zu kaufen, weswegen ich überlege, nochmal hinzufahren, denn es ist eigentlich gar nicht weit, man sieht sogar das Flachdach des Einkaufszentrums, aber ich hab dann doch keinen Bock, nochmal dahin zu fahren, und mache erstmal einen Test mit dem Zeugs für die amerikanische Matratze, dieses ganz neue Wunderding, ich kann es nicht erwarten und mache lachend schon mal eine kleine für nur eine Person – die eigentliche werde ich später machen –, das geht im Handumdrehen, praktisch wie von alleine und das ist ja auch der Witz an dieser Erfindung, die aus einer Masse besteht, mit der man nur irgendwas Kleines machen muss, dann geht sie auf und wird eine Matratze, aber da macht auch ein Kind rum, mischt sich ein und will mit dem Matratzenmaterial, das eine lange, rundviereckige Angelegenheit ist, schlauchartig, spielen und ich muss aufpassen, dass dann auch noch genügend übrig bleibt, um die große Matratze zu machen, ich muss das echt bremsen, dieses Kind, und in der Abrechung sind alle Sachen, die ich gekauft habe, verschwunden, also die Belege weg, also ich habe die weder für die Steuer noch kann ich beweisen, dass ich das alles gekauft habe, einfach weg alles, keinerlei Unterlagen von mir mehr dabei: wenn man die Abrechnung zu hundert Prozent anguckt, fehlt mein Anteil • Ebby steigt aus dem Auto, um irgendetwas kurz zu erledigen, ich fahr aber schon weiter, nur ein kurzes Stück die Straße hoch, halte aber dann an, weil ich so heftig über die Träume nachdenke, steige aus und sehe, wie Autos hochgehoben werden, eines am Straßenrand, eines auf der Straße selbst, was in der Luft dann gekippt und gedreht wird, Leute halten an, steigen aus, sehen sich das an, steigen dann aber wieder ein und fahren weiter, ich stehe neben dem Wagen, nehme das aber nur am Rande wahr, weil ich so angestrengt fieberhaft darüber nachdenke, wie ich die Träume aufschreiben kann, wie ich das alles festhalten kann, für das ich keine Worte finde, zu rekonstruieren, was noch irgendwie festhaltbar ist, und ich kann gar nicht beurteilen, ob ich das mit dem Autos als Halluzination sehe oder ob das real ist, wahr ist, weil ich wie auf Trip von diesem Traumproblem bin: da ist das Auto weg!, Ebbys Auto, mit dem ich eben gekommen bin, ist weg, die müssen mir den Schlüssel aus der Tasche geklaut haben, ohne dass ich was gemerkt habe, ich kann es gar nicht fassen, dass ich nichts, aber auch gar nichts gemerkt habe, da ist jemand damit weggefahren, ohne dass ich es gesehen oder gehört hätte, und da sind ja auch unsere ganzen Sachen drin, ich renne die Straße wieder runter, frage mich, wie ich das Ebby erklären soll, ob ich ein »Blackout« hatte, was so wie eine feige Ausrede klingt, dabei war es ja wirklich so {wie ich im Hotelfoyer was zahlen sollte und es unverschämt teuer war, die Geschäftsführerin über dem Tresen angeflogen kam}, frage mich, ob ich das öfters habe, und bekomme Angst, in so einem Zustand jemanden umzubringen, auf den Kopf zu hauen wie das Radio auf Claudijas Kopf damals, und wie ich das bei einem Prozess dann erklären würde, dass es gar keinen Sinn hätte, sich zu rechtfertigen, und dass es von diesem Loch komme, das durch die Traumrekonstruktionssuche aufbricht, warte auf Ebby, und als er endlich kommt, gehen wir in den Metzgerladen, neben dem ich stehe, obwohl das ja eigentlich unpassend ist, Ebby aber egal, und ich fang an zu erzählen, Ebby hat sehr viel Verständnis, auch die »Blackout«-Frage und meine Verständnislosigkeit: »wie kann es sein, dass ich nichts mehr um mich herum gemerkt habe?« versteht er, sagt, dass er das alles auch kenne, sagt dann aber, bevor ich dazu komme, zu beichten, dass das Auto weg ist, er müsse nochmal kurz rausgehen, um zu kotzen, es gehe ihm schon den ganzen Tag nicht so gut, kommt dann aber wieder rein und während ich warte, fällt mir auf, dass ich ja auch den ganzen Tag schon nichts gegessen habe und ich eigentlich Hunger habe, denke aber: »das ist doch ganz gut, dann wird man nicht so dick!« und als ich dann mit der Erzählung endlich so weit bin, zu gestehen, dass der Wagen weg ist, lacht er hell auf, fast schrill, aber ohne Vorwurf, nur lachend, und er hat auch dafür Verständnis, kann sich das vorstellen, sagt sogar: »ist nicht so schlimm«, kennt das, sagt, dass er das auch hat, manchmal: »dann blickt man eben nicht mehr durch und dann passiert so was, ohne dass man etwas merkt«, jedenfalls sei das ganz normal und kein Grund, Angst zu haben, dass ich verrückt geworden sei oder Alzheimer habe oder so etwas, und dann schlage ich ganz erleichtert vor, dass wir zusammen die Straße hochgehen und uns das vor Ort anschauen, und ich stelle wieder mal fest, dass kein Unterschied zwischen Europa und Afrika in Bezug auf solche Klauerei besteht, so was könnte eher in Afrika nichtmal so dreist passieren wie in Europa • ich wache morgens um zwei auf und denke: »mein Gott, jetzt aufstehen und anfangen zu schreiben wie früher als ich in der Rue Trois Cent die mittlere Spalte geschrieben habe, das waren noch Zeiten, so richtig toll, das müsste man mal wieder machen und sei es nur einmal«, bin aber zu faul, es gleich zu machen, und nehme mir vor, es später mal aus Witz beziehungsweise einfach so mal wieder zu machen – komme in eine Art Kulturzentrum mit Leuten, die auch drucken, Musik machen und so weiter, da baut einer eine ziemlich tolle, moderne Anlage auf, auch mit zwei Lautsprecherverstärkern wie wir sie haben nur viel besser, mit braunem Edelholz verkleidet, scheinen echte Profis zu sein, wir stehen in einer Art Studio, zwar klein, aber mit Glasscheibe dazwischen, komme mit dem einen Typen, der sehr nett ist, ins Gespräch, wir sind uns einig, dass es im Wesentlichen drum geht, Musik um der Musik willen zu machen, alles andere davon abhängt, ob was dabei rauskommt, was man weitergeben kann, weswegen ich überlege, dass man doch vielleicht mal zusammen spielen könnte, aber insgeheim denke ich, dass das wohl nicht laufen wird, weil die viel zu professionell sind, groß im Geschäft, will ihm aber trotzdem meine Visitenkarte geben, gehe raus und suche auf dem balkonartigen Zugang in der Hocke wie blöd, finde aber erst gar keine, dann eine ganz verschrumpelte, schon gebrauchte, wobei eine Frau zu mir kommt, die vorschlägt, doch zu ihr beziehungsweise zu mir zu gehen, was nicht weit ist und wo noch ganz viele bessere Visitenkarten seien, weswegen sie einer weiter vorne gerade ihre Wohnung verlassenden Frau zuruft, doch noch zu warten und mich reinzulassen, was aber noch fünf Minuten dauernd würde, ich solle doch warten, mir dauert das aber zu lang und ich denke, dass die verschrumpelte Visitenkarte reicht, und gehe wieder rein, aber bemerke, dass das Kulturzentrum geteilt ist, es gibt zwei Bereiche, inzwischen wurde alles renoviert und ist noch viel schöner als vorher, frisch gestrichen, zum Teil farbig, aber nicht grell, wobei mir auffällt, dass kaum Leute drin sind, und in dem hintersten Raum reden zwei Männer ganz wichtig, der eine fläzt lässig auf der Matratze am Boden, der andere steht wichtig vor ihm, sie reden was Bedeutendes in Sachen Kultur und kommen sich offensichtlich ganz toll dabei vor und ich sage: »Entschuldigung, ich glaube, das ist der falsche Raum – der richtige muss wohl vorne rechts sein«, worauf der auf der Matratze sofort sagt, arroganten Vorwurf in der Stimme: »ja, das glaube ich auch«, um sofort wieder ganz wichtig mit dem anderen zu reden und ich gehe wieder raus, aber es sind wahre Zimmerfluchten, also es geht wohl ganz am Anfang schon rechts in den offenbar öffentlichen Teil, aber hier in dem Organisationsteil ist alles leer, sauber, neu und leer, aber der andere Teil, in den ich dann komme, ist noch besser renoviert und schön gemacht und auch kaum Leute drin, nur zwei Frauen, die sich unterhalten, und ich will etwas drucken lassen bei denen, denke, die sind so wie wir früher, nur eben heute, aber es scheint halt eine übliche subventionierte Geschichte zu sein, die vor sich hin wabert und nichts macht • lieber eine Verbindung ohne Kabel, weil dann sieht man es nicht, also wireless, und wenn man es nicht sieht, kann man es leichter abstreiten, können einem die anderen nichts beweisen –

 

– Treff oder Verabredung mit Oumar Mariko irgendwo unten in einem Keller, aber da sind erstmal deutsche Sympathisanten und es ist eh klar, dass wir nicht mehr viel zu reden haben, eigentlich mehr pro forma, um den Kontakt zu halten, aber dann sind da eh diese deutschen Sympathisantinnen, die an Tischen, bisschen angeordnet wie in einem Klassenzimmer, sitzen und ganz wichtig irgendwelche Parteigeschichten regeln, Zettel und Papiere hin und her geben und wichtige Dinge dazusagen, mit ihrer weißen Hautfarbe grell auffallen zwischen den anderen, den afrikanischen Parteigängern, die irgendwie gar nichts machen, typisch leer rumhängen; ich komm da rein, geh ein paar Schritte in den Raum und guck mich dabei um, woraufhin die eine Tussi eine spitze Bemerkung macht: »ja, der Christof, der hat’s ja nicht nötig, die Tür zuzumachen«, wonach mir auffällt, dass ich sie tatsächlich offen gelassen habe, und weshalb ich betont langsam wieder zurückgehe, um sie zuzumachen, und sehe dabei auf dem Tisch ein grünes Plakat, eine Art Fahndungszettel, mit dem nach einem Typen gesucht wird, der mit der Kasse und allem Drum und Dran abgehauen ist, ein hellgrüner Zettel in A4-Querformat, auf dem mit weißen Pinselstrichen in drei großen Linien etwas zu seiner Beschreibung gezeichnet und geschrieben ist, von einem Typen, der offensichtlich viel mit ihm zu tun hatte, und auf dem Zettel auch davon berichtet, dass der Gesuchte eine Therapie gemacht hat, die aber darin bestand, dass er sie nicht gemacht hat, was nicht ganz wörtlich so auf dem Zettel steht, aber unausgesprochen mitschwingt, das Geld dafür oder dazu hat er aber eingesteckt, außerdem war er anscheinend schwul und sensibel, und auf dem Zettel steht geschrieben-gemalt, dass, wenn das »sch« für »schwer« stehe, es folgendermaßen sei: dreimal hintereinander ist ein »sch« gemalt,wohinter jeweils ein Bogen von fünf weißen Pfeilen wegschießt, eine Art »Schwuppzeichnung«, um zu betonen, dass er besonders »sch« war, womit ausgedrückt werden sollte: schwerst sensibel, schwul und alles, und wir gehen zu dem Platz von dem Praktikanten, wo er sein Zeug aufgebaut hat, aber da ist auf dem Bildschirm nur der Anfang von dem Text, und man kann nun den ganzen Text aufklappen, aber da steht dann dasselbe, dass er nichts macht und nichts machen will und nichts machen wird, der Text löst sich auf, indem er sich zeigt, auch indem er auf dem Bildschirm überhaupt ganz erscheint, erst überdeckt, also ein Teil des Textes überdeckt, dann ein Teil des Textes kurz erscheint, und dadurch ist klar, dass nichts ist, alles aufgelöst ist, aber das ist auch für Oumar Mariko selbst eine Überraschung und er ist sauer; der Text ist ganz verknubbelt reingedrückt, und wenn man ihn rausholt, ist klar, dass nichts ist, nichts drin steht, aber auch nichts geschieht, »foi7« • wenn man überhaupt irgendwo mitmacht, erzeugt das schon Misstrauen bei den Leuten, und zwei Mädchen im Dorf sind neben einem Baum, der vor einem Haus steht, an diesen angebunden, gefesselt und mit Moskitonetzen eingezäunt, sie lachen verlegen-verschämt das als normal hinnehmend und die Leute sehen tatenlos zu, Kinder laufen drumrum • eine Maschine, die die wesentlichen Teile von selbst schreibt, rauslappt, runterwickelt, und die Hauptteile sind jetzt auch alles schon mal geschrieben, die Maschine weiß zwar, was sie schreiben soll, kann praktisch Gedanken lesen, ist aber ansonsten relativ primitiv, ein schlichtes Modell • eine Frau sitzt vor dem Schreibtisch mit einem Radio oder einem elektronischen Gerät in der Hand, wartend, bis irgendeine Sendung losgeht, und dann kommt ein ganz furchtbarer, abgehackter Piepton und eine Stimme, die fragt: »was veranlasst einen Menschen, sich so einen scheußlichen Ton anzuhören, um fernsehgucken zu können?«, aber dann sitze ich selber vor diesem langen Tisch, auf dem ein Fernseher steht, der irgendwie verbunden ist mit einem Autoarmaturenbrett – was darauf schließen lässt, dass das Ganze ein Auto ist –, auf das man seine Füße hoch- und ablegen kann und in dem zwei Mulden eingekerbt sind, die schon ganz ausgewetzt sind, weil Erika da ihre Füße immer draufgelegt hat als sie geguckt hat; ich frage mich, ob das nicht beim Autofahren stört, wenn das da schon richtig glänzend ausgewetzt ist, diese Fußabdrücke, aber das macht eigentlich gar nichts, ist im Grund nur eine ästhetische Geschichte und man kann eben total bequem da sitzen, die Beine hochmachen und fernsehgucken und dann beginnt die Serie, von der nach der dritten Einstellung klar ist, dass es eine Polizeiserie ist, denn man sieht drei junge Polizisten am Tisch sitzen, zwei Männer und eine Frau, und der links sitzende hat einen derart schlecht angeklebten Bart, dass es im Prinzip ein Skandal ist, man sieht ganz genau, wie unter dem Ohr die Gaze der Bartperücke sich schon löst – und nach außen wellt –, fast wie eine Großaufnahme da drauf, geradezu eine Provokation, Verarschung des Publikums, ich finde es unmöglich, dass so was durchgeht, und dann sagt die junge Polizistin auch noch, als die drei sich anfangen zu streiten, was man aber nicht genau verstehen kann, sich direkt ans Publikum wendend, also direkt in die Kamera abwiegelnd: »geht gleich weiter!« – habe vier A4-Seiten Traumnotizen gemacht und kann mir gar nicht vorstellen, wie viele Seiten das gibt, wenn ich das alles ausformuliere, oben überlappen sich aber drei Strichcodeteile, zwei sind im Grund okay, aber der dritte ist praktisch nach oben verrutscht • freundliches Wiedersehen nach sehr langer Zeit; wir sitzen an einem langen Tisch nebeneinander und jeder hat einen schlichten Blechspind vor sich, mit offener Tür, in dem sein Zeug ist, das renoviert, neu aufgefüllt, auf Stand gebracht werden muss, und ich gebe der Bonne Farben raus, um die Fensterläden neu zu streichen, die vier von Sabines Zimmer, die von der Tür an leicht ansteigen, wobei sie mit dem Gelb beginnen soll, das sehr dunkel und ölig aussieht, wie die gelbe Druckertinte zum Selbstnachfüllen • Assa Niaré, jung und schlank, mit Kind auf dem Rücken, wird ganz zärtlich vom ihrem neuen Freund, der auch sehr jung und sehr sympathisch ist, auf den Kopf geküsst –

– drei kleine Mopeds, Plastikteilchen, komprimierte, aber bereits entzippte Teile, die die Notizen der letzten Monate darstellen, und hab dann noch zwei an der Seite, die auch für eine bestimmte Zeit stehen • sehe einen Übersetzungscomputer für »doitsche Hinlu«, was offenbar ein deutsch-hinduistischer Dialekt8 ist • ich habe jetzt eine Internetconnection, zu der man zu Fuß nur ein paar Meter von meiner Wohnung aus hochgehen kann, und mache da ein paar Korrekturen; es ist ein Café beziehungsweise es sind zwei Cafés, wo in dem einen Suppen ausgebreitet werden in vielen Schüsseln in einer Reihe, viele Frauen stehen da und beratschlagen, wie sie die Suppen anordnen sollen, und Valentin macht Theater, weil er beklaut wurde, aber dann stellt sich heraus, dass das, was angeblich geklaut wurde, im Schuh drin ist, und ich sage: »dann ist ja die Fahndung nach dem Geklauten obsolet, überflüssig geworden«, aber Valentin tut so, als hätte er das gar nicht gehört beziehungsweise hätte vorher gar nicht gesagt, dass da was geklaut worden ist, während in dem anderen Café Frauen Gymnastik machen, die gerade vorbei ist, weshalb sie zum Schlussritual am Boden sitzen, wobei hinten in der letzten Reihe am Rand auch ein junger Mann sitzt, der das Ganze wohl organisiert und gerade aufsteht, was das Zeichen für die anderen ist, auch aufzustehen, sich ein bisschen zu schütteln und auch rauszugehen, während die Bäckersfrau sagt, dass sie jetzt schnell das alles saubermachen muss und so weiter, aber ich gehe nur vorbei und dann raus, wo eine sehr schöne grünbraunrote Landschaft ist und gleich vor den beiden Cafés ein sehr schöner großer schattenspendender Baum, unter den ich mich setzen will, weil auch ein bisschen Sonne bis dahin scheint, weswegen ich mich da mit meinem Rechner hinsetzen will und ein bisschen arbeiten, aber dann gibt es ein großes Treffen mit Martin Lüdke und einem Assistenten in einem Souterrainraum, um über »es« zu reden; Lüdke ist sehr wohlwollend, hat sich schon eingelesen und findet es wohl gut, hat sich auf jeden Fall da schon ein wenig drum gekümmert, muss aber gleich wieder weg und ruft beim Weggehen jemanden an, um sich zu vergewissern, dass die Sachen, die geschickt wurden, auch gut angekommen sind, hat also gar keine Zeit, in das andere Buch, das ich ihm zeigen wollte, auch nur reinzusehen • wir haben eine Wasserversorgung mit drei großen Blecheimern, wie riesige Blechtöpfe, aber immerhin schon luxuriös • Interviewtreff mit einem kleinen dicken Journalisten in einem Souterrainraum wie bei Karin unten Ebbys Zimmer, ich sage: »es ist jetzt dreizehn Uhr, wir müssen schnell machen, ich hab noch nichts gegessen und muss auch noch weg« und er schlägt vor, doch durch die kleine Tür raus in das schmale Gärtchen zu gehen, was ich einigermaßen unpassend finde, denke: »es ist doch blöd, da im Garten von Karin und Ebby zu sein!«, will aber nicht unhöflich sein und mache mit, wobei sich rausstellt, dass draußen eine wunderschöne hügelige weite Landschaft ist, grünbraun arabisch afrikanisch, durch die wir sehr erfreut erstmal gehen und staunen über soviel Schönheit, und der Journalist ist eine Mischung aus Gabriele Riedle und Gabriele Riedl, mit der ich mich kopfschüttelnd über so viel Schönheit freue, da sehen wir am Himmel ein riesiges Fluggerät neben dem ein dickes altes Propellerflugzeug fliegt, gar nicht weit über dem Boden, und diese Flugmaschine besteht aus unzähligen langen schmalen Blechen, die irgendwie aneinandergeschweißt sind, eine altertümliche Blechkonstruktion, ganz unförmig, die gar keine klar erkennbare Form hat, aber fliegt, am Himmel trudelt, was aber auch etwas Tänzerisches, Flugschauartiges hat, wobei es von dem Propellerflugzeug umkreist wird, die beiden schlenkern und machen und tun da am blauen Himmel entlang, torkeln wie besoffen, teilweise so nah am Boden entlang, dass ich schon wieder denke, die stürzen gleich ab, also dass das Ganze vielleicht ein Traum sein könnte, aber ich bin ja mit Gabriele, die das ja auch sieht und anguckt, also kann es gar kein Traum sein oder wir müssten beide den gleichen haben, außerdem ist das Ganze ziemlich gefährlich, diese Dinger sind gefährlich, haben etwas Kriegsartiges, auch wenn es toll aussieht, wie ein perfektes Gesamtkunstwerk, ein erhebender Anblick über einer wunderschönen sandig hügeligen Landschaft, durch die wir weiter gehen, um einen Platz zu finden, an dem wir das Interview machen können, aber dann ist diese klapprige Blechkonstruktion, die wirklich riesig ist, tatsächlich abgestürzt oder auch nur gelandet, liegt jedenfalls jetzt da auf dem Boden hinter einem Hügel, über den ein Teil von der rostigen Konstruktion hinausragt, rüberlappt, wobei man genau sehen kann, aus was für einem Schrott das besteht, das andere Flugzeug ist weg, aber als ich weiterwill sagt Gabriele: »das ist jetzt aber hier eine ganz wichtige Stelle«, denn wir stehen vor einer bunkerartigen Ruine, die zwar aus dem Krieg ist, aber noch aktiv, sehr gefährlich, voller Gift oder Drogen, strahlt jedenfalls aus oder kann explodieren, sie will erst ganz mutig da drauf steigen, verliert aber schnell den Mut und will weggehen, woraufhin ich den dicken Macker spiele und meinerseits raufklettere – es passiert aber nichts und während ich eher ratlos da oben stehe, kommt eine andere Frau vorbei, womit nochmal bewiesen ist, dass das nicht gefährlich ist, aber sie geht weiter, hat mit uns nichts zu tun, woraufhin wir wieder zurückgehen und ich darauf bestehe, dass wir jetzt klären, ob das mit dem klapprigen Riesenfluggerät ein Traum war oder nicht, indem wir uns in dem Innenhof des Hauses, in dem dieser Souterrainraum ist, hinsetzen und unabhängig voneinander aufschreiben, was wir gesehen haben, und hinterher vergleichen, was wir geschrieben haben, aber dann fängt Gabriele, die jetzt mehr Riedl-artig ist und nackt dasitzt, an, eine ganz normale Geschichte zu schreiben, was sie auch noch anfängt, mir zu erzählen, ich bestehe aber darauf, dass wir nicht miteinander reden, weil wir uns dann doch gegenseitig beeinflussen, was sie bejaht, aber dann dazusagt: »auf jeden Fall ist es gut, dass du jetzt schon mal mein Kind kennen gelernt hast«, mit dem sie vorher da war und das etwas blöde in einem Kinderwagen lag, aber dann werde ich unterbrochen, weil ich ein anderes Interview geben soll, und habe Angst zu vergessen, was ich geträumt habe, dabei habe ich schon über drei Seiten A4 geschrieben, und dann fahr ich mit Batoma im Auto hinten weg, also wir sind beide hinten, nackt und sie will vögeln, was ich auch gut finde und wir fangen an, rumzumachen und aneinander rumzufummeln, wobei sie aber ihre Beine so weit auseinander und hoch spreizt, dass man es von außen sehen kann, was ich nicht so gut finde, sie lacht aber nur; es ist eine Gegend wie in München nach der Arnulfstraße, bei Nymphenburg neben dem botanischen Garten in Richtung Stuttgart, nur viel breiter, die Fahrradwege ausgebauter, auf denen wir dann fahren, nachdem wir ausgestiegen sind, und wir haben ein unglaubliches Tempo drauf auf dem Fahrrad, es sind ziemlich viele andere Fahrräder auch da und es ist auch ziemlich grüne Welle, aber wir fahren viel zu schnell, ich mit Batoma hinten drauf auf einem extra Radweg, einem mit roten Ziegelfliesen gepflasterten Radweg, der teilweise in Bögen ausschweift, breiter wird und zurückführt neben die Straße, und ich erzähle ihr, dass das hier in Deutschland so ist mit dem Wegen extra für die Fahrräder, was sie bewundert; das Fahrrad hat eine Wahnsinnsgangschaltung und -gängeübersetzung, wir rasen fast so schnell wie die Autos und ich muss mich kaum dabei anstrengen, aber als wir auf eine rote Ampel zufahren, versuche ich zu bremsen, es geht aber nicht, ich schaffe es beim besten Willen nicht, wir kommen immer näher und näher und das Fahrrad bremst nicht, bis ich es aufgebe und wir eben auf gut Glück über die Ampel rasen und tatsächlich kein Auto quer kommt, was mich ungemein erleichtert; und weiter vorne sind dann sogar kleine Autos bei uns auf dem Fahrradweg, winzig kleine Autos, wie Bobby-Cars, aber echte Autos mit kleinen Menschen drin, die freilich trotzdem nicht da fahren dürfen und uns den Platz wegnehmen, wo sich sowieso schon so viele Fahrräder drängeln, weswegen ich mich ziemlich aufrege und Batoma mir zustimmt: »a mayin!9«, sagt, wir rasen aber so schnell, dass wir auch an denen vorbeifahren, sind dann auch bald schon Richtung Stuttgart auf dem weiten Land –

 

– der neue Titel der »Großen Sirte«: »Gadhafi stirbt so liebenswert«; warte auf der Straße auf irgend eine Frau von mir, die Einblick in meine Dateien bekommen hat, die in einer Art viereckigem Kasten sind und die renouvelliert werden müssen und wo man gucken muss, dass man den Zeiten entsprechend alles politisch richtig und nicht einfach so neu macht und daher über die ganzen Dateien von Madu zumindest mal einen Überzug macht, aber über meine auch in Bezug auf das Libyenbuch, im Prinzip alles mit neuen Klamotten, aber es ist eigentlich überflüssig, alles zu machen, weil nur die Gadhafi Stelle neu gemacht werden muss, weil die doch schon versaut ist »à cause de Kadhafi« • Besuch von einer störenden Gruppe in unserer riesigen Wohnung im sechsten Stock, ich bin schon total müde und sitze fast schlafend in mich zusammengesunken auf einem Stuhl, und da kommen diese Leute ganz aufgekratzt von einer Fete, und eine Frau von denen, die ich von irgendwoher kenne, sie könnte Nicki, die Musikerin sein, ist es aber nicht, es ist irgend so eine Zeitgeisttussi und sie tippt mich an die Schulter, will mich sozusagen aufwecken, was an sich schon eine Unverschämtheit ist, und sie sagt dann, dass sie erstmal nach London fliegen muss und wieder zurück, bevor sie ihre Schminke so weit reduzieren lässt auf das Niveau, das bei uns üblich ist beziehungsweise wie es sich bei uns gehört, und ich sage dann: »das ist nicht nötig!«, sie könne sie auch drauf lassen: »wir machen keine Abschminkerei zur Bedingung«, aber nachdem sie mich schon mal wach bekommen hat, geh ich dann rüber-runter aufs Klo, pinkeln, ein schickes neues sauberes Klo, weitläufig und großzügig gebaut, und gehe dann wieder hoch in unsere Wohnung, wo eine andere Frau im Bett liegt, die sich auch von den Gästen gestört fühlt, weil sie schlafen will, mit der ich mir sofort einig bin, weshalb wir über die Leute lästern, wobei ich sofort sehr geil auf diese Frau werde, aber dann sagen die Leute zum Glück, dass sie gleich gehen wollen, woraufhin ich der Frau im Bett einen Kuss gebe, der sich zu einem Zungenkuss ausweitet und ziemlich heftig wird und mich rasend geil macht, aber sie auch, so dass sie, und zwar noch bevor ich selbst dazukomme, was zu sagen, sagt: »komm doch rüber zu mir!, ich komm gleich rüber zu dir«, aber dann gehe ich nochmal den ganzen langen Gang bis zur Wohnungstür durch diese Altbauwohnung im obersten Stock, von der man auszugsweise, ausschnittweise über die ganze Stadt gucken kann, zur Wohnungstür, um nachzuprüfen, ob sie auch wirklich abgeschlossen ist, damit uns niemand bei Vögeln stören kann, sehe dann auf dem Gang draußen kurz eine Frau, die zum Fenster rausschaut, und beim Zurückgehen sehe ich, wie die Frau zu mir rüberkommt und sich dabei erst ganz auszieht und dabei über dieses blöde Kommuneleben lästert, über diese Leute, die so tun, als seien sie alle ganz frei, dabei sind sie in Wirklichkeit ganz konventionell in ihre Sitten und Gebräuche eingebunden {wo ich auf der Bergkuppe war und es so schräg runterging, Leute entgegenkamen und klar war, dass ich zu spät dran bin; dieses flache aus am Hang, dessen Pläne ich kannte und das ich dann wieder sah als es fertig war} • ich markiere einen ganzen Bereich der Wohnung wie auf dem Computer und bin froh, dass ich da Sabine eintragen kann • sind auf einer langen Urlaubsreise, machen an einer Autobahnraststätte Halt und es scheint dort die Grenze zu sein; der Typ rast ziemlich und es regnet, aber es wird schon irgendwie gehen, auch wenn ich teilweise ein mulmiges Gefühl habe, aber wie dann nach langem Hin und Her alles fertig ist und wir losfahren wollen, muss ich doch erstmal nochmal scheißen und sage den anderen, dass sie warten sollen, gehe aufs Klos und hab Angst, dass ich nicht richtig scheißen kann, obwohl ich muss und es peinlich ist, weil die anderen warten und ich nicht komme, kriege dann meine Hose schlecht runter, habe zwei Unterhosen an, die kleben und nur schwer wegzukriegen sind, aber wie ich dann endlich sitze, scheiße ich total befriedigend eine riesen Wurst, die ich im Klobecken gespiegelt sehe, was mich noch mehr befriedigt, und dann gehe ich wahnsinnig erleichtert zu den anderen zurück • ich kriege nach endlosem Gezocke die ganze Liste von den Namen nochmal neu, das erleichtert mir sehr die Arbeit, Katharina ist auch dabei, macht dabei auch Werbung für einen anderen neuen Film, bei dem sie mitspielt, zusammen mit einer anderen Frau, die aber ziemlich blöd ist –